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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 24. Leipzig (Sachsen), 17. Juni 1843.

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[Beginn Spaltensatz] Vereinigungspunkte, wo sie ihre Niederlagen halten und
sich über ihre Unternehmungen verständigen. Die Slo-
waken aus dem Marktflecken Zneo=Varalya und einigen
umliegenden Dörfern verlassen jährlich ihre Heimat mit
400 Wagen, deren jeder eine Waarenladung im Werthe
von 4000 Thalern und darüber enthält. Die Waaren,
ausschließlich wiener Fabrikate, werden von den Hau-
sirern selbst in Wien angekauft und umfassen Seiden-
stoffe, glatte gewebte Wollenwaaren, echte und unechte
Granaten, Decken, Zwirnspitzen, Tüll, Seidenbänder,
Heiligenbilder und Kupferstiche, Canevas, Rasirmesser,
Shawls, Organtine, feine Leinwand, schwarze, seidene
Halstücher. Galacz ist die erste Station, wo sich ein
Theil der Hausirer nach Trapezunt einschifft, um von
da seine Wanderungen nach den russisch=asiatischen Pro-
vinzen fortzusetzen. Die slowakischen Hausirer werden
in Rußland gern gesehen, weil sie sich in ihrem slavi-
schen Jdiom leicht verständlich machen können. Der
Zoll an der russischen Grenze ist sehr hoch, denn ein
Pfund Seide ist z. B. mit 16 Silberrubeln besteuert.
Man kann darnach leicht ermessen, wie theuer die Waa-
ren bezahlt werden müssen, wenn den Slowaken nach
Abzug des Zolls und allen Spesen noch ein Gewinn
in baarem Gelde bleiben soll. Glatte und gewirkte
Seidenstoffe werden in den asiatischen Provinzen ge-
wöhnlich mit dem Vierfachen des Ankaufspreises bezahlt.
Einen bedeutenden Gewinn werfen die falschen böhmischen
Granaten ab, welche vorzüglich in Jmeretien, Georgien
u. s. w. sehr geschätzt sind.



Wirkung des aufgehobenen Negerhandels.

Die englische Civilisationsgesellschaft hat nach dem Mis-
lingen der Nigerexpedition den Beschluß gefaßt, zur Cul-
tivirung des Jnnern von Afrika die gegenwärtig unter
der Leitung von Methodisten=Missionaren an den Mün-
dungen des Niger stattfindenden Ackerbauversuche zu un-
terstützen, willige und taugliche Neger aus Westindien in
mechanischen Künsten, im Gebrauche des Pflugs und
vorzüglich in der Arzneiwissenschaft unterrichten zu lassen,
baldigst eine eigene Niederlassung für sie auf der afrika-
nischen Küste zu gründen und von da aus schwarze Leh-
rer in das Jnnere zu senden. Die Könige von Barra
und Kombo am Gambia, sowie der König von Ashanti
haben bereits dem Sklavenhandel entsagt und suchen sich
durch Landesproducte zu verschaffen, was sie sonst durch
Sklaven erlangten. Statt der Sklavenkaravanen sieht
man jetzt große Züge von Palmölverkäufern an den Ni-
ger kommen. Jm J. 1842 kamen 500,000 Centner
Palmöl nach England, 1827 nur 98,070.



Der heilbringende Säbel.
( Fortsetzung aus Nr. 23. )

Martha kehrte nun in ihr Dorf zurück. Aber hier
sah es traurig aus. Obgleich es nicht abgebrannt war,
so war doch nichts von ihm übriggeblieben als die
Mauern. Alles Übrige hatte man ins russische Lager
geschleppt und dort verbrannt. Was nicht verbrannt
worden war, hatten die gleich nach der Schlacht in das
Dorf zurückgekehrten Landleute wieder aus dem Lager
geholt und sich daraus Hütten aufgebaut, die an die
Baukunst der Urzeit erinnerten, wo man bei seinen
Bauten keinen andern Zweck hatte, als sich vor Wind,
Wetter und wilden Thieren zu schützen. Martha nahm
[Spaltenumbruch] ihre Wohnung in der bedacht gebliebenen Mühle, deren
Besitzer ihr gleich nach der Schlacht verschiedene Grund-
stücke abgekauft, aber noch nicht bezahlt hatte. Das war
eine große Wohlthat für sie, denn sie wäre schwerlich
mit einer Hütte zu Stande gekommen, da fremde
Hände schwer zu haben waren und ihre eigene Kraft
nicht hinreichte. Das wenige Geld, über das sie verfü-
gen konnte, wendete sie zur Anschaffung von Spinnrä-
dern an.

Der Müller hatte ihr ein großes Zimmer mit einer
daranstoßenden großen Kammer eingeräumt, aber sowol
im Zimmer als in der Kammer fehlten die Dielen,
ebenso alle möglichen Möbeln. An Tische, Stühle und
Bettstellen war nicht zu denken. Doch in Kurzem war
Stube und Kammer mit Allem, was sie bedurfte, ver-
sehen; freilich sah es nicht elegant aus, aber es ent-
sprach seinem Zwecke. Jn einem Winkel ihres Kellers
waren einige alte Sauerkrautfässer stehen geblieben und
auf dem feuchten Boden desselben fanden sich noch ei-
nige Breter. Davon errichtete sie ihren Sitzapparat.
Die alten Fässer wurden in die Stube gebracht, die
Breter gereinigt, getrocknet und dann auf die Fässer
gelegt und boten so einem ganzen Dutzend von Perso-
nen Plätze zum Sitzen. Ebenso sinnreich wurde der Bo-
den der Kammer eingerichtet: ein Dutzend Körbe Moos,
das ihr die Kinder aus dem Walde holten, einige
Schütten Stroh, darüber ein Betttuch und darauf ei-
nige Federbetten reichten hin, ein Lager zu Stande zu
bringen, auf dem sie mit ihren Kindern sanfter schlief
als mancher Graf und Fürst auf sybaritischen Flaumen-
pfühlen. Ein paar irdene Töpfe und Schüsseln und
fünf blecherne Löffel machten das Küchen= und Tafelge-
schirr aus; die Bank mußte zugleich die Stelle des Ti-
sches vertreten. Zur Fristung des Lebens ist in der
That nicht so viel nöthig als man glaubt, wenn man
sich in die Umstände zu schicken weiß. Das erkannte
Martha jetzt klarer als je. Der Verkauf des Gespinn-
stes, das sie mit ihren fünf Kindern wöchentlich zusam-
menspann, deckte alle ihre Bedürfnisse. Die Kinder ge-
diehen jetzt nicht minder, als in der Zeit, wo sie noch
auf schön gearbeiteten eichenen Stühlen um den mit
blauem Zwillich gedeckten großen Tisch täglich ihren Ma-
gen füllten, und ihre Herzen waren nicht ärmer gewor-
den an Genüssen. Mit mehr Recht hätte man sagen
können, daß sie reicher geworden wären, denn so manche
Beschäftigung, zu der sie die Noth zwang, erwies sich
für sie als eine Quelle der höchsten Genüsse. Solche
Beschäftigungen hatten immer den Zweck, das Haus
mit Vorräthen zu versorgen. Erst suchten sie Moos,
später Heidelbeeren, Pilze und Holz für den Winter.
Welch eine Lust, wenn eins in seinen Nachforschungen
besonders glücklich war. Das gab Wochen lang Stoff zu
den angenehmsten Erinnerungen. Und wie behagte ih-
nen das Lager, das Essen, die Wärme, wenn sie daran
dachten, daß es ohne ihre Beihülfe bei weitem nicht so
gut ausgefallen sein würde.

Einst, es war bereits der Herbst eingetreten, schweifte
Handri im Walde umher und suchte Pilze und dürre
Reiser; da trat er auf etwas Hartes. Die Härte war
ganz eigenthümlich. Es konnte weder Holz noch Stein
sein. Er untersuchte und fand einen Säbel mit einem
schönen vergoldeten Griffe, auf dem feingearbeiteten
Korbe waren allerlei Figuren eingegraben und die Klinge
noch so blank, als wenn sie eben erst aus der Scheide
gezogen worden wäre. Handri jubelte hoch auf über
den glänzenden Fund und begann als ein zweiter Bra-
marbas, mit der langarmigen Nachbarschaft einen bluti-
gen Kampf. So wahr ist es, daß das Werkzeug zum
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Vereinigungspunkte, wo sie ihre Niederlagen halten und
sich über ihre Unternehmungen verständigen. Die Slo-
waken aus dem Marktflecken Zneo=Varalya und einigen
umliegenden Dörfern verlassen jährlich ihre Heimat mit
400 Wagen, deren jeder eine Waarenladung im Werthe
von 4000 Thalern und darüber enthält. Die Waaren,
ausschließlich wiener Fabrikate, werden von den Hau-
sirern selbst in Wien angekauft und umfassen Seiden-
stoffe, glatte gewebte Wollenwaaren, echte und unechte
Granaten, Decken, Zwirnspitzen, Tüll, Seidenbänder,
Heiligenbilder und Kupferstiche, Canevas, Rasirmesser,
Shawls, Organtine, feine Leinwand, schwarze, seidene
Halstücher. Galacz ist die erste Station, wo sich ein
Theil der Hausirer nach Trapezunt einschifft, um von
da seine Wanderungen nach den russisch=asiatischen Pro-
vinzen fortzusetzen. Die slowakischen Hausirer werden
in Rußland gern gesehen, weil sie sich in ihrem slavi-
schen Jdiom leicht verständlich machen können. Der
Zoll an der russischen Grenze ist sehr hoch, denn ein
Pfund Seide ist z. B. mit 16 Silberrubeln besteuert.
Man kann darnach leicht ermessen, wie theuer die Waa-
ren bezahlt werden müssen, wenn den Slowaken nach
Abzug des Zolls und allen Spesen noch ein Gewinn
in baarem Gelde bleiben soll. Glatte und gewirkte
Seidenstoffe werden in den asiatischen Provinzen ge-
wöhnlich mit dem Vierfachen des Ankaufspreises bezahlt.
Einen bedeutenden Gewinn werfen die falschen böhmischen
Granaten ab, welche vorzüglich in Jmeretien, Georgien
u. s. w. sehr geschätzt sind.



Wirkung des aufgehobenen Negerhandels.

Die englische Civilisationsgesellschaft hat nach dem Mis-
lingen der Nigerexpedition den Beschluß gefaßt, zur Cul-
tivirung des Jnnern von Afrika die gegenwärtig unter
der Leitung von Methodisten=Missionaren an den Mün-
dungen des Niger stattfindenden Ackerbauversuche zu un-
terstützen, willige und taugliche Neger aus Westindien in
mechanischen Künsten, im Gebrauche des Pflugs und
vorzüglich in der Arzneiwissenschaft unterrichten zu lassen,
baldigst eine eigene Niederlassung für sie auf der afrika-
nischen Küste zu gründen und von da aus schwarze Leh-
rer in das Jnnere zu senden. Die Könige von Barra
und Kombo am Gambia, sowie der König von Ashanti
haben bereits dem Sklavenhandel entsagt und suchen sich
durch Landesproducte zu verschaffen, was sie sonst durch
Sklaven erlangten. Statt der Sklavenkaravanen sieht
man jetzt große Züge von Palmölverkäufern an den Ni-
ger kommen. Jm J. 1842 kamen 500,000 Centner
Palmöl nach England, 1827 nur 98,070.



Der heilbringende Säbel.
( Fortsetzung aus Nr. 23. )

Martha kehrte nun in ihr Dorf zurück. Aber hier
sah es traurig aus. Obgleich es nicht abgebrannt war,
so war doch nichts von ihm übriggeblieben als die
Mauern. Alles Übrige hatte man ins russische Lager
geschleppt und dort verbrannt. Was nicht verbrannt
worden war, hatten die gleich nach der Schlacht in das
Dorf zurückgekehrten Landleute wieder aus dem Lager
geholt und sich daraus Hütten aufgebaut, die an die
Baukunst der Urzeit erinnerten, wo man bei seinen
Bauten keinen andern Zweck hatte, als sich vor Wind,
Wetter und wilden Thieren zu schützen. Martha nahm
[Spaltenumbruch] ihre Wohnung in der bedacht gebliebenen Mühle, deren
Besitzer ihr gleich nach der Schlacht verschiedene Grund-
stücke abgekauft, aber noch nicht bezahlt hatte. Das war
eine große Wohlthat für sie, denn sie wäre schwerlich
mit einer Hütte zu Stande gekommen, da fremde
Hände schwer zu haben waren und ihre eigene Kraft
nicht hinreichte. Das wenige Geld, über das sie verfü-
gen konnte, wendete sie zur Anschaffung von Spinnrä-
dern an.

Der Müller hatte ihr ein großes Zimmer mit einer
daranstoßenden großen Kammer eingeräumt, aber sowol
im Zimmer als in der Kammer fehlten die Dielen,
ebenso alle möglichen Möbeln. An Tische, Stühle und
Bettstellen war nicht zu denken. Doch in Kurzem war
Stube und Kammer mit Allem, was sie bedurfte, ver-
sehen; freilich sah es nicht elegant aus, aber es ent-
sprach seinem Zwecke. Jn einem Winkel ihres Kellers
waren einige alte Sauerkrautfässer stehen geblieben und
auf dem feuchten Boden desselben fanden sich noch ei-
nige Breter. Davon errichtete sie ihren Sitzapparat.
Die alten Fässer wurden in die Stube gebracht, die
Breter gereinigt, getrocknet und dann auf die Fässer
gelegt und boten so einem ganzen Dutzend von Perso-
nen Plätze zum Sitzen. Ebenso sinnreich wurde der Bo-
den der Kammer eingerichtet: ein Dutzend Körbe Moos,
das ihr die Kinder aus dem Walde holten, einige
Schütten Stroh, darüber ein Betttuch und darauf ei-
nige Federbetten reichten hin, ein Lager zu Stande zu
bringen, auf dem sie mit ihren Kindern sanfter schlief
als mancher Graf und Fürst auf sybaritischen Flaumen-
pfühlen. Ein paar irdene Töpfe und Schüsseln und
fünf blecherne Löffel machten das Küchen= und Tafelge-
schirr aus; die Bank mußte zugleich die Stelle des Ti-
sches vertreten. Zur Fristung des Lebens ist in der
That nicht so viel nöthig als man glaubt, wenn man
sich in die Umstände zu schicken weiß. Das erkannte
Martha jetzt klarer als je. Der Verkauf des Gespinn-
stes, das sie mit ihren fünf Kindern wöchentlich zusam-
menspann, deckte alle ihre Bedürfnisse. Die Kinder ge-
diehen jetzt nicht minder, als in der Zeit, wo sie noch
auf schön gearbeiteten eichenen Stühlen um den mit
blauem Zwillich gedeckten großen Tisch täglich ihren Ma-
gen füllten, und ihre Herzen waren nicht ärmer gewor-
den an Genüssen. Mit mehr Recht hätte man sagen
können, daß sie reicher geworden wären, denn so manche
Beschäftigung, zu der sie die Noth zwang, erwies sich
für sie als eine Quelle der höchsten Genüsse. Solche
Beschäftigungen hatten immer den Zweck, das Haus
mit Vorräthen zu versorgen. Erst suchten sie Moos,
später Heidelbeeren, Pilze und Holz für den Winter.
Welch eine Lust, wenn eins in seinen Nachforschungen
besonders glücklich war. Das gab Wochen lang Stoff zu
den angenehmsten Erinnerungen. Und wie behagte ih-
nen das Lager, das Essen, die Wärme, wenn sie daran
dachten, daß es ohne ihre Beihülfe bei weitem nicht so
gut ausgefallen sein würde.

Einst, es war bereits der Herbst eingetreten, schweifte
Handri im Walde umher und suchte Pilze und dürre
Reiser; da trat er auf etwas Hartes. Die Härte war
ganz eigenthümlich. Es konnte weder Holz noch Stein
sein. Er untersuchte und fand einen Säbel mit einem
schönen vergoldeten Griffe, auf dem feingearbeiteten
Korbe waren allerlei Figuren eingegraben und die Klinge
noch so blank, als wenn sie eben erst aus der Scheide
gezogen worden wäre. Handri jubelte hoch auf über
den glänzenden Fund und begann als ein zweiter Bra-
marbas, mit der langarmigen Nachbarschaft einen bluti-
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( Fortsetzung aus Nr. 23. )<note type="editorial">Die Ausgabe, die den 4. Teil, des Artikel enthält, fehlt. <ref target="nn_pfennig022_1843#Saebel3">Die Ausgabe mit dem 3. Teil ist vorhanden.</ref></note></head><lb/>
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Der Zoll an der russischen Grenze ist sehr hoch, denn ein Pfund Seide ist z. B. mit 16 Silberrubeln besteuert. Man kann darnach leicht ermessen, wie theuer die Waa- ren bezahlt werden müssen, wenn den Slowaken nach Abzug des Zolls und allen Spesen noch ein Gewinn in baarem Gelde bleiben soll. Glatte und gewirkte Seidenstoffe werden in den asiatischen Provinzen ge- wöhnlich mit dem Vierfachen des Ankaufspreises bezahlt. Einen bedeutenden Gewinn werfen die falschen böhmischen Granaten ab, welche vorzüglich in Jmeretien, Georgien u. s. w. sehr geschätzt sind. Wirkung des aufgehobenen Negerhandels. Die englische Civilisationsgesellschaft hat nach dem Mis- lingen der Nigerexpedition den Beschluß gefaßt, zur Cul- tivirung des Jnnern von Afrika die gegenwärtig unter der Leitung von Methodisten=Missionaren an den Mün- dungen des Niger stattfindenden Ackerbauversuche zu un- terstützen, willige und taugliche Neger aus Westindien in mechanischen Künsten, im Gebrauche des Pflugs und vorzüglich in der Arzneiwissenschaft unterrichten zu lassen, baldigst eine eigene Niederlassung für sie auf der afrika- nischen Küste zu gründen und von da aus schwarze Leh- rer in das Jnnere zu senden. Die Könige von Barra und Kombo am Gambia, sowie der König von Ashanti haben bereits dem Sklavenhandel entsagt und suchen sich durch Landesproducte zu verschaffen, was sie sonst durch Sklaven erlangten. Statt der Sklavenkaravanen sieht man jetzt große Züge von Palmölverkäufern an den Ni- ger kommen. Jm J. 1842 kamen 500,000 Centner Palmöl nach England, 1827 nur 98,070. Der heilbringende Säbel. ( Fortsetzung aus Nr. 23. ) Martha kehrte nun in ihr Dorf zurück. Aber hier sah es traurig aus. Obgleich es nicht abgebrannt war, so war doch nichts von ihm übriggeblieben als die Mauern. Alles Übrige hatte man ins russische Lager geschleppt und dort verbrannt. Was nicht verbrannt worden war, hatten die gleich nach der Schlacht in das Dorf zurückgekehrten Landleute wieder aus dem Lager geholt und sich daraus Hütten aufgebaut, die an die Baukunst der Urzeit erinnerten, wo man bei seinen Bauten keinen andern Zweck hatte, als sich vor Wind, Wetter und wilden Thieren zu schützen. Martha nahm ihre Wohnung in der bedacht gebliebenen Mühle, deren Besitzer ihr gleich nach der Schlacht verschiedene Grund- stücke abgekauft, aber noch nicht bezahlt hatte. Das war eine große Wohlthat für sie, denn sie wäre schwerlich mit einer Hütte zu Stande gekommen, da fremde Hände schwer zu haben waren und ihre eigene Kraft nicht hinreichte. Das wenige Geld, über das sie verfü- gen konnte, wendete sie zur Anschaffung von Spinnrä- dern an. Der Müller hatte ihr ein großes Zimmer mit einer daranstoßenden großen Kammer eingeräumt, aber sowol im Zimmer als in der Kammer fehlten die Dielen, ebenso alle möglichen Möbeln. An Tische, Stühle und Bettstellen war nicht zu denken. Doch in Kurzem war Stube und Kammer mit Allem, was sie bedurfte, ver- sehen; freilich sah es nicht elegant aus, aber es ent- sprach seinem Zwecke. Jn einem Winkel ihres Kellers waren einige alte Sauerkrautfässer stehen geblieben und auf dem feuchten Boden desselben fanden sich noch ei- nige Breter. Davon errichtete sie ihren Sitzapparat. Die alten Fässer wurden in die Stube gebracht, die Breter gereinigt, getrocknet und dann auf die Fässer gelegt und boten so einem ganzen Dutzend von Perso- nen Plätze zum Sitzen. Ebenso sinnreich wurde der Bo- den der Kammer eingerichtet: ein Dutzend Körbe Moos, das ihr die Kinder aus dem Walde holten, einige Schütten Stroh, darüber ein Betttuch und darauf ei- nige Federbetten reichten hin, ein Lager zu Stande zu bringen, auf dem sie mit ihren Kindern sanfter schlief als mancher Graf und Fürst auf sybaritischen Flaumen- pfühlen. Ein paar irdene Töpfe und Schüsseln und fünf blecherne Löffel machten das Küchen= und Tafelge- schirr aus; die Bank mußte zugleich die Stelle des Ti- sches vertreten. Zur Fristung des Lebens ist in der That nicht so viel nöthig als man glaubt, wenn man sich in die Umstände zu schicken weiß. Das erkannte Martha jetzt klarer als je. Der Verkauf des Gespinn- stes, das sie mit ihren fünf Kindern wöchentlich zusam- menspann, deckte alle ihre Bedürfnisse. Die Kinder ge- diehen jetzt nicht minder, als in der Zeit, wo sie noch auf schön gearbeiteten eichenen Stühlen um den mit blauem Zwillich gedeckten großen Tisch täglich ihren Ma- gen füllten, und ihre Herzen waren nicht ärmer gewor- den an Genüssen. Mit mehr Recht hätte man sagen können, daß sie reicher geworden wären, denn so manche Beschäftigung, zu der sie die Noth zwang, erwies sich für sie als eine Quelle der höchsten Genüsse. Solche Beschäftigungen hatten immer den Zweck, das Haus mit Vorräthen zu versorgen. Erst suchten sie Moos, später Heidelbeeren, Pilze und Holz für den Winter. Welch eine Lust, wenn eins in seinen Nachforschungen besonders glücklich war. Das gab Wochen lang Stoff zu den angenehmsten Erinnerungen. Und wie behagte ih- nen das Lager, das Essen, die Wärme, wenn sie daran dachten, daß es ohne ihre Beihülfe bei weitem nicht so gut ausgefallen sein würde. Einst, es war bereits der Herbst eingetreten, schweifte Handri im Walde umher und suchte Pilze und dürre Reiser; da trat er auf etwas Hartes. Die Härte war ganz eigenthümlich. Es konnte weder Holz noch Stein sein. Er untersuchte und fand einen Säbel mit einem schönen vergoldeten Griffe, auf dem feingearbeiteten Korbe waren allerlei Figuren eingegraben und die Klinge noch so blank, als wenn sie eben erst aus der Scheide gezogen worden wäre. Handri jubelte hoch auf über den glänzenden Fund und begann als ein zweiter Bra- marbas, mit der langarmigen Nachbarschaft einen bluti- gen Kampf. So wahr ist es, daß das Werkzeug zum

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 24. Leipzig (Sachsen), 17. Juni 1843, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig024_1843/5>, abgerufen am 21.11.2024.