Reichspost. Nr. 3, Wien, 04.01.1901.3 Wien, Freitag Reichspost 4. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] Tagesbericht. Wien, 3. Jänner. * Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901. Katholiken: Titus B. -- Griechen (22. December): * Hof- und Personalnachrichten. Herr Erzherzog * Audienz. Se. Majestät der Kaiser wird heute * Ehrung des Professors Sectionschefs Wilhelm Exner. Heute überreichte eine vom Pro- * Audienzen. Se. Majestät der Kaiser hat * Deutsch-österreichische Literaturgesell- schaft. Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als * Der Distanzgeher Popoff in Wien. Seit * Der Branntweinrausch des Einbrechers. Als der Branntweinverschleißer Samuel Lunzer, * Brände. In der Lackfabrik, Simmering, * Ein guter Fang. Am letzten Sonntag haben * Ein gefundenes Crucifix. Am 23. v. M. * Auch ein Opfer seines "Berufes". Der * Großstadtelend. Die Freiwillige Rettungs- * Gestohlene Fahrräder. Am Neujahrstag * Die Ueberschwemmungen, welche in ganz * Ein Mühlenbesitzer als Brandstifter ver- haftet. In Ungarisch-Hradisch erfolgte am Sonntag * Universal-Jahrbuch des "Anker". Im Verlage Aus Südafrika. Der Dampfer "Canada" mit Marschall Lord Im Capland machen die Boeren weitere Fort- Im Haag sind Nachrichten eingelaufen, wonach London, 3. Jänner. Lord Kitchener tele- London, 3. Jänner. Wie "Daily Mail" aus Telegramme. Präsident Krüger erkrankt. Haag, 2. Jänner. Präsident Krüger leidet an Die portugiesische Thraurede. Lissabon, 2. Jänner. Der König eröffnete die 3 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901 [Spaltenumbruch] Tagesbericht. Wien, 3. Jänner. * Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901. Katholiken: Titus B. — Griechen (22. December): * Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erzherzog * Audienz. Se. Majeſtät der Kaiſer wird heute * Ehrung des Profeſſors Sectionschefs Wilhelm Exner. Heute überreichte eine vom Pro- * Audienzen. Se. Majeſtät der Kaiſer hat * Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell- ſchaft. Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als * Der Diſtanzgeher Popoff in Wien. Seit * Der Branntweinrauſch des Einbrechers. Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer, * Brände. In der Lackfabrik, Simmering, * Ein guter Fang. Am letzten Sonntag haben * Ein gefundenes Crucifix. Am 23. v. M. * Auch ein Opfer ſeines „Berufes“. Der * Großſtadtelend. Die Freiwillige Rettungs- * Geſtohlene Fahrräder. Am Neujahrstag * Die Ueberſchwemmungen, welche in ganz * Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver- haftet. In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag * Univerſal-Jahrbuch des „Anker“. Im Verlage Aus Südafrika. Der Dampfer „Canada“ mit Marſchall Lord Im Capland machen die Boeren weitere Fort- Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach London, 3. Jänner. Lord Kitchener tele- London, 3. Jänner. Wie „Daily Mail“ aus Telegramme. Präſident Krüger erkrankt. Haag, 2. Jänner. Präſident Krüger leidet an Die portugieſiſche Thraurede. Liſſabon, 2. Jänner. Der König eröffnete die <TEI> <text> <body> <div type="jLocal" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">3 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901</fw><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesbericht.</hi> </head><lb/> <dateline>Wien, 3. Jänner.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Titus B. — <hi rendition="#g">Griechen</hi> (22. December):<lb/> Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten<lb/> Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten<lb/> Abends. — Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten<lb/> Abends. — Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten<lb/> Morgens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Hof- und Perſonalnachrichten.</hi> </head> <p>Herr Erzherzog<lb/><hi rendition="#g">Peter Ferdinand</hi> und Frau Erzherzogin <hi rendition="#g">Maria<lb/> Chriſtine</hi> werden am 5. d. Abends aus Salzburg<lb/> hier eintreffen. — Herr Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold Sal-<lb/> vator</hi> und Frau Erzherzogin <hi rendition="#g">Blanca</hi> ſowie Frau<lb/> Erzherzogin <hi rendition="#g">Maria Dolores</hi> ſind Mittwoch Abends<lb/> um ½9 Uhr nach München abgereiſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Audienz.</hi> </head> <p>Se. 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Majeſtät der Kaiſer hat<lb/> heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt,<lb/> wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef,<lb/> Kämmerer, höhere Beamte und Privatperſonen em-<lb/> pfangen wurden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell-<lb/> ſchaft.</hi> </head> <p>Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als<lb/> Vicepräſidentin der „freien Vereinigung Wiener Mit-<lb/> arbeiterinnen der deutſch-öſterreichiſchen Literatur-<lb/> geſellſchaft“ zurückgelegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Diſtanzgeher Popoff in Wien.</hi> </head> <p>Seit<lb/> Mittwoch weilt der bulgariſche Diſtanzgeher der<lb/> Gymnaſiaſt Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff<lb/> hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße<lb/> zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage<lb/> von denen 47 Marſchtage waren, und im Ganzen iſt<lb/> er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat<lb/> Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der<lb/> Metropole die ganze Ausſtellungszeit verbracht und<lb/> ſich bis jetzt dort aufgehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Branntweinrauſch des Einbrechers.</hi> </head><lb/> <p>Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer,<lb/> Mittwoch Früh ſein auf der Schottenbaſtei gelegenes<lb/> Geſchäftslocal aufſperrte, ſah er zu ſeinem Erſtaunen<lb/> in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver-<lb/> ſunken. Die Geldlade war aufgeſprengt, und aus ihr<lb/> fehlten 11 <hi rendition="#aq">K 32 h.</hi> Neben dem Schlafenden ſtanden<lb/> unterſchiedliche Flaſchen und Gläschen, die er geleert.<lb/> Der Zuſammenhang war klar: Der Strolch hatte ſich<lb/> am Neujahrsabend im Branntweinladen verſteckt und<lb/> ſich einſperren laſſen, um Nachts die Geldlade aufzu-<lb/> ſprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver-<lb/> ſuchung nicht widerſtehen können, und ſoviel Schnaps<lb/> getrunken, daß er ſchwer berauſcht einſchlief und ſo<lb/> lange ſchnarchte, bis er geſtern Morgens entdeckt<lb/> wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken.<lb/> Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter<lb/> Oskar <hi rendition="#g">Glaß</hi> erkannt und dem Landesgerichte ein-<lb/> geliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Brände.</hi> </head> <p>In der Lackfabrik, Simmering,<lb/> Braunhubergaſſe 21, gerieth geſtern der Inhalt zweier<lb/> je 200 Liter faſſender Keſſel in Brand. Die Flammen<lb/> breiteten ſich über den ganzen Raum aus und ver-<lb/> zehrten ſämmtliche Einrichtungsgegenſtände. Das<lb/> Object ſelbſt blieb, da es aus Stein und Eiſen er-<lb/> baut iſt, unverſehrt. Der angerichtete Schaden iſt be-<lb/> deutend. Die Löſchmannſchaft unterdrückte das Feuer<lb/> in einer halben Stunde. — Im Hauſe Ottakringer-<lb/> ſtraße Nr. 24 entzündete ſich geſtern Mittags in<lb/> Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im<lb/> zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch<lb/> eine Bücher- und Actenſtellage verſtellt. Dieſe gerieth<lb/> durch herausfallende Funken in Brand. Die ſtädtiſche<lb/> Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel-<lb/> ſtunde. — Geſtern Nachmittags gerieth in einer der<lb/> Kanzleien der Verſicherungsgeſellſchaft <hi rendition="#g">„Anker“</hi><lb/> durch brennende Kohlenſtücke, die aus dem Kamine<lb/> fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache<lb/> blieb über Nacht im Hauſe. — Im photographiſchen<lb/> Atelier Ungar in der Strauchgaſſe 1 entzündenden<lb/> aus dem Ofen fallende Funken geſtern Nachmittags<lb/> eine Holzwand. Die Feuerwehr löſchte den Brand in<lb/> einer halben Stunde. — Im Hauſe Meidling, Schön-<lb/> brunnerſtraße 189, brannten geſtern Abends in Folge<lb/> mangelhafter Rauchfangconſtruction ſechs Dippel-<lb/> bäume. — Außerdem gab es geſtern kleinere Brände<lb/> Am Lichtenſteg Nr. 5.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein guter Fang.</hi> </head> <p>Am letzten Sonntag haben<lb/> Polizeiagenten auf der <hi rendition="#g">Praterſtraße</hi> einen Burſchen<lb/> auf friſcher That verhaftet, weil er dem Tiſchler-<lb/> meiſter Georg <hi rendition="#g">Jiskra,</hi> Meidling, Murlingergaſſe<lb/> Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr ſammt<lb/> Kette und einen goldenen mit Brillanten beſetzten<lb/> Ring, zuſammen 240 <hi rendition="#aq">K</hi> werth, geſtohlen hat. Auf<lb/><cb/> dem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei-<lb/> direction unternahm der Burſche zweimal Flucht-<lb/> verſuche und warf auch die geſtohlene Uhr ſammt<lb/> Kette und den Brillantring weg. Die Pretioſen fand<lb/> man gleich. Die Fluchtverſuche wurden vereitelt.<lb/> Nun verſuchte es der Gauner damit, daß er eine<lb/> Ohnmacht ſimulirte, aber auch das half ihm nichts.<lb/> Dem Sicherheitsbureau überſtellt, iſt er als der<lb/> 21jährige Commis Eduard <hi rendition="#g">Weiß</hi> erkannt worden.<lb/> Weiß, zu Bulaſſa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt<lb/> ſich ſeit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte<lb/> 2. Bez., Odeongaſſe 5. Das Sicherheitsburau hat<lb/> feſtgeſtellt, das Weiß auch ſeinem Chef, dem Kauf-<lb/> mann Emil Storch, Mariahilferſtraße 7, Waaren ge-<lb/> ſtohlen hat. In Weiß’ Wohnung fand man gelegent-<lb/> lich einer Durchſuchung 18 Pfandſcheine über Werth-<lb/> gegenſtände, ſowie mehrerer Geldbörſen, Cigaretten-<lb/> taſchen, eine Reiterſtatuette aus Bronce, einen Jockey<lb/> darſtellend, ſchwarze Metalluhren und Ringe. Eduard<lb/> Weiß dürfte mit dem in Budapeſt wiederholt abge-<lb/> ſtraften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identiſch ſein<lb/> und in der ungariſchen Hauptſtadt jüngſt auch Dieb-<lb/> ſtähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand-<lb/> ſcheine fand, die in ungariſcher Sprache ausgeſtellt<lb/> ſind. Weiß iſt geſtern dem Landesgerichte eingeliefert<lb/> worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein gefundenes Crucifix.</hi> </head> <p>Am 23. v. M.<lb/> hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen<lb/> Pappelbaum ein ſilbernes Crucifix in einem Leder-<lb/> Etui gefunden. Wie nunmehr feſtgeſtellt worden iſt,<lb/> rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am<lb/> 20. Auguſt v. J. der Schuhmachergehilfe Anton<lb/> Holdaß im gräflich Clam-Gallas’ſchen Palais in der<lb/> Währingerſtraße ausgeführt hat. Holdaß war durch<lb/> ein Oberfenſter in das Palais gedrungen, hatte einen<lb/> Kaſten aufgeſprengt und Schmuckgegenſtände, Nippes<lb/> und zwei ſilberne Crucifixe geſtohlen. Einige Tage<lb/> darauf wurde er im Prater ſchlafend angetroffen und<lb/> verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Auch ein Opfer ſeines „Berufes“.</hi> </head> <p>Der<lb/> Profeſſor an der Breslauer Univerſität <hi rendition="#g">Neißer,</hi><lb/> deſſen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an<lb/> Kindern ſeinerzeit unliebſames Aufſehen erregten und<lb/> Gegenſtand heftiger Kritik in der Preſſe und im<lb/> Abgeordnetenhauſe bildeten, mußte ſich vor dem<lb/> hieſigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte<lb/> wegen dieſer odioſen Experimente verantworten. Da<lb/> dieſelben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und<lb/> ſeitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung<lb/> wegen <hi rendition="#g">Verjährung</hi> unmöglich. Dagegen erhielt<lb/> Neißer wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Publication<lb/> über dieſe Verſuche eine <hi rendition="#g">Ordnungsſtrafe von<lb/> dreihundert Mark</hi> und einen Verweis.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Großſtadtelend.</hi> </head> <p>Die Freiwillige Rettungs-<lb/> geſellſchaft und die Centrale der Feuerwehr wurden<lb/> Donnerſtag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be-<lb/> rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal-<lb/> räumern Hilfe zu leiſten. Sie fanden jedoch keinen<lb/> Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt<lb/> war. Zwei unterſtandsloſe Individuen hatten nämlich<lb/> in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh<lb/> das Gitter, das vereiſt war, nicht öffnen. Auf ihre<lb/> Hilferufe eilten Paſſanten herbei und befreiten ſie<lb/> aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach-<lb/> mann übergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Geſtohlene Fahrräder.</hi> </head> <p>Am Neujahrstag<lb/> Abends ſind dem Fahrradhändler Carl <hi rendition="#g">Raſchke,</hi><lb/> Margarethen, Pilgramgaſſe 10, 3 Bicycles,<lb/> 12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im<lb/> Werthe von 1000 <hi rendition="#aq">K</hi> und 16 <hi rendition="#aq">K</hi> baar aus dem<lb/> Magazine geſtohlen worden. Die Ausforſchung der<lb/> Thäter wurde eingeleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Ueberſchwemmungen,</hi> </head> <p>welche in <hi rendition="#g">ganz<lb/> Weſt-England</hi> große Verheerungen anrichteten,<lb/> haben auch in Coventry große Verwüſtungen ver-<lb/> urſacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund<lb/> Sterling geſchätzt. Auch aus den mittelengliſchen<lb/> Grafſchaften werden von allen Seiten ausgedehnte<lb/> Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der<lb/> Nähe von Wellington in der Grafſchaft Salop platzte<lb/> ein Waſſerreſervoir. Die Waſſermaſſen ſetzten die<lb/> Stadt Oakengates unter Waſſer, ſo daß die Ein-<lb/> wohner durch die Fenſter der Häuſer fortgeſchafft<lb/> werden mußten. Auch die Eiſenwerke waren ge-<lb/> zwungen, den Betrieb einzuſtellen. Das Thal des<lb/> Neufluſſes iſt auf 50 Meilen ganz unter Waſſer<lb/> geſetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten<lb/> des Fluſſes ſind vollſtändig von der Außenwelt ab-<lb/> geſchnitten. Die Midland-Eiſenbahn ſteht auf der<lb/> Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter<lb/> Waſſer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver-<lb/> haftet.</hi> </head> <p>In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag<lb/> die Verhaftung des Dampfmühlenbeſitzers Friedrich<lb/><hi rendition="#g">Mayer</hi> in Gaya und ſeiner beiden Söhne unter<lb/> dem Verdacht, daß ſie die Mühle in Brand geſteckt<lb/> hätten, um von der Verſicherungs-Geſellſchaft, bei<lb/> welcher das Etabliſſement aſſecurirt war, die Prämie<lb/> von 360.000 <hi rendition="#aq">K</hi> ausbezahlt zu erhalten. Die großen<lb/> Fabriksetabliſſements waren bereits einmal ein Raub<lb/> der Flammen geworden, und nach dem vor einigen<lb/> Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen-<lb/> beſitzer von der Verſicherungs-Geſellſchaft eine große<lb/> Summe ausbezahlt erhalten. Dieſe Verſicherungs-<lb/> Geſellſchaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr,<lb/><cb/> und erſt nach langem Suchen fand Herr Mayer eine<lb/> ausländiſche Geſellſchaft, welche ſich bereit erklärte,<lb/> mit dem Kaufmann einen Verſicherungsvertrag auf<lb/> 360.000 <hi rendition="#aq">K</hi> für die Dampfmühle abzuſchließen. Im<lb/> September lief der Verſicherungsvertrag ab und<lb/> wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem ſich<lb/> die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach<lb/> abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den<lb/> größten Theil des Etabliſſements einäſcherte. Dem<lb/> Mühlenbeſitzer wurden 260.000 <hi rendition="#aq">K</hi> als Schadenerſatz<lb/> zur Liquidation angewieſen. Bevor jedoch noch dieſe<lb/> Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver-<lb/> ſicherungs-Geſellſchaft Einwendungen, wodurch es zu<lb/> einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen iſt.<lb/> Mittlerweile hatte der Mühlenbeſitzer einen anderen<lb/> Proceß mit ſeinem ehemaligen Buchhalter, der zu<lb/> Ungunſten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch-<lb/> halter machte der Behörde Angaben, welche vor<lb/> einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer<lb/> und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht der<lb/> Brandlegung führten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Univerſal-Jahrbuch des „Anker“.</hi> </head> <p>Im Verlage<lb/> des Bankhauſes Schelhammer und Schattera iſt ſoeben<lb/> das Univerſal-Jahrbuch des Verloſungsblattes „Anker“<lb/> pro 1901 erſchienen. Dieſes wertvolle Nachſchlagewerk<lb/> enthält die Liſten ſämmtlicher bis 31. December 1900<lb/> unbehobenen Stücke aller europäiſchen Loſe und<lb/> Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten,<lb/> Obligationen, Pfandbriefe ꝛc. Den bisherigen Abon-<lb/> nenten wird dieſes Jahrbuch gratis zugeſandt, neu ein-<lb/> tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. — Der<lb/> ganzjährige Prännmerationspreis für den „Anker“ be-<lb/> trägt für Wien (mit Zuſtellung ins Haus) <hi rendition="#aq">K</hi> 4.50, für<lb/> die Provinz mit portofreier Zuſtellung <hi rendition="#aq">K</hi> 5.—. Einzelne<lb/> Exemplare des Univerſal-Jahrbuches ſind an der Caſſa<lb/> des Bankhauſes Schelhammer und Schattera, 1. Bez.,<lb/> Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von <hi rendition="#aq">K</hi> 2.— er-<lb/> hältlich.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Aus Südafrika.</hi> </head><lb/> <p>Der Dampfer „Canada“ mit Marſchall Lord<lb/><hi rendition="#g">Roberts</hi> an Bord iſt geſtern am 2. d. M. Früh<lb/> in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich<lb/> auch die Prinzeſſin Beatrix und der Herzog von<lb/> Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die<lb/> Anſprachen und ſagte u. A., er bedauere, daß ſeine<lb/> Rückkehr nicht das Anzeichen bevorſtehenden Friedens<lb/> ſei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika <hi rendition="#g">nur<lb/> mit Widerſtreben</hi> verlaſſen, er habe aber unbe-<lb/> dingtes Vertrauen zu General Kitchener, deſſen Auf-<lb/> gabe freilich angeſichts der Beweglichkeit des Feindes<lb/> ſowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes<lb/> eine ſchwierige ſei. Roberts hege bezüglich des End-<lb/> ergebniſſes keine Furcht. Lord <hi rendition="#g">Roberts</hi> fuhr ſo-<lb/> dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin<lb/> Victoria empfangen wurde, die ihm die <hi rendition="#g">Earls-<lb/> würde</hi> und den <hi rendition="#g">Hoſenbandorden</hi> verlieh.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Im Capland</hi> </head> <p>machen die Boeren weitere Fort-<lb/> ſchritte. Eine Boeren-Abtheilung iſt in <hi rendition="#g">Glenharry-<lb/> Station</hi> an der Eiſenbahn, unmittelbar im Norden<lb/> von Graafreinet, erſchienen. Eine andere Abtheilung<lb/> hat Roodehoogte ſüdlich von Middelburg erreicht. In<lb/> Middelburg ſind bedeutende engliſche Verſtärkungen<lb/> eingetroffen.</p><lb/> <p>Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach<lb/> mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den<lb/> Boeren übergegangen ſeien. Die Invaſion der<lb/> Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präſi-<lb/> denten <hi rendition="#g">Steyn</hi> perſönlich geleitet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 3. Jänner.</dateline> <p>Lord <hi rendition="#g">Kitchener</hi> tele-<lb/> graphirt aus Pretoria vom Geſtrigen: General<lb/><hi rendition="#g">Knox</hi> berichtet, Dewet <hi rendition="#g">verſuchte Bethlehem zu<lb/> gewinnen,</hi> wurde jedoch durch <hi rendition="#g">Pilcher daran<lb/> verhindert</hi> und mußte ſich auf <hi rendition="#g">Lindley oder<lb/> Reitz zurückziehen.</hi> Eine Abtheilung <hi rendition="#g">berittener<lb/> Infanterie</hi> ſtieß, als ſie Kroonſtad verlaſſen hatte,<lb/> auf <hi rendition="#g">Widerſtand;</hi> es gelang ihr jedoch mit ge-<lb/> ringen Verluſten die Bahnlinie und Südſerfontein zu<lb/><hi rendition="#g">paſſiren.</hi> Williams zwang die ſüdweſtlich von<lb/> Middelburg befindlichen Boeren zu einem <hi rendition="#g">Gefechte.</hi><lb/> Die Engländer beſetzten <hi rendition="#g">Graaffreinet.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 3. Jänner.</dateline> <p>Wie „Daily Mail“ aus<lb/> Capſtadt vom Geſtrigen meldet, haben die Boeren<lb/><hi rendition="#g">Jagersfontein,</hi> welches am 25. v. M. von den<lb/> Engländern geräumt worden war, wieder <hi rendition="#g">beſetzt.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Präſident Krüger erkrankt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Haag,</hi> 2. Jänner.</dateline> <p>Präſident <hi rendition="#g">Krüger</hi> leidet an<lb/> einer <hi rendition="#g">leichten Bronchitis</hi> und muß das Bett<lb/> hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht<lb/> veröffentlicht: Präſident <hi rendition="#g">Krüger</hi> wurde vor einigen<lb/> Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn<lb/> mit Rückſicht auf ſein Alter und die hieſigen klima-<lb/> liſchen Verhältniſſe nöthigt, ſich beſondere Schonung<lb/> aufzuerlegen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die portugieſiſche Thraurede.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Liſſabon,</hi> 2. Jänner.</dateline> <p>Der <hi rendition="#g">König</hi> eröffnete die<lb/><hi rendition="#g">Cortes</hi> mit einer Thronrede, in welcher zunächſt<lb/> der <hi rendition="#g">engen Allianz zwiſchen Portugal und<lb/> England</hi> gedacht und betont wird, daß <hi rendition="#g">Portugal</hi><lb/> während des ſüdafrikaniſchen Krieges bedacht war,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
3 Wien, Freitag Reichspoſt 4. Jänner 1901
Tagesbericht.
Wien, 3. Jänner.
* Kalender für Freitag, den 4. Jänner 1901.
Katholiken: Titus B. — Griechen (22. December):
Anaſtaſia. — Sonnenaufgang 7 Uhr 52 Minuten
Morgens. — Sonnenuntergang 4 Uhr 18 Minuten
Abends. — Mondesaufgang 4 Uhr 8 Minuten
Abends. — Mondesuntergang 7 Uhr 3 Minuten
Morgens.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erzherzog
Peter Ferdinand und Frau Erzherzogin Maria
Chriſtine werden am 5. d. Abends aus Salzburg
hier eintreffen. — Herr Erzherzog Leopold Sal-
vator und Frau Erzherzogin Blanca ſowie Frau
Erzherzogin Maria Dolores ſind Mittwoch Abends
um ½9 Uhr nach München abgereiſt.
* Audienz. Se. Majeſtät der Kaiſer wird heute
um 1 Uhr den Fürſten Heinrich XXIV. von Reuß-
Köſtritz in beſonderer Audienz empfangen.
* Ehrung des Profeſſors Sectionschefs
Wilhelm Exner. Heute überreichte eine vom Pro-
feſſoren-Collegium der Hochſchule für Bodencultur
gewählte Deputation unter Führung des Rectors
Profeſſors Friedrich dem Sectionschef Dr. Exner
eine prachtvoll ausgeſtattete Adreſſe, in welcher auf
Grund einſtimmigen Beſchluſſes des Profeſſoren-
Collegiums die Verdienſte des als Profeſſor an der
Hochſchule für Bodencultur in den Ruheſtand ge-
tretenen Mitgliedes des Profeſſoren-Collegiums Exner
rühmend hervorgehoben werden.
* Audienzen. Se. Majeſtät der Kaiſer hat
heute Vormittags allgemeine Audienzen ertheilt,
wobei zahlreiche Geheime Räthe, Sectionschef,
Kämmerer, höhere Beamte und Privatperſonen em-
pfangen wurden.
* Deutſch-öſterreichiſche Literaturgeſell-
ſchaft. Frau Irena von Noot hat ihre Stelle als
Vicepräſidentin der „freien Vereinigung Wiener Mit-
arbeiterinnen der deutſch-öſterreichiſchen Literatur-
geſellſchaft“ zurückgelegt.
* Der Diſtanzgeher Popoff in Wien. Seit
Mittwoch weilt der bulgariſche Diſtanzgeher der
Gymnaſiaſt Alexander Popoff, wieder in Wien. Popoff
hat im Vorjahre die Strecke Sofia-Paris zu Fuße
zurückgelegt. Er brauchte dazu im Ganzen 70 Tage
von denen 47 Marſchtage waren, und im Ganzen iſt
er genau 488 Stunden gegangen. Herr Popoff hat
Paris am 1. Mai 1900 erreicht und hat in der
Metropole die ganze Ausſtellungszeit verbracht und
ſich bis jetzt dort aufgehalten.
* Der Branntweinrauſch des Einbrechers.
Als der Branntweinverſchleißer Samuel Lunzer,
Mittwoch Früh ſein auf der Schottenbaſtei gelegenes
Geſchäftslocal aufſperrte, ſah er zu ſeinem Erſtaunen
in einem Winkel einen Mann in tiefen Schlaf ver-
ſunken. Die Geldlade war aufgeſprengt, und aus ihr
fehlten 11 K 32 h. Neben dem Schlafenden ſtanden
unterſchiedliche Flaſchen und Gläschen, die er geleert.
Der Zuſammenhang war klar: Der Strolch hatte ſich
am Neujahrsabend im Branntweinladen verſteckt und
ſich einſperren laſſen, um Nachts die Geldlade aufzu-
ſprengen. Nach gelungenem Einbruch hat er der Ver-
ſuchung nicht widerſtehen können, und ſoviel Schnaps
getrunken, daß er ſchwer berauſcht einſchlief und ſo
lange ſchnarchte, bis er geſtern Morgens entdeckt
wurde. Mit Mühe gelang es, den Dieb zu wecken.
Der Einbrecher wurde als der 43jährige Hilfsarbeiter
Oskar Glaß erkannt und dem Landesgerichte ein-
geliefert.
* Brände. In der Lackfabrik, Simmering,
Braunhubergaſſe 21, gerieth geſtern der Inhalt zweier
je 200 Liter faſſender Keſſel in Brand. Die Flammen
breiteten ſich über den ganzen Raum aus und ver-
zehrten ſämmtliche Einrichtungsgegenſtände. Das
Object ſelbſt blieb, da es aus Stein und Eiſen er-
baut iſt, unverſehrt. Der angerichtete Schaden iſt be-
deutend. Die Löſchmannſchaft unterdrückte das Feuer
in einer halben Stunde. — Im Hauſe Ottakringer-
ſtraße Nr. 24 entzündete ſich geſtern Mittags in
Folge mangelhafter Kaminreinigung Ruß. Das im
zweiten Stocke befindliche Putzthürchen war durch
eine Bücher- und Actenſtellage verſtellt. Dieſe gerieth
durch herausfallende Funken in Brand. Die ſtädtiſche
Feuerwehr unterdrückte den Brand in einer Viertel-
ſtunde. — Geſtern Nachmittags gerieth in einer der
Kanzleien der Verſicherungsgeſellſchaft „Anker“
durch brennende Kohlenſtücke, die aus dem Kamine
fielen, der Fußboden in Brand. Eine Feuerwache
blieb über Nacht im Hauſe. — Im photographiſchen
Atelier Ungar in der Strauchgaſſe 1 entzündenden
aus dem Ofen fallende Funken geſtern Nachmittags
eine Holzwand. Die Feuerwehr löſchte den Brand in
einer halben Stunde. — Im Hauſe Meidling, Schön-
brunnerſtraße 189, brannten geſtern Abends in Folge
mangelhafter Rauchfangconſtruction ſechs Dippel-
bäume. — Außerdem gab es geſtern kleinere Brände
Am Lichtenſteg Nr. 5.
* Ein guter Fang. Am letzten Sonntag haben
Polizeiagenten auf der Praterſtraße einen Burſchen
auf friſcher That verhaftet, weil er dem Tiſchler-
meiſter Georg Jiskra, Meidling, Murlingergaſſe
Nr. 12 wohnhaft, eine goldene Remontoiruhr ſammt
Kette und einen goldenen mit Brillanten beſetzten
Ring, zuſammen 240 K werth, geſtohlen hat. Auf
dem Wege in das Sicherheitsbureau der Polzei-
direction unternahm der Burſche zweimal Flucht-
verſuche und warf auch die geſtohlene Uhr ſammt
Kette und den Brillantring weg. Die Pretioſen fand
man gleich. Die Fluchtverſuche wurden vereitelt.
Nun verſuchte es der Gauner damit, daß er eine
Ohnmacht ſimulirte, aber auch das half ihm nichts.
Dem Sicherheitsbureau überſtellt, iſt er als der
21jährige Commis Eduard Weiß erkannt worden.
Weiß, zu Bulaſſa-Gyarmat in Ungarn geboren, hielt
ſich ſeit 21. November v. J. in Wien auf und wohnte
2. Bez., Odeongaſſe 5. Das Sicherheitsburau hat
feſtgeſtellt, das Weiß auch ſeinem Chef, dem Kauf-
mann Emil Storch, Mariahilferſtraße 7, Waaren ge-
ſtohlen hat. In Weiß’ Wohnung fand man gelegent-
lich einer Durchſuchung 18 Pfandſcheine über Werth-
gegenſtände, ſowie mehrerer Geldbörſen, Cigaretten-
taſchen, eine Reiterſtatuette aus Bronce, einen Jockey
darſtellend, ſchwarze Metalluhren und Ringe. Eduard
Weiß dürfte mit dem in Budapeſt wiederholt abge-
ſtraften Gewohnheitsdieb Eduard Weiß identiſch ſein
und in der ungariſchen Hauptſtadt jüngſt auch Dieb-
ſtähle ausgeführt haben, da man bei ihm Pfand-
ſcheine fand, die in ungariſcher Sprache ausgeſtellt
ſind. Weiß iſt geſtern dem Landesgerichte eingeliefert
worden.
* Ein gefundenes Crucifix. Am 23. v. M.
hat der Gartenwächter im Augarten in einem hohlen
Pappelbaum ein ſilbernes Crucifix in einem Leder-
Etui gefunden. Wie nunmehr feſtgeſtellt worden iſt,
rührt das Crucifix von einem Einbruche her, den am
20. Auguſt v. J. der Schuhmachergehilfe Anton
Holdaß im gräflich Clam-Gallas’ſchen Palais in der
Währingerſtraße ausgeführt hat. Holdaß war durch
ein Oberfenſter in das Palais gedrungen, hatte einen
Kaſten aufgeſprengt und Schmuckgegenſtände, Nippes
und zwei ſilberne Crucifixe geſtohlen. Einige Tage
darauf wurde er im Prater ſchlafend angetroffen und
verhaftet.
* Auch ein Opfer ſeines „Berufes“. Der
Profeſſor an der Breslauer Univerſität Neißer,
deſſen experimentelle Impfungen mit Syphilisgift an
Kindern ſeinerzeit unliebſames Aufſehen erregten und
Gegenſtand heftiger Kritik in der Preſſe und im
Abgeordnetenhauſe bildeten, mußte ſich vor dem
hieſigen Disciplinarhofe für nichtrichterliche Beamte
wegen dieſer odioſen Experimente verantworten. Da
dieſelben bis in das Jahr 1892 zurückdatiren und
ſeitdem nicht erneuert wurden, war deren Verfolgung
wegen Verjährung unmöglich. Dagegen erhielt
Neißer wegen ſeiner wiſſenſchaftlichen Publication
über dieſe Verſuche eine Ordnungsſtrafe von
dreihundert Mark und einen Verweis.
* Großſtadtelend. Die Freiwillige Rettungs-
geſellſchaft und die Centrale der Feuerwehr wurden
Donnerſtag Früh um 6 Uhr zur Großmarkthalle be-
rufen, um angeblich mehreren verunglückten Canal-
räumern Hilfe zu leiſten. Sie fanden jedoch keinen
Anlaß zur Intervention, da Niemand verunglückt
war. Zwei unterſtandsloſe Individuen hatten nämlich
in einem Canal übernachtet und konnten heute Früh
das Gitter, das vereiſt war, nicht öffnen. Auf ihre
Hilferufe eilten Paſſanten herbei und befreiten ſie
aus ihrer Lage. Die Individuen wurden einem Wach-
mann übergeben.
* Geſtohlene Fahrräder. Am Neujahrstag
Abends ſind dem Fahrradhändler Carl Raſchke,
Margarethen, Pilgramgaſſe 10, 3 Bicycles,
12 Pneumatikgarnituren, 22 Doppelrollketten im
Werthe von 1000 K und 16 K baar aus dem
Magazine geſtohlen worden. Die Ausforſchung der
Thäter wurde eingeleitet.
* Die Ueberſchwemmungen, welche in ganz
Weſt-England große Verheerungen anrichteten,
haben auch in Coventry große Verwüſtungen ver-
urſacht. Der Schade wird auf etwa 50.000 Pfund
Sterling geſchätzt. Auch aus den mittelengliſchen
Grafſchaften werden von allen Seiten ausgedehnte
Verheerungen in Folge der Fluth gemeldet. In der
Nähe von Wellington in der Grafſchaft Salop platzte
ein Waſſerreſervoir. Die Waſſermaſſen ſetzten die
Stadt Oakengates unter Waſſer, ſo daß die Ein-
wohner durch die Fenſter der Häuſer fortgeſchafft
werden mußten. Auch die Eiſenwerke waren ge-
zwungen, den Betrieb einzuſtellen. Das Thal des
Neufluſſes iſt auf 50 Meilen ganz unter Waſſer
geſetzt. Die Gutshöfe und Dörfer zu beiden Seiten
des Fluſſes ſind vollſtändig von der Außenwelt ab-
geſchnitten. Die Midland-Eiſenbahn ſteht auf der
Strecke von Nothingham bis Lincoln ebenfalls unter
Waſſer.
* Ein Mühlenbeſitzer als Brandſtifter ver-
haftet. In Ungariſch-Hradiſch erfolgte am Sonntag
die Verhaftung des Dampfmühlenbeſitzers Friedrich
Mayer in Gaya und ſeiner beiden Söhne unter
dem Verdacht, daß ſie die Mühle in Brand geſteckt
hätten, um von der Verſicherungs-Geſellſchaft, bei
welcher das Etabliſſement aſſecurirt war, die Prämie
von 360.000 K ausbezahlt zu erhalten. Die großen
Fabriksetabliſſements waren bereits einmal ein Raub
der Flammen geworden, und nach dem vor einigen
Jahren ausgebrochenen Brand hatte der Mühlen-
beſitzer von der Verſicherungs-Geſellſchaft eine große
Summe ausbezahlt erhalten. Dieſe Verſicherungs-
Geſellſchaft erneuerte aber die Polizze nicht mehr,
und erſt nach langem Suchen fand Herr Mayer eine
ausländiſche Geſellſchaft, welche ſich bereit erklärte,
mit dem Kaufmann einen Verſicherungsvertrag auf
360.000 K für die Dampfmühle abzuſchließen. Im
September lief der Verſicherungsvertrag ab und
wurde wieder erneuert. Wenige Tage, nachdem ſich
die neue Polizze in Händen des Mayer befand, brach
abermals ein Brand in der Mühle aus, welcher den
größten Theil des Etabliſſements einäſcherte. Dem
Mühlenbeſitzer wurden 260.000 K als Schadenerſatz
zur Liquidation angewieſen. Bevor jedoch noch dieſe
Summe zur Auszahlung gelangte, erhob die Ver-
ſicherungs-Geſellſchaft Einwendungen, wodurch es zu
einem Proceß kam, der noch nicht ausgetragen iſt.
Mittlerweile hatte der Mühlenbeſitzer einen anderen
Proceß mit ſeinem ehemaligen Buchhalter, der zu
Ungunſten des Letzteren ausgefallen war. Der Buch-
halter machte der Behörde Angaben, welche vor
einigen Tagen zur Verhaftung des Friedrich Mayer
und ſeiner beiden Söhne unter dem Verdacht der
Brandlegung führten.
* Univerſal-Jahrbuch des „Anker“. Im Verlage
des Bankhauſes Schelhammer und Schattera iſt ſoeben
das Univerſal-Jahrbuch des Verloſungsblattes „Anker“
pro 1901 erſchienen. Dieſes wertvolle Nachſchlagewerk
enthält die Liſten ſämmtlicher bis 31. December 1900
unbehobenen Stücke aller europäiſchen Loſe und
Prämien-Anlehen, aller verlosbaren Actien, Prioritäten,
Obligationen, Pfandbriefe ꝛc. Den bisherigen Abon-
nenten wird dieſes Jahrbuch gratis zugeſandt, neu ein-
tretenden ebenfalls unentgeltlich nachgeliefert. — Der
ganzjährige Prännmerationspreis für den „Anker“ be-
trägt für Wien (mit Zuſtellung ins Haus) K 4.50, für
die Provinz mit portofreier Zuſtellung K 5.—. Einzelne
Exemplare des Univerſal-Jahrbuches ſind an der Caſſa
des Bankhauſes Schelhammer und Schattera, 1. Bez.,
Stephansplatz Nr. 11 um den Preis von K 2.— er-
hältlich.
Aus Südafrika.
Der Dampfer „Canada“ mit Marſchall Lord
Roberts an Bord iſt geſtern am 2. d. M. Früh
in Cowes eingetroffen. Zur Begrüßung hatten ſich
auch die Prinzeſſin Beatrix und der Herzog von
Connaught eingefunden. Lord Roberts erwiderte die
Anſprachen und ſagte u. A., er bedauere, daß ſeine
Rückkehr nicht das Anzeichen bevorſtehenden Friedens
ſei, wie er gehofft habe. Er habe Südafrika nur
mit Widerſtreben verlaſſen, er habe aber unbe-
dingtes Vertrauen zu General Kitchener, deſſen Auf-
gabe freilich angeſichts der Beweglichkeit des Feindes
ſowie der Ausdehnung und Unfruchtbarkeit des Landes
eine ſchwierige ſei. Roberts hege bezüglich des End-
ergebniſſes keine Furcht. Lord Roberts fuhr ſo-
dann nach Schloß Osborne, wo er von der Königin
Victoria empfangen wurde, die ihm die Earls-
würde und den Hoſenbandorden verlieh.
Im Capland machen die Boeren weitere Fort-
ſchritte. Eine Boeren-Abtheilung iſt in Glenharry-
Station an der Eiſenbahn, unmittelbar im Norden
von Graafreinet, erſchienen. Eine andere Abtheilung
hat Roodehoogte ſüdlich von Middelburg erreicht. In
Middelburg ſind bedeutende engliſche Verſtärkungen
eingetroffen.
Im Haag ſind Nachrichten eingelaufen, wonach
mehr als 10.000 waffenfähige Capholländer zu den
Boeren übergegangen ſeien. Die Invaſion der
Boeren in der Capcolonie wird angeblich vom Präſi-
denten Steyn perſönlich geleitet.
London, 3. Jänner. Lord Kitchener tele-
graphirt aus Pretoria vom Geſtrigen: General
Knox berichtet, Dewet verſuchte Bethlehem zu
gewinnen, wurde jedoch durch Pilcher daran
verhindert und mußte ſich auf Lindley oder
Reitz zurückziehen. Eine Abtheilung berittener
Infanterie ſtieß, als ſie Kroonſtad verlaſſen hatte,
auf Widerſtand; es gelang ihr jedoch mit ge-
ringen Verluſten die Bahnlinie und Südſerfontein zu
paſſiren. Williams zwang die ſüdweſtlich von
Middelburg befindlichen Boeren zu einem Gefechte.
Die Engländer beſetzten Graaffreinet.
London, 3. Jänner. Wie „Daily Mail“ aus
Capſtadt vom Geſtrigen meldet, haben die Boeren
Jagersfontein, welches am 25. v. M. von den
Engländern geräumt worden war, wieder beſetzt.
Telegramme.
Präſident Krüger erkrankt.
Haag, 2. Jänner. Präſident Krüger leidet an
einer leichten Bronchitis und muß das Bett
hüten. Die Aerzte haben folgenden Krankheitsbericht
veröffentlicht: Präſident Krüger wurde vor einigen
Tagen von einem Bronchitisrückfall betroffen, der ihn
mit Rückſicht auf ſein Alter und die hieſigen klima-
liſchen Verhältniſſe nöthigt, ſich beſondere Schonung
aufzuerlegen.
Die portugieſiſche Thraurede.
Liſſabon, 2. Jänner. Der König eröffnete die
Cortes mit einer Thronrede, in welcher zunächſt
der engen Allianz zwiſchen Portugal und
England gedacht und betont wird, daß Portugal
während des ſüdafrikaniſchen Krieges bedacht war,
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