Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 96. Leipzig (Sachsen), 2. November 1854.[Abbildung] Vintner's Hall in London. Der Verschüttete. [Beginn Spaltensatz]
An der Annaberg=Chemnitzer Straße im Sächsischen Bergbau wird in Ehrenfriedersdorfs Umgebungen Jn den glücklichern Zeiten des sächsischen Bergbaus Wie glücklich waren die Zwei und doch sollte die Barthel fuhr bald nach seiner Verlobung im Jahre Mit einem "Glück auf!" stiegen, ihren Steiger Die Knappen begannen unter der Anleitung ihres [Abbildung] Vintner's Hall in London. Der Verschüttete. [Beginn Spaltensatz]
An der Annaberg=Chemnitzer Straße im Sächsischen Bergbau wird in Ehrenfriedersdorfs Umgebungen Jn den glücklichern Zeiten des sächsischen Bergbaus Wie glücklich waren die Zwei und doch sollte die Barthel fuhr bald nach seiner Verlobung im Jahre Mit einem „Glück auf!“ stiegen, ihren Steiger Die Knappen begannen unter der Anleitung ihres <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0005" n="349"/> <fw type="pageNum" place="top">349</fw><lb/> <div n="1"> <figure> <head> <hi rendition="#fr">Vintner's Hall in London.</hi> </head> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Der Verschüttete.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">A</hi>n der Annaberg=Chemnitzer Straße im Sächsischen<lb/> Erzgebirge liegt die kleine, aber sehr alte Bergstadt<lb/> Ehrenfriedersdorf, umlagert von ungeheuern Geröll-<lb/> massen, welche das Fäustel des fleißigen Bergmanns<lb/> im Laufe von Jahrhunderten zu Tage gefördert hat und<lb/> welche Halten genannt werden. Die Gegend sieht höchst<lb/> traurig aus, denn auf den kahlen Bergrücken will das<lb/> im sächsischen Hochlande sonst so üppige Wiesengras<lb/> nicht gedeihen und verschiedene Bäume deuten durch<lb/> ihr krüppelhaftes Aussehen auf die Dürftigkeit des<lb/> Bodens hin. Kein Wunder, daß man die arme Pflege<lb/> mit dem Namen „Das Elend“ bezeichnet hat. Ob<lb/> die hier befindlichen Arsenikhütten die Vegetation, wie<lb/> man behauptet, noch mehr aufhalten, das möge hier<lb/> unerörtert bleiben.</p><lb/> <p>Bergbau wird in Ehrenfriedersdorfs Umgebungen<lb/> zwar heute noch getrieben, aber die Ausbeute der Gru-<lb/> ben ist nicht mehr dem reichen Ertrage zu vergleichen,<lb/> welcher einst das Städtchen so bedeutsam machte. Küm-<lb/> merlich nährt sich jetzt der arme Bergmann von seiner<lb/> lebensgefährlichen Arbeit, während viele seiner frühern<lb/> Genossen Schätze sammelten und den Tagen ihres Al-<lb/> ters sorgenlos entgegengehen konnten.</p><lb/> <p>Jn den glücklichern Zeiten des sächsischen Bergbaus<lb/> — es war im 16. Jahrhundert — lebte auch in Eh-<lb/> renfriedersdorf ein wackerer, junger Bergmann Namens<lb/> Oswald Barthel. Er war der Liebling der ganzen<lb/> Knappschaft und empfahl sich durch Fleiß, Geschicklich-<lb/><cb n="2"/> keit und Treue seinen Obern dergestalt, daß diese ihm<lb/> ihre besondere Gunst schenkten. Sein Obersteiger, der<lb/> reiche Baumwald, hielt ihn wie seinen Sohn und sagte<lb/> mit Freuden ja dazu, als einst Barthel bei ihm ein-<lb/> trat und ihn schüchtern um die Hand seiner einzigen<lb/> Tochter Anna bat. Mit dieser war Barthel längst<lb/> schon <hi rendition="#g">ein</hi> Herz und <hi rendition="#g">eine</hi> Seele, daher sofort die Ver-<lb/> lobung gefeiert wurde.</p><lb/> <p>Wie glücklich waren die Zwei und doch sollte die<lb/> Seligkeit für das liebende Paar nur kurze Zeit dauern!</p><lb/> <p>Barthel fuhr bald nach seiner Verlobung im Jahre<lb/> 1508 in dem tiefen Stolln „Gutes Glück“ im Sau-<lb/> berge mit an. Seine Kameraden hatten sich, wie er,<lb/> durch Gesang und Gebet zu ihrer Fahrt gestärkt,<lb/> denn es galt, eine gefährliche Arbeit zu vollbringen.<lb/> Man wollte einen sogenannten Durchschlag machen,<lb/> bei welchem schon so mancher Bergmann sein Leben<lb/> verlor.</p><lb/> <p>Mit einem „Glück auf!“ stiegen, ihren Steiger<lb/> voran, die Knappen in die finstere Tiefe. An dem<lb/> Orte, wo sie die Arbeit beginnen sollten, war der<lb/> Grubengang mit einer Firste befestigt, d. h. man hatte<lb/> den Gang mit Bretern und Balken ausgeschalt, weil<lb/> er nicht aus festem Felsen, sondern aus bröcklicher,<lb/> rolliger Erdart bestand und darum leicht zusammen-<lb/> stürzen konnte.</p><lb/> <p>Die Knappen begannen unter der Anleitung ihres<lb/> Steigers den Durchschlag; doch kaum hatten sie damit<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [349/0005]
349
[Abbildung Vintner's Hall in London.]
Der Verschüttete.
An der Annaberg=Chemnitzer Straße im Sächsischen
Erzgebirge liegt die kleine, aber sehr alte Bergstadt
Ehrenfriedersdorf, umlagert von ungeheuern Geröll-
massen, welche das Fäustel des fleißigen Bergmanns
im Laufe von Jahrhunderten zu Tage gefördert hat und
welche Halten genannt werden. Die Gegend sieht höchst
traurig aus, denn auf den kahlen Bergrücken will das
im sächsischen Hochlande sonst so üppige Wiesengras
nicht gedeihen und verschiedene Bäume deuten durch
ihr krüppelhaftes Aussehen auf die Dürftigkeit des
Bodens hin. Kein Wunder, daß man die arme Pflege
mit dem Namen „Das Elend“ bezeichnet hat. Ob
die hier befindlichen Arsenikhütten die Vegetation, wie
man behauptet, noch mehr aufhalten, das möge hier
unerörtert bleiben.
Bergbau wird in Ehrenfriedersdorfs Umgebungen
zwar heute noch getrieben, aber die Ausbeute der Gru-
ben ist nicht mehr dem reichen Ertrage zu vergleichen,
welcher einst das Städtchen so bedeutsam machte. Küm-
merlich nährt sich jetzt der arme Bergmann von seiner
lebensgefährlichen Arbeit, während viele seiner frühern
Genossen Schätze sammelten und den Tagen ihres Al-
ters sorgenlos entgegengehen konnten.
Jn den glücklichern Zeiten des sächsischen Bergbaus
— es war im 16. Jahrhundert — lebte auch in Eh-
renfriedersdorf ein wackerer, junger Bergmann Namens
Oswald Barthel. Er war der Liebling der ganzen
Knappschaft und empfahl sich durch Fleiß, Geschicklich-
keit und Treue seinen Obern dergestalt, daß diese ihm
ihre besondere Gunst schenkten. Sein Obersteiger, der
reiche Baumwald, hielt ihn wie seinen Sohn und sagte
mit Freuden ja dazu, als einst Barthel bei ihm ein-
trat und ihn schüchtern um die Hand seiner einzigen
Tochter Anna bat. Mit dieser war Barthel längst
schon ein Herz und eine Seele, daher sofort die Ver-
lobung gefeiert wurde.
Wie glücklich waren die Zwei und doch sollte die
Seligkeit für das liebende Paar nur kurze Zeit dauern!
Barthel fuhr bald nach seiner Verlobung im Jahre
1508 in dem tiefen Stolln „Gutes Glück“ im Sau-
berge mit an. Seine Kameraden hatten sich, wie er,
durch Gesang und Gebet zu ihrer Fahrt gestärkt,
denn es galt, eine gefährliche Arbeit zu vollbringen.
Man wollte einen sogenannten Durchschlag machen,
bei welchem schon so mancher Bergmann sein Leben
verlor.
Mit einem „Glück auf!“ stiegen, ihren Steiger
voran, die Knappen in die finstere Tiefe. An dem
Orte, wo sie die Arbeit beginnen sollten, war der
Grubengang mit einer Firste befestigt, d. h. man hatte
den Gang mit Bretern und Balken ausgeschalt, weil
er nicht aus festem Felsen, sondern aus bröcklicher,
rolliger Erdart bestand und darum leicht zusammen-
stürzen konnte.
Die Knappen begannen unter der Anleitung ihres
Steigers den Durchschlag; doch kaum hatten sie damit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI
Transkription
Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
Weitere Informationen:Siehe Dokumentation
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |