Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 162. Leipzig (Sachsen), 7. Mai 1836.Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
gewöhnen uns an diese Art zu rechnen und zu zählen.Sage uns wer da will, es ist ein Tag wie der andere, du findest da dieselbe Luft, denselben Himmel, dieselben Menschen und Dinge; wir finden Alles anders. Die Menschen, die wir sehen, sind die heutigen, nicht die gestrigen; der Ton der Läft ist der jetzige, nicht der vor einer Stunde. Wir sind gezwungen, zu bekennen, daß das Vergangene nimmermehr wiederkehren, das Gesche- hene in Ewigkeit nicht ungeschehen werden kann. Es hilft kein Sträuben, die Zeit reißt uns mit sich fort, und sind wir unvermögend, unsern Kahn zu lenken, so schleudert ihn der Strom, wohin er will. O haltet das Ruder fest, ihr wackern Gefährten das Lebens. Bleibt unter den Verwandlungen der Dinge immer die näm- lichen. Erneuert euch, ohne zu veralten, mit der Zeit. Ertragt den Wechsel, ohne eure Seele zu verwechseln. Und findet Euch, wenn tausend Jahre abgelaufen sein werden, findet Euch mit uns nach tausend Jahren wieder. Feuersbrünste in London. Man kann sich einen Begriff von der Größe und dem Spanisches. Wirthshaus. Unter allen Ländern des gesitteten Europas gewährt Was neuere Reisende von den Unbequemlichkeiten Die größte Schwierigkeit aber, mit welcher der Findet man indeß auch selten Vorräthe in den Das Pfennig=Magazin. [Beginn Spaltensatz]
gewöhnen uns an diese Art zu rechnen und zu zählen.Sage uns wer da will, es ist ein Tag wie der andere, du findest da dieselbe Luft, denselben Himmel, dieselben Menschen und Dinge; wir finden Alles anders. Die Menschen, die wir sehen, sind die heutigen, nicht die gestrigen; der Ton der Läft ist der jetzige, nicht der vor einer Stunde. Wir sind gezwungen, zu bekennen, daß das Vergangene nimmermehr wiederkehren, das Gesche- hene in Ewigkeit nicht ungeschehen werden kann. Es hilft kein Sträuben, die Zeit reißt uns mit sich fort, und sind wir unvermögend, unsern Kahn zu lenken, so schleudert ihn der Strom, wohin er will. O haltet das Ruder fest, ihr wackern Gefährten das Lebens. Bleibt unter den Verwandlungen der Dinge immer die näm- lichen. Erneuert euch, ohne zu veralten, mit der Zeit. Ertragt den Wechsel, ohne eure Seele zu verwechseln. Und findet Euch, wenn tausend Jahre abgelaufen sein werden, findet Euch mit uns nach tausend Jahren wieder. Feuersbrünste in London. Man kann sich einen Begriff von der Größe und dem Spanisches. Wirthshaus. Unter allen Ländern des gesitteten Europas gewährt Was neuere Reisende von den Unbequemlichkeiten Die größte Schwierigkeit aber, mit welcher der Findet man indeß auch selten Vorräthe in den <TEI> <text> <body> <div type="jArticle" n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="151"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/> gewöhnen uns an diese Art zu rechnen und zu zählen.<lb/> Sage uns wer da will, es ist ein Tag wie der andere,<lb/> du findest da dieselbe Luft, denselben Himmel, dieselben<lb/> Menschen und Dinge; wir finden Alles anders. Die<lb/> Menschen, die wir sehen, sind die heutigen, nicht die<lb/> gestrigen; der Ton der Läft ist der jetzige, nicht der vor<lb/> einer Stunde. Wir sind gezwungen, zu bekennen, daß<lb/> das Vergangene nimmermehr wiederkehren, das Gesche-<lb/> hene in Ewigkeit nicht ungeschehen werden kann. Es<lb/> hilft kein Sträuben, die Zeit reißt uns mit sich fort,<lb/> und sind wir unvermögend, unsern Kahn zu lenken, so<lb/> schleudert ihn der Strom, wohin er will. O haltet das<lb/> Ruder fest, ihr wackern Gefährten das Lebens. Bleibt<lb/> unter den Verwandlungen der Dinge immer die näm-<lb/> lichen. Erneuert euch, ohne zu veralten, mit der Zeit.<lb/> Ertragt den Wechsel, ohne eure Seele zu verwechseln.<lb/> Und findet Euch, wenn tausend Jahre abgelaufen sein<lb/> werden, findet Euch mit uns nach tausend Jahren wieder.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Feuersbrünste in London</hi>.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#in">M</hi>an kann sich einen Begriff von der Größe und dem<lb/> Treiben der englischen Hauptstadt schon aus dem Um-<lb/> stande allein machen, daß im vorigen Jahre nicht we-<lb/> niger als 643mal Feuerlärm in London und seinem<lb/> Weichbilde war. Es kamen mithin durchschnittlich auf<lb/> jeden Tag beinahe zwei Feuersbrünste. Der December<lb/> war unter den zwölf Monaten der damit am reichsten<lb/> bedachte, Bei sieben Feuersbrünsten sind zusammen 14<lb/> Menschen ums Leben gekommen. Jn 471 Fällen ist<lb/> die Ursache der Entstehung des Brandes ermittelt wor-<lb/> den. Unvermeidliche Ursachen ( bei Bäckern und andern<lb/> Feuerarbeitern ) sind in 14 Fällen vorgekommen. Bett-<lb/> gardinen geriethen 52mal und Fenstergardinen 22mal in<lb/> Brand. Durch fehlerhafte oder baufällige Schornsteine ent-<lb/> stand 69mal, durch fehlerhafte Gasleitungsröhren u. s. w.<lb/> 39mal, durch Trocknen der Wäsche am Ofen 22mal,<lb/> durch Kinder, die mit Feuer spielten, 5mal, durch<lb/> Feuerwerke 3mal und durch Tabackrauchen 4mal Feuer.<lb/> Blinder Lärm war 106mal.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="1"> <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Spanisches. 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Jahr-<lb/> hunderts besuchte, macht eine sehr klägliche Schilderung.<lb/> Er konnte zuweilen weder Brot noch Nachtlager in ei-<lb/> nem Wirthshause erhalten, weder Öl für seine Lampe<lb/> noch Brennholz, noch Futter für sein Pferd. Als der<lb/> Engländer Swinburne in den Jahren 1775 und 1776<lb/> Spanien bereiste, fand er es nicht viel besser. Er hatte<lb/> einen vollständigen Packwagen bei sich, der Betten, Brot,<lb/> Wein, Mehl, Öl und Salz von einem Nachtlager zum<lb/> andern brachte, da man in den Wirthshäusern selten<lb/> mehr als die nackten Wände fand, oder vielleicht einige<lb/> Eier, die aber nur zu hohen Preisen verkauft wurden.<lb/><cb n="2"/> Fand man ein paar nicht zerbrochene Stühle, so schätzte<lb/> man sich sehr glücklich, mußte aber für diese Bequem-<lb/> lichkeit theuer bezahlen. Die Küche des Venta war<lb/> gewöhnlich an einem Ende des Hauses; selten hatte<lb/> man Gelegenheit, einen Bratspieß oder einen Rost darin<lb/> anzuwenden. Die Maulthiere standen in dem hintern<lb/> Theile desselben. Die Reisenden selbst aber hielten sich<lb/> in einem meist wenig bessern Gemache auf, dessen schmale<lb/> Fensteröffnungen noch mit Eisenstangen verwahrt waren,<lb/> obgleich kein Kind hindurchkriechen konnte. Selbst<lb/> später noch war es nöthig, auf einer Reise durch Spa-<lb/> nien einen des Kochens kundigen Diener mitzunehmen,<lb/> und Wein, Brot und Fleisch, wo diese Bedürfnisse am<lb/> besten zu haben waren, in hinlänglicher Menge einzu-<lb/> kaufen; auch Matratzen, Leinenzeuch, Messer, Gabeln<lb/> und Löffel durften nicht fehlen, was Alles durch Maul-<lb/> thiere getragen werden mußte.</p><lb/> <p>Was neuere Reisende von den Unbequemlichkeiten<lb/> des Reisens in Spanien sagen, lautet nicht besser,<lb/> wiewol einige Verbesserungen in den Orten stattgefun-<lb/> den haben, durch welche Postkutschen gehen. Zwischen<lb/> Vittoria und Madrid wird der Reisende ziemlich befrie-<lb/> digt sein. Die französische Post geht nämlich auf dieser<lb/> Straße, und auf den bestimmten Stationen ist der Tisch<lb/> für die Reisenden stets gedeckt.</p><lb/> <p>Die größte Schwierigkeit aber, mit welcher der<lb/> Reisende im Jnnern Spaniens zu kämpfen hat, ist die<lb/> Wahrscheinlichkeit, ja die Gewißheit, in den kleinen<lb/> Wirthshäusern nichts zu essen zu finden, und nichts<lb/> als den Fußboden oder höchstens einen Stuhl zum<lb/> Nachtlager. Messer und Gabeln findet er aber noch sel-<lb/> tener in einem Wirthshause; der Spanier weiß die<lb/> Gabel zu entbehren und sein Taschenmesser trägt er<lb/> stets bei sich. Vor allen Dingen muß der Reisende<lb/> nicht wählerisch und ekel sein. Darum befindet sich<lb/> namentlich so übel, wer sich von den heimischen Ge-<lb/> wohnheiten nicht losmachen kann. Während er z. B.<lb/> in einem deutschen Wirthshause sich für sein Geld<lb/> doch wenigstens sättigen kann, antwortet man ihm in<lb/> einer spanischen Schenke auf die Frage: „Was kann ich<lb/> zu essen haben?“ gewöhnlich: „Was Jhr mitgebracht<lb/> habt.“</p><lb/> <p>Findet man indeß auch selten Vorräthe in den<lb/> Wirthshäusern, so ist doch die Wirthin stets bereit, zu<lb/> kochen, was der vorsichtige Reisende unterwegs einge-<lb/> kauft hat, und wenn er am folgenden Morgen abreist,<lb/> bezahlt er für die „Störung im Hause“ den Haupt-<lb/> ansatz in der Rechnung. Auch steht es ihm frei, sich<lb/> selber sein Essen zu bereiten, und kann er es, so wird<lb/> er am besten dabei fahren. Die Kochkunst der Spa-<lb/> nier ist selten nach dem Geschmacke der Ausländer, und<lb/> ihre besondere Art, die Speisen zu würzen, findet nur<lb/> unter ihnen selbst Beifall. Sie essen fast nichts ohne<lb/> Safran, Piment und Knoblauch, ihr Wein muß<lb/> nach dem ausgepichten Schlauche schmecken und das<lb/> Baumöl ranzig sein. Dasselbe Öl nährt die Lampe,<lb/> schwimmt auf der Suppe und wird zum Salat gegos-<lb/> sen, ja in den Wirthshäusern wird nicht selten die an-<lb/> gezündete Lampe auf den Tisch gestellt, damit sich Jeder<lb/> seinen Bedarf daraus nehmen könne. Jn den meisten<lb/> Gegenden von Spanien setzt man zum Abendessen zuerst<lb/> Suppe und gesottene Eier auf, aber die Suppe ist ge-<lb/> wöhnlich ganz steif von Brot und die Eier sind hart<lb/> gesotten, aber der Reisende thut wohl, sich daran zu<lb/> halten, denn wahrscheinlich wird er das Schmorfleisch<lb/> oder Geflügel auf einem Lager von Öl und Knoblauch<lb/> finden, aus welchem er unmöglich einen unbefleckten<lb/> Bissen heraussuchen kann.</p><lb/> <cb type="end"/> </div> </body> </text> </TEI> [151/0007]
Das Pfennig=Magazin.
gewöhnen uns an diese Art zu rechnen und zu zählen.
Sage uns wer da will, es ist ein Tag wie der andere,
du findest da dieselbe Luft, denselben Himmel, dieselben
Menschen und Dinge; wir finden Alles anders. Die
Menschen, die wir sehen, sind die heutigen, nicht die
gestrigen; der Ton der Läft ist der jetzige, nicht der vor
einer Stunde. Wir sind gezwungen, zu bekennen, daß
das Vergangene nimmermehr wiederkehren, das Gesche-
hene in Ewigkeit nicht ungeschehen werden kann. Es
hilft kein Sträuben, die Zeit reißt uns mit sich fort,
und sind wir unvermögend, unsern Kahn zu lenken, so
schleudert ihn der Strom, wohin er will. O haltet das
Ruder fest, ihr wackern Gefährten das Lebens. Bleibt
unter den Verwandlungen der Dinge immer die näm-
lichen. Erneuert euch, ohne zu veralten, mit der Zeit.
Ertragt den Wechsel, ohne eure Seele zu verwechseln.
Und findet Euch, wenn tausend Jahre abgelaufen sein
werden, findet Euch mit uns nach tausend Jahren wieder.
Feuersbrünste in London.
Man kann sich einen Begriff von der Größe und dem
Treiben der englischen Hauptstadt schon aus dem Um-
stande allein machen, daß im vorigen Jahre nicht we-
niger als 643mal Feuerlärm in London und seinem
Weichbilde war. Es kamen mithin durchschnittlich auf
jeden Tag beinahe zwei Feuersbrünste. Der December
war unter den zwölf Monaten der damit am reichsten
bedachte, Bei sieben Feuersbrünsten sind zusammen 14
Menschen ums Leben gekommen. Jn 471 Fällen ist
die Ursache der Entstehung des Brandes ermittelt wor-
den. Unvermeidliche Ursachen ( bei Bäckern und andern
Feuerarbeitern ) sind in 14 Fällen vorgekommen. Bett-
gardinen geriethen 52mal und Fenstergardinen 22mal in
Brand. Durch fehlerhafte oder baufällige Schornsteine ent-
stand 69mal, durch fehlerhafte Gasleitungsröhren u. s. w.
39mal, durch Trocknen der Wäsche am Ofen 22mal,
durch Kinder, die mit Feuer spielten, 5mal, durch
Feuerwerke 3mal und durch Tabackrauchen 4mal Feuer.
Blinder Lärm war 106mal.
Spanisches. Wirthshaus.
Unter allen Ländern des gesitteten Europas gewährt
keines dem Reisenden so wenig Bequemlichkeiten als
Spanien. Selbst in großen Städten, ja in der Haupt-
stadt, findet er Ursache, über die Wirthshäuser zu kla-
gen; alle trifft, wenn auch in geringerm Grade, der
Vorwurf, den man den Wirthshäusern in den ärmsten
Dörfern und in den abgelegensten Gegenden macht. Es
ist bemerkenswerth, daß in dem größten Theile des Lan-
des so wenig Fortschritte in dieser Beziehung gemacht
worden sind; denn in den letzten 150 Jahren geben
uns die Berichte der Reisenden fast dieselben Schilde-
rungen, die aus frühern Zeiten auf uns gekommen sind.
Ein Reisender, der Spanien zu Ende des 17. Jahr-
hunderts besuchte, macht eine sehr klägliche Schilderung.
Er konnte zuweilen weder Brot noch Nachtlager in ei-
nem Wirthshause erhalten, weder Öl für seine Lampe
noch Brennholz, noch Futter für sein Pferd. Als der
Engländer Swinburne in den Jahren 1775 und 1776
Spanien bereiste, fand er es nicht viel besser. Er hatte
einen vollständigen Packwagen bei sich, der Betten, Brot,
Wein, Mehl, Öl und Salz von einem Nachtlager zum
andern brachte, da man in den Wirthshäusern selten
mehr als die nackten Wände fand, oder vielleicht einige
Eier, die aber nur zu hohen Preisen verkauft wurden.
Fand man ein paar nicht zerbrochene Stühle, so schätzte
man sich sehr glücklich, mußte aber für diese Bequem-
lichkeit theuer bezahlen. Die Küche des Venta war
gewöhnlich an einem Ende des Hauses; selten hatte
man Gelegenheit, einen Bratspieß oder einen Rost darin
anzuwenden. Die Maulthiere standen in dem hintern
Theile desselben. Die Reisenden selbst aber hielten sich
in einem meist wenig bessern Gemache auf, dessen schmale
Fensteröffnungen noch mit Eisenstangen verwahrt waren,
obgleich kein Kind hindurchkriechen konnte. Selbst
später noch war es nöthig, auf einer Reise durch Spa-
nien einen des Kochens kundigen Diener mitzunehmen,
und Wein, Brot und Fleisch, wo diese Bedürfnisse am
besten zu haben waren, in hinlänglicher Menge einzu-
kaufen; auch Matratzen, Leinenzeuch, Messer, Gabeln
und Löffel durften nicht fehlen, was Alles durch Maul-
thiere getragen werden mußte.
Was neuere Reisende von den Unbequemlichkeiten
des Reisens in Spanien sagen, lautet nicht besser,
wiewol einige Verbesserungen in den Orten stattgefun-
den haben, durch welche Postkutschen gehen. Zwischen
Vittoria und Madrid wird der Reisende ziemlich befrie-
digt sein. Die französische Post geht nämlich auf dieser
Straße, und auf den bestimmten Stationen ist der Tisch
für die Reisenden stets gedeckt.
Die größte Schwierigkeit aber, mit welcher der
Reisende im Jnnern Spaniens zu kämpfen hat, ist die
Wahrscheinlichkeit, ja die Gewißheit, in den kleinen
Wirthshäusern nichts zu essen zu finden, und nichts
als den Fußboden oder höchstens einen Stuhl zum
Nachtlager. Messer und Gabeln findet er aber noch sel-
tener in einem Wirthshause; der Spanier weiß die
Gabel zu entbehren und sein Taschenmesser trägt er
stets bei sich. Vor allen Dingen muß der Reisende
nicht wählerisch und ekel sein. Darum befindet sich
namentlich so übel, wer sich von den heimischen Ge-
wohnheiten nicht losmachen kann. Während er z. B.
in einem deutschen Wirthshause sich für sein Geld
doch wenigstens sättigen kann, antwortet man ihm in
einer spanischen Schenke auf die Frage: „Was kann ich
zu essen haben?“ gewöhnlich: „Was Jhr mitgebracht
habt.“
Findet man indeß auch selten Vorräthe in den
Wirthshäusern, so ist doch die Wirthin stets bereit, zu
kochen, was der vorsichtige Reisende unterwegs einge-
kauft hat, und wenn er am folgenden Morgen abreist,
bezahlt er für die „Störung im Hause“ den Haupt-
ansatz in der Rechnung. Auch steht es ihm frei, sich
selber sein Essen zu bereiten, und kann er es, so wird
er am besten dabei fahren. Die Kochkunst der Spa-
nier ist selten nach dem Geschmacke der Ausländer, und
ihre besondere Art, die Speisen zu würzen, findet nur
unter ihnen selbst Beifall. Sie essen fast nichts ohne
Safran, Piment und Knoblauch, ihr Wein muß
nach dem ausgepichten Schlauche schmecken und das
Baumöl ranzig sein. Dasselbe Öl nährt die Lampe,
schwimmt auf der Suppe und wird zum Salat gegos-
sen, ja in den Wirthshäusern wird nicht selten die an-
gezündete Lampe auf den Tisch gestellt, damit sich Jeder
seinen Bedarf daraus nehmen könne. Jn den meisten
Gegenden von Spanien setzt man zum Abendessen zuerst
Suppe und gesottene Eier auf, aber die Suppe ist ge-
wöhnlich ganz steif von Brot und die Eier sind hart
gesotten, aber der Reisende thut wohl, sich daran zu
halten, denn wahrscheinlich wird er das Schmorfleisch
oder Geflügel auf einem Lager von Öl und Knoblauch
finden, aus welchem er unmöglich einen unbefleckten
Bissen heraussuchen kann.
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Peter Fankhauser:
Transformation von TUSTEP nach TEI P5.
Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.
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