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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 88. Leipzig (Sachsen), 31. August 1854.

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Luftige Wohnung.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Wenn wir uns in des Jahres rauherer Zeit unserer
wohleingerichteten Wohnungen freuen, die uns Schutz
und Schirm gegen kalte und nasse Witterung bieten
und dann wol manchmal, wenn wir uns in unsern
vier Pfählen so recht behaglich fühlen, theilnehmend
Derjenigen gedenken, welche durch Stand und Beruf
genöthigt sind, einen großen Theil des Tags oder der
Nacht im Freien zuzubringen, wie auch immer Wetter
und Weg sein mögen: so will uns doch fast ein Schreck
ergreifen, wenn wir uns in eine so luftige, zwischen
Himmel und Erde hängende Wohnung hineindächten,
wie wir sie hier unter den Händen fleißiger Arbeiter
anlegen und entstehen sehen. Eine solche ist nämlich
ein Nothbehelf für Auswanderer nach Amerika, die
sich dort durch den Ackerbau forthelfen wollen und sich
Ländereien anzukaufen im Stande sind. Haben sie die
Überfahrt über das Weltmeer glücklich überstanden,
dann auch die nicht viel weniger beschwerliche Wande-
rung in das Jnnere des Landes, wo die angekauften
Ländereien liegen, so kann öfters der Anbau einer
Wohnung, und wäre sie auch noch so einfach, nicht
sogleich in Angriff genommen werden. Das Stück
Land, das sich der Pflanzer erworben hat, ist vielleicht
in seinem ganzen Umfange noch mit dichtem Walde
bedeckt, der durch Axt oder Feuer erst gelichtet werden
[Spaltenumbruch] muß. Es würde späterhin vielleicht doppelte Mühe
und Kosten verursachen, wollte man sofort Hand an
den Bau eines Wohnhauses legen, bevor man sein
ganzes Besitzthum kennen gelernt hat und dadurch in
den Stand gesetzt ist, die passendste Stätte für dasselbe
zu wählen. Und doch bedarf man eines einstweiligen
Aufenthaltsorts, der vor Sonnenhitze und Regenwet-
ter, vor schädlichen Thieren aller Art wenigstens einiger-
maßen schützt, der die mitgebrachten Vorräthe bergen und
vor Verderbniß bewahren helfe. Da richtet man denn
sein Absehen auf Bäume, welche passend nebeneinan-
der stehen und sich mit nicht allzugroßer Mühe zu einer
Jnterimswohnung einrichten lassen. Man hat Bei-
spiele, daß Pflanzer Monate, ja Jahre lang in solchen
luftigen Wohnungen gehaust haben, und wenn es auch
gewiß ist, daß Millionen von Menschen noch viel ein-
facher wohnen, in Höhlen oder Zelten, so darf man
doch nicht vergessen, daß dies größtentheils wilde Völ-
ker sind, die sich an ein geregelteres Zusammenleben
noch nicht gewöhnt haben, daß aber unsern europäi-
schen Landsleuten, die sich zum Auswandern veranlaßt
oder genöthigt sehen, ein Wechsel sehr beschwerlich
fallen muß, der ihnen unzählige Bequemlichkeiten des
Lebens, an die sie gewöhnt waren, auf kürzere oder
längere Zeit entzieht.

[Ende Spaltensatz]

Die Seide.
( Beschluß. )
[Beginn Spaltensatz]

Die verlassenen Horden müssen sofort aus dem Sei-
denbaulocal geschafft und außerhalb desselben gereinigt
werden, um die innere Luft nicht durch übeln Geruch
zu verderben. Überhaupt ist während der Dauer der
Seidenzucht Alles zu vermeiden, was irgend einen
fremdartigen Geruch veranlaßt, als Tabacksrauch, star-
[Spaltenumbruch] ker Blumenduft, wohlriechende Wasser u. s. w. Auch
dürfen Personen, welche Taback schnupfen, die Rau-
pen nicht berühren, und Arbeiter, deren Hauch nach
Branntwein riecht, dürfen gar nicht zugelassen werden.
Wenn nun der Seidenwurm nach dreiwöchentlichem
Schwelgen Stoff genug zum Einspinnen gesammelt
[Ende Spaltensatz]


Luftige Wohnung.
[Abbildung]
[Beginn Spaltensatz]

Wenn wir uns in des Jahres rauherer Zeit unserer
wohleingerichteten Wohnungen freuen, die uns Schutz
und Schirm gegen kalte und nasse Witterung bieten
und dann wol manchmal, wenn wir uns in unsern
vier Pfählen so recht behaglich fühlen, theilnehmend
Derjenigen gedenken, welche durch Stand und Beruf
genöthigt sind, einen großen Theil des Tags oder der
Nacht im Freien zuzubringen, wie auch immer Wetter
und Weg sein mögen: so will uns doch fast ein Schreck
ergreifen, wenn wir uns in eine so luftige, zwischen
Himmel und Erde hängende Wohnung hineindächten,
wie wir sie hier unter den Händen fleißiger Arbeiter
anlegen und entstehen sehen. Eine solche ist nämlich
ein Nothbehelf für Auswanderer nach Amerika, die
sich dort durch den Ackerbau forthelfen wollen und sich
Ländereien anzukaufen im Stande sind. Haben sie die
Überfahrt über das Weltmeer glücklich überstanden,
dann auch die nicht viel weniger beschwerliche Wande-
rung in das Jnnere des Landes, wo die angekauften
Ländereien liegen, so kann öfters der Anbau einer
Wohnung, und wäre sie auch noch so einfach, nicht
sogleich in Angriff genommen werden. Das Stück
Land, das sich der Pflanzer erworben hat, ist vielleicht
in seinem ganzen Umfange noch mit dichtem Walde
bedeckt, der durch Axt oder Feuer erst gelichtet werden
[Spaltenumbruch] muß. Es würde späterhin vielleicht doppelte Mühe
und Kosten verursachen, wollte man sofort Hand an
den Bau eines Wohnhauses legen, bevor man sein
ganzes Besitzthum kennen gelernt hat und dadurch in
den Stand gesetzt ist, die passendste Stätte für dasselbe
zu wählen. Und doch bedarf man eines einstweiligen
Aufenthaltsorts, der vor Sonnenhitze und Regenwet-
ter, vor schädlichen Thieren aller Art wenigstens einiger-
maßen schützt, der die mitgebrachten Vorräthe bergen und
vor Verderbniß bewahren helfe. Da richtet man denn
sein Absehen auf Bäume, welche passend nebeneinan-
der stehen und sich mit nicht allzugroßer Mühe zu einer
Jnterimswohnung einrichten lassen. Man hat Bei-
spiele, daß Pflanzer Monate, ja Jahre lang in solchen
luftigen Wohnungen gehaust haben, und wenn es auch
gewiß ist, daß Millionen von Menschen noch viel ein-
facher wohnen, in Höhlen oder Zelten, so darf man
doch nicht vergessen, daß dies größtentheils wilde Völ-
ker sind, die sich an ein geregelteres Zusammenleben
noch nicht gewöhnt haben, daß aber unsern europäi-
schen Landsleuten, die sich zum Auswandern veranlaßt
oder genöthigt sehen, ein Wechsel sehr beschwerlich
fallen muß, der ihnen unzählige Bequemlichkeiten des
Lebens, an die sie gewöhnt waren, auf kürzere oder
längere Zeit entzieht.

[Ende Spaltensatz]

Die Seide.
( Beschluß. )
[Beginn Spaltensatz]

Die verlassenen Horden müssen sofort aus dem Sei-
denbaulocal geschafft und außerhalb desselben gereinigt
werden, um die innere Luft nicht durch übeln Geruch
zu verderben. Überhaupt ist während der Dauer der
Seidenzucht Alles zu vermeiden, was irgend einen
fremdartigen Geruch veranlaßt, als Tabacksrauch, star-
[Spaltenumbruch] ker Blumenduft, wohlriechende Wasser u. s. w. Auch
dürfen Personen, welche Taback schnupfen, die Rau-
pen nicht berühren, und Arbeiter, deren Hauch nach
Branntwein riecht, dürfen gar nicht zugelassen werden.
Wenn nun der Seidenwurm nach dreiwöchentlichem
Schwelgen Stoff genug zum Einspinnen gesammelt
[Ende Spaltensatz]

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[285/0005] 285 Luftige Wohnung. [Abbildung] Wenn wir uns in des Jahres rauherer Zeit unserer wohleingerichteten Wohnungen freuen, die uns Schutz und Schirm gegen kalte und nasse Witterung bieten und dann wol manchmal, wenn wir uns in unsern vier Pfählen so recht behaglich fühlen, theilnehmend Derjenigen gedenken, welche durch Stand und Beruf genöthigt sind, einen großen Theil des Tags oder der Nacht im Freien zuzubringen, wie auch immer Wetter und Weg sein mögen: so will uns doch fast ein Schreck ergreifen, wenn wir uns in eine so luftige, zwischen Himmel und Erde hängende Wohnung hineindächten, wie wir sie hier unter den Händen fleißiger Arbeiter anlegen und entstehen sehen. Eine solche ist nämlich ein Nothbehelf für Auswanderer nach Amerika, die sich dort durch den Ackerbau forthelfen wollen und sich Ländereien anzukaufen im Stande sind. Haben sie die Überfahrt über das Weltmeer glücklich überstanden, dann auch die nicht viel weniger beschwerliche Wande- rung in das Jnnere des Landes, wo die angekauften Ländereien liegen, so kann öfters der Anbau einer Wohnung, und wäre sie auch noch so einfach, nicht sogleich in Angriff genommen werden. Das Stück Land, das sich der Pflanzer erworben hat, ist vielleicht in seinem ganzen Umfange noch mit dichtem Walde bedeckt, der durch Axt oder Feuer erst gelichtet werden muß. Es würde späterhin vielleicht doppelte Mühe und Kosten verursachen, wollte man sofort Hand an den Bau eines Wohnhauses legen, bevor man sein ganzes Besitzthum kennen gelernt hat und dadurch in den Stand gesetzt ist, die passendste Stätte für dasselbe zu wählen. Und doch bedarf man eines einstweiligen Aufenthaltsorts, der vor Sonnenhitze und Regenwet- ter, vor schädlichen Thieren aller Art wenigstens einiger- maßen schützt, der die mitgebrachten Vorräthe bergen und vor Verderbniß bewahren helfe. Da richtet man denn sein Absehen auf Bäume, welche passend nebeneinan- der stehen und sich mit nicht allzugroßer Mühe zu einer Jnterimswohnung einrichten lassen. Man hat Bei- spiele, daß Pflanzer Monate, ja Jahre lang in solchen luftigen Wohnungen gehaust haben, und wenn es auch gewiß ist, daß Millionen von Menschen noch viel ein- facher wohnen, in Höhlen oder Zelten, so darf man doch nicht vergessen, daß dies größtentheils wilde Völ- ker sind, die sich an ein geregelteres Zusammenleben noch nicht gewöhnt haben, daß aber unsern europäi- schen Landsleuten, die sich zum Auswandern veranlaßt oder genöthigt sehen, ein Wechsel sehr beschwerlich fallen muß, der ihnen unzählige Bequemlichkeiten des Lebens, an die sie gewöhnt waren, auf kürzere oder längere Zeit entzieht. Die Seide. ( Beschluß. ) Die verlassenen Horden müssen sofort aus dem Sei- denbaulocal geschafft und außerhalb desselben gereinigt werden, um die innere Luft nicht durch übeln Geruch zu verderben. Überhaupt ist während der Dauer der Seidenzucht Alles zu vermeiden, was irgend einen fremdartigen Geruch veranlaßt, als Tabacksrauch, star- ker Blumenduft, wohlriechende Wasser u. s. w. Auch dürfen Personen, welche Taback schnupfen, die Rau- pen nicht berühren, und Arbeiter, deren Hauch nach Branntwein riecht, dürfen gar nicht zugelassen werden. Wenn nun der Seidenwurm nach dreiwöchentlichem Schwelgen Stoff genug zum Einspinnen gesammelt

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 88. Leipzig (Sachsen), 31. August 1854, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig088_1854/5>, abgerufen am 21.11.2024.