Das Pfennig=Magazin für Belehrung und Unterhaltung. Dritte Folge, Zweiter Jahrgang, Nr. 100. Leipzig (Sachsen), 30. November 1854.[Beginn Spaltensatz]
Saatrinnen, wo hinein der Same fällt; auch diese [Abbildung] Der Theseustempel in Rom. Specialitäten aus dem sächsischen Prinzenraube. [Beginn Spaltensatz]
Kunz ( Konrad ) von Kaufungen, der Prinzenräuber, "Dem ehrbaren, strengen Junker Kurad von Kawfungen uf Kalenberg, Meinen günstigklichen lyben Junker zuzustellen zu aigenen Handen. Mein willig Dienst sampt alles lybs und gutes zuvor, Ehrbar Strenger lyber Jungker. Als der Churfürst vestigklich peschlossen hat uff mor- [Beginn Spaltensatz]
Saatrinnen, wo hinein der Same fällt; auch diese [Abbildung] Der Theseustempel in Rom. Specialitäten aus dem sächsischen Prinzenraube. [Beginn Spaltensatz]
Kunz ( Konrad ) von Kaufungen, der Prinzenräuber, „Dem ehrbaren, strengen Junker Kurad von Kawfungen uf Kalenberg, Meinen günstigklichen lyben Junker zuzustellen zu aigenen Handen. Mein willig Dienst sampt alles lybs und gutes zuvor, Ehrbar Strenger lyber Jungker. Als der Churfürst vestigklich peschlossen hat uff mor- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="381"/><fw type="pageNum" place="top">381</fw><cb type="start"/> Saatrinnen, wo hinein der Same fällt; auch diese<lb/> können durch das Stellen der Pflugeisen nach dem<lb/> Verhältniß, wie tief man die Saat unter die Erde<lb/> bringen will, tiefer oder weniger tief gemacht werden.<lb/> Hinter den Röhren ist eine Ziehkette angebracht, woran<lb/> eine Egge befindlich ist, die sofort die Rinnen wieder<lb/> zuschüttet. Diese Rinnen haben gegenseitig einen Zwi-<lb/> schenraum von acht Zoll. Wenn man drei Zwischen-<lb/> öffnungen zumacht, so werden nur vier Rinnen gesäet,<lb/> die dann einen Zwischenraum von 16 Zoll haben.<lb/> Derselbe Fall ist es, wenn man einen Zwischenraum<lb/> von 24, 32 oder 40 Zoll haben will, indem man<lb/> für diesen Fall verhältnißmäßig die Öffnungen zumacht,<lb/> aus welchen der Same fällt. Vorn an der Maschine<lb/> befindet sich noch ein anderer Trichter, der die ganze<lb/><cb n="2"/> Breite der Maschine einnimmt und dazu dient, den<lb/> Staubdünger nach Belieben auf das Land auszustreuen,<lb/> welches man besäen will. Die Röhren dieses Trich-<lb/> ters haben voneinander dieselbe Entfernung wie jene,<lb/> welche die Saat ausstreuen. Zwischen den beiden an-<lb/> dern Trichtern und nach etwas vorn hin befindet sich<lb/> ein Rad von 30 Zoll im Durchmesser, dessen Um-<lb/> laufsbewegung dazu dient, vermittelst des andern Rä-<lb/> derwerks den Cylinder zu drehen, der auf dem Boden<lb/> der beiden Trichter ist. Da der Umlauf der Achse die-<lb/> ses Rades die Bewegung des Cylinders bewirkt, so<lb/> folgt daraus, daß das Ausstreuen der Saat immer in<lb/> dem Verhältnisse stattfindet, als das Pferd schnell oder<lb/> langsam fortschreitet.</p> </div><lb/> <cb type="end"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="1"> <figure> <head> <hi rendition="#fr">Der Theseustempel in Rom.</hi> </head> </figure> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Specialitäten aus dem sächsischen Prinzenraube.</hi> </head><lb/> <cb type="start"/> <p><hi rendition="#in">K</hi>unz ( Konrad ) von Kaufungen, der Prinzenräuber,<lb/> war früher Schloßhauptmann zu Altenburg, stand als<lb/> reicher, tapferer Ritter dem Kurfürsten Friedrich dem<lb/> Sanftmüthigen gegen die Hussiten und im Bruder-<lb/> kriege treulich bei, wollte aber die von seinem Lehns-<lb/> herrn auf unbestimmte Zeit erhaltenen Schlösser Krieb-<lb/> stein, Schweikartshain und andere nicht wieder her-<lb/> ausgeben und mußte darum dazu gezwungen werden.<lb/> Aus Ärger darüber schmiedete er einen Racheplan,<lb/> nach welchem er unter Mithülfe der Ritter v. Mosen<lb/> und v. Schönfels dem Kurfürsten seine Söhne Ernst<lb/> und Albert zu rauben und ihm dann die Gewährung<lb/> seiner Wünsche abzutrotzen gedachte. Kunz verband<lb/> sich, um ungestört zu den Prinzen gelangen zu kön-<lb/><cb n="2"/> nen, mit dem kurfürstlichen Küchenknechte Hans<lb/> Schwalbe und dieser schrieb denn folgenden, bis heute<lb/> aufbewahrten Brief:</p> </div><lb/> <div> <head>„Dem ehrbaren, strengen Junker<lb/> Kurad von Kawfungen uf Kalenberg,<lb/> Meinen günstigklichen lyben Junker<lb/><space dim="horizontal"/> zuzustellen zu aigenen Handen.<lb/> Mein willig Dienst sampt alles lybs und gutes zuvor,<lb/><space dim="horizontal"/> Ehrbar Strenger lyber Jungker.</head><lb/> <p>Als der Churfürst vestigklich peschlossen hat uff mor-<lb/> gen Sundages nach der Frümeß gein Lypzk zu weg-<lb/> farten mit denn meresten Hofeläten, och Muntag ufn<lb/> Abendt der Cantzyler yn en gelebete in synem Huse<lb/> usrichten wirdet, samer mügen dehrby mannichveltige<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [381/0005]
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Saatrinnen, wo hinein der Same fällt; auch diese
können durch das Stellen der Pflugeisen nach dem
Verhältniß, wie tief man die Saat unter die Erde
bringen will, tiefer oder weniger tief gemacht werden.
Hinter den Röhren ist eine Ziehkette angebracht, woran
eine Egge befindlich ist, die sofort die Rinnen wieder
zuschüttet. Diese Rinnen haben gegenseitig einen Zwi-
schenraum von acht Zoll. Wenn man drei Zwischen-
öffnungen zumacht, so werden nur vier Rinnen gesäet,
die dann einen Zwischenraum von 16 Zoll haben.
Derselbe Fall ist es, wenn man einen Zwischenraum
von 24, 32 oder 40 Zoll haben will, indem man
für diesen Fall verhältnißmäßig die Öffnungen zumacht,
aus welchen der Same fällt. Vorn an der Maschine
befindet sich noch ein anderer Trichter, der die ganze
Breite der Maschine einnimmt und dazu dient, den
Staubdünger nach Belieben auf das Land auszustreuen,
welches man besäen will. Die Röhren dieses Trich-
ters haben voneinander dieselbe Entfernung wie jene,
welche die Saat ausstreuen. Zwischen den beiden an-
dern Trichtern und nach etwas vorn hin befindet sich
ein Rad von 30 Zoll im Durchmesser, dessen Um-
laufsbewegung dazu dient, vermittelst des andern Rä-
derwerks den Cylinder zu drehen, der auf dem Boden
der beiden Trichter ist. Da der Umlauf der Achse die-
ses Rades die Bewegung des Cylinders bewirkt, so
folgt daraus, daß das Ausstreuen der Saat immer in
dem Verhältnisse stattfindet, als das Pferd schnell oder
langsam fortschreitet.
[Abbildung Der Theseustempel in Rom.]
Specialitäten aus dem sächsischen Prinzenraube.
Kunz ( Konrad ) von Kaufungen, der Prinzenräuber,
war früher Schloßhauptmann zu Altenburg, stand als
reicher, tapferer Ritter dem Kurfürsten Friedrich dem
Sanftmüthigen gegen die Hussiten und im Bruder-
kriege treulich bei, wollte aber die von seinem Lehns-
herrn auf unbestimmte Zeit erhaltenen Schlösser Krieb-
stein, Schweikartshain und andere nicht wieder her-
ausgeben und mußte darum dazu gezwungen werden.
Aus Ärger darüber schmiedete er einen Racheplan,
nach welchem er unter Mithülfe der Ritter v. Mosen
und v. Schönfels dem Kurfürsten seine Söhne Ernst
und Albert zu rauben und ihm dann die Gewährung
seiner Wünsche abzutrotzen gedachte. Kunz verband
sich, um ungestört zu den Prinzen gelangen zu kön-
nen, mit dem kurfürstlichen Küchenknechte Hans
Schwalbe und dieser schrieb denn folgenden, bis heute
aufbewahrten Brief:
„Dem ehrbaren, strengen Junker
Kurad von Kawfungen uf Kalenberg,
Meinen günstigklichen lyben Junker
zuzustellen zu aigenen Handen.
Mein willig Dienst sampt alles lybs und gutes zuvor,
Ehrbar Strenger lyber Jungker.
Als der Churfürst vestigklich peschlossen hat uff mor-
gen Sundages nach der Frümeß gein Lypzk zu weg-
farten mit denn meresten Hofeläten, och Muntag ufn
Abendt der Cantzyler yn en gelebete in synem Huse
usrichten wirdet, samer mügen dehrby mannichveltige
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