Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18.

Bild:
<< vorherige Seite
letzte Seite
Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]
Der javanische fliegende Hund oder Kalong.

Der fliegende Hund, auch Kalong genannt, deren es
mehre Arten namentlich in Ostindien gibt, gehört zu den
Fledermäusen, deren größte Gattung diese Thiere sind.
Sie nähren sich größtentheils nur von Früchten und
scheinen nur dann und wann einen kleinen Vogel oder
ein kleines Säugethier zu verzehren. Man sieht in der
Abbildung, daß die Flughäute zwischen den Zehen der
vordern Gliedmaßen ausgespannt sind und an dem
Leibe herablaufend, sich mit den hintern Gliedmaßen
verbinden. Sie dienen dem Thiere wie den hierländi-
schen Fledermäusen zum Fliegen, die großen Krallen
der Hinterbeine, um sich beim Schlafe daran fest zu
hängen, und die langen Daumen und großen Krallen
der Vordergliedmaßen braucht es, um sich damit, wenn
auch mühselig, bei dem Kriechen auf dem Lande fort-
zubewegen. Die Farbe des Thieres ist oben schwarz-
grau, und zwar heller als auf der Bauchseite, wo
sie vielmehr kastanienschwarz wird, gegen die Regel,
daß die untern Theile dieser Thiere heller sind; die Flug-
häute sind tiefschwarz und nur bei jüngern Thieren braun.

Diese eben dargestellte Art findet sich sehr häufig
auf Java; sie mißt in der Länge1 1 / 2 Fuß und mit
ausgebreiteten Flughäuten vier bis fünf Fuß, lebt in Ge-
sellschaften und bietet ein überraschendes Schauspiel dar,
wenn man die Feigenbäume, die man dort häufig in der
Nähe der Wohnungen findet, mit hunderten dieser Thiere,
welche fast wie dunkle Kokusnüsse längs der Äste her-
abhangen, bedeckt sieht. Während des Tages beobachtet
eine solche Gesellschaft ein tiefes Schweigen, wird sie
aber gestört, so erschallt durchdringendes Geschrei, und
es gewährt einen ergötzlichen Anblick, wenn die Thiere,
geblendet vom Sonnenlicht und aufgeschreckt aus tiefem
Schlafe, sich nicht schnell aus ihrer Flughaut heraus-
zuwickeln und ihre fest eingeschlagenen Krallen loszuma-
[Spaltenumbruch] chen vermögen; denn dies kann nur mit Hülfe der Flug-
haut geschehen, und jene sind so tief eingehakt, daß das
Thier hängen bleibt, wenn es im Schlafe getödtet wird,
sodaß man, wenn man es von den Bäumen nicht
herunterholen will, genöthigt ist, es erst aufzuscheu-
chen, bevor man es tödtet. Erst nach Untergang der
Sonne verlassen die Kalongs ihren Ruheplatz, um nach
ihrer Nahrung auszufliegen, und durch diese werden sie
allerdings dem Menschen mittelbar sehr schädlich, indem
sie eine große Menge Früchte verzehren.

Es ist fast keine Gegend von Java in den Nie-
derungen, wo dieses Thier nicht in großer Menge vor-
käme; in höhern Lagen aber wird es nicht gefunden.
Kaum ist die Sonne untergegangen, so erscheint eins
nach dem andern, und es dauert dies fort, bis die Dun-
kelheit sie zu erkennen verhindert. Der Flug ist stätig
und sie können lange darin aushalten. Wegen des Scha-
dens, den sie anrichten, verfolgt man sie häufig, und
die Europäer machen sich in Java ein großes Vergnü-
gen daraus, in den schönen mondhellen Nächten jener
Himmelsstriche diese Thiere zu erlegen. Auch fängt man sie
wohl mit Netzen, die man sackförmig an einer Stange be-
festigt. Sie nützen allenfalls durch ihr Fleisch, das die Ein-
geborenen gern essen, obgleich es stark nach Bisam schmeckt.

Von einer andern Art auf der Jnsel Bonin,
welche ein Reisender eine Zeit lang lebendig beobachten
konnte, erzählt derselbe, sie habe die Klauen der Vor-
dergliedmaßen häufig gebraucht, um die Kopfhaare zu-
recht zu streichen; sie schließe am Tage die Pupille so fest,
daß man von dem Auge nur die braune Jris gesehen
habe, und dennoch sei sie in diesem blinden Zustande auf
die höchsten Zweige geklettert. Sie lebte besonders von den
Früchten, genoß aber davon nur den Saft. Jns Wasser
geworfen, schwamm sie nach einem Boote, war sie dur-
stig, so stieg sie vom Baume herunter an eine Quelle,
trank und kletterte wieder hinan.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] Der javanische fliegende Hund oder Kalong.


Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]
Der javanische fliegende Hund oder Kalong.

Der fliegende Hund, auch Kalong genannt, deren es
mehre Arten namentlich in Ostindien gibt, gehört zu den
Fledermäusen, deren größte Gattung diese Thiere sind.
Sie nähren sich größtentheils nur von Früchten und
scheinen nur dann und wann einen kleinen Vogel oder
ein kleines Säugethier zu verzehren. Man sieht in der
Abbildung, daß die Flughäute zwischen den Zehen der
vordern Gliedmaßen ausgespannt sind und an dem
Leibe herablaufend, sich mit den hintern Gliedmaßen
verbinden. Sie dienen dem Thiere wie den hierländi-
schen Fledermäusen zum Fliegen, die großen Krallen
der Hinterbeine, um sich beim Schlafe daran fest zu
hängen, und die langen Daumen und großen Krallen
der Vordergliedmaßen braucht es, um sich damit, wenn
auch mühselig, bei dem Kriechen auf dem Lande fort-
zubewegen. Die Farbe des Thieres ist oben schwarz-
grau, und zwar heller als auf der Bauchseite, wo
sie vielmehr kastanienschwarz wird, gegen die Regel,
daß die untern Theile dieser Thiere heller sind; die Flug-
häute sind tiefschwarz und nur bei jüngern Thieren braun.

Diese eben dargestellte Art findet sich sehr häufig
auf Java; sie mißt in der Länge1 1 / 2 Fuß und mit
ausgebreiteten Flughäuten vier bis fünf Fuß, lebt in Ge-
sellschaften und bietet ein überraschendes Schauspiel dar,
wenn man die Feigenbäume, die man dort häufig in der
Nähe der Wohnungen findet, mit hunderten dieser Thiere,
welche fast wie dunkle Kokusnüsse längs der Äste her-
abhangen, bedeckt sieht. Während des Tages beobachtet
eine solche Gesellschaft ein tiefes Schweigen, wird sie
aber gestört, so erschallt durchdringendes Geschrei, und
es gewährt einen ergötzlichen Anblick, wenn die Thiere,
geblendet vom Sonnenlicht und aufgeschreckt aus tiefem
Schlafe, sich nicht schnell aus ihrer Flughaut heraus-
zuwickeln und ihre fest eingeschlagenen Krallen loszuma-
[Spaltenumbruch] chen vermögen; denn dies kann nur mit Hülfe der Flug-
haut geschehen, und jene sind so tief eingehakt, daß das
Thier hängen bleibt, wenn es im Schlafe getödtet wird,
sodaß man, wenn man es von den Bäumen nicht
herunterholen will, genöthigt ist, es erst aufzuscheu-
chen, bevor man es tödtet. Erst nach Untergang der
Sonne verlassen die Kalongs ihren Ruheplatz, um nach
ihrer Nahrung auszufliegen, und durch diese werden sie
allerdings dem Menschen mittelbar sehr schädlich, indem
sie eine große Menge Früchte verzehren.

Es ist fast keine Gegend von Java in den Nie-
derungen, wo dieses Thier nicht in großer Menge vor-
käme; in höhern Lagen aber wird es nicht gefunden.
Kaum ist die Sonne untergegangen, so erscheint eins
nach dem andern, und es dauert dies fort, bis die Dun-
kelheit sie zu erkennen verhindert. Der Flug ist stätig
und sie können lange darin aushalten. Wegen des Scha-
dens, den sie anrichten, verfolgt man sie häufig, und
die Europäer machen sich in Java ein großes Vergnü-
gen daraus, in den schönen mondhellen Nächten jener
Himmelsstriche diese Thiere zu erlegen. Auch fängt man sie
wohl mit Netzen, die man sackförmig an einer Stange be-
festigt. Sie nützen allenfalls durch ihr Fleisch, das die Ein-
geborenen gern essen, obgleich es stark nach Bisam schmeckt.

Von einer andern Art auf der Jnsel Bonin,
welche ein Reisender eine Zeit lang lebendig beobachten
konnte, erzählt derselbe, sie habe die Klauen der Vor-
dergliedmaßen häufig gebraucht, um die Kopfhaare zu-
recht zu streichen; sie schließe am Tage die Pupille so fest,
daß man von dem Auge nur die braune Jris gesehen
habe, und dennoch sei sie in diesem blinden Zustande auf
die höchsten Zweige geklettert. Sie lebte besonders von den
Früchten, genoß aber davon nur den Saft. Jns Wasser
geworfen, schwamm sie nach einem Boote, war sie dur-
stig, so stieg sie vom Baume herunter an eine Quelle,
trank und kletterte wieder hinan.

[Ende Spaltensatz] [Abbildung] Der javanische fliegende Hund oder Kalong.


Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien.
Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0008" n="64"/>
      <fw type="header" place="top"> <hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi> </fw>
      <cb type="start"/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr">Der javanische fliegende Hund oder Kalong.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>er fliegende Hund, auch Kalong genannt, deren es<lb/>
mehre Arten namentlich in Ostindien gibt, gehört zu den<lb/>
Fledermäusen, deren größte Gattung diese Thiere sind.<lb/>
Sie nähren sich größtentheils nur von Früchten und<lb/>
scheinen nur dann und wann einen kleinen Vogel oder<lb/>
ein kleines Säugethier zu verzehren. Man sieht in der<lb/>
Abbildung, daß die Flughäute zwischen den Zehen der<lb/>
vordern Gliedmaßen ausgespannt sind und an dem<lb/>
Leibe herablaufend, sich mit den hintern Gliedmaßen<lb/>
verbinden. Sie dienen dem Thiere wie den hierländi-<lb/>
schen Fledermäusen zum Fliegen, die großen Krallen<lb/>
der Hinterbeine, um sich beim Schlafe daran fest zu<lb/>
hängen, und die langen Daumen und großen Krallen<lb/>
der Vordergliedmaßen braucht es, um sich damit, wenn<lb/>
auch mühselig, bei dem Kriechen auf dem Lande fort-<lb/>
zubewegen. Die Farbe des Thieres ist oben schwarz-<lb/>
grau, und zwar heller als auf der Bauchseite, wo<lb/>
sie vielmehr kastanienschwarz wird, gegen die Regel,<lb/>
daß die untern Theile dieser Thiere heller sind; die Flug-<lb/>
häute sind tiefschwarz und nur bei jüngern Thieren braun.</p><lb/>
        <p>Diese eben dargestellte Art findet sich sehr häufig<lb/>
auf Java; sie mißt in der Länge1 1 / 2 Fuß und mit<lb/>
ausgebreiteten Flughäuten vier bis fünf Fuß, lebt in Ge-<lb/>
sellschaften und bietet ein überraschendes Schauspiel dar,<lb/>
wenn man die Feigenbäume, die man dort häufig in der<lb/>
Nähe der Wohnungen findet, mit hunderten dieser Thiere,<lb/>
welche fast wie dunkle Kokusnüsse längs der Äste her-<lb/>
abhangen, bedeckt sieht. Während des Tages beobachtet<lb/>
eine solche Gesellschaft ein tiefes Schweigen, wird sie<lb/>
aber gestört, so erschallt durchdringendes Geschrei, und<lb/>
es gewährt einen ergötzlichen Anblick, wenn die Thiere,<lb/>
geblendet vom Sonnenlicht und aufgeschreckt aus tiefem<lb/>
Schlafe, sich nicht schnell aus ihrer Flughaut heraus-<lb/>
zuwickeln und ihre fest eingeschlagenen Krallen loszuma-<lb/><cb n="2"/>
chen vermögen; denn dies kann nur mit Hülfe der Flug-<lb/>
haut geschehen, und jene sind so tief eingehakt, daß das<lb/>
Thier hängen bleibt, wenn es im Schlafe getödtet wird,<lb/>
sodaß man, wenn man es von den Bäumen nicht<lb/>
herunterholen will, genöthigt ist, es erst aufzuscheu-<lb/>
chen, bevor man es tödtet. Erst nach Untergang der<lb/>
Sonne verlassen die Kalongs ihren Ruheplatz, um nach<lb/>
ihrer Nahrung auszufliegen, und durch diese werden sie<lb/>
allerdings dem Menschen mittelbar sehr schädlich, indem<lb/>
sie eine große Menge Früchte verzehren.</p><lb/>
        <p>Es ist fast keine Gegend von Java in den Nie-<lb/>
derungen, wo dieses Thier nicht in großer Menge vor-<lb/>
käme; in höhern Lagen aber wird es nicht gefunden.<lb/>
Kaum ist die Sonne untergegangen, so erscheint eins<lb/>
nach dem andern, und es dauert dies fort, bis die Dun-<lb/>
kelheit sie zu erkennen verhindert. Der Flug ist stätig<lb/>
und sie können lange darin aushalten. Wegen des Scha-<lb/>
dens, den sie anrichten, verfolgt man sie häufig, und<lb/>
die Europäer machen sich in Java ein großes Vergnü-<lb/>
gen daraus, in den schönen mondhellen Nächten jener<lb/>
Himmelsstriche diese Thiere zu erlegen. Auch fängt man sie<lb/>
wohl mit Netzen, die man sackförmig an einer Stange be-<lb/>
festigt. Sie nützen allenfalls durch ihr Fleisch, das die Ein-<lb/>
geborenen gern essen, obgleich es stark nach Bisam schmeckt.</p><lb/>
        <p>Von einer andern Art auf der Jnsel Bonin,<lb/>
welche ein Reisender eine Zeit lang lebendig beobachten<lb/>
konnte, erzählt derselbe, sie habe die Klauen der Vor-<lb/>
dergliedmaßen häufig gebraucht, um die Kopfhaare zu-<lb/>
recht zu streichen; sie schließe am Tage die Pupille so fest,<lb/>
daß man von dem Auge nur die braune Jris gesehen<lb/>
habe, und dennoch sei sie in diesem blinden Zustande auf<lb/>
die höchsten Zweige geklettert. Sie lebte besonders von den<lb/>
Früchten, genoß aber davon nur den Saft. Jns Wasser<lb/>
geworfen, schwamm sie nach einem Boote, war sie dur-<lb/>
stig, so stieg sie vom Baume herunter an eine Quelle,<lb/>
trank und kletterte wieder hinan.</p>
        <cb type="end"/>
        <figure>
          <head>  Der javanische fliegende Hund oder Kalong.  </head>
        </figure>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
    </body>
    <back>
      <div type="imprint" n="1">
        <p> <hi rendition="#c">Verantwortliche Herausgeber: <hi rendition="#g">Friedrich Brockhaus</hi> in <hi rendition="#g">Leipzig</hi> und <hi rendition="#aq">Dr</hi>. C. <hi rendition="#g">Dräxler=Manfred</hi> in <hi rendition="#g">Wien.</hi><lb/>
Verlag von F. A. <hi rendition="#g">Brockhaus</hi> in Leipzig.</hi> </p>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[64/0008] Das Pfennig=Magazin. Der javanische fliegende Hund oder Kalong. Der fliegende Hund, auch Kalong genannt, deren es mehre Arten namentlich in Ostindien gibt, gehört zu den Fledermäusen, deren größte Gattung diese Thiere sind. Sie nähren sich größtentheils nur von Früchten und scheinen nur dann und wann einen kleinen Vogel oder ein kleines Säugethier zu verzehren. Man sieht in der Abbildung, daß die Flughäute zwischen den Zehen der vordern Gliedmaßen ausgespannt sind und an dem Leibe herablaufend, sich mit den hintern Gliedmaßen verbinden. Sie dienen dem Thiere wie den hierländi- schen Fledermäusen zum Fliegen, die großen Krallen der Hinterbeine, um sich beim Schlafe daran fest zu hängen, und die langen Daumen und großen Krallen der Vordergliedmaßen braucht es, um sich damit, wenn auch mühselig, bei dem Kriechen auf dem Lande fort- zubewegen. Die Farbe des Thieres ist oben schwarz- grau, und zwar heller als auf der Bauchseite, wo sie vielmehr kastanienschwarz wird, gegen die Regel, daß die untern Theile dieser Thiere heller sind; die Flug- häute sind tiefschwarz und nur bei jüngern Thieren braun. Diese eben dargestellte Art findet sich sehr häufig auf Java; sie mißt in der Länge1 1 / 2 Fuß und mit ausgebreiteten Flughäuten vier bis fünf Fuß, lebt in Ge- sellschaften und bietet ein überraschendes Schauspiel dar, wenn man die Feigenbäume, die man dort häufig in der Nähe der Wohnungen findet, mit hunderten dieser Thiere, welche fast wie dunkle Kokusnüsse längs der Äste her- abhangen, bedeckt sieht. Während des Tages beobachtet eine solche Gesellschaft ein tiefes Schweigen, wird sie aber gestört, so erschallt durchdringendes Geschrei, und es gewährt einen ergötzlichen Anblick, wenn die Thiere, geblendet vom Sonnenlicht und aufgeschreckt aus tiefem Schlafe, sich nicht schnell aus ihrer Flughaut heraus- zuwickeln und ihre fest eingeschlagenen Krallen loszuma- chen vermögen; denn dies kann nur mit Hülfe der Flug- haut geschehen, und jene sind so tief eingehakt, daß das Thier hängen bleibt, wenn es im Schlafe getödtet wird, sodaß man, wenn man es von den Bäumen nicht herunterholen will, genöthigt ist, es erst aufzuscheu- chen, bevor man es tödtet. Erst nach Untergang der Sonne verlassen die Kalongs ihren Ruheplatz, um nach ihrer Nahrung auszufliegen, und durch diese werden sie allerdings dem Menschen mittelbar sehr schädlich, indem sie eine große Menge Früchte verzehren. Es ist fast keine Gegend von Java in den Nie- derungen, wo dieses Thier nicht in großer Menge vor- käme; in höhern Lagen aber wird es nicht gefunden. Kaum ist die Sonne untergegangen, so erscheint eins nach dem andern, und es dauert dies fort, bis die Dun- kelheit sie zu erkennen verhindert. Der Flug ist stätig und sie können lange darin aushalten. Wegen des Scha- dens, den sie anrichten, verfolgt man sie häufig, und die Europäer machen sich in Java ein großes Vergnü- gen daraus, in den schönen mondhellen Nächten jener Himmelsstriche diese Thiere zu erlegen. Auch fängt man sie wohl mit Netzen, die man sackförmig an einer Stange be- festigt. Sie nützen allenfalls durch ihr Fleisch, das die Ein- geborenen gern essen, obgleich es stark nach Bisam schmeckt. Von einer andern Art auf der Jnsel Bonin, welche ein Reisender eine Zeit lang lebendig beobachten konnte, erzählt derselbe, sie habe die Klauen der Vor- dergliedmaßen häufig gebraucht, um die Kopfhaare zu- recht zu streichen; sie schließe am Tage die Pupille so fest, daß man von dem Auge nur die braune Jris gesehen habe, und dennoch sei sie in diesem blinden Zustande auf die höchsten Zweige geklettert. Sie lebte besonders von den Früchten, genoß aber davon nur den Saft. Jns Wasser geworfen, schwamm sie nach einem Boote, war sie dur- stig, so stieg sie vom Baume herunter an eine Quelle, trank und kletterte wieder hinan. [Abbildung Der javanische fliegende Hund oder Kalong. ] Verantwortliche Herausgeber: Friedrich Brockhaus in Leipzig und Dr. C. Dräxler=Manfred in Wien. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig151_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig151_1836/8
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 151. Leipzig (Sachsen), 20. Februar 18, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig151_1836/8>, abgerufen am 01.06.2024.