Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 25. Leipzig (Sachsen), 24. Juni 1843.[Beginn Spaltensatz]
Sagen, aber der Rhein ist bewohnter und anmuthiger, Armenien. [Abbildung]
Der Berg Ararat. [Beginn Spaltensatz]
Armenien ist nach dem Ausdrucke Ritter's eine luftige Den Namen Armenien leitet man von einem gewis- [Beginn Spaltensatz]
Sagen, aber der Rhein ist bewohnter und anmuthiger, Armenien. [Abbildung]
Der Berg Ararat. [Beginn Spaltensatz]
Armenien ist nach dem Ausdrucke Ritter's eine luftige Den Namen Armenien leitet man von einem gewis- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0004" n="196"/><fw type="pageNum" place="top">196</fw><cb type="start"/> Sagen, aber der Rhein ist bewohnter und anmuthiger,<lb/> die Donau einsamer und feierlicher. Man hat nicht jene<lb/> großen und volkreichen Städte längs den Ufern der Do-<lb/> nau, noch dasselbe Handelstreiben auf dem Strome,<lb/> nicht dieselbe Menge wohlgepflegter Weingärten, nicht<lb/> dieselbe fortgesetzte Reihe von Felsen und Klippen, aber<lb/> man hat prächtigere Waldungen, eine wildere und feier-<lb/> lichere Scenerie, mit Gewässern und Wiesen von dem<lb/> sanftesten und angenehmsten Charakter gemischt. Die<lb/> Donau war nicht wie der Rhein durch ganze Zeitalter<lb/> die große Heerstraße des Handels, obgleich sie oft der<lb/> Ort blutiger Schlachten und Heerzüge war. Jhre Städte<lb/> sind klein, wenige und weit voneinander entfernt. Der<lb/><cb n="2"/> Rhein gewährt einen fröhlichern, blühendern Anblick. Auf<lb/> der Donau hat man die Einsamkeit, einen Anstrich von<lb/> Vernachlässigung, einen ernsthaften, brütenden Geist, wel-<lb/> cher dem Genius der Vergangenheit anzugehören scheint,<lb/> unbetretene Waldungen, stille Bergleute, rauhe, feuda-<lb/> listische Herren, welche den Eber und den Hirsch in den<lb/> wilden Thälern und tiefen Forsten jagen. Alte verwit-<lb/> terte Thürme spenden euch einen grimmigen Gruß von<lb/> den ausgezackten Felsen herab, an denen ihr vorüber-<lb/> segelt, und Blicke in entfernte Thäler und tiefe Wal-<lb/> dungen lassen euch fühlen, daß ihr euch in einer weit<lb/> wildern und ungebändigtern Region befindet als die des<lb/> Rheins ist.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Armenien</hi>.</hi> </head><lb/> <figure> <head> Der Berg Ararat. </head> </figure><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">A</hi>rmenien ist nach dem Ausdrucke Ritter's eine luftige<lb/> Berginsel, d. h. ein Hochland, welches sich dem Haupt-<lb/> theile nach zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere<lb/> ausdehnt und vom Kaukasus bis zum Euphrat erstreckt.<lb/> Es steht wie eine ungeheure Festung vor der Straße von<lb/> Asien nach Europa und bildet das westliche Ende des<lb/> großen Gebirgsgürtels, welcher in einem mächtigen Bo-<lb/> gen Asien durchläuft und vom Kaukasus bis ins Tschukt-<lb/> schenland reicht, mit der innern eingebogenen, vertieften<lb/> Seite dem Norden, mit der ausgebogenen, von Dschag-<lb/> gatai über Butan durch China nach Korea laufenden<lb/> Seite dem Süden zugekehrt. Es bildet ein 7—8000<gap reason="illegible"/>über das Meer erhabenes, nur durch Zickzackpässe zu er-<lb/> steigendes Weideland und hat in der Richtung von Skan-<lb/> derun nach Osten hin bis zum kaspischen Meere seine<lb/> Süd=, in der Richtung von der Mündung des Aras<lb/> bis zur Mündung des Phasis im alten Kolchis seine<lb/> Nordost= und von da nach Skanderun seine Nordwest-<lb/> grenze, bildet also ein gewaltiges Dreieck, das, zwischen<lb/> den Kaukasus und Taurus eingekeilt, die drei großen<lb/> Binnenmeere ( das mittelländische, schwarze und kaspische )<lb/> auseinanderhält. Jm N. und S. ist die Grenze schär-<lb/><cb n="2"/> fer als im O. und W., wo sich das Land allmälig in<lb/> das Plateau von Jran und Kleinasien verläuft. Jm<lb/> Norden, wo es fehr steil abfällt, ist es durch einen mä-<lb/> ßig hohen, von Süden nach Norden streichenden Ge-<lb/> birgszug, das moschische Gebirge, mit dem Kaukasus ver-<lb/> bunden. Auf diesem moschischen Gebirge entspringt der<lb/> Kur, der sich mit dem auf den armenischen Gebirgen<lb/> entspringenden Aras kurz vor seiner Mündung ins kas-<lb/> pische Meer verbindet. Auf demselben Gebirge entspringt<lb/> auch der ins schwarze Meer fließende Phasis oder Rioni,<lb/> der bei den Alten die Grenze zwischen Asien und Eu-<lb/> ropa bildete.</p><lb/> <p>Den Namen Armenien leitet man von einem gewis-<lb/> sen Aram ab, welcher zu Abraham's Zeiten gelebt haben<lb/> und ein Sohn Haran's gewesen sein soll. Das Land<lb/> tritt in der Geschichte erst mit der Gründung des per-<lb/> sischen Reichs durch Cyrus in den Vordergrund, denn<lb/> es ward ein Bestandtheil dieser Weltmonarchie. Nach<lb/> Alexander dem Großen kam es unter die Herrschaft der<lb/> Seleuciden und hatte einige Zeit Statthalter aus einge-<lb/> borenen Geschlechtern, die das Land endlich unabhängig<lb/> machten, sodaß 189 v. Chr. ein selbständiges Königreich<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [196/0004]
196
Sagen, aber der Rhein ist bewohnter und anmuthiger,
die Donau einsamer und feierlicher. Man hat nicht jene
großen und volkreichen Städte längs den Ufern der Do-
nau, noch dasselbe Handelstreiben auf dem Strome,
nicht dieselbe Menge wohlgepflegter Weingärten, nicht
dieselbe fortgesetzte Reihe von Felsen und Klippen, aber
man hat prächtigere Waldungen, eine wildere und feier-
lichere Scenerie, mit Gewässern und Wiesen von dem
sanftesten und angenehmsten Charakter gemischt. Die
Donau war nicht wie der Rhein durch ganze Zeitalter
die große Heerstraße des Handels, obgleich sie oft der
Ort blutiger Schlachten und Heerzüge war. Jhre Städte
sind klein, wenige und weit voneinander entfernt. Der
Rhein gewährt einen fröhlichern, blühendern Anblick. Auf
der Donau hat man die Einsamkeit, einen Anstrich von
Vernachlässigung, einen ernsthaften, brütenden Geist, wel-
cher dem Genius der Vergangenheit anzugehören scheint,
unbetretene Waldungen, stille Bergleute, rauhe, feuda-
listische Herren, welche den Eber und den Hirsch in den
wilden Thälern und tiefen Forsten jagen. Alte verwit-
terte Thürme spenden euch einen grimmigen Gruß von
den ausgezackten Felsen herab, an denen ihr vorüber-
segelt, und Blicke in entfernte Thäler und tiefe Wal-
dungen lassen euch fühlen, daß ihr euch in einer weit
wildern und ungebändigtern Region befindet als die des
Rheins ist.
Armenien.
[Abbildung Der Berg Ararat. ]
Armenien ist nach dem Ausdrucke Ritter's eine luftige
Berginsel, d. h. ein Hochland, welches sich dem Haupt-
theile nach zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere
ausdehnt und vom Kaukasus bis zum Euphrat erstreckt.
Es steht wie eine ungeheure Festung vor der Straße von
Asien nach Europa und bildet das westliche Ende des
großen Gebirgsgürtels, welcher in einem mächtigen Bo-
gen Asien durchläuft und vom Kaukasus bis ins Tschukt-
schenland reicht, mit der innern eingebogenen, vertieften
Seite dem Norden, mit der ausgebogenen, von Dschag-
gatai über Butan durch China nach Korea laufenden
Seite dem Süden zugekehrt. Es bildet ein 7—8000_ über das Meer erhabenes, nur durch Zickzackpässe zu er-
steigendes Weideland und hat in der Richtung von Skan-
derun nach Osten hin bis zum kaspischen Meere seine
Süd=, in der Richtung von der Mündung des Aras
bis zur Mündung des Phasis im alten Kolchis seine
Nordost= und von da nach Skanderun seine Nordwest-
grenze, bildet also ein gewaltiges Dreieck, das, zwischen
den Kaukasus und Taurus eingekeilt, die drei großen
Binnenmeere ( das mittelländische, schwarze und kaspische )
auseinanderhält. Jm N. und S. ist die Grenze schär-
fer als im O. und W., wo sich das Land allmälig in
das Plateau von Jran und Kleinasien verläuft. Jm
Norden, wo es fehr steil abfällt, ist es durch einen mä-
ßig hohen, von Süden nach Norden streichenden Ge-
birgszug, das moschische Gebirge, mit dem Kaukasus ver-
bunden. Auf diesem moschischen Gebirge entspringt der
Kur, der sich mit dem auf den armenischen Gebirgen
entspringenden Aras kurz vor seiner Mündung ins kas-
pische Meer verbindet. Auf demselben Gebirge entspringt
auch der ins schwarze Meer fließende Phasis oder Rioni,
der bei den Alten die Grenze zwischen Asien und Eu-
ropa bildete.
Den Namen Armenien leitet man von einem gewis-
sen Aram ab, welcher zu Abraham's Zeiten gelebt haben
und ein Sohn Haran's gewesen sein soll. Das Land
tritt in der Geschichte erst mit der Gründung des per-
sischen Reichs durch Cyrus in den Vordergrund, denn
es ward ein Bestandtheil dieser Weltmonarchie. Nach
Alexander dem Großen kam es unter die Herrschaft der
Seleuciden und hatte einige Zeit Statthalter aus einge-
borenen Geschlechtern, die das Land endlich unabhängig
machten, sodaß 189 v. Chr. ein selbständiges Königreich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |