Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18.Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
vieh und mehre Gemüse aus Asturien, Galicien undBiscaya, Früchte aller Art aus den südlichen und öst- lichen Landschaften. Jn der nähern Umgegend von Madrid liegen noch Sitten der Wilden in Neuholland. England hat seit 50 Jahren blühende Ansiedelungen Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
vieh und mehre Gemüse aus Asturien, Galicien undBiscaya, Früchte aller Art aus den südlichen und öst- lichen Landschaften. Jn der nähern Umgegend von Madrid liegen noch Sitten der Wilden in Neuholland. England hat seit 50 Jahren blühende Ansiedelungen <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0005" n="61"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/> vieh und mehre Gemüse aus Asturien, Galicien und<lb/> Biscaya, Früchte aller Art aus den südlichen und öst-<lb/> lichen Landschaften.</p><lb/> <p>Jn der nähern Umgegend von Madrid liegen noch<lb/> einige königliche Schlösser, von welchen wir nur das<lb/> Pardo, ein Jagdschloß am Manzanares, drei Stunden<lb/> von der Stadt, in einer freundlichen Waldgegend, und<lb/> die Casa del Campo, ein Jagdschloß, nennen wollen, wo<lb/> früher wilde Thiere gehalten wurden. Den Vorzug, der<lb/> Sitz der königlichen Familie zu sein, theilen mit Madrid,<lb/><cb n="2"/> nach alter spanischer Hofsitte, die Lustschlösser, das auf S.<lb/> 60 abgebildete Aranjuez in der Provinz Toledo in einem<lb/> reizenden Thale am Tajo, fünf Meilen von Madrid, von<lb/> Philipp <hi rendition="#aq">II</hi>. erbaut, San=Jldefonso in der Provinz Sego-<lb/> via, am nördlichen Abhange des Guadarramagebirgs,<lb/> mit Prachtgärten, die durch ihre Wasserkünste berühmt<lb/> sind, und der Palast zu Escurial, am südlichen Ab-<lb/> hange jenes Gebirges, sechs Meilen von Madrid. Die-<lb/> ses berühmte Schloß, von welchem wir eine Ansicht<lb/> geben, und das damit verbundene Kloster nennen die <cb type="end"/> <figure><head> Ansicht des Escurial. </head></figure><lb/><cb type="start"/> Spanier das achte Weltwunder. Philipp <hi rendition="#aq">II</hi>. that in<lb/> der Schlacht bei Saint=Quentin, am 20. August 1557,<lb/> das Gelübde, zum Danke für einen Sieg über die<lb/> Franzosen das prächtigste Kloster in der Welt zu Eh-<lb/> ren des Heiligen zu erbauen, dessen Name jenem Tage<lb/> angehöre. Es war der heilige Laurentius, und ihm<lb/> wurde der Prachtbau geweiht, den Philipp <hi rendition="#aq">II</hi>. und seine<lb/> beiden nächsten Nachfolger nach Bramante's Zeichnung<lb/> ausführen ließen. Das Gebäude bildet ein Viereck, wo-<lb/> von jede Seite 250 Schritte lang ist, hat einen Um-<lb/> fang von 4800 Fuß, 17 Abtheilungen, 22 große Höfe,<lb/> 1860 Zimmer, 80 Treppen, 48 Weinkeller. Gärten<lb/> mit 73 Springbrunnen umgeben das Gebäude. Es<lb/> enthält 1560 Ölgemälde, und die Frescobilder würden<lb/> zusammengenommen einen Raum von 1100 Quadrat-<lb/> fuß bedecken. Die Mönche, 150 an der Zahl, welche<lb/> die Klostergebäude bewohnen, trieben früher eine ein-<lb/> trägliche Schafzucht, die Veranlassung zu dem Namen<lb/> der Escurialschafe gab, den man einer Abart der Meri-<lb/> nos beilegt. Philipp <hi rendition="#aq">II</hi>. legte zugleich eine doppelte<lb/> Bibliothek an, die von seinem Sohne ansehnlich ver-<lb/> mehrt wurde, und reiche, besonders arabische handschrift-<lb/> liche Schätze besitzt. Die prachtvolle, nach dem Muster<lb/> der Peterskirche zu Rom erbaute Kirche hat 24 Altäre<lb/> und acht Orgeln. Die Reichthümer Spaniens und sei-<lb/> ner Colonien sind hier verschwendet, Marmor, Porphyr,<lb/> Jaspis von außerordentlicher Schönheit, Gold, Silber<lb/> und Edelsteine, und die glänzende Wirkung des Gan-<lb/><cb n="2"/> zen wird bei näherer Beschauung nicht geschwächt; nir-<lb/> gend ist Trug, nirgend Flitterglanz, überall gediegener<lb/> Werth. Der Hochaltar in der Hauptkapelle, 90 Fuß<lb/> hoch und 50 Fuß breit, besteht aus einer Masse von<lb/> Jaspis, Porphyr, Marmor und vergoldeter Bronze. Die<lb/> 18 Säulen, die den Altar zieren, sind von rothem und<lb/> grünem Jaspis, und die Zwischenräume von Porphyr<lb/> und Marmor in der größten Mannichfaltigkeit der Far-<lb/> ben. Wohin man das Auge wendet, überall sieht man<lb/> die seltensten Schätze der Natur und die trefflichsten<lb/> Werke der Kunst. Unter dem Hochaltar befindet sich<lb/> eine Kapelle, Pantheon genannt, die Gruft der Könige<lb/> von Spanien, in welche über 50 Marmorstufen hinab-<lb/> führen. Das Thor ist kunstvoll aus vergoldeter Bronze<lb/> gearbeitet. Die prachtvoll geschmückte Kapelle hat ein<lb/> großes, mit Diamanten und andern Edelsteinen gezier-<lb/> tes Crucifix. Jn der Mitte des Gewölbes steht ein<lb/> großer goldener Leuchter, und an den Wänden sieht<lb/> man in 20 prächtig verzierten Blenden ebenso viele Sarko-<lb/> phage von schwarzem Marmor, welche theils schon mit<lb/> den Überresten verstorbener Könige und Königinnen von<lb/> Spanien gefüllt, theils noch leer sind.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr">Sitten der Wilden in Neuholland.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">E</hi>ngland hat seit 50 Jahren blühende Ansiedelungen<lb/> in Neuholland gegründet, aber noch immer stehen die<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [61/0005]
Das Pfennig=Magazin.
vieh und mehre Gemüse aus Asturien, Galicien und
Biscaya, Früchte aller Art aus den südlichen und öst-
lichen Landschaften.
Jn der nähern Umgegend von Madrid liegen noch
einige königliche Schlösser, von welchen wir nur das
Pardo, ein Jagdschloß am Manzanares, drei Stunden
von der Stadt, in einer freundlichen Waldgegend, und
die Casa del Campo, ein Jagdschloß, nennen wollen, wo
früher wilde Thiere gehalten wurden. Den Vorzug, der
Sitz der königlichen Familie zu sein, theilen mit Madrid,
nach alter spanischer Hofsitte, die Lustschlösser, das auf S.
60 abgebildete Aranjuez in der Provinz Toledo in einem
reizenden Thale am Tajo, fünf Meilen von Madrid, von
Philipp II. erbaut, San=Jldefonso in der Provinz Sego-
via, am nördlichen Abhange des Guadarramagebirgs,
mit Prachtgärten, die durch ihre Wasserkünste berühmt
sind, und der Palast zu Escurial, am südlichen Ab-
hange jenes Gebirges, sechs Meilen von Madrid. Die-
ses berühmte Schloß, von welchem wir eine Ansicht
geben, und das damit verbundene Kloster nennen die
[Abbildung Ansicht des Escurial. ]
Spanier das achte Weltwunder. Philipp II. that in
der Schlacht bei Saint=Quentin, am 20. August 1557,
das Gelübde, zum Danke für einen Sieg über die
Franzosen das prächtigste Kloster in der Welt zu Eh-
ren des Heiligen zu erbauen, dessen Name jenem Tage
angehöre. Es war der heilige Laurentius, und ihm
wurde der Prachtbau geweiht, den Philipp II. und seine
beiden nächsten Nachfolger nach Bramante's Zeichnung
ausführen ließen. Das Gebäude bildet ein Viereck, wo-
von jede Seite 250 Schritte lang ist, hat einen Um-
fang von 4800 Fuß, 17 Abtheilungen, 22 große Höfe,
1860 Zimmer, 80 Treppen, 48 Weinkeller. Gärten
mit 73 Springbrunnen umgeben das Gebäude. Es
enthält 1560 Ölgemälde, und die Frescobilder würden
zusammengenommen einen Raum von 1100 Quadrat-
fuß bedecken. Die Mönche, 150 an der Zahl, welche
die Klostergebäude bewohnen, trieben früher eine ein-
trägliche Schafzucht, die Veranlassung zu dem Namen
der Escurialschafe gab, den man einer Abart der Meri-
nos beilegt. Philipp II. legte zugleich eine doppelte
Bibliothek an, die von seinem Sohne ansehnlich ver-
mehrt wurde, und reiche, besonders arabische handschrift-
liche Schätze besitzt. Die prachtvolle, nach dem Muster
der Peterskirche zu Rom erbaute Kirche hat 24 Altäre
und acht Orgeln. Die Reichthümer Spaniens und sei-
ner Colonien sind hier verschwendet, Marmor, Porphyr,
Jaspis von außerordentlicher Schönheit, Gold, Silber
und Edelsteine, und die glänzende Wirkung des Gan-
zen wird bei näherer Beschauung nicht geschwächt; nir-
gend ist Trug, nirgend Flitterglanz, überall gediegener
Werth. Der Hochaltar in der Hauptkapelle, 90 Fuß
hoch und 50 Fuß breit, besteht aus einer Masse von
Jaspis, Porphyr, Marmor und vergoldeter Bronze. Die
18 Säulen, die den Altar zieren, sind von rothem und
grünem Jaspis, und die Zwischenräume von Porphyr
und Marmor in der größten Mannichfaltigkeit der Far-
ben. Wohin man das Auge wendet, überall sieht man
die seltensten Schätze der Natur und die trefflichsten
Werke der Kunst. Unter dem Hochaltar befindet sich
eine Kapelle, Pantheon genannt, die Gruft der Könige
von Spanien, in welche über 50 Marmorstufen hinab-
führen. Das Thor ist kunstvoll aus vergoldeter Bronze
gearbeitet. Die prachtvoll geschmückte Kapelle hat ein
großes, mit Diamanten und andern Edelsteinen gezier-
tes Crucifix. Jn der Mitte des Gewölbes steht ein
großer goldener Leuchter, und an den Wänden sieht
man in 20 prächtig verzierten Blenden ebenso viele Sarko-
phage von schwarzem Marmor, welche theils schon mit
den Überresten verstorbener Könige und Königinnen von
Spanien gefüllt, theils noch leer sind.
Sitten der Wilden in Neuholland.
England hat seit 50 Jahren blühende Ansiedelungen
in Neuholland gegründet, aber noch immer stehen die
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