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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
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gleichnamigen Dorfes und des mit reizenden Landsitzen
gezierten Dorfes St.=Magnus. Der Flecken Vegesack
ist von holländischer Bauart und hat gegen 2000 Ein-
wohner, die fast alle unmittelbar oder mittelbar der
Schiffahrt angehören. Außer dem Hafen und den
Schiffswerften sind auszuzeichnen eine neu angelegte
Eisengießerei, eine Taudreherei und das neu errichtete
Schifferwitwenhaus. Vegesack ist von einem trefflich
angebauten, durch zahlreiche ländliche Wohnungen ver-
schönerten Gelände umschlossen, wo Waldhöhen, Wie-
sen und Bäche in reicher Mannichfaltigkeit abwechseln,
während der breite Strom, mit den Wimpeln und Flag-
gen der Seefahrer vieler Länder bedeckt, ein Bild der re-
gesten Thätigkeit zeigt.



Die Teichfischerei.

Die Fischerei, die nebst der Jagd zu den ältesten mensch-
lichen Beschäftigungen gehört, hat es mit dem Fange
und mit der Zucht der Fische zu thun und wird in die
zahme und wilde Fischerei eingetheilt. Jene kann nur
in künstlich angelegten Teichen und Wasserbehältern, wo
man für das Aufziehen und die Abwartung der Fische
gehörig Sorge tragen kann, stattfinden; diese hingegen
betreibt man in Bächen, Flüssen, Seen und allen an-
dern Gewässern überhaupt. Die Fischerei ist theilweise
für den Landwirth ein wichtiger Gegenstand.

Unter Teichen versteht man große künstliche Was-
serbehälter, in welchen man das Wasser nach Be-
lieben sammeln und ablassen kann. Jn Teichen,
die durch die Örtlichkeit begünstigt werden, kann die
Fischerei einen sehr einträglichen Erwerbszweig bilden,
daher ist es besonders wichtig, bei Anlegung solcher
Teiche Rücksicht auf die Localität zu nehmen. Außer-
dem hat man dabei noch auf die natürliche Lage und
die Beschaffenheit des Bodens, auf den Zu= und Ab-
fluß des Wassers und auf die Sicherstellung desselben
gegen wilde Fluten zu sehen. Der Untergrund des Tei-
ches muß die auf ihm ruhende Wasserlast tragen kön-
nen, ohne sie versinken zu lassen. Endlich muß man
noch darauf sehen, daß die Teiche wo möglich so zu
liegen kommen, daß sie nicht leicht verschlemmt werden
können und die Winde quer über dieselben, nicht grade
gegen den Damm anstreichen; daß die Teiche hinläng-
liche Wasserzugänge haben -- denn Regen und Schnee-
wasser sind nicht hinreichend, es müssen auch Quellen
vorhanden sein --; daß das Wasser von guter Beschaf-
fenheit, nicht sauer und faul sei, daß die Dämme und
Wasserabzüge zweckmäßig und sorgfältig angelegt wer-
den; denn auf ihnen beruht die Festigkeit und der Nutzen
der Teiche und die Sicherheit der Umgegend.

Zu einer vollständigen und wohleingerichteten Fi-
scherei gehören dreierlei Teiche. Erstens Streich= oder
Laichteiche, zur Erzeugung der Fischbrut; zweitens
Streck= oder Schulteiche zur Aufziehung der jungen
Fische; drittens die Satzteiche oder Besetzteiche, auch
Haupt= oder Gewächsteiche genannt, die zur Ernäh-
rung der aus den Schulteichen hierher versetzten Fische
bis zu ihrem Verbrauch dienen.

Die Fischarten, deren Zucht hauptsächlich ein Ge-
genstand der Teichfischerei ist, sind vor allen: Karpfen,
Forellen und Hechte; außer diesen noch als Beisatz,
Schleien, Karauschen, Barsche, Schmerlen, Weißfische
und vielleicht auch Gründlinge. Der Karpfen ( Cypri-
nus carpio
) ist von allen Arten der Fische, die in Tei-
chen gezogen werden, der nutzbarste, daher wird auch
auf die Zucht und die Pflege desselben besonders Rück-
[Spaltenumbruch] sicht genommen. Er liebt ein mehr temperirtes als kal-
tes Wasser, von stillem, nicht rauschendem Gange und
mit einem fetten, lehmigen Grund. Setzt man ihn aber
in gänzlich stehendes Wasser, so nimmt er leicht einen
übeln faulichten Geschmack an.

[Abbildung] Der Karpfen.

Karpfen verlangen Streichteiche, die eine sonnige
Lage und flache Ufer haben; man wählt zum Streichen
wohlgenährte, jedoch nicht fette fünfjährige, vier bis
fünf Pfund schwere Karpfen, welche schon hell und halb
gelb glänzen, munter, rein von allen Flecken, auch nicht
gescheuert sind, und in diesem Zustande werden sie im
April eingesetzt. Die Stärke der Leichkarpfen muß sich
nach der Größe des Teichs und nach der Güte der
Nahrung richten. Auf einen Acker guten Teichgrund
rechnet man vier bis sechs Rogner und zwei bis drei
Milchner. Die Karpfen laichen nach Maßgabe der
Witterung vom Mai bis gegen Ende Juli; und ein
Rogner gibt bei guter Laichzeit 25--30 Schock Brut.

Wenn es die Umstände erlauben und das Einfrie-
ren der Streichteiche bis auf den Boden nicht zu be-
fürchten ist, kann man mit Vortheil sowol die Streich-
karpfen als die junge Brut bis zum nächsten Frühjahr
in den Streichteichen lassen und von hier aus gleich die
Brut in die Streckteiche setzen. Hat man hingegen das
Einfrieren zu befürchten, so müssen sie im Herbst her-
ausgenommen und den Winter hindurch in besondern
Behältern aufbewahrt werden. Die Stärke des Be-
satzes der Streckteiche muß sich ebenfalls nach deren
Größe und Nahrhaftigkeit richten. Die Fische bleiben
ein oder zwei Jahre darin. Einsömmerigen oder ein-
jährigen Satz rechnet man, je nachdem der Teich gut
und nahrhaft ist, 25 -- 30 Schock, zweisömmerigen
12 -- 15 Schock auf den Acker.

Aus den Streckteichen kommen die Fische in die
Haupt= oder Satzteiche, in welchen sich auch die Stärke
des Besatzes nach ihrer Größe und Güte richten muß.
Auf einen Acker rechnet man im Durchschnitt 2 --
2 1 / 2 Schock. Jmmer ist es vortheilhafter, einige zu
wenig als zu viel hineinzusetzen. Zu den Hauptteichen
werden bei einer zusammenhängenden Fischerei, die sich
ihre Fische selbst zieht, immer die größten, tiefsten und
nahrungsreichsten gewählt; doch kommen häufig auch
kleinere dazu, wenn sie sich sonst durch die Örtlichkeit
dazu eignen. Jn den Hauptteichen bleiben die Fische,
wenn sie gut wintern, d. h. wenn sie sich den Winter
hindurch gut darin halten, zwei bis drei Jahre; wenn
sie aber nicht gut wintern, müssen sie jährlich gefischt
und neu besetzt werden. Jm ersten Falle hält man es
im Allgemeinen für besser, sie mit einjährigem, im zwei-
ten hingegen mit zweijährigem Satz zu besetzen, der,
nachdem er ein Jahr im Hauptteiche gestanden, schon
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz]

gleichnamigen Dorfes und des mit reizenden Landsitzen
gezierten Dorfes St.=Magnus. Der Flecken Vegesack
ist von holländischer Bauart und hat gegen 2000 Ein-
wohner, die fast alle unmittelbar oder mittelbar der
Schiffahrt angehören. Außer dem Hafen und den
Schiffswerften sind auszuzeichnen eine neu angelegte
Eisengießerei, eine Taudreherei und das neu errichtete
Schifferwitwenhaus. Vegesack ist von einem trefflich
angebauten, durch zahlreiche ländliche Wohnungen ver-
schönerten Gelände umschlossen, wo Waldhöhen, Wie-
sen und Bäche in reicher Mannichfaltigkeit abwechseln,
während der breite Strom, mit den Wimpeln und Flag-
gen der Seefahrer vieler Länder bedeckt, ein Bild der re-
gesten Thätigkeit zeigt.



Die Teichfischerei.

Die Fischerei, die nebst der Jagd zu den ältesten mensch-
lichen Beschäftigungen gehört, hat es mit dem Fange
und mit der Zucht der Fische zu thun und wird in die
zahme und wilde Fischerei eingetheilt. Jene kann nur
in künstlich angelegten Teichen und Wasserbehältern, wo
man für das Aufziehen und die Abwartung der Fische
gehörig Sorge tragen kann, stattfinden; diese hingegen
betreibt man in Bächen, Flüssen, Seen und allen an-
dern Gewässern überhaupt. Die Fischerei ist theilweise
für den Landwirth ein wichtiger Gegenstand.

Unter Teichen versteht man große künstliche Was-
serbehälter, in welchen man das Wasser nach Be-
lieben sammeln und ablassen kann. Jn Teichen,
die durch die Örtlichkeit begünstigt werden, kann die
Fischerei einen sehr einträglichen Erwerbszweig bilden,
daher ist es besonders wichtig, bei Anlegung solcher
Teiche Rücksicht auf die Localität zu nehmen. Außer-
dem hat man dabei noch auf die natürliche Lage und
die Beschaffenheit des Bodens, auf den Zu= und Ab-
fluß des Wassers und auf die Sicherstellung desselben
gegen wilde Fluten zu sehen. Der Untergrund des Tei-
ches muß die auf ihm ruhende Wasserlast tragen kön-
nen, ohne sie versinken zu lassen. Endlich muß man
noch darauf sehen, daß die Teiche wo möglich so zu
liegen kommen, daß sie nicht leicht verschlemmt werden
können und die Winde quer über dieselben, nicht grade
gegen den Damm anstreichen; daß die Teiche hinläng-
liche Wasserzugänge haben — denn Regen und Schnee-
wasser sind nicht hinreichend, es müssen auch Quellen
vorhanden sein —; daß das Wasser von guter Beschaf-
fenheit, nicht sauer und faul sei, daß die Dämme und
Wasserabzüge zweckmäßig und sorgfältig angelegt wer-
den; denn auf ihnen beruht die Festigkeit und der Nutzen
der Teiche und die Sicherheit der Umgegend.

Zu einer vollständigen und wohleingerichteten Fi-
scherei gehören dreierlei Teiche. Erstens Streich= oder
Laichteiche, zur Erzeugung der Fischbrut; zweitens
Streck= oder Schulteiche zur Aufziehung der jungen
Fische; drittens die Satzteiche oder Besetzteiche, auch
Haupt= oder Gewächsteiche genannt, die zur Ernäh-
rung der aus den Schulteichen hierher versetzten Fische
bis zu ihrem Verbrauch dienen.

Die Fischarten, deren Zucht hauptsächlich ein Ge-
genstand der Teichfischerei ist, sind vor allen: Karpfen,
Forellen und Hechte; außer diesen noch als Beisatz,
Schleien, Karauschen, Barsche, Schmerlen, Weißfische
und vielleicht auch Gründlinge. Der Karpfen ( Cypri-
nus carpio
) ist von allen Arten der Fische, die in Tei-
chen gezogen werden, der nutzbarste, daher wird auch
auf die Zucht und die Pflege desselben besonders Rück-
[Spaltenumbruch] sicht genommen. Er liebt ein mehr temperirtes als kal-
tes Wasser, von stillem, nicht rauschendem Gange und
mit einem fetten, lehmigen Grund. Setzt man ihn aber
in gänzlich stehendes Wasser, so nimmt er leicht einen
übeln faulichten Geschmack an.

[Abbildung] Der Karpfen.

Karpfen verlangen Streichteiche, die eine sonnige
Lage und flache Ufer haben; man wählt zum Streichen
wohlgenährte, jedoch nicht fette fünfjährige, vier bis
fünf Pfund schwere Karpfen, welche schon hell und halb
gelb glänzen, munter, rein von allen Flecken, auch nicht
gescheuert sind, und in diesem Zustande werden sie im
April eingesetzt. Die Stärke der Leichkarpfen muß sich
nach der Größe des Teichs und nach der Güte der
Nahrung richten. Auf einen Acker guten Teichgrund
rechnet man vier bis sechs Rogner und zwei bis drei
Milchner. Die Karpfen laichen nach Maßgabe der
Witterung vom Mai bis gegen Ende Juli; und ein
Rogner gibt bei guter Laichzeit 25—30 Schock Brut.

Wenn es die Umstände erlauben und das Einfrie-
ren der Streichteiche bis auf den Boden nicht zu be-
fürchten ist, kann man mit Vortheil sowol die Streich-
karpfen als die junge Brut bis zum nächsten Frühjahr
in den Streichteichen lassen und von hier aus gleich die
Brut in die Streckteiche setzen. Hat man hingegen das
Einfrieren zu befürchten, so müssen sie im Herbst her-
ausgenommen und den Winter hindurch in besondern
Behältern aufbewahrt werden. Die Stärke des Be-
satzes der Streckteiche muß sich ebenfalls nach deren
Größe und Nahrhaftigkeit richten. Die Fische bleiben
ein oder zwei Jahre darin. Einsömmerigen oder ein-
jährigen Satz rechnet man, je nachdem der Teich gut
und nahrhaft ist, 25 — 30 Schock, zweisömmerigen
12 — 15 Schock auf den Acker.

Aus den Streckteichen kommen die Fische in die
Haupt= oder Satzteiche, in welchen sich auch die Stärke
des Besatzes nach ihrer Größe und Güte richten muß.
Auf einen Acker rechnet man im Durchschnitt 2 —
2 1 / 2 Schock. Jmmer ist es vortheilhafter, einige zu
wenig als zu viel hineinzusetzen. Zu den Hauptteichen
werden bei einer zusammenhängenden Fischerei, die sich
ihre Fische selbst zieht, immer die größten, tiefsten und
nahrungsreichsten gewählt; doch kommen häufig auch
kleinere dazu, wenn sie sich sonst durch die Örtlichkeit
dazu eignen. Jn den Hauptteichen bleiben die Fische,
wenn sie gut wintern, d. h. wenn sie sich den Winter
hindurch gut darin halten, zwei bis drei Jahre; wenn
sie aber nicht gut wintern, müssen sie jährlich gefischt
und neu besetzt werden. Jm ersten Falle hält man es
im Allgemeinen für besser, sie mit einjährigem, im zwei-
ten hingegen mit zweijährigem Satz zu besetzen, der,
nachdem er ein Jahr im Hauptteiche gestanden, schon
[Ende Spaltensatz]

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[69/0005] Das Pfennig=Magazin. gleichnamigen Dorfes und des mit reizenden Landsitzen gezierten Dorfes St.=Magnus. Der Flecken Vegesack ist von holländischer Bauart und hat gegen 2000 Ein- wohner, die fast alle unmittelbar oder mittelbar der Schiffahrt angehören. Außer dem Hafen und den Schiffswerften sind auszuzeichnen eine neu angelegte Eisengießerei, eine Taudreherei und das neu errichtete Schifferwitwenhaus. Vegesack ist von einem trefflich angebauten, durch zahlreiche ländliche Wohnungen ver- schönerten Gelände umschlossen, wo Waldhöhen, Wie- sen und Bäche in reicher Mannichfaltigkeit abwechseln, während der breite Strom, mit den Wimpeln und Flag- gen der Seefahrer vieler Länder bedeckt, ein Bild der re- gesten Thätigkeit zeigt. Die Teichfischerei. Die Fischerei, die nebst der Jagd zu den ältesten mensch- lichen Beschäftigungen gehört, hat es mit dem Fange und mit der Zucht der Fische zu thun und wird in die zahme und wilde Fischerei eingetheilt. 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[Abbildung Der Karpfen. ] Karpfen verlangen Streichteiche, die eine sonnige Lage und flache Ufer haben; man wählt zum Streichen wohlgenährte, jedoch nicht fette fünfjährige, vier bis fünf Pfund schwere Karpfen, welche schon hell und halb gelb glänzen, munter, rein von allen Flecken, auch nicht gescheuert sind, und in diesem Zustande werden sie im April eingesetzt. Die Stärke der Leichkarpfen muß sich nach der Größe des Teichs und nach der Güte der Nahrung richten. Auf einen Acker guten Teichgrund rechnet man vier bis sechs Rogner und zwei bis drei Milchner. Die Karpfen laichen nach Maßgabe der Witterung vom Mai bis gegen Ende Juli; und ein Rogner gibt bei guter Laichzeit 25—30 Schock Brut. Wenn es die Umstände erlauben und das Einfrie- ren der Streichteiche bis auf den Boden nicht zu be- fürchten ist, kann man mit Vortheil sowol die Streich- karpfen als die junge Brut bis zum nächsten Frühjahr in den Streichteichen lassen und von hier aus gleich die Brut in die Streckteiche setzen. Hat man hingegen das Einfrieren zu befürchten, so müssen sie im Herbst her- ausgenommen und den Winter hindurch in besondern Behältern aufbewahrt werden. Die Stärke des Be- satzes der Streckteiche muß sich ebenfalls nach deren Größe und Nahrhaftigkeit richten. Die Fische bleiben ein oder zwei Jahre darin. Einsömmerigen oder ein- jährigen Satz rechnet man, je nachdem der Teich gut und nahrhaft ist, 25 — 30 Schock, zweisömmerigen 12 — 15 Schock auf den Acker. Aus den Streckteichen kommen die Fische in die Haupt= oder Satzteiche, in welchen sich auch die Stärke des Besatzes nach ihrer Größe und Güte richten muß. Auf einen Acker rechnet man im Durchschnitt 2 — 2 1 / 2 Schock. Jmmer ist es vortheilhafter, einige zu wenig als zu viel hineinzusetzen. Zu den Hauptteichen werden bei einer zusammenhängenden Fischerei, die sich ihre Fische selbst zieht, immer die größten, tiefsten und nahrungsreichsten gewählt; doch kommen häufig auch kleinere dazu, wenn sie sich sonst durch die Örtlichkeit dazu eignen. Jn den Hauptteichen bleiben die Fische, wenn sie gut wintern, d. h. wenn sie sich den Winter hindurch gut darin halten, zwei bis drei Jahre; wenn sie aber nicht gut wintern, müssen sie jährlich gefischt und neu besetzt werden. Jm ersten Falle hält man es im Allgemeinen für besser, sie mit einjährigem, im zwei- ten hingegen mit zweijährigem Satz zu besetzen, der, nachdem er ein Jahr im Hauptteiche gestanden, schon

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 152. Leipzig (Sachsen), 27. Februar 1836, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig152_1836/5>, abgerufen am 21.11.2024.