Reichspost. Nr. 18, Wien, 22.01.1901.[Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaction, Administration Stadtexpedition I., Wollzeile 15. Unfrankirte Briefe werden nicht an- Inserate Abonnements werden ange- Erscheint täglich, 6 Uhr Nach- [Spaltenumbruch] Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreise: Einzelne Nummern 8 h, per Post Bei Abholung in unserer Administra- Für: Oesterreich-Ungarn: Für: Deutschland: Länder des Weltpostvereines Telephon 1828. VIII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 22. Jänner 1901. Nr. 18. [Spaltenumbruch] Königin Virtoria von England liegt im Sterben. Das war eine -- Frau! Und sie Das war eine Königin, die das Königthum Und so war es auch das liebevolle und den Wie England in social- und wirthschaftlicher Deutschland vor Allem wird am Sarge dieser Eine ganze Welt harrt mit banger Trauer und Wackelige Leute. Ein früherer Minister fragte in der letzten Reichs- Am schönsten hat die Anbiederung ein "neugewählter" [Abbildung] Die heutige Nummer ist 12 Seiten stark. [Abbildung] [Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaction, Adminiſtration Stadtexpedition I., Wollzeile 15. Unfrankirte Briefe werden nicht an- Inſerate Abonnements werden ange- Erſcheint täglich, 6 Uhr Nach- [Spaltenumbruch] Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreiſe: Einzelne Nummern 8 h, per Poſt Bei Abholung in unſerer Adminiſtra- Für: Oeſterreich-Ungarn: Für: Deutſchland: Länder des Weltpoſtvereines Telephon 1828. VIII. Jahrgang. Wien, Dienſtag, 22. Jänner 1901. Nr. 18. [Spaltenumbruch] Königin Virtoria von England liegt im Sterben. Das war eine — Frau! Und ſie Das war eine Königin, die das Königthum Und ſo war es auch das liebevolle und den Wie England in ſocial- und wirthſchaftlicher Deutſchland vor Allem wird am Sarge dieſer Eine ganze Welt harrt mit banger Trauer und Wackelige Leute. Ein früherer Miniſter fragte in der letzten Reichs- Am ſchönſten hat die Anbiederung ein „neugewählter“ [Abbildung] Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark. 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Victoria<lb/> von England war als Frau Königin und als<lb/> Königiu Frau — das iſt das Porträt ihres Charakters.<lb/> Daß ſie das Ideal einer conſtitutionellen Königin<lb/> war, iſt die Größe dieſer Frau, und daß ſie das<lb/> Ideal einer Frau war, die Größe dieſer Königin.<lb/> Man kann ſich England gar nicht mehr denken ohne<lb/> ſie, wie wir uns Oeſterreich kaum denken können ohne<lb/> Franz Joſef <hi rendition="#aq">I.</hi> Und doch regiert er erſt 52 Jahre,<lb/> ſie aber führt das Scepter Großbritanniens ein<lb/> ganzes Jahrzehnt länger als er. Und erſt Englands<lb/> Volk! Wie verehrte es dieſe Königin, die ihm als<lb/> Frau faſt noch näher dem Herzen ſtand denn als<lb/> Königin? Ein Vorbild weiblicher Tugend und aller<lb/> Tngenden einer conſtitutioncllen Herrſcherin leuchtete<lb/> ſie von der ſteilen Höhe des Thrones hernieder, und<lb/> mit ihrem Volke denkend und fühlend, ſtand ſie doch<lb/> mitten unter ihm, die größte Engländerin. Sie hat<lb/> England groß gemacht. Als die jugendliche Königin<lb/> Victoria im Jahre 1837 den Thron be-<lb/> ſtieg, ſtreckte ſie ihr Scepter aus über ein<lb/> Reich von 2,700.000 engliſchen Quadratmeilen<lb/> mit 139,400.000 Einwohnern. Heute ängſtigen ſich<lb/> um ihren Tod nahezu 400 Millionen ihrer Unter-<lb/> thanen in dem britiſchen Reiche, das zu einem Um-<lb/> fange von beinahe 11 Millionen Quadratmeilen ſich<lb/> erweitert hat. Englands Landbeſitz hat ſich in den<lb/> ſechs Jahrzehnten der Regierung Victorias alſo faſt<lb/> vervierfacht, und die Zahl ihrer Unterthanen hat ſich<lb/> verdreifacht. Daß die engliſche Politik des Länder-<lb/> erwerbes vor dem Forum der öffentlichen Moral<lb/> nicht in Allem einwandfrei daſteht, dafür die Königin<lb/> verantwortlich zu machen, geht wohl nicht an;<lb/> iſt doch die Verantwortlichkeit einer Königin in<lb/> England ganz beſonders eingeengt durch eine ihr<lb/> Wirken in den engſten Pflichtkreis bannende<lb/> Conſtitution. Und das wird ihr ja Englands<lb/> Volk noch in das Grab hinein nachrühmen, daß ſie,<lb/> ob die politiſchen Richtungen der Cabinette und<lb/> Parteien ſich noch ſo ſehr ablöſten, ob Whigs oder<lb/> Tories in der Herrſchaft ſich folgten, ob conſervativ<lb/> oder liberal Trumpf war, die Königin das Princip<lb/> der Einigkeit der Nation und der freiheitlichen Ent-<lb/> wickelung verkörperte. Es wäre unſtatthaft auch am<lb/> Todesbette dieſer großen Herrſcherin, alles, was unter<lb/> ihrer Regierung in England geſchah und von<lb/> England unternommen wurde, hochzupreiſen oder<lb/> auch nur zu eutſchuldigen. Die moderne Politik des<lb/> nackten Egoismus — kein Staat hat ſie ſo zum<lb/> Princip erhoben und in die Praxis umgeſetzt wie<lb/> England. Der Ausrottungs-Krieg gegen Transvaal<lb/> ſteht ja dafür heute vor Aller Augen als Zeuge mit<lb/> blutüberſtrömten Händen da. Wie weit aber die Ver-<lb/> antwortlichkeit der Königin für all dies vor dem Throne<lb/> der ewig waltenden Gerechtigkeit reicht, wer wagte<lb/> das zu entſcheiden? 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Wie ſie ſchon als kindliche Prinzeſſiu den Kna-<lb/> ben, der das Unglück hatte in der Nähe von Wool-<lb/> bridge-Cottage beim Spatzenſchießen dicht über ihr<lb/> Haupt hinwegzuſchießen, ſtatt angedrohter Peitſchen-<lb/> hiebe mit einem Kuſſe ihrer kindlichen Lippen für die<lb/> ausgeſtandene Furcht entſchädigte, ſo zeigte ſich ihr<lb/> gutes Herz auch als Königin. 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Telephon 1828.
VIII. Jahrgang. Wien, Dienſtag, 22. Jänner 1901. Nr. 18.
Königin Virtoria von
England
liegt im Sterben. Das war eine — Frau! Und ſie
ſoll nicht mehr ſein? Das war eine — Königin, und
ſie ſoll nicht mehr den Thron Englands zieren?
Zweiundachtzig Jahre des Lebens hat der Herr dieſer
Frau gegeben, und auf dreiundſechzig Jahre König-
thum kann ihr brechendes Auge zurück ſchauen, und
dieſes Auge ſoll ſich jetzt auf immer ſchließen? Eng-
lands Größe iſt ihre Größe und England ward groß.
weil es eine ſolche große Königin beſaß. Victoria
von England war als Frau Königin und als
Königiu Frau — das iſt das Porträt ihres Charakters.
Daß ſie das Ideal einer conſtitutionellen Königin
war, iſt die Größe dieſer Frau, und daß ſie das
Ideal einer Frau war, die Größe dieſer Königin.
Man kann ſich England gar nicht mehr denken ohne
ſie, wie wir uns Oeſterreich kaum denken können ohne
Franz Joſef I. Und doch regiert er erſt 52 Jahre,
ſie aber führt das Scepter Großbritanniens ein
ganzes Jahrzehnt länger als er. Und erſt Englands
Volk! Wie verehrte es dieſe Königin, die ihm als
Frau faſt noch näher dem Herzen ſtand denn als
Königin? Ein Vorbild weiblicher Tugend und aller
Tngenden einer conſtitutioncllen Herrſcherin leuchtete
ſie von der ſteilen Höhe des Thrones hernieder, und
mit ihrem Volke denkend und fühlend, ſtand ſie doch
mitten unter ihm, die größte Engländerin. Sie hat
England groß gemacht. Als die jugendliche Königin
Victoria im Jahre 1837 den Thron be-
ſtieg, ſtreckte ſie ihr Scepter aus über ein
Reich von 2,700.000 engliſchen Quadratmeilen
mit 139,400.000 Einwohnern. Heute ängſtigen ſich
um ihren Tod nahezu 400 Millionen ihrer Unter-
thanen in dem britiſchen Reiche, das zu einem Um-
fange von beinahe 11 Millionen Quadratmeilen ſich
erweitert hat. Englands Landbeſitz hat ſich in den
ſechs Jahrzehnten der Regierung Victorias alſo faſt
vervierfacht, und die Zahl ihrer Unterthanen hat ſich
verdreifacht. Daß die engliſche Politik des Länder-
erwerbes vor dem Forum der öffentlichen Moral
nicht in Allem einwandfrei daſteht, dafür die Königin
verantwortlich zu machen, geht wohl nicht an;
iſt doch die Verantwortlichkeit einer Königin in
England ganz beſonders eingeengt durch eine ihr
Wirken in den engſten Pflichtkreis bannende
Conſtitution. Und das wird ihr ja Englands
Volk noch in das Grab hinein nachrühmen, daß ſie,
ob die politiſchen Richtungen der Cabinette und
Parteien ſich noch ſo ſehr ablöſten, ob Whigs oder
Tories in der Herrſchaft ſich folgten, ob conſervativ
oder liberal Trumpf war, die Königin das Princip
der Einigkeit der Nation und der freiheitlichen Ent-
wickelung verkörperte. Es wäre unſtatthaft auch am
Todesbette dieſer großen Herrſcherin, alles, was unter
ihrer Regierung in England geſchah und von
England unternommen wurde, hochzupreiſen oder
auch nur zu eutſchuldigen. Die moderne Politik des
nackten Egoismus — kein Staat hat ſie ſo zum
Princip erhoben und in die Praxis umgeſetzt wie
England. Der Ausrottungs-Krieg gegen Transvaal
ſteht ja dafür heute vor Aller Augen als Zeuge mit
blutüberſtrömten Händen da. Wie weit aber die Ver-
antwortlichkeit der Königin für all dies vor dem Throne
der ewig waltenden Gerechtigkeit reicht, wer wagte
das zu entſcheiden? Ihrem milden Herzen, das ſo
ganz ein Frauenherz war, entſprach eine ſolche
Politik gewiß nicht; und wer weiß, ob nicht die
traurigen Nachrichten von dem nicht endenwollenden
blutigen Kriege in Transvaal ſich auf ihr Gemüth
gelegt und ſie jener düſteren Schwermuth überliefert
hatten, die ſie in der letzten Zeit befiel, ſo daß man
ſie oft heimlich weinend fand, und ob nicht dieſer Seelen-
ſchmerz die Urſache der Schwächung ihrer ſonſt ſo
ausdauernden Körperkräfte war, welche ſie an die
Schwelle des Todes gebracht.
Das war eine Königin, die das Königthum
würdig repräſentirte, die ihres Volkes Wohl vor allem
im Auge hatte, da ſie es im Herzen trug, die als
Herrſcherin war eine Frau, hilfreich, milde und gut und
von jener vorbildlichen Reinheit, die ihr, ob ſie auch
mehrfach Mutter war, eher den Titel der jung-
fräulichen Königin verdient hätte als jener Eliſabeth.
Unzählig ſind die Geſchichten, die im engliſchen Volk
über ihre Gutherzigkeit und ihr echt menſchliches,
ganz frauenhaftes Mitleid mit des Volkes Leid cur-
ſiren. Wie ſie ſchon als kindliche Prinzeſſiu den Kna-
ben, der das Unglück hatte in der Nähe von Wool-
bridge-Cottage beim Spatzenſchießen dicht über ihr
Haupt hinwegzuſchießen, ſtatt angedrohter Peitſchen-
hiebe mit einem Kuſſe ihrer kindlichen Lippen für die
ausgeſtandene Furcht entſchädigte, ſo zeigte ſich ihr
gutes Herz auch als Königin. Als ihr der zwiſchen
England und Madagaskar abzuſchließende Handels-
vertrag zur Unterſchrift vorgelegt wurde, bemerkte die
Königin, „daß darin keinerlei Maßregel für die
Sicherheit des Lebens der Chriſten, ihrer Unter-
thanen vorgeſehen ſei.“ „Ich fürchte“, erwiderte
der Miniſter, „eine ſolche Clauſel wird nicht
angenommen werden, da das Volk fanatiſch und
blutdürſtig iſt.“ „Wir wollen einmal ſehen“, ent-
gegnete Victoria und ſchrieb auf den Rand des Do-
cumentes: „Königin Victoria verlangt als perſön-
liche Gunſt für ſich ſelbſt, daß die Königin von
Madagascar keine Verfolgung der Chriſten geſtattet.“
Als der Vertrag zurückkam, enthielt er die nachſtehen-
den Worte: „In Uebereinſtimmung mit dem Wunſche
der Königin Victoria verpflichtet ſich die Königin
von Madagascar, keinerlei Chriſtenverfolgungen in
ihrem Reiche zu geſtatten.“
Und ſo war es auch das liebevolle und den
inneren Frieden ihres Volkes über Alles ſchätzende
Herz dieſer edlen Frau und Königin, der die Katho-
liken des proteſtantiſchen England die freie Aus-
übung ihrer Religion, die ungehinderte Thätigkeit
ihrer Orden nnd Congregationen, den unge-
ahnt ſo raſch ſich entfaltenden Aufſchwung
katholiſchen Kirche verdankten.
Wie England in ſocial- und wirthſchaftlicher
Beziehung unter ihrer Regierung vielfach vorbildlich
geworden, wie ſich unter ihr Englands Handel ent-
wickelt hat, das zu ſchildern iſt an dieſer Stelle nicht
möglich. Königin Victoria war es, die ſpeciell allen
humanitären Beſtrebungen das verſtändniß- und liebe-
vollſte Intereſſe zuwandte.
Deutſchland vor Allem wird am Sarge dieſer
Königin vor allen andern Staaten außer England,
zumeiſt trauern. Sie gab ja dem ritterlichen Kaiſer
Friedrich III. ihre Tochter zur Gemahlin, und deren
Kind iſt der jugendkräftige Kaiſer, der an der Spitze
des jungen deutſchen Reiches ſteht, deſſen Glanz auch
über die Meere tragend, wo einſt England allein
herrſchte und eroberte. Trotz aller Differenzen, die
zwiſchen England und Deutſchland die Politik ver-
nrſacht, iſt die Freundſchaft beider Mächte wohl
vorübergehend getrübt, nicht aber geſtört worden.
Und Kaiſer Wilhelm II. war es, ihr Enkelkind, der,
die Feierlichkeiten des preußiſchen Kronjubiläums
unterbrechend, mit dem Hofzuge an das Sterbebett
ſeiner königlichen Großmutter geeilt iſt.
Eine ganze Welt harrt mit banger Trauer und
trauerndem Bangen der Kunde, ob Königin Victoria
der Agonie erlegen iſt oder noch durch ein Wunder
des Himmels dem Leben erhalten wird. Wie immer
die Botſchaft lauten mag, ſie wird das ruhmreiche
Andenken dieſer Thron-Zierde des abgelaufenen Jahr-
hunderts erneuern, und eine harmoniſche Stimme
wird auf dem ganzen Erdkreiſe erſchallen: „Es ſtarb
eine große Frau, eine große Königin“.
Wackelige Leute.
Ein früherer Miniſter fragte in der letzten Reichs-
rathsſeſſion einen Abgeordneten: „A propos, wieviel
Abgeordnete zählt die Deutſche Volkspartei?“ — „Ein-
undvierzig, Excellenz!“ — „Ah ja, ganz recht, ſie hat
ja einundvierzig Fractionen.“ Dieſer Sarkasmus
ſcheint auch leider für das neue Parlament wahr
zu werden, einig war die Deutſche Volkspartei ſtets
nur in der Angſt vor den Radicalen. Das Elend
der Deutſchen Volkspartei im letzten Wahlkampfe hätte
Steine erweichen können. Die Radicalen ſchienen ihre
ganze Aufgabe darin zu ſehen, ihr das Leben zu ver-
ſauern. In Schleſien ſtellten ſie gegen die älteſten
Parlamentarier der Deutſchen Volkspartei Gegen-
candidaten auf, in Steiermark machten ſie ſelbſt
Herrn Walz, der ſich um das Sitzenbleiben bei
Loyalitäts-Kundgebungen ſo große Verdienſte
erworben hatte, durch die Gegeu-Candidatur
Berger Schwierigkeiten, und in Salzburg wurde ſogar
der ewige Secundant deutſchradicaler Paukanten, Herr
Dr. Sylveſter von einem hitzigen deutſchradicalen
Gegencandidaten angegriffen. Die deutſche Volkspartei
mußte ſich überall die ſchimpflichſte Behandlung ge-
fallen laſſen und bot dabei das Bild hilfloſer Ver-
laſſenheit. Kaum ſind die Wahleu vorüber, ſo wirft
ſich nun die Deutſche Volkspartei vor den Deutſch-
radicalen auf die Knie, demüthiglich bittend, ihre
Freundſchaft huldreichſt anzunehmen. In eincr Reihe
von Organen der Deutſchen Volkspartei hören wir
jetzt die Melodie variiren, wie ſüß an der Bruſt des
Herrn K. H. Wolf zu ruhen iſt, desſelben K. H. Wolf,
der die „abgetakelte Profeſſorenpartei“ noch vor we-
nigeu Wochen mit der Nilpferdpeitſche bearbeitete.
Am ſchönſten hat die Anbiederung ein „neugewählter“
Abgeordneter der Deutſchen Volkspartei getroffen,
der augenſcheinlich um ſeinen Antiſemitismus
zu beweiſen, die „Neue Freie Preſſe“ als ſein
Organ und Sprachrohr auserkoren hat. Dieſer Herr
„antiſemitiſche“ Abgeordnete beſpricht alſo in dem
Wiener Oberjudenblatte ſeine Erfahrungen aus der
Wahlzeit: Seine Wählerſchaft habe einſtimmig
das Verlangen nach der Arbeitsfähigkeit des Parla-
mentes ausgeſprochen, und er werde deshalb zu jenen
Abgeordneten zählen, welche Alles aufbieten,
um das Parlament arbeitsfähig zu machen. Der
Herr hält es weiters nach ſeinen „Erfahrungen“ für
nothwendig, daß die Deutſche Volkspartei „mit der
chriſtlich-ſocialen Partei unter gar keinen
Umſtänden in die Gemeinbürgſchaft gehe,“
und es wäre „im Intereſſe der Sache(!) gelegen, wenn
ein Zuſammenarbeiten mit den anderen freiheit-
lichen Parteien, ſpeciell mit der radical-
nationalen Partei eheſtens zu Stande käme.“ —
Das Herz des „neugewählten“ Abgeordneten zieht
ihn alſo in eine Vereinigung mit den Liberalen und
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Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.
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