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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 75. Leipzig (Sachsen), 1. Juni 1854.

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Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 75. ] Dritte Folge. Zweiter Jahrgang. [ 1. Juni 1854.



[Abbildung] Die Capstadt.
Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1837, Nr. 230.


Margareth.
Eine skizzirte Erzählung.
[Beginn Spaltensatz]
Der Abschied.

Aber ich lasse dich nicht! Du sollst und mußt bei mir
bleiben! sagte ein feines, blasses, junges Mädchen von
etwa zwölf Jahren zu der etwas ältern Margareth,
der Tochter des Tischlers aus dem Dorfe. Wozu willst
du denn durchaus in die Stadt?

O, ich will wohl nicht, aber der Vater! antwor-
tete jene mit betrübtem Tone. Er meint, dort bei der
Frau Muhme könne ich etwas Ordentliches lernen, um
mir mein Brot ehrlich zu verdienen, wenn er sich in
einen seiner Särge zur Ruhe gelegt habe. Eine Mut-
ter hätte ich nicht mehr, die mich leiten könne --

Sag' ihm nur, daß du mich hättest und daß ich
dir Kleider und Brot geben würde, wenn du es brauch-
[Spaltenumbruch] test, unterbrach Fanny, des reichen Gutsherrn einziges
Kind, die leise Weinende. Jch will dich nun einmal
hier behalten, denn ich habe in der ganzen Gegend
sonst Niemand, der mir gefällt, der mit mir spielt
und so hübsche Windröschen und Kirschkernkörbchen zu
machen versteht als du. Du mußt dich nur nicht
gleich so geduldig fortschicken lassen; wenn mir etwas
nicht paßt, wie Papa es will, so lege ich mich aufs
Bitten, und hilft das nicht, so weine ich, da setze ich
zuletzt doch Alles durch.

Aber der Vater hat mich so lieb und würde mich
gewiß nicht fortschicken wollen, wenn es mir nicht gut
wäre, entgegnete Margareth. Auch hat es uns der
Herr Schullehrer beim vierten Gebot so sehr einge-
schärft: Gehorche deinem Vater und betrübe ihn ja
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin
für
Belehrung und Unterhaltung.


Nr. 75. ] Dritte Folge. Zweiter Jahrgang. [ 1. Juni 1854.



[Abbildung] Die Capstadt.
Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1837, Nr. 230.


Margareth.
Eine skizzirte Erzählung.
[Beginn Spaltensatz]
Der Abschied.

Aber ich lasse dich nicht! Du sollst und mußt bei mir
bleiben! sagte ein feines, blasses, junges Mädchen von
etwa zwölf Jahren zu der etwas ältern Margareth,
der Tochter des Tischlers aus dem Dorfe. Wozu willst
du denn durchaus in die Stadt?

O, ich will wohl nicht, aber der Vater! antwor-
tete jene mit betrübtem Tone. Er meint, dort bei der
Frau Muhme könne ich etwas Ordentliches lernen, um
mir mein Brot ehrlich zu verdienen, wenn er sich in
einen seiner Särge zur Ruhe gelegt habe. Eine Mut-
ter hätte ich nicht mehr, die mich leiten könne —

Sag' ihm nur, daß du mich hättest und daß ich
dir Kleider und Brot geben würde, wenn du es brauch-
[Spaltenumbruch] test, unterbrach Fanny, des reichen Gutsherrn einziges
Kind, die leise Weinende. Jch will dich nun einmal
hier behalten, denn ich habe in der ganzen Gegend
sonst Niemand, der mir gefällt, der mit mir spielt
und so hübsche Windröschen und Kirschkernkörbchen zu
machen versteht als du. Du mußt dich nur nicht
gleich so geduldig fortschicken lassen; wenn mir etwas
nicht paßt, wie Papa es will, so lege ich mich aufs
Bitten, und hilft das nicht, so weine ich, da setze ich
zuletzt doch Alles durch.

Aber der Vater hat mich so lieb und würde mich
gewiß nicht fortschicken wollen, wenn es mir nicht gut
wäre, entgegnete Margareth. Auch hat es uns der
Herr Schullehrer beim vierten Gebot so sehr einge-
schärft: Gehorche deinem Vater und betrübe ihn ja
[Ende Spaltensatz]

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[[177]/0001] Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Nr. 75. ] Dritte Folge. Zweiter Jahrgang. [ 1. Juni 1854. [Abbildung Die Capstadt. Vergleiche Pfennig=Magazin, Jahrgang 1837, Nr. 230.] Margareth. Eine skizzirte Erzählung. Der Abschied. Aber ich lasse dich nicht! Du sollst und mußt bei mir bleiben! sagte ein feines, blasses, junges Mädchen von etwa zwölf Jahren zu der etwas ältern Margareth, der Tochter des Tischlers aus dem Dorfe. Wozu willst du denn durchaus in die Stadt? O, ich will wohl nicht, aber der Vater! antwor- tete jene mit betrübtem Tone. Er meint, dort bei der Frau Muhme könne ich etwas Ordentliches lernen, um mir mein Brot ehrlich zu verdienen, wenn er sich in einen seiner Särge zur Ruhe gelegt habe. Eine Mut- ter hätte ich nicht mehr, die mich leiten könne — Sag' ihm nur, daß du mich hättest und daß ich dir Kleider und Brot geben würde, wenn du es brauch- test, unterbrach Fanny, des reichen Gutsherrn einziges Kind, die leise Weinende. Jch will dich nun einmal hier behalten, denn ich habe in der ganzen Gegend sonst Niemand, der mir gefällt, der mit mir spielt und so hübsche Windröschen und Kirschkernkörbchen zu machen versteht als du. Du mußt dich nur nicht gleich so geduldig fortschicken lassen; wenn mir etwas nicht paßt, wie Papa es will, so lege ich mich aufs Bitten, und hilft das nicht, so weine ich, da setze ich zuletzt doch Alles durch. Aber der Vater hat mich so lieb und würde mich gewiß nicht fortschicken wollen, wenn es mir nicht gut wäre, entgegnete Margareth. Auch hat es uns der Herr Schullehrer beim vierten Gebot so sehr einge- schärft: Gehorche deinem Vater und betrübe ihn ja

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 75. Leipzig (Sachsen), 1. Juni 1854, S. [177]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig075_1854/1>, abgerufen am 21.11.2024.