Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 25. Leipzig (Sachsen), 24. Juni 1843.

Bild:
erste Seite
nächste Seite >>
Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.

Nr. 25. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 24. Juni 1843.

Graf von Benningsen.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieser berühmte russische General ist von Geburt ein
Deutscher. Er wurde im J. 1745 zu Braunschweig
geboren und trat, als er zehn Jahre alt war, da das
Stammgut seiner Familie, Banteln, zu Hanover gehörte,
in das Pagencorps König Georg's II. und aus diesem
als Lieutenant in die hanöversche Fußgarde. Er gehört
zu den Militairs, welche an allen wichtigen politischen
Erscheinungen, die seit dem siebenjährigen Kriege Europa
in Bewegung gesetzt haben, thätigen Antheil nahmen. Als
hanöverscher Lieutenant machte er die letzten Feldzüge des
siebenjährigen Kriegs mit, ohne jedoch eine besondere Nei-
gung für den Soldatenstand an den Tag zu legen.
Seine Bekannten wunderten sich daher gar nicht, daß
er, als er durch den Tod seines Vaters zum Besitze
der Familiengüter desselben kam, Abschied nahm. Er
vermählte sich bald darauf und lebte mit solchem Auf-
wande, daß seine Vermögensumstände in Zerrüttung ge-
[Spaltenumbruch] riethen; dies bewog ihn, zum Soldatenstande zurückzukeh-
ren. Mit einem Obristlieutenantspatent, das er sich
durch seine Freunde verschafft hatte, ausgerüstet, trat er
in russische Dienste und wurde bei der leichten Reiterei
gleich als Major angestellt; doch fand er lange keine
Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, erst in dem im
J. 1787 erneuten Türkenkriege, in welchem er der Be-
lagerung und blutigen Erstürmung von Oczakow bei-
wohnte, zog er die Aufmerksamkeit der Regierung auf
sich und erhielt im J. 1793 den Oberbefehl eines Corps
gegen die Polen, mit welchem er zunächst in Lithauen
verschiedene Siege erfocht und die zweite Theilung von
Polen mit durchsetzen half. Ebenso war er bei der
Schlachten thätig, welche im J. 1795 die dritte und
letzte Theilung Polens herbeiführten. Jetzt wurde Ben-
ningsen auf einen andern Schauplatz geführt. Der seit
1779 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg in Persien gab
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.

Nr. 25. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 24. Juni 1843.

Graf von Benningsen.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Dieser berühmte russische General ist von Geburt ein
Deutscher. Er wurde im J. 1745 zu Braunschweig
geboren und trat, als er zehn Jahre alt war, da das
Stammgut seiner Familie, Banteln, zu Hanover gehörte,
in das Pagencorps König Georg's II. und aus diesem
als Lieutenant in die hanöversche Fußgarde. Er gehört
zu den Militairs, welche an allen wichtigen politischen
Erscheinungen, die seit dem siebenjährigen Kriege Europa
in Bewegung gesetzt haben, thätigen Antheil nahmen. Als
hanöverscher Lieutenant machte er die letzten Feldzüge des
siebenjährigen Kriegs mit, ohne jedoch eine besondere Nei-
gung für den Soldatenstand an den Tag zu legen.
Seine Bekannten wunderten sich daher gar nicht, daß
er, als er durch den Tod seines Vaters zum Besitze
der Familiengüter desselben kam, Abschied nahm. Er
vermählte sich bald darauf und lebte mit solchem Auf-
wande, daß seine Vermögensumstände in Zerrüttung ge-
[Spaltenumbruch] riethen; dies bewog ihn, zum Soldatenstande zurückzukeh-
ren. Mit einem Obristlieutenantspatent, das er sich
durch seine Freunde verschafft hatte, ausgerüstet, trat er
in russische Dienste und wurde bei der leichten Reiterei
gleich als Major angestellt; doch fand er lange keine
Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, erst in dem im
J. 1787 erneuten Türkenkriege, in welchem er der Be-
lagerung und blutigen Erstürmung von Oczakow bei-
wohnte, zog er die Aufmerksamkeit der Regierung auf
sich und erhielt im J. 1793 den Oberbefehl eines Corps
gegen die Polen, mit welchem er zunächst in Lithauen
verschiedene Siege erfocht und die zweite Theilung von
Polen mit durchsetzen half. Ebenso war er bei der
Schlachten thätig, welche im J. 1795 die dritte und
letzte Theilung Polens herbeiführten. Jetzt wurde Ben-
ningsen auf einen andern Schauplatz geführt. Der seit
1779 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg in Persien gab
[Ende Spaltensatz] 

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="[193]"/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main"> <hi rendition="#c #fr">Das Pfennig=Magazin<lb/>
für<lb/><hi rendition="#g">Belehrung und Unterhaltung</hi>.</hi> </titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <docImprint><hi rendition="#fr">Nr</hi>. 25. ] <hi rendition="#c">Neue Folge. Erster Jahrgang.</hi><docDate><hi rendition="#right">[ 24. <hi rendition="#g">Juni</hi> 1843.</hi></docDate></docImprint>
      </titlePage><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Graf von Benningsen.</hi> </head><lb/>
        <figure/><lb/>
        <cb type="start"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ieser berühmte russische General ist von Geburt ein<lb/>
Deutscher. Er wurde im J. 1745 zu Braunschweig<lb/>
geboren und trat, als er zehn Jahre alt war, da das<lb/>
Stammgut seiner Familie, Banteln, zu Hanover gehörte,<lb/>
in das Pagencorps König Georg's <hi rendition="#aq">II</hi>. und aus diesem<lb/>
als Lieutenant in die hanöversche Fußgarde. Er gehört<lb/>
zu den Militairs, welche an allen wichtigen politischen<lb/>
Erscheinungen, die seit dem siebenjährigen Kriege Europa<lb/>
in Bewegung gesetzt haben, thätigen Antheil nahmen. Als<lb/>
hanöverscher Lieutenant machte er die letzten Feldzüge des<lb/>
siebenjährigen Kriegs mit, ohne jedoch eine besondere Nei-<lb/>
gung für den Soldatenstand an den Tag zu legen.<lb/>
Seine Bekannten wunderten sich daher gar nicht, daß<lb/>
er, als er durch den Tod seines Vaters zum Besitze<lb/>
der Familiengüter desselben kam, Abschied nahm. Er<lb/>
vermählte sich bald darauf und lebte mit solchem Auf-<lb/>
wande, daß seine Vermögensumstände in Zerrüttung ge-<lb/><cb n="2"/>
riethen; dies bewog ihn, zum Soldatenstande zurückzukeh-<lb/>
ren. Mit einem Obristlieutenantspatent, das er sich<lb/>
durch seine Freunde verschafft hatte, ausgerüstet, trat er<lb/>
in russische Dienste und wurde bei der leichten Reiterei<lb/>
gleich als Major angestellt; doch fand er lange keine<lb/>
Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, erst in dem im<lb/>
J. 1787 erneuten Türkenkriege, in welchem er der Be-<lb/>
lagerung und blutigen Erstürmung von Oczakow bei-<lb/>
wohnte, zog er die Aufmerksamkeit der Regierung auf<lb/>
sich und erhielt im J. 1793 den Oberbefehl eines Corps<lb/>
gegen die Polen, mit welchem er zunächst in Lithauen<lb/>
verschiedene Siege erfocht und die zweite Theilung von<lb/>
Polen mit durchsetzen half. Ebenso war er bei der<lb/>
Schlachten thätig, welche im J. 1795 die dritte und<lb/>
letzte Theilung Polens herbeiführten. Jetzt wurde Ben-<lb/>
ningsen auf einen andern Schauplatz geführt. Der seit<lb/>
1779 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg in Persien gab<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[193]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 25. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 24. Juni 1843. Graf von Benningsen. [Abbildung] Dieser berühmte russische General ist von Geburt ein Deutscher. Er wurde im J. 1745 zu Braunschweig geboren und trat, als er zehn Jahre alt war, da das Stammgut seiner Familie, Banteln, zu Hanover gehörte, in das Pagencorps König Georg's II. und aus diesem als Lieutenant in die hanöversche Fußgarde. Er gehört zu den Militairs, welche an allen wichtigen politischen Erscheinungen, die seit dem siebenjährigen Kriege Europa in Bewegung gesetzt haben, thätigen Antheil nahmen. Als hanöverscher Lieutenant machte er die letzten Feldzüge des siebenjährigen Kriegs mit, ohne jedoch eine besondere Nei- gung für den Soldatenstand an den Tag zu legen. Seine Bekannten wunderten sich daher gar nicht, daß er, als er durch den Tod seines Vaters zum Besitze der Familiengüter desselben kam, Abschied nahm. Er vermählte sich bald darauf und lebte mit solchem Auf- wande, daß seine Vermögensumstände in Zerrüttung ge- riethen; dies bewog ihn, zum Soldatenstande zurückzukeh- ren. Mit einem Obristlieutenantspatent, das er sich durch seine Freunde verschafft hatte, ausgerüstet, trat er in russische Dienste und wurde bei der leichten Reiterei gleich als Major angestellt; doch fand er lange keine Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen, erst in dem im J. 1787 erneuten Türkenkriege, in welchem er der Be- lagerung und blutigen Erstürmung von Oczakow bei- wohnte, zog er die Aufmerksamkeit der Regierung auf sich und erhielt im J. 1793 den Oberbefehl eines Corps gegen die Polen, mit welchem er zunächst in Lithauen verschiedene Siege erfocht und die zweite Theilung von Polen mit durchsetzen half. Ebenso war er bei der Schlachten thätig, welche im J. 1795 die dritte und letzte Theilung Polens herbeiführten. Jetzt wurde Ben- ningsen auf einen andern Schauplatz geführt. Der seit 1779 wieder ausgebrochene Bürgerkrieg in Persien gab

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig025_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig025_1843/1
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 25. Leipzig (Sachsen), 24. Juni 1843, S. [193]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig025_1843/1>, abgerufen am 21.11.2024.