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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 157. Leipzig (Sachsen), 2. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
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Patmos.

Nicht weit von der Küste Kleinasiens, im griechischen
Archipelagus, ungefähr neun Meilen von Samos, liegt
die Jnsel Patmos oder Patmo, die zu jener Gruppe
von Eilanden gehört, welche bei den Alten die Spora-
den, d. i. die zerstreuten Jnseln, hießen. Sie hat eine
sehr unregelmäßige Gestalt und besteht in ihrem gan-
zen Umfange aus einer Reihe von Vorgebirgen und
Buchten, die sichere Häfen bilden. An einer Stelle
beträgt die Breite der Jnsel kaum 750 Fuß. So
schön und fruchtbar die Jnseln des griechischen Meeres
find, so öde und nackt erhebt sich Patmos aus den
Wellen. Das ganze Eiland ist ein zusammenhängen-
der Felsen, der oft in Hügel und Berge aufsteigt. Die
Thäler sind selten des Anbaus fähig, und fast die ein-
zige Stelle, wo der Menschenfleiß dem dürren Boden
Früchte abzugewinnen versucht hat, ist ein kleines Thal
auf der Westseite, in welchem die wohlhabendern Be-
wohner einige Gärten angelegt haben. Nach einer Be-
schreibung der Jnsel, die der griechische Erzbischof Geor-
girenes von Samos im 17. Jahrhundert herausgab,
erzeugte sie Wein, Feigen, Citronen und hinlängliches
Getreide für den Bedarf ihrer Bewohner. Der fran-
zösische Botaniker Tournefort, der etwa 20 Jahre später,
um 1680, in Patmos war, versichert dagegen, sie ernte
nur wenig Weizen oder Gerste, wenig Wein und erhalte
ihren Bedarf von Santorin. Jetzt ist die Jnsel hinsichtlich
der Lebensbedürsnisse ganz von dem Festlande abhängig.
Dieser Umstand erklärt die hohen Preise fast aller Le-
bensbedürfnisse, die hier weit theuerer als an irgend einem
Orte in der Levante sind. Wie auf den meisten Jnseln
der Küste Kleinasiens, welche der Hülfsmittel des Acker-
baues entbehren, sind alle Männer auf Patmos See-
leute. Sie machen häufige Reisen nach Europa, und
man behauptet, sie seien eben darum aufgeklärter und
weniger abergläubig als die übrigen Jnselgriechen. Die
Weiber beschäftigen sich hauptsächlich mit der Verfertigung
von Strümpfen, wozu sie die Baumwolle aus Klein-
asien erhalten. Jhre Arbeiten sind dauerhaft, aber
theuer.

Die Stadt liegt in der Mitte der Jnsel auf ei-
nem hohen Felsen, der steil aus dem Meere emporsteigt,
und ist von dem berühmten Johanneskloster gekrönt,
das unsere Abbildung darstellt. Sie hat etwa 100
Häuser, welche nebst einigen in dem Hafen La Scala
alle auf der Jnsel befindlichen Wohnungen ausmachen.
Nach Tournefort's Angabe lag die Stadt vor Zeiten
nahe am Gestade, die Einwohner aber sollen durch die An-
griffe der Seeräuber genöthigt worden sein, sich weiter
von der Küste auf dem Felsenberge anzubauen. Alle
Häuser sind steinern und meist gut gebaut, zum Theil
besser als auf andern durch Handel blühenden griechi-
schen Jnseln. Die Stadt ist theils auf dem Gipfel
des Berges, theils am Abhange gebaut, und die engen
Straßen sind daher sehr steil. Die Aussicht vom Gi-
pfel ist überraschend. Überall sieht das Auge nur Berge
unter sich, und die geringe Breite der Jnsel und die
sonderbare Gestalt ihrer Küsten bietet einen seltsamen
Anblick dar.

Das Kloster, das man auf den ersten Blick für
eine Festung hält, ist ein starkes, mächtiges Gebäude
und besteht aus mehren Thürmen von unregelmäßiger
Gestalt. Es soll unter der Regierung des griechischen
Kaisers Alexius Komnenus ( 1081--1118 ) gegründet
worden sein, und man behauptet, der Erbauer sei der
heilige Christodoulos gewesen, der früher Abt in Klein-
asien war. Von den Türken geängstigt, deren Macht
[Spaltenumbruch] schon zu jener Zeit in Kleinasien schnell zunahm, er-
hielt er um 1100 die ganze Jnsel Patmos und die
umliegenden unbewohnten Jnseln zum Geschenke. Als
er seine Familie und seine Reichthümer dahin gebracht
hatte, baute er ein Kloster an dem Ufer des Meeres;
aber da ihm der Platz nicht gefiel und, wie der oben-
erwähnte Erzbischof erzählt, eine Stimme vom Himmel
ihn warnte, so verließ er dieses Kloster und gründete ein
anderes auf dem höchsten Punkte der Jnsel, befestigte
es mit hohen und starken Mauern und baute auch eine
Kirche. Diese Kirche ist klein, aber freundlich, der Fuß-
boden von Mosaik und über dem Altare sieht man drei
sehr mittelmäßige Gemälde, den Heiland, die heilige
Jungfrau und den Evangelisten Johannes darstellend,
wie die Mönche sagen, Geschenke Peter's des Großen.
Jn der Kirche zeigt man den Leichnam des heiligen
Christodoulos. Das Kloster war früher reich, aber schon
im 17. Jahrhundert hatten die Einkünfte desselben sehr
abgenommen und sind nach neuern Reiseberichten jetzt
noch geringer. Die nicht unbedeutende Bibliothek des
Klosters enthält viele Handschriften, meist theologischen
Jnhalts.

Die Jnsel hat keine historische Bedeutung gewöhnli-
cher Art, aber dieser Mangel wird ersetzt durch das Jn-
teresse, das sie mit dem Leben des Evangelisten Johannes
in Verbindung bringt, der nach Patmos verbannt wurde.
Als Kaiser Nerva der Christenverfolgung ein Ende machte
und die Verbannten zurückrief, ging Johannes wieder
nach Ephesus, wo er bis zu seinem Tode blieb. Nach
einer alten Sage schrieb er auf Patmos sein Evangelium,
da die Jnselbewohner kurz vor seiner Abreise ihn baten,
ihnen eine Richtschnur des Glaubens zu hinterlassen.
Als er seine Arbeit beginnen wollte, setzt die Sage hin-
zu, entstand ein heftiges Ungewitter und ein Erdbeben,
worauf der Evangelist, zum Himmel blickend, sprach:
"Jm Anfange war das Wort." Die Höhle, die man
noch die heilige Grotte nennt, soll bei jenem Erdbeben
entstanden sein. Mit dieser Sage läßt sich aber die Über-
lieferung nicht gut vereinigen, daß jene Grotte, die man
auch die Grotte der Offenbarung nennt, der Ort sei,
wo Johannes die Apokalypse geschrieben habe. Sie ist
eine natürliche Höhle im Abhange des Berges, unge-
fähr in der Mitte zwischen der Stadt und dem Hafen
La Scala am Fuße des Felsens. Sie geht gegen 20
Fuß tief in den Felsen, ist etwa 36 Fuß breit und 10
--12 Fuß hoch. Die Griechen haben hier eine bunt
verzierte Kirche angelegt, und neben derselben eine Schule,
worin einige Kinder im Lesen, Schreiben und Altgrie-
chischen unterrichtet werden, eine Anstalt, die ein neue-
rer Reisender als gut eingerichtet rühmt. Die Grotte
steht bei den Eingeborenen in hoher Verehrung, und
nach dem Erzbischof Georgirenes wuchs in der Nähe
ein Feigenbaum, auf dessen Früchten das Wort Apoka-
lypsis zu lesen sein sollte.

Patmos hatte zu allen Zeiten viel von christlichen
und mohammedanischen Seeräubern zu leiden, und oft
von jenen mehr als von diesen, ungeachtet die Bewoh-
ner der Jnsel Schutzbriefe von dem Papste, den Köni-
gen von Frankreich, von Neapel, von dem Großherzoge
von Toscana und von dem Großmeister zu Malta er-
halten hatten. Die Seeräuber lauerten gewöhnlich bei
der Jnsel Furni, nördlich von Patmos; hatten sie ein
Schiff geentert, so metzelten sie die Mannschaft nieder, und
war es ausgeplündert, versenkten sie gewöhnlich das Fahr-
zeug. Patmos gehört zu denjenigen Jnseln des griechischen
Meeres, deren Einkünfte der Kapudan Pascha bezieht.



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Das Pfennig=Magazin.
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Patmos.

Nicht weit von der Küste Kleinasiens, im griechischen
Archipelagus, ungefähr neun Meilen von Samos, liegt
die Jnsel Patmos oder Patmo, die zu jener Gruppe
von Eilanden gehört, welche bei den Alten die Spora-
den, d. i. die zerstreuten Jnseln, hießen. Sie hat eine
sehr unregelmäßige Gestalt und besteht in ihrem gan-
zen Umfange aus einer Reihe von Vorgebirgen und
Buchten, die sichere Häfen bilden. An einer Stelle
beträgt die Breite der Jnsel kaum 750 Fuß. So
schön und fruchtbar die Jnseln des griechischen Meeres
find, so öde und nackt erhebt sich Patmos aus den
Wellen. Das ganze Eiland ist ein zusammenhängen-
der Felsen, der oft in Hügel und Berge aufsteigt. Die
Thäler sind selten des Anbaus fähig, und fast die ein-
zige Stelle, wo der Menschenfleiß dem dürren Boden
Früchte abzugewinnen versucht hat, ist ein kleines Thal
auf der Westseite, in welchem die wohlhabendern Be-
wohner einige Gärten angelegt haben. Nach einer Be-
schreibung der Jnsel, die der griechische Erzbischof Geor-
girenes von Samos im 17. Jahrhundert herausgab,
erzeugte sie Wein, Feigen, Citronen und hinlängliches
Getreide für den Bedarf ihrer Bewohner. Der fran-
zösische Botaniker Tournefort, der etwa 20 Jahre später,
um 1680, in Patmos war, versichert dagegen, sie ernte
nur wenig Weizen oder Gerste, wenig Wein und erhalte
ihren Bedarf von Santorin. Jetzt ist die Jnsel hinsichtlich
der Lebensbedürsnisse ganz von dem Festlande abhängig.
Dieser Umstand erklärt die hohen Preise fast aller Le-
bensbedürfnisse, die hier weit theuerer als an irgend einem
Orte in der Levante sind. Wie auf den meisten Jnseln
der Küste Kleinasiens, welche der Hülfsmittel des Acker-
baues entbehren, sind alle Männer auf Patmos See-
leute. Sie machen häufige Reisen nach Europa, und
man behauptet, sie seien eben darum aufgeklärter und
weniger abergläubig als die übrigen Jnselgriechen. Die
Weiber beschäftigen sich hauptsächlich mit der Verfertigung
von Strümpfen, wozu sie die Baumwolle aus Klein-
asien erhalten. Jhre Arbeiten sind dauerhaft, aber
theuer.

Die Stadt liegt in der Mitte der Jnsel auf ei-
nem hohen Felsen, der steil aus dem Meere emporsteigt,
und ist von dem berühmten Johanneskloster gekrönt,
das unsere Abbildung darstellt. Sie hat etwa 100
Häuser, welche nebst einigen in dem Hafen La Scala
alle auf der Jnsel befindlichen Wohnungen ausmachen.
Nach Tournefort's Angabe lag die Stadt vor Zeiten
nahe am Gestade, die Einwohner aber sollen durch die An-
griffe der Seeräuber genöthigt worden sein, sich weiter
von der Küste auf dem Felsenberge anzubauen. Alle
Häuser sind steinern und meist gut gebaut, zum Theil
besser als auf andern durch Handel blühenden griechi-
schen Jnseln. Die Stadt ist theils auf dem Gipfel
des Berges, theils am Abhange gebaut, und die engen
Straßen sind daher sehr steil. Die Aussicht vom Gi-
pfel ist überraschend. Überall sieht das Auge nur Berge
unter sich, und die geringe Breite der Jnsel und die
sonderbare Gestalt ihrer Küsten bietet einen seltsamen
Anblick dar.

Das Kloster, das man auf den ersten Blick für
eine Festung hält, ist ein starkes, mächtiges Gebäude
und besteht aus mehren Thürmen von unregelmäßiger
Gestalt. Es soll unter der Regierung des griechischen
Kaisers Alexius Komnenus ( 1081—1118 ) gegründet
worden sein, und man behauptet, der Erbauer sei der
heilige Christodoulos gewesen, der früher Abt in Klein-
asien war. Von den Türken geängstigt, deren Macht
[Spaltenumbruch] schon zu jener Zeit in Kleinasien schnell zunahm, er-
hielt er um 1100 die ganze Jnsel Patmos und die
umliegenden unbewohnten Jnseln zum Geschenke. Als
er seine Familie und seine Reichthümer dahin gebracht
hatte, baute er ein Kloster an dem Ufer des Meeres;
aber da ihm der Platz nicht gefiel und, wie der oben-
erwähnte Erzbischof erzählt, eine Stimme vom Himmel
ihn warnte, so verließ er dieses Kloster und gründete ein
anderes auf dem höchsten Punkte der Jnsel, befestigte
es mit hohen und starken Mauern und baute auch eine
Kirche. Diese Kirche ist klein, aber freundlich, der Fuß-
boden von Mosaik und über dem Altare sieht man drei
sehr mittelmäßige Gemälde, den Heiland, die heilige
Jungfrau und den Evangelisten Johannes darstellend,
wie die Mönche sagen, Geschenke Peter's des Großen.
Jn der Kirche zeigt man den Leichnam des heiligen
Christodoulos. Das Kloster war früher reich, aber schon
im 17. Jahrhundert hatten die Einkünfte desselben sehr
abgenommen und sind nach neuern Reiseberichten jetzt
noch geringer. Die nicht unbedeutende Bibliothek des
Klosters enthält viele Handschriften, meist theologischen
Jnhalts.

Die Jnsel hat keine historische Bedeutung gewöhnli-
cher Art, aber dieser Mangel wird ersetzt durch das Jn-
teresse, das sie mit dem Leben des Evangelisten Johannes
in Verbindung bringt, der nach Patmos verbannt wurde.
Als Kaiser Nerva der Christenverfolgung ein Ende machte
und die Verbannten zurückrief, ging Johannes wieder
nach Ephesus, wo er bis zu seinem Tode blieb. Nach
einer alten Sage schrieb er auf Patmos sein Evangelium,
da die Jnselbewohner kurz vor seiner Abreise ihn baten,
ihnen eine Richtschnur des Glaubens zu hinterlassen.
Als er seine Arbeit beginnen wollte, setzt die Sage hin-
zu, entstand ein heftiges Ungewitter und ein Erdbeben,
worauf der Evangelist, zum Himmel blickend, sprach:
„Jm Anfange war das Wort.“ Die Höhle, die man
noch die heilige Grotte nennt, soll bei jenem Erdbeben
entstanden sein. Mit dieser Sage läßt sich aber die Über-
lieferung nicht gut vereinigen, daß jene Grotte, die man
auch die Grotte der Offenbarung nennt, der Ort sei,
wo Johannes die Apokalypse geschrieben habe. Sie ist
eine natürliche Höhle im Abhange des Berges, unge-
fähr in der Mitte zwischen der Stadt und dem Hafen
La Scala am Fuße des Felsens. Sie geht gegen 20
Fuß tief in den Felsen, ist etwa 36 Fuß breit und 10
—12 Fuß hoch. Die Griechen haben hier eine bunt
verzierte Kirche angelegt, und neben derselben eine Schule,
worin einige Kinder im Lesen, Schreiben und Altgrie-
chischen unterrichtet werden, eine Anstalt, die ein neue-
rer Reisender als gut eingerichtet rühmt. Die Grotte
steht bei den Eingeborenen in hoher Verehrung, und
nach dem Erzbischof Georgirenes wuchs in der Nähe
ein Feigenbaum, auf dessen Früchten das Wort Apoka-
lypsis zu lesen sein sollte.

Patmos hatte zu allen Zeiten viel von christlichen
und mohammedanischen Seeräubern zu leiden, und oft
von jenen mehr als von diesen, ungeachtet die Bewoh-
ner der Jnsel Schutzbriefe von dem Papste, den Köni-
gen von Frankreich, von Neapel, von dem Großherzoge
von Toscana und von dem Großmeister zu Malta er-
halten hatten. Die Seeräuber lauerten gewöhnlich bei
der Jnsel Furni, nördlich von Patmos; hatten sie ein
Schiff geentert, so metzelten sie die Mannschaft nieder, und
war es ausgeplündert, versenkten sie gewöhnlich das Fahr-
zeug. Patmos gehört zu denjenigen Jnseln des griechischen
Meeres, deren Einkünfte der Kapudan Pascha bezieht.



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Die Jnsel hat keine historische Bedeutung gewöhnli- cher Art, aber dieser Mangel wird ersetzt durch das Jn- teresse, das sie mit dem Leben des Evangelisten Johannes in Verbindung bringt, der nach Patmos verbannt wurde. Als Kaiser Nerva der Christenverfolgung ein Ende machte und die Verbannten zurückrief, ging Johannes wieder nach Ephesus, wo er bis zu seinem Tode blieb. Nach einer alten Sage schrieb er auf Patmos sein Evangelium, da die Jnselbewohner kurz vor seiner Abreise ihn baten, ihnen eine Richtschnur des Glaubens zu hinterlassen. Als er seine Arbeit beginnen wollte, setzt die Sage hin- zu, entstand ein heftiges Ungewitter und ein Erdbeben, worauf der Evangelist, zum Himmel blickend, sprach: „Jm Anfange war das Wort.“ Die Höhle, die man noch die heilige Grotte nennt, soll bei jenem Erdbeben entstanden sein. Mit dieser Sage läßt sich aber die Über- lieferung nicht gut vereinigen, daß jene Grotte, die man auch die Grotte der Offenbarung nennt, der Ort sei, wo Johannes die Apokalypse geschrieben habe. Sie ist eine natürliche Höhle im Abhange des Berges, unge- fähr in der Mitte zwischen der Stadt und dem Hafen La Scala am Fuße des Felsens. Sie geht gegen 20 Fuß tief in den Felsen, ist etwa 36 Fuß breit und 10 —12 Fuß hoch. Die Griechen haben hier eine bunt verzierte Kirche angelegt, und neben derselben eine Schule, worin einige Kinder im Lesen, Schreiben und Altgrie- chischen unterrichtet werden, eine Anstalt, die ein neue- rer Reisender als gut eingerichtet rühmt. Die Grotte steht bei den Eingeborenen in hoher Verehrung, und nach dem Erzbischof Georgirenes wuchs in der Nähe ein Feigenbaum, auf dessen Früchten das Wort Apoka- lypsis zu lesen sein sollte. Patmos hatte zu allen Zeiten viel von christlichen und mohammedanischen Seeräubern zu leiden, und oft von jenen mehr als von diesen, ungeachtet die Bewoh- ner der Jnsel Schutzbriefe von dem Papste, den Köni- gen von Frankreich, von Neapel, von dem Großherzoge von Toscana und von dem Großmeister zu Malta er- halten hatten. Die Seeräuber lauerten gewöhnlich bei der Jnsel Furni, nördlich von Patmos; hatten sie ein Schiff geentert, so metzelten sie die Mannschaft nieder, und war es ausgeplündert, versenkten sie gewöhnlich das Fahr- zeug. Patmos gehört zu denjenigen Jnseln des griechischen Meeres, deren Einkünfte der Kapudan Pascha bezieht.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 157. Leipzig (Sachsen), 2. April 1836, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig157_1836/2>, abgerufen am 21.11.2024.