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Reichspost. Nr. 27, Wien, 28.01.1896.

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Reclamationen sind portofrei.




Aukündigungs-Bureau:
VIII., Strozzigasse 41, sowie bei
dem Annoncenbureau für kath.-con-
serv. Blätter, Hubert Friedl
Wien, V./1.




Das Morgenblatt erscheint um
6 Uhr Früh täglich, mit Aus-
nahme
der auf Sonn- und Feier-
tage folgenden Tage; das
Abendblatt an jedem Wochen-
tage
um 1 Uhr Nachmittags.


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Morgenblatt.
Reichspost.
Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns.

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bei J. Heindl, I., Stephansplatz 7




Telephon 1828.




III. Jahrgang. Wien, Dienstag, den 28. Jänner 1896.



[Spaltenumbruch]
Extra Hungariam non est vita.

Die Woche fängt gut an, sagte der Mörder,
als er am Montag zum Galgen geführt wurde.
Das Millenniumsjahr in Ungarn fängt schön an.
Es hätte den "Gottesfrieden" bringen sollen,
statt dessen bringt es einen Riesen-Scandal. Graf
Albert Apponyi hat vermuthlich das
Friedensangebot, das er der Regierung machte,
ganz ehrlich gemeint. Graf Apponyi ist ein
durch und durch ehrlicher, wenn auch durch und
durch einseitiger und unpraktischer Politiker. Er
hat diesen "Gottesfrieden" für möglich gehalten.
Jetzt sieht er wohl selbst ein, daß Baron
Banffy ihm wieder einmal, um mit Fritz
Reuter zu sprechen, "in der Fixigkeit über" war.
Den Waffenstillstand will der Herr Minister-
präsident schon annehmen, aber den Preis dafür
will er nicht zahlen. Er will sich erst das
Budget und was er sonst braucht, votiren lassen,
dann will er weiter sehen, was er etwa concediren
kann, von einem wirklichen Gesetz über "Reinheit"
der Wahlen, von einer wirklichen, wenn auch
noch so beschränkten Wahlreform ist natürlich nicht
die Rede.

Gerade a propos kommen nun die Ent-
hüllungen zur Concessionirung der Boldavathaler
Localbahn. Herr Obergespan Miklos, der
seinen "Einfluß" bei der königlich ungarischen
Regierung mit 80.000 fl. baar und verschiedenem
Zubehör taxirt, war seiner Zeit Reichstags-Ab-
geordneter und selbstverständlich eine Zierde der
Partei, die die Civilehe votirt und das Millen-
niumsjahr würdig damit eingeleitet hat, daß sie
den christlichen Charakter des ungarischen Staates
zerstörte und die Rezeption der Juden votirte.
Wir fühlen uns von jedem Pharisäismus frei,
aber das darf man doch sagen: Solche Dinge,
wie die Affaire Miklos, könnten bei uns doch
nicht vorkommen. Daß ein Bezirkshauptmann oder
[Spaltenumbruch] Statthalter als Concessionswerber für eine Bahn
auftritt, wäre doch bei uns ganz undenkbar.
Wir fühlen uns aber gedrängt, Herrn Miklos
zu vertheidigen. Man thut ihm unrecht; das
Geschrei, das sich gegen ihn erhebt, ist über-
trieben. Die Lumpereien, die der Mann gemacht
hat, sind nicht ärger als jene, die unter der Herr-
schaft der liberalen Partei in Ungarn gang und
gäbe geworden sind. Die Varady, Bokrosz und
Cohnsorten haben dasselbe gethan. In Ungarn
zeigt jedermann mit dem Finger auf die Depu-
tirten, die kein erweisliches Einkommen haben und
die 10.000 oder 20.000 Gulden jährlich ausgeben.
Neben Frankreich ist Ungarn jenes Land, wo die
Corruption am tiefsten gefressen hat. Offenbar
ist es ein reiner "Zufall", daß jetzt in diesen
beiden Ländern die Hetze gegen die katholische
Kirche einen Hauptbestandtheil der inneren Staats-
politik ausmacht.

Graf Apponyi hat eine nützliche Lection be-
kommen. Vielleicht wird er es sich jetzt doch über-
legen, sich einer Regierung zu nähern, die ihn
foppen wollte und will, und deren Werkzeuge
ihren "Einfluß" verkaufen. Mit einem Ministerium
Banffy soll eine anständige Politik keinen Frieden
schließen. Die Nationalpartei ist zu schwach, um
das Cabinet Banffy allein aus den Sattel zu
heben; sie sollte Anlehnung nach rechts suchen, bei
der jugendlich aufstrebenden katholischen
Volkspartei.
Vereint mit dieser kann sie
sich fühlbar machen. Wir sind überzeugt, daß auch
im ungarischen Volk die Ehrlichen sich zu den
Spitzbuben verhalten wie Tausend zu Eins. Bis
jetzt aber verstehen es die Ehrlichen erst, sich zu
vereinen und der Kampf gegen die Corruption
systematisch aufzunehmen. Solange das nicht der
Fall ist, werden die Miklos im Singular und
Plural ruhig fortwirthschaften. Den einen mag
man erwischen und lynchen, der "Pascha von
Bistritz" wird schon dafür sorgen, daß den
anderen nicht zu viel geschieht. Eine Regierung,
[Spaltenumbruch] die auf Willkür, Rechtsbruch und Wahlfäschung
beruht, kann gegen ihre Werkzeuge nicht strenge
sein. Leben und leben lassen -- wer Wahlen
fälschen will, muß seine Beamten stehlen lassen.




Aus den Landtagen.
Böhmen.

Abg. Pacak begründet seinen Antrag auf Erlassung
eines Gesetzes gegen die Zuckerfabriks-Car-
telle,
Abg. Dr. Schreiner seinen Antrag auf
Errichtung von Versuchs- und Untersuchungsstationen. Im
Anschlusse hieran beschwert sich Redner über die Zurück-
setzung der deutschen Beamten bei den Landesämtern. Beim
Landesausschusse soll ein deutscher Beamter, der 44 Jahre
zur vollsten Zufriedenheit gedient, durch eine jüngere Kraft
ersetzt werden, zweifellos aus nationalen Motiven. Abge-
ordneter Adamek bemerkt, daß es nicht usuell sei, derartige
Angelegenheiten in die Oeffentlichkeit zu zerren. -- Graf
Adalbert Schönborn sagt, die Berathung dieser Ange-
legenheit gehe über den Rahmen der Debatte hinaus, es
werde später Gelegenheit sein, darüber zu sprechen. --
Abg. Schreiner verwahrt sich dagegen, daß er einen
Mißbrauch begangen habe. Der Antrag Schreiner wird
der Commission zugewiesen.

Mähren.

Im Einlaufe befindet sich eine Regierungsvorlage, be-
treffend Abänderung des § 19 des Gesetzes über die Zu-
sammenlegung landwirthschaftliche Grundstücke. -- Abgeord-
neter Skene begründet seinen Antrag betreffend die
Creirung eines Landesculturrathes für Mähren. Der An-
trag wird einstimmig dem volkswirthschaftlichen Ausschusse
zugewiesen. -- Nach Begründung durch den Abg. Rund
wird dessen Antrag auf Aufhebung der Aerarialmauthen
dem Ausschusse zugewiesen. -- Abg. Elias referirt über
den Antrag, betreffend Aufhebung der Beschränkung der
Anlage von Waisengeldern, insbesondere rücksichlich der
Sparcassen und Gemeindesparcassen (Angenommen.)
Eine Subvention für das Franzens-Museum in Brünn
wird bewilligt. -- Nächste Sitzung übermorgen.

Galizien.

Der Antrag des Abg. Zardecki wegen Einsetzung von
Armeelieferungs-Commissionen in Galizien wird dem Ge-
werbeausschusse, und der Antrag des Abg. Merunowicz
betreffend, den Tabakbau dem Landesculturausschusse zuge-
wiesen. Sodann wurden zahlreiche Petitionen erledigt. --
Der polnische Bauer Warzecha interpellirte wegen
Schwierigkeiten bei Ausfertigung der Viehpässe.




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Diana Vaughan.

Es wird interessant sein, in einigen Umrissen das
Leben einer Dame kennen zu lernen, die, in alle Ge-
heimnisse der Logen eingereiht, in Freimaurerkreisen
einen hohen Ruf genossen hat, die den Orden selbst aus
allen Kräften unterstützte und ausbreitete, die aber auch
im katholischen Lager viele Bewunderer fand, welche
ihren Irrthum beklagten und in innigen Gebeten ihrer
gedenkend Gott um ihre Bekehrung anflehten.

Es ist dies Miß Diana Vaughan.

Geboren wurde sie in Frankreich am 29. Februar
1864 von protestantischen Eltern. Ihre Mutter stammt
aus Frankreich, ihr Vater war ein Engländer, der sich
zwei Jahre nach seiner Heirath in Kentuky ansiedelte.

Die Reichthümer ihrer Eltern gestatteten ihr die
Möglichkeit, viel Gutes für Nothleidende zu thun. Wir
sehen sie nach dem Tode ihres Vaters in New-York,
wo es ihre Freude war, Arme zu suchen und ihnen zu
helfen.

Auf französischem Boden geboren, ist es heißes
französisches Blut, das in ihren Adern rollt und das
der protestantischen Erziehung die Rauheit nahm. Ihr
Geist neigt zum Frohsinn hin, im Verkehre ist sie an-
ziehend und gewinnend. Zu bewundernswerther Schön-
heit reiht sich ein ausgezeichnet feiner Takt, und ihre
außerordentliche Intelligenz verräth das blitzende Auge,
welches, wenn sich sein Ausdruck mildert, die Güte
ihrer inneren Natur hervorstrahlt. Doch ihre Herzens-
güte weiß sie zu einen mit einer seltenen Charakter-
festigkeit und Energie, welche wir bei ihrem Geschlechte
selten antreffen.

Man hat bereits viel von ihr geredet und viel
[Spaltenumbruch] über sie geschrieben, doch ein Umstand ist es namentlich,
den anzuführen man nie unterläßt.

Im Jahre 1885, erzählt Doctor Bataille, bewarb
sich Diana Vaughan um den Grad einer Meisterin des
Tempels (maitresse templiere). Um sie zu erproben,
brachte man unter Anderem eine consecrirte Hostie, die
sie entehren und mit einem Dolche durchschneiden sollte.

Sie weigerte sich dies zu thun.

Denn, sagte sie, von meinem Vater habe ich gehört,
daß die Communion nur ein Symbol sei. Ich glaube
nicht an die Gegenwart Gottes in diesem mystischen
Brode. Ich halte es auch für unwürdig, thörichterweise
ein Stück Brodes zu verunehren und es zu durchbohren.
Ich weigere mich absolut, diesen Act der Verirrung zu
begehen. (Annales de Notre Dame de Lourdes, 28me
annee, pag. 217.)

Nicht uninteressant dürfte es auch sein, etwas
über ihren Glauben und ihre Moral zu erfahren. So
schreibt z. B. Canonicus Mustel in der "Revue
Catholique de Contances" (15. Juni 1894): Feurig,
thätig, voll Eifer, doch für ihren abscheulichen Gott
und für seinen Cult, hat sie richtige und erhabene
Grundsätze und einen gerechten und feinen Moralsinn;
sie ist aufrichtig, haßt Niemanden, schützt sogar ihre
Gegner, versteht und bethätigt die Aufopferung und
Liebe. Sie ist edel, rein und ehrt die Tugend, wo sie
selbe sieht und sie zu sehen glaubt. Diana macht sich
von Lucifer ein völlig entgegengesetztes Bild, als er in
Wirklichkeit ist: sie denkt sich Lucifer gut, als einen
Gott, der das Gute beschirmt, der die Barmherzigkeit
selbst ist, wie es die Engel des Lichtes sind. Sie wirft
sich vor ihm nieder, nachdem sie ihn mit göttlichen
Vollkommenheiten ausgestattet hat. So besteht ihr
Irrthum nicht in der Vorstellung, die sie von der
Gottheit hat, sondern vielmehr darin, daß sie die gött-
lichen Gaben dem Höllenfeinde Gottes beilegt. Es
bezeugt dies klar ihren Edelmuth und ihre Seelen-
[Spaltenumbruch] größe (citirt bei Margiotta, Adriano Lemmi pag. 275).

Viele andere Beispielen könnte man anführen, und
überall tritt uns eine edle Seele entgegen, je mehr wir
uns mit ihr beschäftigen, desto mehr gewinnt sie unsere
Zuneigung. Sie wird uns zu einem Räthsel, so daß
Dr. Bataille ganz recht hat, wenn er behauptet, daß
sie einzig dastehe unter allen, denen er begegnete und
beifügt: Ich neige mich zu der Ansicht, daß der Dämon
in ihr eingeschlossen ist durch den allmächtigen Willen
Gottes, daß er nur ein Werkzeug in der Hand Gottes
sei, und daß sie sich schließlich bekehren werde, was
immer sie auch sagen möge (Marg. pg. 274). O möge
sie Gott befreien, ruft Mustel aus, von dem Joche, das
sie hindert, zu ihm ihre Blicke emporzuheben und ihn
zu erkennen.

Am 20. September 1893 wurde Adriano Lemmi
durch Betrug das Oberhaupt der gesammten Frei-
maurerei. Viele der angesehensten Freimaurer fielen
von diesem verhaßten Oberhaupte ab, unter ihnen auch
Margiotta, der berühmte Verfasser der vor Kurzem
erschienenen Schrift: Adriano Lemmi, oberster
Chef der Freimaurer. Am 19. April 1894
schickte Diana Vaughan ihre definitive Demission ein
nach dem sie einen scharfen Feldzug gegen Lemmi unter-
nommen hatte. Mehrere Publicationen namentlich über
die Person Lemmi's, sowie ein auf gerichtlichen Urkun-
den geführter Beweis seiner Lasterhaftigkeit, Nieder-
trächtigkeit und Verlogenheit, erregten in den Logen
einen wahren Tumult.

Während dieser Vorgänge, welche die Freimaurerei
in ihrem wahren Lichte zeigten und den höllischen Haß
derselben gegen die katholische Kirche und das Papst-
thum klar offenbarten, blieb man im katholischen Lager
keineswegs müßig. Diana bezeugt es uns selbst: Man
hat sehr für mich gebetet während der National-Wall-
fahrt an der hl. Grotte der Pyrenäen (Lourdes), und
die göttliche Mutter hat mir die größte Gnade erwirkt


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nicht zurückgeſtellt. Unverſchloſſene
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Weltpoſtvereines
vierteljährig
fl. 7.—.




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Telephon 1828.




III. Jahrgang. Wien, Dienſtag, den 28. Jänner 1896.



[Spaltenumbruch]
Extra Hungariam non est vita.

Die Woche fängt gut an, ſagte der Mörder,
als er am Montag zum Galgen geführt wurde.
Das Millenniumsjahr in Ungarn fängt ſchön an.
Es hätte den „Gottesfrieden“ bringen ſollen,
ſtatt deſſen bringt es einen Rieſen-Scandal. Graf
Albert Apponyi hat vermuthlich das
Friedensangebot, das er der Regierung machte,
ganz ehrlich gemeint. Graf Apponyi iſt ein
durch und durch ehrlicher, wenn auch durch und
durch einſeitiger und unpraktiſcher Politiker. Er
hat dieſen „Gottesfrieden“ für möglich gehalten.
Jetzt ſieht er wohl ſelbſt ein, daß Baron
Banffy ihm wieder einmal, um mit Fritz
Reuter zu ſprechen, „in der Fixigkeit über“ war.
Den Waffenſtillſtand will der Herr Miniſter-
präſident ſchon annehmen, aber den Preis dafür
will er nicht zahlen. Er will ſich erſt das
Budget und was er ſonſt braucht, votiren laſſen,
dann will er weiter ſehen, was er etwa concediren
kann, von einem wirklichen Geſetz über „Reinheit“
der Wahlen, von einer wirklichen, wenn auch
noch ſo beſchränkten Wahlreform iſt natürlich nicht
die Rede.

Gerade à propos kommen nun die Ent-
hüllungen zur Conceſſionirung der Boldavathaler
Localbahn. Herr Obergeſpan Miklos, der
ſeinen „Einfluß“ bei der königlich ungariſchen
Regierung mit 80.000 fl. baar und verſchiedenem
Zubehör taxirt, war ſeiner Zeit Reichstags-Ab-
geordneter und ſelbſtverſtändlich eine Zierde der
Partei, die die Civilehe votirt und das Millen-
niumsjahr würdig damit eingeleitet hat, daß ſie
den chriſtlichen Charakter des ungariſchen Staates
zerſtörte und die Rezeption der Juden votirte.
Wir fühlen uns von jedem Phariſäismus frei,
aber das darf man doch ſagen: Solche Dinge,
wie die Affaire Miklos, könnten bei uns doch
nicht vorkommen. Daß ein Bezirkshauptmann oder
[Spaltenumbruch] Statthalter als Conceſſionswerber für eine Bahn
auftritt, wäre doch bei uns ganz undenkbar.
Wir fühlen uns aber gedrängt, Herrn Miklos
zu vertheidigen. Man thut ihm unrecht; das
Geſchrei, das ſich gegen ihn erhebt, iſt über-
trieben. Die Lumpereien, die der Mann gemacht
hat, ſind nicht ärger als jene, die unter der Herr-
ſchaft der liberalen Partei in Ungarn gang und
gäbe geworden ſind. Die Varady, Bokrosz und
Cohnſorten haben dasſelbe gethan. In Ungarn
zeigt jedermann mit dem Finger auf die Depu-
tirten, die kein erweisliches Einkommen haben und
die 10.000 oder 20.000 Gulden jährlich ausgeben.
Neben Frankreich iſt Ungarn jenes Land, wo die
Corruption am tiefſten gefreſſen hat. Offenbar
iſt es ein reiner „Zufall“, daß jetzt in dieſen
beiden Ländern die Hetze gegen die katholiſche
Kirche einen Hauptbeſtandtheil der inneren Staats-
politik ausmacht.

Graf Apponyi hat eine nützliche Lection be-
kommen. Vielleicht wird er es ſich jetzt doch über-
legen, ſich einer Regierung zu nähern, die ihn
foppen wollte und will, und deren Werkzeuge
ihren „Einfluß“ verkaufen. Mit einem Miniſterium
Banffy ſoll eine anſtändige Politik keinen Frieden
ſchließen. Die Nationalpartei iſt zu ſchwach, um
das Cabinet Banffy allein aus den Sattel zu
heben; ſie ſollte Anlehnung nach rechts ſuchen, bei
der jugendlich aufſtrebenden katholiſchen
Volkspartei.
Vereint mit dieſer kann ſie
ſich fühlbar machen. Wir ſind überzeugt, daß auch
im ungariſchen Volk die Ehrlichen ſich zu den
Spitzbuben verhalten wie Tauſend zu Eins. Bis
jetzt aber verſtehen es die Ehrlichen erſt, ſich zu
vereinen und der Kampf gegen die Corruption
ſyſtematiſch aufzunehmen. Solange das nicht der
Fall iſt, werden die Miklos im Singular und
Plural ruhig fortwirthſchaften. Den einen mag
man erwiſchen und lynchen, der „Paſcha von
Biſtritz“ wird ſchon dafür ſorgen, daß den
anderen nicht zu viel geſchieht. Eine Regierung,
[Spaltenumbruch] die auf Willkür, Rechtsbruch und Wahlfäſchung
beruht, kann gegen ihre Werkzeuge nicht ſtrenge
ſein. Leben und leben laſſen — wer Wahlen
fälſchen will, muß ſeine Beamten ſtehlen laſſen.




Aus den Landtagen.
Böhmen.

Abg. Pacak begründet ſeinen Antrag auf Erlaſſung
eines Geſetzes gegen die Zuckerfabriks-Car-
telle,
Abg. Dr. Schreiner ſeinen Antrag auf
Errichtung von Verſuchs- und Unterſuchungsſtationen. Im
Anſchluſſe hieran beſchwert ſich Redner über die Zurück-
ſetzung der deutſchen Beamten bei den Landesämtern. Beim
Landesausſchuſſe ſoll ein deutſcher Beamter, der 44 Jahre
zur vollſten Zufriedenheit gedient, durch eine jüngere Kraft
erſetzt werden, zweifellos aus nationalen Motiven. Abge-
ordneter Adamek bemerkt, daß es nicht uſuell ſei, derartige
Angelegenheiten in die Oeffentlichkeit zu zerren. — Graf
Adalbert Schönborn ſagt, die Berathung dieſer Ange-
legenheit gehe über den Rahmen der Debatte hinaus, es
werde ſpäter Gelegenheit ſein, darüber zu ſprechen. —
Abg. Schreiner verwahrt ſich dagegen, daß er einen
Mißbrauch begangen habe. Der Antrag Schreiner wird
der Commiſſion zugewieſen.

Mähren.

Im Einlaufe befindet ſich eine Regierungsvorlage, be-
treffend Abänderung des § 19 des Geſetzes über die Zu-
ſammenlegung landwirthſchaftliche Grundſtücke. — Abgeord-
neter Skene begründet ſeinen Antrag betreffend die
Creirung eines Landesculturrathes für Mähren. Der An-
trag wird einſtimmig dem volkswirthſchaftlichen Ausſchuſſe
zugewieſen. — Nach Begründung durch den Abg. Rund
wird deſſen Antrag auf Aufhebung der Aerarialmauthen
dem Ausſchuſſe zugewieſen. — Abg. Elias referirt über
den Antrag, betreffend Aufhebung der Beſchränkung der
Anlage von Waiſengeldern, insbeſondere rückſichlich der
Sparcaſſen und Gemeindeſparcaſſen (Angenommen.)
Eine Subvention für das Franzens-Muſeum in Brünn
wird bewilligt. — Nächſte Sitzung übermorgen.

Galizien.

Der Antrag des Abg. Zardecki wegen Einſetzung von
Armeelieferungs-Commiſſionen in Galizien wird dem Ge-
werbeausſchuſſe, und der Antrag des Abg. Merunowicz
betreffend, den Tabakbau dem Landesculturausſchuſſe zuge-
wieſen. Sodann wurden zahlreiche Petitionen erledigt. —
Der polniſche Bauer Warzecha interpellirte wegen
Schwierigkeiten bei Ausfertigung der Viehpäſſe.




[Spaltenumbruch]
Feuilleton.



Diana Vaughan.

Es wird intereſſant ſein, in einigen Umriſſen das
Leben einer Dame kennen zu lernen, die, in alle Ge-
heimniſſe der Logen eingereiht, in Freimaurerkreiſen
einen hohen Ruf genoſſen hat, die den Orden ſelbſt aus
allen Kräften unterſtützte und ausbreitete, die aber auch
im katholiſchen Lager viele Bewunderer fand, welche
ihren Irrthum beklagten und in innigen Gebeten ihrer
gedenkend Gott um ihre Bekehrung anflehten.

Es iſt dies Miß Diana Vaughan.

Geboren wurde ſie in Frankreich am 29. Februar
1864 von proteſtantiſchen Eltern. Ihre Mutter ſtammt
aus Frankreich, ihr Vater war ein Engländer, der ſich
zwei Jahre nach ſeiner Heirath in Kentuky anſiedelte.

Die Reichthümer ihrer Eltern geſtatteten ihr die
Möglichkeit, viel Gutes für Nothleidende zu thun. Wir
ſehen ſie nach dem Tode ihres Vaters in New-York,
wo es ihre Freude war, Arme zu ſuchen und ihnen zu
helfen.

Auf franzöſiſchem Boden geboren, iſt es heißes
franzöſiſches Blut, das in ihren Adern rollt und das
der proteſtantiſchen Erziehung die Rauheit nahm. Ihr
Geiſt neigt zum Frohſinn hin, im Verkehre iſt ſie an-
ziehend und gewinnend. Zu bewundernswerther Schön-
heit reiht ſich ein ausgezeichnet feiner Takt, und ihre
außerordentliche Intelligenz verräth das blitzende Auge,
welches, wenn ſich ſein Ausdruck mildert, die Güte
ihrer inneren Natur hervorſtrahlt. Doch ihre Herzens-
güte weiß ſie zu einen mit einer ſeltenen Charakter-
feſtigkeit und Energie, welche wir bei ihrem Geſchlechte
ſelten antreffen.

Man hat bereits viel von ihr geredet und viel
[Spaltenumbruch] über ſie geſchrieben, doch ein Umſtand iſt es namentlich,
den anzuführen man nie unterläßt.

Im Jahre 1885, erzählt Doctor Bataille, bewarb
ſich Diana Vaughan um den Grad einer Meiſterin des
Tempels (maitresse templière). Um ſie zu erproben,
brachte man unter Anderem eine conſecrirte Hoſtie, die
ſie entehren und mit einem Dolche durchſchneiden ſollte.

Sie weigerte ſich dies zu thun.

Denn, ſagte ſie, von meinem Vater habe ich gehört,
daß die Communion nur ein Symbol ſei. Ich glaube
nicht an die Gegenwart Gottes in dieſem myſtiſchen
Brode. Ich halte es auch für unwürdig, thörichterweiſe
ein Stück Brodes zu verunehren und es zu durchbohren.
Ich weigere mich abſolut, dieſen Act der Verirrung zu
begehen. (Annales de Notre Dame de Lourdes, 28me
année, pag. 217.)

Nicht unintereſſant dürfte es auch ſein, etwas
über ihren Glauben und ihre Moral zu erfahren. So
ſchreibt z. B. Canonicus Muſtel in der „Revue
Catholique de Contances“ (15. Juni 1894): Feurig,
thätig, voll Eifer, doch für ihren abſcheulichen Gott
und für ſeinen Cult, hat ſie richtige und erhabene
Grundſätze und einen gerechten und feinen Moralſinn;
ſie iſt aufrichtig, haßt Niemanden, ſchützt ſogar ihre
Gegner, verſteht und bethätigt die Aufopferung und
Liebe. Sie iſt edel, rein und ehrt die Tugend, wo ſie
ſelbe ſieht und ſie zu ſehen glaubt. Diana macht ſich
von Lucifer ein völlig entgegengeſetztes Bild, als er in
Wirklichkeit iſt: ſie denkt ſich Lucifer gut, als einen
Gott, der das Gute beſchirmt, der die Barmherzigkeit
ſelbſt iſt, wie es die Engel des Lichtes ſind. Sie wirft
ſich vor ihm nieder, nachdem ſie ihn mit göttlichen
Vollkommenheiten ausgeſtattet hat. So beſteht ihr
Irrthum nicht in der Vorſtellung, die ſie von der
Gottheit hat, ſondern vielmehr darin, daß ſie die gött-
lichen Gaben dem Höllenfeinde Gottes beilegt. Es
bezeugt dies klar ihren Edelmuth und ihre Seelen-
[Spaltenumbruch] größe (citirt bei Margiotta, Adriano Lemmi pag. 275).

Viele andere Beiſpielen könnte man anführen, und
überall tritt uns eine edle Seele entgegen, je mehr wir
uns mit ihr beſchäftigen, deſto mehr gewinnt ſie unſere
Zuneigung. Sie wird uns zu einem Räthſel, ſo daß
Dr. Bataille ganz recht hat, wenn er behauptet, daß
ſie einzig daſtehe unter allen, denen er begegnete und
beifügt: Ich neige mich zu der Anſicht, daß der Dämon
in ihr eingeſchloſſen iſt durch den allmächtigen Willen
Gottes, daß er nur ein Werkzeug in der Hand Gottes
ſei, und daß ſie ſich ſchließlich bekehren werde, was
immer ſie auch ſagen möge (Marg. pg. 274). O möge
ſie Gott befreien, ruft Muſtel aus, von dem Joche, das
ſie hindert, zu ihm ihre Blicke emporzuheben und ihn
zu erkennen.

Am 20. September 1893 wurde Adriano Lemmi
durch Betrug das Oberhaupt der geſammten Frei-
maurerei. Viele der angeſehenſten Freimaurer fielen
von dieſem verhaßten Oberhaupte ab, unter ihnen auch
Margiotta, der berühmte Verfaſſer der vor Kurzem
erſchienenen Schrift: Adriano Lemmi, oberſter
Chef der Freimaurer. Am 19. April 1894
ſchickte Diana Vaughan ihre definitive Demiſſion ein
nach dem ſie einen ſcharfen Feldzug gegen Lemmi unter-
nommen hatte. Mehrere Publicationen namentlich über
die Perſon Lemmi’s, ſowie ein auf gerichtlichen Urkun-
den geführter Beweis ſeiner Laſterhaftigkeit, Nieder-
trächtigkeit und Verlogenheit, erregten in den Logen
einen wahren Tumult.

Während dieſer Vorgänge, welche die Freimaurerei
in ihrem wahren Lichte zeigten und den hölliſchen Haß
derſelben gegen die katholiſche Kirche und das Papſt-
thum klar offenbarten, blieb man im katholiſchen Lager
keineswegs müßig. Diana bezeugt es uns ſelbſt: Man
hat ſehr für mich gebetet während der National-Wall-
fahrt an der hl. Grotte der Pyrenäen (Lourdes), und
die göttliche Mutter hat mir die größte Gnade erwirkt


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Für Oeſterreich-Ungarn, ſammt Abendblatt: Mit einmaliger Poſtverſendung ganzjährig fl. 20.—, halbjährig fl. 10.—, vierteljährig fl. 5.—, monatlich fl. 1.70; mit zweimaliger Poſtverſendung ganzjährig fl. 23.—, halbjährig fl. 11.50, vierteljährig fl. 5.75, monatlich fl. 2.—. Für Deutſchland mit einmaliger Verſendung vierteljährig fl. 6.—, für die übrigen Länder des Weltpoſtvereines vierteljährig fl. 7.—. Abonnements werden ange- nommen außer in den Expeditionen bei J. Heindl, I., Stephansplatz 7 Telephon 1828. III. Jahrgang. Wien, Dienſtag, den 28. Jänner 1896. Extra Hungariam non est vita. Die Woche fängt gut an, ſagte der Mörder, als er am Montag zum Galgen geführt wurde. Das Millenniumsjahr in Ungarn fängt ſchön an. Es hätte den „Gottesfrieden“ bringen ſollen, ſtatt deſſen bringt es einen Rieſen-Scandal. Graf Albert Apponyi hat vermuthlich das Friedensangebot, das er der Regierung machte, ganz ehrlich gemeint. Graf Apponyi iſt ein durch und durch ehrlicher, wenn auch durch und durch einſeitiger und unpraktiſcher Politiker. Er hat dieſen „Gottesfrieden“ für möglich gehalten. Jetzt ſieht er wohl ſelbſt ein, daß Baron Banffy ihm wieder einmal, um mit Fritz Reuter zu ſprechen, „in der Fixigkeit über“ war. Den Waffenſtillſtand will der Herr Miniſter- präſident ſchon annehmen, aber den Preis dafür will er nicht zahlen. Er will ſich erſt das Budget und was er ſonſt braucht, votiren laſſen, dann will er weiter ſehen, was er etwa concediren kann, von einem wirklichen Geſetz über „Reinheit“ der Wahlen, von einer wirklichen, wenn auch noch ſo beſchränkten Wahlreform iſt natürlich nicht die Rede. Gerade à propos kommen nun die Ent- hüllungen zur Conceſſionirung der Boldavathaler Localbahn. Herr Obergeſpan Miklos, der ſeinen „Einfluß“ bei der königlich ungariſchen Regierung mit 80.000 fl. baar und verſchiedenem Zubehör taxirt, war ſeiner Zeit Reichstags-Ab- geordneter und ſelbſtverſtändlich eine Zierde der Partei, die die Civilehe votirt und das Millen- niumsjahr würdig damit eingeleitet hat, daß ſie den chriſtlichen Charakter des ungariſchen Staates zerſtörte und die Rezeption der Juden votirte. Wir fühlen uns von jedem Phariſäismus frei, aber das darf man doch ſagen: Solche Dinge, wie die Affaire Miklos, könnten bei uns doch nicht vorkommen. Daß ein Bezirkshauptmann oder Statthalter als Conceſſionswerber für eine Bahn auftritt, wäre doch bei uns ganz undenkbar. Wir fühlen uns aber gedrängt, Herrn Miklos zu vertheidigen. Man thut ihm unrecht; das Geſchrei, das ſich gegen ihn erhebt, iſt über- trieben. Die Lumpereien, die der Mann gemacht hat, ſind nicht ärger als jene, die unter der Herr- ſchaft der liberalen Partei in Ungarn gang und gäbe geworden ſind. Die Varady, Bokrosz und Cohnſorten haben dasſelbe gethan. In Ungarn zeigt jedermann mit dem Finger auf die Depu- tirten, die kein erweisliches Einkommen haben und die 10.000 oder 20.000 Gulden jährlich ausgeben. Neben Frankreich iſt Ungarn jenes Land, wo die Corruption am tiefſten gefreſſen hat. Offenbar iſt es ein reiner „Zufall“, daß jetzt in dieſen beiden Ländern die Hetze gegen die katholiſche Kirche einen Hauptbeſtandtheil der inneren Staats- politik ausmacht. Graf Apponyi hat eine nützliche Lection be- kommen. Vielleicht wird er es ſich jetzt doch über- legen, ſich einer Regierung zu nähern, die ihn foppen wollte und will, und deren Werkzeuge ihren „Einfluß“ verkaufen. Mit einem Miniſterium Banffy ſoll eine anſtändige Politik keinen Frieden ſchließen. Die Nationalpartei iſt zu ſchwach, um das Cabinet Banffy allein aus den Sattel zu heben; ſie ſollte Anlehnung nach rechts ſuchen, bei der jugendlich aufſtrebenden katholiſchen Volkspartei. Vereint mit dieſer kann ſie ſich fühlbar machen. Wir ſind überzeugt, daß auch im ungariſchen Volk die Ehrlichen ſich zu den Spitzbuben verhalten wie Tauſend zu Eins. Bis jetzt aber verſtehen es die Ehrlichen erſt, ſich zu vereinen und der Kampf gegen die Corruption ſyſtematiſch aufzunehmen. Solange das nicht der Fall iſt, werden die Miklos im Singular und Plural ruhig fortwirthſchaften. Den einen mag man erwiſchen und lynchen, der „Paſcha von Biſtritz“ wird ſchon dafür ſorgen, daß den anderen nicht zu viel geſchieht. Eine Regierung, die auf Willkür, Rechtsbruch und Wahlfäſchung beruht, kann gegen ihre Werkzeuge nicht ſtrenge ſein. Leben und leben laſſen — wer Wahlen fälſchen will, muß ſeine Beamten ſtehlen laſſen. Aus den Landtagen. Böhmen. Abg. Pacak begründet ſeinen Antrag auf Erlaſſung eines Geſetzes gegen die Zuckerfabriks-Car- telle, Abg. Dr. Schreiner ſeinen Antrag auf Errichtung von Verſuchs- und Unterſuchungsſtationen. Im Anſchluſſe hieran beſchwert ſich Redner über die Zurück- ſetzung der deutſchen Beamten bei den Landesämtern. Beim Landesausſchuſſe ſoll ein deutſcher Beamter, der 44 Jahre zur vollſten Zufriedenheit gedient, durch eine jüngere Kraft erſetzt werden, zweifellos aus nationalen Motiven. Abge- ordneter Adamek bemerkt, daß es nicht uſuell ſei, derartige Angelegenheiten in die Oeffentlichkeit zu zerren. — Graf Adalbert Schönborn ſagt, die Berathung dieſer Ange- legenheit gehe über den Rahmen der Debatte hinaus, es werde ſpäter Gelegenheit ſein, darüber zu ſprechen. — Abg. Schreiner verwahrt ſich dagegen, daß er einen Mißbrauch begangen habe. Der Antrag Schreiner wird der Commiſſion zugewieſen. Mähren. Im Einlaufe befindet ſich eine Regierungsvorlage, be- treffend Abänderung des § 19 des Geſetzes über die Zu- ſammenlegung landwirthſchaftliche Grundſtücke. — Abgeord- neter Skene begründet ſeinen Antrag betreffend die Creirung eines Landesculturrathes für Mähren. Der An- trag wird einſtimmig dem volkswirthſchaftlichen Ausſchuſſe zugewieſen. — Nach Begründung durch den Abg. Rund wird deſſen Antrag auf Aufhebung der Aerarialmauthen dem Ausſchuſſe zugewieſen. — Abg. Elias referirt über den Antrag, betreffend Aufhebung der Beſchränkung der Anlage von Waiſengeldern, insbeſondere rückſichlich der Sparcaſſen und Gemeindeſparcaſſen (Angenommen.) Eine Subvention für das Franzens-Muſeum in Brünn wird bewilligt. — Nächſte Sitzung übermorgen. Galizien. Der Antrag des Abg. Zardecki wegen Einſetzung von Armeelieferungs-Commiſſionen in Galizien wird dem Ge- werbeausſchuſſe, und der Antrag des Abg. Merunowicz betreffend, den Tabakbau dem Landesculturausſchuſſe zuge- wieſen. Sodann wurden zahlreiche Petitionen erledigt. — Der polniſche Bauer Warzecha interpellirte wegen Schwierigkeiten bei Ausfertigung der Viehpäſſe. Feuilleton. Diana Vaughan. Es wird intereſſant ſein, in einigen Umriſſen das Leben einer Dame kennen zu lernen, die, in alle Ge- heimniſſe der Logen eingereiht, in Freimaurerkreiſen einen hohen Ruf genoſſen hat, die den Orden ſelbſt aus allen Kräften unterſtützte und ausbreitete, die aber auch im katholiſchen Lager viele Bewunderer fand, welche ihren Irrthum beklagten und in innigen Gebeten ihrer gedenkend Gott um ihre Bekehrung anflehten. Es iſt dies Miß Diana Vaughan. Geboren wurde ſie in Frankreich am 29. Februar 1864 von proteſtantiſchen Eltern. Ihre Mutter ſtammt aus Frankreich, ihr Vater war ein Engländer, der ſich zwei Jahre nach ſeiner Heirath in Kentuky anſiedelte. Die Reichthümer ihrer Eltern geſtatteten ihr die Möglichkeit, viel Gutes für Nothleidende zu thun. Wir ſehen ſie nach dem Tode ihres Vaters in New-York, wo es ihre Freude war, Arme zu ſuchen und ihnen zu helfen. Auf franzöſiſchem Boden geboren, iſt es heißes franzöſiſches Blut, das in ihren Adern rollt und das der proteſtantiſchen Erziehung die Rauheit nahm. Ihr Geiſt neigt zum Frohſinn hin, im Verkehre iſt ſie an- ziehend und gewinnend. Zu bewundernswerther Schön- heit reiht ſich ein ausgezeichnet feiner Takt, und ihre außerordentliche Intelligenz verräth das blitzende Auge, welches, wenn ſich ſein Ausdruck mildert, die Güte ihrer inneren Natur hervorſtrahlt. Doch ihre Herzens- güte weiß ſie zu einen mit einer ſeltenen Charakter- feſtigkeit und Energie, welche wir bei ihrem Geſchlechte ſelten antreffen. Man hat bereits viel von ihr geredet und viel über ſie geſchrieben, doch ein Umſtand iſt es namentlich, den anzuführen man nie unterläßt. Im Jahre 1885, erzählt Doctor Bataille, bewarb ſich Diana Vaughan um den Grad einer Meiſterin des Tempels (maitresse templière). Um ſie zu erproben, brachte man unter Anderem eine conſecrirte Hoſtie, die ſie entehren und mit einem Dolche durchſchneiden ſollte. Sie weigerte ſich dies zu thun. Denn, ſagte ſie, von meinem Vater habe ich gehört, daß die Communion nur ein Symbol ſei. Ich glaube nicht an die Gegenwart Gottes in dieſem myſtiſchen Brode. Ich halte es auch für unwürdig, thörichterweiſe ein Stück Brodes zu verunehren und es zu durchbohren. Ich weigere mich abſolut, dieſen Act der Verirrung zu begehen. (Annales de Notre Dame de Lourdes, 28me année, pag. 217.) Nicht unintereſſant dürfte es auch ſein, etwas über ihren Glauben und ihre Moral zu erfahren. So ſchreibt z. B. Canonicus Muſtel in der „Revue Catholique de Contances“ (15. Juni 1894): Feurig, thätig, voll Eifer, doch für ihren abſcheulichen Gott und für ſeinen Cult, hat ſie richtige und erhabene Grundſätze und einen gerechten und feinen Moralſinn; ſie iſt aufrichtig, haßt Niemanden, ſchützt ſogar ihre Gegner, verſteht und bethätigt die Aufopferung und Liebe. Sie iſt edel, rein und ehrt die Tugend, wo ſie ſelbe ſieht und ſie zu ſehen glaubt. Diana macht ſich von Lucifer ein völlig entgegengeſetztes Bild, als er in Wirklichkeit iſt: ſie denkt ſich Lucifer gut, als einen Gott, der das Gute beſchirmt, der die Barmherzigkeit ſelbſt iſt, wie es die Engel des Lichtes ſind. Sie wirft ſich vor ihm nieder, nachdem ſie ihn mit göttlichen Vollkommenheiten ausgeſtattet hat. So beſteht ihr Irrthum nicht in der Vorſtellung, die ſie von der Gottheit hat, ſondern vielmehr darin, daß ſie die gött- lichen Gaben dem Höllenfeinde Gottes beilegt. Es bezeugt dies klar ihren Edelmuth und ihre Seelen- größe (citirt bei Margiotta, Adriano Lemmi pag. 275). Viele andere Beiſpielen könnte man anführen, und überall tritt uns eine edle Seele entgegen, je mehr wir uns mit ihr beſchäftigen, deſto mehr gewinnt ſie unſere Zuneigung. Sie wird uns zu einem Räthſel, ſo daß Dr. Bataille ganz recht hat, wenn er behauptet, daß ſie einzig daſtehe unter allen, denen er begegnete und beifügt: Ich neige mich zu der Anſicht, daß der Dämon in ihr eingeſchloſſen iſt durch den allmächtigen Willen Gottes, daß er nur ein Werkzeug in der Hand Gottes ſei, und daß ſie ſich ſchließlich bekehren werde, was immer ſie auch ſagen möge (Marg. pg. 274). O möge ſie Gott befreien, ruft Muſtel aus, von dem Joche, das ſie hindert, zu ihm ihre Blicke emporzuheben und ihn zu erkennen. Am 20. September 1893 wurde Adriano Lemmi durch Betrug das Oberhaupt der geſammten Frei- maurerei. Viele der angeſehenſten Freimaurer fielen von dieſem verhaßten Oberhaupte ab, unter ihnen auch Margiotta, der berühmte Verfaſſer der vor Kurzem erſchienenen Schrift: Adriano Lemmi, oberſter Chef der Freimaurer. Am 19. April 1894 ſchickte Diana Vaughan ihre definitive Demiſſion ein nach dem ſie einen ſcharfen Feldzug gegen Lemmi unter- nommen hatte. Mehrere Publicationen namentlich über die Perſon Lemmi’s, ſowie ein auf gerichtlichen Urkun- den geführter Beweis ſeiner Laſterhaftigkeit, Nieder- trächtigkeit und Verlogenheit, erregten in den Logen einen wahren Tumult. Während dieſer Vorgänge, welche die Freimaurerei in ihrem wahren Lichte zeigten und den hölliſchen Haß derſelben gegen die katholiſche Kirche und das Papſt- thum klar offenbarten, blieb man im katholiſchen Lager keineswegs müßig. Diana bezeugt es uns ſelbſt: Man hat ſehr für mich gebetet während der National-Wall- fahrt an der hl. Grotte der Pyrenäen (Lourdes), und die göttliche Mutter hat mir die größte Gnade erwirkt

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 27, Wien, 28.01.1896, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost027_1896/1>, abgerufen am 21.11.2024.