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Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 96. Leipzig (Sachsen), 2. November 1854.

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[Beginn Spaltensatz] Geschrei des Walduhu Mitternacht verkündete, verließ
er sein Asyl und schlenderte furchtlos in der Geister-
stunde dem Dorfe zu, um die Hofstelle Jakob Müller's
aufzusuchen, woselbst er den Gegenstand seines heißen
Verlangens, das Hündchen, vermuthete. Er fand sich
[Spaltenumbruch] bald zurecht, und der kluge Fix, welcher treu den Hof
hütete, erkannte auch sogleich den alten Freund wieder,
der leise über den Gartenzaun angekrochen kam, und
sprang wedelnd seinem Wohlthäter entgegen.

( Fortsetzung folgt. )

[Ende Spaltensatz]

Von der Jagd im Alterthume.
[Abbildung] Hasenjagd bei den Alten nach einer etrurischen Vase.
[Beginn Spaltensatz]

Es können hier nicht alle Mittel aufgezählt werden,
welche die Jäger im Alterthume zur Erlegung ihrer
Beute erfunden haben; wir heben blos die interessan-
testen und daher denkwürdigsten hervor.

Die Vogelfänger bedienten sich, wie noch heut-
zutage, der Netze oder des Vogelleims und die Jäger
erlegten die Vögel im Fluge mit Pfeilen. Jn letzterer
Hinsicht zeichneten sich besonders die Einwohner der
Jnsel Kreta aus. Auch Hercules ist auf mehren alten

[Abbildung] Der jagende Hercules.
Monumenten abgebildet, wie er die Stymphalischen
Vögel, eine der zehn ihm auferlegten bekannten Ar-
beiten, mit Pfeilen tödtet. Man richtete auch, wie
später im Mittelalter, Raubvögel zum Fang ab.

[Spaltenumbruch]

Nach den Hasen wurden Speere oder eine Art
oben gekrümmter Keulen, welche man Lagobolon nannte,
geworfen.

Die Faune, Waldgötter der Alten, und die Hir-
ten werden oft mit einem Lagobolon in der einen und
mit einem Hasen in der andern Hand abgebildet.

Die Jagd auf Rothwild war schwieriger und ge-
fährlicher. Zuweilen griff man dasselbe geradezu zu
Fuß an und erlegte es mit Speeren und Pfeilen; ge-
wöhnlicher aber bediente man sich dazu der Netze oder
Garne. Diese wurden von leinenen Fäden so fein und
zugleich so fest gestrickt, daß die wildesten Thiere sie
nicht durchbrechen konnten. Der römische Schriftstel-
ler Plinius erzählt, daß ein einziger Mann alle Netze
habe fortbringen können, welche gebraucht wurden, um
einen Wald zu umstellen. Unbegreiflich scheint es,
wenn uns berichtet wird, daß jeder einzelne Faden
aus 150 natürlich ganz feinen Fäden zusammengespon-
nen war. Hinter diesen um einen Forst herumgestell-
ten Netzen standen drei Männer, einer an der Mitte
und an jedem Ende einer. Jn gewissen Zwischenräu-
men waren in denselben lange ebenfalls gestrickte Säcke
angebracht; wenn nun das von den Jägern und Hun-
den aufgetriebene Wild an die Netze kam und sich ge-
hemmt sah, so lief es daran auf und ab und suchte
einen Durchgang. Jndem es nun die Öffnungen je-
ner Säcke für Durchgänge hielt, stürzte es sich hinein
und dann zogen die aufgestellten Wächter vermittelst
eines Seils die Öffnungen der Säcke rasch zu.

[Ende Spaltensatz]

[Beginn Spaltensatz] Geschrei des Walduhu Mitternacht verkündete, verließ
er sein Asyl und schlenderte furchtlos in der Geister-
stunde dem Dorfe zu, um die Hofstelle Jakob Müller's
aufzusuchen, woselbst er den Gegenstand seines heißen
Verlangens, das Hündchen, vermuthete. Er fand sich
[Spaltenumbruch] bald zurecht, und der kluge Fix, welcher treu den Hof
hütete, erkannte auch sogleich den alten Freund wieder,
der leise über den Gartenzaun angekrochen kam, und
sprang wedelnd seinem Wohlthäter entgegen.

( Fortsetzung folgt. )

[Ende Spaltensatz]

Von der Jagd im Alterthume.
[Abbildung] Hasenjagd bei den Alten nach einer etrurischen Vase.
[Beginn Spaltensatz]

Es können hier nicht alle Mittel aufgezählt werden,
welche die Jäger im Alterthume zur Erlegung ihrer
Beute erfunden haben; wir heben blos die interessan-
testen und daher denkwürdigsten hervor.

Die Vogelfänger bedienten sich, wie noch heut-
zutage, der Netze oder des Vogelleims und die Jäger
erlegten die Vögel im Fluge mit Pfeilen. Jn letzterer
Hinsicht zeichneten sich besonders die Einwohner der
Jnsel Kreta aus. Auch Hercules ist auf mehren alten

[Abbildung] Der jagende Hercules.
Monumenten abgebildet, wie er die Stymphalischen
Vögel, eine der zehn ihm auferlegten bekannten Ar-
beiten, mit Pfeilen tödtet. Man richtete auch, wie
später im Mittelalter, Raubvögel zum Fang ab.

[Spaltenumbruch]

Nach den Hasen wurden Speere oder eine Art
oben gekrümmter Keulen, welche man Lagobolon nannte,
geworfen.

Die Faune, Waldgötter der Alten, und die Hir-
ten werden oft mit einem Lagobolon in der einen und
mit einem Hasen in der andern Hand abgebildet.

Die Jagd auf Rothwild war schwieriger und ge-
fährlicher. Zuweilen griff man dasselbe geradezu zu
Fuß an und erlegte es mit Speeren und Pfeilen; ge-
wöhnlicher aber bediente man sich dazu der Netze oder
Garne. Diese wurden von leinenen Fäden so fein und
zugleich so fest gestrickt, daß die wildesten Thiere sie
nicht durchbrechen konnten. Der römische Schriftstel-
ler Plinius erzählt, daß ein einziger Mann alle Netze
habe fortbringen können, welche gebraucht wurden, um
einen Wald zu umstellen. Unbegreiflich scheint es,
wenn uns berichtet wird, daß jeder einzelne Faden
aus 150 natürlich ganz feinen Fäden zusammengespon-
nen war. Hinter diesen um einen Forst herumgestell-
ten Netzen standen drei Männer, einer an der Mitte
und an jedem Ende einer. Jn gewissen Zwischenräu-
men waren in denselben lange ebenfalls gestrickte Säcke
angebracht; wenn nun das von den Jägern und Hun-
den aufgetriebene Wild an die Netze kam und sich ge-
hemmt sah, so lief es daran auf und ab und suchte
einen Durchgang. Jndem es nun die Öffnungen je-
ner Säcke für Durchgänge hielt, stürzte es sich hinein
und dann zogen die aufgestellten Wächter vermittelst
eines Seils die Öffnungen der Säcke rasch zu.

[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 96. Leipzig (Sachsen), 2. November 1854, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig096_1854/4>, abgerufen am 13.06.2024.