Reichspost. Nr. 27, Wien, 28.01.1896.Wien, Dienstag Reichspost 28. Jänner 1896 27 [Spaltenumbruch] Politische Rundschau. Wien, 27. Jänner 1896. Oesterreich. Im kärntnerischen Landtage stellte der Jeder Landwirth weiß, mit welchen fast un- Der Regierungsofficiosus fälscht den "Es versteht sich von selbst, daß die kaiserlichen Worte Die Weglassung dieses Satzes ist sicherlich In der letzten, Freitag abgehaltenen Sitzung Ministerpräsident Graf Badeni und Finanz- Dem Reichsrathe wird bei seinem Wieder- Unter dem Titel "Der Sturm im Badeni- "Man glaubte," schreibt das Blatt, "es mit zumindest Troppau. In jüngster Zeit wurde vielfach [Spaltenumbruch] Ehre sei Maria. Dank Allen denen die gebetet haben. Wir lesen in den genannten Annalen den ganzen Es war nun am 21. August, da wurde Louise Wie sind doch die Wege Gottes erhaben und ge- [Spaltenumbruch] hiesigen Kreisen schenkte man der Meldung wenig Be- Innsbruck. Kaum ist die Nachricht ruchbar ge- "Der Nachfolger des Professors Nicoladoni, Professor Wir bemerken zu dieser Notiz, daß die in derselben Ungarn. In Ungarn wurde die Lieblingsidee der Das ungarische Abgeordnetenhaus setzte Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 27 [Spaltenumbruch] Politiſche Rundſchau. Wien, 27. Jänner 1896. Oeſterreich. Im kärntneriſchen Landtage ſtellte der Jeder Landwirth weiß, mit welchen faſt un- Der Regierungsofficioſus fälſcht den „Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die kaiſerlichen Worte Die Weglaſſung dieſes Satzes iſt ſicherlich In der letzten, Freitag abgehaltenen Sitzung Miniſterpräſident Graf Badeni und Finanz- Dem Reichsrathe wird bei ſeinem Wieder- Unter dem Titel „Der Sturm im Badeni- „Man glaubte,“ ſchreibt das Blatt, „es mit zumindeſt Troppau. In jüngſter Zeit wurde vielfach [Spaltenumbruch] Ehre ſei Maria. Dank Allen denen die gebetet haben. Wir leſen in den genannten Annalen den ganzen Es war nun am 21. Auguſt, da wurde Louiſe Wie ſind doch die Wege Gottes erhaben und ge- [Spaltenumbruch] hieſigen Kreiſen ſchenkte man der Meldung wenig Be- Innsbruck. Kaum iſt die Nachricht ruchbar ge- „Der Nachfolger des Profeſſors Nicoladoni, Profeſſor Wir bemerken zu dieſer Notiz, daß die in derſelben Ungarn. In Ungarn wurde die Lieblingsidee der Das ungariſche Abgeordnetenhaus ſetzte <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 27</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 27. Jänner 1896.</dateline><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Im <hi rendition="#b">kärntneriſchen Landtage</hi> ſtellte der<lb/><supplied>Abgeo</supplied>rdnete Johann <hi rendition="#g">Huber</hi> einen Antrag, wo-<lb/> nach ſich der Landesausſchuß mit den Landes-<lb/> Ausſchüſſen der anderen Kronländern ins Ein-<lb/> vernehmen zu ſetzen und gemeinſchaftlich bei der<lb/> Reichsregierung bittlich zu werden hätte, damit<lb/> den <hi rendition="#g">Viehbeſitzern</hi> anſtatt des jetzigen Vieh-<lb/> ſalzbezuges <hi rendition="#g">weißes Salz</hi> ohne Zuſatz<lb/> mindeſtens um jenen Betrag <hi rendition="#g">billiger</hi> verab-<lb/> folgt werde, welcher jetzt für die <hi rendition="#g">Beimengung</hi><lb/> aufgewendet werden muß.</p><lb/> <p>Jeder Landwirth weiß, mit welchen faſt un-<lb/> überwindlichen Schwierigkeiten der Bezug von<lb/> Viehſalz verbunden iſt und wie viel dieſes Viehſalz<lb/> für die Verwendbarkeit häufig zu wünſchen übrig<lb/> läßt. Der Antrag des Abg. Huber iſt jedenfalls<lb/> mit Freude zu begrüßen. Vielleicht wird es weite<lb/> Kreiſe intereſſiren, wann wird bei dieſer Gelegen-<lb/> heit ein characteriſtiſches Factum mittheilen. Die<lb/><hi rendition="#g">Wiener Tramway-Geſellſchaft</hi><lb/> erhält von Wieliczka zu einem beſonders <hi rendition="#g">er-<lb/> mäßigten</hi> Preiſe <hi rendition="#g">Abfallſalz,</hi> welches<lb/> zur Beſtreuung der Schienen als Mittel gegen<lb/> deren Vereiſung im Winter in großen Mengen<lb/> zur Verwendung gelangt. Was ſagen unſere Land-<lb/> wirthe zu dieſer coulanten Behandlung einer groß-<lb/> capitaliſtiſchen Geſellſchaft?!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Der <hi rendition="#b">Regierungsofficioſus</hi> fälſcht den<lb/><hi rendition="#b">Privatofficioſus</hi> des Miniſterpräſidenten, iſt das<lb/> neueſte Ereigniß im neueſten Regime. Das<lb/> „Fremdenblatt“ hatte den „Czas“ hinſichtlich der<lb/> Antwort des Kaiſers auf die Anſprache des<lb/> Sectionschefs Wittek am Schulvereinsballe für<lb/> Beamtentöchter citirt und dabei folgenden <hi rendition="#g">ſehr<lb/> wichtigen</hi> Paſſus <hi rendition="#g">weggelaſſen:</hi> </p><lb/> <p>„Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die kaiſerlichen Worte<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> gegen dieſe oder jene <hi rendition="#g">politiſche Strömung</hi><lb/> gerichtet waren, ſondern lediglich gegen die <hi rendition="#g">Form,</hi> in<lb/> welcher ein Theil der Beamten an dem öffentlichen Leben<lb/> Antheil zu nehmen begann.“</p><lb/> <p>Die Weglaſſung dieſes Satzes iſt ſicherlich<lb/> charakteriſtiſch. Der „Czas“ wird direct aus dem<lb/> Miniſterpräſidium inſpirirt, ſeine Wiener Corre-<lb/> ſpondenzen werden, wie ſchon geſagt, auf „Mi-<lb/> niſterpapier“ geſchrieben. Es ſcheint alſo, daß in<lb/> dieſem Falle der Hofrath Freiberg mit den An-<lb/> ſichten ſeines Herrn nicht ganz einverſtanden war<lb/> und dieſelben für das deutſch leſende Publicum<lb/> etwas — verbeſſerte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In der letzten, Freitag abgehaltenen Sitzung<lb/> der öſterreichiſch-ungariſchen <hi rendition="#b">Zoll- und Handels-<lb/> conferenz,</hi> der auch unſer diplomatiſcher Ver-<lb/> treter in Sofia, Freiherr von Call, beiwohnte,<lb/> wurden die neuen Vorſchläge der <hi rendition="#g">bulgariſchen</hi><lb/> Handelsvertragsdelegirten mitgetheilt. Die Confe-<lb/> renz ſchloß ihre Berathungen Samſtag ab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Miniſterpräſident Graf <hi rendition="#b">Badeni</hi> und Finanz-<lb/> miniſter Dr. v. <hi rendition="#b">Bilinski</hi> haben ſich geſtern Abends<lb/><cb/> nach Lemberg begeben. Ende der Woche kehrt der<lb/> Miniſterpräſident nach Wien zurück.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Dem <hi rendition="#b">Reichsrathe</hi> wird bei ſeinem Wieder-<lb/> zuſammentritte eine Regierungsvorlage zugehen, in<lb/> welcher das <hi rendition="#g">Budget</hi> pro 1896 mit Rückſicht<lb/> auf die inzwiſchen eingetretene Ausſcheidung der<lb/> Eiſenbahnagenden aus dem Handelsminiſterium<lb/> und die Bildung eines eigenen <hi rendition="#g">Eiſenbahn-<lb/> miniſteriums</hi> entſprechend rectificirt wird.<lb/> Eine Mehrforderung wird ſich aus dieſer Theilung<lb/> nicht ergeben, da die neue Organiſation völlig im<lb/> Rahmen des aufgeſtellten Budgets durchgeführt<lb/> werden ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Unter dem Titel <hi rendition="#b">„Der Sturm im Badeni-<lb/> Staate“</hi> brachte der Lemberger <hi rendition="#g">„Kurjer<lb/> Lwowski“</hi> in ſeiner geſtrigen Nummer einen<lb/> intereſſanten Artikel, in welchem zunächſt aus-<lb/> geführt wird, mit welchen Erwartungen die Er-<lb/> nennung <hi rendition="#g">Badeni’s</hi> zum Miniſterpräſidenten<lb/> aufgenommen wurde.</p><lb/> <p>„Man glaubte,“ ſchreibt das Blatt, „es mit zumindeſt<lb/> einem <hi rendition="#g">öſterreichiſchen Bismarck</hi> zu thun zu<lb/> haben, und das ſtolze Wort im Parlamente, er laſſe ſich<lb/> nicht führen, ſondern wolle ſelbſt führen, ſchien dieſe An-<lb/> ſichten zu beſtätigen. Diejenigen, welche ſeine galiziſche<lb/> Statthalterthätigkeit kennen, wußten indeſſen, was von<lb/> ihm zu erwarten ſtand, und bald zeigte ſich auch,<lb/> daß <hi rendition="#g">Badeni’s</hi> Verſprechungen nichts weiter ſind<lb/> als effectvolle Phraſen. Der Mann der „eiſernen<lb/> Hand“ hat von den Antiſemiten Hiebe bekommen,<lb/> er hat ſich vor dem Dr. <hi rendition="#g">Kaizl</hi> beugen, den Deutſchen<lb/> goldene Berge verſprechen müſſen und ſein ſtolzes „Ich will<lb/> ſelbſt führen“ in das gewöhnliche Taaffe’ſche „Durchfretten“<lb/> und „Fortwurſteln“ geändert, mit dem Unterſchiede, daß<lb/><hi rendition="#g">Taaffe</hi> damit rechnete, Oeſterreich beſitze civiliſirte<lb/> Elemente und zu geiſtreich war, um am Ende des<lb/> neunzehnten Jahrhunderts eine autokratiſche Maske vor-<lb/> zunehmen. Der von ihm bagatelliſirte <hi rendition="#g">Lueger</hi> erwies<lb/> ſich als bedeutender, als <hi rendition="#g">Badeni</hi> angenommen. Trotz<lb/> den angewendeten, in einem conſtitutionellen Staate un-<lb/> erhörten Mitteln erſtarkte die antiſemitiſche Bewegung in<lb/> dem Maße, daß ſich Graf <hi rendition="#g">Badeni</hi> nach den Neuwahlen<lb/> neuerlich in einer weit ſchwierigeren Stellung befinden wird,<lb/> als jemals. Auch im Falle einer nochmaligen Nichtbe-<lb/> ſtätigung Dr. <hi rendition="#g">Lueger’s</hi> iſt ein weiterer Kampf<lb/> mit dem überwiegenden Theile der Wiener Bevölkerung un-<lb/> möglich und ſo muß die „eiſerne Hand“, die heute ſchon<lb/> aus „Kautſchuk“ iſt, zu einer „thönernen Hand“ werden.<lb/><hi rendition="#g">Badeni</hi> wurde auch geräuſchvoll als „Zähmer“ der<lb/> apokalyptiſchen Beſtie „Radicalismus“ erklärt. Bisher waren<lb/> deſſen claſſiſcheſten Repräſentanten die Jungczechen; wie<lb/> „zähmte“ er die? — Er pactirt mit ihnen. Er zahlte den<lb/> Preis — den Fall <hi rendition="#g">Thun’s.</hi> Aber hinter dieſem ſteht die<lb/> Phalanx der böhmiſchen Magnaten, welche ihm gefährlich<lb/> werden kann und ſie ſoll wieder beſchwichtigt werden, indem<lb/> man den böhmiſchen Statthalterpoſten einem der ihrigen<lb/> verleiht. Das künſtliche, mit den Ueberzeugungen eines<lb/> Krakauer Stanczyken völlig im Gegenſatz ſtehende Favoriſiren<lb/> der „brutalen“ <hi rendition="#g">Kaizl’s</hi> und <hi rendition="#g">Vaſaty’s</hi> hat ſelbſt die<lb/> Altczechen ſtutzig gemacht. Auf der einen Seite fordert ihn<lb/> die „Neue Freie Preſſe“ arrogant auf, ſein Programm ins<lb/> Feuer zu werfen, wenn es die Befriedigung der Jung-<lb/> czechen umfaßt, andererſeits droht die „Politik“ mit der<lb/> Oppoſition des ganzen <hi rendition="#g">czechiſchen Volkes,</hi> wenn<lb/> die Jungczechen <hi rendition="#g">nicht</hi> befriedigt werden. Im ſchleſiſchen<lb/> Landtag ſtrei<supplied>t</supplied>en die Polen und die Czechen, im ſteieriſchen<lb/> die Slovenen, im iſtrianiſchen die Croaten; überall eine<lb/> Unmaſſe von Conflicten, von denen <hi rendition="#g">Badeni</hi> keinen zu<lb/> löſen weiß. Er wird bald einſehen, daß ſeine Kraft hiezu<lb/> nicht ausreicht.“</p> </div><lb/> <div xml:id="troppau1" next="#troppau2" type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Troppau.</hi> </head> <p>In jüngſter Zeit wurde vielfach<lb/> Graf Coudenhove als Nachfolger des Grafen Thun<lb/> auf dem Statthalterpoſten in Böhmen genannt. In</p> </div> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="vaughan2" prev="#vaughan1" type="jArticle" n="2"> <p>Ehre ſei Maria. Dank Allen denen die gebetet haben.<lb/><hi rendition="#aq">(Annales de N. D. p. 209.)</hi> </p><lb/> <p>Wir leſen in den genannten Annalen den ganzen<lb/> Vorgang ihrer Bekehrung. Anfang Auguſt ſchickte<lb/> Diana den Patres der Himmelfahrt Mariä die Summe<lb/> von 300 Francs, um die Reiſekoſten für arme Pilger<lb/> zu zahlen, mit dem Anſuchen, für ſie zu beten, daß ſie<lb/> Glauben erlange in verſchiedenen Punkten<lb/> unſerer heiligen Religion, die ihr noch dunkel<lb/> blieben. Nach einiger Zeit ſchickte ſie noch 200<lb/> Francs, dazu beſtimmt, auf dieſelbe Meinung<lb/> hin Perſonen der Erzbruderſchaft Unſerer Lieben<lb/> Frau vom Siege nach Lourdes zu ſchicken. Es wurde<lb/> Louiſe Danſette dazu auserwählt, von der Dr. Blache<lb/> ſich alſo ausgedrückt hatte: Dieſes junge Mädchen iſt<lb/> abſolut verloren. Die Wiſſenſchaft kann nichts für ſie<lb/> thun. — Gerne hätte Diana Vaughan an dem Pilger-<lb/> zuge theilgenommen, doch es war ihr nicht möglich.<lb/> Mit ihren Gedanken aber war ſie bei den Kranken,<lb/> welche von Paris nach Lourdes ſich begaben.</p><lb/> <p>Es war nun am 21. Auguſt, da wurde Louiſe<lb/> Danſette wunderbar an der Grotte geheilt und an dem-<lb/> ſelben Tage, zur ſelben Stunde, ſah auch Diana Vaug-<lb/> han im innigen Glauben ihre letzten Zweifel ſchwinden.<lb/> Sie verfaßte und unterzeichnete eine Erklärung als<lb/> treue Chriſtin und nahm ohne irgend welchen Vorbe-<lb/> halt alle Lehren der Kirche an. Drei Tage darauf, am<lb/> 24. Auguſt, empfing ſie zum erſten Male die heilige<lb/> Communion. — Mit welchen Gefühlen? Diana<lb/> ſagt es uns ſelbſt: „Was ſoll ich zu dem<lb/> allen hinzufügen,“ ſpricht ſie, „als daß ich ganz be-<lb/> ſtürzt bin? Wenn ich an den geſtrigen Tag zurück-<lb/> denke und den heutigen mir vorſtelle, da erſcheint mir<lb/> die Güte Gottes völlig klar und von einer ſolchen Er-<lb/> habenheit, daß es meine ſüßeſte Freude iſt in Demuth<lb/> mich ganz zu verlieren und aufzugehen in der Liebe<lb/><cb/> des guten Meiſters, in ſein Herz zu flüchten und nur<lb/> darin leben zu wollen.“ — An dem Tage ihrer erſten<lb/> Communion ruft ſie aus: „Endlich, o mein Gott, haſt<lb/> Du mich ganz; o welch Entzücken, o welche Seligkeit.<lb/> O Jeſus, hüte mich! Deine Liebe iſt zu gut, um irgend<lb/> ein anderes menſchliches Gefühl beizumiſchen. Die Eucha-<lb/> riſtie, ſiehe das wahrhaft Göttliche, ſie iſt der Himmel<lb/> im Herzen der Creatur“ (Ann. <hi rendition="#aq">p.</hi> 219).</p><lb/> <p>Wie ſind doch die Wege Gottes erhaben und ge-<lb/> heimnißvoll! Vor nicht langer Zeit ſahen wir in ihr<lb/> noch eine kühne, eifrige Verfechterin der ſchändlichen<lb/> Grundſätze der Freimaurerei, ſahen, wie ſie den Irr-<lb/> thum mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln<lb/> verbreitete, den Cult der falſchen Gottheit, den<lb/> Satansdienſt, billigte und vertheidigte, — da auf<lb/> einmal öffnet ſich ihr Herz den belebenden Strahlen der<lb/> göttlichen Gnade, und ſie weiſt ſie nicht zurück: Gehör<lb/> ſchenkend allen guten Eingebungen, behält ſie dieſe im<lb/> Herzen. Die Mahnung ihres Freundes Margiotta be-<lb/> ſchäftigt ſie beſtändig in ihren Gedanken: „Ich beſchwöre<lb/> Sie, die Sie im höchſten Grade gut ſind, deren Herz<lb/> ſtets überfloß von der wahren heißeſten Liebe, denken<lb/> Sie nach. Ich habe die Wahrheit erfahren: Der Gott<lb/> der Katholiken iſt der alleinige wahre Gott.“ (Margiotta<lb/><hi rendition="#aq">pag.</hi> 14) — Daß ſie es auch erfahren hat, daß ſie<lb/> mit ganzem Herzen den katholiſchen Glauben erfaßte,<lb/> haben wir oben geſehen; und daß ſie ihren früheren,<lb/> unglückſeligen Eifer für die Verbreitung des Irrthums<lb/> in einen fruchtbaren Eifer für die gute Sache um-<lb/> wandelte, bezeugt folgende Thatſache: In Frankreich iſt<lb/> eine Welt-Liga (Bund) gegen die Freimaurerei gegründet<lb/> worden. Dieſelbe führt den Namen „Labarum“ (Kreuzes-<lb/> fahne Conſtantin des Großen.) Dieſe Gründung iſt auf<lb/> den Einfluß von Miß Diana Vaughan zurückzuführen.<lb/> Gott gebe es, daß ein ſolches Beiſpiel viele treue Nach-<lb/> ahmer finde!</p> <byline> <hi rendition="#aq">J. Sch.</hi> </byline> </div> </div><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="troppau2" prev="#troppau1" type="jArticle" n="3"> <p>hieſigen Kreiſen ſchenkte man der Meldung wenig Be-<lb/> achtung, obwohl nicht zu leugnen iſt, daß ſich Graf<lb/> Coudenhove in hohem Maße der beſonderen Gunſt<lb/> Badeni’s erfreut. Dieſe Wahl erſcheint wenig wahr-<lb/> ſcheinlich, zumal, wenn man der Beziehungen gedenkt,<lb/> in denen Graf Coudenhove zu ſeinem einſtigen Chef<lb/> Graf Thun geſtanden und noch ſteht. Da klingt nach<lb/> mehr Wahrſcheinlichkeit die Meldung, daß Graf<lb/> Coudenhove den Statthalter von <hi rendition="#g">Mähren,</hi> Baron<lb/> Spens, der um ſeine Penſionirung anſuchen will, er-<lb/> ſetzen ſoll.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Innsbruck.</hi> </head> <p>Kaum iſt die Nachricht ruchbar ge-<lb/> worden, daß der liberale Gemeinderath dahier die<lb/> „Trutzſchule“ doch bauen werde und dafür bereits einen<lb/> Grund angekauft habe, da bringt die „Brixener Chronik“<lb/> ein neues Factum echt liberalen, religiösfeindlichen<lb/> Wüthens. Der Schauplatz der neueſten liberalen Action<lb/> iſt kein anderes, als das Stadtſpital. In Nr. 7 der<lb/> „Brixener Chronik“ leſen wir Folgendes:</p><lb/> <p>„Der Nachfolger des Profeſſors Nicoladoni, Profeſſor<lb/> Dr. Hacker, hat in der chirurgiſchen Abtheilung des Spitals<lb/> in einer die Kranken tief verletzenden Art und Weiſe ſeine<lb/> Mißachtung der religiöſen Ueberzeugung zutage treten laſſen.<lb/><hi rendition="#g">Auf ſeinen ſtrengen Befehl mußten<lb/> aus den Krankenzimmern die Heiligen-<lb/> bilder, ja, aus dem Zimmer eines<lb/> Schwerkranken das Crucifix entfernt<lb/> werden.</hi> Man ſagt ſogar, daß die Spitalverwaltung<lb/> das <hi rendition="#g">nicht habe verhindern</hi> können. Darüber<lb/> herrſcht nun in katholiſchen Kreiſen große Entrüſtung.<lb/> Hoffentlich kommt ſie auch in entſprechender Weiſe zum Aus-<lb/> druck. Iſt es ſchon bedauerlich für die hieſigen Verhältniſſe,<lb/> daß ein Profeſſor ſo etwas wagen zu dürfen glaubte, viel-<lb/> leicht im Glauben, nicht allzu energiſchen Widerſtand zu<lb/> finden, ſo wäre es noch um viel bedauerlicher, wenn der<lb/> Entrüſtungsſturm nicht die gehörige Wirkung hätte.“</p><lb/> <p>Wir bemerken zu dieſer Notiz, daß die in derſelben<lb/> referirte Thatſache wohl als ſehr zutreffende Illuſtration<lb/> für den „zahmgewordenen Liberalismus in Oeſterreich“<lb/> angeſehen werden darf. Faſt ſcheint es, als wollte ſich<lb/> derſelbe für ſeine vernichtenden Niederlagen in der<lb/> Reichshauptſtadt, in den Provinzialſtädten durch provo-<lb/> zirenden Cynismus revanchiren. Das neueſte Stücklein<lb/> des Liberalismus im Spitale ſtimmt auch herrlich zum<lb/> Verhalten der liberalen Partei im Landtage gegenüber<lb/> der beantragten religiöſen Landesfeier. Es wird ver-<lb/> muthet, daß ſowohl im Gemeinderathe als auch im<lb/> Landtage gegen den Vandalismus der Liberalen im<lb/> Spitale ſcharfe Proteſtkundgebungen erfolgen werden.<lb/> Das wäre ſehr zu begrüßen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ungarn.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>In <hi rendition="#b">Ungarn</hi> wurde die Lieblingsidee der<lb/> magyariſchen Chauviniſten, die <hi rendition="#g">Verſtaat-<lb/> lichung des Volksſchulweſens</hi> aufs<lb/> Tapet gebracht. Die Idee hängt bekanntlich mit der<lb/> Magyariſirung der ungariſchen Nichtmagyaren zu-<lb/> ſammen, ſcheiterte aber bisher jedesmal an den<lb/> Koſten der Durchführung. Diesmal jedoch muß<lb/> der Finanzminiſter ſchweigen. Succeſſive ſoll die<lb/> Verſtaatlichung der Volksſchulen vor ſich gehen,<lb/> womit denn auch ein weiterer Schritt zur Ent-<lb/> chriſtlichung des Landes geſchehen ſoll. In erſter<lb/> Linie ſollte dieſes, dann aber auch das erſt-<lb/> berührte Moment, alle Chriſten Ungarns zur Be-<lb/> kämpfung vereinigt finden. Wohin mit der Ver-<lb/> ſtaatlichung der Volksſchulen in Bezug auf die<lb/> Religion hingezielt wird, darüber belehren uns<lb/> die Anſichten der Majoritätsredner im ungariſchen<lb/> Abgeordnetenhauſe, wonach in Orten, in welchen<lb/> ſtaatliche Volksſchulen gegründet werden, die etwa<lb/> beſtehenden Privat- d. h. confeſſionellen Schulen<lb/> geſchloſſen werden ſollten. Da iſt natürlicher Weiſe<lb/> der Wunſch der Vater des Gedankens.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p>Das <hi rendition="#b">ungariſche Abgeordnetenhaus</hi> ſetzte<lb/> heute die Budgetdebatte beim Titel <hi rendition="#g">„Obergeſpane“</hi><lb/> fort. Abg. <hi rendition="#g">Herrmann</hi> bringt einen Beſchlußantrag<lb/> auf Reviſion des Incompatibilitäts-Geſetzes vor; Be-<lb/> amte oder Abgeordnete ſollten an vom Staate begünſtig-<lb/> ten Unternehmen <hi rendition="#g">nicht</hi> theilnehmen können, jene die<lb/> gegenwärtig betheiligt ſind, ſollten binnen 2 Monaten<lb/> ihr Amt oder Mandat niederlegen oder von dem Unter-<lb/> nehmen zurücktreten und dem Hauſe ſoll ein Verzeichniß<lb/> der Beamten und Abgeordneten vorgelegt werde, bei<lb/> welchem der Fall der Incompatibilität vorliege. Abg.<lb/><hi rendition="#g">Sreter</hi> ſchließt ſich mit Freuden dem Beſchlußan-<lb/> trage des Grafen <hi rendition="#g">Csaky</hi> an. Dasſelbe that der<lb/> Abg. <hi rendition="#g">Barta.</hi> Es ſei Pflicht der Regierung, gegen die<lb/> „Strohmänner“ die nöthigen Vorkehrungen zu treffen,<lb/> ſagte der Redner, und beantragte, daß ein aus 15 Mit-<lb/> gliedern beſtehender Ausſchuß alle Incompatibilitäts-<lb/> fälle prüfe. Abg. <hi rendition="#g">Makfalvay</hi> unterſtützt den Antrag,<lb/><hi rendition="#g">Bartas.</hi> Abg. <hi rendition="#g">Szacsvay</hi> erklärt ſich gleich-<lb/> falls für den Antrag Bartas. Graf <hi rendition="#g">Apponyi</hi><lb/> ſpricht über die Inſtitution der Obergeſpane und<lb/> erklärt gegenüber der jüngſten Rede des Abg.<lb/> Horvath, daß der Beamtenkörper heute nicht<lb/> mehr einen Theil der unabhängigen Intelligenz<lb/> bilde, ſondern von der Centrale abhängig ſei, von<lb/> welcher aus derſelbe gebildet und gelenkt werde,<lb/> wodurch die geſammte Intelligenz von der Centralgewalt<lb/> abhängig gemacht werde. Redner lehnt den Titel ab<lb/> und ſpricht ſich auch gegen die Penſionirung der<lb/> Miniſter aus. Dem Antrage des Grafen <hi rendition="#g">Csaky</hi><lb/> ſtimmt Redner unter den Bedingungen <hi rendition="#g">Bartha’s</hi><lb/> zu, doch gebe dieſer Entſchluß keine Abſolution für die<lb/> Vergangenheit. — Abg. <hi rendition="#g">Pazmandy</hi> beſpricht den<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 28. Jänner 1896 27
Politiſche Rundſchau.
Wien, 27. Jänner 1896.
Oeſterreich.
Im kärntneriſchen Landtage ſtellte der
Abgeordnete Johann Huber einen Antrag, wo-
nach ſich der Landesausſchuß mit den Landes-
Ausſchüſſen der anderen Kronländern ins Ein-
vernehmen zu ſetzen und gemeinſchaftlich bei der
Reichsregierung bittlich zu werden hätte, damit
den Viehbeſitzern anſtatt des jetzigen Vieh-
ſalzbezuges weißes Salz ohne Zuſatz
mindeſtens um jenen Betrag billiger verab-
folgt werde, welcher jetzt für die Beimengung
aufgewendet werden muß.
Jeder Landwirth weiß, mit welchen faſt un-
überwindlichen Schwierigkeiten der Bezug von
Viehſalz verbunden iſt und wie viel dieſes Viehſalz
für die Verwendbarkeit häufig zu wünſchen übrig
läßt. Der Antrag des Abg. Huber iſt jedenfalls
mit Freude zu begrüßen. Vielleicht wird es weite
Kreiſe intereſſiren, wann wird bei dieſer Gelegen-
heit ein characteriſtiſches Factum mittheilen. Die
Wiener Tramway-Geſellſchaft
erhält von Wieliczka zu einem beſonders er-
mäßigten Preiſe Abfallſalz, welches
zur Beſtreuung der Schienen als Mittel gegen
deren Vereiſung im Winter in großen Mengen
zur Verwendung gelangt. Was ſagen unſere Land-
wirthe zu dieſer coulanten Behandlung einer groß-
capitaliſtiſchen Geſellſchaft?!
Der Regierungsofficioſus fälſcht den
Privatofficioſus des Miniſterpräſidenten, iſt das
neueſte Ereigniß im neueſten Regime. Das
„Fremdenblatt“ hatte den „Czas“ hinſichtlich der
Antwort des Kaiſers auf die Anſprache des
Sectionschefs Wittek am Schulvereinsballe für
Beamtentöchter citirt und dabei folgenden ſehr
wichtigen Paſſus weggelaſſen:
„Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die kaiſerlichen Worte
nicht gegen dieſe oder jene politiſche Strömung
gerichtet waren, ſondern lediglich gegen die Form, in
welcher ein Theil der Beamten an dem öffentlichen Leben
Antheil zu nehmen begann.“
Die Weglaſſung dieſes Satzes iſt ſicherlich
charakteriſtiſch. Der „Czas“ wird direct aus dem
Miniſterpräſidium inſpirirt, ſeine Wiener Corre-
ſpondenzen werden, wie ſchon geſagt, auf „Mi-
niſterpapier“ geſchrieben. Es ſcheint alſo, daß in
dieſem Falle der Hofrath Freiberg mit den An-
ſichten ſeines Herrn nicht ganz einverſtanden war
und dieſelben für das deutſch leſende Publicum
etwas — verbeſſerte.
In der letzten, Freitag abgehaltenen Sitzung
der öſterreichiſch-ungariſchen Zoll- und Handels-
conferenz, der auch unſer diplomatiſcher Ver-
treter in Sofia, Freiherr von Call, beiwohnte,
wurden die neuen Vorſchläge der bulgariſchen
Handelsvertragsdelegirten mitgetheilt. Die Confe-
renz ſchloß ihre Berathungen Samſtag ab.
Miniſterpräſident Graf Badeni und Finanz-
miniſter Dr. v. Bilinski haben ſich geſtern Abends
nach Lemberg begeben. Ende der Woche kehrt der
Miniſterpräſident nach Wien zurück.
Dem Reichsrathe wird bei ſeinem Wieder-
zuſammentritte eine Regierungsvorlage zugehen, in
welcher das Budget pro 1896 mit Rückſicht
auf die inzwiſchen eingetretene Ausſcheidung der
Eiſenbahnagenden aus dem Handelsminiſterium
und die Bildung eines eigenen Eiſenbahn-
miniſteriums entſprechend rectificirt wird.
Eine Mehrforderung wird ſich aus dieſer Theilung
nicht ergeben, da die neue Organiſation völlig im
Rahmen des aufgeſtellten Budgets durchgeführt
werden ſoll.
Unter dem Titel „Der Sturm im Badeni-
Staate“ brachte der Lemberger „Kurjer
Lwowski“ in ſeiner geſtrigen Nummer einen
intereſſanten Artikel, in welchem zunächſt aus-
geführt wird, mit welchen Erwartungen die Er-
nennung Badeni’s zum Miniſterpräſidenten
aufgenommen wurde.
„Man glaubte,“ ſchreibt das Blatt, „es mit zumindeſt
einem öſterreichiſchen Bismarck zu thun zu
haben, und das ſtolze Wort im Parlamente, er laſſe ſich
nicht führen, ſondern wolle ſelbſt führen, ſchien dieſe An-
ſichten zu beſtätigen. Diejenigen, welche ſeine galiziſche
Statthalterthätigkeit kennen, wußten indeſſen, was von
ihm zu erwarten ſtand, und bald zeigte ſich auch,
daß Badeni’s Verſprechungen nichts weiter ſind
als effectvolle Phraſen. Der Mann der „eiſernen
Hand“ hat von den Antiſemiten Hiebe bekommen,
er hat ſich vor dem Dr. Kaizl beugen, den Deutſchen
goldene Berge verſprechen müſſen und ſein ſtolzes „Ich will
ſelbſt führen“ in das gewöhnliche Taaffe’ſche „Durchfretten“
und „Fortwurſteln“ geändert, mit dem Unterſchiede, daß
Taaffe damit rechnete, Oeſterreich beſitze civiliſirte
Elemente und zu geiſtreich war, um am Ende des
neunzehnten Jahrhunderts eine autokratiſche Maske vor-
zunehmen. Der von ihm bagatelliſirte Lueger erwies
ſich als bedeutender, als Badeni angenommen. Trotz
den angewendeten, in einem conſtitutionellen Staate un-
erhörten Mitteln erſtarkte die antiſemitiſche Bewegung in
dem Maße, daß ſich Graf Badeni nach den Neuwahlen
neuerlich in einer weit ſchwierigeren Stellung befinden wird,
als jemals. Auch im Falle einer nochmaligen Nichtbe-
ſtätigung Dr. Lueger’s iſt ein weiterer Kampf
mit dem überwiegenden Theile der Wiener Bevölkerung un-
möglich und ſo muß die „eiſerne Hand“, die heute ſchon
aus „Kautſchuk“ iſt, zu einer „thönernen Hand“ werden.
Badeni wurde auch geräuſchvoll als „Zähmer“ der
apokalyptiſchen Beſtie „Radicalismus“ erklärt. Bisher waren
deſſen claſſiſcheſten Repräſentanten die Jungczechen; wie
„zähmte“ er die? — Er pactirt mit ihnen. Er zahlte den
Preis — den Fall Thun’s. Aber hinter dieſem ſteht die
Phalanx der böhmiſchen Magnaten, welche ihm gefährlich
werden kann und ſie ſoll wieder beſchwichtigt werden, indem
man den böhmiſchen Statthalterpoſten einem der ihrigen
verleiht. Das künſtliche, mit den Ueberzeugungen eines
Krakauer Stanczyken völlig im Gegenſatz ſtehende Favoriſiren
der „brutalen“ Kaizl’s und Vaſaty’s hat ſelbſt die
Altczechen ſtutzig gemacht. Auf der einen Seite fordert ihn
die „Neue Freie Preſſe“ arrogant auf, ſein Programm ins
Feuer zu werfen, wenn es die Befriedigung der Jung-
czechen umfaßt, andererſeits droht die „Politik“ mit der
Oppoſition des ganzen czechiſchen Volkes, wenn
die Jungczechen nicht befriedigt werden. Im ſchleſiſchen
Landtag ſtreiten die Polen und die Czechen, im ſteieriſchen
die Slovenen, im iſtrianiſchen die Croaten; überall eine
Unmaſſe von Conflicten, von denen Badeni keinen zu
löſen weiß. Er wird bald einſehen, daß ſeine Kraft hiezu
nicht ausreicht.“
Troppau. In jüngſter Zeit wurde vielfach
Graf Coudenhove als Nachfolger des Grafen Thun
auf dem Statthalterpoſten in Böhmen genannt. In
Ehre ſei Maria. Dank Allen denen die gebetet haben.
(Annales de N. D. p. 209.)
Wir leſen in den genannten Annalen den ganzen
Vorgang ihrer Bekehrung. Anfang Auguſt ſchickte
Diana den Patres der Himmelfahrt Mariä die Summe
von 300 Francs, um die Reiſekoſten für arme Pilger
zu zahlen, mit dem Anſuchen, für ſie zu beten, daß ſie
Glauben erlange in verſchiedenen Punkten
unſerer heiligen Religion, die ihr noch dunkel
blieben. Nach einiger Zeit ſchickte ſie noch 200
Francs, dazu beſtimmt, auf dieſelbe Meinung
hin Perſonen der Erzbruderſchaft Unſerer Lieben
Frau vom Siege nach Lourdes zu ſchicken. Es wurde
Louiſe Danſette dazu auserwählt, von der Dr. Blache
ſich alſo ausgedrückt hatte: Dieſes junge Mädchen iſt
abſolut verloren. Die Wiſſenſchaft kann nichts für ſie
thun. — Gerne hätte Diana Vaughan an dem Pilger-
zuge theilgenommen, doch es war ihr nicht möglich.
Mit ihren Gedanken aber war ſie bei den Kranken,
welche von Paris nach Lourdes ſich begaben.
Es war nun am 21. Auguſt, da wurde Louiſe
Danſette wunderbar an der Grotte geheilt und an dem-
ſelben Tage, zur ſelben Stunde, ſah auch Diana Vaug-
han im innigen Glauben ihre letzten Zweifel ſchwinden.
Sie verfaßte und unterzeichnete eine Erklärung als
treue Chriſtin und nahm ohne irgend welchen Vorbe-
halt alle Lehren der Kirche an. Drei Tage darauf, am
24. Auguſt, empfing ſie zum erſten Male die heilige
Communion. — Mit welchen Gefühlen? Diana
ſagt es uns ſelbſt: „Was ſoll ich zu dem
allen hinzufügen,“ ſpricht ſie, „als daß ich ganz be-
ſtürzt bin? Wenn ich an den geſtrigen Tag zurück-
denke und den heutigen mir vorſtelle, da erſcheint mir
die Güte Gottes völlig klar und von einer ſolchen Er-
habenheit, daß es meine ſüßeſte Freude iſt in Demuth
mich ganz zu verlieren und aufzugehen in der Liebe
des guten Meiſters, in ſein Herz zu flüchten und nur
darin leben zu wollen.“ — An dem Tage ihrer erſten
Communion ruft ſie aus: „Endlich, o mein Gott, haſt
Du mich ganz; o welch Entzücken, o welche Seligkeit.
O Jeſus, hüte mich! Deine Liebe iſt zu gut, um irgend
ein anderes menſchliches Gefühl beizumiſchen. Die Eucha-
riſtie, ſiehe das wahrhaft Göttliche, ſie iſt der Himmel
im Herzen der Creatur“ (Ann. p. 219).
Wie ſind doch die Wege Gottes erhaben und ge-
heimnißvoll! Vor nicht langer Zeit ſahen wir in ihr
noch eine kühne, eifrige Verfechterin der ſchändlichen
Grundſätze der Freimaurerei, ſahen, wie ſie den Irr-
thum mit allen ihr zu Gebote ſtehenden Mitteln
verbreitete, den Cult der falſchen Gottheit, den
Satansdienſt, billigte und vertheidigte, — da auf
einmal öffnet ſich ihr Herz den belebenden Strahlen der
göttlichen Gnade, und ſie weiſt ſie nicht zurück: Gehör
ſchenkend allen guten Eingebungen, behält ſie dieſe im
Herzen. Die Mahnung ihres Freundes Margiotta be-
ſchäftigt ſie beſtändig in ihren Gedanken: „Ich beſchwöre
Sie, die Sie im höchſten Grade gut ſind, deren Herz
ſtets überfloß von der wahren heißeſten Liebe, denken
Sie nach. Ich habe die Wahrheit erfahren: Der Gott
der Katholiken iſt der alleinige wahre Gott.“ (Margiotta
pag. 14) — Daß ſie es auch erfahren hat, daß ſie
mit ganzem Herzen den katholiſchen Glauben erfaßte,
haben wir oben geſehen; und daß ſie ihren früheren,
unglückſeligen Eifer für die Verbreitung des Irrthums
in einen fruchtbaren Eifer für die gute Sache um-
wandelte, bezeugt folgende Thatſache: In Frankreich iſt
eine Welt-Liga (Bund) gegen die Freimaurerei gegründet
worden. Dieſelbe führt den Namen „Labarum“ (Kreuzes-
fahne Conſtantin des Großen.) Dieſe Gründung iſt auf
den Einfluß von Miß Diana Vaughan zurückzuführen.
Gott gebe es, daß ein ſolches Beiſpiel viele treue Nach-
ahmer finde!
J. Sch.
hieſigen Kreiſen ſchenkte man der Meldung wenig Be-
achtung, obwohl nicht zu leugnen iſt, daß ſich Graf
Coudenhove in hohem Maße der beſonderen Gunſt
Badeni’s erfreut. Dieſe Wahl erſcheint wenig wahr-
ſcheinlich, zumal, wenn man der Beziehungen gedenkt,
in denen Graf Coudenhove zu ſeinem einſtigen Chef
Graf Thun geſtanden und noch ſteht. Da klingt nach
mehr Wahrſcheinlichkeit die Meldung, daß Graf
Coudenhove den Statthalter von Mähren, Baron
Spens, der um ſeine Penſionirung anſuchen will, er-
ſetzen ſoll.
Innsbruck. Kaum iſt die Nachricht ruchbar ge-
worden, daß der liberale Gemeinderath dahier die
„Trutzſchule“ doch bauen werde und dafür bereits einen
Grund angekauft habe, da bringt die „Brixener Chronik“
ein neues Factum echt liberalen, religiösfeindlichen
Wüthens. Der Schauplatz der neueſten liberalen Action
iſt kein anderes, als das Stadtſpital. In Nr. 7 der
„Brixener Chronik“ leſen wir Folgendes:
„Der Nachfolger des Profeſſors Nicoladoni, Profeſſor
Dr. Hacker, hat in der chirurgiſchen Abtheilung des Spitals
in einer die Kranken tief verletzenden Art und Weiſe ſeine
Mißachtung der religiöſen Ueberzeugung zutage treten laſſen.
Auf ſeinen ſtrengen Befehl mußten
aus den Krankenzimmern die Heiligen-
bilder, ja, aus dem Zimmer eines
Schwerkranken das Crucifix entfernt
werden. Man ſagt ſogar, daß die Spitalverwaltung
das nicht habe verhindern können. Darüber
herrſcht nun in katholiſchen Kreiſen große Entrüſtung.
Hoffentlich kommt ſie auch in entſprechender Weiſe zum Aus-
druck. Iſt es ſchon bedauerlich für die hieſigen Verhältniſſe,
daß ein Profeſſor ſo etwas wagen zu dürfen glaubte, viel-
leicht im Glauben, nicht allzu energiſchen Widerſtand zu
finden, ſo wäre es noch um viel bedauerlicher, wenn der
Entrüſtungsſturm nicht die gehörige Wirkung hätte.“
Wir bemerken zu dieſer Notiz, daß die in derſelben
referirte Thatſache wohl als ſehr zutreffende Illuſtration
für den „zahmgewordenen Liberalismus in Oeſterreich“
angeſehen werden darf. Faſt ſcheint es, als wollte ſich
derſelbe für ſeine vernichtenden Niederlagen in der
Reichshauptſtadt, in den Provinzialſtädten durch provo-
zirenden Cynismus revanchiren. Das neueſte Stücklein
des Liberalismus im Spitale ſtimmt auch herrlich zum
Verhalten der liberalen Partei im Landtage gegenüber
der beantragten religiöſen Landesfeier. Es wird ver-
muthet, daß ſowohl im Gemeinderathe als auch im
Landtage gegen den Vandalismus der Liberalen im
Spitale ſcharfe Proteſtkundgebungen erfolgen werden.
Das wäre ſehr zu begrüßen.
Ungarn.
In Ungarn wurde die Lieblingsidee der
magyariſchen Chauviniſten, die Verſtaat-
lichung des Volksſchulweſens aufs
Tapet gebracht. Die Idee hängt bekanntlich mit der
Magyariſirung der ungariſchen Nichtmagyaren zu-
ſammen, ſcheiterte aber bisher jedesmal an den
Koſten der Durchführung. Diesmal jedoch muß
der Finanzminiſter ſchweigen. Succeſſive ſoll die
Verſtaatlichung der Volksſchulen vor ſich gehen,
womit denn auch ein weiterer Schritt zur Ent-
chriſtlichung des Landes geſchehen ſoll. In erſter
Linie ſollte dieſes, dann aber auch das erſt-
berührte Moment, alle Chriſten Ungarns zur Be-
kämpfung vereinigt finden. Wohin mit der Ver-
ſtaatlichung der Volksſchulen in Bezug auf die
Religion hingezielt wird, darüber belehren uns
die Anſichten der Majoritätsredner im ungariſchen
Abgeordnetenhauſe, wonach in Orten, in welchen
ſtaatliche Volksſchulen gegründet werden, die etwa
beſtehenden Privat- d. h. confeſſionellen Schulen
geſchloſſen werden ſollten. Da iſt natürlicher Weiſe
der Wunſch der Vater des Gedankens.
Das ungariſche Abgeordnetenhaus ſetzte
heute die Budgetdebatte beim Titel „Obergeſpane“
fort. Abg. Herrmann bringt einen Beſchlußantrag
auf Reviſion des Incompatibilitäts-Geſetzes vor; Be-
amte oder Abgeordnete ſollten an vom Staate begünſtig-
ten Unternehmen nicht theilnehmen können, jene die
gegenwärtig betheiligt ſind, ſollten binnen 2 Monaten
ihr Amt oder Mandat niederlegen oder von dem Unter-
nehmen zurücktreten und dem Hauſe ſoll ein Verzeichniß
der Beamten und Abgeordneten vorgelegt werde, bei
welchem der Fall der Incompatibilität vorliege. Abg.
Sreter ſchließt ſich mit Freuden dem Beſchlußan-
trage des Grafen Csaky an. Dasſelbe that der
Abg. Barta. Es ſei Pflicht der Regierung, gegen die
„Strohmänner“ die nöthigen Vorkehrungen zu treffen,
ſagte der Redner, und beantragte, daß ein aus 15 Mit-
gliedern beſtehender Ausſchuß alle Incompatibilitäts-
fälle prüfe. Abg. Makfalvay unterſtützt den Antrag,
Bartas. Abg. Szacsvay erklärt ſich gleich-
falls für den Antrag Bartas. Graf Apponyi
ſpricht über die Inſtitution der Obergeſpane und
erklärt gegenüber der jüngſten Rede des Abg.
Horvath, daß der Beamtenkörper heute nicht
mehr einen Theil der unabhängigen Intelligenz
bilde, ſondern von der Centrale abhängig ſei, von
welcher aus derſelbe gebildet und gelenkt werde,
wodurch die geſammte Intelligenz von der Centralgewalt
abhängig gemacht werde. Redner lehnt den Titel ab
und ſpricht ſich auch gegen die Penſionirung der
Miniſter aus. Dem Antrage des Grafen Csaky
ſtimmt Redner unter den Bedingungen Bartha’s
zu, doch gebe dieſer Entſchluß keine Abſolution für die
Vergangenheit. — Abg. Pazmandy beſpricht den
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