Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18.Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
Eingeborenen auf der tiefsten Stufe der Roheit, undnirgend findet man auffallendere Gewohnheiten und ei- nen rohern Aberglauben. Dem Mulgarradock, der zu- gleich Gaukler, Arzt, Priester und Zauberer ist, schrei- ben sie die Macht zu, Wind und Regen abzuhalten, und den Blitz oder Krankheiten auf den Gegenstand seines Hasses herabzuziehen. Will er einen Sturm be- schwören, so stellt er sich in das Freie, bewegt seine Arme, schüttelt seine Kleider und macht heftige Geber- den aller Art. Die Bewohner der Küste leben fast nur von Fi- Den Knaben wird im zwölften oder funfzehnten Unter den meisten Stämmen der Wilden in Neu- Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
Eingeborenen auf der tiefsten Stufe der Roheit, undnirgend findet man auffallendere Gewohnheiten und ei- nen rohern Aberglauben. Dem Mulgarradock, der zu- gleich Gaukler, Arzt, Priester und Zauberer ist, schrei- ben sie die Macht zu, Wind und Regen abzuhalten, und den Blitz oder Krankheiten auf den Gegenstand seines Hasses herabzuziehen. Will er einen Sturm be- schwören, so stellt er sich in das Freie, bewegt seine Arme, schüttelt seine Kleider und macht heftige Geber- den aller Art. Die Bewohner der Küste leben fast nur von Fi- Den Knaben wird im zwölften oder funfzehnten Unter den meisten Stämmen der Wilden in Neu- <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0006" n="62"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/> Eingeborenen auf der tiefsten Stufe der Roheit, und<lb/> nirgend findet man auffallendere Gewohnheiten und ei-<lb/> nen rohern Aberglauben. Dem Mulgarradock, der zu-<lb/> gleich Gaukler, Arzt, Priester und Zauberer ist, schrei-<lb/> ben sie die Macht zu, Wind und Regen abzuhalten,<lb/> und den Blitz oder Krankheiten auf den Gegenstand<lb/> seines Hasses herabzuziehen. Will er einen Sturm be-<lb/> schwören, so stellt er sich in das Freie, bewegt seine<lb/> Arme, schüttelt seine Kleider und macht heftige Geber-<lb/> den aller Art.</p><lb/> <p>Die Bewohner der Küste leben fast nur von Fi-<lb/> schen, welche von den Männern mit Harpunen, von<lb/> den Weibern mit der Leine oder dem Netze gefangen<lb/> werden. Den Weibern werden in zarter Jugend die<lb/> beiden Gelenke des kleinen Fingers der linken Hand ab-<lb/> geschnitten, unter dem Vorwande, daß dieselben sie hin-<lb/> dern würden, die Leine um die Hand zu wickeln. Die<lb/> in den Wäldern lebenden Wilden müssen mit den größ-<lb/> ten Beschwerden sich ihre Nahrung verschaffen. Sie<lb/> erklettern die Bäume, um Vögel zu fangen. Andere<lb/> Thiere fangen sie mit Schlingen. Sie machen einen<lb/> Teig von den Wurzeln gewisser Pflanzen, welche sie<lb/> mit Ameisen zu einem Brei stampfen, wozu sie auch<lb/> die Eier dieser Jnsekten thun. Alles, was ihnen in die<lb/> Hände kommt, selbst Würmer, Raupen und Ungeziefer,<lb/> verzehren sie. Männer und Weiber reiben sich die<lb/> Haut mit Fischthran, der sie gegen den Stich der Mus-<lb/> kitofliegen schützt, ihnen aber einen widrigen Geruch<lb/> gibt. Oft bestreichen sie sich mit rother Thonerde und<lb/> verzieren ihr Haar mit Fischgräten, Vögelknochen, Fe-<lb/> dern, Holzstücken und Känguruhzähnen.</p><lb/> <p>Den Knaben wird im zwölften oder funfzehnten<lb/> Jahre die Scheidewand der Nase durchbohrt, um einen<lb/> Knochen oder ein Stück Schilfrohr hineinzustecken. Jn<lb/> derselben Zeit treten sie in die Reihe der Männer, in-<lb/> dem man ihnen einen der Vorderzähne ausreißt. Ein<lb/> Reisender war Zeuge einer solchen Feierlichkeit unter ei-<lb/> nem Stamme in der Nähe der britischen Niederlassung<lb/> Sidney. Die Glieder des Stammes, mit Keulen,<lb/> Schilden und Lanzen bewaffnet und in ihrem schönsten<lb/> Putze, versammelten sich in einem eingefriedigten Platze,<lb/> wo 15 Knaben in einer Reihe standen. Die Bewaff-<lb/> neten näherten sich singend und bewegten Lanzen und<lb/> Schilde, während sie mit ihren Füßen den Staub auf-<lb/> wirbelten, daß alle Umstehenden damit bedeckt wurden.<lb/> Als sie sich den Knaben näherten, trat einer von ihnen<lb/> vor, faßte einen Knaben, führte ihn mit scheinbarer Ge-<lb/> walt zu den übrigen Bewaffneten, die, ein Geschrei<lb/> ausstoßend, jenen zu vertheidigen suchten. So wurde<lb/> jeder der 15 Knaben ergriffen und an das andere Ende<lb/> des eingefriedigten Platzes geschleppt, wo Alle mit ge-<lb/> kreuzten Beinen, gesenktem Haupte und gefalteten Hän-<lb/> den sich niedersetzten. Jn dieser Stellung mußten sie die<lb/> ganze Nacht zubringen, ohne die Augen aufzuschlagen<lb/> und ohne Nahrung zu erhalten. Plötzlich warf sich<lb/> einer der Männer auf die Erde, wälzte sich in allerlei<lb/> gezwungenen Stellungen hin und her, als ob unerhörte<lb/> Schmerzen ihn quälten, bis er endlich einen Knochen<lb/> von sich zu geben schien, welcher zu der bevorstehenden<lb/> Feierlichkeit gebraucht werden sollte. Während dieser<lb/> Gaukelei umtanzten ihn mehre Männer, indem sie ei-<lb/> nen gellenden Gesang anstimmten und den Gequälten<lb/> auf den Rücken schlugen, bis er den Knochen ausgeleert<lb/> hatte. Kaum hatte er, von Müdigkeit erschöpft und<lb/> in Schweiß gebadet, sich erhoben, als ein Anderer die-<lb/> selbe Rolle spielte und gleichfalls einen Knochen von sich<lb/> gab, der vorher im Gürtel war versteckt worden. Diese<lb/> Posse hat den Zweck, die Knaben zu überreden, daß sie<lb/><cb n="2"/> bei dem Zahnausreißen nur geringen Schmerz fühlen<lb/> werden; denn je mehr der Gaukler leidet, desto weniger<lb/> sollen sie zu leiden haben. Nach diesen Vorbereitungen<lb/> wurde zum Werke geschritten. Der erste Knabe ward<lb/> auf die Schultern eines Mannes gesetzt, der auf der<lb/> Erde saß. Darauf zeigte man den Knochen, den einer<lb/> der Männer am vorigen Abend aus seinem Magen her-<lb/> vorgequält haben sollte. Man hatte ihn am vordern<lb/> Ende zugespitzt, um das Zahnfleisch des Knaben damit<lb/> aufzuschlitzen; denn sonst würde man den Zahn nicht<lb/> haben ausziehen können, ohne den Kinnbacken zu zerrei-<lb/> ßen. Dann wurde der Schaft eines Pfeiles zerhauen,<lb/> was unter vielen Feierlichkeiten geschah, indem man<lb/> denselben auf einem harten Holzblocke mit einem schlecht<lb/> schneidenden Werkzeuge zerhieb. Als das Zahnfleisch<lb/> gehörig vorbereitet war, wurde das Ende des Schafts<lb/> an den Zahn gelegt, worauf man diesen mit einem<lb/> dicken Stein herausschlug. Dies dauerte gegen zehn<lb/> Minuten, da zum Unglück für den Knaben der Zahn<lb/> sehr fest in der Kinnlade saß. Als der Zahn heraus<lb/> war, führte man den Knaben auf die Seite, und nach-<lb/> dem seine Freunde das aufgerissene Zahnfleisch wieder<lb/> zusammengedrückt hatten, ward er mit dem Anzuge be-<lb/> kleidet, den er mehre Tage tragen mußte. Man um-<lb/> gürtete ihn mit einem hölzernen Schwerte und legte<lb/> ihm eine Binde um den Kopf. Der Knabe mußte die<lb/> linke Hand auf den geschlossenen Mund legen und durfte<lb/> den ganzen Tag weder sprechen noch etwas essen. Die<lb/> übrigen Knaben wurden auf gleiche Weise behandelt,<lb/> ausgenommen ein schöner Knabe, der nach der Auf-<lb/> schlitzung des Zahnfleisches nur einen Schlag aushalten<lb/> wollte, worauf es ihm gelang, den Händen des Zahn-<lb/> brechers zu entkommen. Während der Dauer des Zahn-<lb/> ausreißens machten die Zuschauer einen furchtbaren<lb/> Lärm vor den Ohren der leidenden Knaben, um die<lb/> Aufmerksamkeit derselben zu zerstreuen und ihre Klagen<lb/> zu übertäuben. Die meisten Knaben aber suchten eine<lb/> Ehre darin, den Schmerz zu ertragen, ohne einen Seuf-<lb/> zer auszustoßen. Das Blut, das aus dem zerrissenen<lb/> Zahnfleische floß, wurde nicht abgetrocknet, sondern man<lb/> ließ es auf die Brust des Knaben und auf den Kopf<lb/> des Mannes laufen, auf welchem er saß. Der Name<lb/> dieses Mannes wurde später dem Namen des Kna-<lb/> ben hinzugefügt. Das getrocknete Blut mußte einige<lb/> Tage an seiner Stelle bleiben. Als endlich das Zahn-<lb/> ausreißen geendigt war, stellte man die Knaben um ei-<lb/> nen Baumstamm und legte denjenigen, deren Zahn-<lb/> fleisch sehr gelitten hatte, gerösteten Fisch auf die Kinn-<lb/> lade, um den Schmerz zu lindern. Plötzlich erhoben<lb/> sich, auf ein gegebenes Zeichen, die Knaben und eilten<lb/> nach der Stadt, indem sie Männer, Weiber und Kin-<lb/> der vor sich her trieben, die ihnen schnell aus dem<lb/> Wege gingen. Von diesem Augenblicke an traten sie<lb/> in den Rang der Männer, erhielten das Recht, sich der<lb/> Lanze, der Keule und des Pfeiles zu bedienen, an den<lb/> Kämpfen Theil zu nehmen und die Mädchen, die ihnen<lb/> gefielen, zu entführen, um sie zu ihren Weibern zu<lb/> machen.</p><lb/> <p>Unter den meisten Stämmen der Wilden in Neu-<lb/> holland werden die Heirathen mit der rohesten Gewalt-<lb/> thätigkeit vollzogen. Der Wilde sucht sich seine Ge-<lb/> fährtin gewöhnlich unter einem fremden, selbst unter<lb/> einem feindlichen Stamme. Er schleicht in die Hütte<lb/> der Erwählten zu einer Zeit, wo ihre Angehörigen ab-<lb/> wesend sind, schlägt sie mit seiner Keule, und wenn sie<lb/> betäubt von seinen Mishandlungen ist, schleppt er sie<lb/> durch Wälder und Schluchten und ruht nicht, bis er<lb/> sie zu seinem Stamme gebracht hat. Dort wird nun<lb/><cb type="end"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [62/0006]
Das Pfennig=Magazin.
Eingeborenen auf der tiefsten Stufe der Roheit, und
nirgend findet man auffallendere Gewohnheiten und ei-
nen rohern Aberglauben. Dem Mulgarradock, der zu-
gleich Gaukler, Arzt, Priester und Zauberer ist, schrei-
ben sie die Macht zu, Wind und Regen abzuhalten,
und den Blitz oder Krankheiten auf den Gegenstand
seines Hasses herabzuziehen. Will er einen Sturm be-
schwören, so stellt er sich in das Freie, bewegt seine
Arme, schüttelt seine Kleider und macht heftige Geber-
den aller Art.
Die Bewohner der Küste leben fast nur von Fi-
schen, welche von den Männern mit Harpunen, von
den Weibern mit der Leine oder dem Netze gefangen
werden. Den Weibern werden in zarter Jugend die
beiden Gelenke des kleinen Fingers der linken Hand ab-
geschnitten, unter dem Vorwande, daß dieselben sie hin-
dern würden, die Leine um die Hand zu wickeln. Die
in den Wäldern lebenden Wilden müssen mit den größ-
ten Beschwerden sich ihre Nahrung verschaffen. Sie
erklettern die Bäume, um Vögel zu fangen. Andere
Thiere fangen sie mit Schlingen. Sie machen einen
Teig von den Wurzeln gewisser Pflanzen, welche sie
mit Ameisen zu einem Brei stampfen, wozu sie auch
die Eier dieser Jnsekten thun. Alles, was ihnen in die
Hände kommt, selbst Würmer, Raupen und Ungeziefer,
verzehren sie. Männer und Weiber reiben sich die
Haut mit Fischthran, der sie gegen den Stich der Mus-
kitofliegen schützt, ihnen aber einen widrigen Geruch
gibt. Oft bestreichen sie sich mit rother Thonerde und
verzieren ihr Haar mit Fischgräten, Vögelknochen, Fe-
dern, Holzstücken und Känguruhzähnen.
Den Knaben wird im zwölften oder funfzehnten
Jahre die Scheidewand der Nase durchbohrt, um einen
Knochen oder ein Stück Schilfrohr hineinzustecken. Jn
derselben Zeit treten sie in die Reihe der Männer, in-
dem man ihnen einen der Vorderzähne ausreißt. Ein
Reisender war Zeuge einer solchen Feierlichkeit unter ei-
nem Stamme in der Nähe der britischen Niederlassung
Sidney. Die Glieder des Stammes, mit Keulen,
Schilden und Lanzen bewaffnet und in ihrem schönsten
Putze, versammelten sich in einem eingefriedigten Platze,
wo 15 Knaben in einer Reihe standen. Die Bewaff-
neten näherten sich singend und bewegten Lanzen und
Schilde, während sie mit ihren Füßen den Staub auf-
wirbelten, daß alle Umstehenden damit bedeckt wurden.
Als sie sich den Knaben näherten, trat einer von ihnen
vor, faßte einen Knaben, führte ihn mit scheinbarer Ge-
walt zu den übrigen Bewaffneten, die, ein Geschrei
ausstoßend, jenen zu vertheidigen suchten. So wurde
jeder der 15 Knaben ergriffen und an das andere Ende
des eingefriedigten Platzes geschleppt, wo Alle mit ge-
kreuzten Beinen, gesenktem Haupte und gefalteten Hän-
den sich niedersetzten. Jn dieser Stellung mußten sie die
ganze Nacht zubringen, ohne die Augen aufzuschlagen
und ohne Nahrung zu erhalten. Plötzlich warf sich
einer der Männer auf die Erde, wälzte sich in allerlei
gezwungenen Stellungen hin und her, als ob unerhörte
Schmerzen ihn quälten, bis er endlich einen Knochen
von sich zu geben schien, welcher zu der bevorstehenden
Feierlichkeit gebraucht werden sollte. Während dieser
Gaukelei umtanzten ihn mehre Männer, indem sie ei-
nen gellenden Gesang anstimmten und den Gequälten
auf den Rücken schlugen, bis er den Knochen ausgeleert
hatte. Kaum hatte er, von Müdigkeit erschöpft und
in Schweiß gebadet, sich erhoben, als ein Anderer die-
selbe Rolle spielte und gleichfalls einen Knochen von sich
gab, der vorher im Gürtel war versteckt worden. Diese
Posse hat den Zweck, die Knaben zu überreden, daß sie
bei dem Zahnausreißen nur geringen Schmerz fühlen
werden; denn je mehr der Gaukler leidet, desto weniger
sollen sie zu leiden haben. Nach diesen Vorbereitungen
wurde zum Werke geschritten. Der erste Knabe ward
auf die Schultern eines Mannes gesetzt, der auf der
Erde saß. Darauf zeigte man den Knochen, den einer
der Männer am vorigen Abend aus seinem Magen her-
vorgequält haben sollte. Man hatte ihn am vordern
Ende zugespitzt, um das Zahnfleisch des Knaben damit
aufzuschlitzen; denn sonst würde man den Zahn nicht
haben ausziehen können, ohne den Kinnbacken zu zerrei-
ßen. Dann wurde der Schaft eines Pfeiles zerhauen,
was unter vielen Feierlichkeiten geschah, indem man
denselben auf einem harten Holzblocke mit einem schlecht
schneidenden Werkzeuge zerhieb. Als das Zahnfleisch
gehörig vorbereitet war, wurde das Ende des Schafts
an den Zahn gelegt, worauf man diesen mit einem
dicken Stein herausschlug. Dies dauerte gegen zehn
Minuten, da zum Unglück für den Knaben der Zahn
sehr fest in der Kinnlade saß. Als der Zahn heraus
war, führte man den Knaben auf die Seite, und nach-
dem seine Freunde das aufgerissene Zahnfleisch wieder
zusammengedrückt hatten, ward er mit dem Anzuge be-
kleidet, den er mehre Tage tragen mußte. Man um-
gürtete ihn mit einem hölzernen Schwerte und legte
ihm eine Binde um den Kopf. Der Knabe mußte die
linke Hand auf den geschlossenen Mund legen und durfte
den ganzen Tag weder sprechen noch etwas essen. Die
übrigen Knaben wurden auf gleiche Weise behandelt,
ausgenommen ein schöner Knabe, der nach der Auf-
schlitzung des Zahnfleisches nur einen Schlag aushalten
wollte, worauf es ihm gelang, den Händen des Zahn-
brechers zu entkommen. Während der Dauer des Zahn-
ausreißens machten die Zuschauer einen furchtbaren
Lärm vor den Ohren der leidenden Knaben, um die
Aufmerksamkeit derselben zu zerstreuen und ihre Klagen
zu übertäuben. Die meisten Knaben aber suchten eine
Ehre darin, den Schmerz zu ertragen, ohne einen Seuf-
zer auszustoßen. Das Blut, das aus dem zerrissenen
Zahnfleische floß, wurde nicht abgetrocknet, sondern man
ließ es auf die Brust des Knaben und auf den Kopf
des Mannes laufen, auf welchem er saß. Der Name
dieses Mannes wurde später dem Namen des Kna-
ben hinzugefügt. Das getrocknete Blut mußte einige
Tage an seiner Stelle bleiben. Als endlich das Zahn-
ausreißen geendigt war, stellte man die Knaben um ei-
nen Baumstamm und legte denjenigen, deren Zahn-
fleisch sehr gelitten hatte, gerösteten Fisch auf die Kinn-
lade, um den Schmerz zu lindern. Plötzlich erhoben
sich, auf ein gegebenes Zeichen, die Knaben und eilten
nach der Stadt, indem sie Männer, Weiber und Kin-
der vor sich her trieben, die ihnen schnell aus dem
Wege gingen. Von diesem Augenblicke an traten sie
in den Rang der Männer, erhielten das Recht, sich der
Lanze, der Keule und des Pfeiles zu bedienen, an den
Kämpfen Theil zu nehmen und die Mädchen, die ihnen
gefielen, zu entführen, um sie zu ihren Weibern zu
machen.
Unter den meisten Stämmen der Wilden in Neu-
holland werden die Heirathen mit der rohesten Gewalt-
thätigkeit vollzogen. Der Wilde sucht sich seine Ge-
fährtin gewöhnlich unter einem fremden, selbst unter
einem feindlichen Stamme. Er schleicht in die Hütte
der Erwählten zu einer Zeit, wo ihre Angehörigen ab-
wesend sind, schlägt sie mit seiner Keule, und wenn sie
betäubt von seinen Mishandlungen ist, schleppt er sie
durch Wälder und Schluchten und ruht nicht, bis er
sie zu seinem Stamme gebracht hat. Dort wird nun
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Peter Fankhauser:
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Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
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