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Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.

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7 Wien, Dienstag Reichspost 10. Jänner 1905

[Spaltenumbruch]
Streiflichter.
"Missionäre als Kuppler und Engel-
macher."

Die Pariser "Action", das Blatt eines
apostasierten Geistlichen, welches nur von Schund
und Sudelberichten lebt, brachte unlängst einen
Artikel gegen den Kindheit Jesu-Verein, der zum
Teil unter obigem Titel durch einen großen Teil
der kirchenfeindlichen Presse Oesterreichs und
Deutschlands, natürlich auch in die wahrheitsliebende
"Arbeiter-Zeitung", überging. Da heißt es:
Die Jesuiten und andere Missionäre besitzen und ver-
walten Bordelle in China, eine Verleumdung von
unerhörter Gemeinheit! Als "Beweis" dafür, daß
die Missionäre auch Engelmacher seien, werden
angeblich Texte aus den "Annales de la Sainte
Enfance"
angeführt. Der erste Text soll lauten:
"Und nun besuchen Sie noch das Haus der
Unbefleckten Empfängnis in Peking. Sehen
Sie diese bescheidene Eintrittspforte. Sie ist in
diesem Jahr für eine große Zahl kleiner Brüder
und Schwestern die Pforte des Himmels gewesen.
Ich irre mich nicht: 873 Kinder sind uns, jedes
gegen eine Summe von 0·45 Franken, an dieser
Pforte übergeben worden, und von dieser Zahl
sind 843 gestorben, nachdem sie durch das heilige
Wasser der Taufe wiedergeboren worden waren.
("Annales de la Ste. Enfance XXI. 258").
Ferner: "Unsere Asyle sind überfüllt und wenn
nicht eine so große Zahl zum Himmel empor-
stiege, um anderen kleinen Schützlingen Platz zu
machen, wären wir schon lange außer Stande
diese aufzunehmen" (ohne Angabe des Ortes).
Weiter: "Sicherlich ich bete, daß diese lieben
kleinen Seelen uns sobald als möglich verlassen,
und in den Himmel eingehen. Aber schließlich,
wenn sie nicht sterben wollen, muß man sie er-
nähren und erziehen." (Ohne Angabe des Ortes.
Nur die Wiener "Arbeiter-Zeitung" nennt für die
beiden letzten Stellen die Seiten 238 und 252).
Die Geschichte ist alt und stammt ursprünglich
unseres Wissens von der "Frkf. Ztg.". Den Blät-
tern antwortete am 22. Juni 1901 bereits die
"Köln. Volkszeitung" (Nr. 561), daß die zitierten
Texte an den angegebenen Orten des Jahrganges
1897, wo die Zitatenreihe der "Frankf. Ztg."
beginnt, und auch in den nachfolgenden Jahr-
gängen bis 1900 sich nicht finden. Wohl aber
"wimmeln" die Annales von Bestätigungen für
das überaus wohltätige Wirken der Missionäre
und des Kindheit Jesu-Vereines in allen Missions-
ländern. Was die sozialdemokratische Presse weiter
über die angeblichen Kupplergeschäfte der Missionäre
bringt, ist zu gemein, als daß wir darauf auch
nur ein Wort antworten müßten.




Wo bleibt das Los von Rom der Sozi?

Die Schulgesetze Niederösterreichs sind sanktio-
niert mit nur unwesentlichen Aenderungen, wie
Dr. Geßmann selbst erklärte und wie es die meisten
liberalen Blätter bestätigen. Aber die Sozi sind
bis jetzt nicht los von Rom gegangen. Wenig-
stens haben wir von einem Massenaustritte der
Sozi nichts gehört. Und obwohl die Winarski
und Schuhmeier auch nach der Sanktion mit dem
"Los von Rom" einigen Theaterdonner machten,
ist nichts geschehen. Scheint auch nichts zu ge-
schehen; denn die "Arbeiter-Zeitung" und ihr
Ableger, die "N. Fr. Lehrerstimme" ihres
Redakteurs Täubler, tun, als ob die Aenderung
der Schulgesetze die Sachlage gänzlich geändert
hätte, als ob jetzt gar kein Grund mehr wäre,
weiter in Protesten und "Los von Rom" zu
machen. Und doch finden wir heute im Organ
der deutschradikalen Lehrerschaft, in der "Freien
deutschen Schule", zuerst den Beweis, daß eigent-
lich nichts Wesentliches geändert worden sei,
und dann folgenden Angriff auf die Sozialdemo-
kratie und ihre Organe:

"Es war also durchaus unrichtig und mußte
nur auf die Massen verwirrend wirken, als z. B.
die "Arbeiter-Zeitung" verkündete, der Wunsch
der Gesamtregierung nach Aenderung der klerikalen
Gesetze sei als Niederlage und Bloßstellung des
Unterrichtsministers Dr. v. Hartel und des mit
ihm "verbandelten" Dr. Geßmann zu betrachten.
Mit diesen Aenderungen, die, wie man auch bei
den Sozialdemokraten ganz gut wußte, das
Wesen des klerikalen Gesetzes unbe-
rührt
ließen, durfte der Widerstand gegen dieses
Gesetz nicht eingestellt werden. Das ist aber ge-
schehen und das Losungswort hiezu ging gerade
von dem "himmelstürmenden" Radikalismus der
"revolutionären" Sozialdemokratie aus, die vor
der Notwendigkeit gestanden wäre, ihrer
[Spaltenumbruch] Drohung mit "Los von Rom" die Tat folgen zu
lassen, um die Sanktion des Gesetzes zu verhindern.
Die Anmeldung von einigen Tausend Austritten
aus der römischen Kirche hätten genügt, die maß-
gebenden Kreise von der Sanktion des klerikalen
Schulgesetzes abzuhalten. (?) Aber diese Kreise
kannten die korrupte Führerschaft der
internationalen Sozialdemokratie
und
sie wußten daher, daß sich die roten Führer mit
einem Scheinerfolge begnügen werden, der
ihnen einen "ehrenvollen Rückzug" aus einem
Kampfe ermöglichen sollte, den sie nicht bis zu
dem von ihnen angedrohten Aeußersten führen
wollten. Daß dieser Rückzug nicht ehrenvoll ist,
braucht nicht gesagt zu werden. Wenn Rom in
seinem zielbewußten Kampf um die Schule solchen
Gegnern gegenübersteht, dann ist ihm der endliche
Sieg sicher." Wir hatten von allem Anfang an
diese Drohung der Sozi: "Los von Rom" als
lächerliche Farce bezeichnet, vor der höchstens
einige altersschwache Angstmeier sich erschrecken
könnten, denn die Sozialdemokratie allein hätte
großen Schaden davon. Darum waren die "kor-
rupten Führer" auch froh, daß die paar Abände-
rungen beschlossen wurden! Sie hatten einen Weg
zum "ehren-", d. h. schmachvollen Rückzug.




Die Abwehraktion der Wiener
Katholiken.
Protest-Versammlungen.

Anschließend an die vielen Protestversamm-
lungen der Katholiken Wiens veranstaltete auch
die Schulvereins-Pfarrgruppe "St. Paulus" in
Döbling am Sonntag den 8. Jänner in den
Sälen "Zum braunen Hirschen" eine Versammlung,
um Protest einzulegen gegen die empörenden An-
griffe der Gottesfeinde.

Der Obmann der Pfarrgruppe Hochwürden
Kratochwill konnte eine große Anzahl Er-
schienener, darunter den Gemeinderat Drößler
und die Bezirksräte Voith und Müller, be-
grüßen und nach Erledigung des geschäftlichen
Teiles der gleichzeitig stattfindenden Jahres-
versammlung dem Gemeinderate Drößler, der für
den leider verhinderten Prinzen Liechtenstein er-
schienen war, das Wort erteilen.

Redner bespricht die Lage der Katholiken zur
Zeit der liberalen Herrschaft, in welcher man es
auch wagen wollte, das Kruzifix aus den
Schulen zu entfernen. Doch auch jetzt,
da die Katholiken zum Teile erwacht
seien, können es verschiedene Elemente wagen,
unsere Priester, unseren Glauben, selbst unser
Heiligstes zu besudeln, weil sie den Schutz der
Regierung genossen und noch genießen. Denn nur
so habe ein alldeutsches Blättchen die Frechheit
haben können, das Allerheiligste in der infamsten
Weise herabzusetzen. Die Regierung selbst hätte
da eingreifen müssen, doch sie habe nichts getan.
Eine solche Regierung sei nicht fähig, das Staats-
ruder zu führen, daher weinen die Katholiken
dieser Regierung keine Träne nach. Der neuen
Regierung müsse man sagen, was sie zu tun hat.
An uns liege es nun, unsere Pflicht voll und
ganz zu tun, dann werde auch die Regierung ge-
nötigt sein, ihre Pflicht den Katholiken gegenüber
zu erfüllen. Er fordert schließlich die Anwesenden auf,
eine im Sinne dieser Ausführungen gehaltene Re-
solution anzunehmen, die auch einstimmig zum
Beschluß erhoben wurde.

Hierauf sprach Bürgerschullehrer Meier in
sehr exakter und ausführlicher Weise über das
Verhältnis der Deutschen zum Papsttum. Gerade
unsere Zeit entnehme die Waffen gegen die Kirche
der nationalen Rüstkammer. Er zeigt an der
Hand der Geschichte, daß das Papsttum nicht nur
nicht feindlich, sondern sehr freundlich den
Deutschen gegenüberstand, die in nationaler und
kultureller Beziehung fast alles dem Papsttum
verdanken.

Nachdem Hochw. Karl Oberhammer äußerst
Interessantes aus den Missionen in Japan, Korea,
China und der Mandschurei mitgeteilt hatte,
ergriff als letzter Redner Kanonikus Ritter
v. Negri das Wort. Die Protestversammlungen
seien gut, sehr gut. Die Regierung müßte wohl
erfahren, daß das katholische Volk sich erhebe.
Es sei komisch, wenn der neue Justizminister zum
kirchlichen Vorges[e]tzten kommt, um zu fragen,
was das katholische Volk wünsche. Er müsse
doch wissen, was den Katholiken gebührt. Es
müsse nun endlich der verwaschene Katholizismus
fallen und es sei diese Beleidigung des Aller-
heiligsten vielleicht ein Glück im Unglück, weil
dadurch die Schlafenden geweckt werden. Redner
[Spaltenumbruch] fordert schließlich auf, die heute in der Volkshalle
des Rathauses stattfindende große Prote stver-
sammlung zu besuchen, um durch imponierende
Teilnahme die tiefe Erregung des katholischen
Volkes Wiens kundzutun.

Vom Christlichen Jugendbund
"Habsburg" in Brünn
kommt uns folgende
Kundgebung zu: "Verehrliche Redaktion der
"Reichspost"! Als verdienstvolle Veranlasserin
der Protestbewegung bitten wir Sie, nachstehende,
in der gestrigen Monatsversammlung des "Christ-
lichen Jugendbundes "Habsburg" gefaßte Ent-
schließung zu veröffentlichen: Die am Sonntag
den 7. d. tagende Monatsversammlung des Christ-
lichen Jugendbundes "Habsburg" gibt ihrer Ent-
rüstung über das freche Attentat des alldeutschen
Sudelblattes gegen ein Dogma der katholischen
Kirche Ausdruck und bedauert diese nur in dem
katholischen Rechtsstaate Oesterreich mögliche, un-
geahndet gebliebene Verhöhnung der heiligsten Ge-
fühle der christlichen Bevölkerung. R. Hemale,
B. Kaukal.

Eine ähnliche Kundgebung kommt uns aus
Schlesien zu von den Bielitzer Katholiken, ge-
zeichnet vom christlich-sozialen politischen Verein
Bielitz, der politischen Bezirksorganisation von
Bielitz, dem katholischen Gesellen-Kirchenbauverein,
dem katholischen Pfarrgemeinden-Komitee Bielitz
und den Katholikenvereinen Bielitz und Bistrai.
Die gefertigten Vereine umfassen dreitausend
Mitglieder.




Versammlung des kath. Jünglingsvereines
"Maria-Hilf".

Zu einer imposanten und nichts
destoweniger würdigen Protestkundgebung gestaltete
sich die vom obgenannten Vereine einberufene Ver-
sammlung. Der Besuch war ein derartiger, daß in
dem großen Saale alle Erschienenen nicht Platz
nehmen konnten. Unter den Anwesenden bemerkte
man: Reichsratsabgeordneten Julius Axmann, Hoch-
würden Herrn Professor Hlawathy, P. Augustin O. S. B.
vom Schottenstifte u. v. a. Nach Eröffnung durch
den Vorstand Herrn Franz Babak und Aufführung
eines Teiles vom Oratorium "Der zwölfjährige
Jesus" ergriff als erster Redner Hochw. k. k. Prof.
Hlawathy das Wort, um in formvollendeter Weise
die Beleidigungen und Beschimpfungen der katholischen
Kirche zurückzuweisen und gab dem Wunsche Aus-
druck, daß sich hauptsächlich die katholische Jugend
fest und innig an ihre Vereine anschließen möge und
gestärkt durch die daselbst gegebenen Lehren, den
Kampf gegen die Religion siegreich bestehen möge.
Als zweiter Redner erschien unter lautem Beifall
Reichsrats-Abgeordneter Axmann am Rednerpulte,
um als Volksvertreter über die letzten Vorgänge zu
sprechen. In gewohnter trefflicher Weise schilderte
er die Gegner des Glaubens, stellte Vergleiche an,
wie einstige große Geistesheroen und andersglänbige
Staatsminister die katholische Religion achteten und
schätzten und illustrierte die heutigen Gotteslästerer,
welche zur politischen Null hinabgesunken sind und
welch' lächerliche Charaktere sie vorstellen. Redner
schloß mit einem Appell an die Jugend, sich dieser
Kundgebung anzuschließen, um zu zeigen, daß die
katholische Bevölkerung in der Majorität ist und sich
energisch zu wehren versteht. Die Ausführungen wurden
mit lauten Beifallsrufen aufgenommen. Zum Schlusse
wurde folgende Resolution einstimmig angenommen:
"Die am 8. Jänner 1905 tagende Vollversammlung
der Mitglieder des katholischen Jünglingsvereines
"Maria Hilf", Wien, VII. Westbahnstraße 40, sieht
in dem Schmähartikel eines Wiener Sudelblättchens
gegen das Allerheiligste Altarssakrament eine
schwere Beleidigung des ganzen katholi-
schen Volkes und spricht ihren tiefen Unwillen über
die schändlichen Gotteslästerungen und Verun-
glimpfungen aus, denen alles, was Katholiken heilig
und teuer ist, in einem Teile der österreichischen
Presse bedauerlicher Weise ausgesetzt erscheint. Die
Versammlung begrüßt mit Freude die Abwehraktion
gegen diese gotteslästerlichen Aeußerungen, sowie
der krassen Majestätsbeleidigungen und erwartet von
allen Berufenen, daß Sie gegen diese Beleidigung
der katholischen und patriotischen Bevölkerung zu der
kräftigsten Abhilfe schreiten werden, um dem schwer-
gekränkten Rechtsgefühle des katholischen Volkes
Genugtuung zu verschaffen und für die Zukunft
folchen unerträglichen Zuständen ein Ende zu machen.
Die Versammlung schließt sich auch den diesbezüg-
lichen allgemeinen Protestkundgebungen voll und
ganz an."




Der katholische Jünglingsverein in
Wien
(Stammverein) hielt Sonntag den 8. d. M.
eine sehr gut besuchte Versammlung ab, in welcher
Vorstand Josef Grasecker, hinweisend auf die
entsetzliche Blasphemie in der atheistischen Presse, die
sich die Katholiken nicht bieten lassen können, in
energischester Weise Stellung nahm. Redner brachte
eine Protest-Resolution zur Verlesung, welche mit
rauschendem Beifall angenommen wurde. -- Präfekt
P. Georg Freund entwickelte in klaren Worten die
katholische Lehre über das Altarssakrament. Das
allererste und notwendigste auf katholischer Seite sei
der Unterricht in religiösen Wahrheiten. Es herrsche

7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905

[Spaltenumbruch]
Streiflichter.
„Miſſionäre als Kuppler und Engel-
macher.“

Die Pariſer „Action“, das Blatt eines
apoſtaſierten Geiſtlichen, welches nur von Schund
und Sudelberichten lebt, brachte unlängſt einen
Artikel gegen den Kindheit Jeſu-Verein, der zum
Teil unter obigem Titel durch einen großen Teil
der kirchenfeindlichen Preſſe Oeſterreichs und
Deutſchlands, natürlich auch in die wahrheitsliebende
„Arbeiter-Zeitung“, überging. Da heißt es:
Die Jeſuiten und andere Miſſionäre beſitzen und ver-
walten Bordelle in China, eine Verleumdung von
unerhörter Gemeinheit! Als „Beweis“ dafür, daß
die Miſſionäre auch Engelmacher ſeien, werden
angeblich Texte aus den „Annales de la Sainte
Enfance“
angeführt. Der erſte Text ſoll lauten:
„Und nun beſuchen Sie noch das Haus der
Unbefleckten Empfängnis in Peking. Sehen
Sie dieſe beſcheidene Eintrittspforte. Sie iſt in
dieſem Jahr für eine große Zahl kleiner Brüder
und Schweſtern die Pforte des Himmels geweſen.
Ich irre mich nicht: 873 Kinder ſind uns, jedes
gegen eine Summe von 0·45 Franken, an dieſer
Pforte übergeben worden, und von dieſer Zahl
ſind 843 geſtorben, nachdem ſie durch das heilige
Waſſer der Taufe wiedergeboren worden waren.
(«Annales de la Ste. Enfance XXI. 258»).
Ferner: „Unſere Aſyle ſind überfüllt und wenn
nicht eine ſo große Zahl zum Himmel empor-
ſtiege, um anderen kleinen Schützlingen Platz zu
machen, wären wir ſchon lange außer Stande
dieſe aufzunehmen“ (ohne Angabe des Ortes).
Weiter: „Sicherlich ich bete, daß dieſe lieben
kleinen Seelen uns ſobald als möglich verlaſſen,
und in den Himmel eingehen. Aber ſchließlich,
wenn ſie nicht ſterben wollen, muß man ſie er-
nähren und erziehen.“ (Ohne Angabe des Ortes.
Nur die Wiener „Arbeiter-Zeitung“ nennt für die
beiden letzten Stellen die Seiten 238 und 252).
Die Geſchichte iſt alt und ſtammt urſprünglich
unſeres Wiſſens von der „Frkf. Ztg.“. Den Blät-
tern antwortete am 22. Juni 1901 bereits die
„Köln. Volkszeitung“ (Nr. 561), daß die zitierten
Texte an den angegebenen Orten des Jahrganges
1897, wo die Zitatenreihe der „Frankf. Ztg.“
beginnt, und auch in den nachfolgenden Jahr-
gängen bis 1900 ſich nicht finden. Wohl aber
„wimmeln“ die Annales von Beſtätigungen für
das überaus wohltätige Wirken der Miſſionäre
und des Kindheit Jeſu-Vereines in allen Miſſions-
ländern. Was die ſozialdemokratiſche Preſſe weiter
über die angeblichen Kupplergeſchäfte der Miſſionäre
bringt, iſt zu gemein, als daß wir darauf auch
nur ein Wort antworten müßten.




Wo bleibt das Los von Rom der Sozi?

Die Schulgeſetze Niederöſterreichs ſind ſanktio-
niert mit nur unweſentlichen Aenderungen, wie
Dr. Geßmann ſelbſt erklärte und wie es die meiſten
liberalen Blätter beſtätigen. Aber die Sozi ſind
bis jetzt nicht los von Rom gegangen. Wenig-
ſtens haben wir von einem Maſſenaustritte der
Sozi nichts gehört. Und obwohl die Winarski
und Schuhmeier auch nach der Sanktion mit dem
„Los von Rom“ einigen Theaterdonner machten,
iſt nichts geſchehen. Scheint auch nichts zu ge-
ſchehen; denn die „Arbeiter-Zeitung“ und ihr
Ableger, die „N. Fr. Lehrerſtimme“ ihres
Redakteurs Täubler, tun, als ob die Aenderung
der Schulgeſetze die Sachlage gänzlich geändert
hätte, als ob jetzt gar kein Grund mehr wäre,
weiter in Proteſten und „Los von Rom“ zu
machen. Und doch finden wir heute im Organ
der deutſchradikalen Lehrerſchaft, in der „Freien
deutſchen Schule“, zuerſt den Beweis, daß eigent-
lich nichts Weſentliches geändert worden ſei,
und dann folgenden Angriff auf die Sozialdemo-
kratie und ihre Organe:

„Es war alſo durchaus unrichtig und mußte
nur auf die Maſſen verwirrend wirken, als z. B.
die „Arbeiter-Zeitung“ verkündete, der Wunſch
der Geſamtregierung nach Aenderung der klerikalen
Geſetze ſei als Niederlage und Bloßſtellung des
Unterrichtsminiſters Dr. v. Hartel und des mit
ihm „verbandelten“ Dr. Geßmann zu betrachten.
Mit dieſen Aenderungen, die, wie man auch bei
den Sozialdemokraten ganz gut wußte, das
Weſen des klerikalen Geſetzes unbe-
rührt
ließen, durfte der Widerſtand gegen dieſes
Geſetz nicht eingeſtellt werden. Das iſt aber ge-
ſchehen und das Loſungswort hiezu ging gerade
von dem „himmelſtürmenden“ Radikalismus der
„revolutionären“ Sozialdemokratie aus, die vor
der Notwendigkeit geſtanden wäre, ihrer
[Spaltenumbruch] Drohung mit „Los von Rom“ die Tat folgen zu
laſſen, um die Sanktion des Geſetzes zu verhindern.
Die Anmeldung von einigen Tauſend Austritten
aus der römiſchen Kirche hätten genügt, die maß-
gebenden Kreiſe von der Sanktion des klerikalen
Schulgeſetzes abzuhalten. (?) Aber dieſe Kreiſe
kannten die korrupte Führerſchaft der
internationalen Sozialdemokratie
und
ſie wußten daher, daß ſich die roten Führer mit
einem Scheinerfolge begnügen werden, der
ihnen einen „ehrenvollen Rückzug“ aus einem
Kampfe ermöglichen ſollte, den ſie nicht bis zu
dem von ihnen angedrohten Aeußerſten führen
wollten. Daß dieſer Rückzug nicht ehrenvoll iſt,
braucht nicht geſagt zu werden. Wenn Rom in
ſeinem zielbewußten Kampf um die Schule ſolchen
Gegnern gegenüberſteht, dann iſt ihm der endliche
Sieg ſicher.“ Wir hatten von allem Anfang an
dieſe Drohung der Sozi: „Los von Rom“ als
lächerliche Farce bezeichnet, vor der höchſtens
einige altersſchwache Angſtmeier ſich erſchrecken
könnten, denn die Sozialdemokratie allein hätte
großen Schaden davon. Darum waren die „kor-
rupten Führer“ auch froh, daß die paar Abände-
rungen beſchloſſen wurden! Sie hatten einen Weg
zum „ehren-“, d. h. ſchmachvollen Rückzug.




Die Abwehraktion der Wiener
Katholiken.
Proteſt-Verſammlungen.

Anſchließend an die vielen Proteſtverſamm-
lungen der Katholiken Wiens veranſtaltete auch
die Schulvereins-Pfarrgruppe „St. Paulus“ in
Döbling am Sonntag den 8. Jänner in den
Sälen „Zum braunen Hirſchen“ eine Verſammlung,
um Proteſt einzulegen gegen die empörenden An-
griffe der Gottesfeinde.

Der Obmann der Pfarrgruppe Hochwürden
Kratochwill konnte eine große Anzahl Er-
ſchienener, darunter den Gemeinderat Drößler
und die Bezirksräte Voith und Müller, be-
grüßen und nach Erledigung des geſchäftlichen
Teiles der gleichzeitig ſtattfindenden Jahres-
verſammlung dem Gemeinderate Drößler, der für
den leider verhinderten Prinzen Liechtenſtein er-
ſchienen war, das Wort erteilen.

Redner beſpricht die Lage der Katholiken zur
Zeit der liberalen Herrſchaft, in welcher man es
auch wagen wollte, das Kruzifix aus den
Schulen zu entfernen. Doch auch jetzt,
da die Katholiken zum Teile erwacht
ſeien, können es verſchiedene Elemente wagen,
unſere Prieſter, unſeren Glauben, ſelbſt unſer
Heiligſtes zu beſudeln, weil ſie den Schutz der
Regierung genoſſen und noch genießen. Denn nur
ſo habe ein alldeutſches Blättchen die Frechheit
haben können, das Allerheiligſte in der infamſten
Weiſe herabzuſetzen. Die Regierung ſelbſt hätte
da eingreifen müſſen, doch ſie habe nichts getan.
Eine ſolche Regierung ſei nicht fähig, das Staats-
ruder zu führen, daher weinen die Katholiken
dieſer Regierung keine Träne nach. Der neuen
Regierung müſſe man ſagen, was ſie zu tun hat.
An uns liege es nun, unſere Pflicht voll und
ganz zu tun, dann werde auch die Regierung ge-
nötigt ſein, ihre Pflicht den Katholiken gegenüber
zu erfüllen. Er fordert ſchließlich die Anweſenden auf,
eine im Sinne dieſer Ausführungen gehaltene Re-
ſolution anzunehmen, die auch einſtimmig zum
Beſchluß erhoben wurde.

Hierauf ſprach Bürgerſchullehrer Meier in
ſehr exakter und ausführlicher Weiſe über das
Verhältnis der Deutſchen zum Papſttum. Gerade
unſere Zeit entnehme die Waffen gegen die Kirche
der nationalen Rüſtkammer. Er zeigt an der
Hand der Geſchichte, daß das Papſttum nicht nur
nicht feindlich, ſondern ſehr freundlich den
Deutſchen gegenüberſtand, die in nationaler und
kultureller Beziehung faſt alles dem Papſttum
verdanken.

Nachdem Hochw. Karl Oberhammer äußerſt
Intereſſantes aus den Miſſionen in Japan, Korea,
China und der Mandſchurei mitgeteilt hatte,
ergriff als letzter Redner Kanonikus Ritter
v. Negri das Wort. Die Proteſtverſammlungen
ſeien gut, ſehr gut. Die Regierung müßte wohl
erfahren, daß das katholiſche Volk ſich erhebe.
Es ſei komiſch, wenn der neue Juſtizminiſter zum
kirchlichen Vorgeſ[e]tzten kommt, um zu fragen,
was das katholiſche Volk wünſche. Er müſſe
doch wiſſen, was den Katholiken gebührt. Es
müſſe nun endlich der verwaſchene Katholizismus
fallen und es ſei dieſe Beleidigung des Aller-
heiligſten vielleicht ein Glück im Unglück, weil
dadurch die Schlafenden geweckt werden. Redner
[Spaltenumbruch] fordert ſchließlich auf, die heute in der Volkshalle
des Rathauſes ſtattfindende große Prote ſtver-
ſammlung zu beſuchen, um durch imponierende
Teilnahme die tiefe Erregung des katholiſchen
Volkes Wiens kundzutun.

Vom Chriſtlichen Jugendbund
„Habsburg“ in Brünn
kommt uns folgende
Kundgebung zu: „Verehrliche Redaktion der
„Reichspoſt“! Als verdienſtvolle Veranlaſſerin
der Proteſtbewegung bitten wir Sie, nachſtehende,
in der geſtrigen Monatsverſammlung des „Chriſt-
lichen Jugendbundes „Habsburg“ gefaßte Ent-
ſchließung zu veröffentlichen: Die am Sonntag
den 7. d. tagende Monatsverſammlung des Chriſt-
lichen Jugendbundes „Habsburg“ gibt ihrer Ent-
rüſtung über das freche Attentat des alldeutſchen
Sudelblattes gegen ein Dogma der katholiſchen
Kirche Ausdruck und bedauert dieſe nur in dem
katholiſchen Rechtsſtaate Oeſterreich mögliche, un-
geahndet gebliebene Verhöhnung der heiligſten Ge-
fühle der chriſtlichen Bevölkerung. R. Hemale,
B. Kaukal.

Eine ähnliche Kundgebung kommt uns aus
Schleſien zu von den Bielitzer Katholiken, ge-
zeichnet vom chriſtlich-ſozialen politiſchen Verein
Bielitz, der politiſchen Bezirksorganiſation von
Bielitz, dem katholiſchen Geſellen-Kirchenbauverein,
dem katholiſchen Pfarrgemeinden-Komitee Bielitz
und den Katholikenvereinen Bielitz und Biſtrai.
Die gefertigten Vereine umfaſſen dreitauſend
Mitglieder.




Verſammlung des kath. Jünglingsvereines
„Maria-Hilf“.

Zu einer impoſanten und nichts
deſtoweniger würdigen Proteſtkundgebung geſtaltete
ſich die vom obgenannten Vereine einberufene Ver-
ſammlung. Der Beſuch war ein derartiger, daß in
dem großen Saale alle Erſchienenen nicht Platz
nehmen konnten. Unter den Anweſenden bemerkte
man: Reichsratsabgeordneten Julius Axmann, Hoch-
würden Herrn Profeſſor Hlawathy, P. Auguſtin O. S. B.
vom Schottenſtifte u. v. a. Nach Eröffnung durch
den Vorſtand Herrn Franz Babak und Aufführung
eines Teiles vom Oratorium „Der zwölfjährige
Jeſus“ ergriff als erſter Redner Hochw. k. k. Prof.
Hlawathy das Wort, um in formvollendeter Weiſe
die Beleidigungen und Beſchimpfungen der katholiſchen
Kirche zurückzuweiſen und gab dem Wunſche Aus-
druck, daß ſich hauptſächlich die katholiſche Jugend
feſt und innig an ihre Vereine anſchließen möge und
geſtärkt durch die daſelbſt gegebenen Lehren, den
Kampf gegen die Religion ſiegreich beſtehen möge.
Als zweiter Redner erſchien unter lautem Beifall
Reichsrats-Abgeordneter Axmann am Rednerpulte,
um als Volksvertreter über die letzten Vorgänge zu
ſprechen. In gewohnter trefflicher Weiſe ſchilderte
er die Gegner des Glaubens, ſtellte Vergleiche an,
wie einſtige große Geiſtesheroen und andersglänbige
Staatsminiſter die katholiſche Religion achteten und
ſchätzten und illuſtrierte die heutigen Gottesläſterer,
welche zur politiſchen Null hinabgeſunken ſind und
welch’ lächerliche Charaktere ſie vorſtellen. Redner
ſchloß mit einem Appell an die Jugend, ſich dieſer
Kundgebung anzuſchließen, um zu zeigen, daß die
katholiſche Bevölkerung in der Majorität iſt und ſich
energiſch zu wehren verſteht. Die Ausführungen wurden
mit lauten Beifallsrufen aufgenommen. Zum Schluſſe
wurde folgende Reſolution einſtimmig angenommen:
„Die am 8. Jänner 1905 tagende Vollverſammlung
der Mitglieder des katholiſchen Jünglingsvereines
„Maria Hilf“, Wien, VII. Weſtbahnſtraße 40, ſieht
in dem Schmähartikel eines Wiener Sudelblättchens
gegen das Allerheiligſte Altarsſakrament eine
ſchwere Beleidigung des ganzen katholi-
ſchen Volkes und ſpricht ihren tiefen Unwillen über
die ſchändlichen Gottesläſterungen und Verun-
glimpfungen aus, denen alles, was Katholiken heilig
und teuer iſt, in einem Teile der öſterreichiſchen
Preſſe bedauerlicher Weiſe ausgeſetzt erſcheint. Die
Verſammlung begrüßt mit Freude die Abwehraktion
gegen dieſe gottesläſterlichen Aeußerungen, ſowie
der kraſſen Majeſtätsbeleidigungen und erwartet von
allen Berufenen, daß Sie gegen dieſe Beleidigung
der katholiſchen und patriotiſchen Bevölkerung zu der
kräftigſten Abhilfe ſchreiten werden, um dem ſchwer-
gekränkten Rechtsgefühle des katholiſchen Volkes
Genugtuung zu verſchaffen und für die Zukunft
folchen unerträglichen Zuſtänden ein Ende zu machen.
Die Verſammlung ſchließt ſich auch den diesbezüg-
lichen allgemeinen Proteſtkundgebungen voll und
ganz an.“




Der katholiſche Jünglingsverein in
Wien
(Stammverein) hielt Sonntag den 8. d. M.
eine ſehr gut beſuchte Verſammlung ab, in welcher
Vorſtand Joſef Graſecker, hinweiſend auf die
entſetzliche Blasphemie in der atheiſtiſchen Preſſe, die
ſich die Katholiken nicht bieten laſſen können, in
energiſcheſter Weiſe Stellung nahm. Redner brachte
eine Proteſt-Reſolution zur Verleſung, welche mit
rauſchendem Beifall angenommen wurde. — Präfekt
P. Georg Freund entwickelte in klaren Worten die
katholiſche Lehre über das Altarsſakrament. Das
allererſte und notwendigſte auf katholiſcher Seite ſei
der Unterricht in religiöſen Wahrheiten. Es herrſche

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[9/0009] 7 Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905 Streiflichter. „Miſſionäre als Kuppler und Engel- macher.“ Die Pariſer „Action“, das Blatt eines apoſtaſierten Geiſtlichen, welches nur von Schund und Sudelberichten lebt, brachte unlängſt einen Artikel gegen den Kindheit Jeſu-Verein, der zum Teil unter obigem Titel durch einen großen Teil der kirchenfeindlichen Preſſe Oeſterreichs und Deutſchlands, natürlich auch in die wahrheitsliebende „Arbeiter-Zeitung“, überging. Da heißt es: Die Jeſuiten und andere Miſſionäre beſitzen und ver- walten Bordelle in China, eine Verleumdung von unerhörter Gemeinheit! Als „Beweis“ dafür, daß die Miſſionäre auch Engelmacher ſeien, werden angeblich Texte aus den „Annales de la Sainte Enfance“ angeführt. Der erſte Text ſoll lauten: „Und nun beſuchen Sie noch das Haus der Unbefleckten Empfängnis in Peking. Sehen Sie dieſe beſcheidene Eintrittspforte. Sie iſt in dieſem Jahr für eine große Zahl kleiner Brüder und Schweſtern die Pforte des Himmels geweſen. Ich irre mich nicht: 873 Kinder ſind uns, jedes gegen eine Summe von 0·45 Franken, an dieſer Pforte übergeben worden, und von dieſer Zahl ſind 843 geſtorben, nachdem ſie durch das heilige Waſſer der Taufe wiedergeboren worden waren. («Annales de la Ste. Enfance XXI. 258»). Ferner: „Unſere Aſyle ſind überfüllt und wenn nicht eine ſo große Zahl zum Himmel empor- ſtiege, um anderen kleinen Schützlingen Platz zu machen, wären wir ſchon lange außer Stande dieſe aufzunehmen“ (ohne Angabe des Ortes). Weiter: „Sicherlich ich bete, daß dieſe lieben kleinen Seelen uns ſobald als möglich verlaſſen, und in den Himmel eingehen. Aber ſchließlich, wenn ſie nicht ſterben wollen, muß man ſie er- nähren und erziehen.“ (Ohne Angabe des Ortes. Nur die Wiener „Arbeiter-Zeitung“ nennt für die beiden letzten Stellen die Seiten 238 und 252). Die Geſchichte iſt alt und ſtammt urſprünglich unſeres Wiſſens von der „Frkf. Ztg.“. Den Blät- tern antwortete am 22. Juni 1901 bereits die „Köln. Volkszeitung“ (Nr. 561), daß die zitierten Texte an den angegebenen Orten des Jahrganges 1897, wo die Zitatenreihe der „Frankf. Ztg.“ beginnt, und auch in den nachfolgenden Jahr- gängen bis 1900 ſich nicht finden. Wohl aber „wimmeln“ die Annales von Beſtätigungen für das überaus wohltätige Wirken der Miſſionäre und des Kindheit Jeſu-Vereines in allen Miſſions- ländern. Was die ſozialdemokratiſche Preſſe weiter über die angeblichen Kupplergeſchäfte der Miſſionäre bringt, iſt zu gemein, als daß wir darauf auch nur ein Wort antworten müßten. Wo bleibt das Los von Rom der Sozi? Die Schulgeſetze Niederöſterreichs ſind ſanktio- niert mit nur unweſentlichen Aenderungen, wie Dr. Geßmann ſelbſt erklärte und wie es die meiſten liberalen Blätter beſtätigen. Aber die Sozi ſind bis jetzt nicht los von Rom gegangen. Wenig- ſtens haben wir von einem Maſſenaustritte der Sozi nichts gehört. Und obwohl die Winarski und Schuhmeier auch nach der Sanktion mit dem „Los von Rom“ einigen Theaterdonner machten, iſt nichts geſchehen. Scheint auch nichts zu ge- ſchehen; denn die „Arbeiter-Zeitung“ und ihr Ableger, die „N. Fr. Lehrerſtimme“ ihres Redakteurs Täubler, tun, als ob die Aenderung der Schulgeſetze die Sachlage gänzlich geändert hätte, als ob jetzt gar kein Grund mehr wäre, weiter in Proteſten und „Los von Rom“ zu machen. Und doch finden wir heute im Organ der deutſchradikalen Lehrerſchaft, in der „Freien deutſchen Schule“, zuerſt den Beweis, daß eigent- lich nichts Weſentliches geändert worden ſei, und dann folgenden Angriff auf die Sozialdemo- kratie und ihre Organe: „Es war alſo durchaus unrichtig und mußte nur auf die Maſſen verwirrend wirken, als z. B. die „Arbeiter-Zeitung“ verkündete, der Wunſch der Geſamtregierung nach Aenderung der klerikalen Geſetze ſei als Niederlage und Bloßſtellung des Unterrichtsminiſters Dr. v. Hartel und des mit ihm „verbandelten“ Dr. Geßmann zu betrachten. Mit dieſen Aenderungen, die, wie man auch bei den Sozialdemokraten ganz gut wußte, das Weſen des klerikalen Geſetzes unbe- rührt ließen, durfte der Widerſtand gegen dieſes Geſetz nicht eingeſtellt werden. Das iſt aber ge- ſchehen und das Loſungswort hiezu ging gerade von dem „himmelſtürmenden“ Radikalismus der „revolutionären“ Sozialdemokratie aus, die vor der Notwendigkeit geſtanden wäre, ihrer Drohung mit „Los von Rom“ die Tat folgen zu laſſen, um die Sanktion des Geſetzes zu verhindern. Die Anmeldung von einigen Tauſend Austritten aus der römiſchen Kirche hätten genügt, die maß- gebenden Kreiſe von der Sanktion des klerikalen Schulgeſetzes abzuhalten. (?) Aber dieſe Kreiſe kannten die korrupte Führerſchaft der internationalen Sozialdemokratie und ſie wußten daher, daß ſich die roten Führer mit einem Scheinerfolge begnügen werden, der ihnen einen „ehrenvollen Rückzug“ aus einem Kampfe ermöglichen ſollte, den ſie nicht bis zu dem von ihnen angedrohten Aeußerſten führen wollten. Daß dieſer Rückzug nicht ehrenvoll iſt, braucht nicht geſagt zu werden. Wenn Rom in ſeinem zielbewußten Kampf um die Schule ſolchen Gegnern gegenüberſteht, dann iſt ihm der endliche Sieg ſicher.“ Wir hatten von allem Anfang an dieſe Drohung der Sozi: „Los von Rom“ als lächerliche Farce bezeichnet, vor der höchſtens einige altersſchwache Angſtmeier ſich erſchrecken könnten, denn die Sozialdemokratie allein hätte großen Schaden davon. Darum waren die „kor- rupten Führer“ auch froh, daß die paar Abände- rungen beſchloſſen wurden! Sie hatten einen Weg zum „ehren-“, d. h. ſchmachvollen Rückzug. Die Abwehraktion der Wiener Katholiken. Proteſt-Verſammlungen. Anſchließend an die vielen Proteſtverſamm- lungen der Katholiken Wiens veranſtaltete auch die Schulvereins-Pfarrgruppe „St. Paulus“ in Döbling am Sonntag den 8. Jänner in den Sälen „Zum braunen Hirſchen“ eine Verſammlung, um Proteſt einzulegen gegen die empörenden An- griffe der Gottesfeinde. Der Obmann der Pfarrgruppe Hochwürden Kratochwill konnte eine große Anzahl Er- ſchienener, darunter den Gemeinderat Drößler und die Bezirksräte Voith und Müller, be- grüßen und nach Erledigung des geſchäftlichen Teiles der gleichzeitig ſtattfindenden Jahres- verſammlung dem Gemeinderate Drößler, der für den leider verhinderten Prinzen Liechtenſtein er- ſchienen war, das Wort erteilen. Redner beſpricht die Lage der Katholiken zur Zeit der liberalen Herrſchaft, in welcher man es auch wagen wollte, das Kruzifix aus den Schulen zu entfernen. Doch auch jetzt, da die Katholiken zum Teile erwacht ſeien, können es verſchiedene Elemente wagen, unſere Prieſter, unſeren Glauben, ſelbſt unſer Heiligſtes zu beſudeln, weil ſie den Schutz der Regierung genoſſen und noch genießen. Denn nur ſo habe ein alldeutſches Blättchen die Frechheit haben können, das Allerheiligſte in der infamſten Weiſe herabzuſetzen. Die Regierung ſelbſt hätte da eingreifen müſſen, doch ſie habe nichts getan. Eine ſolche Regierung ſei nicht fähig, das Staats- ruder zu führen, daher weinen die Katholiken dieſer Regierung keine Träne nach. Der neuen Regierung müſſe man ſagen, was ſie zu tun hat. An uns liege es nun, unſere Pflicht voll und ganz zu tun, dann werde auch die Regierung ge- nötigt ſein, ihre Pflicht den Katholiken gegenüber zu erfüllen. Er fordert ſchließlich die Anweſenden auf, eine im Sinne dieſer Ausführungen gehaltene Re- ſolution anzunehmen, die auch einſtimmig zum Beſchluß erhoben wurde. Hierauf ſprach Bürgerſchullehrer Meier in ſehr exakter und ausführlicher Weiſe über das Verhältnis der Deutſchen zum Papſttum. Gerade unſere Zeit entnehme die Waffen gegen die Kirche der nationalen Rüſtkammer. Er zeigt an der Hand der Geſchichte, daß das Papſttum nicht nur nicht feindlich, ſondern ſehr freundlich den Deutſchen gegenüberſtand, die in nationaler und kultureller Beziehung faſt alles dem Papſttum verdanken. Nachdem Hochw. Karl Oberhammer äußerſt Intereſſantes aus den Miſſionen in Japan, Korea, China und der Mandſchurei mitgeteilt hatte, ergriff als letzter Redner Kanonikus Ritter v. Negri das Wort. Die Proteſtverſammlungen ſeien gut, ſehr gut. Die Regierung müßte wohl erfahren, daß das katholiſche Volk ſich erhebe. Es ſei komiſch, wenn der neue Juſtizminiſter zum kirchlichen Vorgeſetzten kommt, um zu fragen, was das katholiſche Volk wünſche. Er müſſe doch wiſſen, was den Katholiken gebührt. Es müſſe nun endlich der verwaſchene Katholizismus fallen und es ſei dieſe Beleidigung des Aller- heiligſten vielleicht ein Glück im Unglück, weil dadurch die Schlafenden geweckt werden. Redner fordert ſchließlich auf, die heute in der Volkshalle des Rathauſes ſtattfindende große Prote ſtver- ſammlung zu beſuchen, um durch imponierende Teilnahme die tiefe Erregung des katholiſchen Volkes Wiens kundzutun. Vom Chriſtlichen Jugendbund „Habsburg“ in Brünn kommt uns folgende Kundgebung zu: „Verehrliche Redaktion der „Reichspoſt“! Als verdienſtvolle Veranlaſſerin der Proteſtbewegung bitten wir Sie, nachſtehende, in der geſtrigen Monatsverſammlung des „Chriſt- lichen Jugendbundes „Habsburg“ gefaßte Ent- ſchließung zu veröffentlichen: Die am Sonntag den 7. d. tagende Monatsverſammlung des Chriſt- lichen Jugendbundes „Habsburg“ gibt ihrer Ent- rüſtung über das freche Attentat des alldeutſchen Sudelblattes gegen ein Dogma der katholiſchen Kirche Ausdruck und bedauert dieſe nur in dem katholiſchen Rechtsſtaate Oeſterreich mögliche, un- geahndet gebliebene Verhöhnung der heiligſten Ge- fühle der chriſtlichen Bevölkerung. R. Hemale, B. Kaukal. Eine ähnliche Kundgebung kommt uns aus Schleſien zu von den Bielitzer Katholiken, ge- zeichnet vom chriſtlich-ſozialen politiſchen Verein Bielitz, der politiſchen Bezirksorganiſation von Bielitz, dem katholiſchen Geſellen-Kirchenbauverein, dem katholiſchen Pfarrgemeinden-Komitee Bielitz und den Katholikenvereinen Bielitz und Biſtrai. Die gefertigten Vereine umfaſſen dreitauſend Mitglieder. Verſammlung des kath. Jünglingsvereines „Maria-Hilf“. Zu einer impoſanten und nichts deſtoweniger würdigen Proteſtkundgebung geſtaltete ſich die vom obgenannten Vereine einberufene Ver- ſammlung. Der Beſuch war ein derartiger, daß in dem großen Saale alle Erſchienenen nicht Platz nehmen konnten. Unter den Anweſenden bemerkte man: Reichsratsabgeordneten Julius Axmann, Hoch- würden Herrn Profeſſor Hlawathy, P. Auguſtin O. S. B. vom Schottenſtifte u. v. a. Nach Eröffnung durch den Vorſtand Herrn Franz Babak und Aufführung eines Teiles vom Oratorium „Der zwölfjährige Jeſus“ ergriff als erſter Redner Hochw. k. k. Prof. Hlawathy das Wort, um in formvollendeter Weiſe die Beleidigungen und Beſchimpfungen der katholiſchen Kirche zurückzuweiſen und gab dem Wunſche Aus- druck, daß ſich hauptſächlich die katholiſche Jugend feſt und innig an ihre Vereine anſchließen möge und geſtärkt durch die daſelbſt gegebenen Lehren, den Kampf gegen die Religion ſiegreich beſtehen möge. Als zweiter Redner erſchien unter lautem Beifall Reichsrats-Abgeordneter Axmann am Rednerpulte, um als Volksvertreter über die letzten Vorgänge zu ſprechen. In gewohnter trefflicher Weiſe ſchilderte er die Gegner des Glaubens, ſtellte Vergleiche an, wie einſtige große Geiſtesheroen und andersglänbige Staatsminiſter die katholiſche Religion achteten und ſchätzten und illuſtrierte die heutigen Gottesläſterer, welche zur politiſchen Null hinabgeſunken ſind und welch’ lächerliche Charaktere ſie vorſtellen. Redner ſchloß mit einem Appell an die Jugend, ſich dieſer Kundgebung anzuſchließen, um zu zeigen, daß die katholiſche Bevölkerung in der Majorität iſt und ſich energiſch zu wehren verſteht. Die Ausführungen wurden mit lauten Beifallsrufen aufgenommen. Zum Schluſſe wurde folgende Reſolution einſtimmig angenommen: „Die am 8. Jänner 1905 tagende Vollverſammlung der Mitglieder des katholiſchen Jünglingsvereines „Maria Hilf“, Wien, VII. Weſtbahnſtraße 40, ſieht in dem Schmähartikel eines Wiener Sudelblättchens gegen das Allerheiligſte Altarsſakrament eine ſchwere Beleidigung des ganzen katholi- ſchen Volkes und ſpricht ihren tiefen Unwillen über die ſchändlichen Gottesläſterungen und Verun- glimpfungen aus, denen alles, was Katholiken heilig und teuer iſt, in einem Teile der öſterreichiſchen Preſſe bedauerlicher Weiſe ausgeſetzt erſcheint. Die Verſammlung begrüßt mit Freude die Abwehraktion gegen dieſe gottesläſterlichen Aeußerungen, ſowie der kraſſen Majeſtätsbeleidigungen und erwartet von allen Berufenen, daß Sie gegen dieſe Beleidigung der katholiſchen und patriotiſchen Bevölkerung zu der kräftigſten Abhilfe ſchreiten werden, um dem ſchwer- gekränkten Rechtsgefühle des katholiſchen Volkes Genugtuung zu verſchaffen und für die Zukunft folchen unerträglichen Zuſtänden ein Ende zu machen. Die Verſammlung ſchließt ſich auch den diesbezüg- lichen allgemeinen Proteſtkundgebungen voll und ganz an.“ Der katholiſche Jünglingsverein in Wien (Stammverein) hielt Sonntag den 8. d. M. eine ſehr gut beſuchte Verſammlung ab, in welcher Vorſtand Joſef Graſecker, hinweiſend auf die entſetzliche Blasphemie in der atheiſtiſchen Preſſe, die ſich die Katholiken nicht bieten laſſen können, in energiſcheſter Weiſe Stellung nahm. Redner brachte eine Proteſt-Reſolution zur Verleſung, welche mit rauſchendem Beifall angenommen wurde. — Präfekt P. Georg Freund entwickelte in klaren Worten die katholiſche Lehre über das Altarsſakrament. Das allererſte und notwendigſte auf katholiſcher Seite ſei der Unterricht in religiöſen Wahrheiten. Es herrſche

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost007_1905/9>, abgerufen am 21.11.2024.