Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 168. Leipzig (Sachsen), 18. Juni 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] Das Gestell des Wagens ist so eingerichtet, daß es in
schräge Richtung gelegt werden und mittels dieses ein-
fachen Mechanismus gleich von der Achse aus das Boot
in See stechen kann.

Eine feste Ruhe, Unerschrockenheit und Heiterkeit
zeichnet die Mannschaft eines Rettungsboots aus. Sie
liebt ihr Fahrzeug, wie überhaupt die Seefahrer, mit
wahrhafter Zärtlichkeit, wie einen geprüften Freund.
Ein Matrose aus Tynemouth sagte einst zu dem
Künstler, der von seinem Boot eine Zeichnung entwarf,
indem er die Seiten desselben mit Wohlgefallen klopfte
und liebkosete: "Habt Jhr mein Boot abgezeichnet,
Herr? Ei, da habt Jhr wohlgethan; es ist ein herr-
lich Ding und hat mit mir schon 27 Leben an einem
Morgen gerettet."

Eine andere wohlthätige neuere Erfindung ist der
in der Abbildung auf Seite 200 gegebene Cliffwa-
gen ( Klippenwagen ) , eine Rettungsmaschine für Fälle,
wo Schiffbrüchige an ein hohes Ufer geworfen wer-
den, von James Davison. Sie besteht aus einer
Grundlage von Bohlen, die auf vier niedrigen Rädern
steht und auf jeder Seite drei starke Stützen hat, welche
Stangen auf Rollen tragen, und auf diesen ruhen zwei
glatte, 21 Fuß lange Hebebäume, deren jeder zwei Schau-
kelsitze hat, die an Tauen von einem steilen Ufer zu
den Schiffbrüchigen hinabgelassen werden. Die Hebe-
bäume können nicht nur weit über den Rand des
Klippenufers hinausgerückt, sondern auch hereingezogen
werden, und zwar mittels desselben Zuges, mit welchem
man die Sitze heraufzieht. Jeder Sitz hat einen star-
ken Riemen, den der Gerettete um den Leib schlingt.
Die Maschine kann durch ein paar Pferde leicht an
jeden Ort geschafft werden, wo Gefahr ist, und sie wird
mittels einer einfachen Vorrichtung am Rande des stei-
len Ufers vollkommen festgestellt, da der Wagen überdies
mit Steinen belastet wird.



Wirkungskraft der Dampfmaschine.

Als im Jahre 1811 mehre Kohlengrubenbesitzer in
Cornwall auf die Vermuthung kamen, daß ihre Dampf-
maschinen nicht die, mit dem Feuerungsverbrauche in
Verhältniß stehende Wirksamkeit ausübten, beschlossen sie,
eine gleichförmige Art der Prüfung dieser Wirksamkeit
einzuführen. Zu diesem Zwecke ward an jeder Maschine
ein Zähler angebracht, um die Zahl der Hebungen des
Kolbens zu bezeichnen. Es wurden zwei Sachverstän-
dige als Aufseher der Maschinen angestellt, die von
Monat zu Monat Berichte über die Leistungen jeder
Maschine erstatteten, wobei alle Verhältnisse in der
Einrichtung derselben und endlich die Wirkungskraft der
Maschine oder die Zahl von Pfunden, die von einem
Bushel ( 81 Pfund ) Steinkohlen einen Fuß hoch gehoben
wurden, genau angegeben waren. Diese monatlichen
Berichte begannen im August 1811 und sind bis auf
diesen Tag regelmäßig fortgesetzt worden. Die günstige
Wirkung, welche diese Berichte auf die Wachsamkeit
und Sorgfalt der Maschinenbaumeister gehabt, und der
Wetteifer, den sie sowol unter den Baumeistern als
unter Denjenigen erweckt haben, welchen der Gebrauch
der Maschinen anvertraut ist, zeigt sich in den erhöh-
ten Leistungen, die nach und nach bei den Maschinen
stattgefunden haben. Nach einem im December 1826
erstatteten Berichte war die höchste Wirkungskraft bei
einer Maschine in dem Steinkohlenwerke Wheal Hope
in Cornwall beobachtet worden. Bei dem Verbrauche
[Spaltenumbruch] von einem Bushel Kohlen hob diese Maschine in run-
der Zahl 47,000,000 Pfund einen Fuß hoch. Ein
1835 bekannt gemachter Bericht meldete, daß eine
Dampfmaschine in dem Kupferbergwerke St.=Austle in
Cronwall 95,000,000 Pfund mit einem Bushel Koh-
len einen Fuß hoch gehoben habe. Da diese ungeheure
Wirkungskraft Zweifel gegen die Genauigkeit der Beob-
achtungen erweckt hatte, auf welche der Bericht gestützt
war, so wurde beschlossen, eine neue Probe in Gegen-
wart mehrer Sachverständigen und unbetheiligten Zeu-
gen anzustellen. Dies geschah, und es ergab sich, daß
die Maschine mit jedem unter dem Dampfkessel ver-
brauchten Bushel Steinkohlen125 1 / 2 Million Pfund
einen Fuß hoch hob.

Es wird nicht uninteressant sein, die in der Stein-
kohle enthaltene mechanische Wirkungskraft durch faßliche
Vergleichungen zu erläutern. Kann ein Bushel Steinkoh-
len zu 81 Pfund ein Gewicht von 50,027 Tonnen, jede zu
2000 Pfund, einen Fuß hoch heben, so folgt, daß ein Pfund
Kohlen 667 Tonnen und eine Unze Kohlen 42 Tonnen
einen Fuß hoch, oder 18 Pfund eine englische Meile ( 5135
rheinische Fuß ) hoch heben würden. Da nun eine Kraft
von 18 Pfund fähig ist, zwei Tonnen auf einer Eisen-
bahn zu ziehen, so ergibt sich, daß eine Unze Kohlen
so viel mechanische Kraft hat, zwei Tonnen eine Meile
weit oder eine Tonne zwei Meilen weit auf einer völ-
lig ebenen Bahn zu ziehen. Wir bemerken jedoch da-
bei, daß der wirkliche Verbrauch von Kohlen auf Eisen-
bahnen ungefähr acht Unzen für die Tonne auf eine
englische Meile beträgt; folglich die Wirkung hier 16mal
geringer als bei der oben erwähnten Dampfmaschine ist.
Der Umfang der Erde wird zu 5400 geographischen
Meilen angenommen. Wäre sie nun von einer Eisen-
bahn umgeben, so würde eine Last von einer Tonne um
die Erde in sechs Wochen durch eine mechanische Kraft
gezogen werden, die der dritte Theil einer Tonne Stein-
kohlen besitzt.

Der ungeheure Kohlenverbrauch in den Fabriken,
bei der Dampfschiffahrt und auf den Eisenbahnen
hat in England die Besorgniß erregt, daß die Kohlen-
gruben endlich erschöpft werden könnten. Diese Be-
fürchtungen werden aber durch die Behauptung der
Geognosten und Bergbaukundigen widerlegt, daß bei ei-
nem jährlichen Verbrauche von 16 Millionen Tonnen
blos die Gruben in Northumberland und Durham
den Bedarf noch 1700 Jahre liefern können. Mit
Recht aber hat man bemerkt, daß man bei solchen Be-
rechnungen die wahrscheinlichen, ja gewissen Fortschritte
der Entdeckungen nicht übersehen dürfe, und daß man
annehmen könne, es werden lange vor Ablauf jener
Zeit andere und stärkere mechanische Kräfte den Ge-
brauch der Steinkohlen beschränken. "Die Naturwis-
senschaft ", sagt der englische Naturforscher Lardner in
seiner neuen Schrift über die Dampfmaschine", deutet
schon auf die Quellen einer unerschöpflichen Kraft in
den Erscheinungen der Elektricität und des Magnetis-
mus. Die wechselnde Zersetzung und Wiederzusammen-
setzung des Wassers durch Magnetismus und Elektrici-
tät hat eine zu große Ähnlichkeit mit der abwechselnd
eintretenden Verwandlung des Wassers in Dämpfe und
Verdichtung derselben, als daß sie nicht Jedem auffallen
sollte, und die Entwickelung von Gasarten aus festen
Stoffen durch die Wirkung chemischer Verwandtschaften
und die darauf folgende Verwandlung in flüssige Form
ist bereits als mechanische Kraft versucht worden. Kurz,
der gegenwärtige Zustand der Naturwissenschaften, die
Thätigkeit, der Eifer und der Scharfsinn, womit die
Forschungen unter allen gesitteten Völkern fortgesetzt
[Ende Spaltensatz]

Das Pfennig=Magazin.
[Beginn Spaltensatz] Das Gestell des Wagens ist so eingerichtet, daß es in
schräge Richtung gelegt werden und mittels dieses ein-
fachen Mechanismus gleich von der Achse aus das Boot
in See stechen kann.

Eine feste Ruhe, Unerschrockenheit und Heiterkeit
zeichnet die Mannschaft eines Rettungsboots aus. Sie
liebt ihr Fahrzeug, wie überhaupt die Seefahrer, mit
wahrhafter Zärtlichkeit, wie einen geprüften Freund.
Ein Matrose aus Tynemouth sagte einst zu dem
Künstler, der von seinem Boot eine Zeichnung entwarf,
indem er die Seiten desselben mit Wohlgefallen klopfte
und liebkosete: „Habt Jhr mein Boot abgezeichnet,
Herr? Ei, da habt Jhr wohlgethan; es ist ein herr-
lich Ding und hat mit mir schon 27 Leben an einem
Morgen gerettet.“

Eine andere wohlthätige neuere Erfindung ist der
in der Abbildung auf Seite 200 gegebene Cliffwa-
gen ( Klippenwagen ) , eine Rettungsmaschine für Fälle,
wo Schiffbrüchige an ein hohes Ufer geworfen wer-
den, von James Davison. Sie besteht aus einer
Grundlage von Bohlen, die auf vier niedrigen Rädern
steht und auf jeder Seite drei starke Stützen hat, welche
Stangen auf Rollen tragen, und auf diesen ruhen zwei
glatte, 21 Fuß lange Hebebäume, deren jeder zwei Schau-
kelsitze hat, die an Tauen von einem steilen Ufer zu
den Schiffbrüchigen hinabgelassen werden. Die Hebe-
bäume können nicht nur weit über den Rand des
Klippenufers hinausgerückt, sondern auch hereingezogen
werden, und zwar mittels desselben Zuges, mit welchem
man die Sitze heraufzieht. Jeder Sitz hat einen star-
ken Riemen, den der Gerettete um den Leib schlingt.
Die Maschine kann durch ein paar Pferde leicht an
jeden Ort geschafft werden, wo Gefahr ist, und sie wird
mittels einer einfachen Vorrichtung am Rande des stei-
len Ufers vollkommen festgestellt, da der Wagen überdies
mit Steinen belastet wird.



Wirkungskraft der Dampfmaschine.

Als im Jahre 1811 mehre Kohlengrubenbesitzer in
Cornwall auf die Vermuthung kamen, daß ihre Dampf-
maschinen nicht die, mit dem Feuerungsverbrauche in
Verhältniß stehende Wirksamkeit ausübten, beschlossen sie,
eine gleichförmige Art der Prüfung dieser Wirksamkeit
einzuführen. Zu diesem Zwecke ward an jeder Maschine
ein Zähler angebracht, um die Zahl der Hebungen des
Kolbens zu bezeichnen. Es wurden zwei Sachverstän-
dige als Aufseher der Maschinen angestellt, die von
Monat zu Monat Berichte über die Leistungen jeder
Maschine erstatteten, wobei alle Verhältnisse in der
Einrichtung derselben und endlich die Wirkungskraft der
Maschine oder die Zahl von Pfunden, die von einem
Bushel ( 81 Pfund ) Steinkohlen einen Fuß hoch gehoben
wurden, genau angegeben waren. Diese monatlichen
Berichte begannen im August 1811 und sind bis auf
diesen Tag regelmäßig fortgesetzt worden. Die günstige
Wirkung, welche diese Berichte auf die Wachsamkeit
und Sorgfalt der Maschinenbaumeister gehabt, und der
Wetteifer, den sie sowol unter den Baumeistern als
unter Denjenigen erweckt haben, welchen der Gebrauch
der Maschinen anvertraut ist, zeigt sich in den erhöh-
ten Leistungen, die nach und nach bei den Maschinen
stattgefunden haben. Nach einem im December 1826
erstatteten Berichte war die höchste Wirkungskraft bei
einer Maschine in dem Steinkohlenwerke Wheal Hope
in Cornwall beobachtet worden. Bei dem Verbrauche
[Spaltenumbruch] von einem Bushel Kohlen hob diese Maschine in run-
der Zahl 47,000,000 Pfund einen Fuß hoch. Ein
1835 bekannt gemachter Bericht meldete, daß eine
Dampfmaschine in dem Kupferbergwerke St.=Austle in
Cronwall 95,000,000 Pfund mit einem Bushel Koh-
len einen Fuß hoch gehoben habe. Da diese ungeheure
Wirkungskraft Zweifel gegen die Genauigkeit der Beob-
achtungen erweckt hatte, auf welche der Bericht gestützt
war, so wurde beschlossen, eine neue Probe in Gegen-
wart mehrer Sachverständigen und unbetheiligten Zeu-
gen anzustellen. Dies geschah, und es ergab sich, daß
die Maschine mit jedem unter dem Dampfkessel ver-
brauchten Bushel Steinkohlen125 1 / 2 Million Pfund
einen Fuß hoch hob.

Es wird nicht uninteressant sein, die in der Stein-
kohle enthaltene mechanische Wirkungskraft durch faßliche
Vergleichungen zu erläutern. Kann ein Bushel Steinkoh-
len zu 81 Pfund ein Gewicht von 50,027 Tonnen, jede zu
2000 Pfund, einen Fuß hoch heben, so folgt, daß ein Pfund
Kohlen 667 Tonnen und eine Unze Kohlen 42 Tonnen
einen Fuß hoch, oder 18 Pfund eine englische Meile ( 5135
rheinische Fuß ) hoch heben würden. Da nun eine Kraft
von 18 Pfund fähig ist, zwei Tonnen auf einer Eisen-
bahn zu ziehen, so ergibt sich, daß eine Unze Kohlen
so viel mechanische Kraft hat, zwei Tonnen eine Meile
weit oder eine Tonne zwei Meilen weit auf einer völ-
lig ebenen Bahn zu ziehen. Wir bemerken jedoch da-
bei, daß der wirkliche Verbrauch von Kohlen auf Eisen-
bahnen ungefähr acht Unzen für die Tonne auf eine
englische Meile beträgt; folglich die Wirkung hier 16mal
geringer als bei der oben erwähnten Dampfmaschine ist.
Der Umfang der Erde wird zu 5400 geographischen
Meilen angenommen. Wäre sie nun von einer Eisen-
bahn umgeben, so würde eine Last von einer Tonne um
die Erde in sechs Wochen durch eine mechanische Kraft
gezogen werden, die der dritte Theil einer Tonne Stein-
kohlen besitzt.

Der ungeheure Kohlenverbrauch in den Fabriken,
bei der Dampfschiffahrt und auf den Eisenbahnen
hat in England die Besorgniß erregt, daß die Kohlen-
gruben endlich erschöpft werden könnten. Diese Be-
fürchtungen werden aber durch die Behauptung der
Geognosten und Bergbaukundigen widerlegt, daß bei ei-
nem jährlichen Verbrauche von 16 Millionen Tonnen
blos die Gruben in Northumberland und Durham
den Bedarf noch 1700 Jahre liefern können. Mit
Recht aber hat man bemerkt, daß man bei solchen Be-
rechnungen die wahrscheinlichen, ja gewissen Fortschritte
der Entdeckungen nicht übersehen dürfe, und daß man
annehmen könne, es werden lange vor Ablauf jener
Zeit andere und stärkere mechanische Kräfte den Ge-
brauch der Steinkohlen beschränken. „Die Naturwis-
senschaft “, sagt der englische Naturforscher Lardner in
seiner neuen Schrift über die Dampfmaschine“, deutet
schon auf die Quellen einer unerschöpflichen Kraft in
den Erscheinungen der Elektricität und des Magnetis-
mus. Die wechselnde Zersetzung und Wiederzusammen-
setzung des Wassers durch Magnetismus und Elektrici-
tät hat eine zu große Ähnlichkeit mit der abwechselnd
eintretenden Verwandlung des Wassers in Dämpfe und
Verdichtung derselben, als daß sie nicht Jedem auffallen
sollte, und die Entwickelung von Gasarten aus festen
Stoffen durch die Wirkung chemischer Verwandtschaften
und die darauf folgende Verwandlung in flüssige Form
ist bereits als mechanische Kraft versucht worden. Kurz,
der gegenwärtige Zustand der Naturwissenschaften, die
Thätigkeit, der Eifer und der Scharfsinn, womit die
Forschungen unter allen gesitteten Völkern fortgesetzt
[Ende Spaltensatz]

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <p><pb facs="#f0006" n="198"/><fw type="header" place="top"><hi rendition="#g">Das Pfennig=Magazin.</hi></fw><cb type="start"/>
Das Gestell des Wagens ist so eingerichtet, daß es in<lb/>
schräge Richtung gelegt werden und mittels dieses ein-<lb/>
fachen Mechanismus gleich von der Achse aus das Boot<lb/>
in See stechen kann.</p><lb/>
        <p>Eine feste Ruhe, Unerschrockenheit und Heiterkeit<lb/>
zeichnet die Mannschaft eines Rettungsboots aus. Sie<lb/>
liebt ihr Fahrzeug, wie überhaupt die Seefahrer, mit<lb/>
wahrhafter Zärtlichkeit, wie einen geprüften Freund.<lb/>
Ein Matrose aus Tynemouth sagte einst zu dem<lb/>
Künstler, der von seinem Boot eine Zeichnung entwarf,<lb/>
indem er die Seiten desselben mit Wohlgefallen klopfte<lb/>
und liebkosete: &#x201E;Habt Jhr mein Boot abgezeichnet,<lb/>
Herr? Ei, da habt Jhr wohlgethan; es ist ein herr-<lb/>
lich Ding und hat mit mir schon 27 Leben an einem<lb/>
Morgen gerettet.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Eine andere wohlthätige neuere Erfindung ist der<lb/>
in der Abbildung auf Seite 200 gegebene Cliffwa-<lb/>
gen ( Klippenwagen ) , eine Rettungsmaschine für Fälle,<lb/>
wo Schiffbrüchige an ein hohes Ufer geworfen wer-<lb/>
den, von James Davison. Sie besteht aus einer<lb/>
Grundlage von Bohlen, die auf vier niedrigen Rädern<lb/>
steht und auf jeder Seite drei starke Stützen hat, welche<lb/>
Stangen auf Rollen tragen, und auf diesen ruhen zwei<lb/>
glatte, 21 Fuß lange Hebebäume, deren jeder zwei Schau-<lb/>
kelsitze hat, die an Tauen von einem steilen Ufer zu<lb/>
den Schiffbrüchigen hinabgelassen werden. Die Hebe-<lb/>
bäume können nicht nur weit über den Rand des<lb/>
Klippenufers hinausgerückt, sondern auch hereingezogen<lb/>
werden, und zwar mittels desselben Zuges, mit welchem<lb/>
man die Sitze heraufzieht. Jeder Sitz hat einen star-<lb/>
ken Riemen, den der Gerettete um den Leib schlingt.<lb/>
Die Maschine kann durch ein paar Pferde leicht an<lb/>
jeden Ort geschafft werden, wo Gefahr ist, und sie wird<lb/>
mittels einer einfachen Vorrichtung am Rande des stei-<lb/>
len Ufers vollkommen festgestellt, da der Wagen überdies<lb/>
mit Steinen belastet wird.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Wirkungskraft der Dampfmaschine</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ls im Jahre 1811 mehre Kohlengrubenbesitzer in<lb/>
Cornwall auf die Vermuthung kamen, daß ihre Dampf-<lb/>
maschinen nicht die, mit dem Feuerungsverbrauche in<lb/>
Verhältniß stehende Wirksamkeit ausübten, beschlossen sie,<lb/>
eine gleichförmige Art der Prüfung dieser Wirksamkeit<lb/>
einzuführen. Zu diesem Zwecke ward an jeder Maschine<lb/>
ein Zähler angebracht, um die Zahl der Hebungen des<lb/>
Kolbens zu bezeichnen. Es wurden zwei Sachverstän-<lb/>
dige als Aufseher der Maschinen angestellt, die von<lb/>
Monat zu Monat Berichte über die Leistungen jeder<lb/>
Maschine erstatteten, wobei alle Verhältnisse in der<lb/>
Einrichtung derselben und endlich die Wirkungskraft der<lb/>
Maschine oder die Zahl von Pfunden, die von einem<lb/>
Bushel ( 81 Pfund ) Steinkohlen einen Fuß hoch gehoben<lb/>
wurden, genau angegeben waren. Diese monatlichen<lb/>
Berichte begannen im August 1811 und sind bis auf<lb/>
diesen Tag regelmäßig fortgesetzt worden. Die günstige<lb/>
Wirkung, welche diese Berichte auf die Wachsamkeit<lb/>
und Sorgfalt der Maschinenbaumeister gehabt, und der<lb/>
Wetteifer, den sie sowol unter den Baumeistern als<lb/>
unter Denjenigen erweckt haben, welchen der Gebrauch<lb/>
der Maschinen anvertraut ist, zeigt sich in den erhöh-<lb/>
ten Leistungen, die nach und nach bei den Maschinen<lb/>
stattgefunden haben. Nach einem im December 1826<lb/>
erstatteten Berichte war die höchste Wirkungskraft bei<lb/>
einer Maschine in dem Steinkohlenwerke Wheal Hope<lb/>
in Cornwall beobachtet worden. Bei dem Verbrauche<lb/><cb n="2"/>
von einem Bushel Kohlen hob diese Maschine in run-<lb/>
der Zahl 47,000,000 Pfund einen Fuß hoch. Ein<lb/>
1835 bekannt gemachter Bericht meldete, daß eine<lb/>
Dampfmaschine in dem Kupferbergwerke St.=Austle in<lb/>
Cronwall 95,000,000 Pfund mit einem Bushel Koh-<lb/>
len einen Fuß hoch gehoben habe. Da diese ungeheure<lb/>
Wirkungskraft Zweifel gegen die Genauigkeit der Beob-<lb/>
achtungen erweckt hatte, auf welche der Bericht gestützt<lb/>
war, so wurde beschlossen, eine neue Probe in Gegen-<lb/>
wart mehrer Sachverständigen und unbetheiligten Zeu-<lb/>
gen anzustellen. Dies geschah, und es ergab sich, daß<lb/>
die Maschine mit jedem unter dem Dampfkessel ver-<lb/>
brauchten Bushel Steinkohlen125 1 / 2 Million Pfund<lb/>
einen Fuß hoch hob.</p><lb/>
        <p>Es wird nicht uninteressant sein, die in der Stein-<lb/>
kohle enthaltene mechanische Wirkungskraft durch faßliche<lb/>
Vergleichungen zu erläutern. Kann ein Bushel Steinkoh-<lb/>
len zu 81 Pfund ein Gewicht von 50,027 Tonnen, jede zu<lb/>
2000 Pfund, einen Fuß hoch heben, so folgt, daß ein Pfund<lb/>
Kohlen 667 Tonnen und eine Unze Kohlen 42 Tonnen<lb/>
einen Fuß hoch, oder 18 Pfund eine englische Meile ( 5135<lb/>
rheinische Fuß ) hoch heben würden. Da nun eine Kraft<lb/>
von 18 Pfund fähig ist, zwei Tonnen auf einer Eisen-<lb/>
bahn zu ziehen, so ergibt sich, daß eine Unze Kohlen<lb/>
so viel mechanische Kraft hat, zwei Tonnen eine Meile<lb/>
weit oder eine Tonne zwei Meilen weit auf einer völ-<lb/>
lig ebenen Bahn zu ziehen. Wir bemerken jedoch da-<lb/>
bei, daß der wirkliche Verbrauch von Kohlen auf Eisen-<lb/>
bahnen ungefähr acht Unzen für die Tonne auf eine<lb/>
englische Meile beträgt; folglich die Wirkung hier 16mal<lb/>
geringer als bei der oben erwähnten Dampfmaschine ist.<lb/>
Der Umfang der Erde wird zu 5400 geographischen<lb/>
Meilen angenommen. Wäre sie nun von einer Eisen-<lb/>
bahn umgeben, so würde eine Last von einer Tonne um<lb/>
die Erde in sechs Wochen durch eine mechanische Kraft<lb/>
gezogen werden, die der dritte Theil einer Tonne Stein-<lb/>
kohlen besitzt.</p><lb/>
        <p>Der ungeheure Kohlenverbrauch in den Fabriken,<lb/>
bei der Dampfschiffahrt und auf den Eisenbahnen<lb/>
hat in England die Besorgniß erregt, daß die Kohlen-<lb/>
gruben endlich erschöpft werden könnten. Diese Be-<lb/>
fürchtungen werden aber durch die Behauptung der<lb/>
Geognosten und Bergbaukundigen widerlegt, daß bei ei-<lb/>
nem jährlichen Verbrauche von 16 Millionen Tonnen<lb/>
blos die Gruben in Northumberland und Durham<lb/>
den Bedarf noch 1700 Jahre liefern können. Mit<lb/>
Recht aber hat man bemerkt, daß man bei solchen Be-<lb/>
rechnungen die wahrscheinlichen, ja gewissen Fortschritte<lb/>
der Entdeckungen nicht übersehen dürfe, und daß man<lb/>
annehmen könne, es werden lange vor Ablauf jener<lb/>
Zeit andere und stärkere mechanische Kräfte den Ge-<lb/>
brauch der Steinkohlen beschränken. &#x201E;Die Naturwis-<lb/>
senschaft &#x201C;, sagt der englische Naturforscher Lardner in<lb/>
seiner neuen Schrift über die Dampfmaschine&#x201C;, deutet<lb/>
schon auf die Quellen einer unerschöpflichen Kraft in<lb/>
den Erscheinungen der Elektricität und des Magnetis-<lb/>
mus. Die wechselnde Zersetzung und Wiederzusammen-<lb/>
setzung des Wassers durch Magnetismus und Elektrici-<lb/>
tät hat eine zu große Ähnlichkeit mit der abwechselnd<lb/>
eintretenden Verwandlung des Wassers in Dämpfe und<lb/>
Verdichtung derselben, als daß sie nicht Jedem auffallen<lb/>
sollte, und die Entwickelung von Gasarten aus festen<lb/>
Stoffen durch die Wirkung chemischer Verwandtschaften<lb/>
und die darauf folgende Verwandlung in flüssige Form<lb/>
ist bereits als mechanische Kraft versucht worden. Kurz,<lb/>
der gegenwärtige Zustand der Naturwissenschaften, die<lb/>
Thätigkeit, der Eifer und der Scharfsinn, womit die<lb/>
Forschungen unter allen gesitteten Völkern fortgesetzt<lb/><cb type="end"/>
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[198/0006] Das Pfennig=Magazin. Das Gestell des Wagens ist so eingerichtet, daß es in schräge Richtung gelegt werden und mittels dieses ein- fachen Mechanismus gleich von der Achse aus das Boot in See stechen kann. Eine feste Ruhe, Unerschrockenheit und Heiterkeit zeichnet die Mannschaft eines Rettungsboots aus. Sie liebt ihr Fahrzeug, wie überhaupt die Seefahrer, mit wahrhafter Zärtlichkeit, wie einen geprüften Freund. Ein Matrose aus Tynemouth sagte einst zu dem Künstler, der von seinem Boot eine Zeichnung entwarf, indem er die Seiten desselben mit Wohlgefallen klopfte und liebkosete: „Habt Jhr mein Boot abgezeichnet, Herr? Ei, da habt Jhr wohlgethan; es ist ein herr- lich Ding und hat mit mir schon 27 Leben an einem Morgen gerettet.“ Eine andere wohlthätige neuere Erfindung ist der in der Abbildung auf Seite 200 gegebene Cliffwa- gen ( Klippenwagen ) , eine Rettungsmaschine für Fälle, wo Schiffbrüchige an ein hohes Ufer geworfen wer- den, von James Davison. Sie besteht aus einer Grundlage von Bohlen, die auf vier niedrigen Rädern steht und auf jeder Seite drei starke Stützen hat, welche Stangen auf Rollen tragen, und auf diesen ruhen zwei glatte, 21 Fuß lange Hebebäume, deren jeder zwei Schau- kelsitze hat, die an Tauen von einem steilen Ufer zu den Schiffbrüchigen hinabgelassen werden. Die Hebe- bäume können nicht nur weit über den Rand des Klippenufers hinausgerückt, sondern auch hereingezogen werden, und zwar mittels desselben Zuges, mit welchem man die Sitze heraufzieht. Jeder Sitz hat einen star- ken Riemen, den der Gerettete um den Leib schlingt. Die Maschine kann durch ein paar Pferde leicht an jeden Ort geschafft werden, wo Gefahr ist, und sie wird mittels einer einfachen Vorrichtung am Rande des stei- len Ufers vollkommen festgestellt, da der Wagen überdies mit Steinen belastet wird. Wirkungskraft der Dampfmaschine. Als im Jahre 1811 mehre Kohlengrubenbesitzer in Cornwall auf die Vermuthung kamen, daß ihre Dampf- maschinen nicht die, mit dem Feuerungsverbrauche in Verhältniß stehende Wirksamkeit ausübten, beschlossen sie, eine gleichförmige Art der Prüfung dieser Wirksamkeit einzuführen. Zu diesem Zwecke ward an jeder Maschine ein Zähler angebracht, um die Zahl der Hebungen des Kolbens zu bezeichnen. Es wurden zwei Sachverstän- dige als Aufseher der Maschinen angestellt, die von Monat zu Monat Berichte über die Leistungen jeder Maschine erstatteten, wobei alle Verhältnisse in der Einrichtung derselben und endlich die Wirkungskraft der Maschine oder die Zahl von Pfunden, die von einem Bushel ( 81 Pfund ) Steinkohlen einen Fuß hoch gehoben wurden, genau angegeben waren. Diese monatlichen Berichte begannen im August 1811 und sind bis auf diesen Tag regelmäßig fortgesetzt worden. Die günstige Wirkung, welche diese Berichte auf die Wachsamkeit und Sorgfalt der Maschinenbaumeister gehabt, und der Wetteifer, den sie sowol unter den Baumeistern als unter Denjenigen erweckt haben, welchen der Gebrauch der Maschinen anvertraut ist, zeigt sich in den erhöh- ten Leistungen, die nach und nach bei den Maschinen stattgefunden haben. Nach einem im December 1826 erstatteten Berichte war die höchste Wirkungskraft bei einer Maschine in dem Steinkohlenwerke Wheal Hope in Cornwall beobachtet worden. Bei dem Verbrauche von einem Bushel Kohlen hob diese Maschine in run- der Zahl 47,000,000 Pfund einen Fuß hoch. Ein 1835 bekannt gemachter Bericht meldete, daß eine Dampfmaschine in dem Kupferbergwerke St.=Austle in Cronwall 95,000,000 Pfund mit einem Bushel Koh- len einen Fuß hoch gehoben habe. Da diese ungeheure Wirkungskraft Zweifel gegen die Genauigkeit der Beob- achtungen erweckt hatte, auf welche der Bericht gestützt war, so wurde beschlossen, eine neue Probe in Gegen- wart mehrer Sachverständigen und unbetheiligten Zeu- gen anzustellen. Dies geschah, und es ergab sich, daß die Maschine mit jedem unter dem Dampfkessel ver- brauchten Bushel Steinkohlen125 1 / 2 Million Pfund einen Fuß hoch hob. Es wird nicht uninteressant sein, die in der Stein- kohle enthaltene mechanische Wirkungskraft durch faßliche Vergleichungen zu erläutern. Kann ein Bushel Steinkoh- len zu 81 Pfund ein Gewicht von 50,027 Tonnen, jede zu 2000 Pfund, einen Fuß hoch heben, so folgt, daß ein Pfund Kohlen 667 Tonnen und eine Unze Kohlen 42 Tonnen einen Fuß hoch, oder 18 Pfund eine englische Meile ( 5135 rheinische Fuß ) hoch heben würden. Da nun eine Kraft von 18 Pfund fähig ist, zwei Tonnen auf einer Eisen- bahn zu ziehen, so ergibt sich, daß eine Unze Kohlen so viel mechanische Kraft hat, zwei Tonnen eine Meile weit oder eine Tonne zwei Meilen weit auf einer völ- lig ebenen Bahn zu ziehen. Wir bemerken jedoch da- bei, daß der wirkliche Verbrauch von Kohlen auf Eisen- bahnen ungefähr acht Unzen für die Tonne auf eine englische Meile beträgt; folglich die Wirkung hier 16mal geringer als bei der oben erwähnten Dampfmaschine ist. Der Umfang der Erde wird zu 5400 geographischen Meilen angenommen. Wäre sie nun von einer Eisen- bahn umgeben, so würde eine Last von einer Tonne um die Erde in sechs Wochen durch eine mechanische Kraft gezogen werden, die der dritte Theil einer Tonne Stein- kohlen besitzt. Der ungeheure Kohlenverbrauch in den Fabriken, bei der Dampfschiffahrt und auf den Eisenbahnen hat in England die Besorgniß erregt, daß die Kohlen- gruben endlich erschöpft werden könnten. Diese Be- fürchtungen werden aber durch die Behauptung der Geognosten und Bergbaukundigen widerlegt, daß bei ei- nem jährlichen Verbrauche von 16 Millionen Tonnen blos die Gruben in Northumberland und Durham den Bedarf noch 1700 Jahre liefern können. Mit Recht aber hat man bemerkt, daß man bei solchen Be- rechnungen die wahrscheinlichen, ja gewissen Fortschritte der Entdeckungen nicht übersehen dürfe, und daß man annehmen könne, es werden lange vor Ablauf jener Zeit andere und stärkere mechanische Kräfte den Ge- brauch der Steinkohlen beschränken. „Die Naturwis- senschaft “, sagt der englische Naturforscher Lardner in seiner neuen Schrift über die Dampfmaschine“, deutet schon auf die Quellen einer unerschöpflichen Kraft in den Erscheinungen der Elektricität und des Magnetis- mus. Die wechselnde Zersetzung und Wiederzusammen- setzung des Wassers durch Magnetismus und Elektrici- tät hat eine zu große Ähnlichkeit mit der abwechselnd eintretenden Verwandlung des Wassers in Dämpfe und Verdichtung derselben, als daß sie nicht Jedem auffallen sollte, und die Entwickelung von Gasarten aus festen Stoffen durch die Wirkung chemischer Verwandtschaften und die darauf folgende Verwandlung in flüssige Form ist bereits als mechanische Kraft versucht worden. Kurz, der gegenwärtige Zustand der Naturwissenschaften, die Thätigkeit, der Eifer und der Scharfsinn, womit die Forschungen unter allen gesitteten Völkern fortgesetzt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Institut für Deutsche Sprache, Mannheim: Bereitstellung der Bilddigitalisate und TEI Transkription
Peter Fankhauser: Transformation von TUSTEP nach TEI P5. Transformation von TEI P5 in das DTA TEI P5 Format.

Weitere Informationen:

Siehe Dokumentation




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig168_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig168_1836/6
Zitationshilfe: Das Pfennig=Magazin der Gesellschaft zur Verbreitung gemeinnütziger Kenntnisse. Nr. 168. Leipzig (Sachsen), 18. Juni 1836, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_pfennig168_1836/6>, abgerufen am 21.11.2024.