Reichspost. Nr. 56, Wien, 03.02.1913.[Spaltenumbruch]
Morgenblatt 8 h [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreise: Nr. 56 Wien, Montag den 3. Februar 1913. XX. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Wiederausbruch des Krieges. Heute um 7 Uhr abends läuft der zwischen der So tritt denn der Krieg wieder in sein Recht, um Die Balkanstaaten haben sich für das Letztere ent- Die Wiederaufnahme der Feindselig- keiten. Konstantinopel, 2. Februar. Die amtlichen Pfortekreise sind der Ansicht, daß Die Kriegskorrespondenten werden nicht die Er- Der Vali von Adrianopel erhielt den Groß- Großvezier Mahmud Schefket Pascha Konstantinopel, 2. Februar. Eine offiziöse Notiz besagt: Die türkischen Truppen Die türkischen Bevollmächtigten erhielten Auftrag, Neutrale Haltung der Großmächte. Eine offiziöse de[ut]sche Stimme. Berlin, 2. Februar. Die "Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt in Paris, 2. Februar. Venizelos hat Poincare, ferner dem London, 2. Februar. Dr. Danew und die Sekretäre der bulgarischen Sofia, 2. Februar. Das Regierungsorgan "Mir" wendet sich dagegen, Kriegerische Stimmung der Mohammedaner. Konstantinopel, 2. Februar. Das Komitee und die Subkomitees für nationale Die Vorschußverhandlungen der türkischen Regierung. Konstantinopel, 2. Februar. Die Vorschußverhandlungen haben noch zu keinem "Tanin" erf[ä]hrt, daß die Formalitäten, betreffend Rumänien und Bulgarien. Die Verständigung. Paris, 2. Februar. Wie der Bukarester Korrespondent der "Temps" aus Konstantinopel, 2. Februar. Der Großvezier erklärte in einem Interview, er [Spaltenumbruch] Verschärfung des Belagerungszustandes in Saloniki. Saloniki, 2. Februar. Infolge der durch die Konstantinopler Vorgänge Die Serben als neue Landesherren. Salouiki, 2. Februar. Die serbischen Behörden in Monastir haben, Die serbischen Behörden von Veles widersetzten Serbische Kriegsstimmungen. 8. Belgrad, 31. Jänner. In der Belgrader Presse ist eine auffallende [Spaltenumbruch]
Morgenblatt 8 h [Spaltenumbruch] Mittagsblatt. Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Bezugspreiſe: Nr. 56 Wien, Montag den 3. Februar 1913. XX. Jahrgang. [Spaltenumbruch] Wiederausbruch des Krieges. Heute um 7 Uhr abends läuft der zwiſchen der So tritt denn der Krieg wieder in ſein Recht, um Die Balkanſtaaten haben ſich für das Letztere ent- Die Wiederaufnahme der Feindſelig- keiten. Konſtantinopel, 2. Februar. Die amtlichen Pfortekreiſe ſind der Anſicht, daß Die Kriegskorreſpondenten werden nicht die Er- Der Vali von Adrianopel erhielt den Groß- Großvezier Mahmud Schefket Paſcha Konſtantinopel, 2. Februar. Eine offiziöſe Notiz beſagt: Die türkiſchen Truppen Die türkiſchen Bevollmächtigten erhielten Auftrag, Neutrale Haltung der Großmächte. Eine offiziöſe de[ut]ſche Stimme. Berlin, 2. Februar. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in Paris, 2. Februar. Venizelos hat Poincaré, ferner dem London, 2. Februar. Dr. Danew und die Sekretäre der bulgariſchen Sofia, 2. Februar. Das Regierungsorgan „Mir“ wendet ſich dagegen, Kriegeriſche Stimmung der Mohammedaner. Konſtantinopel, 2. Februar. Das Komitee und die Subkomitees für nationale Die Vorſchußverhandlungen der türkiſchen Regierung. Konſtantinopel, 2. Februar. Die Vorſchußverhandlungen haben noch zu keinem „Tanin“ erf[ä]hrt, daß die Formalitäten, betreffend Rumänien und Bulgarien. Die Verſtändigung. Paris, 2. Februar. Wie der Bukareſter Korreſpondent der „Temps“ aus Konſtantinopel, 2. Februar. Der Großvezier erklärte in einem Interview, er [Spaltenumbruch] Verſchärfung des Belagerungszuſtandes in Saloniki. Saloniki, 2. Februar. Infolge der durch die Konſtantinopler Vorgänge Die Serben als neue Landesherren. Salouiki, 2. Februar. Die ſerbiſchen Behörden in Monaſtir haben, Die ſerbiſchen Behörden von Veles widerſetzten Serbiſche Kriegsſtimmungen. 8. Belgrad, 31. Jänner. In der Belgrader Preſſe iſt eine auffallende <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="1"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Morgenblatt 8 <hi rendition="#aq">h</hi><lb/> in Wien.<lb/> Redaktion:</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 41.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 18082.<lb/> Verwaltung:</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzig. 42.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 13870.<lb/> Druckerei:</hi> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 41.<lb/><hi rendition="#b">Telephon: 22641.<lb/> Kleiner Anzeiger</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> Schulerſtr. 21.<lb/><hi rendition="#b">Telephen: 2926.<lb/> Inſerate</hi><lb/> werden in der Verwaltung der<lb/> „Reichspoſt“ <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Strozzigaſſe 42,<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> Schulerſtraße 21, ſowie in<lb/> allen Annoncenbureaus des In-<lb/> und Auslandes angenommen.</p> </div><lb/> <cb/> <titlePage type="heading"> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Mittagsblatt.</hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="main"> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Reichspoſt.</hi> </hi> </titlePart><lb/> <titlePart type="sub"> <hi rendition="#b">Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.</hi> </titlePart> </titlePage><lb/> <cb/> <div type="jExpedition"> <p><hi rendition="#b">Bezugspreiſe:</hi><lb/> bei täglich <hi rendition="#b">zweimaliger</hi> Zu-<lb/> ſtellung <hi rendition="#b">für Wien:</hi><lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">K</hi> 3.70<lb/> vierteljährig ...... „11.—<lb/> halbjährig ....... „22.—<lb/><hi rendition="#b">für Oeſterreich-Ungarn:</hi><lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">K</hi> 3.85<lb/> vierteljährig ....... „ 11.50<lb/> halbjährig ....... „ 23.—<lb/> Bei täglich <hi rendition="#b">einmaliger</hi> Zu-<lb/><supplied>ſt</supplied>ellung (das Morgenblatt zu-<lb/> gleich mit der Nachmittagsaus-<lb/> gabe des vorherigen Tages)<lb/> für auswärts:<lb/> monatlich ....... <hi rendition="#aq">K</hi> 3.50<lb/> vierteljährig ...... „ 10.50<lb/> halbjährig ....... „ 21.—<lb/><hi rendition="#b">Für Deutſchland:</hi><lb/> vierteljährig Kreuzbandſendung<lb/><hi rendition="#aq">K</hi> 16.—.<lb/><hi rendition="#b">Länder des Weltpoſtvereines:</hi><lb/> vierteljährig Kreuzbandſendung<lb/><hi rendition="#aq">K</hi> 22.—.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <titlePage type="heading"> <docImprint> <docDate> <hi rendition="#b">Nr. 56 Wien, Montag den 3. 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Februar.</dateline><lb/> <p>Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in<lb/> ihrer Wochenrundſchau: Ueber den Ernſt der europäiſchen<lb/> Friedensbeſtrebungen können die Türkei und die Balkan-<lb/> ſtaaten nach den beiden Teilen zugehenden wohl-<lb/> gemeinten Ratſchlägen nicht im Zweifel ſein. In dieſer<lb/> Einwirkung werden die Mächte nicht nachlaſſen. Sollten<lb/> wider Verhoffen die Feindſeligkeiten abermals beginnen,<lb/><cb/> ſo ſteht ſchon jetzt feſt, daß in dieſem Falle die Mächte<lb/> auch für den zweiten, vorausſichtlich nur kurzen Teil des<lb/> Balkankrieges eine <hi rendition="#g">neutrale Zurückhaltung</hi><lb/> beobachten und <hi rendition="#g">jede Sonderunternehmung<lb/> vermeiden werden,</hi> durch die eine Beſchränkung<lb/> des Kampfes auf ſeinen Herd erſchwert würde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2. 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Die Notabeln<lb/> von <hi rendition="#g">Afghaniſtan</hi> ſandten 250 Pfund Sterling<lb/> als Ergebnis einer Subſkription. Telegramme aus den<lb/> Provinzſtädten melden, die Bevölkerung ſei zu allen<lb/> Opfern bereit und entſchloſſen, für die Verteidigung des<lb/> Vaterlandes zu ſterben. In <hi rendition="#g">Bruſſa</hi> fand am Grabmal<lb/> des Begründers der Türkei, Sultans <hi rendition="#g">Osman,</hi> eine<lb/> Verſammlung ſtatt, in der die Anweſenden ſchwuren,<lb/> nicht zu dulden, daß der Boden des Vaterlandes von<lb/> den Bulgaren betreten werde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Vorſchußverhandlungen der<lb/> türkiſchen Regierung.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Die Vorſchußverhandlungen haben noch zu keinem<lb/> endgültigen Abſchluß geführt. Abgeſehen von den<lb/> 300.000 Pfund, welche vor etwa einer Woche eingezahlt<lb/> worden ſind, hat das Finanzminiſterium noch keine<lb/> meitere Zahlung auf den Vorſchuß erhalten.</p><lb/> <p>„Tanin“ erf<supplied>ä</supplied>hrt, daß die Formalitäten, betreffend<lb/> den Vorſchuß von einer Million Pfund ſeitens der<lb/> Deutſchen Bank gegen Schatzſcheine zum Abſchluſſe<lb/> gelangt ſeien. Die erſte Zahlung im Betrage von<lb/> 100.000 Pfund werde unverzüglich erfolgen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Rumänien und Bulgarien.<lb/> Die Verſtändigung.</hi> </head><lb/> <div n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Wie der Bukareſter Korreſpondent der „Temps“ aus<lb/> guter Quelle erfahren haben will, ſei in dem bulgariſch-<lb/> rumäniſchen Zwiſt eine <hi rendition="#g">Entſpannung</hi> eingetreten<lb/> und es ſei eine Verſtändigung als gewiß anzuſehen und<lb/> zwar auf der Grundlage, daß Rumänien eine größere<lb/> Gebietsabtretung an der Küſte des Schwarzen Meeres<lb/> bewilligt wird, während Rumänien ſeinerſeits auf die Ab-<lb/> tretungmehrerer Punkte verzichtet, bezüglich deren ſich das<lb/> bulgariſche Nationalgefühl unnachgiebig zeigen würde.</p> </div><lb/> <div n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Der Großvezier erklärte in einem Interview, er<lb/> hege die volle Ueberzeugung, daß ſich <hi rendition="#g">Rumänien</hi><lb/> mit <hi rendition="#g">Bulgarien verſtändigen</hi> werde. Er<lb/> wünſche aufrichtig auf Grund ſeiner perſönlichen Sym-<lb/> pathien für das rumäniſche Volk und deſſen Lenker, daß<lb/> ſie die Haltung Rumäniens in dem gegenwärtigen Kon-<lb/> flikte in Zukunft nicht zu bedauern haben werden.</p> </div><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verſchärfung des Belagerungszuſtandes<lb/> in Saloniki.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Saloniki,</hi> 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Infolge der durch die Konſtantinopler Vorgänge<lb/> unter den hieſigen Mohammedanern hervorgerufenen<lb/> Stimmung trafen die griechiſchen Behörden ſtrengere<lb/> Vorſichtsmaßregeln und ließen einige Hausdurchſuchungen<lb/> vornehmen. Wie verlautet, ſollen Verhaftungen von in<lb/> der jungtürkiſchen Bewegung kompromittierten Türken<lb/> bevorſtehen. Die Vorſchriften bezüglich des Belagerungs-<lb/> zuſtandes werden wieder ſtrenger gehandhabt.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Serben als neue Landesherren.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Salouiki,</hi> 2. Februar.</dateline><lb/> <p>Die ſerbiſchen Behörden in <hi rendition="#g">Monaſtir</hi> haben,<lb/> wie verlautet, die Direktion der dortigen <hi rendition="#g">rumäni-<lb/> ſchen</hi> Schule verſtändigt, daß der Unterricht an der-<lb/> ſelben <hi rendition="#g">ein zu ſtellen</hi> ſei. In gleicher Weiſe ſollen<lb/> die Serben gegen die <hi rendition="#g">bulgariſche</hi> Schule in<lb/><hi rendition="#g">Iſtip</hi> vorgegangen ſein.</p><lb/> <p>Die ſerbiſchen Behörden von <hi rendition="#g">Veles</hi> widerſetzten<lb/> ſich der Errichtung einer Niederlaſſung der <hi rendition="#g">bul-<lb/> gariſchen</hi> landwirtſchaftlichen Bank daſelbſt und<lb/> bedeuteten den betreffenden bulgariſchen Delegierten,<lb/> Veles binnen 24 Stunden zu verlaſſen. Auf einen<lb/> Proteſt der Delegierten wurde die Friſt um einen Tag<lb/> verlängert. Man glaubt, daß es ſich um ein Miß-<lb/> verſtändnis der ſerbiſchen Behörden handle und daß die<lb/> Maßregel werde zurückgezogen werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Serbiſche Kriegsſtimmungen.</hi> </head><lb/> <byline> <hi rendition="#g">(Von dem Korreſpondenten der „Reichspoſt.“)</hi> </byline><lb/> <dateline>8. <hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 31. Jänner.</dateline><lb/> <p>In der Belgrader Preſſe iſt eine auffallende<lb/> Schwenkung eingetreten. Während wenigſtens die oppo-<lb/> ſitionellen Blätter bisher gegen die Wiederaufnahme des<lb/> Krieges, der nur Bulgarien nützen könne, Stellung<lb/> nahmen, begrüßen ſie jetzt plötzlich den wahrſcheinlichen<lb/> Wiederbeginn, allerdings mit einem beſonderen Beiſatz,<lb/> daß dieſer Wiederbeginn <hi rendition="#g">vielleicht den Aus-<lb/> bruch des europäiſchen Krieges<lb/> bedeute, der Serbien willkommen</hi><lb/> ſei. — Die <hi rendition="#g">„Straza“</hi> ſchreibt: „Wenn die Türken,<lb/> was bereits eine fertige Tatſache iſt, Adrianopel und<lb/> die Inſeln an die Verbündeten nicht abtreten wollen,<lb/> werden die Verbündeten den Krieg fortſetzen; der Er-<lb/> folg der Verbündeten iſt ſicher. Wenn <hi rendition="#g">Oeſterreich</hi><lb/> und <hi rendition="#g">Deutſchland</hi> neutral bleiben, iſt es gut, <hi rendition="#g">wenn<lb/> aber nicht,</hi> ſo werden ſie gegen ſich die Dreivereini-<lb/> gung haben, und dann kommt der europäiſche<lb/> Krieg, in welchem allem Anſcheine nach <hi rendition="#g">Oeſter-<lb/> reich zugrunde geht. Wir Serben wür-<lb/> den dann unſere Hoffnungen vollkom-<lb/> men erfüllt ſehen.</hi> — Der „Balkan“ ſchreibt:<lb/> „Der <hi rendition="#g">europäiſche Krieg</hi> bringt neue Staats-<lb/> formationen und neue Konſtellation ender Großmächte.<lb/> Wenn es Gott gibt, auf den wir vertrauen, ſo wird<lb/> jener Teil ſiegen, auf deſſen Seite ſich Serbien und das<lb/> ganze Serbentum befindet. Wenn wir dieſen Sieg<lb/> ausfechten, dann werden die ſerbiſchen Ideen und die<lb/> ſerbiſchen Hoffnungen erſt <hi rendition="#g">vollkommen in Er-<lb/> füllung gehen.</hi> Für dieſe Hoffnungen müſſen<lb/> wir auch mehr ertragen, und wenn uns auch die erſten<lb/> Schläge treffen. Dies wäre das Signal für einen all-<lb/> gemeinen Krieg, aus welchem Rußland und ſeine Ver-<lb/> bündeten als Sieger hervorgehen werden. Wir Serben,<lb/> wir fürchten nicht den europäiſchen Krieg, <hi rendition="#g">im Gegen-<lb/> teile, wir begrüßen denſelben; je eher,<lb/> um ſo beſſer.</hi>“ Das Blatt veröffentlicht auch einen<lb/> Brief aus Offizierskreiſen, die den Krieg verlangen,<lb/> wenn auch einen europäiſchen Krieg; nur fortgeſetzt ſoll<lb/> der Krieg werden. — Die <hi rendition="#g">„Pravda“</hi> lehnt die Ver-<lb/> mittlung der Mächte ab und ſchreibt: „Wir werden den<lb/> Krieg fortſetzen und die Beute werden wir auch ſelbſt<lb/> teilen. Allein haben wir geſiegt und werden auch allein<lb/> Ordnung machen.“ Auch die übrigen Blätter ſchreiben<lb/> mehr oder weniger in dem Sinne. Die ganze Bevölke-<lb/> rung iſt aber <hi rendition="#g">gegen Oeſterreich mehr wie<lb/> gegen die Türkei</hi> haranguiert. — Man ſollte in<lb/> der öſterreichiſchen Preſſe mehr auf dieſe Stimmungen<lb/> achten; es ſcheint, daß man ſich in Oeſterreich einem<lb/> ganz falſchen Optimismus über die hier herrſchenden<lb/> politiſchen Ideen und Neigungen hingibt. Jenen ſlove-<lb/> niſchen Enthuſiaſten, die in einzelnen öſterreichiſchen<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [1/0001]
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Nr. 56 Wien, Montag den 3. Februar 1913. XX. Jahrgang.
Wiederausbruch des Krieges.
Heute um 7 Uhr abends läuft der zwiſchen der
Türkei und den Balkanſtaaten geſchloſſene Waffen-
ſtillſtand ab und es gibt nur mehr wenige, die ſich
noch der Hoffnung hingeben, daß der Wiederbeginn der
Feindſeligkeiten noch verhindert werden könnte. Die Er-
klärung der türkiſchen Delegierten, daß ſie zur Fortſetzung
der Veryandlungen bereit ſeien, wurde von den Ver-
tretern der Balkanſtaaten mit der Forderung be-
antwortet, daß die Türkei vorher die Bedingungen des
Balkanbundes annehmen müſſe, und eine erfolg-
reiche Vermittlungsaktion der Großmächte wird durch
die Schwerfälligkeit des diplomatiſchen Apparates und
die Kürze der Zeit unmöglich gemacht.
So tritt denn der Krieg wieder in ſein Recht, um
jene klare und einwandfreie militäriſche Situation herbei-
zuführen, die eine von beiden Teilen anerkannte Grund-
lage für die diplomatiſchen Verhandlungen bilden kann.
Denn die eigentliche Urſache der Wiederaufnahme der
Feindſeligkeiten iſt das bedeutende Hinausgehen der
politiſchen Forderungen der Sieger über die tat-
ſächlichen militäriſchen Ergebniſſe des Krieges,
eine Erſcheinung, die wir bereits beim Tripolis-
krieg als einen den Abſchluß des Friedens
naturgemäß überaus erſchwerenden Faktor feſtſtellen
konnten. Die unbeſiegte Armee von Tſchataldſcha und
der ungebrochene Widerſtand Adrianopels ſind ſolche
Argumente für den Standpunkt der Türkei, daß ſelbſt
die ſtärkſte diplomatiſche Preſſion ſie nicht ohneweiters
aus der Welt zu ſchaffen und der Türkei einen Friedens-
ſchlaß auf Gnade oder Ungnade aufzuzwingen vermag.
Nur das aktive Eintreten Rußland für die Balkan-
ſtaaten hätte die militäriſche Situation der Türkei
unhaltbar gemacht; da dies jedoch infolge der Haltung
der übrigen Mächte verhindert wurde, ſo ergab ſich für
die Verbündeten die Notwendigkeit, entweder ihre poli-
tiſchen Anſprüche zu reduzieren oder durch Wiederauf-
nahme des Kampfes eine den geſtellten Forderungen
entſprechende militäriſche Situation zu ſchaffen.
Die Balkanſtaaten haben ſich für das Letztere ent-
ſchieden.
Die Wiederaufnahme der Feindſelig-
keiten.
Konſtantinopel, 2. Februar.
Die amtlichen Pfortekreiſe ſind der Anſicht, daß
die Wiederaufnahme der Feindſelig-
keiten nunmehr unvermeidlich ſei
Die Kriegskorreſpondenten werden nicht die Er-
laubnis erhalten, die Kriegsoperationen zu verfolgen.
Der Vali von Adrianopel erhielt den Groß-
kordon den Osmanjeordens.
Großvezier Mahmud Schefket Paſcha
ſtattete dem engliſchen Botſchafter Lowther einen
Beſuch ab.
Konſtantinopel, 2. Februar.
Eine offiziöſe Notiz beſagt: Die türkiſchen Truppen
wurden angewieſen, keinen Schuß abzugeben, be-
vor die Bulgaren nach Ablauf der Friſt für die
Kündigung des Waffenſtillſtandes das Feuer eröffnen.
Die Pforte hat es für notwendig erachtet, dieſe In-
ſtruktionen zu erteilen, damit die öffentliche Meinung
ſich davon überzeuge, daß die aus der Wiederaufnahme
der Feindſeligkeiten ſich ergebende Verantwortung einzig
und allein auf die Verbündeten falle.
Die türkiſchen Bevollmächtigten erhielten Auftrag,
London erſt nach Wiederaufnahme der Feindſeligkeiten
zu verlaſſen.
Neutrale Haltung der Großmächte.
Eine offiziöſe deutſche Stimme.
Berlin, 2. Februar.
Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in
ihrer Wochenrundſchau: Ueber den Ernſt der europäiſchen
Friedensbeſtrebungen können die Türkei und die Balkan-
ſtaaten nach den beiden Teilen zugehenden wohl-
gemeinten Ratſchlägen nicht im Zweifel ſein. In dieſer
Einwirkung werden die Mächte nicht nachlaſſen. Sollten
wider Verhoffen die Feindſeligkeiten abermals beginnen,
ſo ſteht ſchon jetzt feſt, daß in dieſem Falle die Mächte
auch für den zweiten, vorausſichtlich nur kurzen Teil des
Balkankrieges eine neutrale Zurückhaltung
beobachten und jede Sonderunternehmung
vermeiden werden, durch die eine Beſchränkung
des Kampfes auf ſeinen Herd erſchwert würde.
Paris, 2. Februar.
Venizelos hat Poincaré, ferner dem
Miniſterpräſidenten Briand und dem Miniſter des
Aeußeren, Jonnart, Beſuche abgeſtattet.
London, 2. Februar.
Dr. Danew und die Sekretäre der bulgariſchen
Miſſion ſind heute früh nach Paris abgereiſt, wo
Dr. Danew bis Dienstag zu bleiben gedenkt.
Sofia, 2. Februar.
Das Regierungsorgan „Mir“ wendet ſich dagegen,
daß die zwiſchen Bulgarien und der Türkei
anhängigen Streitfragen ſo dargeſtellt werden, als ob
Adrianopel den äußerſten Punkt der künftigen
türkiſch-bulgariſchen Grenze bilden würde. Es ſeien noch
andere Fragen zu regeln. Für den Fall der Wieder-
aufnahme der Feindſeligkeiten werden die zukünftigen
Verhandlungen auf einer durchaus neuen Grundlage ge-
führt werden müſſen.
Kriegeriſche Stimmung der
Mohammedaner.
Konſtantinopel, 2. Februar.
Das Komitee und die Subkomitees für nationale
Verteidigung entfalten eine große Tätigkeit. Die Ein-
ſchreibung von Freiwilligen hat begonnen. Die Notabeln
von Afghaniſtan ſandten 250 Pfund Sterling
als Ergebnis einer Subſkription. Telegramme aus den
Provinzſtädten melden, die Bevölkerung ſei zu allen
Opfern bereit und entſchloſſen, für die Verteidigung des
Vaterlandes zu ſterben. In Bruſſa fand am Grabmal
des Begründers der Türkei, Sultans Osman, eine
Verſammlung ſtatt, in der die Anweſenden ſchwuren,
nicht zu dulden, daß der Boden des Vaterlandes von
den Bulgaren betreten werde.
Die Vorſchußverhandlungen der
türkiſchen Regierung.
Konſtantinopel, 2. Februar.
Die Vorſchußverhandlungen haben noch zu keinem
endgültigen Abſchluß geführt. Abgeſehen von den
300.000 Pfund, welche vor etwa einer Woche eingezahlt
worden ſind, hat das Finanzminiſterium noch keine
meitere Zahlung auf den Vorſchuß erhalten.
„Tanin“ erfährt, daß die Formalitäten, betreffend
den Vorſchuß von einer Million Pfund ſeitens der
Deutſchen Bank gegen Schatzſcheine zum Abſchluſſe
gelangt ſeien. Die erſte Zahlung im Betrage von
100.000 Pfund werde unverzüglich erfolgen.
Rumänien und Bulgarien.
Die Verſtändigung.
Paris, 2. Februar.
Wie der Bukareſter Korreſpondent der „Temps“ aus
guter Quelle erfahren haben will, ſei in dem bulgariſch-
rumäniſchen Zwiſt eine Entſpannung eingetreten
und es ſei eine Verſtändigung als gewiß anzuſehen und
zwar auf der Grundlage, daß Rumänien eine größere
Gebietsabtretung an der Küſte des Schwarzen Meeres
bewilligt wird, während Rumänien ſeinerſeits auf die Ab-
tretungmehrerer Punkte verzichtet, bezüglich deren ſich das
bulgariſche Nationalgefühl unnachgiebig zeigen würde.
Konſtantinopel, 2. Februar.
Der Großvezier erklärte in einem Interview, er
hege die volle Ueberzeugung, daß ſich Rumänien
mit Bulgarien verſtändigen werde. Er
wünſche aufrichtig auf Grund ſeiner perſönlichen Sym-
pathien für das rumäniſche Volk und deſſen Lenker, daß
ſie die Haltung Rumäniens in dem gegenwärtigen Kon-
flikte in Zukunft nicht zu bedauern haben werden.
Verſchärfung des Belagerungszuſtandes
in Saloniki.
Saloniki, 2. Februar.
Infolge der durch die Konſtantinopler Vorgänge
unter den hieſigen Mohammedanern hervorgerufenen
Stimmung trafen die griechiſchen Behörden ſtrengere
Vorſichtsmaßregeln und ließen einige Hausdurchſuchungen
vornehmen. Wie verlautet, ſollen Verhaftungen von in
der jungtürkiſchen Bewegung kompromittierten Türken
bevorſtehen. Die Vorſchriften bezüglich des Belagerungs-
zuſtandes werden wieder ſtrenger gehandhabt.
Die Serben als neue Landesherren.
Salouiki, 2. Februar.
Die ſerbiſchen Behörden in Monaſtir haben,
wie verlautet, die Direktion der dortigen rumäni-
ſchen Schule verſtändigt, daß der Unterricht an der-
ſelben ein zu ſtellen ſei. In gleicher Weiſe ſollen
die Serben gegen die bulgariſche Schule in
Iſtip vorgegangen ſein.
Die ſerbiſchen Behörden von Veles widerſetzten
ſich der Errichtung einer Niederlaſſung der bul-
gariſchen landwirtſchaftlichen Bank daſelbſt und
bedeuteten den betreffenden bulgariſchen Delegierten,
Veles binnen 24 Stunden zu verlaſſen. Auf einen
Proteſt der Delegierten wurde die Friſt um einen Tag
verlängert. Man glaubt, daß es ſich um ein Miß-
verſtändnis der ſerbiſchen Behörden handle und daß die
Maßregel werde zurückgezogen werden.
Serbiſche Kriegsſtimmungen.
(Von dem Korreſpondenten der „Reichspoſt.“)
8. Belgrad, 31. Jänner.
In der Belgrader Preſſe iſt eine auffallende
Schwenkung eingetreten. Während wenigſtens die oppo-
ſitionellen Blätter bisher gegen die Wiederaufnahme des
Krieges, der nur Bulgarien nützen könne, Stellung
nahmen, begrüßen ſie jetzt plötzlich den wahrſcheinlichen
Wiederbeginn, allerdings mit einem beſonderen Beiſatz,
daß dieſer Wiederbeginn vielleicht den Aus-
bruch des europäiſchen Krieges
bedeute, der Serbien willkommen
ſei. — Die „Straza“ ſchreibt: „Wenn die Türken,
was bereits eine fertige Tatſache iſt, Adrianopel und
die Inſeln an die Verbündeten nicht abtreten wollen,
werden die Verbündeten den Krieg fortſetzen; der Er-
folg der Verbündeten iſt ſicher. Wenn Oeſterreich
und Deutſchland neutral bleiben, iſt es gut, wenn
aber nicht, ſo werden ſie gegen ſich die Dreivereini-
gung haben, und dann kommt der europäiſche
Krieg, in welchem allem Anſcheine nach Oeſter-
reich zugrunde geht. Wir Serben wür-
den dann unſere Hoffnungen vollkom-
men erfüllt ſehen. — Der „Balkan“ ſchreibt:
„Der europäiſche Krieg bringt neue Staats-
formationen und neue Konſtellation ender Großmächte.
Wenn es Gott gibt, auf den wir vertrauen, ſo wird
jener Teil ſiegen, auf deſſen Seite ſich Serbien und das
ganze Serbentum befindet. Wenn wir dieſen Sieg
ausfechten, dann werden die ſerbiſchen Ideen und die
ſerbiſchen Hoffnungen erſt vollkommen in Er-
füllung gehen. Für dieſe Hoffnungen müſſen
wir auch mehr ertragen, und wenn uns auch die erſten
Schläge treffen. Dies wäre das Signal für einen all-
gemeinen Krieg, aus welchem Rußland und ſeine Ver-
bündeten als Sieger hervorgehen werden. Wir Serben,
wir fürchten nicht den europäiſchen Krieg, im Gegen-
teile, wir begrüßen denſelben; je eher,
um ſo beſſer.“ Das Blatt veröffentlicht auch einen
Brief aus Offizierskreiſen, die den Krieg verlangen,
wenn auch einen europäiſchen Krieg; nur fortgeſetzt ſoll
der Krieg werden. — Die „Pravda“ lehnt die Ver-
mittlung der Mächte ab und ſchreibt: „Wir werden den
Krieg fortſetzen und die Beute werden wir auch ſelbſt
teilen. Allein haben wir geſiegt und werden auch allein
Ordnung machen.“ Auch die übrigen Blätter ſchreiben
mehr oder weniger in dem Sinne. Die ganze Bevölke-
rung iſt aber gegen Oeſterreich mehr wie
gegen die Türkei haranguiert. — Man ſollte in
der öſterreichiſchen Preſſe mehr auf dieſe Stimmungen
achten; es ſcheint, daß man ſich in Oeſterreich einem
ganz falſchen Optimismus über die hier herrſchenden
politiſchen Ideen und Neigungen hingibt. Jenen ſlove-
niſchen Enthuſiaſten, die in einzelnen öſterreichiſchen
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