Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 33. Leipzig, 19. August 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

[Beginn Spaltensatz] sen Hauptgebirgen aus vertheilen sich die Gebirgsketten
in tausend Abstufungen in das Jnnere des Landes. Die
Volkslieder erzählen, Gott habe, auf der Erde wandernd,
Berge gestreut; auf Montenegros Boden fiel der Sack,
in welchem sich die Felsen befanden, aus welchem die
Steine herauskollerten.

Montenegro besitzt einen einzigen Fluß von größerer
Bedeutung, den Czernojevica, welcher, Cetinje durchfließend,
sich in den Skadarsee ergießt. Jn den Thälern der Cer-
nica herrscht ein so warmes Klima, daß die Weiber oft
genöthigt sind, wegen Mangel an Quellen das Wasser von
einer sehr weit entlegenen Quelle zu holen. An vielen
Orten gibt es nur in der Nähe der schneebedeckten Gi-
pfel Viehweiden, und während sich der Hirt auf den Al-
pen Feuer anmachen muß, um sich zu erwärmen, vege-
tiren weiter unten Feigen=, Öl= und Granatäpfelbäume
in den Thälern, in denen der Winter ganz unbekannt ist.

Jn Montenegro gibt es weder Städte noch feste
Plätze, kaum daß man Dörfer trifft, welche oft nichts
Anderes sind, als von einer Geschwisterschaft bewohnte
Weiler. Jhre Häuser sind größtentheils von Stein er-
baut; meistens befinden sie sich auf jähen Felsen, wohin
sehr schmale Pfade führen, die ringsum mit Mörsern be-
setzt sind. Es gibt sehr zahlreiche Ziegen und Schafheer-
den; Ochsen und Pferde trifft man selten. Wein wird
wenig gebaut, er ist nicht schlecht, bekommt aber von
den Schläuchen, in denen er aufbewahrt wird, einen her-
ben Geschmack.

Die Einwohner nähren sich größtentheils von Gemüse
und Milch; der Anbau der Erdäpfel, die der letzte Vla-
dika einführte, ist jetzt allgemein verbreitet. Nirgend gibt
es Straßen, und obgleich Napoleon eine von Cattaro
bis Niksici bauen wollte, verweigerten dies die Montene-
griner entschieden.

Jn einer geräumigen Ebene, wo das Schloß Ce-
tinje liegt, werden die Nationalversammlungen gehalten,
während der Rath um seinen Vladika herum auf dem
Berge sitzt.

Der einzige Ort von Bedeutung ist das Dorf Nje-
gusi oder Gnegost, wo auch die angesehensten Familien
des Landes wohnen. Das Haus der regierenden Fami-
lien wird in höchsten Ehren gehalten. Es ist nur ein Stock
hoch und etwas größer als die andern.

Die Verbündeten Montenegros mehren sich von Jahr
zu Jahr; im Jahre 1840 machten sich seine ausgedehn-
ten Grenzen von Grahowo fast ganz frei, und über kurz
oder lang wird sich auch noch die Herzegowina und das
Paschalik von Skadar an Montenegro anschließen.



Englische Taucher.

Am Meeresstrande von Hela unweit Danzig strandete
vor einiger Zeit ein englisches, mit Kobalterz beladenes
Schiff. Da der Verlust dieses Erzes schwer zu ver-
schmerzen war ( denn das Pfund soll vier Thaler gekostet
haben und in jedem der vielen Fässer fünf Centner gewe-
sen sein ) , so wurden drei englische Taucher nach Hela
geschickt, um den verlorenen Schatz wieder zu Tage zu
fördern. Jhr Tauchapparat bestand 1 ) in einem wasser-
dichten Anzuge, der von den Fußsohlen bis an den Hals
ein einziges Stück bildete; 2 ) in großen ledernen Hand-
schuhen, welche, nachdem die Hände mit einer Blase
überzogen waren, angezogen und an die Arme der-
gestalt befestigt wurden, daß kein Wasser eindringen
konnte; 3 ) in ledernen Strümpfen und Gummischuhen
mit dicken Bleisohlen; 4 ) in einem ledernen Helme, vorn
[Spaltenumbruch] mit gläsernen Augen, die mit Eisendrahtgitter geschützt
waren; 5 ) in zwei 50 Pf. schweren Stücken Blei,
welche vorn und hinten am Helme hingen, um ihn bes-
ser auf den Schultern festzuhalten; 6 ) in einer langen
Gummiröhre, durch welche dem Taucher, wenn er sich
auf dem Boden des Meers befindet, aus einer Luft-
pumpe frische Luft zugeführt wird.

Jn der Mitte Februar d. J. wurde der erste Ver-
such gemacht. Zwei große Boote [unleserliches Material - 8 Zeichen fehlen]ruderten nach der Stelle-
hin, wo das Erz lag und legten sich einige Fuß weit
voneinander vor Anker. Jn dem einen Boote befand
sich die Luftpumpe mit der zum Drehen derselben nöthi-
gen Mannschaft und die drei Taucher, in dem andern sa-
ßen mehre Bewohner von Hela. Eine große Leiter wurde
ins Meer hinabgelassen und einer der Taucher stieg in
dem oben beschriebenen Tauchapparate die Leiter hinab.
Bald war nichts weiter von ihm zu sehen als der
Schlauch, der ihn mit der Luftpumpe in Verbindung
setzte. Der zweite Taucher half dieselbe drehen, der dritte
hielt eine Leine in den Händen, durch welche er mit sei-
nem Kameraden unten in freundschaftlichem Rapport
stand. Bald erfuhr man, daß der Taucher unten nichts
als Sand sehen könne und nun wurde ihm sogleich eine
Schaufel heruntergelassen; zugleich wurde von obenher
mit einer langen Stange, an deren unterm Ende sich
ein eiserner Spieß befand, der Sand aufgelockert und
mit einem viereckig durchlöcherten, gleichfalls an einer
langen Stange befindlichen Brete der lose Sand aufge-
hoben und bei Seite geworfen. Der Taucher unten gab
zwar zu verstehen, daß ein Faß unter dem Sande läge,
aber es wollte sich trotz aller Anstrengungen nicht aus
dem Sande herausarbeiten lassen.

Nachdem der Taucher wol an drittehalb Stunden
unter dem Wasser gearbeitet haben mochte, foderte er
Branntwein. Man goß sogleich welchen in die Luft-
pumpe, und bekam er so auch nichts in den Mund, so
bekam er doch etwas davon zu riechen, was ihm keine
geringe Herzstärkung sein mochte; es war auch Eau de
Cologne
bei der Hand, um ihn nöthigenfalls mittels
der Luftpumpe zu erfrischen.

Als die Zuschauer in der Erwartung der Dinge, die
da kommen sollten, lange genug gewartet hatten, kam
endlich etwas über das Wasser, erst ein unförmlicher
Kopf und bald darauf ein Rumpf. Es war der Tau-
cher, der sich durch einen Schwung an der Leine so weit
in die Höhe geschnellt hatte, nun aber die größte Mühe
hatte, ins Boot zu kommen. Die bleiernen Sohlen und
Bleigewichte an dem Helme ließen ihn nicht aus dem
Wasser heraus. Endlich erfaßte er ein Boot, aber hin-
ein konnte er sich nicht schwingen. Die See ging unru-
hig, die Boote schaukelten hin und her und es schien,
als wollten sie zusammenschlagen, um den Mann in der
Mitte zu erdrücken. Eine ins Wasser gehaltene Leiter
rettete ihn von diesem Schicksale, denn kaum war er
im Boote, so schlug eins ans andere mit solcher Ge-
walt, daß sich kaum einer auf den Füßen erhalten konnte.
Der Mann sah ziemlich angegriffen aus, als man ihm
den Helm abnahm, triefte von Schweiß und bedurfte
einiger Zeit, ehe er Athem genug zum Reden gewann.

Ungünstige Witterung hinderte eine Zeit lang weitere
Versuche, zu denen man sich unterdeß aus Danzig mit
zweckmäßigen Werkzeugen versehen hatte. Am 2. März
gelang es endlich, fünf Fässer und am 5. ebenso viele
herauszubringen.



[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] sen Hauptgebirgen aus vertheilen sich die Gebirgsketten
in tausend Abstufungen in das Jnnere des Landes. Die
Volkslieder erzählen, Gott habe, auf der Erde wandernd,
Berge gestreut; auf Montenegros Boden fiel der Sack,
in welchem sich die Felsen befanden, aus welchem die
Steine herauskollerten.

Montenegro besitzt einen einzigen Fluß von größerer
Bedeutung, den Czernojevica, welcher, Cetinje durchfließend,
sich in den Skadarsee ergießt. Jn den Thälern der Cer-
nica herrscht ein so warmes Klima, daß die Weiber oft
genöthigt sind, wegen Mangel an Quellen das Wasser von
einer sehr weit entlegenen Quelle zu holen. An vielen
Orten gibt es nur in der Nähe der schneebedeckten Gi-
pfel Viehweiden, und während sich der Hirt auf den Al-
pen Feuer anmachen muß, um sich zu erwärmen, vege-
tiren weiter unten Feigen=, Öl= und Granatäpfelbäume
in den Thälern, in denen der Winter ganz unbekannt ist.

Jn Montenegro gibt es weder Städte noch feste
Plätze, kaum daß man Dörfer trifft, welche oft nichts
Anderes sind, als von einer Geschwisterschaft bewohnte
Weiler. Jhre Häuser sind größtentheils von Stein er-
baut; meistens befinden sie sich auf jähen Felsen, wohin
sehr schmale Pfade führen, die ringsum mit Mörsern be-
setzt sind. Es gibt sehr zahlreiche Ziegen und Schafheer-
den; Ochsen und Pferde trifft man selten. Wein wird
wenig gebaut, er ist nicht schlecht, bekommt aber von
den Schläuchen, in denen er aufbewahrt wird, einen her-
ben Geschmack.

Die Einwohner nähren sich größtentheils von Gemüse
und Milch; der Anbau der Erdäpfel, die der letzte Vla-
dika einführte, ist jetzt allgemein verbreitet. Nirgend gibt
es Straßen, und obgleich Napoleon eine von Cattaro
bis Niksici bauen wollte, verweigerten dies die Montene-
griner entschieden.

Jn einer geräumigen Ebene, wo das Schloß Ce-
tinje liegt, werden die Nationalversammlungen gehalten,
während der Rath um seinen Vladika herum auf dem
Berge sitzt.

Der einzige Ort von Bedeutung ist das Dorf Nje-
gusi oder Gnegost, wo auch die angesehensten Familien
des Landes wohnen. Das Haus der regierenden Fami-
lien wird in höchsten Ehren gehalten. Es ist nur ein Stock
hoch und etwas größer als die andern.

Die Verbündeten Montenegros mehren sich von Jahr
zu Jahr; im Jahre 1840 machten sich seine ausgedehn-
ten Grenzen von Grahowo fast ganz frei, und über kurz
oder lang wird sich auch noch die Herzegowina und das
Paschalik von Skadar an Montenegro anschließen.



Englische Taucher.

Am Meeresstrande von Hela unweit Danzig strandete
vor einiger Zeit ein englisches, mit Kobalterz beladenes
Schiff. Da der Verlust dieses Erzes schwer zu ver-
schmerzen war ( denn das Pfund soll vier Thaler gekostet
haben und in jedem der vielen Fässer fünf Centner gewe-
sen sein ) , so wurden drei englische Taucher nach Hela
geschickt, um den verlorenen Schatz wieder zu Tage zu
fördern. Jhr Tauchapparat bestand 1 ) in einem wasser-
dichten Anzuge, der von den Fußsohlen bis an den Hals
ein einziges Stück bildete; 2 ) in großen ledernen Hand-
schuhen, welche, nachdem die Hände mit einer Blase
überzogen waren, angezogen und an die Arme der-
gestalt befestigt wurden, daß kein Wasser eindringen
konnte; 3 ) in ledernen Strümpfen und Gummischuhen
mit dicken Bleisohlen; 4 ) in einem ledernen Helme, vorn
[Spaltenumbruch] mit gläsernen Augen, die mit Eisendrahtgitter geschützt
waren; 5 ) in zwei 50 Pf. schweren Stücken Blei,
welche vorn und hinten am Helme hingen, um ihn bes-
ser auf den Schultern festzuhalten; 6 ) in einer langen
Gummiröhre, durch welche dem Taucher, wenn er sich
auf dem Boden des Meers befindet, aus einer Luft-
pumpe frische Luft zugeführt wird.

Jn der Mitte Februar d. J. wurde der erste Ver-
such gemacht. Zwei große Boote [unleserliches Material – 8 Zeichen fehlen]ruderten nach der Stelle-
hin, wo das Erz lag und legten sich einige Fuß weit
voneinander vor Anker. Jn dem einen Boote befand
sich die Luftpumpe mit der zum Drehen derselben nöthi-
gen Mannschaft und die drei Taucher, in dem andern sa-
ßen mehre Bewohner von Hela. Eine große Leiter wurde
ins Meer hinabgelassen und einer der Taucher stieg in
dem oben beschriebenen Tauchapparate die Leiter hinab.
Bald war nichts weiter von ihm zu sehen als der
Schlauch, der ihn mit der Luftpumpe in Verbindung
setzte. Der zweite Taucher half dieselbe drehen, der dritte
hielt eine Leine in den Händen, durch welche er mit sei-
nem Kameraden unten in freundschaftlichem Rapport
stand. Bald erfuhr man, daß der Taucher unten nichts
als Sand sehen könne und nun wurde ihm sogleich eine
Schaufel heruntergelassen; zugleich wurde von obenher
mit einer langen Stange, an deren unterm Ende sich
ein eiserner Spieß befand, der Sand aufgelockert und
mit einem viereckig durchlöcherten, gleichfalls an einer
langen Stange befindlichen Brete der lose Sand aufge-
hoben und bei Seite geworfen. Der Taucher unten gab
zwar zu verstehen, daß ein Faß unter dem Sande läge,
aber es wollte sich trotz aller Anstrengungen nicht aus
dem Sande herausarbeiten lassen.

Nachdem der Taucher wol an drittehalb Stunden
unter dem Wasser gearbeitet haben mochte, foderte er
Branntwein. Man goß sogleich welchen in die Luft-
pumpe, und bekam er so auch nichts in den Mund, so
bekam er doch etwas davon zu riechen, was ihm keine
geringe Herzstärkung sein mochte; es war auch Eau de
Cologne
bei der Hand, um ihn nöthigenfalls mittels
der Luftpumpe zu erfrischen.

Als die Zuschauer in der Erwartung der Dinge, die
da kommen sollten, lange genug gewartet hatten, kam
endlich etwas über das Wasser, erst ein unförmlicher
Kopf und bald darauf ein Rumpf. Es war der Tau-
cher, der sich durch einen Schwung an der Leine so weit
in die Höhe geschnellt hatte, nun aber die größte Mühe
hatte, ins Boot zu kommen. Die bleiernen Sohlen und
Bleigewichte an dem Helme ließen ihn nicht aus dem
Wasser heraus. Endlich erfaßte er ein Boot, aber hin-
ein konnte er sich nicht schwingen. Die See ging unru-
hig, die Boote schaukelten hin und her und es schien,
als wollten sie zusammenschlagen, um den Mann in der
Mitte zu erdrücken. Eine ins Wasser gehaltene Leiter
rettete ihn von diesem Schicksale, denn kaum war er
im Boote, so schlug eins ans andere mit solcher Ge-
walt, daß sich kaum einer auf den Füßen erhalten konnte.
Der Mann sah ziemlich angegriffen aus, als man ihm
den Helm abnahm, triefte von Schweiß und bedurfte
einiger Zeit, ehe er Athem genug zum Reden gewann.

Ungünstige Witterung hinderte eine Zeit lang weitere
Versuche, zu denen man sich unterdeß aus Danzig mit
zweckmäßigen Werkzeugen versehen hatte. Am 2. März
gelang es endlich, fünf Fässer und am 5. ebenso viele
herauszubringen.



[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0007" n="263"/><fw type="pageNum" place="top">263</fw><cb type="start"/>
sen Hauptgebirgen aus vertheilen sich die Gebirgsketten<lb/>
in tausend Abstufungen in das Jnnere des Landes. Die<lb/>
Volkslieder erzählen, Gott habe, auf der Erde wandernd,<lb/>
Berge gestreut; auf Montenegros Boden fiel der Sack,<lb/>
in welchem sich die Felsen befanden, aus welchem die<lb/>
Steine herauskollerten.</p><lb/>
        <p>Montenegro besitzt einen einzigen Fluß von größerer<lb/>
Bedeutung, den Czernojevica, welcher, Cetinje durchfließend,<lb/>
sich in den Skadarsee ergießt. Jn den Thälern der Cer-<lb/>
nica herrscht ein so warmes Klima, daß die Weiber oft<lb/>
genöthigt sind, wegen Mangel an Quellen das Wasser von<lb/>
einer sehr weit entlegenen Quelle zu holen. An vielen<lb/>
Orten gibt es nur in der Nähe der schneebedeckten Gi-<lb/>
pfel Viehweiden, und während sich der Hirt auf den Al-<lb/>
pen Feuer anmachen muß, um sich zu erwärmen, vege-<lb/>
tiren weiter unten Feigen=, Öl= und Granatäpfelbäume<lb/>
in den Thälern, in denen der Winter ganz unbekannt ist.</p><lb/>
        <p>Jn Montenegro gibt es weder Städte noch feste<lb/>
Plätze, kaum daß man Dörfer trifft, welche oft nichts<lb/>
Anderes sind, als von einer Geschwisterschaft bewohnte<lb/>
Weiler. Jhre Häuser sind größtentheils von Stein er-<lb/>
baut; meistens befinden sie sich auf jähen Felsen, wohin<lb/>
sehr schmale Pfade führen, die ringsum mit Mörsern be-<lb/>
setzt sind. Es gibt sehr zahlreiche Ziegen und Schafheer-<lb/>
den; Ochsen und Pferde trifft man selten. Wein wird<lb/>
wenig gebaut, er ist nicht schlecht, bekommt aber von<lb/>
den Schläuchen, in denen er aufbewahrt wird, einen her-<lb/>
ben Geschmack.</p><lb/>
        <p>Die Einwohner nähren sich größtentheils von Gemüse<lb/>
und Milch; der Anbau der Erdäpfel, die der letzte Vla-<lb/>
dika einführte, ist jetzt allgemein verbreitet. Nirgend gibt<lb/>
es Straßen, und obgleich Napoleon eine von Cattaro<lb/>
bis Niksici bauen wollte, verweigerten dies die Montene-<lb/>
griner entschieden.</p><lb/>
        <p>Jn einer geräumigen Ebene, wo das Schloß Ce-<lb/>
tinje liegt, werden die Nationalversammlungen gehalten,<lb/>
während der Rath um seinen Vladika herum auf dem<lb/>
Berge sitzt.</p><lb/>
        <p>Der einzige Ort von Bedeutung ist das Dorf Nje-<lb/>
gusi oder Gnegost, wo auch die angesehensten Familien<lb/>
des Landes wohnen. Das Haus der regierenden Fami-<lb/>
lien wird in höchsten Ehren gehalten. Es ist nur ein Stock<lb/>
hoch und etwas größer als die andern.</p><lb/>
        <p>Die Verbündeten Montenegros mehren sich von Jahr<lb/>
zu Jahr; im Jahre 1840 machten sich seine ausgedehn-<lb/>
ten Grenzen von Grahowo fast ganz frei, und über kurz<lb/>
oder lang wird sich auch noch die Herzegowina und das<lb/>
Paschalik von Skadar an Montenegro anschließen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Englische Taucher.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>m Meeresstrande von Hela unweit Danzig strandete<lb/>
vor einiger Zeit ein englisches, mit Kobalterz beladenes<lb/>
Schiff. Da der Verlust dieses Erzes schwer zu ver-<lb/>
schmerzen war ( denn das Pfund soll vier Thaler gekostet<lb/>
haben und in jedem der vielen Fässer fünf Centner gewe-<lb/>
sen sein ) , so wurden drei englische Taucher nach Hela<lb/>
geschickt, um den verlorenen Schatz wieder zu Tage zu<lb/>
fördern. Jhr Tauchapparat bestand 1 ) in einem wasser-<lb/>
dichten Anzuge, der von den Fußsohlen bis an den Hals<lb/>
ein einziges Stück bildete; 2 ) in großen ledernen Hand-<lb/>
schuhen, welche, nachdem die Hände mit einer Blase<lb/>
überzogen waren, angezogen und an die Arme der-<lb/>
gestalt befestigt wurden, daß kein Wasser eindringen<lb/>
konnte; 3 ) in ledernen Strümpfen und Gummischuhen<lb/>
mit dicken Bleisohlen; 4 ) in einem ledernen Helme, vorn<lb/><cb n="2"/>
mit gläsernen Augen, die mit Eisendrahtgitter geschützt<lb/>
waren; 5 ) in zwei 50 Pf. schweren Stücken Blei,<lb/>
welche vorn und hinten am Helme hingen, um ihn bes-<lb/>
ser auf den Schultern festzuhalten; 6 ) in einer langen<lb/>
Gummiröhre, durch welche dem Taucher, wenn er sich<lb/>
auf dem Boden des Meers befindet, aus einer Luft-<lb/>
pumpe frische Luft zugeführt wird.</p><lb/>
        <p>Jn der Mitte Februar d. J. wurde der erste Ver-<lb/>
such gemacht. Zwei große Boote <gap reason="illegible" unit="chars" quantity="8"/>ruderten nach der Stelle-<lb/>
hin, wo das Erz lag und legten sich einige Fuß weit<lb/>
voneinander vor Anker. Jn dem einen Boote befand<lb/>
sich die Luftpumpe mit der zum Drehen derselben nöthi-<lb/>
gen Mannschaft und die drei Taucher, in dem andern sa-<lb/>
ßen mehre Bewohner von Hela. Eine große Leiter wurde<lb/>
ins Meer hinabgelassen und einer der Taucher stieg in<lb/>
dem oben beschriebenen Tauchapparate die Leiter hinab.<lb/>
Bald war nichts weiter von ihm zu sehen als der<lb/>
Schlauch, der ihn mit der Luftpumpe in Verbindung<lb/>
setzte. Der zweite Taucher half dieselbe drehen, der dritte<lb/>
hielt eine Leine in den Händen, durch welche er mit sei-<lb/>
nem Kameraden unten in freundschaftlichem Rapport<lb/>
stand. Bald erfuhr man, daß der Taucher unten nichts<lb/>
als Sand sehen könne und nun wurde ihm sogleich eine<lb/>
Schaufel heruntergelassen; zugleich wurde von obenher<lb/>
mit einer langen Stange, an deren unterm Ende sich<lb/>
ein eiserner Spieß befand, der Sand aufgelockert und<lb/>
mit einem viereckig durchlöcherten, gleichfalls an einer<lb/>
langen Stange befindlichen Brete der lose Sand aufge-<lb/>
hoben und bei Seite geworfen. Der Taucher unten gab<lb/>
zwar zu verstehen, daß ein Faß unter dem Sande läge,<lb/>
aber es wollte sich trotz aller Anstrengungen nicht aus<lb/>
dem Sande herausarbeiten lassen.</p><lb/>
        <p>Nachdem der Taucher wol an drittehalb Stunden<lb/>
unter dem Wasser gearbeitet haben mochte, foderte er<lb/>
Branntwein. Man goß sogleich welchen in die Luft-<lb/>
pumpe, und bekam er so auch nichts in den Mund, so<lb/>
bekam er doch etwas davon zu riechen, was ihm keine<lb/>
geringe Herzstärkung sein mochte; es war auch <hi rendition="#aq">Eau de<lb/>
Cologne</hi> bei der Hand, um ihn nöthigenfalls mittels<lb/>
der Luftpumpe zu erfrischen.</p><lb/>
        <p>Als die Zuschauer in der Erwartung der Dinge, die<lb/>
da kommen sollten, lange genug gewartet hatten, kam<lb/>
endlich etwas über das Wasser, erst ein unförmlicher<lb/>
Kopf und bald darauf ein Rumpf. Es war der Tau-<lb/>
cher, der sich durch einen Schwung an der Leine so weit<lb/>
in die Höhe geschnellt hatte, nun aber die größte Mühe<lb/>
hatte, ins Boot zu kommen. Die bleiernen Sohlen und<lb/>
Bleigewichte an dem Helme ließen ihn nicht aus dem<lb/>
Wasser heraus. Endlich erfaßte er ein Boot, aber hin-<lb/>
ein konnte er sich nicht schwingen. Die See ging unru-<lb/>
hig, die Boote schaukelten hin und her und es schien,<lb/>
als wollten sie zusammenschlagen, um den Mann in der<lb/>
Mitte zu erdrücken. Eine ins Wasser gehaltene Leiter<lb/>
rettete ihn von diesem Schicksale, denn kaum war er<lb/>
im Boote, so schlug eins ans andere mit solcher Ge-<lb/>
walt, daß sich kaum einer auf den Füßen erhalten konnte.<lb/>
Der Mann sah ziemlich angegriffen aus, als man ihm<lb/>
den Helm abnahm, triefte von Schweiß und bedurfte<lb/>
einiger Zeit, ehe er Athem genug zum Reden gewann.</p><lb/>
        <p>Ungünstige Witterung hinderte eine Zeit lang weitere<lb/>
Versuche, zu denen man sich unterdeß aus Danzig mit<lb/>
zweckmäßigen Werkzeugen versehen hatte. Am 2. März<lb/>
gelang es endlich, fünf Fässer und am 5. ebenso viele<lb/>
herauszubringen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <cb type="end"/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0007] 263 sen Hauptgebirgen aus vertheilen sich die Gebirgsketten in tausend Abstufungen in das Jnnere des Landes. Die Volkslieder erzählen, Gott habe, auf der Erde wandernd, Berge gestreut; auf Montenegros Boden fiel der Sack, in welchem sich die Felsen befanden, aus welchem die Steine herauskollerten. Montenegro besitzt einen einzigen Fluß von größerer Bedeutung, den Czernojevica, welcher, Cetinje durchfließend, sich in den Skadarsee ergießt. Jn den Thälern der Cer- nica herrscht ein so warmes Klima, daß die Weiber oft genöthigt sind, wegen Mangel an Quellen das Wasser von einer sehr weit entlegenen Quelle zu holen. An vielen Orten gibt es nur in der Nähe der schneebedeckten Gi- pfel Viehweiden, und während sich der Hirt auf den Al- pen Feuer anmachen muß, um sich zu erwärmen, vege- tiren weiter unten Feigen=, Öl= und Granatäpfelbäume in den Thälern, in denen der Winter ganz unbekannt ist. Jn Montenegro gibt es weder Städte noch feste Plätze, kaum daß man Dörfer trifft, welche oft nichts Anderes sind, als von einer Geschwisterschaft bewohnte Weiler. Jhre Häuser sind größtentheils von Stein er- baut; meistens befinden sie sich auf jähen Felsen, wohin sehr schmale Pfade führen, die ringsum mit Mörsern be- setzt sind. Es gibt sehr zahlreiche Ziegen und Schafheer- den; Ochsen und Pferde trifft man selten. Wein wird wenig gebaut, er ist nicht schlecht, bekommt aber von den Schläuchen, in denen er aufbewahrt wird, einen her- ben Geschmack. Die Einwohner nähren sich größtentheils von Gemüse und Milch; der Anbau der Erdäpfel, die der letzte Vla- dika einführte, ist jetzt allgemein verbreitet. Nirgend gibt es Straßen, und obgleich Napoleon eine von Cattaro bis Niksici bauen wollte, verweigerten dies die Montene- griner entschieden. Jn einer geräumigen Ebene, wo das Schloß Ce- tinje liegt, werden die Nationalversammlungen gehalten, während der Rath um seinen Vladika herum auf dem Berge sitzt. Der einzige Ort von Bedeutung ist das Dorf Nje- gusi oder Gnegost, wo auch die angesehensten Familien des Landes wohnen. Das Haus der regierenden Fami- lien wird in höchsten Ehren gehalten. Es ist nur ein Stock hoch und etwas größer als die andern. Die Verbündeten Montenegros mehren sich von Jahr zu Jahr; im Jahre 1840 machten sich seine ausgedehn- ten Grenzen von Grahowo fast ganz frei, und über kurz oder lang wird sich auch noch die Herzegowina und das Paschalik von Skadar an Montenegro anschließen. Englische Taucher. Am Meeresstrande von Hela unweit Danzig strandete vor einiger Zeit ein englisches, mit Kobalterz beladenes Schiff. Da der Verlust dieses Erzes schwer zu ver- schmerzen war ( denn das Pfund soll vier Thaler gekostet haben und in jedem der vielen Fässer fünf Centner gewe- sen sein ) , so wurden drei englische Taucher nach Hela geschickt, um den verlorenen Schatz wieder zu Tage zu fördern. Jhr Tauchapparat bestand 1 ) in einem wasser- dichten Anzuge, der von den Fußsohlen bis an den Hals ein einziges Stück bildete; 2 ) in großen ledernen Hand- schuhen, welche, nachdem die Hände mit einer Blase überzogen waren, angezogen und an die Arme der- gestalt befestigt wurden, daß kein Wasser eindringen konnte; 3 ) in ledernen Strümpfen und Gummischuhen mit dicken Bleisohlen; 4 ) in einem ledernen Helme, vorn mit gläsernen Augen, die mit Eisendrahtgitter geschützt waren; 5 ) in zwei 50 Pf. schweren Stücken Blei, welche vorn und hinten am Helme hingen, um ihn bes- ser auf den Schultern festzuhalten; 6 ) in einer langen Gummiröhre, durch welche dem Taucher, wenn er sich auf dem Boden des Meers befindet, aus einer Luft- pumpe frische Luft zugeführt wird. Jn der Mitte Februar d. J. wurde der erste Ver- such gemacht. Zwei große Boote ________ruderten nach der Stelle- hin, wo das Erz lag und legten sich einige Fuß weit voneinander vor Anker. Jn dem einen Boote befand sich die Luftpumpe mit der zum Drehen derselben nöthi- gen Mannschaft und die drei Taucher, in dem andern sa- ßen mehre Bewohner von Hela. Eine große Leiter wurde ins Meer hinabgelassen und einer der Taucher stieg in dem oben beschriebenen Tauchapparate die Leiter hinab. Bald war nichts weiter von ihm zu sehen als der Schlauch, der ihn mit der Luftpumpe in Verbindung setzte. Der zweite Taucher half dieselbe drehen, der dritte hielt eine Leine in den Händen, durch welche er mit sei- nem Kameraden unten in freundschaftlichem Rapport stand. Bald erfuhr man, daß der Taucher unten nichts als Sand sehen könne und nun wurde ihm sogleich eine Schaufel heruntergelassen; zugleich wurde von obenher mit einer langen Stange, an deren unterm Ende sich ein eiserner Spieß befand, der Sand aufgelockert und mit einem viereckig durchlöcherten, gleichfalls an einer langen Stange befindlichen Brete der lose Sand aufge- hoben und bei Seite geworfen. Der Taucher unten gab zwar zu verstehen, daß ein Faß unter dem Sande läge, aber es wollte sich trotz aller Anstrengungen nicht aus dem Sande herausarbeiten lassen. Nachdem der Taucher wol an drittehalb Stunden unter dem Wasser gearbeitet haben mochte, foderte er Branntwein. Man goß sogleich welchen in die Luft- pumpe, und bekam er so auch nichts in den Mund, so bekam er doch etwas davon zu riechen, was ihm keine geringe Herzstärkung sein mochte; es war auch Eau de Cologne bei der Hand, um ihn nöthigenfalls mittels der Luftpumpe zu erfrischen. Als die Zuschauer in der Erwartung der Dinge, die da kommen sollten, lange genug gewartet hatten, kam endlich etwas über das Wasser, erst ein unförmlicher Kopf und bald darauf ein Rumpf. Es war der Tau- cher, der sich durch einen Schwung an der Leine so weit in die Höhe geschnellt hatte, nun aber die größte Mühe hatte, ins Boot zu kommen. Die bleiernen Sohlen und Bleigewichte an dem Helme ließen ihn nicht aus dem Wasser heraus. Endlich erfaßte er ein Boot, aber hin- ein konnte er sich nicht schwingen. Die See ging unru- hig, die Boote schaukelten hin und her und es schien, als wollten sie zusammenschlagen, um den Mann in der Mitte zu erdrücken. Eine ins Wasser gehaltene Leiter rettete ihn von diesem Schicksale, denn kaum war er im Boote, so schlug eins ans andere mit solcher Ge- walt, daß sich kaum einer auf den Füßen erhalten konnte. Der Mann sah ziemlich angegriffen aus, als man ihm den Helm abnahm, triefte von Schweiß und bedurfte einiger Zeit, ehe er Athem genug zum Reden gewann. Ungünstige Witterung hinderte eine Zeit lang weitere Versuche, zu denen man sich unterdeß aus Danzig mit zweckmäßigen Werkzeugen versehen hatte. Am 2. März gelang es endlich, fünf Fässer und am 5. ebenso viele herauszubringen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843/7
Zitationshilfe: Das Pfennig-Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 33. Leipzig, 19. August 1843, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig033_1843/7>, abgerufen am 17.06.2024.