Reichspost. Nr. 18, Wien, 22.01.1901.Wien, Dienstag Reichspost 22. Jänner 1901 18 [Spaltenumbruch] Römischer Brief. Rom, 18. Jänner. Leo. XIII hat gestern mit dem Empfange Generalversammlung des Vereines zur Heranbildung katholischer Lehrer. Im Saale des niederösterreichischen Gewerbe- Gemeindezeitung. Die Beamtenfreundlichkeit der christlich- socialen Partei gelangte in der Sitzung des Der Gemeinderath hält in dieser Woche am Eine Deputation der städtischen Beamten hat beim Bürgermeister Dr. Lueger vorgesprochen Die hohe Brücke. Die Hauseigenthümer der Armen-Lotterie. Die am Faschingdienstag statt- Ball der Stadt Wien. Die Vorarbeiten [Spaltenumbruch] nicht," schreibt er an Eoban Hessus, die Zahl der Auf die Bannbulle Leo X. gegen Luther ant- Im Sommer 1519 schrieb Hutten mit Freuden: [Spaltenumbruch] warten. Die Stadträthe Dr. Deutschmann und Dr, Kirchliches. Inthronisation des Lemberger Erzbischofs. Gestern fand in Lemberg in feierlicher Weise die Vereinsnachrichten. § Der Sängerbund "Dreizehnlinden" veranstaltet Theater, Kunst und Musik. -- Hofoperntheater. Herr Leo Slezak vom -- Kaiserjubiläums-Stadttheater. Morgen, -- Raimundtheater. Am Samstag den 26. d. -- Theater in der Josefstadt. Morgen Dienstag: -- Jantsch-Theater. Das Theater hat jetzt sehr -- Ferdinand Bonn hat für seinen am Freitag -- Die vierte Soiree des Böhmischem Streich- Quartettes findet Freitag den 1. Februar im Bösen- -- K. k. Oesterreichisches Museum. Montag, den Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901 18 [Spaltenumbruch] Römiſcher Brief. Rom, 18. Jänner. Leo. XIII hat geſtern mit dem Empfange Generalverſammlung des Vereines zur Heranbildung katholiſcher Lehrer. Im Saale des niederöſterreichiſchen Gewerbe- Gemeindezeitung. Die Beamtenfreundlichkeit der chriſtlich- ſocialen Partei gelangte in der Sitzung des Der Gemeinderath hält in dieſer Woche am Eine Deputation der ſtädtiſchen Beamten hat beim Bürgermeiſter Dr. Lueger vorgeſprochen Die hohe Brücke. Die Hauseigenthümer der Armen-Lotterie. Die am Faſchingdienſtag ſtatt- Ball der Stadt Wien. Die Vorarbeiten [Spaltenumbruch] nicht,“ ſchreibt er an Eoban Heſſus, die Zahl der Auf die Bannbulle Leo X. gegen Luther ant- Im Sommer 1519 ſchrieb Hutten mit Freuden: [Spaltenumbruch] warten. Die Stadträthe Dr. Deutſchmann und Dr, Kirchliches. Inthroniſation des Lemberger Erzbiſchofs. Geſtern fand in Lemberg in feierlicher Weiſe die Vereinsnachrichten. § Der Sängerbund „Dreizehnlinden“ veranſtaltet Theater, Kunſt und Muſik. — Hofoperntheater. Herr Leo Slezak vom — Kaiſerjubiläums-Stadttheater. Morgen, — Raimundtheater. Am Samſtag den 26. d. — Theater in der Joſefſtadt. Morgen Dienſtag: — Jantſch-Theater. Das Theater hat jetzt ſehr — Ferdinand Bonn hat für ſeinen am Freitag — Die vierte Soirée des Böhmiſchem Streich- Quartettes findet Freitag den 1. Februar im Böſen- — K. k. Oeſterreichiſches Muſeum. Montag, den <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0010" n="10"/> <fw place="top" type="header">Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901 18</fw><lb/> <cb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Römiſcher Brief.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 18. Jänner.</dateline><lb/> <p>Leo. <hi rendition="#aq">XIII</hi> hat geſtern mit dem <hi rendition="#g">Empfange</hi><lb/> der beim päpſtlichen Stuhl beglaubigten <hi rendition="#g">Diplo-<lb/> maten</hi> begonnen und nahm die Neujahrswünſche<lb/> des öſterreichiſch-ungariſchen Botſchafters Grafen<lb/> Revertera, ſowie diejenigen des bairiſchen Geſandten,<lb/> Freiherrn von Cetto, entgegen. Die übrigen Bot-<lb/> ſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger werden eben-<lb/> falls in dieſen Tagen von Leo <hi rendition="#aq">XIII.</hi> empfangen<lb/> werden. — In Folge des Planes, die Engelsburg<lb/> zu einem Muſeum einzurichten, haben die nöthigen<lb/> Unterhandlungen wegen der Ausquartierung der im<lb/> alten Caſtell wohnenden Militärmannſchaften, ſowie<lb/> wegen der Verlegung der dort befindlichen Militär-<lb/> gefängniſſe bereits begonnen. — Auf dem hieſigen<lb/> Marineminiſterium ſind die beiden von der „Giava“<lb/> mitgebrachten <hi rendition="#g">chineſiſchen Fahnen</hi> angekommen,<lb/> welche die italieniſchen Berſaglieri den Chineſen bei der<lb/> Erſtürmung einiger Forts am 2. October v. J. abnahmen.<lb/> Die Fahnenſtangen ſind aus Bambusrohr und ſind faſt<lb/> 6 Meter lang; die Fahne ſelbſt iſt aus rother Seide<lb/> hergeſtellt und mißt nicht weniger als neun Quadrat-<lb/> meter. In der Mitte tragen beide Fahnen das<lb/> chineſiſche Wappen in weißer Seidenſtickerei, ſowie<lb/> eine ebenſolche Inſchrift, welche ſo etwas wie <hi rendition="#aq">„pro<lb/> Patria“</hi> bedeutet. Der Marineminiſter wird die<lb/> beiden Fahnen ſeinem Collegen vom Kriege über-<lb/> weiſen und dieſer ſie im „Muſeum“ der Berſaglieri<lb/> hierſelbſt aufhängen laſſen. — Die <hi rendition="#g">ökonomiſche<lb/> Kriſe,</hi> welche Italien gegenwärtig durchmacht,<lb/> ſcheint eine der größten zu ſein, welche bereits in ſo<lb/> großer Zahl auf einander gefolgt ſind. Nachrichten<lb/> aus <hi rendition="#g">Livorno</hi> zu Folge fanden dort wiederum<lb/> Proteſtverſammlungen und allerlei Zuſammenrottungen<lb/> ſtatt, weil die dortigen großen Induſtrieetabliſſements<lb/> von Neuem mehrere Tauſend Arbeiter entlaſſen<lb/> hatten. Dasſelbe wird — wenn auch in geringerem<lb/> Maſſe — aus Palermo und Ligurien gemeldet. Dabei<lb/> hält das kalte Wetter an, die Kohlenpreiſe ſteigen in<lb/> Folge deſſen fortwährend und der Feld- und Garten-<lb/> bau ruht gegenwärtig vollſtändig.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Generalverſammlung des Vereines<lb/> zur Heranbildung katholiſcher Lehrer.</hi> </head><lb/> <p>Im Saale des niederöſterreichiſchen Gewerbe-<lb/> vereines fand geſtern Abends unter ſtarker Betheiligung<lb/> die diesjährige Generalverſammlung des Vereines zur<lb/> Heranbildung katholiſcher Lehrer ſtatt. Der Präſident<lb/> des Vereines Robert Prinz zu <hi rendition="#g">Windiſchgrätz</hi> er-<lb/> öffnete die Verſammlung mit einer herzlichen Be-<lb/> grüßung der Erſchienenen. Als nächſter Redner war<lb/> Herr <hi rendition="#g">Eichinger</hi> berufen, die Nothwendigkeit der<lb/> katholiſchen Erziehung in praktiſcher Weiſe darzuthun.<lb/> Hierauf erſtattete der <hi rendition="#aq">II.</hi> Vicepräſident des Vereines,<lb/> Herr <hi rendition="#g">Janauſchek</hi> den Rechenſchaftsbericht, nach<lb/> welchem ein Caſſenſtand erübrigt und dem zu ent-<lb/> nehmen iſt, daß der Verein 19 Anſtalten mit 4135<lb/> Zöglingen theils erhält, theils unterſtützt. Die An-<lb/> ſtalten vertheilen ſich auf Oeſterreich-Ungarn und das<lb/> Ausland, insbeſonders die Balkanländer. Als zweiter<lb/> Redner ſprach Hochw. <hi rendition="#aq">P.</hi> <hi rendition="#g">Meßmann.</hi> Derſelbe be-<lb/> tonte gleichfalls die Wichtigkeit der katholiſchen<lb/> Erziehung und empfahl auch in warmen<lb/> Worten die Unterſtützung des Vereines. (Großer<lb/> Beifall.) Bei der hierauf vorgenommenen Neuwahl<lb/> des Präſidiums wurden einſtimmig gewählt die<lb/> Herren: Robert Prinz zu <hi rendition="#g">Windiſchgrätz</hi> als<lb/><cb/> Präſident, Bezirksvorſteher <hi rendition="#g">Dr. Mattis,</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Viceprä-<lb/> ſident, Herr <hi rendition="#g">Janauſchek,</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> Vicepräſident, ferner als<lb/> Secretär Hochwürden <hi rendition="#g">Haubner,</hi> als Caſſier Herr<lb/><hi rendition="#g">Kallner,</hi> als Schriftführer Herr <hi rendition="#g">Größl.</hi> In das<lb/> Damen-Hifscomité wurde Prinzeſſin Fanni <hi rendition="#g">Liechten-<lb/> ſtein</hi> als Präſidentin entſendet und die übrigen Mit-<lb/> glieder wiedergewählt. Prinz Robert <hi rendition="#g">Windiſchgrätz</hi><lb/> dankte ſodann allen Erſchienenen und ſchloß die Ver-<lb/> ſammlung mit einem dreimaligen Hoch auf Kaiſer und<lb/> Papſt, in welches die Verſammlung begeiſtert ein-<lb/> ſtimmte. Die Muſikvorträge in den Zwiſchenpauſen<lb/> beſorgte in trefflicher Weiſe die Capelle „Lyra“ des<lb/> katholiſchen Jugendbündniſſes Fünfhaus.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gemeindezeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Beamtenfreundlichkeit der chriſtlich-<lb/> ſocialen Partei</hi> </head> <p>gelangte in der Sitzung des<lb/> Wiener Gemeinderathes vom 18. Jänner d. J.<lb/> neuerdings zum Ausdruck durch die Annahme des<lb/> Stadtrath-Antrages auf <hi rendition="#g">Einrechnung</hi> der<lb/> zweiten Hälfte des <hi rendition="#g">Quartiergeldes</hi> in die Penſion<lb/> der ſtädtiſchen Beamten und Diener. Die Durch-<lb/> führung dieſes Beſchluſſes legt der Gemeinde Wien<lb/> eine neue Laſt von 150.000 <hi rendition="#aq">K</hi> auf. Der Gemeinde-<lb/> rath hat aber trotzdem den Antrag gebilligt nm da-<lb/> durch die Lage der Beamtenſchaft, der treuen Mit-<lb/> arbeiter an der Gemeindeverwaltung, materiell zu<lb/> beſſern. Noch vor den Wahlen wurden die judenlibe-<lb/> ralen, die deutſchradicalen und die rothen Candidaten<lb/> und die hinter ihnen ſtehende Preſſe nicht müde, der<lb/> chriſtlich-ſocialen Partei, Beamtenfeindlichkeit vorzu-<lb/> werfen. Die Entſtellungskünſtler und Lügenfabrikanten<lb/> feierten wahre Orgien. Die Verhetzung der ſtädtiſchen<lb/> Beamtenſchaft gelang nicht. In dieſen Kreiſen hat<lb/> der Beſchluß des Gemeinderathes allgemein befriedigt.<lb/> Eine Deputation ſtädtiſcher Beamten hat auch bei<lb/> dem Bürgermeiſter Dr. Lueger vorgeſprochen, um<lb/> ihm, dem Stadtrath und dem Gemeinderathe den<lb/> Dank für den erwähnten Beſchluß des Gemeinde-<lb/> rathes auszuſprechen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Gemeinderath</hi> </head> <p>hält in dieſer Woche am<lb/> Freitag um 5 Uhr Nachmittags eine Plenarſitzung<lb/> ab. — <hi rendition="#g">Stadtrathsſitzungen</hi> finden am Diens-<lb/> tag, Donnerſtag und Freitag ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Deputation der ſtädtiſchen Beamten</hi> </head><lb/> <p>hat beim Bürgermeiſter Dr. <hi rendition="#g">Lueger</hi> vorgeſprochen<lb/> und überbrachte ihm den Dank der Beamten an den<lb/> Stadtrath und Gemeinderath für die erfolgte Zuer-<lb/> kennung der zweiten Quartiergeldhälfte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die hohe Brücke.</hi> </head> <p>Die Hauseigenthümer der<lb/> Wipplingerſtraße haben ſich in einer Eingabe an den<lb/> Gemeinderath gewendet, in der das dringende An-<lb/> ſuchen geſtellt wird, den Ausbau der „hohen Brücke“<lb/> in der Wipplingerſtraße entſprechend der gegen-<lb/> wärtigen Straßenbreite, der ſtädtiſchen Baubehörde<lb/> zur ſchleunigen Ausführung zu übertragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Armen-Lotterie.</hi> </head> <p>Die am Faſchingdienſtag ſtatt-<lb/> findende Ziehung der ſtädtiſchen Armen-Lotterie wird<lb/> auch heuer im Volkskeller des Rathhauskellers ab-<lb/> gehalten.</p> </div><lb/> <div xml:id="ball1" next="#ball2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ball der Stadt Wien.</hi> </head> <p>Die Vorarbeiten<lb/> ſchreiten rüſtig vorwärts. Se. Majeſtät, der dem Bür-<lb/> germeiſter ſein Erſcheinen zugeſagt und auch die An-<lb/> weſenheit zahlreicher Mitglieder des Hofes iſt zu er-</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="hutten2" prev="#hutten1" type="jArticle" n="2"> <p>nicht,“ ſchreibt er an Eoban Heſſus, die Zahl der<lb/> Schriftſteller, welche Aehnliches ſchreiben, iſt größer<lb/> als Du glaubſt. Ihr werdet einmal ſehen, wie viel<lb/> ich von denen, die etwas zu leiſten im Stande ſind,<lb/> gewinnen kann. Luther fühlt ſich durch das<lb/> kecke Auftreten Hutten’s ſelbſt ſicherer und<lb/> ſchreibt an Johann Voigt: „Sickingen ver-<lb/> ſpricht mir durch Hutten Schutz gegen alle meine<lb/> Feinde. Nun fürchte ich nichts mehr, ſondern<lb/> gebe ſchon ein Buch in deutſcher Sprache gegen den<lb/> Papſt heraus von der Kirchenſtaatsbeſſerung. Hier<lb/> greife ich den Papſt auf das Heftigſte an, gleichſam<lb/> als den Antichriſt.“ (de Wette 1. 475.) Hutten ſuchte<lb/> nun in ſeinen Schriften beſonders Haß und Erbitte-<lb/> rung gegen den Beſitz der Kirche anzufachen, worin<lb/> Luther dann noch viel radicaler vorging. In dieſem<lb/> Wirrwar, in dieſer Schreiberhetze kam es ſoweit, daß<lb/> Luther offen erklärte: „Wir halten dafür, daß uns<lb/> gegen ſeinen (des Papſtes) Betrug und ſeine Bos-<lb/> heit Alles erlaubt iſt.“ (de Wett 1. 476.) Luther er-<lb/> klärt aber auch, ſowie Hutten, daß auch jede weltliche<lb/> Gewalt, die ihre Abſichten wahre, „Teufels Gewalt<lb/> ſei“. „Gott ſelbſt“, ſagt er, „hat alle Schwierigkeit<lb/> und alle Gewalt aufgehoben, wo ſie wider das Evan-<lb/> gelium handelt. (de Wette 2. 192.) Wie entſetzlich<lb/> verächtlich, wie gemein und verbiſſen Luther ſich<lb/> nicht nur gegen die kirchliche Gewalt, ſondern<lb/> gegen die Landesfürſten ausſprach, ſpottet<lb/> jeder Beurtheilung. Hutten war hiebei der<lb/> heimliche Agitator, der das Feuer ſchürte. So ſchrieb<lb/> Hutten eine Klageſchrift an alle Stände „deutſcher<lb/><cb/> Nation“, die er zuerſt an die Churfürſten ſchickte,<lb/> dann aber durch Ueberſetzung auch dem gemeinen<lb/> Mann zugänglich machte.</p><lb/> <p>Auf die Bannbulle Leo <hi rendition="#aq">X.</hi> gegen Luther ant-<lb/> wortete Hutten durch ſeine <hi rendition="#aq">„Bulla Leonis X. contra<lb/> errores Marthini Lutheri et sequacium“</hi> und <hi rendition="#aq">„In<lb/> incendium lutheranum exclamatio“.</hi> Letztere wurde<lb/> ebenfalls ins Deutſche überſetzt. Ein wahres Pam-<lb/> phlet, wodurch Hutten am meiſten die Gemüther<lb/> reizte, war „Klage und Ermahnung gegen die über-<lb/> mäßige, unchriſtliche Gewalt des Papſtes zu Rom<lb/> und der ungeiſtlichen Geiſtlichkeit.“</p><lb/> <p>Im Sommer 1519 ſchrieb Hutten mit Freuden:<lb/> „Sickingen gehe mit dem allerſchönſten Plane um.“<lb/> Aber bitter beklagt er ſich im Herbſte 1520 in einem<lb/> Briefe, den er von der Ebernburg an Luther<lb/> ſchreibt: „Du würdeſt auch wahrlich bedauern,<lb/> wenn Du Zeuge wäreſt von meinen Widerwärtig-<lb/> keiten hier. So zuverläſſig iſt die Treue der<lb/> Menſchen“ und vertröſtet Luther auf den Wormſer<lb/> Reichstag. „Dann wird Franz ſeine Pflicht thun.“<lb/> Im Winter 1520—21 las Hutten ſeinem<lb/> Freund Sickingen Luthers Schriften vor und<lb/> erklärte ſie ihm. Er öffnete ihm die Augen über<lb/> den römiſchen Druck, dem Geiſt, Leib und Beutel<lb/> des deutſchen Volkes bisher unterlegen. Hutten<lb/> hörte übrigens nicht auf, durch ſeine eigenen Schrif-<lb/> ten fort aufzuhetzen. So ſchrieb er an den päpſt-<lb/> lichen Legaten Aleander: „er werde Alles thun,<lb/> daß er ohne Leben wie eine Leich hinausgeſchleppt<lb/> werde.“ <space dim="horizontal"/> <ref>(Schluß folgt.)</ref> </p> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jLocal" n="1"> <div xml:id="ball2" prev="#ball1" type="jArticle" n="2"> <p>warten. Die Stadträthe Dr. Deutſchmann und Dr,<lb/> Krenn haben ebenſo wie die beiden dirigirenden Ca-<lb/> pellmeiſter Johann Strauß <hi rendition="#aq">jun.</hi> und Engelbert<lb/> Sitter dem Comité Tanzſtücke widmen. Mit der Aus-<lb/> ſendung der Einladungen wird noch im Laufe der<lb/> kommenden Woche begonnen werden.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kirchliches.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Inthroniſation des Lemberger Erzbiſchofs.</hi> </head><lb/> <p>Geſtern fand in Lemberg in feierlicher Weiſe die<lb/> Inthroniſation des neuernannten Erzbiſchofs, <hi rendition="#aq">ritus<lb/> latini,</hi> Dr. <hi rendition="#g">Bilczewski,</hi> ſtatt. An der Feier nahmen<lb/> theil: Die Kirchenfürſten aller drei Riten, Statthalter<lb/> Graf <hi rendition="#g">Pininski,</hi> Landmarſchall Graf Stanislaus<lb/><hi rendition="#g">Badeni,</hi> der Corpscommandant, der Bürgermeiſter<lb/> mit den Gemeinderäthen, Univerſitätsprofeſſoren, die<lb/> Spitzen der Behörden, zahlreiche Abgeordnete und<lb/> andere Notabilitäten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">§ Der Sängerbund „Dreizehnlinden“</hi> </head> <p>veranſtaltet<lb/> morgen Dienſtag den 22. Jänner ſein diesjähriges<lb/><hi rendition="#g">Faſchingsfeſt</hi> im Prachtſaale „zum Auge Gott<supplied>eſ“</supplied>,<lb/> 9. Bez., Nußdorferſtraße 73, unter Mitwirk<supplied>ung</supplied> einer<lb/> Muſikcapelle. Zur Aufführung gelangt die <supplied>vier</supplied>actige<lb/> burleske Oper „Die Griechen vor Troja“. Hierauf<lb/> Tanzkränzchen. Eintrittskarten im Vorverkauf <hi rendition="#aq">à 1 K</hi><lb/> bei: B. Herder Verlag, 1. Bez., Wollzeile 33, J. Ja-<lb/> nauſchek u. Co., 1. Bez., Singerſtraße 18, Reſtauration<lb/> „Regensburgerhof“, 1. Bez., Sonnenfelsgaſſe 2, Papier-<lb/> handlung M. Kaunovsky, 4. Bez., Alleegaſſe 55, Re-<lb/> ſtauration „zum Auge Gottes“, 9. Bez., Nußdorfer-<lb/> ſtraße 73, Café Irrer, 9. Bez., Nußdorferſtraße 73. An<lb/> der Abendcaſſa <hi rendition="#aq">à 1 K 50 h.</hi> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jCulturalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Theater, Kunſt und Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Hofoperntheater.</hi> </head> <p>Herr Leo <hi rendition="#g">Slezak</hi> vom<lb/> Stadttheater in <hi rendition="#g">Breslau</hi> eröffnet kommenden Mitt-<lb/> woch als Arnold in Roſſinis <hi rendition="#g">„Wilhelm Tell“</hi> ein<lb/> Gaſtſpiel. Als zweite Rolle hat Herr Slezak den Jo-<lb/> hannes Leyden in der Meyerbeer’ſchen Oper <hi rendition="#g">„Der<lb/> Prophet“</hi> gewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Kaiſerjubiläums-Stadttheater.</hi> </head> <p>Morgen,<lb/> Dienſttag ſpielt Herr Hofſchauſpieler Ferdinand <hi rendition="#g">Bonn</hi><lb/> zum zweiten Male den Shylock im <hi rendition="#g">„Kaufmann<lb/> von Venedig“.</hi> Die nächſte Wiederholung des<lb/> Märchenſpieles <hi rendition="#g">„Aſchenbrödel“</hi> oder „Der gläſerne<lb/> Pantofel“ findet übermorgen Mittwoch, Nachmittags<lb/> ½3 Uhr ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Raimundtheater.</hi> </head> <p>Am Samſtag den 26. d.<lb/> findet die Erſtaufführung des dreiactigen Schwankes<lb/><hi rendition="#g">„Großſtadtluft“</hi> von Oskar Blumenthal und Guſt.<lb/> Kadelburg mit Dr. Rudolf <hi rendition="#g">Tyrolt als Gaſt</hi> ſtatt.<lb/> Das von Herru Regiſſeur Raeder inſcenirte Stück<lb/> kommt in folgender Beſetzung zur Darſtellung: Martin<lb/> Schröter, Herr Krug. Sabine, Fräulein Petri. Walter<lb/> Lenz, Herr Jenſen. Antonie, Fräulein Monati. Bern-<lb/> hard Gempe, Herr Homma. Fritz Flemming, Herr<lb/> Lackner. Dr. Cruſius, Herr Dr. Tyrolt als Gaſt. Frau<lb/> Dr. Cruſius, Frau Anatour. Rector Arnſtedt, Herr<lb/> Pollandt. Frau Rector Arnſtedt, Fräulein Lichten.<lb/> Marthe, Fräulein Hirſchhuber. Tapezierer, Herr Knei-<lb/> dinger. Diener, Herr Zeigenhofer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Theater in der Joſefſtadt.</hi> </head> <p>Morgen Dienſtag:<lb/> Literariſcher Abend. Zur Aufführung gelangt das fünf-<lb/> actige Schauſpiel <hi rendition="#g">„Ohne Geläut“,</hi> von Fedor von<lb/> Zobeltitz. Dieſes intereſſante Stück hatte vor einigen<lb/> Jahren am Berliner Leſſing-Theater bedeutenden<lb/> Erfolg. „Ohne Geläut“ wird am nächſten Freitag<lb/> wiederholt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Jantſch-Theater.</hi> </head> <p>Das Theater hat jetzt ſehr<lb/> bequeme Verbindungen nach allen Richtungen. Tram-<lb/> way- und Omnibushalteſtellen befinden ſich direct beim<lb/> Theater und in unmittelbarer Nähe die Stadtbahn-<lb/> ſtation „Praterſtern“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Ferdinand Bonn</hi> </head> <p>hat für ſeinen am Freitag<lb/> den 25. d. im großen Muſikvereinsſaale ſtattfindenden<lb/><hi rendition="#g">Vortragsabend</hi> folgendes Programm feſtgeſetzt:<lb/> Goethe, „Der Sänger“, „Hochzeitslied“, „Der Fiſcher“;<lb/> Shakeſpeare, Monologe: 1. Heinrich <hi rendition="#aq">V.,</hi> 2. Jago,<lb/> 3. Hamlet, 4. Richard <hi rendition="#aq">III;</hi> Claſſiſche Scenen aus<lb/> Shakeſpeare: 1. Othello-Jago, 2. Shylock-Antonio-<lb/> Baſſanio, 3. Hamlet-Todtengräber. Zum Schluſſe folgen<lb/> humoriſtiſche Vorträge und zwar Franz v. Kobell: „Die<lb/> G’ſchicht vom Boandelkramer und vom Brandner-<lb/> kaſchper“, und Carl Wilkowsky, „Die fünf Sinne“.<lb/> Bonn recitirt Alles frei aus dem Gedächtniſſe. Zwiſchen<lb/> den declamatoriſchen Vorträgen wird der Künſtler einige<lb/> Violinpiecen ſpielen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Die vierte Soirée des Böhmiſchem Streich-<lb/> Quartettes</hi> </head> <p>findet Freitag den 1. Februar im Böſen-<lb/> dorferſaale ſtatt. Auf vielſeitiges Verlangen veranſtaltet<lb/> das „Böhmiſche Streich-Quartett“ eine außerordentliche<lb/> Soirée zu <hi rendition="#g">populären Preiſen.</hi> Dieſelbe findet<lb/> Samſtag den 2. Februar abends ½8 Uhr im <hi rendition="#g">Böſen-<lb/> dorferſaale</hi> ſtatt. — Oscar <hi rendition="#g">Nedbal,</hi> der bekannte<lb/> Violaſpieler des „Böhmiſchen Streichquartetts“ und<lb/> Dirigent der philharmoniſchen Concerte in Prag hat<lb/> vergangene Woche in Petersburg und Moskau mit<lb/> dem Orcheſter der kaiſerl. ruſſiſchen Oper zwei<lb/> Symphonie-Concerte dirigirt und hatte bei Publikum<lb/> und Kritik großen Erſolg. — Lula <hi rendition="#g">Gmeiner</hi> veranſtaltet<lb/> in dieſer Saiſon einen einzigen Liederabend, welchen<lb/> Dienſtag den 12. Februar im Böſendorferſaale ſtattfindet<lb/> Karten in <hi rendition="#g">Gutmanns</hi> Hofmuſikalienhandlung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— K. k. Oeſterreichiſches Muſeum.</hi> </head> <p>Montag, den<lb/> 28. Jänner, 8 Uhr abends wird der Bibliothekar am<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [10/0010]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 22. Jänner 1901 18
Römiſcher Brief.
Rom, 18. Jänner.
Leo. XIII hat geſtern mit dem Empfange
der beim päpſtlichen Stuhl beglaubigten Diplo-
maten begonnen und nahm die Neujahrswünſche
des öſterreichiſch-ungariſchen Botſchafters Grafen
Revertera, ſowie diejenigen des bairiſchen Geſandten,
Freiherrn von Cetto, entgegen. Die übrigen Bot-
ſchafter, Geſandten und Geſchäftsträger werden eben-
falls in dieſen Tagen von Leo XIII. empfangen
werden. — In Folge des Planes, die Engelsburg
zu einem Muſeum einzurichten, haben die nöthigen
Unterhandlungen wegen der Ausquartierung der im
alten Caſtell wohnenden Militärmannſchaften, ſowie
wegen der Verlegung der dort befindlichen Militär-
gefängniſſe bereits begonnen. — Auf dem hieſigen
Marineminiſterium ſind die beiden von der „Giava“
mitgebrachten chineſiſchen Fahnen angekommen,
welche die italieniſchen Berſaglieri den Chineſen bei der
Erſtürmung einiger Forts am 2. October v. J. abnahmen.
Die Fahnenſtangen ſind aus Bambusrohr und ſind faſt
6 Meter lang; die Fahne ſelbſt iſt aus rother Seide
hergeſtellt und mißt nicht weniger als neun Quadrat-
meter. In der Mitte tragen beide Fahnen das
chineſiſche Wappen in weißer Seidenſtickerei, ſowie
eine ebenſolche Inſchrift, welche ſo etwas wie „pro
Patria“ bedeutet. Der Marineminiſter wird die
beiden Fahnen ſeinem Collegen vom Kriege über-
weiſen und dieſer ſie im „Muſeum“ der Berſaglieri
hierſelbſt aufhängen laſſen. — Die ökonomiſche
Kriſe, welche Italien gegenwärtig durchmacht,
ſcheint eine der größten zu ſein, welche bereits in ſo
großer Zahl auf einander gefolgt ſind. Nachrichten
aus Livorno zu Folge fanden dort wiederum
Proteſtverſammlungen und allerlei Zuſammenrottungen
ſtatt, weil die dortigen großen Induſtrieetabliſſements
von Neuem mehrere Tauſend Arbeiter entlaſſen
hatten. Dasſelbe wird — wenn auch in geringerem
Maſſe — aus Palermo und Ligurien gemeldet. Dabei
hält das kalte Wetter an, die Kohlenpreiſe ſteigen in
Folge deſſen fortwährend und der Feld- und Garten-
bau ruht gegenwärtig vollſtändig.
Generalverſammlung des Vereines
zur Heranbildung katholiſcher Lehrer.
Im Saale des niederöſterreichiſchen Gewerbe-
vereines fand geſtern Abends unter ſtarker Betheiligung
die diesjährige Generalverſammlung des Vereines zur
Heranbildung katholiſcher Lehrer ſtatt. Der Präſident
des Vereines Robert Prinz zu Windiſchgrätz er-
öffnete die Verſammlung mit einer herzlichen Be-
grüßung der Erſchienenen. Als nächſter Redner war
Herr Eichinger berufen, die Nothwendigkeit der
katholiſchen Erziehung in praktiſcher Weiſe darzuthun.
Hierauf erſtattete der II. Vicepräſident des Vereines,
Herr Janauſchek den Rechenſchaftsbericht, nach
welchem ein Caſſenſtand erübrigt und dem zu ent-
nehmen iſt, daß der Verein 19 Anſtalten mit 4135
Zöglingen theils erhält, theils unterſtützt. Die An-
ſtalten vertheilen ſich auf Oeſterreich-Ungarn und das
Ausland, insbeſonders die Balkanländer. Als zweiter
Redner ſprach Hochw. P. Meßmann. Derſelbe be-
tonte gleichfalls die Wichtigkeit der katholiſchen
Erziehung und empfahl auch in warmen
Worten die Unterſtützung des Vereines. (Großer
Beifall.) Bei der hierauf vorgenommenen Neuwahl
des Präſidiums wurden einſtimmig gewählt die
Herren: Robert Prinz zu Windiſchgrätz als
Präſident, Bezirksvorſteher Dr. Mattis, I. Viceprä-
ſident, Herr Janauſchek, II. Vicepräſident, ferner als
Secretär Hochwürden Haubner, als Caſſier Herr
Kallner, als Schriftführer Herr Größl. In das
Damen-Hifscomité wurde Prinzeſſin Fanni Liechten-
ſtein als Präſidentin entſendet und die übrigen Mit-
glieder wiedergewählt. Prinz Robert Windiſchgrätz
dankte ſodann allen Erſchienenen und ſchloß die Ver-
ſammlung mit einem dreimaligen Hoch auf Kaiſer und
Papſt, in welches die Verſammlung begeiſtert ein-
ſtimmte. Die Muſikvorträge in den Zwiſchenpauſen
beſorgte in trefflicher Weiſe die Capelle „Lyra“ des
katholiſchen Jugendbündniſſes Fünfhaus.
Gemeindezeitung.
Die Beamtenfreundlichkeit der chriſtlich-
ſocialen Partei gelangte in der Sitzung des
Wiener Gemeinderathes vom 18. Jänner d. J.
neuerdings zum Ausdruck durch die Annahme des
Stadtrath-Antrages auf Einrechnung der
zweiten Hälfte des Quartiergeldes in die Penſion
der ſtädtiſchen Beamten und Diener. Die Durch-
führung dieſes Beſchluſſes legt der Gemeinde Wien
eine neue Laſt von 150.000 K auf. Der Gemeinde-
rath hat aber trotzdem den Antrag gebilligt nm da-
durch die Lage der Beamtenſchaft, der treuen Mit-
arbeiter an der Gemeindeverwaltung, materiell zu
beſſern. Noch vor den Wahlen wurden die judenlibe-
ralen, die deutſchradicalen und die rothen Candidaten
und die hinter ihnen ſtehende Preſſe nicht müde, der
chriſtlich-ſocialen Partei, Beamtenfeindlichkeit vorzu-
werfen. Die Entſtellungskünſtler und Lügenfabrikanten
feierten wahre Orgien. Die Verhetzung der ſtädtiſchen
Beamtenſchaft gelang nicht. In dieſen Kreiſen hat
der Beſchluß des Gemeinderathes allgemein befriedigt.
Eine Deputation ſtädtiſcher Beamten hat auch bei
dem Bürgermeiſter Dr. Lueger vorgeſprochen, um
ihm, dem Stadtrath und dem Gemeinderathe den
Dank für den erwähnten Beſchluß des Gemeinde-
rathes auszuſprechen.
Der Gemeinderath hält in dieſer Woche am
Freitag um 5 Uhr Nachmittags eine Plenarſitzung
ab. — Stadtrathsſitzungen finden am Diens-
tag, Donnerſtag und Freitag ſtatt.
Eine Deputation der ſtädtiſchen Beamten
hat beim Bürgermeiſter Dr. Lueger vorgeſprochen
und überbrachte ihm den Dank der Beamten an den
Stadtrath und Gemeinderath für die erfolgte Zuer-
kennung der zweiten Quartiergeldhälfte.
Die hohe Brücke. Die Hauseigenthümer der
Wipplingerſtraße haben ſich in einer Eingabe an den
Gemeinderath gewendet, in der das dringende An-
ſuchen geſtellt wird, den Ausbau der „hohen Brücke“
in der Wipplingerſtraße entſprechend der gegen-
wärtigen Straßenbreite, der ſtädtiſchen Baubehörde
zur ſchleunigen Ausführung zu übertragen.
Armen-Lotterie. Die am Faſchingdienſtag ſtatt-
findende Ziehung der ſtädtiſchen Armen-Lotterie wird
auch heuer im Volkskeller des Rathhauskellers ab-
gehalten.
Ball der Stadt Wien. Die Vorarbeiten
ſchreiten rüſtig vorwärts. Se. Majeſtät, der dem Bür-
germeiſter ſein Erſcheinen zugeſagt und auch die An-
weſenheit zahlreicher Mitglieder des Hofes iſt zu er-
nicht,“ ſchreibt er an Eoban Heſſus, die Zahl der
Schriftſteller, welche Aehnliches ſchreiben, iſt größer
als Du glaubſt. Ihr werdet einmal ſehen, wie viel
ich von denen, die etwas zu leiſten im Stande ſind,
gewinnen kann. Luther fühlt ſich durch das
kecke Auftreten Hutten’s ſelbſt ſicherer und
ſchreibt an Johann Voigt: „Sickingen ver-
ſpricht mir durch Hutten Schutz gegen alle meine
Feinde. Nun fürchte ich nichts mehr, ſondern
gebe ſchon ein Buch in deutſcher Sprache gegen den
Papſt heraus von der Kirchenſtaatsbeſſerung. Hier
greife ich den Papſt auf das Heftigſte an, gleichſam
als den Antichriſt.“ (de Wette 1. 475.) Hutten ſuchte
nun in ſeinen Schriften beſonders Haß und Erbitte-
rung gegen den Beſitz der Kirche anzufachen, worin
Luther dann noch viel radicaler vorging. In dieſem
Wirrwar, in dieſer Schreiberhetze kam es ſoweit, daß
Luther offen erklärte: „Wir halten dafür, daß uns
gegen ſeinen (des Papſtes) Betrug und ſeine Bos-
heit Alles erlaubt iſt.“ (de Wett 1. 476.) Luther er-
klärt aber auch, ſowie Hutten, daß auch jede weltliche
Gewalt, die ihre Abſichten wahre, „Teufels Gewalt
ſei“. „Gott ſelbſt“, ſagt er, „hat alle Schwierigkeit
und alle Gewalt aufgehoben, wo ſie wider das Evan-
gelium handelt. (de Wette 2. 192.) Wie entſetzlich
verächtlich, wie gemein und verbiſſen Luther ſich
nicht nur gegen die kirchliche Gewalt, ſondern
gegen die Landesfürſten ausſprach, ſpottet
jeder Beurtheilung. Hutten war hiebei der
heimliche Agitator, der das Feuer ſchürte. So ſchrieb
Hutten eine Klageſchrift an alle Stände „deutſcher
Nation“, die er zuerſt an die Churfürſten ſchickte,
dann aber durch Ueberſetzung auch dem gemeinen
Mann zugänglich machte.
Auf die Bannbulle Leo X. gegen Luther ant-
wortete Hutten durch ſeine „Bulla Leonis X. contra
errores Marthini Lutheri et sequacium“ und „In
incendium lutheranum exclamatio“. Letztere wurde
ebenfalls ins Deutſche überſetzt. Ein wahres Pam-
phlet, wodurch Hutten am meiſten die Gemüther
reizte, war „Klage und Ermahnung gegen die über-
mäßige, unchriſtliche Gewalt des Papſtes zu Rom
und der ungeiſtlichen Geiſtlichkeit.“
Im Sommer 1519 ſchrieb Hutten mit Freuden:
„Sickingen gehe mit dem allerſchönſten Plane um.“
Aber bitter beklagt er ſich im Herbſte 1520 in einem
Briefe, den er von der Ebernburg an Luther
ſchreibt: „Du würdeſt auch wahrlich bedauern,
wenn Du Zeuge wäreſt von meinen Widerwärtig-
keiten hier. So zuverläſſig iſt die Treue der
Menſchen“ und vertröſtet Luther auf den Wormſer
Reichstag. „Dann wird Franz ſeine Pflicht thun.“
Im Winter 1520—21 las Hutten ſeinem
Freund Sickingen Luthers Schriften vor und
erklärte ſie ihm. Er öffnete ihm die Augen über
den römiſchen Druck, dem Geiſt, Leib und Beutel
des deutſchen Volkes bisher unterlegen. Hutten
hörte übrigens nicht auf, durch ſeine eigenen Schrif-
ten fort aufzuhetzen. So ſchrieb er an den päpſt-
lichen Legaten Aleander: „er werde Alles thun,
daß er ohne Leben wie eine Leich hinausgeſchleppt
werde.“ (Schluß folgt.)
warten. Die Stadträthe Dr. Deutſchmann und Dr,
Krenn haben ebenſo wie die beiden dirigirenden Ca-
pellmeiſter Johann Strauß jun. und Engelbert
Sitter dem Comité Tanzſtücke widmen. Mit der Aus-
ſendung der Einladungen wird noch im Laufe der
kommenden Woche begonnen werden.
Kirchliches.
Inthroniſation des Lemberger Erzbiſchofs.
Geſtern fand in Lemberg in feierlicher Weiſe die
Inthroniſation des neuernannten Erzbiſchofs, ritus
latini, Dr. Bilczewski, ſtatt. An der Feier nahmen
theil: Die Kirchenfürſten aller drei Riten, Statthalter
Graf Pininski, Landmarſchall Graf Stanislaus
Badeni, der Corpscommandant, der Bürgermeiſter
mit den Gemeinderäthen, Univerſitätsprofeſſoren, die
Spitzen der Behörden, zahlreiche Abgeordnete und
andere Notabilitäten.
Vereinsnachrichten.
§ Der Sängerbund „Dreizehnlinden“ veranſtaltet
morgen Dienſtag den 22. Jänner ſein diesjähriges
Faſchingsfeſt im Prachtſaale „zum Auge Gotteſ“,
9. Bez., Nußdorferſtraße 73, unter Mitwirkung einer
Muſikcapelle. Zur Aufführung gelangt die vieractige
burleske Oper „Die Griechen vor Troja“. Hierauf
Tanzkränzchen. Eintrittskarten im Vorverkauf à 1 K
bei: B. Herder Verlag, 1. Bez., Wollzeile 33, J. Ja-
nauſchek u. Co., 1. Bez., Singerſtraße 18, Reſtauration
„Regensburgerhof“, 1. Bez., Sonnenfelsgaſſe 2, Papier-
handlung M. Kaunovsky, 4. Bez., Alleegaſſe 55, Re-
ſtauration „zum Auge Gottes“, 9. Bez., Nußdorfer-
ſtraße 73, Café Irrer, 9. Bez., Nußdorferſtraße 73. An
der Abendcaſſa à 1 K 50 h.
Theater, Kunſt und Muſik.
— Hofoperntheater. Herr Leo Slezak vom
Stadttheater in Breslau eröffnet kommenden Mitt-
woch als Arnold in Roſſinis „Wilhelm Tell“ ein
Gaſtſpiel. Als zweite Rolle hat Herr Slezak den Jo-
hannes Leyden in der Meyerbeer’ſchen Oper „Der
Prophet“ gewählt.
— Kaiſerjubiläums-Stadttheater. Morgen,
Dienſttag ſpielt Herr Hofſchauſpieler Ferdinand Bonn
zum zweiten Male den Shylock im „Kaufmann
von Venedig“. Die nächſte Wiederholung des
Märchenſpieles „Aſchenbrödel“ oder „Der gläſerne
Pantofel“ findet übermorgen Mittwoch, Nachmittags
½3 Uhr ſtatt.
— Raimundtheater. Am Samſtag den 26. d.
findet die Erſtaufführung des dreiactigen Schwankes
„Großſtadtluft“ von Oskar Blumenthal und Guſt.
Kadelburg mit Dr. Rudolf Tyrolt als Gaſt ſtatt.
Das von Herru Regiſſeur Raeder inſcenirte Stück
kommt in folgender Beſetzung zur Darſtellung: Martin
Schröter, Herr Krug. Sabine, Fräulein Petri. Walter
Lenz, Herr Jenſen. Antonie, Fräulein Monati. Bern-
hard Gempe, Herr Homma. Fritz Flemming, Herr
Lackner. Dr. Cruſius, Herr Dr. Tyrolt als Gaſt. Frau
Dr. Cruſius, Frau Anatour. Rector Arnſtedt, Herr
Pollandt. Frau Rector Arnſtedt, Fräulein Lichten.
Marthe, Fräulein Hirſchhuber. Tapezierer, Herr Knei-
dinger. Diener, Herr Zeigenhofer.
— Theater in der Joſefſtadt. Morgen Dienſtag:
Literariſcher Abend. Zur Aufführung gelangt das fünf-
actige Schauſpiel „Ohne Geläut“, von Fedor von
Zobeltitz. Dieſes intereſſante Stück hatte vor einigen
Jahren am Berliner Leſſing-Theater bedeutenden
Erfolg. „Ohne Geläut“ wird am nächſten Freitag
wiederholt.
— Jantſch-Theater. Das Theater hat jetzt ſehr
bequeme Verbindungen nach allen Richtungen. Tram-
way- und Omnibushalteſtellen befinden ſich direct beim
Theater und in unmittelbarer Nähe die Stadtbahn-
ſtation „Praterſtern“.
— Ferdinand Bonn hat für ſeinen am Freitag
den 25. d. im großen Muſikvereinsſaale ſtattfindenden
Vortragsabend folgendes Programm feſtgeſetzt:
Goethe, „Der Sänger“, „Hochzeitslied“, „Der Fiſcher“;
Shakeſpeare, Monologe: 1. Heinrich V., 2. Jago,
3. Hamlet, 4. Richard III; Claſſiſche Scenen aus
Shakeſpeare: 1. Othello-Jago, 2. Shylock-Antonio-
Baſſanio, 3. Hamlet-Todtengräber. Zum Schluſſe folgen
humoriſtiſche Vorträge und zwar Franz v. Kobell: „Die
G’ſchicht vom Boandelkramer und vom Brandner-
kaſchper“, und Carl Wilkowsky, „Die fünf Sinne“.
Bonn recitirt Alles frei aus dem Gedächtniſſe. Zwiſchen
den declamatoriſchen Vorträgen wird der Künſtler einige
Violinpiecen ſpielen.
— Die vierte Soirée des Böhmiſchem Streich-
Quartettes findet Freitag den 1. Februar im Böſen-
dorferſaale ſtatt. Auf vielſeitiges Verlangen veranſtaltet
das „Böhmiſche Streich-Quartett“ eine außerordentliche
Soirée zu populären Preiſen. Dieſelbe findet
Samſtag den 2. Februar abends ½8 Uhr im Böſen-
dorferſaale ſtatt. — Oscar Nedbal, der bekannte
Violaſpieler des „Böhmiſchen Streichquartetts“ und
Dirigent der philharmoniſchen Concerte in Prag hat
vergangene Woche in Petersburg und Moskau mit
dem Orcheſter der kaiſerl. ruſſiſchen Oper zwei
Symphonie-Concerte dirigirt und hatte bei Publikum
und Kritik großen Erſolg. — Lula Gmeiner veranſtaltet
in dieſer Saiſon einen einzigen Liederabend, welchen
Dienſtag den 12. Februar im Böſendorferſaale ſtattfindet
Karten in Gutmanns Hofmuſikalienhandlung.
— K. k. Oeſterreichiſches Muſeum. Montag, den
28. Jänner, 8 Uhr abends wird der Bibliothekar am
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