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Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 157. Leipzig (Sachsen), 2. April 1836.

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Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] maschinenbau verbessert haben. Mexico wird wahr-
scheinlich nicht sobald ein Manufacturland werden, da
sein Reichthum an Mineralien und Erzeugnissen des
Ackerbaus hinlänglich ist, ihm alle Bedürfnisse des Aus-
landes zu verschaffen. Ebenso wenig hat die Natur
das Land dazu berufen, eine Seemacht zu werden. Die
Häfen an der Küste des atlantischen Meeres sind un-
sicher und meist nur Rheden, auf der westlichen Küste
aber gibt es mehre treffliche Häfen von Acapulco bis
Guaymas, doch ist hier der Handelsverkehr weit unbe-
deutender als auf der östlichen Küste, da die meisten
Länder am stillen Meere, Peru, Ecuador, Chile, mit
welchen Handel getrieben werden könnte, fast dieselben
Erzeugnisse des Bodens hervorbringen, die Mexico besitzt.
Die Zahl der Bewohner des Landes wird auf 8 Millionen
geschätzt, ungeachtet der 1829 verfügten Vertreibung der
Spanier. Sie bestehen aus Ereolen oder eingeborenen Wei-
ßen von europäischer Abstammung, aus Jndianern, dem
unvermischten Stamme der Eingeborenen, aus Negern und
aus Menschen von gemischter Abkunft. Diese zerfallen
in Mestizen oder Abkömmlinge von Weißen und Jn-
dianern, in Mulatten, die von Weißen und Negerinnen
abstammen, und in Zambos oder Abkömmlinge von Ne-
gern und Jndianerinnen. Andere Abstufungen sind die
Quarterones, die von Mulattinnen und Weißen ab-
stammen, und die Quinterones oder die Abkömmlinge
eines Creolen und eines Quarteronweibes. Während
der spanischen Herrschaft wurde auf diese Unterschiede
strenge gehalten, um die Eifersucht zwischen den Kasten
zu nähren, und es war ein Vorrecht der Regierung,
einem Farbigen die Ehren der Weißen zu verleihen.
Die Jndianer bilden ungefähr zwei Fünftel der Volks-
menge und sind in zahlreiche Stämme getheilt, die sich
durch Gesittung und Sprache sehr unterscheiden. Man
zählt nicht weniger als 20 verschiedene Sprachen unter
ihnen. Die Jndianer in Mexico haben eine dunklere
Hautfarbe als die eingeborenen Stämme Südamerikas,
und einen stärkern Bart als diese. Körperliche Misbil-
dungen findet man nicht unter ihnen, und selbst in den
Gegenden, wo Kröpfe sonst häufig gefunden werden, sind
die Jndianer und die Mestizen davon frei. Sie erreichen
ein hohes Alter, nur in den Gegenden, wo viel Pulque
gemacht wird, und in den warmen Küstenstrichen, wo
man viel Zuckerrohr baut, schwächen sie ihre Gesundheit
durch hitzige Getränke. Selten bemerkt man die Spu-
ren des Alters an ihnen, da ihr Haar nie ergraut und
ihre Haut wenig Runzeln bekommt. Die Jndianer in
Mexico zeigen nicht viel Lebhaftigkeit des Geistes; sie
sind ernst, melancholisch und still, außer wenn sie durch
hitzige Getränke aufgeregt sind. Haben sie Gelegenheit,
einige geistige Bildung zu erlangen, so entwickeln sie
viel Fassungskraft und Scharfsinn. Jn den nachah-
menden Künsten und in mechanischen Fertigkeiten zeigen
sie ungemeine Geschicklichkeit und Anstelligkeit. Sie sind
gute Soldaten. Unter der spanischen Herrschaft war
ihnen der Gebrauch der Gewehre verboten, jetzt aber sind
sie als Miliz gut bewaffnet und an Kriegszucht ge-
wöhnt. Jedes Jndianerdorf hat einen Vorsteher, der
auf zwei Jahre aus den Eingeborenen gewählt wird,
und wo es noch Abkömmlinge der alten Häuptlinge
oder Kaziken gibt, fällt die Wahl meist auf diese. Jm
Allgemeinen ist die Masse des Volkes noch in tiefe
Unwissenheit versunken. Die innern Zerrüttungen
seit 1810 haben nicht gestattet, für die Verbesse-
rung des Volksunterrichts zu wirken. Zwar sind auch
für die Jndianer und für alle Farbige Volksschulen an-
gelegt worden, aber da viele Jndianer die spanische Spra-
che, welche die herrschende in Mexico ist, nicht verstehen,
[Spaltenumbruch] ja eine Abneigung gegen dieselbe haben, und keine Bü-
cher in den Jndianersprachen gedruckt werden, so verhin-
dert dies sehr die Verbreitung nützlicher Kenntnisse. Die
Creolen zeichnen sich, wie durch Reichthum, so auch durch
geistige Regsamkeit und höhere Bildung vor den Jndia-
nern aus, und die wissenschaftlichen Anstalten, die schon
unter der spanischen Regierung gegründet und freigebig
unterhalten wurden, haben unter dieser Volksclasse, in
deren Händen seit der Vertreibung der Spanier die Lei-
tung der öffentlichen Angelegenheiten ist, viel Bildung,
besonders mathematische und naturwissenschaftliche Kennt-
nisse, verbreitet.

( Der Beschluß folgt in Nr. 158. )



Hogarth's Werke.
10. Die Parlamentswahl
.

3. Die Abstimmung.
( Fortsetzung aus Nr. 155. )

Auf dem dritten, nicht minder witzigen Blatte der Par-
lamentswahl sehen wir nun die eigentliche Abstimmung.
Hier strömen alle erkauften und nicht erkauften Wähler,
unter denen sich Blinde, Lahme, Krüppel, Sterbende und
sogar Wahnsinnige befinden, zusammen, um Dasjenige
abzugeben, was sie ihr Votum nennen. Jm Vorder-
grunde sieht man die zum Abgeben der Stimmen auf-
geschlagenen Gerüste, welche von Gerichtsdienern besetzt
werden; es sind deren zwei, welche sich durch aufgesteckte
verschiedenfarbige Flaggen voneinander unterscheiden; das
zur Linken bezeichnet, wie man heutzutage sich aus-
drücken würde, die Torypartei, das zur Rechten die
Partei der Whigs. Die Wähler müssen hier auf die
Bibel ihre Stimmfähigkeit beschwören. Auf dem lin-
ken Gerüste sehen wir dies nur eine einzige Person ver-
richten, und dieses ist ein pensionirter Offizier, der fast
die Hälfte seines Körpers im Dienste des Vaterlandes
verloren hat. Der linke Arm, das rechte Bein und die
rechte Hand fehlen ihm gänzlich.

Auf der rechten Seite des Gerüstes geht es dagegen
lebhafter zu. Wir bemerken hier zuerst einen Menschen
mit einer Schlafmütze, auf welcher eine Cocarde steckt;
dies ist ein Sterbender, den man hierher geschleppt zu
haben scheint, um seine Stimme und sein Leben zu-
gleich abzugeben. Die auffallendste Person in seiner
Nähe ist ein Weib mit einer Nase, welche wirklich nicht
von solchem Umfange gebräuchlich und in Erstaunen
setzen muß. Die Treppe herauf steigt ein Blinder, den
ein kleiner Junge, aber sehr schlecht, führt. Die Figur
dieses Blinden ist schön gezeichnet, es ist dies die wahre
Haltung Aller, denen das Augenlicht fehlt; die sitzende
Figur ist ein Wahnsinniger, der ein Gesicht schneidet,
aus welchem man entweder Alles oder gar nichts ma-
chen kann. Übrigens war es keine Übertreibung von
Hogarth, daß er hier Gebrechliche aller Art anbrachte,
da es sich in frühern Zeiten häufig ereignete, daß man
dergleichen auf die Wahlgerüste brachte.

An der Hinterwand des einen Gerüstes gewahrt
man einen der Bewerber, dessen Benehmen und
gleichgültige Haltung viel Sicherheit verräth und dar-
auf hindeutet, daß er wahrscheinlich der Begünstigte
ist. Seine stoische Gelassenheit erweckt den Muth-
willen einiger Witzlinge, welche sich das Vergnügen
machen, ihn unter vielem Gelächter abzuzeichnen.
Der andere Bewerber, den wir an der Hinterwand des
zweiten Gerüstes sehen, scheint in einer weit misli-
chern Gemüthsstimmung zu sein. Mit zurückgeschobe-
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] maschinenbau verbessert haben. Mexico wird wahr-
scheinlich nicht sobald ein Manufacturland werden, da
sein Reichthum an Mineralien und Erzeugnissen des
Ackerbaus hinlänglich ist, ihm alle Bedürfnisse des Aus-
landes zu verschaffen. Ebenso wenig hat die Natur
das Land dazu berufen, eine Seemacht zu werden. Die
Häfen an der Küste des atlantischen Meeres sind un-
sicher und meist nur Rheden, auf der westlichen Küste
aber gibt es mehre treffliche Häfen von Acapulco bis
Guaymas, doch ist hier der Handelsverkehr weit unbe-
deutender als auf der östlichen Küste, da die meisten
Länder am stillen Meere, Peru, Ecuador, Chile, mit
welchen Handel getrieben werden könnte, fast dieselben
Erzeugnisse des Bodens hervorbringen, die Mexico besitzt.
Die Zahl der Bewohner des Landes wird auf 8 Millionen
geschätzt, ungeachtet der 1829 verfügten Vertreibung der
Spanier. Sie bestehen aus Ereolen oder eingeborenen Wei-
ßen von europäischer Abstammung, aus Jndianern, dem
unvermischten Stamme der Eingeborenen, aus Negern und
aus Menschen von gemischter Abkunft. Diese zerfallen
in Mestizen oder Abkömmlinge von Weißen und Jn-
dianern, in Mulatten, die von Weißen und Negerinnen
abstammen, und in Zambos oder Abkömmlinge von Ne-
gern und Jndianerinnen. Andere Abstufungen sind die
Quarterones, die von Mulattinnen und Weißen ab-
stammen, und die Quinterones oder die Abkömmlinge
eines Creolen und eines Quarteronweibes. Während
der spanischen Herrschaft wurde auf diese Unterschiede
strenge gehalten, um die Eifersucht zwischen den Kasten
zu nähren, und es war ein Vorrecht der Regierung,
einem Farbigen die Ehren der Weißen zu verleihen.
Die Jndianer bilden ungefähr zwei Fünftel der Volks-
menge und sind in zahlreiche Stämme getheilt, die sich
durch Gesittung und Sprache sehr unterscheiden. Man
zählt nicht weniger als 20 verschiedene Sprachen unter
ihnen. Die Jndianer in Mexico haben eine dunklere
Hautfarbe als die eingeborenen Stämme Südamerikas,
und einen stärkern Bart als diese. Körperliche Misbil-
dungen findet man nicht unter ihnen, und selbst in den
Gegenden, wo Kröpfe sonst häufig gefunden werden, sind
die Jndianer und die Mestizen davon frei. Sie erreichen
ein hohes Alter, nur in den Gegenden, wo viel Pulque
gemacht wird, und in den warmen Küstenstrichen, wo
man viel Zuckerrohr baut, schwächen sie ihre Gesundheit
durch hitzige Getränke. Selten bemerkt man die Spu-
ren des Alters an ihnen, da ihr Haar nie ergraut und
ihre Haut wenig Runzeln bekommt. Die Jndianer in
Mexico zeigen nicht viel Lebhaftigkeit des Geistes; sie
sind ernst, melancholisch und still, außer wenn sie durch
hitzige Getränke aufgeregt sind. Haben sie Gelegenheit,
einige geistige Bildung zu erlangen, so entwickeln sie
viel Fassungskraft und Scharfsinn. Jn den nachah-
menden Künsten und in mechanischen Fertigkeiten zeigen
sie ungemeine Geschicklichkeit und Anstelligkeit. Sie sind
gute Soldaten. Unter der spanischen Herrschaft war
ihnen der Gebrauch der Gewehre verboten, jetzt aber sind
sie als Miliz gut bewaffnet und an Kriegszucht ge-
wöhnt. Jedes Jndianerdorf hat einen Vorsteher, der
auf zwei Jahre aus den Eingeborenen gewählt wird,
und wo es noch Abkömmlinge der alten Häuptlinge
oder Kaziken gibt, fällt die Wahl meist auf diese. Jm
Allgemeinen ist die Masse des Volkes noch in tiefe
Unwissenheit versunken. Die innern Zerrüttungen
seit 1810 haben nicht gestattet, für die Verbesse-
rung des Volksunterrichts zu wirken. Zwar sind auch
für die Jndianer und für alle Farbige Volksschulen an-
gelegt worden, aber da viele Jndianer die spanische Spra-
che, welche die herrschende in Mexico ist, nicht verstehen,
[Spaltenumbruch] ja eine Abneigung gegen dieselbe haben, und keine Bü-
cher in den Jndianersprachen gedruckt werden, so verhin-
dert dies sehr die Verbreitung nützlicher Kenntnisse. Die
Creolen zeichnen sich, wie durch Reichthum, so auch durch
geistige Regsamkeit und höhere Bildung vor den Jndia-
nern aus, und die wissenschaftlichen Anstalten, die schon
unter der spanischen Regierung gegründet und freigebig
unterhalten wurden, haben unter dieser Volksclasse, in
deren Händen seit der Vertreibung der Spanier die Lei-
tung der öffentlichen Angelegenheiten ist, viel Bildung,
besonders mathematische und naturwissenschaftliche Kennt-
nisse, verbreitet.

( Der Beschluß folgt in Nr. 158. )



Hogarth's Werke.
10. Die Parlamentswahl
.

3. Die Abstimmung.
( Fortsetzung aus Nr. 155. )

Auf dem dritten, nicht minder witzigen Blatte der Par-
lamentswahl sehen wir nun die eigentliche Abstimmung.
Hier strömen alle erkauften und nicht erkauften Wähler,
unter denen sich Blinde, Lahme, Krüppel, Sterbende und
sogar Wahnsinnige befinden, zusammen, um Dasjenige
abzugeben, was sie ihr Votum nennen. Jm Vorder-
grunde sieht man die zum Abgeben der Stimmen auf-
geschlagenen Gerüste, welche von Gerichtsdienern besetzt
werden; es sind deren zwei, welche sich durch aufgesteckte
verschiedenfarbige Flaggen voneinander unterscheiden; das
zur Linken bezeichnet, wie man heutzutage sich aus-
drücken würde, die Torypartei, das zur Rechten die
Partei der Whigs. Die Wähler müssen hier auf die
Bibel ihre Stimmfähigkeit beschwören. Auf dem lin-
ken Gerüste sehen wir dies nur eine einzige Person ver-
richten, und dieses ist ein pensionirter Offizier, der fast
die Hälfte seines Körpers im Dienste des Vaterlandes
verloren hat. Der linke Arm, das rechte Bein und die
rechte Hand fehlen ihm gänzlich.

Auf der rechten Seite des Gerüstes geht es dagegen
lebhafter zu. Wir bemerken hier zuerst einen Menschen
mit einer Schlafmütze, auf welcher eine Cocarde steckt;
dies ist ein Sterbender, den man hierher geschleppt zu
haben scheint, um seine Stimme und sein Leben zu-
gleich abzugeben. Die auffallendste Person in seiner
Nähe ist ein Weib mit einer Nase, welche wirklich nicht
von solchem Umfange gebräuchlich und in Erstaunen
setzen muß. Die Treppe herauf steigt ein Blinder, den
ein kleiner Junge, aber sehr schlecht, führt. Die Figur
dieses Blinden ist schön gezeichnet, es ist dies die wahre
Haltung Aller, denen das Augenlicht fehlt; die sitzende
Figur ist ein Wahnsinniger, der ein Gesicht schneidet,
aus welchem man entweder Alles oder gar nichts ma-
chen kann. Übrigens war es keine Übertreibung von
Hogarth, daß er hier Gebrechliche aller Art anbrachte,
da es sich in frühern Zeiten häufig ereignete, daß man
dergleichen auf die Wahlgerüste brachte.

An der Hinterwand des einen Gerüstes gewahrt
man einen der Bewerber, dessen Benehmen und
gleichgültige Haltung viel Sicherheit verräth und dar-
auf hindeutet, daß er wahrscheinlich der Begünstigte
ist. Seine stoische Gelassenheit erweckt den Muth-
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machen, ihn unter vielem Gelächter abzuzeichnen.
Der andere Bewerber, den wir an der Hinterwand des
zweiten Gerüstes sehen, scheint in einer weit misli-
chern Gemüthsstimmung zu sein. Mit zurückgeschobe-
[Ende Spaltensatz]

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Sie bestehen aus Ereolen oder eingeborenen Wei- ßen von europäischer Abstammung, aus Jndianern, dem unvermischten Stamme der Eingeborenen, aus Negern und aus Menschen von gemischter Abkunft. Diese zerfallen in Mestizen oder Abkömmlinge von Weißen und Jn- dianern, in Mulatten, die von Weißen und Negerinnen abstammen, und in Zambos oder Abkömmlinge von Ne- gern und Jndianerinnen. Andere Abstufungen sind die Quarterones, die von Mulattinnen und Weißen ab- stammen, und die Quinterones oder die Abkömmlinge eines Creolen und eines Quarteronweibes. Während der spanischen Herrschaft wurde auf diese Unterschiede strenge gehalten, um die Eifersucht zwischen den Kasten zu nähren, und es war ein Vorrecht der Regierung, einem Farbigen die Ehren der Weißen zu verleihen. Die Jndianer bilden ungefähr zwei Fünftel der Volks- menge und sind in zahlreiche Stämme getheilt, die sich durch Gesittung und Sprache sehr unterscheiden. Man zählt nicht weniger als 20 verschiedene Sprachen unter ihnen. 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( Fortsetzung aus Nr. 155. ) Auf dem dritten, nicht minder witzigen Blatte der Par- lamentswahl sehen wir nun die eigentliche Abstimmung. Hier strömen alle erkauften und nicht erkauften Wähler, unter denen sich Blinde, Lahme, Krüppel, Sterbende und sogar Wahnsinnige befinden, zusammen, um Dasjenige abzugeben, was sie ihr Votum nennen. Jm Vorder- grunde sieht man die zum Abgeben der Stimmen auf- geschlagenen Gerüste, welche von Gerichtsdienern besetzt werden; es sind deren zwei, welche sich durch aufgesteckte verschiedenfarbige Flaggen voneinander unterscheiden; das zur Linken bezeichnet, wie man heutzutage sich aus- drücken würde, die Torypartei, das zur Rechten die Partei der Whigs. Die Wähler müssen hier auf die Bibel ihre Stimmfähigkeit beschwören. Auf dem lin- ken Gerüste sehen wir dies nur eine einzige Person ver- richten, und dieses ist ein pensionirter Offizier, der fast die Hälfte seines Körpers im Dienste des Vaterlandes verloren hat. Der linke Arm, das rechte Bein und die rechte Hand fehlen ihm gänzlich. Auf der rechten Seite des Gerüstes geht es dagegen lebhafter zu. Wir bemerken hier zuerst einen Menschen mit einer Schlafmütze, auf welcher eine Cocarde steckt; dies ist ein Sterbender, den man hierher geschleppt zu haben scheint, um seine Stimme und sein Leben zu- gleich abzugeben. Die auffallendste Person in seiner Nähe ist ein Weib mit einer Nase, welche wirklich nicht von solchem Umfange gebräuchlich und in Erstaunen setzen muß. Die Treppe herauf steigt ein Blinder, den ein kleiner Junge, aber sehr schlecht, führt. Die Figur dieses Blinden ist schön gezeichnet, es ist dies die wahre Haltung Aller, denen das Augenlicht fehlt; die sitzende Figur ist ein Wahnsinniger, der ein Gesicht schneidet, aus welchem man entweder Alles oder gar nichts ma- chen kann. Übrigens war es keine Übertreibung von Hogarth, daß er hier Gebrechliche aller Art anbrachte, da es sich in frühern Zeiten häufig ereignete, daß man dergleichen auf die Wahlgerüste brachte. An der Hinterwand des einen Gerüstes gewahrt man einen der Bewerber, dessen Benehmen und gleichgültige Haltung viel Sicherheit verräth und dar- auf hindeutet, daß er wahrscheinlich der Begünstigte ist. Seine stoische Gelassenheit erweckt den Muth- willen einiger Witzlinge, welche sich das Vergnügen machen, ihn unter vielem Gelächter abzuzeichnen. Der andere Bewerber, den wir an der Hinterwand des zweiten Gerüstes sehen, scheint in einer weit misli- chern Gemüthsstimmung zu sein. Mit zurückgeschobe-

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

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Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 157. Leipzig (Sachsen), 2. April 1836, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig157_1836/7>, abgerufen am 21.11.2024.