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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 85. Leipzig (Sachsen), 10. August 1854.

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Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Hieronymus Savonarola, der berühmte Mönch in
Florenz, welcher in der Geschichte gewissermaßen einen noth-
wendigen Übergang von der Niederlage Huß' zu dem Siege
Martin Luther's bildet, hat an dem Franzosen Perrens einen
neuen Lebensbeschreiber gefunden, der seine merkwürdige Ge-
schichte nach vielen Seiten hin aufklärt und bereichert. Die
Bewegung, welche Savonarola hervorrief und leitete, war
vorherrschend eine politische; aber gleichzeitig war es ihm
um eine gründliche Reform der damals in so hervorstechende
Laster versunkenen Geistlichkeit zu thun und mit der Strenge
der Sitten, die er einführen wollte, war es ihm höchster
Ernst; auch paarte er das thätige Beispiel mit seiner Lehre.
Er wußte selbst die Kinder zu lenksamen Werkzeugen seines
Willens zu machen und spürte durch sie in Privatwohnun-
gen umher, um Putzsachen, profane Bücher und Bilder als
"Werke des Teufels" wegzunehmen und verbrennen zu lassen,
und seine Anhänger, die sogenannten Heuler ( Piagnoni )
tanzten ausgelassen um die Scheiterhaufen solcher Autodafes,
während die Dominikanermönche, mit Olivenlaub bekränzt,
Kirchenlieder dazu sangen. Jmmer höher thürmten sich end-
lich um Savonarola die Wogen des Sturms auf; Alle, die
er durch seine politischen oder religiösen Umgestaltungen ge-
reizt hatte, verständigten sich miteinander, ihn zu stürzen.
Der damalige Papst, Alexander VI. fluchbedeckten Anden-
kens, versuchte sein Schweigen zu erkaufen und bot ihm einen
Kardinalshut an. "Jch will keinen andern Hut", ließ ihm
der Dominikaner sagen, "als den Märtyrerhut, rothgefärbt
in meinem eigenen Blute." Der Papst schleuderte nun
Breve auf Breve und drang in die Signoria, den verwege-
nen Mönch ihm auszuliefern. Die Signoria untersagte ihm
das öffentliche Predigen. Aber seine Feinde waren damit
nicht zufrieden; sie griffen ein Wort auf, welches er oft hatte
fallen lassen, wie er erbötig wäre, um die Wahrheit seiner
Lehre zu besiegeln, durch die Flammen zu gehen. Ein Fran-
ziskanermönch erbot sich seinerseits durch einen Gang durchs
Feuer zu beweisen, daß Savonarola ein Betrüger sei. Einer
seiner Schüler nahm die Herausfoderung an und die Probe
ward auf den 7. April 1498 festgesetzt. Aber die Unschlüssig-
keit der beiden Kämpen täuschte die ungeduldige Neugier der
Menge. Ein plötzlicher Regenguß verlöschte den Scheiterhau-
fen und die Probe unterblieb. Die Piagnoni, die blindlings
an ihres Meisters Wunderthätigkeit glaubten, sanken in tiefe
Entmuthigung und räumten ihren Gegnern das Feld. Am
folgenden Tage strömt der aufgeregte Pöbel vor das Kloster
St.=Markus. Nach einem blutigen Kampf, worin einige treue
Freunde zur Vertheidigung Savonarola's umsonst ihr Leben
opfern, überliefert er sich seinen Feinden und wird, die Hände
auf den Rücken gebunden, unter den rohesten Beschimpfun-
gen in den Kerker geführt. Die Reaction gegen den Besieg-
ten kennt nun keinen Zügel. Er wird auf die Folter ge-
legt. Die Jnfamie wird so weit getrieben, daß man seine
Antworten verfälscht. Die päpstlichen Agenten hatten eine
schon fertige Verdammungs=Urkunde mitgebracht, und am
23. Mai erleidet er mit zweien seiner Schüler auf dem Palast-
platze den Feuertod. Hatte er sich von dem Schmerze der
Folter überwältigen lassen -- dem Tode gegenüber stand er
groß und muthig da. Gewiß darf Jtalien Savonarola un-
ter die Zahl der großen Männer setzen, auf die es stolz zu
sein Ursache hat. Ja, er verdient überhaupt den hervorra-
genden Reformatoren angereiht zu werden, die im Dienste
des Erhabensten, der Religion, ihr Leben opferten.



Der englische Lieutenant Burton hat im vorigen
Jahre eine Reise nach Mekka und Medina gemacht und der
Londoner geographischen Gesellschaft einen Bericht über die-
selbe mitgetheilt. Da der Besuch der beiden genannten hei-
ligen Oerter des Jslam Nichtmohammedanern streng unter-
[Spaltenumbruch] sagt ist, so führte sich Burton unter der Maske eines afgha-
nischen Pilgers ein und seine in Jndien erlangte Kenntniß
der afghanischen Sprache machte ihm dies möglich. So ward
es ihm möglich, Medina unangefochten zu erreichen und die
Moschee mit dem Begräbnißplatze des Propheten zu besuchen;
ebenso hatte er in Mekka Gelegenheit, eine Ansicht der
Kaaba zu zeichnen und alle Merkwürdigkeiten des muselmän-
nischen Jerusalems in Augenschein zu nehmen.



Regula Engel ( vergleiche oben Nr. 83, S. 248 )
hatte an dem Schlachttage von Waterloo einen der schreck-
lichsten ihres Lebens. An ihm verlor sie ihren Gatten
und ihren vierten Sohn Florian. Der erst zehnjährige Jo-
seph focht an der Mutter Seite, als vor ihren Augen eine
Kugel ihm den Kopf zerschmetterte, daß sein Gehirn umher-
spritzte. Vor Verzweiflung außer sich schoß sie nach einem
englischen Reiter und verwundete ihn im Gesicht; als sie die
zweite Pistole abzudrücken im Begriff war, riß jener sie ihr
aus der Hand und schoß sie damit durch den Hals und
gleichzeitig versetzte ihr ein Grenadier einen Stich in die
rechte Seite, daß das Blut stromweise von ihr floß. Sie
ergab sich und ward ins Spital nach Brüssel geschafft, spä-
ter ins Hotel= Dieu nach Paris abgeführt. Hier besuchten
sie, da ihr Schicksal allgemeine Theilnahme hervorrief, auch
Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III., betrach-
teten ihre am Bettgestell hängende Uniform und schieden
dann schweigend, doch so, daß der Kaiser ihr mit der Hand
seine Theilnahme bezeigte und am folgenden Tage 300 Ru-
bel in Gold und 25 versiegelte Flaschen Ungarweins zustellen,
auch das Anerbieten ihr machen ließ, daß, wenn sie nach
Petersburg kommen wolle, man ihr 15 Francs tägliches
Reisegeld und eine jährliche Pension zu ihrem Unterhalte an-
weisen werde, was sie aber aus Gesundheitsrücksichten ab-
lehnte.



Quickborn ist das Hauptitelwort einer Sammlung von
Volksgedichten in plattdeutscher Mundart, die so viele Freunde
gefunden hat, daß bereits eine zweite Auflage nöthig gewor-
den ist. Quickborn, altdeutsch quecprunno, mittelhochdeutsch
quecbrunne, ist soviel als fließende Quelle, lebendiger
Brunnen, von queck, quick == lebendig, frisch, keck,
( engl. quick ) rasch, noch gebräuchlich in Quecksilber, Quecken-
wurzel, die immer lebendige Wurzel einer Grasart, Queck-
holder. ( Weckholder, Wachholder ) . Quickstreet sagt man
zu einem Menschen, der nicht still sitzen kann; quicken =-
erquicken, beleben. Quickborn nannten unsere Alten alle
Orte, wo sie perennirende Quellen fanden, daher dieser Name
als Dorfname zwei mal in Holstein, drei mal wenigstens in
Hannover vorkommt.



Der Hafer wird in Norwegen hauptsächlich zur Be-
reitung des sogenannten Fladbrots ( Fladens ) benutzt, wel-
ches dem schottischen Haferkuchen ( Bannock ) sehr ähnlich ist.
Man rollt einen Teig aus Hafermehl so dünn als möglich
aus, legt die einzelnen Fladen vermittelst eiserner Stöckchen
auf eine runde eiserne Platte, welche auf einem Dreifuße
über einem hellen Holzfeuer ruht und läßt dieselben dort un-
gefähr fünf Minuten backen, während welcher Zeit man sie
einige mal umwendet. Später schichtet man dieses Gebäck
auf einem Lattengerüste auf, etwa wie man es zum Aufhän-
gen der Schinken und Speckseiten in großen Wirthschaften
gebraucht. Frisch gegessen ist dieser Haferkuchen vortrefflich
und steht kaum dem Gebäck aus Weizenmehl nach.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. -- Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.


Mannichfaltiges. [Beginn Spaltensatz]

Hieronymus Savonarola, der berühmte Mönch in
Florenz, welcher in der Geschichte gewissermaßen einen noth-
wendigen Übergang von der Niederlage Huß' zu dem Siege
Martin Luther's bildet, hat an dem Franzosen Perrens einen
neuen Lebensbeschreiber gefunden, der seine merkwürdige Ge-
schichte nach vielen Seiten hin aufklärt und bereichert. Die
Bewegung, welche Savonarola hervorrief und leitete, war
vorherrschend eine politische; aber gleichzeitig war es ihm
um eine gründliche Reform der damals in so hervorstechende
Laster versunkenen Geistlichkeit zu thun und mit der Strenge
der Sitten, die er einführen wollte, war es ihm höchster
Ernst; auch paarte er das thätige Beispiel mit seiner Lehre.
Er wußte selbst die Kinder zu lenksamen Werkzeugen seines
Willens zu machen und spürte durch sie in Privatwohnun-
gen umher, um Putzsachen, profane Bücher und Bilder als
„Werke des Teufels“ wegzunehmen und verbrennen zu lassen,
und seine Anhänger, die sogenannten Heuler ( Piagnoni )
tanzten ausgelassen um die Scheiterhaufen solcher Autodafés,
während die Dominikanermönche, mit Olivenlaub bekränzt,
Kirchenlieder dazu sangen. Jmmer höher thürmten sich end-
lich um Savonarola die Wogen des Sturms auf; Alle, die
er durch seine politischen oder religiösen Umgestaltungen ge-
reizt hatte, verständigten sich miteinander, ihn zu stürzen.
Der damalige Papst, Alexander VI. fluchbedeckten Anden-
kens, versuchte sein Schweigen zu erkaufen und bot ihm einen
Kardinalshut an. „Jch will keinen andern Hut“, ließ ihm
der Dominikaner sagen, „als den Märtyrerhut, rothgefärbt
in meinem eigenen Blute.“ Der Papst schleuderte nun
Breve auf Breve und drang in die Signoria, den verwege-
nen Mönch ihm auszuliefern. Die Signoria untersagte ihm
das öffentliche Predigen. Aber seine Feinde waren damit
nicht zufrieden; sie griffen ein Wort auf, welches er oft hatte
fallen lassen, wie er erbötig wäre, um die Wahrheit seiner
Lehre zu besiegeln, durch die Flammen zu gehen. Ein Fran-
ziskanermönch erbot sich seinerseits durch einen Gang durchs
Feuer zu beweisen, daß Savonarola ein Betrüger sei. Einer
seiner Schüler nahm die Herausfoderung an und die Probe
ward auf den 7. April 1498 festgesetzt. Aber die Unschlüssig-
keit der beiden Kämpen täuschte die ungeduldige Neugier der
Menge. Ein plötzlicher Regenguß verlöschte den Scheiterhau-
fen und die Probe unterblieb. Die Piagnoni, die blindlings
an ihres Meisters Wunderthätigkeit glaubten, sanken in tiefe
Entmuthigung und räumten ihren Gegnern das Feld. Am
folgenden Tage strömt der aufgeregte Pöbel vor das Kloster
St.=Markus. Nach einem blutigen Kampf, worin einige treue
Freunde zur Vertheidigung Savonarola's umsonst ihr Leben
opfern, überliefert er sich seinen Feinden und wird, die Hände
auf den Rücken gebunden, unter den rohesten Beschimpfun-
gen in den Kerker geführt. Die Reaction gegen den Besieg-
ten kennt nun keinen Zügel. Er wird auf die Folter ge-
legt. Die Jnfamie wird so weit getrieben, daß man seine
Antworten verfälscht. Die päpstlichen Agenten hatten eine
schon fertige Verdammungs=Urkunde mitgebracht, und am
23. Mai erleidet er mit zweien seiner Schüler auf dem Palast-
platze den Feuertod. Hatte er sich von dem Schmerze der
Folter überwältigen lassen — dem Tode gegenüber stand er
groß und muthig da. Gewiß darf Jtalien Savonarola un-
ter die Zahl der großen Männer setzen, auf die es stolz zu
sein Ursache hat. Ja, er verdient überhaupt den hervorra-
genden Reformatoren angereiht zu werden, die im Dienste
des Erhabensten, der Religion, ihr Leben opferten.



Der englische Lieutenant Burton hat im vorigen
Jahre eine Reise nach Mekka und Medina gemacht und der
Londoner geographischen Gesellschaft einen Bericht über die-
selbe mitgetheilt. Da der Besuch der beiden genannten hei-
ligen Oerter des Jslam Nichtmohammedanern streng unter-
[Spaltenumbruch] sagt ist, so führte sich Burton unter der Maske eines afgha-
nischen Pilgers ein und seine in Jndien erlangte Kenntniß
der afghanischen Sprache machte ihm dies möglich. So ward
es ihm möglich, Medina unangefochten zu erreichen und die
Moschee mit dem Begräbnißplatze des Propheten zu besuchen;
ebenso hatte er in Mekka Gelegenheit, eine Ansicht der
Kaaba zu zeichnen und alle Merkwürdigkeiten des muselmän-
nischen Jerusalems in Augenschein zu nehmen.



Regula Engel ( vergleiche oben Nr. 83, S. 248 )
hatte an dem Schlachttage von Waterloo einen der schreck-
lichsten ihres Lebens. An ihm verlor sie ihren Gatten
und ihren vierten Sohn Florian. Der erst zehnjährige Jo-
seph focht an der Mutter Seite, als vor ihren Augen eine
Kugel ihm den Kopf zerschmetterte, daß sein Gehirn umher-
spritzte. Vor Verzweiflung außer sich schoß sie nach einem
englischen Reiter und verwundete ihn im Gesicht; als sie die
zweite Pistole abzudrücken im Begriff war, riß jener sie ihr
aus der Hand und schoß sie damit durch den Hals und
gleichzeitig versetzte ihr ein Grenadier einen Stich in die
rechte Seite, daß das Blut stromweise von ihr floß. Sie
ergab sich und ward ins Spital nach Brüssel geschafft, spä-
ter ins Hotel= Dieu nach Paris abgeführt. Hier besuchten
sie, da ihr Schicksal allgemeine Theilnahme hervorrief, auch
Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III., betrach-
teten ihre am Bettgestell hängende Uniform und schieden
dann schweigend, doch so, daß der Kaiser ihr mit der Hand
seine Theilnahme bezeigte und am folgenden Tage 300 Ru-
bel in Gold und 25 versiegelte Flaschen Ungarweins zustellen,
auch das Anerbieten ihr machen ließ, daß, wenn sie nach
Petersburg kommen wolle, man ihr 15 Francs tägliches
Reisegeld und eine jährliche Pension zu ihrem Unterhalte an-
weisen werde, was sie aber aus Gesundheitsrücksichten ab-
lehnte.



Quickborn ist das Hauptitelwort einer Sammlung von
Volksgedichten in plattdeutscher Mundart, die so viele Freunde
gefunden hat, daß bereits eine zweite Auflage nöthig gewor-
den ist. Quickborn, altdeutsch quecprunno, mittelhochdeutsch
quecbrunne, ist soviel als fließende Quelle, lebendiger
Brunnen, von queck, quick == lebendig, frisch, keck,
( engl. quick ) rasch, noch gebräuchlich in Quecksilber, Quecken-
wurzel, die immer lebendige Wurzel einer Grasart, Queck-
holder. ( Weckholder, Wachholder ) . Quickstreet sagt man
zu einem Menschen, der nicht still sitzen kann; quicken =-
erquicken, beleben. Quickborn nannten unsere Alten alle
Orte, wo sie perennirende Quellen fanden, daher dieser Name
als Dorfname zwei mal in Holstein, drei mal wenigstens in
Hannover vorkommt.



Der Hafer wird in Norwegen hauptsächlich zur Be-
reitung des sogenannten Fladbrots ( Fladens ) benutzt, wel-
ches dem schottischen Haferkuchen ( Bannock ) sehr ähnlich ist.
Man rollt einen Teig aus Hafermehl so dünn als möglich
aus, legt die einzelnen Fladen vermittelst eiserner Stöckchen
auf eine runde eiserne Platte, welche auf einem Dreifuße
über einem hellen Holzfeuer ruht und läßt dieselben dort un-
gefähr fünf Minuten backen, während welcher Zeit man sie
einige mal umwendet. Später schichtet man dieses Gebäck
auf einem Lattengerüste auf, etwa wie man es zum Aufhän-
gen der Schinken und Speckseiten in großen Wirthschaften
gebraucht. Frisch gegessen ist dieser Haferkuchen vortrefflich
und steht kaum dem Gebäck aus Weizenmehl nach.

[Ende Spaltensatz]

Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Er wußte selbst die Kinder zu lenksamen Werkzeugen seines Willens zu machen und spürte durch sie in Privatwohnun- gen umher, um Putzsachen, profane Bücher und Bilder als „Werke des Teufels“ wegzunehmen und verbrennen zu lassen, und seine Anhänger, die sogenannten Heuler ( Piagnoni ) tanzten ausgelassen um die Scheiterhaufen solcher Autodafés, während die Dominikanermönche, mit Olivenlaub bekränzt, Kirchenlieder dazu sangen. Jmmer höher thürmten sich end- lich um Savonarola die Wogen des Sturms auf; Alle, die er durch seine politischen oder religiösen Umgestaltungen ge- reizt hatte, verständigten sich miteinander, ihn zu stürzen. Der damalige Papst, Alexander VI. fluchbedeckten Anden- kens, versuchte sein Schweigen zu erkaufen und bot ihm einen Kardinalshut an. „Jch will keinen andern Hut“, ließ ihm der Dominikaner sagen, „als den Märtyrerhut, rothgefärbt in meinem eigenen Blute.“ Der Papst schleuderte nun Breve auf Breve und drang in die Signoria, den verwege- nen Mönch ihm auszuliefern. Die Signoria untersagte ihm das öffentliche Predigen. Aber seine Feinde waren damit nicht zufrieden; sie griffen ein Wort auf, welches er oft hatte fallen lassen, wie er erbötig wäre, um die Wahrheit seiner Lehre zu besiegeln, durch die Flammen zu gehen. Ein Fran- ziskanermönch erbot sich seinerseits durch einen Gang durchs Feuer zu beweisen, daß Savonarola ein Betrüger sei. Einer seiner Schüler nahm die Herausfoderung an und die Probe ward auf den 7. April 1498 festgesetzt. Aber die Unschlüssig- keit der beiden Kämpen täuschte die ungeduldige Neugier der Menge. Ein plötzlicher Regenguß verlöschte den Scheiterhau- fen und die Probe unterblieb. Die Piagnoni, die blindlings an ihres Meisters Wunderthätigkeit glaubten, sanken in tiefe Entmuthigung und räumten ihren Gegnern das Feld. Am folgenden Tage strömt der aufgeregte Pöbel vor das Kloster St.=Markus. Nach einem blutigen Kampf, worin einige treue Freunde zur Vertheidigung Savonarola's umsonst ihr Leben opfern, überliefert er sich seinen Feinden und wird, die Hände auf den Rücken gebunden, unter den rohesten Beschimpfun- gen in den Kerker geführt. Die Reaction gegen den Besieg- ten kennt nun keinen Zügel. Er wird auf die Folter ge- legt. Die Jnfamie wird so weit getrieben, daß man seine Antworten verfälscht. Die päpstlichen Agenten hatten eine schon fertige Verdammungs=Urkunde mitgebracht, und am 23. Mai erleidet er mit zweien seiner Schüler auf dem Palast- platze den Feuertod. Hatte er sich von dem Schmerze der Folter überwältigen lassen — dem Tode gegenüber stand er groß und muthig da. Gewiß darf Jtalien Savonarola un- ter die Zahl der großen Männer setzen, auf die es stolz zu sein Ursache hat. Ja, er verdient überhaupt den hervorra- genden Reformatoren angereiht zu werden, die im Dienste des Erhabensten, der Religion, ihr Leben opferten. Der englische Lieutenant Burton hat im vorigen Jahre eine Reise nach Mekka und Medina gemacht und der Londoner geographischen Gesellschaft einen Bericht über die- selbe mitgetheilt. Da der Besuch der beiden genannten hei- ligen Oerter des Jslam Nichtmohammedanern streng unter- sagt ist, so führte sich Burton unter der Maske eines afgha- nischen Pilgers ein und seine in Jndien erlangte Kenntniß der afghanischen Sprache machte ihm dies möglich. So ward es ihm möglich, Medina unangefochten zu erreichen und die Moschee mit dem Begräbnißplatze des Propheten zu besuchen; ebenso hatte er in Mekka Gelegenheit, eine Ansicht der Kaaba zu zeichnen und alle Merkwürdigkeiten des muselmän- nischen Jerusalems in Augenschein zu nehmen. Regula Engel ( vergleiche oben Nr. 83, S. 248 ) hatte an dem Schlachttage von Waterloo einen der schreck- lichsten ihres Lebens. An ihm verlor sie ihren Gatten und ihren vierten Sohn Florian. Der erst zehnjährige Jo- seph focht an der Mutter Seite, als vor ihren Augen eine Kugel ihm den Kopf zerschmetterte, daß sein Gehirn umher- spritzte. Vor Verzweiflung außer sich schoß sie nach einem englischen Reiter und verwundete ihn im Gesicht; als sie die zweite Pistole abzudrücken im Begriff war, riß jener sie ihr aus der Hand und schoß sie damit durch den Hals und gleichzeitig versetzte ihr ein Grenadier einen Stich in die rechte Seite, daß das Blut stromweise von ihr floß. Sie ergab sich und ward ins Spital nach Brüssel geschafft, spä- ter ins Hotel= Dieu nach Paris abgeführt. Hier besuchten sie, da ihr Schicksal allgemeine Theilnahme hervorrief, auch Kaiser Alexander und König Friedrich Wilhelm III., betrach- teten ihre am Bettgestell hängende Uniform und schieden dann schweigend, doch so, daß der Kaiser ihr mit der Hand seine Theilnahme bezeigte und am folgenden Tage 300 Ru- bel in Gold und 25 versiegelte Flaschen Ungarweins zustellen, auch das Anerbieten ihr machen ließ, daß, wenn sie nach Petersburg kommen wolle, man ihr 15 Francs tägliches Reisegeld und eine jährliche Pension zu ihrem Unterhalte an- weisen werde, was sie aber aus Gesundheitsrücksichten ab- lehnte. Quickborn ist das Hauptitelwort einer Sammlung von Volksgedichten in plattdeutscher Mundart, die so viele Freunde gefunden hat, daß bereits eine zweite Auflage nöthig gewor- den ist. Quickborn, altdeutsch quecprunno, mittelhochdeutsch quecbrunne, ist soviel als fließende Quelle, lebendiger Brunnen, von queck, quick == lebendig, frisch, keck, ( engl. quick ) rasch, noch gebräuchlich in Quecksilber, Quecken- wurzel, die immer lebendige Wurzel einer Grasart, Queck- holder. ( Weckholder, Wachholder ) . Quickstreet sagt man zu einem Menschen, der nicht still sitzen kann; quicken =- erquicken, beleben. Quickborn nannten unsere Alten alle Orte, wo sie perennirende Quellen fanden, daher dieser Name als Dorfname zwei mal in Holstein, drei mal wenigstens in Hannover vorkommt. Der Hafer wird in Norwegen hauptsächlich zur Be- reitung des sogenannten Fladbrots ( Fladens ) benutzt, wel- ches dem schottischen Haferkuchen ( Bannock ) sehr ähnlich ist. Man rollt einen Teig aus Hafermehl so dünn als möglich aus, legt die einzelnen Fladen vermittelst eiserner Stöckchen auf eine runde eiserne Platte, welche auf einem Dreifuße über einem hellen Holzfeuer ruht und läßt dieselben dort un- gefähr fünf Minuten backen, während welcher Zeit man sie einige mal umwendet. Später schichtet man dieses Gebäck auf einem Lattengerüste auf, etwa wie man es zum Aufhän- gen der Schinken und Speckseiten in großen Wirthschaften gebraucht. Frisch gegessen ist dieser Haferkuchen vortrefflich und steht kaum dem Gebäck aus Weizenmehl nach. Verantwortlicher Redacteur: M. J. E. Volbeding. — Druck und Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 85. Leipzig (Sachsen), 10. August 1854, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig085_1854/8>, abgerufen am 24.11.2024.