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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843.

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[Beginn Spaltensatz] und zog ein Gesicht, als ob er sie Alle fressen wollte.
Endlich sahen sie ihn nicht mehr, sie hatten die Stelle
erreicht, wo immer so viele Beeren standen, und pflück-
ten nun nach Herzenslust in ihre Körbchen, die auch
bald gefüllt waren. Nun ging's an den Bach, sie setz-
ten sich an den Rand, sahen den Fischchen zu mit den
gold= und silberglänzenden Schuppen und wollten ihre
Beeren essen. Aber ach, kaum nahmen sie dieselben in
den Mund, da verzogen sie das ganze Gesicht und spuck-
ten sie wieder aus; sie schmeckten wie lauter Essig, Salz
und Galle, und wo möglich noch schlimmer. Aber was
geschah erst mit Liddy! Sie fühlte auf einmal ein Krib-
beln in ihrer Nase, das immer heftiger wurde. Sie
griff danach, aber wie erschrak sie, als sie bemerkte, daß
die Nase immer größer und größer wurde. Wie eine
große Rübe wurde die Nase, die sonst so niedlich und
klein gewesen war, und so weiß wurde sie wie frischge-
fallener Schnee. Ganz vorn an der Spitze aber saß eine
große Warze, und die war der Warze der fremden Dame
so ähnlich wie ein Ei dem andern.

Liddy's Freundinnen schrieen laut auf und Liddy
selbst war außer sich vor Verzweiflung, als sie in dem
spiegelblanken Bache die Nase in ihrer ganzen Schön-
heit erblickte. Sie weinte fürchterlich und wollte die Nase
abreißen; aber das ging nicht und that ihr sehr weh.
Unter Schreien und Weinen ging's jetzt nach Hause.
Liddy hielt im Dorfe die Schürze vors Gesicht, die Kin-
der aber liefen in ihre Wohnungen und erzählten die
seltsame Geschichte ihren Ältern, die da meinten, es ge-
schehe der naseweisen Liddy ganz recht. Als nun Liddy
nach Hause kam und so jämmerlich weinte und die
Schürze nicht vom Gesicht wegthun wollte, da dachten
ihre Ältern wohl, daß ihr ein Unglück widerfahren sein
müsse. Aber als sie ihr endlich die Schürze mit Ge-
walt vom Gesichte wegzogen, da schlugen sie die Hände
vor Entsetzen über dem Kopfe zusammen, als sie die
große weiße Rübennase mit der Warze erblickten. "Ach
du böses Kind, was hast du wieder gethan? Siehst du,
das hat dir Rühezahl angethan für deine Unart. Ach
wie unglücklich sind wir!"

Liddy mußte nun erzählen, wie das so gekommen
war, und die Ältern sahen wol, daß sie sich nicht geirrt
hatten. Das Schlimmste war, es konnte mit der un-
glücklichen Nase gar nichts vorgenommen werden, denn
die leiseste Berührung that sehr weh. Acht Tage lang
schon war nun Liddy zu Hause gewesen und hatte sich
vor Niemand sehen lassen, obgleich viele neugierige Leute
aus dem Dorfe kamen und die Nase sehen wollten, wor-
über sich Liddy allemal gewaltig grämte. Sie weinte
Tag und Nacht und wurde ganz elend. Wie bereute sie
nun ihren Fehler! Nie, nie wieder wollte sie naseweis
sein, wenn sie nur dies Mal die Nase wieder los wäre.
Endlich nach langen, schweren acht Tagen kam eines
Morgens ein Mann in das Haus, der mit allerhand
Pflastern und Tincturen handelte. Es war ein Quack-
salber. Er hörte Liddy hinter ihrer Schürze weinen und
fragte, was ihr denn fehle? Die Mutter zeigte ihm die
Nase und er lachte entsetzlich, was der armen Liddy sehr
weh that, und befühlte sie und bog sie nach allen Sei-
ten hin, was ihr noch weher that. Da ist kein anderes
Mittel, sagte er endlich, als die Nase wegzuschneiden.
Ach nein, nein, schrie Liddy, nicht wegschneiden! Jch
will lieber die große, weiße Nase behalten, als gar keine.
Aber die Mutter, welche sah, daß der Wunderdoctor
weggehen wollte, sagte endlich ja, und Liddy mußte sich
hinsetzen auf einen Stuhl. Der Doctor zog ein großes,
blankes Messer aus seiner Tasche, wetzte es auf seinem
Arme und schwang es hin und her daß es gar schreck-
[Spaltenumbruch] lich blitzte. Jetzt faßte er die Nase bei der Spitze, Liddy
schrie fürchterlich, schloß die Augen und -- husch, war
die Rübennase weg und dahinter kam Liddy's Näschen
zum Vorschein, so hübsch und niedlich wie zuvor. Der
Quacksalber aber verwandelte sich plötzlich in einen gro-
ßen, stattlichen Mann; es war Rübezahl. Er nahm
Liddy bei der Hand und sagte zu ihr: "Diese Nase, mein
Kind, hebe gut auf; sieh' sie oft an und sei nicht wie-
der naseweis. "



Die Schminke.

Die Schminke ist in den frühesten Zeiten erfunden wor-
den, und wenn wir auch nicht mit Gewißheit angeben
können, ob Eva, die so untadelig schön aus der Hand
des Schöpfers hervorging, sich geschminkt hat, so behaup-
ten wir doch, daß das erste Weib nach Eva sich dieses
Mittels bediente. Sich schöner und jünger zu machen,
als es ist, das ist ein freilich nicht abzuleugnendes
Streben des weiblichen Geschlechts, darum erfand es die
Schminke. Die erste wurde aus Spießglanz bereitet,
und wir wissen, daß die Töchter Hiob's sich derselben
bedienten. Die koketten Jüdinnen färbten sich damit die
Augen, um sie größer und lebendiger zu machen; z. B.
die böse Jesabel. Kreide, Bohnenmehl, Honig, Safran,
um die Weiße und Röthe der Haut zu erhöhen, kam
nach und nach in Gebrauch. Die Excremente des Kro-
kodils waren die Schminke der ägyptischen Frauen. Ein
Recept zu einer tüchtigen Schminke hat der Dichter Ovi-
dius in seiner "Kunst zu lieben" verschrieben. Es besteht
aus lybischer Gerste und Waldervenkraut in Eiweiß auf-
gelöst und dann mit pulverisirtem Hirschhorn, gestoßenen
Narcissenzwiebeln, Gummi, etrurischem Mehl und Ho-
nig vermischt. Auch die Eselinnen mußten ihre Milch
hergeben. Die Frauen Britanniens schminkten sich zur
Zeit Julius Cäsar's mit himmelblauen Farben. Queck-
silberwasser diente im 13. Jahrhundert. Katharina von
Medicis, die Gemahlin Heinrich's II., führte in der er-
sten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Mode, sich zu
schminken, in Frankreich ein, von wo aus sich der Ge-
brauch desselben weiter verbreitete. Noch vor 60 Jahren
verbrauchten die höhern Classen der französischen Gesellschaft
jährlich über zwei Millionen Büchsen Schminke. Die
Revolution von 1789 hat unter vielen Übeln auch die
Schminke verdrängt. Jn Frankreich wie in jedem an-
dern gebildeten Lande schminken sich nur noch zwei Clas-
sen von Frauen: Schauspielerinnen und Grisetten.



Kohlenreichthum um Saar.

Die reichste Kohlenablagerung dehnt sich zwischen Box-
berg und Geislautern aus, in einer Länge von fünf Mei-
len. Davon liegen drei Meilen zwischen Saar und Blies,
Völklingen und Neukirchen mit 77 übereinanderliegenden
Schichten, von denen jede2 1 / 2 --14 Fuß Höhe hat.
Derjenige Theil dieser 77 Kohlenlager, welcher über einer
durch den Saarspiegel gelegten Horizontalebene liegt, ent-
hält 158 Millionen Fuder zu 30 Ctr. preuß. oder30 5 / 7
Zollcentner. Dieser Theil der Kohlenablagerung kann
durch Stollen gewonnen werden und deckt das Bedürf-
niß der nächsten Jahrhunderte. Es ist aber nur ein ganz
kleiner Theil des Gesammtreichthums, den die Gegend
um Saar in ihrem Jnnern verbirgt. Denken wir uns
eine zweite Horizontalebene von 100 Lachtern zu6 2 / 3 Fuß
unter der ersten, so lagern da 565 Mill. Fuder Kohlen
[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] und zog ein Gesicht, als ob er sie Alle fressen wollte.
Endlich sahen sie ihn nicht mehr, sie hatten die Stelle
erreicht, wo immer so viele Beeren standen, und pflück-
ten nun nach Herzenslust in ihre Körbchen, die auch
bald gefüllt waren. Nun ging's an den Bach, sie setz-
ten sich an den Rand, sahen den Fischchen zu mit den
gold= und silberglänzenden Schuppen und wollten ihre
Beeren essen. Aber ach, kaum nahmen sie dieselben in
den Mund, da verzogen sie das ganze Gesicht und spuck-
ten sie wieder aus; sie schmeckten wie lauter Essig, Salz
und Galle, und wo möglich noch schlimmer. Aber was
geschah erst mit Liddy! Sie fühlte auf einmal ein Krib-
beln in ihrer Nase, das immer heftiger wurde. Sie
griff danach, aber wie erschrak sie, als sie bemerkte, daß
die Nase immer größer und größer wurde. Wie eine
große Rübe wurde die Nase, die sonst so niedlich und
klein gewesen war, und so weiß wurde sie wie frischge-
fallener Schnee. Ganz vorn an der Spitze aber saß eine
große Warze, und die war der Warze der fremden Dame
so ähnlich wie ein Ei dem andern.

Liddy's Freundinnen schrieen laut auf und Liddy
selbst war außer sich vor Verzweiflung, als sie in dem
spiegelblanken Bache die Nase in ihrer ganzen Schön-
heit erblickte. Sie weinte fürchterlich und wollte die Nase
abreißen; aber das ging nicht und that ihr sehr weh.
Unter Schreien und Weinen ging's jetzt nach Hause.
Liddy hielt im Dorfe die Schürze vors Gesicht, die Kin-
der aber liefen in ihre Wohnungen und erzählten die
seltsame Geschichte ihren Ältern, die da meinten, es ge-
schehe der naseweisen Liddy ganz recht. Als nun Liddy
nach Hause kam und so jämmerlich weinte und die
Schürze nicht vom Gesicht wegthun wollte, da dachten
ihre Ältern wohl, daß ihr ein Unglück widerfahren sein
müsse. Aber als sie ihr endlich die Schürze mit Ge-
walt vom Gesichte wegzogen, da schlugen sie die Hände
vor Entsetzen über dem Kopfe zusammen, als sie die
große weiße Rübennase mit der Warze erblickten. „Ach
du böses Kind, was hast du wieder gethan? Siehst du,
das hat dir Rühezahl angethan für deine Unart. Ach
wie unglücklich sind wir!“

Liddy mußte nun erzählen, wie das so gekommen
war, und die Ältern sahen wol, daß sie sich nicht geirrt
hatten. Das Schlimmste war, es konnte mit der un-
glücklichen Nase gar nichts vorgenommen werden, denn
die leiseste Berührung that sehr weh. Acht Tage lang
schon war nun Liddy zu Hause gewesen und hatte sich
vor Niemand sehen lassen, obgleich viele neugierige Leute
aus dem Dorfe kamen und die Nase sehen wollten, wor-
über sich Liddy allemal gewaltig grämte. Sie weinte
Tag und Nacht und wurde ganz elend. Wie bereute sie
nun ihren Fehler! Nie, nie wieder wollte sie naseweis
sein, wenn sie nur dies Mal die Nase wieder los wäre.
Endlich nach langen, schweren acht Tagen kam eines
Morgens ein Mann in das Haus, der mit allerhand
Pflastern und Tincturen handelte. Es war ein Quack-
salber. Er hörte Liddy hinter ihrer Schürze weinen und
fragte, was ihr denn fehle? Die Mutter zeigte ihm die
Nase und er lachte entsetzlich, was der armen Liddy sehr
weh that, und befühlte sie und bog sie nach allen Sei-
ten hin, was ihr noch weher that. Da ist kein anderes
Mittel, sagte er endlich, als die Nase wegzuschneiden.
Ach nein, nein, schrie Liddy, nicht wegschneiden! Jch
will lieber die große, weiße Nase behalten, als gar keine.
Aber die Mutter, welche sah, daß der Wunderdoctor
weggehen wollte, sagte endlich ja, und Liddy mußte sich
hinsetzen auf einen Stuhl. Der Doctor zog ein großes,
blankes Messer aus seiner Tasche, wetzte es auf seinem
Arme und schwang es hin und her daß es gar schreck-
[Spaltenumbruch] lich blitzte. Jetzt faßte er die Nase bei der Spitze, Liddy
schrie fürchterlich, schloß die Augen und — husch, war
die Rübennase weg und dahinter kam Liddy's Näschen
zum Vorschein, so hübsch und niedlich wie zuvor. Der
Quacksalber aber verwandelte sich plötzlich in einen gro-
ßen, stattlichen Mann; es war Rübezahl. Er nahm
Liddy bei der Hand und sagte zu ihr: „Diese Nase, mein
Kind, hebe gut auf; sieh' sie oft an und sei nicht wie-
der naseweis.



Die Schminke.

Die Schminke ist in den frühesten Zeiten erfunden wor-
den, und wenn wir auch nicht mit Gewißheit angeben
können, ob Eva, die so untadelig schön aus der Hand
des Schöpfers hervorging, sich geschminkt hat, so behaup-
ten wir doch, daß das erste Weib nach Eva sich dieses
Mittels bediente. Sich schöner und jünger zu machen,
als es ist, das ist ein freilich nicht abzuleugnendes
Streben des weiblichen Geschlechts, darum erfand es die
Schminke. Die erste wurde aus Spießglanz bereitet,
und wir wissen, daß die Töchter Hiob's sich derselben
bedienten. Die koketten Jüdinnen färbten sich damit die
Augen, um sie größer und lebendiger zu machen; z. B.
die böse Jesabel. Kreide, Bohnenmehl, Honig, Safran,
um die Weiße und Röthe der Haut zu erhöhen, kam
nach und nach in Gebrauch. Die Excremente des Kro-
kodils waren die Schminke der ägyptischen Frauen. Ein
Recept zu einer tüchtigen Schminke hat der Dichter Ovi-
dius in seiner „Kunst zu lieben“ verschrieben. Es besteht
aus lybischer Gerste und Waldervenkraut in Eiweiß auf-
gelöst und dann mit pulverisirtem Hirschhorn, gestoßenen
Narcissenzwiebeln, Gummi, etrurischem Mehl und Ho-
nig vermischt. Auch die Eselinnen mußten ihre Milch
hergeben. Die Frauen Britanniens schminkten sich zur
Zeit Julius Cäsar's mit himmelblauen Farben. Queck-
silberwasser diente im 13. Jahrhundert. Katharina von
Medicis, die Gemahlin Heinrich's II., führte in der er-
sten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Mode, sich zu
schminken, in Frankreich ein, von wo aus sich der Ge-
brauch desselben weiter verbreitete. Noch vor 60 Jahren
verbrauchten die höhern Classen der französischen Gesellschaft
jährlich über zwei Millionen Büchsen Schminke. Die
Revolution von 1789 hat unter vielen Übeln auch die
Schminke verdrängt. Jn Frankreich wie in jedem an-
dern gebildeten Lande schminken sich nur noch zwei Clas-
sen von Frauen: Schauspielerinnen und Grisetten.



Kohlenreichthum um Saar.

Die reichste Kohlenablagerung dehnt sich zwischen Box-
berg und Geislautern aus, in einer Länge von fünf Mei-
len. Davon liegen drei Meilen zwischen Saar und Blies,
Völklingen und Neukirchen mit 77 übereinanderliegenden
Schichten, von denen jede2 1 / 2 —14 Fuß Höhe hat.
Derjenige Theil dieser 77 Kohlenlager, welcher über einer
durch den Saarspiegel gelegten Horizontalebene liegt, ent-
hält 158 Millionen Fuder zu 30 Ctr. preuß. oder30 5 / 7
Zollcentner. Dieser Theil der Kohlenablagerung kann
durch Stollen gewonnen werden und deckt das Bedürf-
niß der nächsten Jahrhunderte. Es ist aber nur ein ganz
kleiner Theil des Gesammtreichthums, den die Gegend
um Saar in ihrem Jnnern verbirgt. Denken wir uns
eine zweite Horizontalebene von 100 Lachtern zu6 2 / 3 Fuß
unter der ersten, so lagern da 565 Mill. Fuder Kohlen
[Ende Spaltensatz]

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[270/0006] 270 und zog ein Gesicht, als ob er sie Alle fressen wollte. Endlich sahen sie ihn nicht mehr, sie hatten die Stelle erreicht, wo immer so viele Beeren standen, und pflück- ten nun nach Herzenslust in ihre Körbchen, die auch bald gefüllt waren. Nun ging's an den Bach, sie setz- ten sich an den Rand, sahen den Fischchen zu mit den gold= und silberglänzenden Schuppen und wollten ihre Beeren essen. Aber ach, kaum nahmen sie dieselben in den Mund, da verzogen sie das ganze Gesicht und spuck- ten sie wieder aus; sie schmeckten wie lauter Essig, Salz und Galle, und wo möglich noch schlimmer. Aber was geschah erst mit Liddy! Sie fühlte auf einmal ein Krib- beln in ihrer Nase, das immer heftiger wurde. Sie griff danach, aber wie erschrak sie, als sie bemerkte, daß die Nase immer größer und größer wurde. Wie eine große Rübe wurde die Nase, die sonst so niedlich und klein gewesen war, und so weiß wurde sie wie frischge- fallener Schnee. 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Endlich nach langen, schweren acht Tagen kam eines Morgens ein Mann in das Haus, der mit allerhand Pflastern und Tincturen handelte. Es war ein Quack- salber. Er hörte Liddy hinter ihrer Schürze weinen und fragte, was ihr denn fehle? Die Mutter zeigte ihm die Nase und er lachte entsetzlich, was der armen Liddy sehr weh that, und befühlte sie und bog sie nach allen Sei- ten hin, was ihr noch weher that. Da ist kein anderes Mittel, sagte er endlich, als die Nase wegzuschneiden. Ach nein, nein, schrie Liddy, nicht wegschneiden! Jch will lieber die große, weiße Nase behalten, als gar keine. Aber die Mutter, welche sah, daß der Wunderdoctor weggehen wollte, sagte endlich ja, und Liddy mußte sich hinsetzen auf einen Stuhl. Der Doctor zog ein großes, blankes Messer aus seiner Tasche, wetzte es auf seinem Arme und schwang es hin und her daß es gar schreck- lich blitzte. Jetzt faßte er die Nase bei der Spitze, Liddy schrie fürchterlich, schloß die Augen und — husch, war die Rübennase weg und dahinter kam Liddy's Näschen zum Vorschein, so hübsch und niedlich wie zuvor. Der Quacksalber aber verwandelte sich plötzlich in einen gro- ßen, stattlichen Mann; es war Rübezahl. Er nahm Liddy bei der Hand und sagte zu ihr: „Diese Nase, mein Kind, hebe gut auf; sieh' sie oft an und sei nicht wie- der naseweis. “ Die Schminke. Die Schminke ist in den frühesten Zeiten erfunden wor- den, und wenn wir auch nicht mit Gewißheit angeben können, ob Eva, die so untadelig schön aus der Hand des Schöpfers hervorging, sich geschminkt hat, so behaup- ten wir doch, daß das erste Weib nach Eva sich dieses Mittels bediente. Sich schöner und jünger zu machen, als es ist, das ist ein freilich nicht abzuleugnendes Streben des weiblichen Geschlechts, darum erfand es die Schminke. Die erste wurde aus Spießglanz bereitet, und wir wissen, daß die Töchter Hiob's sich derselben bedienten. Die koketten Jüdinnen färbten sich damit die Augen, um sie größer und lebendiger zu machen; z. B. die böse Jesabel. Kreide, Bohnenmehl, Honig, Safran, um die Weiße und Röthe der Haut zu erhöhen, kam nach und nach in Gebrauch. Die Excremente des Kro- kodils waren die Schminke der ägyptischen Frauen. Ein Recept zu einer tüchtigen Schminke hat der Dichter Ovi- dius in seiner „Kunst zu lieben“ verschrieben. Es besteht aus lybischer Gerste und Waldervenkraut in Eiweiß auf- gelöst und dann mit pulverisirtem Hirschhorn, gestoßenen Narcissenzwiebeln, Gummi, etrurischem Mehl und Ho- nig vermischt. Auch die Eselinnen mußten ihre Milch hergeben. Die Frauen Britanniens schminkten sich zur Zeit Julius Cäsar's mit himmelblauen Farben. Queck- silberwasser diente im 13. Jahrhundert. Katharina von Medicis, die Gemahlin Heinrich's II., führte in der er- sten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Mode, sich zu schminken, in Frankreich ein, von wo aus sich der Ge- brauch desselben weiter verbreitete. Noch vor 60 Jahren verbrauchten die höhern Classen der französischen Gesellschaft jährlich über zwei Millionen Büchsen Schminke. Die Revolution von 1789 hat unter vielen Übeln auch die Schminke verdrängt. Jn Frankreich wie in jedem an- dern gebildeten Lande schminken sich nur noch zwei Clas- sen von Frauen: Schauspielerinnen und Grisetten. Kohlenreichthum um Saar. Die reichste Kohlenablagerung dehnt sich zwischen Box- berg und Geislautern aus, in einer Länge von fünf Mei- len. Davon liegen drei Meilen zwischen Saar und Blies, Völklingen und Neukirchen mit 77 übereinanderliegenden Schichten, von denen jede2 1 / 2 —14 Fuß Höhe hat. Derjenige Theil dieser 77 Kohlenlager, welcher über einer durch den Saarspiegel gelegten Horizontalebene liegt, ent- hält 158 Millionen Fuder zu 30 Ctr. preuß. oder30 5 / 7 Zollcentner. Dieser Theil der Kohlenablagerung kann durch Stollen gewonnen werden und deckt das Bedürf- niß der nächsten Jahrhunderte. Es ist aber nur ein ganz kleiner Theil des Gesammtreichthums, den die Gegend um Saar in ihrem Jnnern verbirgt. Denken wir uns eine zweite Horizontalebene von 100 Lachtern zu6 2 / 3 Fuß unter der ersten, so lagern da 565 Mill. Fuder Kohlen

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Neue Folge, Erster Jahrgang, Nr. 34. Leipzig (Sachsen), 26. August 1843, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig034_1843/6>, abgerufen am 21.11.2024.