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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 27. Leipzig (Sachsen), 8. Juli 1843.

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Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 27. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 8. Juli 1843.


Der Kirchenstaat.
[Abbildung] Römische Landleute.
[Beginn Spaltensatz]

Der heutige Kirchenstaat oder das weltliche Gebiet des
Apostolischen Stuhls erstreckt sich in einem länglichen
Streifen zwischen Toscana und dem Adriatischen Meere
von dem Neapolitanischen bis zu den Mündungen des
Po und hat auf seinen 812 #M. etwa2 1 / 2 Millionen
Einwohner. Er besitzt so ziemlich die ganze Ländermasse
des alten Kirchenstaats, nur Avignon und Venaissin ha-
ben an Frankreich und eine Landschaft von Ferrara an
Östreich abgetreten werden müssen.

Die jetzigen päpstlichen Länder standen nach der Zer-
störung des weströmischen Reichs im J. 476 erst unter
den Westgothen, dann unter den Ostgothen, dann un-
ter den griechischen Kaisern und es bildeten sich in die-
ser Zeit das Exarchat Ravenna, die Romagna, die Mark
Ancona, das Herzogthum Rom, Spoleto, Fermo u. a.
Seit dem Jahre 607 legten sich die Bischöfe von Rom
den Titel Päpste bei. Jm J. 754 erhielten sie von dem
Frankenkönig Pipin dem Kleinen das Exarchat Ravenna,
das zuletzt den Longobarden angehört hatte. Dieses
[Spaltenumbruch] Stammgut des heiligen Petrus wurde von Karl dem
Großen durch neue Schenkungen vergrößert. Hierzu kam
im 11. Jahrhundert das Herzogthum Benevent, im 12.
das Herzogthum Spoleto, ein Theil der Mark Ancona
und viele Güter in Toscana, im 13. die Grafschaft Ve-
naissin in Frankreich, im 14. die Stadt Avignon, eben-
falls in Frankreich, 1598 das Herzogthum Ferrara und
1631 die Herzogthümer Urbino und Castro nebst der
Grafschaft Ronciglione. Jm J. 1790 gingen Venaissin
und Avignon, 1797 die Legationen Romagna, Bologna
und Ferrara verloren und 1798 wurde der ganze Staat
in einen Freistaat umgewandelt. Zwar wurde Pius VII.
auf kurze Zeit wieder weltlicher Herr, aber 1808 wurde
er auf die Würde eines geistlichen Oberhauptes der ka-
tholischen Kirche beschränkt, doch nach Napoleon's Sturze
erlangte auch er seine weltlichen Besitzungen wieder und
das Königreich Rom hatte keine längere Dauer gehabt
als die Republik.

Der Kirchenstaat bildet ein zusammenhängendes Ganzes,
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 27. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 8. Juli 1843.


Der Kirchenstaat.
[Abbildung] Römische Landleute.
[Beginn Spaltensatz]

Der heutige Kirchenstaat oder das weltliche Gebiet des
Apostolischen Stuhls erstreckt sich in einem länglichen
Streifen zwischen Toscana und dem Adriatischen Meere
von dem Neapolitanischen bis zu den Mündungen des
Po und hat auf seinen 812 □M. etwa2 1 / 2 Millionen
Einwohner. Er besitzt so ziemlich die ganze Ländermasse
des alten Kirchenstaats, nur Avignon und Venaissin ha-
ben an Frankreich und eine Landschaft von Ferrara an
Östreich abgetreten werden müssen.

Die jetzigen päpstlichen Länder standen nach der Zer-
störung des weströmischen Reichs im J. 476 erst unter
den Westgothen, dann unter den Ostgothen, dann un-
ter den griechischen Kaisern und es bildeten sich in die-
ser Zeit das Exarchat Ravenna, die Romagna, die Mark
Ancona, das Herzogthum Rom, Spoleto, Fermo u. a.
Seit dem Jahre 607 legten sich die Bischöfe von Rom
den Titel Päpste bei. Jm J. 754 erhielten sie von dem
Frankenkönig Pipin dem Kleinen das Exarchat Ravenna,
das zuletzt den Longobarden angehört hatte. Dieses
[Spaltenumbruch] Stammgut des heiligen Petrus wurde von Karl dem
Großen durch neue Schenkungen vergrößert. Hierzu kam
im 11. Jahrhundert das Herzogthum Benevent, im 12.
das Herzogthum Spoleto, ein Theil der Mark Ancona
und viele Güter in Toscana, im 13. die Grafschaft Ve-
naissin in Frankreich, im 14. die Stadt Avignon, eben-
falls in Frankreich, 1598 das Herzogthum Ferrara und
1631 die Herzogthümer Urbino und Castro nebst der
Grafschaft Ronciglione. Jm J. 1790 gingen Venaissin
und Avignon, 1797 die Legationen Romagna, Bologna
und Ferrara verloren und 1798 wurde der ganze Staat
in einen Freistaat umgewandelt. Zwar wurde Pius VII.
auf kurze Zeit wieder weltlicher Herr, aber 1808 wurde
er auf die Würde eines geistlichen Oberhauptes der ka-
tholischen Kirche beschränkt, doch nach Napoleon's Sturze
erlangte auch er seine weltlichen Besitzungen wieder und
das Königreich Rom hatte keine längere Dauer gehabt
als die Republik.

Der Kirchenstaat bildet ein zusammenhängendes Ganzes,
[Ende Spaltensatz]

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[[209]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 27. ] Neue Folge. Erster Jahrgang. [ 8. Juli 1843. Der Kirchenstaat. [Abbildung Römische Landleute. ] Der heutige Kirchenstaat oder das weltliche Gebiet des Apostolischen Stuhls erstreckt sich in einem länglichen Streifen zwischen Toscana und dem Adriatischen Meere von dem Neapolitanischen bis zu den Mündungen des Po und hat auf seinen 812 □M. etwa2 1 / 2 Millionen Einwohner. Er besitzt so ziemlich die ganze Ländermasse des alten Kirchenstaats, nur Avignon und Venaissin ha- ben an Frankreich und eine Landschaft von Ferrara an Östreich abgetreten werden müssen. Die jetzigen päpstlichen Länder standen nach der Zer- störung des weströmischen Reichs im J. 476 erst unter den Westgothen, dann unter den Ostgothen, dann un- ter den griechischen Kaisern und es bildeten sich in die- ser Zeit das Exarchat Ravenna, die Romagna, die Mark Ancona, das Herzogthum Rom, Spoleto, Fermo u. a. Seit dem Jahre 607 legten sich die Bischöfe von Rom den Titel Päpste bei. Jm J. 754 erhielten sie von dem Frankenkönig Pipin dem Kleinen das Exarchat Ravenna, das zuletzt den Longobarden angehört hatte. Dieses Stammgut des heiligen Petrus wurde von Karl dem Großen durch neue Schenkungen vergrößert. Hierzu kam im 11. Jahrhundert das Herzogthum Benevent, im 12. das Herzogthum Spoleto, ein Theil der Mark Ancona und viele Güter in Toscana, im 13. die Grafschaft Ve- naissin in Frankreich, im 14. die Stadt Avignon, eben- falls in Frankreich, 1598 das Herzogthum Ferrara und 1631 die Herzogthümer Urbino und Castro nebst der Grafschaft Ronciglione. Jm J. 1790 gingen Venaissin und Avignon, 1797 die Legationen Romagna, Bologna und Ferrara verloren und 1798 wurde der ganze Staat in einen Freistaat umgewandelt. Zwar wurde Pius VII. auf kurze Zeit wieder weltlicher Herr, aber 1808 wurde er auf die Würde eines geistlichen Oberhauptes der ka- tholischen Kirche beschränkt, doch nach Napoleon's Sturze erlangte auch er seine weltlichen Besitzungen wieder und das Königreich Rom hatte keine längere Dauer gehabt als die Republik. Der Kirchenstaat bildet ein zusammenhängendes Ganzes,

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 27. Leipzig (Sachsen), 8. Juli 1843, S. [209]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig027_1843/1>, abgerufen am 21.11.2024.