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Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905.

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Wien, Dienstag Reichspost 10. Jänner 1905 7

[Spaltenumbruch] eine weitgehende religiöse Unkenntnis. Also Auf-
klärung! Praktisches Christentum! ...... Am
15. d. M. findet um 7 Uhr früh in der Kirche des
k. k. Waisenhauses eine gemeinsame Sühn-Kom-
munion statt.




Zustimmungskundgebungen.

Der Abwehrausschuß erhält täglich eine große
Anzahl von Zustimmungskundgebungen. Aus Salz-
burg
schrieb der katholisch-politische Volksverein für
das Herzogtum Salzburg, er begrüße mit Freuden
das energische und zielbewußte Auftreten des Abwehr-
komitees und der christlichen Vereine Wiens gegen-
über den von Tag zu Tag sich mehrenden Angriffen
auf die heiligsten Güter unseres katholischen Glaubens
und schloß sich den Protestkundgebungen vollinhaltlich
an. Ebenso stimmten dem Abwehrausschuß folgende
Vereine Salzburgs zu: der Rupertusverein, die
Michaelsbruderschaft, der katholische Universitätsverein,
das Diözesanpräsidium der katholischen Arbeiter-
vereine, der katholische Gesellenverein, der katholische
Meisterverein, der Jünglingsverein, das Apostolat
der christlichen Töchter und der katholische Bücher-
verein.

Aus Vorarlberg kam eine entschiedene Kund-
gebung des über 3000 Mitglieder zählenden
christlich-sozialen Volksvereines für das Land
Vorarlberg. Der Verein schließt sich be-
geistert der Wiener Aktion an, die geeignet er-
scheint, die Katholiken ganz Oesterreichs auf-
zurütteln. An der Spitze dieser Volkskundgebung
stand Abgeordneter Franz Loser. Der Christliche
Verein für Bregenz und Umgebung hielt am 4. Jänner
eine glänzend besuchte Protestversammlung ab. In
derselben wurde einstimmig folgende Resolution an-
genommen: "Gleich vielen Millionen katholisch ge-
sinnter Oesterreicher erkennt der Christlich-soziale
Verein für Bregenz in der aus Rücksichten angeb-
licher Klugheit beobachteten Schonung des kirchen-
feindlichen und staatszersetzenden Radikalismus seitens
der staatlichen Faktoren die höchste Gefahr für den
Bestand des Herrscherhauses, des Staates und für
die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung. Die
Versammlung erwartet, daß endlich der von der
rollenden Reichsmark unterstützten alldeutschen Be-
wegung, welche sich ständig gegen die Grundfesten
des Thrones und Altars richtet, mit allen gesetzlich
erlaubten Mitteln energisch Einhalt geboten wird,
und verlangt ebenso energisch, daß die von alldeutscher
Seite begangenen Verbrechen der Religionsstörung
dem Strafgesetze entsprechend geahndet werden. Die
Versammlung ist überzeugt, daß das ganze katho-
lische Volk aus dem Schlafe erwachen und gegen
seine offenen und verkappten Feinde öffentlich Stellung
nehmen muß."

Aus Steiermark schloß sich dem Abwehr-
ausschuß der katholische Frauenverein, wie der 23.000
Mitglieder zählende Anbetungs- und Paramentenverein
der Diözese Seckau an.

Aus Niederösterreich kamen Zustimmungs-
kundgebungen von den 900 organisierten Katholiken
Tullns und zwar vom katholischen Gesellenverein,
vom Katholischen Schulverein, vom Rosenkranzverein
und vom Wählerverein. Der Verein der Immer-
währenden Anbetung des Altarssakramentes in
Kagran schloß sich der Aktion an; ebenso von der
Wiener Pfarre St. Josef im 5. Bezirke der Kirchen-
musikverein und der Katholische Schulverein. Dieselbe
Entschließung faßte der katholische Arbeiterverein im
5. Bezirke, der christlich-soziale Wählerverein im
10. Bezirke, das katholisch-politische Kasino Land-
straße, die Patronage Kaisermühlen, der katholische
Jünglingsverein in Kaisermühlen, der Mariazeller-
verein bei St. Rupertus und die katholische Lands-
mannschaft Nordgau.

In Wien fanden am Drei Königsfeste vor-
mittags zwei feierliche Sühn kommunionen statt: Der
Herz Jesu Sodalität und die marianische Kongregation
der städtischen Lehrer. Nachmittags fanden zwei
glänzend besuchte Protestversammlungen statt.

Im 10. Bezirke im Festsaale des Gemeinde-
hauses fand eine massenhaft besuchte Versammlung
des Kirchenbauvereines v. d. hl. Aposteln
statt. Nach Eröffnung durch Hochw. P. Hauser sprach
Lehrer Bösbauer unter großem Beifalle über die
katholische Gegenaktion.

Beim Abwehrausschuß (Kanzlei der katholischen
Vereine, 1. Bezirk, Bäckerstraße 14) sind noch Zu-
stimmungskundgebungen eingelangt: Von der Orts-
gruppe Wiener-Neustadt des christlichen Wiener
Frauenbundes, von der Landesabteilung Graz des
Werkes des hl. Philipp Neri; der Stadtpfarrklerus
von Salzburg-Nontal stimmt aus ganzen Herzen der
Abwehraktion der Wiener Katholiken zu. In diesem
heiligen Kampfe gab es keinen Unterschied zwischen
katholischem Klerus und Volk in Wien wie der
Provinz. Dieser große Kreuzzug gegen die Feinde
des eucharistischen Heilandes und seiner katholischen
[K]irche solle nicht nur mutig und großartig anfangen,
sondern er werde und müsse auch mit der glänzenden
Eroberung des modernen arisch-semitischen Babel des
Unglaubens enden. -- (Z. N. B.) Schließlich sei
[n]och zahlreicher Kundgebungen gedacht, die von ver-
schiedenen katholischen Vereinen einlaufen. So hat
gestern u. a. der Katholische Volksbildungs-
verein
einer Protestresolution stürmischen Beifall
gezollt.


[Spaltenumbruch]
Ein Volksgericht.

Aus dem Piestingtale wird uns ge-
schrieben: Sämtliche zehn Pfarrgemeinden des
Piestingtales haben sich vereinigt und folgenden
Protest an den Kardinal-Fürsterzbischof Dr.
Gruscha nach Wien gesendet: "Eure Eminenz!
Hochwürdigster Herr Kardinal-Fürsterzbischof! Der
Protest, den Eure Eminenz in Erfüllung Ihrer
oberhirtlichen Pflicht gegen die unerhörte Be-
schimpfung des Allerheiligsten Altarssakramentes
durch ein in Wien erscheinendes Blatt erhoben
haben, hat in den Herzen der unterzeichneten
Männer den lebhaftesten Widerhall gefunden. Wir
sprechen Eurer Eminenz für die ebenso kräftige
als würdevolle Zurückweisung des entsetzlichen
Attentates auf das heiligste Geheimnis unseres
Glaubens den ehrfurchtsvollsten Dank aus. Auch
wir protestieren laut und feierlich gegen die boden-
los gemeine Herabwürdigung dessen, was uns
gläubigen Katholiken ohne Unterschied der Partei-
stellung das Heiligste im Himmel und auf Erden
ist, für dessen Ehre wir jederzeit mit Gut und
Blut einzustehen bereit sind. Wir bekennen hiemit
öffentlich, daß im Allerheiligsten Sakramente des
Altares Jesus Christus, unser Herr und Gott,
unser Erlöser und ewiger Richter wahr-
haft zugegen ist. An diesem Bekenntnisse
wollen und werden wir unerschütterlich festhalten
im Leben und Sterben, so wahr Gott uns helfe
und sein heiliges Evangelium. Wir bekennen
öffentlich, daß dem Allerheiligsten Sakramente
kraft göttlichen Rechtes alle Ehre und Anbetung
gebührt und sind entschlossen, dem ewigen Gott
im Geheimnisse der Liebe überall und allezeit den
schuldigen Tribut unserer Ehrfurcht zu leisten.
Zum Ausdrucke dieser Gesinnung rufen wir mit
freudiger Begeisterung: "Hochgelobt und gebenedeit
sei das Allerheiligste Sakrament des Altars".

Elfhundert Männer aus allen
Parteien und Volkskreisen
haben die
Kundgebung unterschrieben. Neben erklärten christ-
lich-sozialen
Parteigängern finden wir unter
den Unterzeichneten auch Deutschnationale
und Sozaldemokraten. Beamte, Aerzte,
Lehrer, Offiziere, Arbeiter, Bauern, Geschäftsleute
-- kurz alle Stände sind vertreten. Nur äußerst
wenig Männer -- und von diesen fast alle nur
infolge eines Mißverständnisses -- haben die
Unterschriften verweigert; in den meisten Gemein-
den hat sich überhaupt niemand gefunden, der die
Unterschrift verweigert hätte, so daß die Kund-
gebung ein wahres Volksgericht über die Gemein-
heiten des "Alldeutschen Tagblattes", ausgegangen
von volljährigen Männern bedeutet. Wir
gratulieren den wackern Männern des Piesting-
tales zu ihrem Mut und ihrer Bekenntnistreue
und rufen ihnen ein lautes "Bravo" zu.




Theater, Kunst und Musik.
-- Hofburgtheater.

Die dramaturgische
Vivisektion des "Don Carlos" ist heute
nicht berichtreif. Im Augenblick scheint es noch
eine Ungeheuerlichkeit, ein Panoptikumwitz, inmitten
eines Aktes, inmitten einer Geste fast, ein klassi-
sches Drama für achtundvierzig Stunden zu unter-
brechen und es erst wieder aufzunehmen, wenn die
vom Dichter mit allem Aufwand künstlerischer
Kultur herangepflegte Spannung am fieberhaftesten
nach Entwirrung strebt. Vorläufig haben wir
also nur zu melden, daß dieser direktoriale
Akrobatentrick im Namen der deutschen Dichter
und ihrer kunstgesetzgeberischen Mission mit Ernst
und Nachdruck verworfen werden muß. Die
dekorativen Herrlichkeiten entschuldigen den Frevel
nicht, ebensowenig als sie die schauspielerische
Dekadenz unserer Hofbühne bemänteln könnten.
Herr Josef Kainz, dessen Abgang von
Berlin kein Wiener verschmerzen sollte, gab
ein physiognomisch und psychologisch gleich an-
widerndes Zerrbild des Don Carlos. Nichts ließ
die von einem Tornado unseliger Empfindungen
umwirbelte Heldenseele ahnen, auf die ein Posa
zählen konnte. Wir sahen nur einen plärrenden,
neurasthenischen Kontoristen, dem es mit der
doppelten Buchhaltung nicht gelingen will und
der in dem Philipp des Herrn Sonnenthal
einen gichtischen, schlaffen, nicht ganz zurechnungs-
fähigen Greis, keinesfalls den reichsten und in der
"getauften" Welt, zum Chef hat. Herrn Reimers'
schöne Posadeklamation ließ den genialen Intri-
ganten nicht ahnen, der uns noch bevorstehen
soll. Frau Hohenfels als Königin dagegen
war so herrlich, so klar und schön, daß man sie
[Spaltenumbruch] lieber als Philipps Opfer, denn als dieses uns
so fürcherlichen Knaben Don Karl Beglückerin sah.

R. E. P

-- Kaiserjubiläums-Stadttheater.

Die
angekündigt gewesene Nachmittagsvorstellung von
"Blondelfchen" am Mittwoch den 11. d. entfällt
wegen der Vorbereitungen zum "Kobold" und wird
das Geld für die bereits gelösten Billets an
den Kassen zurückerstattet.

-- Deutsches Volkstheater.

Fräulein
Lucie Lißl wird am 1. September d. J. in den
Verband des Deutschen Volkstheaters treten. Auf
die wiederholte Bitte der Dame hat die Theater-
kommission des großherzoglichen Hof- und
Nationaltheaters in Mannheim die Lösung des
Vertrages bewilligt.

-- Carl-Theater.

Die Textbücher (deutsch)
zu den Stücken, welche gelegentlich des "Duse-
Gastspieles"
zur Aufführung gelangen, sind
an den Tageskassen des Theaters erhältlich.

-- Jautsch-Theater.

Die Ausstattungs-
Novität "Die Entdeckung Amerikas" (Christoph
Columbus) wird Donnerstag den 12. d. zum
25. Male (unter persönlicher Leitung des Kom-
ponisten Emil Korolanyi) aufgeführt.

-- Theater in der Josefstadt.

Dienstag
ist die Erstaufführung des Pariser Schwank-
novität "Main passe" von Georges Feydeau,
die unter dem Titel "Von Hand zu Hand"
in der Uebertragung von Benno Jacobson zum
erstenmale in deutscher Sprache gegeben wird. Die
Hauptrollen dieser Novität werden von den
Damen Wagen, Jurberg, Palme, Gariner und
den Herren Maran, Claar, Nerz, Straßny, Jarno,
Guttmann, Lechner, Pallenberg und Mahr dar-
gestellt.

-- Preisausschreibung.

Von der nächsten
Saison ab werden für jede Spielzeit drei Preise
für Werke ausgeschrieben, die am Deutschen
Volkstheater große literarische Erfolge erringen.
An der Spitze der Preisjury wird Regierungsrat
Dr. Glossy stehen. Die übrigen Mitglieder der
Jury sind noch nicht ernannt, doch wird der
Vereinsausschuß des Deutschen Volkstheaters in
der Jury entsprechend vertreten sein.

-- Antonia Dolores

ist in London er-
krankt und mußte ihr für Samstag, den 7. d.,
anberaumtes Konzert auf Mittwoch, den 11. d.,
verschieben. Die Karten sind in Gutmanns Hof-
musikalienhandlung umzutauschen. Das von der
Künstlerin in London aufgegebene Telegramm
gelangte infolge Verstümmelung der Adresse ver-
spätet in die Hände der Konzertdirektion.

-- Konzertverein.

Für das am 18. d.
unter Mitwirkung der Konzertsängerin Tilly
Koenen, des Klaviervirtuosen Ernst v. Dohnanyi
und des Wiener Männergesangsvereines statt-
findende Pensionsfondskonzert waren sämtliche
Sitze bereits vom ersten Tage der Kartenausgabe
an die Vereinsmitglieder vergriffen. Um der zahl-
reichen Nachfrage nach Karten zu genügen, wird
nun eine öffentliche Generalprobe Dienstag, den
17. d. M., nachmittags veranstaltet. Karten im
Bureau Kehlendorfer.




Aus dem Gerichtssaale.
Die Mörderin Klein

hat an eine ihr
nahestehende Persönlichkeit ein Schreiben gerichtet,
in welchem sie u. a. sagt: "Heute war der hoch-
würdige P. Fuchs bei mir und teilte mir mit,
daß ich am 9. d. M. das Glaubensbekenntnis
ablegen werde und dann beichten und kommuni-
zieren darf. O, wie glücklich werde ich dann sein.
Im Beichtstuhl kann ich endlich mein Herz ohne
Hehl ausschütten und die Wahrheit frank und
frei heraussagen. Ich habe eine innige Bitte an
Sie. Es ist fast ein Vermächtnis. Unter meinen
Photographien befindet sich ein Bild, das mich im
Lawn-tennis-Kostüm darstellt. Weiße Seiden-
blouse mit roter Kravatte, weiße Schoß mit rotem
Gürtel, die Hände halten von rückwärts den
Hut. Das Bild stammt von jener Zeit, wo ich
bald meiner Tochter das Leben gab. Dieses Bild
sowie meinen Brillantring und den Doppelgulden
bitte, wenn es möglich sein wird, an sich zu
nehmen und diese Gegenstände meinem Töchterlein
zu übergeben. Ich bitte Sie dringend, er-
füllen Sie diese meine Bitte. Es schnürt mir
das Herz zusammen, wenn ich an mein Kind
denke; ich darf es nie wiedersehen und muß
sterben, ohne es noch einmal an mein Herz ge-
drückt zu haben. Wenn das Kind einst größer sein
wird, dann werden die Menschen zu ihm sagen:
Deine Mutter hat gemordet aus Liebe zu einem
Mann und ist dann gehängt worden .... Ich

Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905 7

[Spaltenumbruch] eine weitgehende religiöſe Unkenntnis. Alſo Auf-
klärung! Praktiſches Chriſtentum! ...... Am
15. d. M. findet um 7 Uhr früh in der Kirche des
k. k. Waiſenhauſes eine gemeinſame Sühn-Kom-
munion ſtatt.




Zuſtimmungskundgebungen.

Der Abwehrausſchuß erhält täglich eine große
Anzahl von Zuſtimmungskundgebungen. Aus Salz-
burg
ſchrieb der katholiſch-politiſche Volksverein für
das Herzogtum Salzburg, er begrüße mit Freuden
das energiſche und zielbewußte Auftreten des Abwehr-
komitees und der chriſtlichen Vereine Wiens gegen-
über den von Tag zu Tag ſich mehrenden Angriffen
auf die heiligſten Güter unſeres katholiſchen Glaubens
und ſchloß ſich den Proteſtkundgebungen vollinhaltlich
an. Ebenſo ſtimmten dem Abwehrausſchuß folgende
Vereine Salzburgs zu: der Rupertusverein, die
Michaelsbruderſchaft, der katholiſche Univerſitätsverein,
das Diözeſanpräſidium der katholiſchen Arbeiter-
vereine, der katholiſche Geſellenverein, der katholiſche
Meiſterverein, der Jünglingsverein, das Apoſtolat
der chriſtlichen Töchter und der katholiſche Bücher-
verein.

Aus Vorarlberg kam eine entſchiedene Kund-
gebung des über 3000 Mitglieder zählenden
chriſtlich-ſozialen Volksvereines für das Land
Vorarlberg. Der Verein ſchließt ſich be-
geiſtert der Wiener Aktion an, die geeignet er-
ſcheint, die Katholiken ganz Oeſterreichs auf-
zurütteln. An der Spitze dieſer Volkskundgebung
ſtand Abgeordneter Franz Loſer. Der Chriſtliche
Verein für Bregenz und Umgebung hielt am 4. Jänner
eine glänzend beſuchte Proteſtverſammlung ab. In
derſelben wurde einſtimmig folgende Reſolution an-
genommen: „Gleich vielen Millionen katholiſch ge-
ſinnter Oeſterreicher erkennt der Chriſtlich-ſoziale
Verein für Bregenz in der aus Rückſichten angeb-
licher Klugheit beobachteten Schonung des kirchen-
feindlichen und ſtaatszerſetzenden Radikalismus ſeitens
der ſtaatlichen Faktoren die höchſte Gefahr für den
Beſtand des Herrſcherhauſes, des Staates und für
die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung. Die
Verſammlung erwartet, daß endlich der von der
rollenden Reichsmark unterſtützten alldeutſchen Be-
wegung, welche ſich ſtändig gegen die Grundfeſten
des Thrones und Altars richtet, mit allen geſetzlich
erlaubten Mitteln energiſch Einhalt geboten wird,
und verlangt ebenſo energiſch, daß die von alldeutſcher
Seite begangenen Verbrechen der Religionsſtörung
dem Strafgeſetze entſprechend geahndet werden. Die
Verſammlung iſt überzeugt, daß das ganze katho-
liſche Volk aus dem Schlafe erwachen und gegen
ſeine offenen und verkappten Feinde öffentlich Stellung
nehmen muß.“

Aus Steiermark ſchloß ſich dem Abwehr-
ausſchuß der katholiſche Frauenverein, wie der 23.000
Mitglieder zählende Anbetungs- und Paramentenverein
der Diözeſe Seckau an.

Aus Niederöſterreich kamen Zuſtimmungs-
kundgebungen von den 900 organiſierten Katholiken
Tullns und zwar vom katholiſchen Geſellenverein,
vom Katholiſchen Schulverein, vom Roſenkranzverein
und vom Wählerverein. Der Verein der Immer-
währenden Anbetung des Altarsſakramentes in
Kagran ſchloß ſich der Aktion an; ebenſo von der
Wiener Pfarre St. Joſef im 5. Bezirke der Kirchen-
muſikverein und der Katholiſche Schulverein. Dieſelbe
Entſchließung faßte der katholiſche Arbeiterverein im
5. Bezirke, der chriſtlich-ſoziale Wählerverein im
10. Bezirke, das katholiſch-politiſche Kaſino Land-
ſtraße, die Patronage Kaiſermühlen, der katholiſche
Jünglingsverein in Kaiſermühlen, der Mariazeller-
verein bei St. Rupertus und die katholiſche Lands-
mannſchaft Nordgau.

In Wien fanden am Drei Königsfeſte vor-
mittags zwei feierliche Sühn kommunionen ſtatt: Der
Herz Jeſu Sodalität und die marianiſche Kongregation
der ſtädtiſchen Lehrer. Nachmittags fanden zwei
glänzend beſuchte Proteſtverſammlungen ſtatt.

Im 10. Bezirke im Feſtſaale des Gemeinde-
hauſes fand eine maſſenhaft beſuchte Verſammlung
des Kirchenbauvereines v. d. hl. Apoſteln
ſtatt. Nach Eröffnung durch Hochw. P. Hauſer ſprach
Lehrer Bösbauer unter großem Beifalle über die
katholiſche Gegenaktion.

Beim Abwehrausſchuß (Kanzlei der katholiſchen
Vereine, 1. Bezirk, Bäckerſtraße 14) ſind noch Zu-
ſtimmungskundgebungen eingelangt: Von der Orts-
gruppe Wiener-Neuſtadt des chriſtlichen Wiener
Frauenbundes, von der Landesabteilung Graz des
Werkes des hl. Philipp Neri; der Stadtpfarrklerus
von Salzburg-Nontal ſtimmt aus ganzen Herzen der
Abwehraktion der Wiener Katholiken zu. In dieſem
heiligen Kampfe gab es keinen Unterſchied zwiſchen
katholiſchem Klerus und Volk in Wien wie der
Provinz. Dieſer große Kreuzzug gegen die Feinde
des euchariſtiſchen Heilandes und ſeiner katholiſchen
[K]irche ſolle nicht nur mutig und großartig anfangen,
ſondern er werde und müſſe auch mit der glänzenden
Eroberung des modernen ariſch-ſemitiſchen Babel des
Unglaubens enden. — (Z. N. B.) Schließlich ſei
[n]och zahlreicher Kundgebungen gedacht, die von ver-
ſchiedenen katholiſchen Vereinen einlaufen. So hat
geſtern u. a. der Katholiſche Volksbildungs-
verein
einer Proteſtreſolution ſtürmiſchen Beifall
gezollt.


[Spaltenumbruch]
Ein Volksgericht.

Aus dem Pieſtingtale wird uns ge-
ſchrieben: Sämtliche zehn Pfarrgemeinden des
Pieſtingtales haben ſich vereinigt und folgenden
Proteſt an den Kardinal-Fürſterzbiſchof Dr.
Gruſcha nach Wien geſendet: „Eure Eminenz!
Hochwürdigſter Herr Kardinal-Fürſterzbiſchof! Der
Proteſt, den Eure Eminenz in Erfüllung Ihrer
oberhirtlichen Pflicht gegen die unerhörte Be-
ſchimpfung des Allerheiligſten Altarsſakramentes
durch ein in Wien erſcheinendes Blatt erhoben
haben, hat in den Herzen der unterzeichneten
Männer den lebhafteſten Widerhall gefunden. Wir
ſprechen Eurer Eminenz für die ebenſo kräftige
als würdevolle Zurückweiſung des entſetzlichen
Attentates auf das heiligſte Geheimnis unſeres
Glaubens den ehrfurchtsvollſten Dank aus. Auch
wir proteſtieren laut und feierlich gegen die boden-
los gemeine Herabwürdigung deſſen, was uns
gläubigen Katholiken ohne Unterſchied der Partei-
ſtellung das Heiligſte im Himmel und auf Erden
iſt, für deſſen Ehre wir jederzeit mit Gut und
Blut einzuſtehen bereit ſind. Wir bekennen hiemit
öffentlich, daß im Allerheiligſten Sakramente des
Altares Jeſus Chriſtus, unſer Herr und Gott,
unſer Erlöſer und ewiger Richter wahr-
haft zugegen iſt. An dieſem Bekenntniſſe
wollen und werden wir unerſchütterlich feſthalten
im Leben und Sterben, ſo wahr Gott uns helfe
und ſein heiliges Evangelium. Wir bekennen
öffentlich, daß dem Allerheiligſten Sakramente
kraft göttlichen Rechtes alle Ehre und Anbetung
gebührt und ſind entſchloſſen, dem ewigen Gott
im Geheimniſſe der Liebe überall und allezeit den
ſchuldigen Tribut unſerer Ehrfurcht zu leiſten.
Zum Ausdrucke dieſer Geſinnung rufen wir mit
freudiger Begeiſterung: „Hochgelobt und gebenedeit
ſei das Allerheiligſte Sakrament des Altars“.

Elfhundert Männer aus allen
Parteien und Volkskreiſen
haben die
Kundgebung unterſchrieben. Neben erklärten chriſt-
lich-ſozialen
Parteigängern finden wir unter
den Unterzeichneten auch Deutſchnationale
und Sozaldemokraten. Beamte, Aerzte,
Lehrer, Offiziere, Arbeiter, Bauern, Geſchäftsleute
— kurz alle Stände ſind vertreten. Nur äußerſt
wenig Männer — und von dieſen faſt alle nur
infolge eines Mißverſtändniſſes — haben die
Unterſchriften verweigert; in den meiſten Gemein-
den hat ſich überhaupt niemand gefunden, der die
Unterſchrift verweigert hätte, ſo daß die Kund-
gebung ein wahres Volksgericht über die Gemein-
heiten des „Alldeutſchen Tagblattes“, ausgegangen
von volljährigen Männern bedeutet. Wir
gratulieren den wackern Männern des Pieſting-
tales zu ihrem Mut und ihrer Bekenntnistreue
und rufen ihnen ein lautes „Bravo“ zu.




Theater, Kunſt und Muſik.
— Hofburgtheater.

Die dramaturgiſche
Viviſektion des „Don Carlos“ iſt heute
nicht berichtreif. Im Augenblick ſcheint es noch
eine Ungeheuerlichkeit, ein Panoptikumwitz, inmitten
eines Aktes, inmitten einer Geſte faſt, ein klaſſi-
ſches Drama für achtundvierzig Stunden zu unter-
brechen und es erſt wieder aufzunehmen, wenn die
vom Dichter mit allem Aufwand künſtleriſcher
Kultur herangepflegte Spannung am fieberhafteſten
nach Entwirrung ſtrebt. Vorläufig haben wir
alſo nur zu melden, daß dieſer direktoriale
Akrobatentrick im Namen der deutſchen Dichter
und ihrer kunſtgeſetzgeberiſchen Miſſion mit Ernſt
und Nachdruck verworfen werden muß. Die
dekorativen Herrlichkeiten entſchuldigen den Frevel
nicht, ebenſowenig als ſie die ſchauſpieleriſche
Dekadenz unſerer Hofbühne bemänteln könnten.
Herr Joſef Kainz, deſſen Abgang von
Berlin kein Wiener verſchmerzen ſollte, gab
ein phyſiognomiſch und pſychologiſch gleich an-
widerndes Zerrbild des Don Carlos. Nichts ließ
die von einem Tornado unſeliger Empfindungen
umwirbelte Heldenſeele ahnen, auf die ein Poſa
zählen konnte. Wir ſahen nur einen plärrenden,
neuraſtheniſchen Kontoriſten, dem es mit der
doppelten Buchhaltung nicht gelingen will und
der in dem Philipp des Herrn Sonnenthal
einen gichtiſchen, ſchlaffen, nicht ganz zurechnungs-
fähigen Greis, keinesfalls den reichſten und in der
„getauften“ Welt, zum Chef hat. Herrn Reimers’
ſchöne Poſadeklamation ließ den genialen Intri-
ganten nicht ahnen, der uns noch bevorſtehen
ſoll. Frau Hohenfels als Königin dagegen
war ſo herrlich, ſo klar und ſchön, daß man ſie
[Spaltenumbruch] lieber als Philipps Opfer, denn als dieſes uns
ſo fürcherlichen Knaben Don Karl Beglückerin ſah.

R. E. P

— Kaiſerjubiläums-Stadttheater.

Die
angekündigt geweſene Nachmittagsvorſtellung von
„Blondelfchen“ am Mittwoch den 11. d. entfällt
wegen der Vorbereitungen zum „Kobold“ und wird
das Geld für die bereits gelöſten Billets an
den Kaſſen zurückerſtattet.

— Deutſches Volkstheater.

Fräulein
Lucie Lißl wird am 1. September d. J. in den
Verband des Deutſchen Volkstheaters treten. Auf
die wiederholte Bitte der Dame hat die Theater-
kommiſſion des großherzoglichen Hof- und
Nationaltheaters in Mannheim die Löſung des
Vertrages bewilligt.

— Carl-Theater.

Die Textbücher (deutſch)
zu den Stücken, welche gelegentlich des „Duſe-
Gaſtſpieles“
zur Aufführung gelangen, ſind
an den Tageskaſſen des Theaters erhältlich.

— Jautſch-Theater.

Die Ausſtattungs-
Novität „Die Entdeckung Amerikas“ (Chriſtoph
Columbus) wird Donnerstag den 12. d. zum
25. Male (unter perſönlicher Leitung des Kom-
poniſten Emil Korolanyi) aufgeführt.

— Theater in der Joſefſtadt.

Dienstag
iſt die Erſtaufführung des Pariſer Schwank-
novität „Main passe“ von Georges Feydeau,
die unter dem Titel „Von Hand zu Hand“
in der Uebertragung von Benno Jacobſon zum
erſtenmale in deutſcher Sprache gegeben wird. Die
Hauptrollen dieſer Novität werden von den
Damen Wagen, Jurberg, Palme, Gariner und
den Herren Maran, Claar, Nerz, Straßny, Jarno,
Guttmann, Lechner, Pallenberg und Mahr dar-
geſtellt.

— Preisausſchreibung.

Von der nächſten
Saiſon ab werden für jede Spielzeit drei Preiſe
für Werke ausgeſchrieben, die am Deutſchen
Volkstheater große literariſche Erfolge erringen.
An der Spitze der Preisjury wird Regierungsrat
Dr. Gloſſy ſtehen. Die übrigen Mitglieder der
Jury ſind noch nicht ernannt, doch wird der
Vereinsausſchuß des Deutſchen Volkstheaters in
der Jury entſprechend vertreten ſein.

— Antonia Dolores

iſt in London er-
krankt und mußte ihr für Samstag, den 7. d.,
anberaumtes Konzert auf Mittwoch, den 11. d.,
verſchieben. Die Karten ſind in Gutmanns Hof-
muſikalienhandlung umzutauſchen. Das von der
Künſtlerin in London aufgegebene Telegramm
gelangte infolge Verſtümmelung der Adreſſe ver-
ſpätet in die Hände der Konzertdirektion.

— Konzertverein.

Für das am 18. d.
unter Mitwirkung der Konzertſängerin Tilly
Koenen, des Klaviervirtuoſen Ernſt v. Dohnanyi
und des Wiener Männergeſangsvereines ſtatt-
findende Penſionsfondskonzert waren ſämtliche
Sitze bereits vom erſten Tage der Kartenausgabe
an die Vereinsmitglieder vergriffen. Um der zahl-
reichen Nachfrage nach Karten zu genügen, wird
nun eine öffentliche Generalprobe Dienstag, den
17. d. M., nachmittags veranſtaltet. Karten im
Bureau Kehlendorfer.




Aus dem Gerichtsſaale.
Die Mörderin Klein

hat an eine ihr
naheſtehende Perſönlichkeit ein Schreiben gerichtet,
in welchem ſie u. a. ſagt: „Heute war der hoch-
würdige P. Fuchs bei mir und teilte mir mit,
daß ich am 9. d. M. das Glaubensbekenntnis
ablegen werde und dann beichten und kommuni-
zieren darf. O, wie glücklich werde ich dann ſein.
Im Beichtſtuhl kann ich endlich mein Herz ohne
Hehl ausſchütten und die Wahrheit frank und
frei herausſagen. Ich habe eine innige Bitte an
Sie. Es iſt faſt ein Vermächtnis. Unter meinen
Photographien befindet ſich ein Bild, das mich im
Lawn-tennis-Koſtüm darſtellt. Weiße Seiden-
blouſe mit roter Kravatte, weiße Schoß mit rotem
Gürtel, die Hände halten von rückwärts den
Hut. Das Bild ſtammt von jener Zeit, wo ich
bald meiner Tochter das Leben gab. Dieſes Bild
ſowie meinen Brillantring und den Doppelgulden
bitte, wenn es möglich ſein wird, an ſich zu
nehmen und dieſe Gegenſtände meinem Töchterlein
zu übergeben. Ich bitte Sie dringend, er-
füllen Sie dieſe meine Bitte. Es ſchnürt mir
das Herz zuſammen, wenn ich an mein Kind
denke; ich darf es nie wiederſehen und muß
ſterben, ohne es noch einmal an mein Herz ge-
drückt zu haben. Wenn das Kind einſt größer ſein
wird, dann werden die Menſchen zu ihm ſagen:
Deine Mutter hat gemordet aus Liebe zu einem
Mann und iſt dann gehängt worden .... Ich

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[10/0010] Wien, Dienstag Reichspoſt 10. Jänner 1905 7 eine weitgehende religiöſe Unkenntnis. Alſo Auf- klärung! Praktiſches Chriſtentum! ...... Am 15. d. M. findet um 7 Uhr früh in der Kirche des k. k. Waiſenhauſes eine gemeinſame Sühn-Kom- munion ſtatt. Zuſtimmungskundgebungen. Der Abwehrausſchuß erhält täglich eine große Anzahl von Zuſtimmungskundgebungen. Aus Salz- burg ſchrieb der katholiſch-politiſche Volksverein für das Herzogtum Salzburg, er begrüße mit Freuden das energiſche und zielbewußte Auftreten des Abwehr- komitees und der chriſtlichen Vereine Wiens gegen- über den von Tag zu Tag ſich mehrenden Angriffen auf die heiligſten Güter unſeres katholiſchen Glaubens und ſchloß ſich den Proteſtkundgebungen vollinhaltlich an. Ebenſo ſtimmten dem Abwehrausſchuß folgende Vereine Salzburgs zu: der Rupertusverein, die Michaelsbruderſchaft, der katholiſche Univerſitätsverein, das Diözeſanpräſidium der katholiſchen Arbeiter- vereine, der katholiſche Geſellenverein, der katholiſche Meiſterverein, der Jünglingsverein, das Apoſtolat der chriſtlichen Töchter und der katholiſche Bücher- verein. Aus Vorarlberg kam eine entſchiedene Kund- gebung des über 3000 Mitglieder zählenden chriſtlich-ſozialen Volksvereines für das Land Vorarlberg. Der Verein ſchließt ſich be- geiſtert der Wiener Aktion an, die geeignet er- ſcheint, die Katholiken ganz Oeſterreichs auf- zurütteln. An der Spitze dieſer Volkskundgebung ſtand Abgeordneter Franz Loſer. Der Chriſtliche Verein für Bregenz und Umgebung hielt am 4. Jänner eine glänzend beſuchte Proteſtverſammlung ab. In derſelben wurde einſtimmig folgende Reſolution an- genommen: „Gleich vielen Millionen katholiſch ge- ſinnter Oeſterreicher erkennt der Chriſtlich-ſoziale Verein für Bregenz in der aus Rückſichten angeb- licher Klugheit beobachteten Schonung des kirchen- feindlichen und ſtaatszerſetzenden Radikalismus ſeitens der ſtaatlichen Faktoren die höchſte Gefahr für den Beſtand des Herrſcherhauſes, des Staates und für die Aufrechthaltung der öffentlichen Ordnung. Die Verſammlung erwartet, daß endlich der von der rollenden Reichsmark unterſtützten alldeutſchen Be- wegung, welche ſich ſtändig gegen die Grundfeſten des Thrones und Altars richtet, mit allen geſetzlich erlaubten Mitteln energiſch Einhalt geboten wird, und verlangt ebenſo energiſch, daß die von alldeutſcher Seite begangenen Verbrechen der Religionsſtörung dem Strafgeſetze entſprechend geahndet werden. Die Verſammlung iſt überzeugt, daß das ganze katho- liſche Volk aus dem Schlafe erwachen und gegen ſeine offenen und verkappten Feinde öffentlich Stellung nehmen muß.“ Aus Steiermark ſchloß ſich dem Abwehr- ausſchuß der katholiſche Frauenverein, wie der 23.000 Mitglieder zählende Anbetungs- und Paramentenverein der Diözeſe Seckau an. Aus Niederöſterreich kamen Zuſtimmungs- kundgebungen von den 900 organiſierten Katholiken Tullns und zwar vom katholiſchen Geſellenverein, vom Katholiſchen Schulverein, vom Roſenkranzverein und vom Wählerverein. Der Verein der Immer- währenden Anbetung des Altarsſakramentes in Kagran ſchloß ſich der Aktion an; ebenſo von der Wiener Pfarre St. Joſef im 5. Bezirke der Kirchen- muſikverein und der Katholiſche Schulverein. Dieſelbe Entſchließung faßte der katholiſche Arbeiterverein im 5. Bezirke, der chriſtlich-ſoziale Wählerverein im 10. Bezirke, das katholiſch-politiſche Kaſino Land- ſtraße, die Patronage Kaiſermühlen, der katholiſche Jünglingsverein in Kaiſermühlen, der Mariazeller- verein bei St. Rupertus und die katholiſche Lands- mannſchaft Nordgau. In Wien fanden am Drei Königsfeſte vor- mittags zwei feierliche Sühn kommunionen ſtatt: Der Herz Jeſu Sodalität und die marianiſche Kongregation der ſtädtiſchen Lehrer. Nachmittags fanden zwei glänzend beſuchte Proteſtverſammlungen ſtatt. Im 10. Bezirke im Feſtſaale des Gemeinde- hauſes fand eine maſſenhaft beſuchte Verſammlung des Kirchenbauvereines v. d. hl. Apoſteln ſtatt. Nach Eröffnung durch Hochw. P. Hauſer ſprach Lehrer Bösbauer unter großem Beifalle über die katholiſche Gegenaktion. Beim Abwehrausſchuß (Kanzlei der katholiſchen Vereine, 1. Bezirk, Bäckerſtraße 14) ſind noch Zu- ſtimmungskundgebungen eingelangt: Von der Orts- gruppe Wiener-Neuſtadt des chriſtlichen Wiener Frauenbundes, von der Landesabteilung Graz des Werkes des hl. Philipp Neri; der Stadtpfarrklerus von Salzburg-Nontal ſtimmt aus ganzen Herzen der Abwehraktion der Wiener Katholiken zu. In dieſem heiligen Kampfe gab es keinen Unterſchied zwiſchen katholiſchem Klerus und Volk in Wien wie der Provinz. Dieſer große Kreuzzug gegen die Feinde des euchariſtiſchen Heilandes und ſeiner katholiſchen Kirche ſolle nicht nur mutig und großartig anfangen, ſondern er werde und müſſe auch mit der glänzenden Eroberung des modernen ariſch-ſemitiſchen Babel des Unglaubens enden. — (Z. N. B.) Schließlich ſei noch zahlreicher Kundgebungen gedacht, die von ver- ſchiedenen katholiſchen Vereinen einlaufen. So hat geſtern u. a. der Katholiſche Volksbildungs- verein einer Proteſtreſolution ſtürmiſchen Beifall gezollt. Ein Volksgericht. Aus dem Pieſtingtale wird uns ge- ſchrieben: Sämtliche zehn Pfarrgemeinden des Pieſtingtales haben ſich vereinigt und folgenden Proteſt an den Kardinal-Fürſterzbiſchof Dr. Gruſcha nach Wien geſendet: „Eure Eminenz! Hochwürdigſter Herr Kardinal-Fürſterzbiſchof! Der Proteſt, den Eure Eminenz in Erfüllung Ihrer oberhirtlichen Pflicht gegen die unerhörte Be- ſchimpfung des Allerheiligſten Altarsſakramentes durch ein in Wien erſcheinendes Blatt erhoben haben, hat in den Herzen der unterzeichneten Männer den lebhafteſten Widerhall gefunden. Wir ſprechen Eurer Eminenz für die ebenſo kräftige als würdevolle Zurückweiſung des entſetzlichen Attentates auf das heiligſte Geheimnis unſeres Glaubens den ehrfurchtsvollſten Dank aus. Auch wir proteſtieren laut und feierlich gegen die boden- los gemeine Herabwürdigung deſſen, was uns gläubigen Katholiken ohne Unterſchied der Partei- ſtellung das Heiligſte im Himmel und auf Erden iſt, für deſſen Ehre wir jederzeit mit Gut und Blut einzuſtehen bereit ſind. Wir bekennen hiemit öffentlich, daß im Allerheiligſten Sakramente des Altares Jeſus Chriſtus, unſer Herr und Gott, unſer Erlöſer und ewiger Richter wahr- haft zugegen iſt. An dieſem Bekenntniſſe wollen und werden wir unerſchütterlich feſthalten im Leben und Sterben, ſo wahr Gott uns helfe und ſein heiliges Evangelium. Wir bekennen öffentlich, daß dem Allerheiligſten Sakramente kraft göttlichen Rechtes alle Ehre und Anbetung gebührt und ſind entſchloſſen, dem ewigen Gott im Geheimniſſe der Liebe überall und allezeit den ſchuldigen Tribut unſerer Ehrfurcht zu leiſten. Zum Ausdrucke dieſer Geſinnung rufen wir mit freudiger Begeiſterung: „Hochgelobt und gebenedeit ſei das Allerheiligſte Sakrament des Altars“. Elfhundert Männer aus allen Parteien und Volkskreiſen haben die Kundgebung unterſchrieben. Neben erklärten chriſt- lich-ſozialen Parteigängern finden wir unter den Unterzeichneten auch Deutſchnationale und Sozaldemokraten. Beamte, Aerzte, Lehrer, Offiziere, Arbeiter, Bauern, Geſchäftsleute — kurz alle Stände ſind vertreten. Nur äußerſt wenig Männer — und von dieſen faſt alle nur infolge eines Mißverſtändniſſes — haben die Unterſchriften verweigert; in den meiſten Gemein- den hat ſich überhaupt niemand gefunden, der die Unterſchrift verweigert hätte, ſo daß die Kund- gebung ein wahres Volksgericht über die Gemein- heiten des „Alldeutſchen Tagblattes“, ausgegangen von volljährigen Männern bedeutet. Wir gratulieren den wackern Männern des Pieſting- tales zu ihrem Mut und ihrer Bekenntnistreue und rufen ihnen ein lautes „Bravo“ zu. Theater, Kunſt und Muſik. — Hofburgtheater. Die dramaturgiſche Viviſektion des „Don Carlos“ iſt heute nicht berichtreif. Im Augenblick ſcheint es noch eine Ungeheuerlichkeit, ein Panoptikumwitz, inmitten eines Aktes, inmitten einer Geſte faſt, ein klaſſi- ſches Drama für achtundvierzig Stunden zu unter- brechen und es erſt wieder aufzunehmen, wenn die vom Dichter mit allem Aufwand künſtleriſcher Kultur herangepflegte Spannung am fieberhafteſten nach Entwirrung ſtrebt. Vorläufig haben wir alſo nur zu melden, daß dieſer direktoriale Akrobatentrick im Namen der deutſchen Dichter und ihrer kunſtgeſetzgeberiſchen Miſſion mit Ernſt und Nachdruck verworfen werden muß. Die dekorativen Herrlichkeiten entſchuldigen den Frevel nicht, ebenſowenig als ſie die ſchauſpieleriſche Dekadenz unſerer Hofbühne bemänteln könnten. Herr Joſef Kainz, deſſen Abgang von Berlin kein Wiener verſchmerzen ſollte, gab ein phyſiognomiſch und pſychologiſch gleich an- widerndes Zerrbild des Don Carlos. Nichts ließ die von einem Tornado unſeliger Empfindungen umwirbelte Heldenſeele ahnen, auf die ein Poſa zählen konnte. Wir ſahen nur einen plärrenden, neuraſtheniſchen Kontoriſten, dem es mit der doppelten Buchhaltung nicht gelingen will und der in dem Philipp des Herrn Sonnenthal einen gichtiſchen, ſchlaffen, nicht ganz zurechnungs- fähigen Greis, keinesfalls den reichſten und in der „getauften“ Welt, zum Chef hat. Herrn Reimers’ ſchöne Poſadeklamation ließ den genialen Intri- ganten nicht ahnen, der uns noch bevorſtehen ſoll. Frau Hohenfels als Königin dagegen war ſo herrlich, ſo klar und ſchön, daß man ſie lieber als Philipps Opfer, denn als dieſes uns ſo fürcherlichen Knaben Don Karl Beglückerin ſah. R. E. P — Kaiſerjubiläums-Stadttheater. Die angekündigt geweſene Nachmittagsvorſtellung von „Blondelfchen“ am Mittwoch den 11. d. entfällt wegen der Vorbereitungen zum „Kobold“ und wird das Geld für die bereits gelöſten Billets an den Kaſſen zurückerſtattet. — Deutſches Volkstheater. Fräulein Lucie Lißl wird am 1. September d. J. in den Verband des Deutſchen Volkstheaters treten. Auf die wiederholte Bitte der Dame hat die Theater- kommiſſion des großherzoglichen Hof- und Nationaltheaters in Mannheim die Löſung des Vertrages bewilligt. — Carl-Theater. Die Textbücher (deutſch) zu den Stücken, welche gelegentlich des „Duſe- Gaſtſpieles“ zur Aufführung gelangen, ſind an den Tageskaſſen des Theaters erhältlich. — Jautſch-Theater. Die Ausſtattungs- Novität „Die Entdeckung Amerikas“ (Chriſtoph Columbus) wird Donnerstag den 12. d. zum 25. Male (unter perſönlicher Leitung des Kom- poniſten Emil Korolanyi) aufgeführt. — Theater in der Joſefſtadt. Dienstag iſt die Erſtaufführung des Pariſer Schwank- novität „Main passe“ von Georges Feydeau, die unter dem Titel „Von Hand zu Hand“ in der Uebertragung von Benno Jacobſon zum erſtenmale in deutſcher Sprache gegeben wird. Die Hauptrollen dieſer Novität werden von den Damen Wagen, Jurberg, Palme, Gariner und den Herren Maran, Claar, Nerz, Straßny, Jarno, Guttmann, Lechner, Pallenberg und Mahr dar- geſtellt. — Preisausſchreibung. Von der nächſten Saiſon ab werden für jede Spielzeit drei Preiſe für Werke ausgeſchrieben, die am Deutſchen Volkstheater große literariſche Erfolge erringen. An der Spitze der Preisjury wird Regierungsrat Dr. Gloſſy ſtehen. Die übrigen Mitglieder der Jury ſind noch nicht ernannt, doch wird der Vereinsausſchuß des Deutſchen Volkstheaters in der Jury entſprechend vertreten ſein. — Antonia Dolores iſt in London er- krankt und mußte ihr für Samstag, den 7. d., anberaumtes Konzert auf Mittwoch, den 11. d., verſchieben. Die Karten ſind in Gutmanns Hof- muſikalienhandlung umzutauſchen. Das von der Künſtlerin in London aufgegebene Telegramm gelangte infolge Verſtümmelung der Adreſſe ver- ſpätet in die Hände der Konzertdirektion. — Konzertverein. Für das am 18. d. unter Mitwirkung der Konzertſängerin Tilly Koenen, des Klaviervirtuoſen Ernſt v. Dohnanyi und des Wiener Männergeſangsvereines ſtatt- findende Penſionsfondskonzert waren ſämtliche Sitze bereits vom erſten Tage der Kartenausgabe an die Vereinsmitglieder vergriffen. Um der zahl- reichen Nachfrage nach Karten zu genügen, wird nun eine öffentliche Generalprobe Dienstag, den 17. d. M., nachmittags veranſtaltet. Karten im Bureau Kehlendorfer. Aus dem Gerichtsſaale. Die Mörderin Klein hat an eine ihr naheſtehende Perſönlichkeit ein Schreiben gerichtet, in welchem ſie u. a. ſagt: „Heute war der hoch- würdige P. Fuchs bei mir und teilte mir mit, daß ich am 9. d. M. das Glaubensbekenntnis ablegen werde und dann beichten und kommuni- zieren darf. O, wie glücklich werde ich dann ſein. Im Beichtſtuhl kann ich endlich mein Herz ohne Hehl ausſchütten und die Wahrheit frank und frei herausſagen. Ich habe eine innige Bitte an Sie. Es iſt faſt ein Vermächtnis. Unter meinen Photographien befindet ſich ein Bild, das mich im Lawn-tennis-Koſtüm darſtellt. Weiße Seiden- blouſe mit roter Kravatte, weiße Schoß mit rotem Gürtel, die Hände halten von rückwärts den Hut. Das Bild ſtammt von jener Zeit, wo ich bald meiner Tochter das Leben gab. Dieſes Bild ſowie meinen Brillantring und den Doppelgulden bitte, wenn es möglich ſein wird, an ſich zu nehmen und dieſe Gegenſtände meinem Töchterlein zu übergeben. Ich bitte Sie dringend, er- füllen Sie dieſe meine Bitte. Es ſchnürt mir das Herz zuſammen, wenn ich an mein Kind denke; ich darf es nie wiederſehen und muß ſterben, ohne es noch einmal an mein Herz ge- drückt zu haben. Wenn das Kind einſt größer ſein wird, dann werden die Menſchen zu ihm ſagen: Deine Mutter hat gemordet aus Liebe zu einem Mann und iſt dann gehängt worden .... Ich

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 7, Wien, 10.01.1905, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost007_1905/10>, abgerufen am 24.04.2024.