Reichspost. Nr. 53, Wien, 22.02.1909.Wien, Montag Reichspost 22. Februar 1909. Nr. 53 [Spaltenumbruch] durch zehn Tage ohne Abwechslung bis einschließlich 3. März getragen. * Die Soiree dansante bei Hofe. An Stelle des * Herrenhausmitglied Julius Ritter v. Gomperz gestorben. Aus Brünn wird vom 21. März telegraphiert: * Staatsbahnoffiziantentag in Wien. In der * Erdbeben. Der Draht meldet aus Madrid vom * Unfall eines Vrunnengräbers. Aus Amstetten * Warnung vor der ungarischen Klassenlotterie. Im Hinblicke auf die ungeachtet wiederholter amtlicher * Unfälle von Sportsleuten. Beim Rodeln im * Der gestrige "Prager Sonntag". Aus Prag, * Die revolutionäre Militärorganisation in Rußland. Der Draht meldet aus Warschau vom 21. d.: * Bürgermeisterwahl in Marienbad. Man tele- * St. Elmsfeuer. Aus Marienbad wird uns * Die geängstigten Klofacianer. Aus Prag wird * Fastenhirtenbrief des Feldbischofs. Der gestrige * Mysteriöser Tod. Man telegraphiert uns aus * Ein fechzehnjähriger Räuber. Aus Wiener-Neu- * Erkrankung des neugewählten Labg. Simon Pinggera. Aus Klosterneuburg, 21. d., wird uns * 32 Jahre geschlafen. Schwedische Blätter melden, * Entgleisung des Wien--Lemberger Schnell- zuges. Man telegraphiert uns aus Lemberg vom * Der Gersthofer Maskenzug. In Gersthof wurde * Schneeverwehungen. Aus Lemberg wird * Schweres Straßenbahnunglück in Neapel. Der * Der Prozeß gegen den Mörder Syczinski. Man telegraphiert uns aus Lemberg vom 20. d. M.: Dem * Der mysteriöse Verwundete. Die anfänglich so Möbel. Besonders günstige Gelegenheit gut und billig zu Letzte Telegramme. Der bosnische Landtag. Sarajevo, 22. September. (Privattelegramm.) Für Türkische Kriegsbefürchtungen. Konstantinopel, 21. Februar. Die Pforte verfolgt Wien, Montag Reichspoſt 22. Februar 1909. Nr. 53 [Spaltenumbruch] durch zehn Tage ohne Abwechſlung bis einſchließlich 3. März getragen. * Die Soirée dansante bei Hofe. An Stelle des * Herrenhausmitglied Julius Ritter v. Gomperz geſtorben. Aus Brünn wird vom 21. März telegraphiert: * Staatsbahnoffiziantentag in Wien. In der * Erdbeben. Der Draht meldet aus Madrid vom * Unfall eines Vrunnengräbers. Aus Amſtetten * Warnung vor der ungariſchen Klaſſenlotterie. Im Hinblicke auf die ungeachtet wiederholter amtlicher * Unfälle von Sportsleuten. Beim Rodeln im * Der geſtrige „Prager Sonntag“. Aus Prag, * Die revolutionäre Militärorganiſation in Rußland. Der Draht meldet aus Warſchau vom 21. d.: * Bürgermeiſterwahl in Marienbad. Man tele- * St. Elmsfeuer. Aus Marienbad wird uns * Die geängſtigten Klofacianer. Aus Prag wird * Faſtenhirtenbrief des Feldbiſchofs. Der geſtrige * Myſteriöſer Tod. Man telegraphiert uns aus * Ein fechzehnjähriger Räuber. Aus Wiener-Neu- * Erkrankung des neugewählten Labg. Simon Pinggera. Aus Kloſterneuburg, 21. d., wird uns * 32 Jahre geſchlafen. Schwediſche Blätter melden, * Entgleiſung des Wien—Lemberger Schnell- zuges. Man telegraphiert uns aus Lemberg vom * Der Gerſthofer Maskenzug. In Gerſthof wurde * Schneeverwehungen. Aus Lemberg wird * Schweres Straßenbahnunglück in Neapel. Der * Der Prozeß gegen den Mörder Syczinski. Man telegraphiert uns aus Lemberg vom 20. d. M.: Dem * Der myſteriöſe Verwundete. Die anfänglich ſo Möbel. Beſonders günſtige Gelegenheit gut und billig zu Letzte Telegramme. Der bosniſche Landtag. Sarajevo, 22. September. (Privattelegramm.) Für Türkiſche Kriegsbefürchtungen. Konſtantinopel, 21. Februar. Die Pforte verfolgt <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0004" n="4"/><fw place="top" type="header">Wien, Montag <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Reichspoſt</hi></hi> 22. Februar 1909. Nr. 53</fw><lb/><cb/> durch zehn Tage ohne Abwechſlung bis einſchließlich 3. März<lb/> getragen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die <hi rendition="#aq">Soirée dansante</hi> bei Hofe.</hi> </head> <p>An Stelle des<lb/> Balles bei Hof wurde auch heuer eine <hi rendition="#aq">Soiree dansante</hi> in<lb/> der Hofburg abgehalten, der der Kaiſer nicht beiwohnte.<lb/> Das Ballfeſt, das geſtern ſtattfand, bot die traditionelle<lb/> Prunkentfaltung; der Neue Saal, in bem ſich die relativ<lb/> wenigen Gäſte einfanden, war mit den ſchönſten Pflanzen<lb/> der Schönbrunner Glashäuſer geziert, auf den Stiegen<lb/> lagen koſtbare Teppiche und im Neuen Saal war das Auge<lb/> geblendet vom Glanze der Toiletten, des wertvollſten<lb/> Schmuckes und der reich dekorierten Uniformen.<lb/> Um 9 Uhr abends erfolgte der Einzug des Hofes in<lb/> den Saal; unter dem Vortritte des Oberſtzeremonien-<lb/> meiſters Grafen Choloniewski kamen in den Ballſaal: Erz-<lb/> herzogin <hi rendition="#g">Maria Annunziata,</hi> Erzherzogin <hi rendition="#g">Maria<lb/> Joſefa,</hi> Erzherzog <hi rendition="#g">Leopold Salvator,</hi> Erz-<lb/> herzogin <hi rendition="#g">Blanca,</hi> Erzherzogin <hi rendition="#g">Iſabella,</hi> Erzherzogin<lb/><hi rendition="#g">Maria Thereſia,</hi> Erzherzogin <hi rendition="#g">Eleonora,</hi> Prinz<lb/><hi rendition="#g">Kuniyoſhi Kuni,</hi> Herzogin Thyra von <hi rendition="#g">Cumber-<lb/> land,</hi> Prinzeſſin Olga von <hi rendition="#g">Großbritannien,</hi><lb/> Prinz Auguſt Leopold von <hi rendition="#g">Sachſen-Coburg,</hi><lb/> Prinzeſſin Karoline von <hi rendition="#g">Sachſen-Coburg,</hi> Prinz<lb/> Don Miguel von <hi rendition="#g">Braganza. Vom Hofſtaat</hi><lb/> waren anweſend: Erſter Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo,<lb/> Oberſthofmarſchall Graf Cziraky und Gräfin Cziraky-<lb/> Eſterhazy, Oberſtküchenmeiſter Auguſt Graf Bellegarde und<lb/> Tochter, Oberſtjägermeiſter Maximilian Graf Thun und<lb/> Gräfin Thun-Lobkowitz und Töchter, Erſter Stallmeiſter<lb/> Ferdinand Graf Kinsky und Gräfin Kinsky-Auersperg,<lb/> Flügeladjutant Oberſtleutnant Freiherr Karl von Bronn<lb/> und Baronin Bronn-Czernin, Flügeladjutant Major<lb/> Heinrich Graf Hoyos und Gräfin Hoyos-Tranttmansdorf. Vom<lb/> Hofſtaat der Erzherzoge und der Erzherzoginnen waren ge-<lb/> kommen: Oberſthofmeiſter GM. Johann Graf Noſtitz mit<lb/> Gemahlin und Töchter, Oberſthofmeiſter Auguſt Altgraf<lb/> Salm mit Gemahlin, Kammervorſteher Oberſtleutnant Prinz<lb/> Zdenko Lobkowitz, Leutnant Franz Graf Walthersdorf,<lb/> Oberleutnant Johann Graf Palffy, Linienſchiffsleutnant<lb/> Theodor Graf Hartig und Gemahlin, Oberſthofmeiſterin<lb/> Karoline Gräfin Attems, Hofdamen Kreszenze Markgräfin<lb/> Pallavicini und Sofie Gräfin Zamoyska, Graf und Gräfin<lb/> Friedrich Wurmbrand, Kammervorſteher Auguſt Prinz<lb/> Lobkowitz, Oberſthofmeiſterin Karoline Gräfin Wimpffen,<lb/> Kammervorſteher Philipp Graf Cappy, Hofdamen Eleonore<lb/> Gräfin Zamoyska, Maria Thereſia Freiin v. Ludwigsſtorff,<lb/> Baronin Maltzing, Hofmarſchall Baron Grotte, Gräfin<lb/> Schlick-Hohenlohe, Hofdame Gräfin Huyn, der japaniſche<lb/> Oberſt Nachachira Kurita, Rittmeiſter Franz. Um 9 Uhr<lb/> begann der Tanz. Hofballmuſikdirektor C. M. Ziehrer<lb/> ſpielte mit ſeiner Kapelle zum Tanze auf. Um ¾12 Uhr<lb/> wurde das Souper genommen; es dauerte bis ½1 Uhr.<lb/> Darauf trat wieder der Tanz in ſeine Rechte. Bis ½2 Uhr<lb/> wurde unermüdlich bei Ziehrers aufmunternden Weiſen<lb/> getanzt. Darauf wurde der Ballgeſellſchaft der Tee ſerviert.<lb/> Nach 2 Uhr früh war die Soiree zu Ende.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Herrenhausmitglied Julius Ritter v. Gomperz<lb/> geſtorben.</hi> </head> <p>Aus Brünn wird vom 21. März telegraphiert:<lb/> Herrenhausmitglied und Präſident der Brünner Handels-<lb/> und Gewerbekammer Julius Ritter v. Gomperz iſt heute<lb/> nacht nach kurzer Krankheit im Alter von 85 Jahren<lb/> geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Staatsbahnoffiziantentag in Wien.</hi> </head> <p>In der<lb/> Volkshalle des Neuen Rathauſes fand geſtern ein maſſeu-<lb/> haft beſuchter Offiziantentag der Staatsbahnen ſtatt, welcher<lb/> die einmütige Forderung nach Erlangung des Beamten-<lb/> charakters aufſtellte. Zur Tagung waren Offizianten aus<lb/> vielen Städten Oeſterreichs eingetroffen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Erdbeben.</hi> </head> <p>Der Draht meldet aus <hi rendition="#g">Madrid</hi> vom<lb/> 21. d.: In <hi rendition="#g">Elche</hi> wurden mehrere Erdſtöße wahr-<lb/> genommen, die die Bevölkerung in Schrecken verſetzten.<lb/> Das Publikum floh aus der Kirche. Mehrere Frauen und<lb/> Kinder wurden in dem Gedränge niedergeſtoßen und ver-<lb/> letzt. Auch in <hi rendition="#g">Crevillente</hi> wurden Erdſtöße verſpürt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Unfall eines Vrunnengräbers.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Amſtetten</hi><lb/> wird uns gemeldet: Am Donnerstag den 18. d. war man<lb/> heim Bgm. Joſef Zarl in Allersdorf bei Amſtetten mit<lb/> dem Tiefergraben des Hausbrunnens beſchäftigt. Unten im<lb/> Brunnen arbeitete der Brunnenarbeiter Franz Kern,<lb/> welchem die Aufgabe oblag, die Schuttmaſſen in einen<lb/> Eimer zu verladen. Als man den entleerten Eimer wieder<lb/> in den Brunnen hinablaſſen wollte, fiel derſelbe um und<lb/> ſtürzte, da auch der Zughaken, an welchem er befeſtigt war,<lb/> ausfiel, auf den in der Tiefe arbeitenden Kern hinab. Der<lb/> Unglückliche wurde von dem zirka 15 Kilogramm ſchweren,<lb/> eiſenbeſchlagenen Eimer zu Boden geſchmettert und blieb<lb/> bewußtlos unter demſelben liegen. Der die Arbeiten leitende<lb/> Brunnenmeiſter Hebenſtreit ließ ſich ſofort in den Brunnen<lb/> hinab und es gelang ihm, nach harter Mühe den Schwer-<lb/> verletzten emporzuziehen. Stadtarzt Dr. Heinrich Zemsky<lb/> leiſtete ihm ärztlichen Beiſtand. Dieſer konſtatierte den<lb/> Bruch dreier Rippen ſowie einen ſchweren Nervenchok.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Warnung vor der ungariſchen Klaſſenlotterie.</hi> </head><lb/> <p>Im Hinblicke auf die ungeachtet wiederholter amtlicher<lb/> Kundmachungen immer wieder wahrgenommene, vielfach<lb/> auf Unkenntnis zurückzuführende Beteiligung des Publikums<lb/> an dem Spiele der ungariſchen Klaſſenlotterie muß vor<lb/> dem Ankaufe von Loſen derſelben, der in Oeſterreich auf<lb/> Grund der geltenden Geſetze unbedingt verboten iſt, nach-<lb/> drücklichſt gewarnt werden. <hi rendition="#g">Die Treffer</hi> dieſer<lb/> Lotterie unterliegen gemäß § 444 des Gefällsſtrafgeſetzes<lb/> dem Verfall und <hi rendition="#g">werden zugunſten des<lb/> Staatsſchatzes eingezogen.</hi> Der <hi rendition="#g">Verkauf</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Beſitz</hi> von <hi rendition="#g">Loſen</hi> dieſer Lotterie iſt nach dem<lb/> bezogenen Geſetze mit empfindlichen Geld-, beziehungsweiſe<lb/><hi rendition="#g">Arreſtſtrafen bedroht.</hi> Nicht ohne Intereſſe iſt<lb/> die Tatſache, daß ungariſche Unternehmer, welche die<lb/> Vevölkerung durch marktſchreieriſche Reklame, Einſendung<lb/> nicht beſtellter Lotterieſcheine uſw. zum Ankaufe von Loſen<lb/> der Klaſſenlotterie zu verleiten ſuchen, wie in einzelnen<lb/> Fällen amtlich konſtatiert wurde, die eventuell erzielten<lb/><hi rendition="#g">Treffer in der Regel nicht bar aus-<lb/> zahlen,</hi> ſondern ſtatt des Gewinſtes neue Loſe über-<lb/> ſenden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Unfälle von Sportsleuten.</hi> </head> <p>Beim Rodeln im<lb/> Fuchsloch im 16. Bezirke kam der Schloſſersſohn Alfons<lb/> Sobeck mit dem Rodel dadurch zu Falle, daß ein Paſſant<lb/> trotz Zurnfes nicht auswich. Er erlitt einen offenen Bruch<lb/><cb/> des rechten Unterſchenkels. — Die Kontoriſtin Elſa Klatſchko<lb/> iſt geſtern in Payerbach beim Rodeln geſtürzt und brach<lb/> den rechten Unterſchenkel. — Der Maſchinentechniker Rudolf<lb/> Windſchek ſtürzte geſtern vormittag beim Rodeln auf dem<lb/> Roten Berg im 13. Bezirk und erlitt eine Gehirn-<lb/> erſchütterung. — Der Schneidersſohn Leopold Kamazin<lb/> fuhr geſtern mit ſeiner Mutter, Linzerſtraße Nr. 406 wohn-<lb/> haft, vom Satzberg in Hütteldorf mit dem Rodel hinab.<lb/> Der Rodel ſtürzte um und ein nachkommender Fahrer fuhr<lb/> über den Knaben, der einen Bruch des rechten Oberſchenkels<lb/> erlitt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der geſtrige „Prager Sonntag“.</hi> </head> <p>Aus Prag,<lb/> 22. d., wird gemeldet: Der geſtrige Bummel der deutſchen<lb/> Studentenſchaft, der auf dem Wenzelsplatze ſtattfand, war<lb/> mit Rückſicht auf die Faſchingsferien nur ſchwach beſucht<lb/> und verlief bis ½12 Uhr ohne jede Störung. Als nach<lb/> Schluß des Bummels 20 deutſche Couleurſtudenten den<lb/> Wenzelsplatz verließen und durch die Torgaſſe gingen, wur-<lb/> den ſie von einem großen Trupp nationalſozialer Demon-<lb/> ſtranten verfolgt, beſchimpft und mit Schneeballen und Kot<lb/> beworfen. Die dentſchen Studenten mußten in ein Haus<lb/> flüchten. Polizei befreite die verfolgten Studenten und zer-<lb/> ſtreute die Demonſtranten. Auch an anderen Punkten des<lb/> Wenzelsplatzes kam es nach Schluß des Bummels zu<lb/> kleineren Anrempelungen. Einige der Demonſtranten wur-<lb/> den verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die revolutionäre Militärorganiſation in<lb/> Rußland.</hi> </head> <p>Der Draht meldet aus <hi rendition="#g">Warſchau</hi> vom 21. d.:<lb/> Das Kriegsgericht verurteilte fünf Offiziere wegen Zu-<lb/> gehörigkeit zum allruſſiſchen Offiziersbund zu ſechs bis acht<lb/> Jahren Zwangsarbeit. Außerdem wurden 19 Soldaten und<lb/> zwei Gymnaſiaſten wegen Teilnahme an der revolutionären<lb/> Militärorganiſation teils zu Zwangsarbeit, teils zu anderen<lb/> Strafen verurteilt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Bürgermeiſterwahl in Marienbad.</hi> </head> <p>Man tele-<lb/> graphiert uns aus <hi rendition="#g">Marienbad</hi> vom 22. d.: Bei der<lb/> Wahl des Stadtvorſtandes wurde der bisherige Bürger-<lb/> meiſter Dr. Reiniger einimmig wiedergewählt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* St. Elmsfeuer.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Marienbad</hi> wird uns<lb/> geſchrieben: Eine ſeltene Naturerſcheinung wurde am<lb/> 20. d., 11 Uhr nachts vom Gendarmeriepoſtenführer Kirſch<lb/> auf ſeinem Patrouillengange vom Regensteich gegen<lb/> Flaſchenhütte beobachtet. Kirſch fühlte plötzlich, daß ſein<lb/> aufgepflanztes Gewehr ſurre und die Spitze des Bajonetts<lb/> eine etwa vier Zentimeter lange bläuliche Flamme aus-<lb/> ſtrahle. Die Bäume rings umher trugen gleichfalls bläu-<lb/> liche Lichtkronen. Dieſe Erſcheinung — ein St. Elmsfeuer<lb/> — war während eines heftigen Scheeſturmes aufgetreten<lb/> und hielt ſo lange, bis plötzlich Windſtille eintrat. Im<lb/> ſelben Momente erloſch die Erſcheinung, die auch von einem<lb/> Poſtenführer in der Richtung gegen Hochofenhäuſeln wahr-<lb/> genommen wurde, der das Phänomen als einen bläu-<lb/> lichen Lichtſchein ſchilderte, welcher über der Landſchaft<lb/> lagerte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die geängſtigten Klofacianer.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Prag</hi> wird<lb/> uns vom 21. d. berichtet: Abg. Dr. <hi rendition="#g">Hejn</hi> hat namens<lb/> der tſchechiſchen ſtaatsrechtlichen Partei an den Abg.<lb/><hi rendition="#g">Udrzal</hi> als derzeitigen Obmann des tſchechiſchen<lb/> Nationalverbandes die Aufforderung gerichtet, die parla-<lb/> mentariſche Kommiſſion des Tſchechenklubs ſofort einzube-<lb/> rufen, um gegenüber der Verfolgung von Abgeordneten<lb/> und Parteizugehörigen der nationalſozialen Partei Stellung<lb/> zu nehmen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Faſtenhirtenbrief des Feldbiſchofs.</hi> </head> <p>Der geſtrige<lb/> Korps- und Landwehrkommandobefehl verlautbarte die<lb/> Faſtenordnung für das Jahr 1909/10 und das oberhirtliche<lb/> Schreiben des k. u. k. apoſtoliſchen Feldvikariates an alle<lb/> katholiſchen Angehörigen des k. u. k. Heeres und der k. u. k.<lb/> Kriegsmarine. Er ſpricht von der Hoffnung, die in allen<lb/> Menſchen lebt, und weiſt auf Gott hin, deſſen Güte un-<lb/> endlich, deſſen Macht unbegrenzt und deſſen Treue un-<lb/> zweifelhaft iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Myſteriöſer Tod.</hi> </head> <p>Man telegraphiert uns aus<lb/><hi rendition="#g">Chemnitz</hi> vom 21. d.: Der Gutsbeſitzersſohn <hi rendition="#g">Pempter</hi><lb/> iſt am vergangenen Sonntag in <hi rendition="#g">Kleinhartmanns-<lb/> dorf</hi> geſtorben. Der Arzt konſtatierte bei der Leichenſchau,<lb/> daß der Tote zum Skelett abgemagert war und ein Gewicht<lb/> von kaum 40 Pfund hatte. Die Freiberger Staats-<lb/> anwaltſchaft ordnete die gerichtliche Obduktion der Leiche<lb/> an, weil ſchwere Verdachtsmomente gegen den 72jährigen<lb/> Vater des Pempter vorlagen. Der Tote, welcher ein Alter<lb/> von 42 Jahren erreichte, war ſchon viele Jahre von den<lb/> Bewohnern von Kleinhartmannsdorf nicht mehr geſehen<lb/> worden und ſoll von ſeinem Vater in einer Kammer<lb/> jahrelang eingeſperrt gehalten worden ſein. Pempter<lb/> wurde über Anordnung der Staatsanwaltſchaft verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein fechzehnjähriger Räuber.</hi> </head> <p>Aus Wiener-Neu-<lb/> ſtadt, 21. d., wird uns berichtet: Der ſechzehnjährige<lb/> Heinrich Wappel unternahm geſtern auf die Tabaktrafikantin<lb/> Marie Nehiba in der Zehnergaſſe ein Raubattentat. Er<lb/> ging in die Trafik und benützte die Abweſenheit der<lb/> Trafikantin, um die Geldlade aufzureißen und daraus zu<lb/> nehmen, was ihm in die Hände fiel. Auf den Lärm hin<lb/> eilte die Trafikantin Frau Nehiba herbei. Es entſpann<lb/> ſich zwiſchen den beiden ein heftiger Kampf. Der Junge<lb/> würgte die Frau und packte ſie an der Bruſt. Die<lb/> ſtarke Frau zerrte den Burſchen bis zur Türe und<lb/> rief laut um Hilfe. Der benachbarte Friſeur Joſef<lb/> Wagenhofer und der Gepäcksträger Johann Kornfeld<lb/> kamen der Frau zu Hilfe und nahmen den Räuber feſt.<lb/> Wappel hat im Laufe der letzten Zeit auch an zwei anderen<lb/> hieſigen Geſchäftsleuten, nämlich bei der Gemiſchtwaren-<lb/> händlerin Anna Dominig und bei Joſef Wolf auf die<lb/> gleiche Art Raubattentate verübt und die Geldladen aus-<lb/> geraubt. Der Burſche war beim Polizeiverhör geſtändig und<lb/> gab an, daß er die Tat vollführte, um einen verſetzten<lb/> Anzug auslöſen zu können. Er wurde dem hieſigen Kreis-<lb/> gerichte eingeliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Erkrankung des neugewählten Labg. Simon<lb/> Pinggera.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Kloſterneuburg,</hi> 21. d., wird uns<lb/> berichtet: Der erſt am 15. d. neugewählte Labg. Simon<lb/> Pinggera iſt ſeit einigen Tagen an einer <hi rendition="#g">Rippenfell-<lb/> und Lungenentzündung</hi> ſchwer erkrankt. Der-<lb/> ſelbe ſteht in Behandlung des Stadtarztes Dr. Pietſch. Um<lb/> ſein Beſinden gibt ſich allgemeine Teilnahme kund.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* 32 Jahre geſchlafen.</hi> </head> <p>Schwediſche Blätter melden,<lb/> daß am Dienstag eine Dame in Stockholm, Karoline<lb/> Karlsdatter, die ſeit 32 Jahren ununterbrochen geſchlafen<lb/> hat, plötzlich erwacht iſt. Mit 13 Jahren verfiel ſie in<lb/><cb/> dieſen Schlaf, um mit 45 Jahren wieder zum erſten Male<lb/> die Auqen aufzutun. Während der 32 Jahre erfolgte<lb/> natürlich künſtliche Ernährung, zweimal täglich wurde der<lb/> Schlafenden konzentrierte Fleiſchbrühe eingeflößt. Die<lb/> 45jährige Perſon hat ein ältliches Geſicht, ihre Geſtalt iſt<lb/> aber die eines Kindes geblieben. Die Aerzte glauben<lb/> übrigens nicht, daß Karoline Karlsdatter am Leben bleibt;<lb/> ſie erwarten einen neuen Schlafanfall oder ihren Tod.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Entgleiſung des Wien—Lemberger Schnell-<lb/> zuges.</hi> </head> <p>Man telegraphiert uns aus <hi rendition="#g">Lemberg</hi> vom<lb/> 21. d.: Der Wien-Lemberger Schnellzug iſt in der Nähe<lb/> der Station <hi rendition="#g">Radymno</hi> infolge Bruches einer Eiſen-<lb/> bahnſchiene entgleiſt, ohne jedoch beſonderen Schaden zu<lb/> erleiden. Der Zug konnte mit einer vierſtündigen Ver-<lb/> ſpätung ſeine Weiterfahrt fortſetzen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Gerſthofer Maskenzug.</hi> </head> <p>In Gerſthof wurde<lb/> am geſtrigen Sonntag unter der herkömmlichen Maſſen-<lb/> beteiligung des Publikums der Faſchingsmaskenzug ab-<lb/> gehalten. Unter den vielen Typen und Gruppen gefielen<lb/> beſonders den Zuſchauern zwei Gruppen mit etwas Be-<lb/> rechtigung für den Titel der Aktualität: die eine verhöhnte<lb/> den modernen Damenhut mit ſeinen rieſigen Dimenſionen,<lb/> die andere ſtellte eine Hochzeitsreiſe im Luftballon vor;<lb/> bemerkenswert iſt, daß dieſe Gruppe vom Preisrichter-<lb/> kollegium mit dem erſten Preiſe bedacht wurde. Selbſt-<lb/> verſtändlich wurde mit der glücklich überwundenen Waſſernot<lb/> viel Ulk getrieben; dann gab es ferner noch Gruppen, wie<lb/> die „Erſte Wiener Hirnreinigungsanſtalt“ u. dgl. m.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Schneeverwehungen.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Lemberg</hi> wird<lb/> unterm Geſtrigen telegraphiert: Infolge der anhaltenden<lb/> Schneeverwehungen treffen faſt ſämtliche Eiſenbahnzüge<lb/> aus <hi rendition="#g">Stanislau, Czernowitz, Podwolo-<lb/> czyska</hi> und <hi rendition="#g">Wien</hi> hier mit Verſpätungen ein. Auf<lb/> den Strecken <hi rendition="#g">Lemberg — Jaworow, Lemberg<lb/> —Kurowice</hi> und <hi rendition="#g">Borki—Grzymalow,</hi> ſowie<lb/> auf ſämtlichen Kolomeaer Lokalbahnen wurde der Bahn-<lb/> verkehr gänzlich eingeſtellt. Der Verkehr der hieſigen<lb/> elektriſchen Stadtbahn kann nur mit Mühe aufrechterhalten<lb/> werden. Ein Telegramm aus <hi rendition="#g">Villach</hi> vom Geſtrigen<lb/> meldet: Wegen andauernden ſtarken Schneefalles wurde<lb/> der geſamte Verkehr auf der Strecke Eiſenerz—Vordernberg<lb/> (Markt) wieder eingeſtellt. Aus <hi rendition="#g">Kiew</hi> wird telegraphiert:<lb/> Auf den Südweſtbahnen iſt der Güterverkehr infolge Schnee-<lb/> ſturmes auf einer Strecke von 3000 Werſt ganz eingeſtellt.<lb/> 20 000 Arbeiter ſind beſchäftigt, die Linien von dem Schnee<lb/> zu ſäubern. Im Laufe von zwei Tagen ſind dreißig Züge<lb/> ſtecken geblieben. Einige Züge ſind entgleiſt. Die Billett-<lb/> ausgabe nach Orten im Süden iſt eingeſtellt. Das Schnee-<lb/> geſtöber iſt heute ſchwächer.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Schweres Straßenbahnunglück in Neapel.</hi> </head> <p>Der<lb/> Draht meldet aus <hi rendition="#g">Neapel</hi> vom 21. d. M.: Abends<lb/> ſtieß ein Wagen mit der zwiſchen Caivano und Capo di<lb/> Chino verkehrenden elektriſchen Straßenbahn zuſammen.<lb/> Zwei Perſonen wurden getötet und 27 verletzt; von dieſen<lb/> liegen drei im Sterben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der Prozeß gegen den Mörder Syczinski.</hi> </head><lb/> <p>Man telegraphiert uns aus Lemberg vom 20. d. M.: Dem<lb/> Mörder des Statthalters von Galizien Grafen Potocki<lb/> Myroslaw Syczinski, deſſen Geiſteszuſtand von den<lb/> Pſychiatern als geſund erklärt wurde, iſt heute vom Unter-<lb/> ſuchungsrichter LGR. Dr. Berſon der Anklageakt zugeſtellt<lb/> worden. Falls gegen denſelben kein Rekurs erhoben werden<lb/> wird, wird der zweite Prozeß gegen Syczinski in der zweiten<lb/> Hälfte März hier ſtattfinden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Der myſteriöſe Verwundete.</hi> </head> <p>Die anfänglich ſo<lb/> geheimnisvoll erſcheinende Affäre des Angeſchoſſenen, der<lb/> am 19. d. M. früh im Einſpänner Nr. 366 bei der<lb/> Rettungsgeſellſchaft um Hilfe erſuchte, iſt nun endgültig<lb/> geklärt. Das Stadtkommiſſariat hatte noch am 19. d. M.<lb/> nachts feſtgeſtellt, daß es ſich um einen planmäßig inſzenierten<lb/> Ueberfall im Caf<hi rendition="#aq">é</hi> Ilka Ulrich, Fleiſchmarkt Nr. 6, handle.<lb/> In dieſem Caf<hi rendition="#aq">é</hi> war kürzlich der Markfierant Joſef<lb/> Anetzberger, ein alter Raufbold, wegen Verdachtes des<lb/> Falſchſpieles mißhandelt worden. Aus dieſem Grunde hatte<lb/> er am 19. d. M. früh mit dem Kellner Franz Weiß, dem<lb/> Kutſcher Martin Wultſch und Theodor Mayerhofer und<lb/> dem Tapezierergehilfen Rudolf Seidler die Einrichtung<lb/> zu demolieren begonnen und als man ihn<lb/> energiſch zur Ruhe verwies, mit einem großen<lb/> Schnappmeſſer gedroht. Aus Notwehr gab der Buchdrucker<lb/> Joſef Fabritzky vier Revolverſchüſſe ab, deren einer Anetz-<lb/> berger in den Oberſchenkel traf. Er flüchtete mit den Be-<lb/> gleitern und fuhr zur Rettungsgeſellſchaft, wo er ſich<lb/> Pferdehändler Berger nannte und ſich verbinden ließ. Nach-<lb/> dem nun alle Begleiter Anetzbergers und auch Joſef<lb/> Fabritzky in Haft waren, iſt am 20. d. auch Anetzberger,<lb/> der den Spitznamen „der Blaue“ führt und in Hernals,<lb/> Weißgaſſe 18 wohnt, verhaftet worden. Da nach der Er-<lb/> hebungen der Ueberfall planmäßig war, wurde die ganze<lb/> Geſellſchaft wegen <hi rendition="#g">Hausfriedenbruches,</hi> Fabritzky<lb/> wegen ſchwerer <hi rendition="#g">körperlicher Beſchädigung</hi><lb/> dem Landesgericht eingeliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Möbel.</hi> </head> <p>Beſonders günſtige Gelegenheit gut und billig zu<lb/> möblieren, bietet ſich allen Brautpaaren und Möbelkäufer wegen<lb/> Ueberſiedlung und Ueberfüllung meiner Magazine. <hi rendition="#g">Johann<lb/> Scheikl & Hainfellner,</hi> Wien, 8. Bezirk, Joſefſtädter-<lb/> ſtraße Nr. 91. Zahlungen nach Uebereikommen, Preiskurant<lb/> gegen Einſendung 1 Krone.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Letzte Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der bosniſche Landtag.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Sarajevo,</hi> 22. September.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Für<lb/> die Tagung des bosniſch-herzegoviniſchen Landtages werden<lb/> der Feſtſaal des Rathauſes und eine Reihe von Neben-<lb/> räumlichkeiten adaptiert. Hier wird der Landtag bis zur<lb/> Errichtung eines eigenen Landtagsgebäudes ſeine Tagungen<lb/> abhalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Türkiſche Kriegsbefürchtungen.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 21. 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Wien, Montag Reichspoſt 22. Februar 1909. Nr. 53
durch zehn Tage ohne Abwechſlung bis einſchließlich 3. März
getragen.
* Die Soirée dansante bei Hofe. An Stelle des
Balles bei Hof wurde auch heuer eine Soiree dansante in
der Hofburg abgehalten, der der Kaiſer nicht beiwohnte.
Das Ballfeſt, das geſtern ſtattfand, bot die traditionelle
Prunkentfaltung; der Neue Saal, in bem ſich die relativ
wenigen Gäſte einfanden, war mit den ſchönſten Pflanzen
der Schönbrunner Glashäuſer geziert, auf den Stiegen
lagen koſtbare Teppiche und im Neuen Saal war das Auge
geblendet vom Glanze der Toiletten, des wertvollſten
Schmuckes und der reich dekorierten Uniformen.
Um 9 Uhr abends erfolgte der Einzug des Hofes in
den Saal; unter dem Vortritte des Oberſtzeremonien-
meiſters Grafen Choloniewski kamen in den Ballſaal: Erz-
herzogin Maria Annunziata, Erzherzogin Maria
Joſefa, Erzherzog Leopold Salvator, Erz-
herzogin Blanca, Erzherzogin Iſabella, Erzherzogin
Maria Thereſia, Erzherzogin Eleonora, Prinz
Kuniyoſhi Kuni, Herzogin Thyra von Cumber-
land, Prinzeſſin Olga von Großbritannien,
Prinz Auguſt Leopold von Sachſen-Coburg,
Prinzeſſin Karoline von Sachſen-Coburg, Prinz
Don Miguel von Braganza. Vom Hofſtaat
waren anweſend: Erſter Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo,
Oberſthofmarſchall Graf Cziraky und Gräfin Cziraky-
Eſterhazy, Oberſtküchenmeiſter Auguſt Graf Bellegarde und
Tochter, Oberſtjägermeiſter Maximilian Graf Thun und
Gräfin Thun-Lobkowitz und Töchter, Erſter Stallmeiſter
Ferdinand Graf Kinsky und Gräfin Kinsky-Auersperg,
Flügeladjutant Oberſtleutnant Freiherr Karl von Bronn
und Baronin Bronn-Czernin, Flügeladjutant Major
Heinrich Graf Hoyos und Gräfin Hoyos-Tranttmansdorf. Vom
Hofſtaat der Erzherzoge und der Erzherzoginnen waren ge-
kommen: Oberſthofmeiſter GM. Johann Graf Noſtitz mit
Gemahlin und Töchter, Oberſthofmeiſter Auguſt Altgraf
Salm mit Gemahlin, Kammervorſteher Oberſtleutnant Prinz
Zdenko Lobkowitz, Leutnant Franz Graf Walthersdorf,
Oberleutnant Johann Graf Palffy, Linienſchiffsleutnant
Theodor Graf Hartig und Gemahlin, Oberſthofmeiſterin
Karoline Gräfin Attems, Hofdamen Kreszenze Markgräfin
Pallavicini und Sofie Gräfin Zamoyska, Graf und Gräfin
Friedrich Wurmbrand, Kammervorſteher Auguſt Prinz
Lobkowitz, Oberſthofmeiſterin Karoline Gräfin Wimpffen,
Kammervorſteher Philipp Graf Cappy, Hofdamen Eleonore
Gräfin Zamoyska, Maria Thereſia Freiin v. Ludwigsſtorff,
Baronin Maltzing, Hofmarſchall Baron Grotte, Gräfin
Schlick-Hohenlohe, Hofdame Gräfin Huyn, der japaniſche
Oberſt Nachachira Kurita, Rittmeiſter Franz. Um 9 Uhr
begann der Tanz. Hofballmuſikdirektor C. M. Ziehrer
ſpielte mit ſeiner Kapelle zum Tanze auf. Um ¾12 Uhr
wurde das Souper genommen; es dauerte bis ½1 Uhr.
Darauf trat wieder der Tanz in ſeine Rechte. Bis ½2 Uhr
wurde unermüdlich bei Ziehrers aufmunternden Weiſen
getanzt. Darauf wurde der Ballgeſellſchaft der Tee ſerviert.
Nach 2 Uhr früh war die Soiree zu Ende.
* Herrenhausmitglied Julius Ritter v. Gomperz
geſtorben. Aus Brünn wird vom 21. März telegraphiert:
Herrenhausmitglied und Präſident der Brünner Handels-
und Gewerbekammer Julius Ritter v. Gomperz iſt heute
nacht nach kurzer Krankheit im Alter von 85 Jahren
geſtorben.
* Staatsbahnoffiziantentag in Wien. In der
Volkshalle des Neuen Rathauſes fand geſtern ein maſſeu-
haft beſuchter Offiziantentag der Staatsbahnen ſtatt, welcher
die einmütige Forderung nach Erlangung des Beamten-
charakters aufſtellte. Zur Tagung waren Offizianten aus
vielen Städten Oeſterreichs eingetroffen.
* Erdbeben. Der Draht meldet aus Madrid vom
21. d.: In Elche wurden mehrere Erdſtöße wahr-
genommen, die die Bevölkerung in Schrecken verſetzten.
Das Publikum floh aus der Kirche. Mehrere Frauen und
Kinder wurden in dem Gedränge niedergeſtoßen und ver-
letzt. Auch in Crevillente wurden Erdſtöße verſpürt.
* Unfall eines Vrunnengräbers. Aus Amſtetten
wird uns gemeldet: Am Donnerstag den 18. d. war man
heim Bgm. Joſef Zarl in Allersdorf bei Amſtetten mit
dem Tiefergraben des Hausbrunnens beſchäftigt. Unten im
Brunnen arbeitete der Brunnenarbeiter Franz Kern,
welchem die Aufgabe oblag, die Schuttmaſſen in einen
Eimer zu verladen. Als man den entleerten Eimer wieder
in den Brunnen hinablaſſen wollte, fiel derſelbe um und
ſtürzte, da auch der Zughaken, an welchem er befeſtigt war,
ausfiel, auf den in der Tiefe arbeitenden Kern hinab. Der
Unglückliche wurde von dem zirka 15 Kilogramm ſchweren,
eiſenbeſchlagenen Eimer zu Boden geſchmettert und blieb
bewußtlos unter demſelben liegen. Der die Arbeiten leitende
Brunnenmeiſter Hebenſtreit ließ ſich ſofort in den Brunnen
hinab und es gelang ihm, nach harter Mühe den Schwer-
verletzten emporzuziehen. Stadtarzt Dr. Heinrich Zemsky
leiſtete ihm ärztlichen Beiſtand. Dieſer konſtatierte den
Bruch dreier Rippen ſowie einen ſchweren Nervenchok.
* Warnung vor der ungariſchen Klaſſenlotterie.
Im Hinblicke auf die ungeachtet wiederholter amtlicher
Kundmachungen immer wieder wahrgenommene, vielfach
auf Unkenntnis zurückzuführende Beteiligung des Publikums
an dem Spiele der ungariſchen Klaſſenlotterie muß vor
dem Ankaufe von Loſen derſelben, der in Oeſterreich auf
Grund der geltenden Geſetze unbedingt verboten iſt, nach-
drücklichſt gewarnt werden. Die Treffer dieſer
Lotterie unterliegen gemäß § 444 des Gefällsſtrafgeſetzes
dem Verfall und werden zugunſten des
Staatsſchatzes eingezogen. Der Verkauf
und Beſitz von Loſen dieſer Lotterie iſt nach dem
bezogenen Geſetze mit empfindlichen Geld-, beziehungsweiſe
Arreſtſtrafen bedroht. Nicht ohne Intereſſe iſt
die Tatſache, daß ungariſche Unternehmer, welche die
Vevölkerung durch marktſchreieriſche Reklame, Einſendung
nicht beſtellter Lotterieſcheine uſw. zum Ankaufe von Loſen
der Klaſſenlotterie zu verleiten ſuchen, wie in einzelnen
Fällen amtlich konſtatiert wurde, die eventuell erzielten
Treffer in der Regel nicht bar aus-
zahlen, ſondern ſtatt des Gewinſtes neue Loſe über-
ſenden.
* Unfälle von Sportsleuten. Beim Rodeln im
Fuchsloch im 16. Bezirke kam der Schloſſersſohn Alfons
Sobeck mit dem Rodel dadurch zu Falle, daß ein Paſſant
trotz Zurnfes nicht auswich. Er erlitt einen offenen Bruch
des rechten Unterſchenkels. — Die Kontoriſtin Elſa Klatſchko
iſt geſtern in Payerbach beim Rodeln geſtürzt und brach
den rechten Unterſchenkel. — Der Maſchinentechniker Rudolf
Windſchek ſtürzte geſtern vormittag beim Rodeln auf dem
Roten Berg im 13. Bezirk und erlitt eine Gehirn-
erſchütterung. — Der Schneidersſohn Leopold Kamazin
fuhr geſtern mit ſeiner Mutter, Linzerſtraße Nr. 406 wohn-
haft, vom Satzberg in Hütteldorf mit dem Rodel hinab.
Der Rodel ſtürzte um und ein nachkommender Fahrer fuhr
über den Knaben, der einen Bruch des rechten Oberſchenkels
erlitt.
* Der geſtrige „Prager Sonntag“. Aus Prag,
22. d., wird gemeldet: Der geſtrige Bummel der deutſchen
Studentenſchaft, der auf dem Wenzelsplatze ſtattfand, war
mit Rückſicht auf die Faſchingsferien nur ſchwach beſucht
und verlief bis ½12 Uhr ohne jede Störung. Als nach
Schluß des Bummels 20 deutſche Couleurſtudenten den
Wenzelsplatz verließen und durch die Torgaſſe gingen, wur-
den ſie von einem großen Trupp nationalſozialer Demon-
ſtranten verfolgt, beſchimpft und mit Schneeballen und Kot
beworfen. Die dentſchen Studenten mußten in ein Haus
flüchten. Polizei befreite die verfolgten Studenten und zer-
ſtreute die Demonſtranten. Auch an anderen Punkten des
Wenzelsplatzes kam es nach Schluß des Bummels zu
kleineren Anrempelungen. Einige der Demonſtranten wur-
den verhaftet.
* Die revolutionäre Militärorganiſation in
Rußland. Der Draht meldet aus Warſchau vom 21. d.:
Das Kriegsgericht verurteilte fünf Offiziere wegen Zu-
gehörigkeit zum allruſſiſchen Offiziersbund zu ſechs bis acht
Jahren Zwangsarbeit. Außerdem wurden 19 Soldaten und
zwei Gymnaſiaſten wegen Teilnahme an der revolutionären
Militärorganiſation teils zu Zwangsarbeit, teils zu anderen
Strafen verurteilt.
* Bürgermeiſterwahl in Marienbad. Man tele-
graphiert uns aus Marienbad vom 22. d.: Bei der
Wahl des Stadtvorſtandes wurde der bisherige Bürger-
meiſter Dr. Reiniger einimmig wiedergewählt.
* St. Elmsfeuer. Aus Marienbad wird uns
geſchrieben: Eine ſeltene Naturerſcheinung wurde am
20. d., 11 Uhr nachts vom Gendarmeriepoſtenführer Kirſch
auf ſeinem Patrouillengange vom Regensteich gegen
Flaſchenhütte beobachtet. Kirſch fühlte plötzlich, daß ſein
aufgepflanztes Gewehr ſurre und die Spitze des Bajonetts
eine etwa vier Zentimeter lange bläuliche Flamme aus-
ſtrahle. Die Bäume rings umher trugen gleichfalls bläu-
liche Lichtkronen. Dieſe Erſcheinung — ein St. Elmsfeuer
— war während eines heftigen Scheeſturmes aufgetreten
und hielt ſo lange, bis plötzlich Windſtille eintrat. Im
ſelben Momente erloſch die Erſcheinung, die auch von einem
Poſtenführer in der Richtung gegen Hochofenhäuſeln wahr-
genommen wurde, der das Phänomen als einen bläu-
lichen Lichtſchein ſchilderte, welcher über der Landſchaft
lagerte.
* Die geängſtigten Klofacianer. Aus Prag wird
uns vom 21. d. berichtet: Abg. Dr. Hejn hat namens
der tſchechiſchen ſtaatsrechtlichen Partei an den Abg.
Udrzal als derzeitigen Obmann des tſchechiſchen
Nationalverbandes die Aufforderung gerichtet, die parla-
mentariſche Kommiſſion des Tſchechenklubs ſofort einzube-
rufen, um gegenüber der Verfolgung von Abgeordneten
und Parteizugehörigen der nationalſozialen Partei Stellung
zu nehmen.
* Faſtenhirtenbrief des Feldbiſchofs. Der geſtrige
Korps- und Landwehrkommandobefehl verlautbarte die
Faſtenordnung für das Jahr 1909/10 und das oberhirtliche
Schreiben des k. u. k. apoſtoliſchen Feldvikariates an alle
katholiſchen Angehörigen des k. u. k. Heeres und der k. u. k.
Kriegsmarine. Er ſpricht von der Hoffnung, die in allen
Menſchen lebt, und weiſt auf Gott hin, deſſen Güte un-
endlich, deſſen Macht unbegrenzt und deſſen Treue un-
zweifelhaft iſt.
* Myſteriöſer Tod. Man telegraphiert uns aus
Chemnitz vom 21. d.: Der Gutsbeſitzersſohn Pempter
iſt am vergangenen Sonntag in Kleinhartmanns-
dorf geſtorben. Der Arzt konſtatierte bei der Leichenſchau,
daß der Tote zum Skelett abgemagert war und ein Gewicht
von kaum 40 Pfund hatte. Die Freiberger Staats-
anwaltſchaft ordnete die gerichtliche Obduktion der Leiche
an, weil ſchwere Verdachtsmomente gegen den 72jährigen
Vater des Pempter vorlagen. Der Tote, welcher ein Alter
von 42 Jahren erreichte, war ſchon viele Jahre von den
Bewohnern von Kleinhartmannsdorf nicht mehr geſehen
worden und ſoll von ſeinem Vater in einer Kammer
jahrelang eingeſperrt gehalten worden ſein. Pempter
wurde über Anordnung der Staatsanwaltſchaft verhaftet.
* Ein fechzehnjähriger Räuber. Aus Wiener-Neu-
ſtadt, 21. d., wird uns berichtet: Der ſechzehnjährige
Heinrich Wappel unternahm geſtern auf die Tabaktrafikantin
Marie Nehiba in der Zehnergaſſe ein Raubattentat. Er
ging in die Trafik und benützte die Abweſenheit der
Trafikantin, um die Geldlade aufzureißen und daraus zu
nehmen, was ihm in die Hände fiel. Auf den Lärm hin
eilte die Trafikantin Frau Nehiba herbei. Es entſpann
ſich zwiſchen den beiden ein heftiger Kampf. Der Junge
würgte die Frau und packte ſie an der Bruſt. Die
ſtarke Frau zerrte den Burſchen bis zur Türe und
rief laut um Hilfe. Der benachbarte Friſeur Joſef
Wagenhofer und der Gepäcksträger Johann Kornfeld
kamen der Frau zu Hilfe und nahmen den Räuber feſt.
Wappel hat im Laufe der letzten Zeit auch an zwei anderen
hieſigen Geſchäftsleuten, nämlich bei der Gemiſchtwaren-
händlerin Anna Dominig und bei Joſef Wolf auf die
gleiche Art Raubattentate verübt und die Geldladen aus-
geraubt. Der Burſche war beim Polizeiverhör geſtändig und
gab an, daß er die Tat vollführte, um einen verſetzten
Anzug auslöſen zu können. Er wurde dem hieſigen Kreis-
gerichte eingeliefert.
* Erkrankung des neugewählten Labg. Simon
Pinggera. Aus Kloſterneuburg, 21. d., wird uns
berichtet: Der erſt am 15. d. neugewählte Labg. Simon
Pinggera iſt ſeit einigen Tagen an einer Rippenfell-
und Lungenentzündung ſchwer erkrankt. Der-
ſelbe ſteht in Behandlung des Stadtarztes Dr. Pietſch. Um
ſein Beſinden gibt ſich allgemeine Teilnahme kund.
* 32 Jahre geſchlafen. Schwediſche Blätter melden,
daß am Dienstag eine Dame in Stockholm, Karoline
Karlsdatter, die ſeit 32 Jahren ununterbrochen geſchlafen
hat, plötzlich erwacht iſt. Mit 13 Jahren verfiel ſie in
dieſen Schlaf, um mit 45 Jahren wieder zum erſten Male
die Auqen aufzutun. Während der 32 Jahre erfolgte
natürlich künſtliche Ernährung, zweimal täglich wurde der
Schlafenden konzentrierte Fleiſchbrühe eingeflößt. Die
45jährige Perſon hat ein ältliches Geſicht, ihre Geſtalt iſt
aber die eines Kindes geblieben. Die Aerzte glauben
übrigens nicht, daß Karoline Karlsdatter am Leben bleibt;
ſie erwarten einen neuen Schlafanfall oder ihren Tod.
* Entgleiſung des Wien—Lemberger Schnell-
zuges. Man telegraphiert uns aus Lemberg vom
21. d.: Der Wien-Lemberger Schnellzug iſt in der Nähe
der Station Radymno infolge Bruches einer Eiſen-
bahnſchiene entgleiſt, ohne jedoch beſonderen Schaden zu
erleiden. Der Zug konnte mit einer vierſtündigen Ver-
ſpätung ſeine Weiterfahrt fortſetzen.
* Der Gerſthofer Maskenzug. In Gerſthof wurde
am geſtrigen Sonntag unter der herkömmlichen Maſſen-
beteiligung des Publikums der Faſchingsmaskenzug ab-
gehalten. Unter den vielen Typen und Gruppen gefielen
beſonders den Zuſchauern zwei Gruppen mit etwas Be-
rechtigung für den Titel der Aktualität: die eine verhöhnte
den modernen Damenhut mit ſeinen rieſigen Dimenſionen,
die andere ſtellte eine Hochzeitsreiſe im Luftballon vor;
bemerkenswert iſt, daß dieſe Gruppe vom Preisrichter-
kollegium mit dem erſten Preiſe bedacht wurde. Selbſt-
verſtändlich wurde mit der glücklich überwundenen Waſſernot
viel Ulk getrieben; dann gab es ferner noch Gruppen, wie
die „Erſte Wiener Hirnreinigungsanſtalt“ u. dgl. m.
* Schneeverwehungen. Aus Lemberg wird
unterm Geſtrigen telegraphiert: Infolge der anhaltenden
Schneeverwehungen treffen faſt ſämtliche Eiſenbahnzüge
aus Stanislau, Czernowitz, Podwolo-
czyska und Wien hier mit Verſpätungen ein. Auf
den Strecken Lemberg — Jaworow, Lemberg
—Kurowice und Borki—Grzymalow, ſowie
auf ſämtlichen Kolomeaer Lokalbahnen wurde der Bahn-
verkehr gänzlich eingeſtellt. Der Verkehr der hieſigen
elektriſchen Stadtbahn kann nur mit Mühe aufrechterhalten
werden. Ein Telegramm aus Villach vom Geſtrigen
meldet: Wegen andauernden ſtarken Schneefalles wurde
der geſamte Verkehr auf der Strecke Eiſenerz—Vordernberg
(Markt) wieder eingeſtellt. Aus Kiew wird telegraphiert:
Auf den Südweſtbahnen iſt der Güterverkehr infolge Schnee-
ſturmes auf einer Strecke von 3000 Werſt ganz eingeſtellt.
20 000 Arbeiter ſind beſchäftigt, die Linien von dem Schnee
zu ſäubern. Im Laufe von zwei Tagen ſind dreißig Züge
ſtecken geblieben. Einige Züge ſind entgleiſt. Die Billett-
ausgabe nach Orten im Süden iſt eingeſtellt. Das Schnee-
geſtöber iſt heute ſchwächer.
* Schweres Straßenbahnunglück in Neapel. Der
Draht meldet aus Neapel vom 21. d. M.: Abends
ſtieß ein Wagen mit der zwiſchen Caivano und Capo di
Chino verkehrenden elektriſchen Straßenbahn zuſammen.
Zwei Perſonen wurden getötet und 27 verletzt; von dieſen
liegen drei im Sterben.
* Der Prozeß gegen den Mörder Syczinski.
Man telegraphiert uns aus Lemberg vom 20. d. M.: Dem
Mörder des Statthalters von Galizien Grafen Potocki
Myroslaw Syczinski, deſſen Geiſteszuſtand von den
Pſychiatern als geſund erklärt wurde, iſt heute vom Unter-
ſuchungsrichter LGR. Dr. Berſon der Anklageakt zugeſtellt
worden. Falls gegen denſelben kein Rekurs erhoben werden
wird, wird der zweite Prozeß gegen Syczinski in der zweiten
Hälfte März hier ſtattfinden.
* Der myſteriöſe Verwundete. Die anfänglich ſo
geheimnisvoll erſcheinende Affäre des Angeſchoſſenen, der
am 19. d. M. früh im Einſpänner Nr. 366 bei der
Rettungsgeſellſchaft um Hilfe erſuchte, iſt nun endgültig
geklärt. Das Stadtkommiſſariat hatte noch am 19. d. M.
nachts feſtgeſtellt, daß es ſich um einen planmäßig inſzenierten
Ueberfall im Café Ilka Ulrich, Fleiſchmarkt Nr. 6, handle.
In dieſem Café war kürzlich der Markfierant Joſef
Anetzberger, ein alter Raufbold, wegen Verdachtes des
Falſchſpieles mißhandelt worden. Aus dieſem Grunde hatte
er am 19. d. M. früh mit dem Kellner Franz Weiß, dem
Kutſcher Martin Wultſch und Theodor Mayerhofer und
dem Tapezierergehilfen Rudolf Seidler die Einrichtung
zu demolieren begonnen und als man ihn
energiſch zur Ruhe verwies, mit einem großen
Schnappmeſſer gedroht. Aus Notwehr gab der Buchdrucker
Joſef Fabritzky vier Revolverſchüſſe ab, deren einer Anetz-
berger in den Oberſchenkel traf. Er flüchtete mit den Be-
gleitern und fuhr zur Rettungsgeſellſchaft, wo er ſich
Pferdehändler Berger nannte und ſich verbinden ließ. Nach-
dem nun alle Begleiter Anetzbergers und auch Joſef
Fabritzky in Haft waren, iſt am 20. d. auch Anetzberger,
der den Spitznamen „der Blaue“ führt und in Hernals,
Weißgaſſe 18 wohnt, verhaftet worden. Da nach der Er-
hebungen der Ueberfall planmäßig war, wurde die ganze
Geſellſchaft wegen Hausfriedenbruches, Fabritzky
wegen ſchwerer körperlicher Beſchädigung
dem Landesgericht eingeliefert.
Möbel. Beſonders günſtige Gelegenheit gut und billig zu
möblieren, bietet ſich allen Brautpaaren und Möbelkäufer wegen
Ueberſiedlung und Ueberfüllung meiner Magazine. Johann
Scheikl & Hainfellner, Wien, 8. Bezirk, Joſefſtädter-
ſtraße Nr. 91. Zahlungen nach Uebereikommen, Preiskurant
gegen Einſendung 1 Krone.
Letzte Telegramme.
Der bosniſche Landtag.
Sarajevo, 22. September. (Privattelegramm.) Für
die Tagung des bosniſch-herzegoviniſchen Landtages werden
der Feſtſaal des Rathauſes und eine Reihe von Neben-
räumlichkeiten adaptiert. Hier wird der Landtag bis zur
Errichtung eines eigenen Landtagsgebäudes ſeine Tagungen
abhalten.
Türkiſche Kriegsbefürchtungen.
Konſtantinopel, 21. Februar. Die Pforte verfolgt
die politiſche Situation in Belgrad ſowie die ſerbiſchen
und montenegriniſchen Kriegsvorbereitungen mit
wachſender Beſorgnis. Die öffentliche Meinung
befürchtet, daß ein Krieg mit Serbien nicht
lokaliſiert werden und weitere innere und äußere Möglich-
keiten für die Türkei zeitigen könnte, wie der ſerbiſche
Krieg vom Jahre 1876.
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