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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 25. Leipzig (Sachsen), 24. Juni 1843.

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[Beginn Spaltensatz] Schnabel umzustoßen und verzehrte nun den Wurm mit
doppeltem Vergnügen.

Die Maus kann weiter zählen als ein kleines Men-
schenkind. Beim Wegräumen einer Holzschicht wurde
am Boden ein Nest mit neun Mäuschen und einer
Muttermaus gefunden. Die Mutter sprang heraus und
rannte mit großer Hast hin und her. Als die neun
Mäuschen in eine Mütze gebracht worden waren, sprang
die Alte, ohne Furcht vor den Anwesenden, gegen die
Mütze empor. Der Besitzer der Mütze, von der Liebe
der Mutter zu ihren Jungen gerührt, nahm eins aus
der Mütze auf die Hand und hielt es der Mutter vor.
Diese nahm es sogleich weg und brachte es unter das
Holz in Sicherheit. Bald darauf kam sie wieder hervor
und machte einen neuen Anlauf gegen die Mütze. Sie
bekam nun das zweite, verbarg es wie das erste, kam
wieder und erhielt so das dritte, vierte, fünfte, ohne je
in die Mütze sehen zu können. Als sie alle neun em-
pfangen hatte, kam sie nicht mehr. Mit sieben oder
acht, die auch schon ein hübscher Kindersegen sind, be-
gnügte sie sich nicht. Sie wollte alle haben und wußte,
wie viel sie hatte und wie viel ihr gehörten.

Daß die Mäuse auch Tonsinn haben, beweist unter
Anderm auch folgender Vorfall. Vier Freunde spielten
zusammen im Sommer in einem einsamen Gartenhause
das herrliche Adagio aus Mozart's Quartett in G-moll.
Kaum waren die ersten Töne erklungen, da näherte sich
aus einem in der Ecke des Zimmers befindlichen Loche
allmälig ein Mäuschen, setzte sich dicht vor die Violin-
fpieler und hörte aufmerksam zu. Nach beendigtem Ada-
gio verschwand es wieder. Zur Probe wurden verschie-
dene andere Tonstücke gespielt, aber das Mäuschen zeigte
sich nicht; da wiederholte man das Agio, und siehe da,
bei den ersten Tönen desselben war das Mäuschen wie-
der da.



Der Elbstolln.

Um dem freiberger Bergbau wieder auf lange Zeiten
freiern Spielraum zu geben, ist die Anlegung eines tie-
fen Stollns zum Abzuge der Gewässer unumgänglich
nothwendig geworden.

Der seit dem 12. Jahrhundert blühende freiberger
Bergbau verbreitet sich hauptsächlich auf einem Gebirgs-
plateau, etwa eine Stunde gegen Mitternacht und zwei
Stunden gegen Mittag von der Bergstadt. Aus unge-
fähr 120 Gruben bringt man gegenwärtig jährlich gegen
60,000 Mark Silber, überhaupt für 8--900,000 Thlr.
Producte und beschäftigt damit direct gegen 6000 Berg-
und Hüttenleute. Zu seiner Lösung sind aus den ihn
begrenzenden Thälern der Mulde und Strigis schon vor
Jahrhunderten einige tiefe Stolln angelegt worden, die
in ihren Verzweigungen eine Gesammtlänge von mehr
als 81,000 Lachtern haben. Die Hülfe, welche sie ge-
währen, ist jedoch durchaus nicht ausreichend, da die
Gruben größtentheils über 100, einige ältere sogar über
200 Lachtern unter diese Stolln reichen.

Da nun von der Erhaltung dieses Bergbaus die
Existenz und das Gewerbe der zahlreichen Bevölkerung
der Gegend abhängt und die Überschüsse desselben den
Bergbau der kleinern obergebirgischen Reviere mit auf-
recht erhalten müssen, so hat der verstorbene Berghaupt-
mann v. Herder bereits vor 18 Jahren zur Heranbrin-
gung eines möglichst tiefen Stollns, des sogenannten
meißner Elbstollns, gerathen, welcher vom Elbspiegel bei
Meißen aus bis zu dem riesenhaften halsbrückner Gang-
[Spaltenumbruch] zuge 11,360 Lachter Länge und 11 Lichtlöcher erhalten,
auf dem halsbrückner Gangzuge 96 Lachter unter dem
jetzt daselbst befindlichen Stolln einkommen,3 3 / 5 Millio-
nen Thaler kosten und 47 Arbeitsjahre nöthig machen,
dafür aber auch den ganzen freiberger Bergbau auf
Jahrhunderte völlig verjüngen, insbesondere den seit der
Mitte des vorigen Jahrhunderts unter Wasser stehenden
alten Bergbau auf dem an der Mitternachtsseite des Re-
viers hinsetzenden halsbrückner Gangzuge wieder in An-
griff setzen würde.

Da dieser Stolln wegen der Höhe der zu seiner
Ausführung erfoderlichen Summe eine bloße Jdee blieb,
so schlug der Bergmeister von Weißenbach einen andern
Stolln vor, der nur die halbe Betriebszeit und die hal-
ben Kosten erfodern, aber auch freilich nur auf die nächste
Zeitperiode den Bedürfnissen entsprechen würde. Dieser
Stolln sollte aus dem Triebischthale bei Rothschönberg
herangeholt und 53 Lachter unter dem halsbrückner Gang-
zuge eingebracht werden und durch die ermöglichte grö-
ßere Ausbeute ein Betriebscapital ermöglichen, welches
die Nachholung des für die Folgezeit unentbehrlichen tie-
fen meißner Stollns gestatten würde. Für den Wei-
ßenbach 'schen Plan hat man sich in der neuesten Zeit
entschieden.



Die Malaria Jtaliens.

Die Malaria oder aria cattiva ( böse Luft ) ist die fieber-
erzeugende Luft, welche von den Sümpfen, Maremmen
und stehenden oder stockenden Gewässern Jtaliens ausge-
haucht wird. Jn der neuesten Zeit hat sich diese Luft
mit ihren Wechselfiebern auch in der Umgebung von
Mailand gezeigt, wo es keine stehenden Gewässer gibt.
Man war sehr erstaunt darüber und wurde aufmerksam
auf die seit einiger Zeit auch in der Umgegend von Mai-
land eingeführte, in Jtalien sehr alte Bewässerungs-
methode, welcher zufolge man große künstliche Wasser-
reservoirs ( fontalini ) anlegt, um von ihnen aus die Be-
wässerungsgräben überall hin zu vertheilen und zu ver-
breiten. Man machte nun die Bemerkung, daß diese
Wasser keineswegs so rein und freifließend sind, wie man
meinte, denn sie müssen jährlich drei bis vier Mal von
schlammigen Niederschlägen und besonders von furchtbar
wuchernden Wasserpflanzen gereinigt werden. Mit ein-
tretendem Herbste hört man mit diesem Reinigen auf,
das Wasser fängt an zu stocken, die bei dem mehrmali-
gen Baggern ausgeworfenen und aufgehäuften Pflanzen-
reste zersetzen sich und sogleich erscheinen die Herbstfieber.
Die sich zersetzenden Pflanzenstoffe scheinen einen Haupt-
antheil an diesen Krankheiten zu haben, wie die Unter-
suchungen zeigen, die ein englischer Arzt über die Mala-
ria der afrikanischen Küste anstellte. Er fah sich genö-
thigt, die böse Luft der Zersetzung von Pflanzenstoffen
zuzuschreiben, die sich im Seewasser befanden.



Rhein und Donau.
Eine Parallele.

Es fällt mir schwer, sagt ein reisender Engländer in
einer Parallele, die er zwischen dem Rhein und der Do-
nau zieht, welcher Fluß der schönere oder interessantere
ist. Beide haben eine gewisse Ähnlichkeit und doch wie-
der ihre großen Verschiedenheiten; beide haben ihre Wal-
dungen, ihre Berge, ihre Schlösser, ihre Weinberge, ihre
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Schnabel umzustoßen und verzehrte nun den Wurm mit
doppeltem Vergnügen.

Die Maus kann weiter zählen als ein kleines Men-
schenkind. Beim Wegräumen einer Holzschicht wurde
am Boden ein Nest mit neun Mäuschen und einer
Muttermaus gefunden. Die Mutter sprang heraus und
rannte mit großer Hast hin und her. Als die neun
Mäuschen in eine Mütze gebracht worden waren, sprang
die Alte, ohne Furcht vor den Anwesenden, gegen die
Mütze empor. Der Besitzer der Mütze, von der Liebe
der Mutter zu ihren Jungen gerührt, nahm eins aus
der Mütze auf die Hand und hielt es der Mutter vor.
Diese nahm es sogleich weg und brachte es unter das
Holz in Sicherheit. Bald darauf kam sie wieder hervor
und machte einen neuen Anlauf gegen die Mütze. Sie
bekam nun das zweite, verbarg es wie das erste, kam
wieder und erhielt so das dritte, vierte, fünfte, ohne je
in die Mütze sehen zu können. Als sie alle neun em-
pfangen hatte, kam sie nicht mehr. Mit sieben oder
acht, die auch schon ein hübscher Kindersegen sind, be-
gnügte sie sich nicht. Sie wollte alle haben und wußte,
wie viel sie hatte und wie viel ihr gehörten.

Daß die Mäuse auch Tonsinn haben, beweist unter
Anderm auch folgender Vorfall. Vier Freunde spielten
zusammen im Sommer in einem einsamen Gartenhause
das herrliche Adagio aus Mozart's Quartett in G-moll.
Kaum waren die ersten Töne erklungen, da näherte sich
aus einem in der Ecke des Zimmers befindlichen Loche
allmälig ein Mäuschen, setzte sich dicht vor die Violin-
fpieler und hörte aufmerksam zu. Nach beendigtem Ada-
gio verschwand es wieder. Zur Probe wurden verschie-
dene andere Tonstücke gespielt, aber das Mäuschen zeigte
sich nicht; da wiederholte man das Agio, und siehe da,
bei den ersten Tönen desselben war das Mäuschen wie-
der da.



Der Elbstolln.

Um dem freiberger Bergbau wieder auf lange Zeiten
freiern Spielraum zu geben, ist die Anlegung eines tie-
fen Stollns zum Abzuge der Gewässer unumgänglich
nothwendig geworden.

Der seit dem 12. Jahrhundert blühende freiberger
Bergbau verbreitet sich hauptsächlich auf einem Gebirgs-
plateau, etwa eine Stunde gegen Mitternacht und zwei
Stunden gegen Mittag von der Bergstadt. Aus unge-
fähr 120 Gruben bringt man gegenwärtig jährlich gegen
60,000 Mark Silber, überhaupt für 8—900,000 Thlr.
Producte und beschäftigt damit direct gegen 6000 Berg-
und Hüttenleute. Zu seiner Lösung sind aus den ihn
begrenzenden Thälern der Mulde und Strigis schon vor
Jahrhunderten einige tiefe Stolln angelegt worden, die
in ihren Verzweigungen eine Gesammtlänge von mehr
als 81,000 Lachtern haben. Die Hülfe, welche sie ge-
währen, ist jedoch durchaus nicht ausreichend, da die
Gruben größtentheils über 100, einige ältere sogar über
200 Lachtern unter diese Stolln reichen.

Da nun von der Erhaltung dieses Bergbaus die
Existenz und das Gewerbe der zahlreichen Bevölkerung
der Gegend abhängt und die Überschüsse desselben den
Bergbau der kleinern obergebirgischen Reviere mit auf-
recht erhalten müssen, so hat der verstorbene Berghaupt-
mann v. Herder bereits vor 18 Jahren zur Heranbrin-
gung eines möglichst tiefen Stollns, des sogenannten
meißner Elbstollns, gerathen, welcher vom Elbspiegel bei
Meißen aus bis zu dem riesenhaften halsbrückner Gang-
[Spaltenumbruch] zuge 11,360 Lachter Länge und 11 Lichtlöcher erhalten,
auf dem halsbrückner Gangzuge 96 Lachter unter dem
jetzt daselbst befindlichen Stolln einkommen,3 3 / 5 Millio-
nen Thaler kosten und 47 Arbeitsjahre nöthig machen,
dafür aber auch den ganzen freiberger Bergbau auf
Jahrhunderte völlig verjüngen, insbesondere den seit der
Mitte des vorigen Jahrhunderts unter Wasser stehenden
alten Bergbau auf dem an der Mitternachtsseite des Re-
viers hinsetzenden halsbrückner Gangzuge wieder in An-
griff setzen würde.

Da dieser Stolln wegen der Höhe der zu seiner
Ausführung erfoderlichen Summe eine bloße Jdee blieb,
so schlug der Bergmeister von Weißenbach einen andern
Stolln vor, der nur die halbe Betriebszeit und die hal-
ben Kosten erfodern, aber auch freilich nur auf die nächste
Zeitperiode den Bedürfnissen entsprechen würde. Dieser
Stolln sollte aus dem Triebischthale bei Rothschönberg
herangeholt und 53 Lachter unter dem halsbrückner Gang-
zuge eingebracht werden und durch die ermöglichte grö-
ßere Ausbeute ein Betriebscapital ermöglichen, welches
die Nachholung des für die Folgezeit unentbehrlichen tie-
fen meißner Stollns gestatten würde. Für den Wei-
ßenbach 'schen Plan hat man sich in der neuesten Zeit
entschieden.



Die Malaria Jtaliens.

Die Malaria oder aria cattiva ( böse Luft ) ist die fieber-
erzeugende Luft, welche von den Sümpfen, Maremmen
und stehenden oder stockenden Gewässern Jtaliens ausge-
haucht wird. Jn der neuesten Zeit hat sich diese Luft
mit ihren Wechselfiebern auch in der Umgebung von
Mailand gezeigt, wo es keine stehenden Gewässer gibt.
Man war sehr erstaunt darüber und wurde aufmerksam
auf die seit einiger Zeit auch in der Umgegend von Mai-
land eingeführte, in Jtalien sehr alte Bewässerungs-
methode, welcher zufolge man große künstliche Wasser-
reservoirs ( fontalini ) anlegt, um von ihnen aus die Be-
wässerungsgräben überall hin zu vertheilen und zu ver-
breiten. Man machte nun die Bemerkung, daß diese
Wasser keineswegs so rein und freifließend sind, wie man
meinte, denn sie müssen jährlich drei bis vier Mal von
schlammigen Niederschlägen und besonders von furchtbar
wuchernden Wasserpflanzen gereinigt werden. Mit ein-
tretendem Herbste hört man mit diesem Reinigen auf,
das Wasser fängt an zu stocken, die bei dem mehrmali-
gen Baggern ausgeworfenen und aufgehäuften Pflanzen-
reste zersetzen sich und sogleich erscheinen die Herbstfieber.
Die sich zersetzenden Pflanzenstoffe scheinen einen Haupt-
antheil an diesen Krankheiten zu haben, wie die Unter-
suchungen zeigen, die ein englischer Arzt über die Mala-
ria der afrikanischen Küste anstellte. Er fah sich genö-
thigt, die böse Luft der Zersetzung von Pflanzenstoffen
zuzuschreiben, die sich im Seewasser befanden.



Rhein und Donau.
Eine Parallele.

Es fällt mir schwer, sagt ein reisender Engländer in
einer Parallele, die er zwischen dem Rhein und der Do-
nau zieht, welcher Fluß der schönere oder interessantere
ist. Beide haben eine gewisse Ähnlichkeit und doch wie-
der ihre großen Verschiedenheiten; beide haben ihre Wal-
dungen, ihre Berge, ihre Schlösser, ihre Weinberge, ihre
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Mit sieben oder acht, die auch schon ein hübscher Kindersegen sind, be- gnügte sie sich nicht. Sie wollte alle haben und wußte, wie viel sie hatte und wie viel ihr gehörten. Daß die Mäuse auch Tonsinn haben, beweist unter Anderm auch folgender Vorfall. Vier Freunde spielten zusammen im Sommer in einem einsamen Gartenhause das herrliche Adagio aus Mozart's Quartett in G-moll. Kaum waren die ersten Töne erklungen, da näherte sich aus einem in der Ecke des Zimmers befindlichen Loche allmälig ein Mäuschen, setzte sich dicht vor die Violin- fpieler und hörte aufmerksam zu. Nach beendigtem Ada- gio verschwand es wieder. Zur Probe wurden verschie- dene andere Tonstücke gespielt, aber das Mäuschen zeigte sich nicht; da wiederholte man das Agio, und siehe da, bei den ersten Tönen desselben war das Mäuschen wie- der da. Der Elbstolln. 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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 25. Leipzig (Sachsen), 24. Juni 1843, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig025_1843/3>, abgerufen am 21.11.2024.