Reichspost. Nr. 67, Wien, 08.03.1909.Wien, Montag Reichspost 8. März 1909. Nr. 67 noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des Der laufenden Woche kommen in dem Belgrad, 7. März. (Privattelegramm.) Angesichts Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Gegenüber Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic. Ein Telegramm der "Südslavischen Auf die Frage: Was gedenkt die serbische Regierung [Spaltenumbruch] Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die Die Konferenzidee -- aussichtslos. Paris, 7. März. (Privattelegramm.) Nach Berichten Die serbischen Rüstungen. Köln, 7. März. (Privattelegramm.) Die "Kölnische Demselben Blatte wird ferner aus Belgrad Konstantinopel, 7. März. "Jeni Gazetta" meldet: "Jeni Gazetta" fügt diesen widersprechenden In- [Spaltenumbruch] Literarische Post. Ueber das Adriatische Meer hin und Kalender für den kath. Klerus Oesterreich- Mödling. P. Wg. M. Ibler. Konkurrenzen der deutschen Gesell- Lehrbuch der Moraltheologie von Dr. Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. Nr. 67 noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des Der laufenden Woche kommen in dem Belgrad, 7. März. (Privattelegramm.) Angeſichts Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Gegenüber Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic. Ein Telegramm der „Südſlaviſchen Auf die Frage: Was gedenkt die ſerbiſche Regierung [Spaltenumbruch] Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die Die Konferenzidee — ausſichtslos. Paris, 7. März. (Privattelegramm.) Nach Berichten Die ſerbiſchen Rüſtungen. Köln, 7. März. (Privattelegramm.) Die „Kölniſche Demſelben Blatte wird ferner aus Belgrad Konſtantinopel, 7. März. „Jeni Gazetta“ meldet: „Jeni Gazetta“ fügt dieſen widerſprechenden In- [Spaltenumbruch] Literariſche Poſt. Ueber das Adriatiſche Meer hin und Kalender für den kath. Klerus Oeſterreich- Mödling. P. Wg. M. Ibler. Konkurrenzen der deutſchen Geſell- Lehrbuch der Moraltheologie von Dr. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Wien, Montag <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Reichspoſt</hi></hi> 8. März 1909. Nr. 67</fw><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="a1b" prev="#a1a" type="jArticle" n="3"> <p>noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der<lb/> man ſich gute Dinge verſpricht, eine Hoffnung, die ſich<lb/> ſchwer verwirklichen wird. Pariſer Blätter erklären ſogar<lb/> ſchon das Zuſtandekommen einer Konferenz für aus-<lb/> ſichtslos.</p><lb/> <p>Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des<lb/> Grafen Forgach in Belgrad finden bei den Mächten<lb/> teilweiſe offene Zuſtimmung, teilweiſe jene reſervierte<lb/> Zurückhaltung, welche ein unangenehmer, aber für un-<lb/> vermeidlich gehaltener Schritt hervorruft. Die offiziöſe<lb/> „Nordd. Allg. Ztg.“ ſieht in ihm einen Beweis des<lb/> Entgegenkommens Oeſterreich-Ungarns und eine Wider-<lb/> legung der von ruſſiſchen, engliſchen, franzöſiſchen und<lb/> „leider auch deutſchen“ Blättern erhobenen Be-<lb/> ſchuldigung ſeiner Intranſigenz. Durch dieſes<lb/> Vorgehen der Monarchie werde die allge-<lb/> meine Lage eine Erleichterung erfahren, was<lb/> im Hinblick auf die noch immer verſchleierten Abſichten<lb/> der ſerbiſchen Regierung beſonders wünſchenswert ſei.<lb/> Auch der <hi rendition="#g">Pariſer „Temps“</hi> äußert ſich über die<lb/> Aktion Baron Aehrenthals <hi rendition="#g">günſtig</hi> und vermag<lb/> darin weder ein Ultimatum, noch eine Bedrohung, noch<lb/> eine Falle zu erblicken. Oeſterreich-Ungarn habe damit<lb/> ſein aufrichtiges Beſtreben nach einer friedlichen Löſung<lb/> der ſerbiſchen Frage bekundet.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Der laufenden Woche</hi> kommen in dem<lb/> ſerbiſchen Konflikte <hi rendition="#g">wichtige Entſcheidungen</hi><lb/> zu. Man kann erwarten, daß über den Frieden in<lb/> dieſer Woche beſtimmt wird, wenn auch die Folgen<lb/> dieſer Beſtimmung ſich erſt ſpäter nach der einen<lb/> oder anderen Richtung äußern werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Angeſichts<lb/> der Erklärungen einzelner Miniſter in hieſigen und in<lb/> auswärtigen Blättern, daß <hi rendition="#g">von einem Verzichte</hi><lb/> auf die territorialen Kompenſationen <hi rendition="#g">keine Rede<lb/> ſein könne,</hi> wird mit fieberhafter Spannung die<lb/> für die nächſten Stunden angekündigte Antwort<lb/> Serbiens auf die freundſchaftlichen Vorſtellungen des<lb/> ruſſiſchen Geſandten <hi rendition="#g">Sergejew</hi> erwartet. Man<lb/> glaubt jedoch allgemein, daß die Antwortnote großen<lb/> Wert darauf legen werde, zu beteuern, daß Serbien<lb/> keineswegs aggreſſive Abſichten habe und entſchloſſen ſei,<lb/> ſich dem Votum der geplanten europäiſchen Konferenz<lb/> zu unterwerfen. Unter allen Umſtänden legt<lb/> jedoch die ſerbiſche Regierung auf das Zuſtande-<lb/><hi rendition="#g">kommen einereuropäiſchen Konferenz</hi><lb/> den größten Wert und hat Rußland die Bitte unter-<lb/> breitet, in dieſer Beziehung ſeinen Eifer nicht erlahmen<lb/> zu laſſen. Die ſerbiſchen Politiker ſcheinen zur Ueber-<lb/> zeugung gekommen zu ſein, daß ſie nur von einer<lb/> europäiſchen Konferenz etwas zu hoffen haben, weil es<lb/> nur in dieſem Falle möglich wäre, einen Druck auf die<lb/><hi rendition="#g">Türkei dahin aus zu üben,</hi> daß <hi rendition="#g">Serbien<lb/> ein ſchmaler Landſtrich durch</hi> den <hi rendition="#g">Novi-<lb/> bazar eingeräumt</hi> würde, der es mit<lb/> Montenegro und damit mit der Adria verbinden würde.<lb/> Die radikalen Politiker und die radikalen Preßorgane<lb/> verweiſen nach wie vor auf die bekannte<lb/> Reſolution der Skupſchtina, welche ein Abweichen<lb/> von den in ihr aufgeſtellten Forderungen<lb/> unter <hi rendition="#g">keinen Umſtänden</hi> zuläßt. Der Miniſter<lb/> des Aeußern <hi rendition="#g">Milovanovic</hi> hat ſich nach hieſigen<lb/><cb/> Zeitungsberichten, einer Reihe von Deputierten gegenüber<lb/> dahin geäußert, daß er der Anſicht ſei, daß der tote<lb/> Punkt überwunden ſei und er einen kriegeriſchen Konflikt<lb/> mit der Monarchie für ausgeſchloſſen erachte. Zweifellos<lb/> werde die ſerbiſche Regierung bereits in den <hi rendition="#g">aller-<lb/> nächſten</hi> Tagen der öſterreichiſch-ungariſchen Re-<lb/> gierung eine Antwort auf den ihr durch den Geſandten<lb/> Grafen Forgach notifizierten Schritt Oeſterreich-Ungarns<lb/> zukommen laſſen. Man hofft, daß es in dieſem Falle<lb/> möglich ſein werde, ſofort in <hi rendition="#g">direkte Verhand-<lb/> lungen mit den öſterreichiſch-ungariſchen</hi><lb/> Unterhändlern behufs Abſchließung eines Handels-<lb/> vertrages einzutreten, der Serbien größere Vorteile bieten<lb/> ſolle, als es durch den bisherigen der Fall war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Gegenüber<lb/> den Andeutungen ſerbiſcher Politiker, ſich mit der Er-<lb/> langung eines Streifens durch den Sandſchak <hi rendition="#g">Novi-<lb/> bazar</hi> zu begnügen, wodurch ein Korridor zur Adria<lb/> hergeſtellt würde, wird nach Berichten hieſiger Blätter<lb/> aus Konſtantinopel darauf verwieſen, daß in dem Ver-<lb/> ſtändigungsprotokoll zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und der<lb/> Türkei die <hi rendition="#g">Integrität des Sandſchaks<lb/> Novibazar ausdrücklich verbürgt</hi><lb/> wurde und daher dieſer Plan kaum für diskutabel an-<lb/> geſehen werden könnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic.</hi> </head><lb/> <p>Ein Telegramm der <hi rendition="#g">„Südſlaviſchen<lb/> Korreſpondenz“</hi> aus <hi rendition="#g">Belgrad</hi> berichtet:<lb/> Der Miniſter des Aeußern <hi rendition="#g">Milovanovic</hi> äußerte<lb/> ſich über den Stand der öſterreichiſch-ungariſch-<lb/> ſerbiſchen Frage folgendermaßen: „An einen be-<lb/> waffneten Zuſammenſtoß zwiſchen Serbien und Oeſterreich-<lb/> Ungarn glaube ich nicht, ſchon aus dem Grunde, weil<lb/> Europa alles daran ſetzt, den Ausbruch eines kriegeriſchen<lb/> Konfliktes zu vermeiden. Ich kann der Hoffnung Aus-<lb/> druck geben, daß die ſerbiſche Frage ohne Blutvergießen<lb/> gelöſt werden wird, daß ſich die Beziehungen zwiſchen<lb/> Oeſterreich-Ungarn und Serbien wieder verbeſſern und<lb/> freundſchaftlicher geſtalten werden. Die Situation<lb/> zwiſchen Serbien und der Monarchie dürfte ſich<lb/><hi rendition="#g">günſtiger</hi> geſtalten, ähnlich wie die Beziehungen<lb/> zwiſchen Deutſchland und Frankreich nach dem Marokko-<lb/> Uebereinkommen. Serbien dachte <hi rendition="#g">niemals</hi> daran,<lb/> Oeſterreich-Ungarn anzugreifen. (!) Als Beweis für dieſe<lb/> Behauptung verweiſe ich auf den Umſtand, daß wir<lb/> unſere Truppen an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze<lb/><hi rendition="#g">nicht verſtärkt</hi> haben. (?) In den Zeitungen<lb/> konnte man ja gewiß Gegenteiliges leſen, wofür aber<lb/> eben nur die betreffenden Zeitungen verantwortlich ſind.<lb/> Ebenſowenig, als wir Oeſterreich-Ungarn anzugreifen<lb/> gedenken, kann dies andererſeits Oeſterreich-Ungarn tun.<lb/> Hier ſprechen die Dispoſitionen Europas entſcheidend<lb/> mit. Man weiß in Wien gut, daß ein Krieg mit Serbien<lb/> die Aufrollung der ſüdſlaviſchen Frage bedeute.“</p><lb/> <p>Auf die Frage: Was gedenkt die ſerbiſche Regierung<lb/> zu tun? entgegnete Dr. Milovanovic: „Vorläufig werden<lb/> wir das Wort Europas abwarten. <hi rendition="#g">Unſere Hoff-<lb/> nungen richten ſich auf die europäiſche<lb/> Konferenz,</hi> deren Zuſtandekommen ſehr <hi rendition="#g">wahr-<lb/> ſcheinlich</hi> iſt. Die Konferenzfrage ſteht jedenfalls<lb/> mit im Vordergrunde der diplomatiſchen internationalen<lb/> Arbeit. Sollte aber die Konferenz nicht zuſtande kommen,<lb/> ſollten wir alſo von Europa keine Entſcheidung erhalten,<lb/> ſo werden wir daran <hi rendition="#g">weiter feſthalten,<lb/> unſere Forderungen zu ſtellen.</hi> Wir<lb/> hoffen auf Europas Wohlmeinung für die ſerbiſche<lb/> Sache.“</p><lb/> <cb/> </div> <div xml:id="a2a" next="#a2b" type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Die<lb/> „Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Wien: Von unterrichteter<lb/> Seite wird mitgeteilt, daß für den Fall, als die ſerbiſche<lb/> Regierung bis zum 31. d. M. die von Oeſterreich-<lb/> Ungarn verlangte Verzichtleiſtung auf die bekannten<lb/> Forderungen nicht abgeben ſollte, <hi rendition="#g">ſofort,</hi> nicht der<lb/> vertragsloſe Zuſtand bei der Handhabung des auto-<lb/> nomen Zolltarifes, ſondern <hi rendition="#g">der Zollkrieg gegen<lb/> Serbien beginnen würde.</hi> </p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Konferenzidee — ausſichtslos.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Nach Berichten<lb/> der hieſigen Blätter gilt der Gedanke der Einberufung<lb/> einer Konferenz trotz der engliſchen Befürwortung dieſes<lb/> Projektes für <hi rendition="#g">ausſichtslos.</hi> Der hieſige öſter-<lb/> reichiſch-ungariſche Botſchafter verſtändigte den Miniſter<lb/> des Aeußern Pichon, daß Oeſterreich-Ungarn unter<lb/><hi rendition="#g">keinen Umſtänden auf einen der artigen<lb/> Plan einzugehen gedenke.</hi> Wie verlautet,<lb/> beabſichtigt Frankreich den engliſch-ruſſiſchen Schritt<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> zu unterſtützen.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die ſerbiſchen Rüſtungen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Köln,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Die „Kölniſche<lb/> Zeitung“ meldet aus Semlin, daß man von dort allerlei<lb/> militäriſcher Maßnahmen von ſerbiſcher Seite, namentlich<lb/> andauernde und geſtern ſogar durch Kavallerie verſtärkte<lb/> Beſetzung der Zigeunerviertel und Anhäufung von<lb/> Truppen in der Vorſtadt von Sukaritza bei den Zucker-<lb/> fabriken und anderen Etabliſſements wahrnehmen könne.<lb/> Man hört aus Belgrad, daß die Bevölkerung den Ge-<lb/> danken nicht ſchwinden laſſe, daß trotz aller halb-<lb/> amtlichen Erklärungen <hi rendition="#g">der Krieg bald aus-<lb/> brechen</hi> könnte.</p><lb/> <p>Demſelben Blatte wird ferner aus <hi rendition="#g">Belgrad</hi><lb/> vom 7. März berichtet: Der Finanzausſchuß der<lb/> Skupſchtina beſchloß, das Budget des Kriegsminiſteriums<lb/> per 1909 um 15 Millionen Dinars zu <hi rendition="#g">erhöhen;</hi><lb/> das Geld ſoll nicht den Barmitteln entnommen, ſondern<lb/> durch einen neuen Steuerzuſchlag von 30 % aufgebracht<lb/> werden. Die 15 Millionen gehören <hi rendition="#g">nicht</hi> zu dem<lb/> bekannten 33-Millionenkredit, den der Kriegsminiſter für<lb/> die Bewaffnung des Heeres verlangt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 7. März.</dateline> <p>„Jeni Gazetta“ meldet:<lb/> Der ſerbiſche Geſandte <hi rendition="#g">Nenadovic</hi> wollte geſtern<lb/> den Großvezier ſprechen. Derſelbe verſchob jedoch die<lb/> Unterredung auf Montag, worauf Nenadovic <hi rendition="#g">darauf<lb/> drang, empfangen zu werden,</hi> da er<lb/><hi rendition="#g">Wichtiges</hi> mitzuteilen habe. „Jeni Gazetta“ ſagt,<lb/> die Pforte habe erklärt, daß ſie die Durchfuhr ſerbiſchen<lb/> Kriegsmaterials <hi rendition="#g">nicht</hi> mehr geſtatten könne. Nenadovic<lb/> habe nun Order erhalten, mitzuteilen, welch ſchlechten<lb/> Eindruck dies auf die ſerbiſche Regierung gemacht habe,<lb/> und zu verlangen, daß die Pforte <hi rendition="#g">ihren Beſchluß<lb/> annulliere.</hi> Die unklaren Erklärungen, welche das<lb/> Großvezierat vor zwei Tagen gegeben habe, daß die<lb/> Pforte wahrſcheinlich momentan die Erlaubnis für ge-<lb/> machte Lieferungen geben werde, habe Serbien nicht<lb/> als genügend betrachtet und eine definitive Erlaubnis<lb/> verlangt. Unter dem Kriegsmaterial befinde ſich<lb/> auf Dynamit für Minenzwecke, auf deſſen Durchſuhr die<lb/> Geſandtſchaft aber nicht beſtehe. Die Pforte betrachtet<lb/> die bisher gegebene Erlaubnis als genügend und erklärt,<lb/> daß ſie <hi rendition="#g">nicht mehr derlei Ausnahms-<lb/> erlaubniſſe geben könne.</hi> </p><lb/> <p>„Jeni Gazetta“ fügt dieſen widerſprechenden In-<lb/> formationen folgendes bei: Wenn man den delikaten<lb/> Charakter unſerer auswärtigen Relationen und die Be-</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <div xml:id="fa1a" next="#fa1b" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Literariſche Poſt.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#g">Ueber das Adriatiſche Meer hin und<lb/> her.</hi> Reiſeeindrücke, geſchildert von Wilh. Frank, Mitglied<lb/> des deutſchen Reichstages. Mit 59 Illuſtrationen. Verlag<lb/> der „Sonntagsglocken“, Berlin. Preis Mark 1.50. Der<lb/> Verfaſſer bietet uns eine Beſchreibung einer Reiſe durch<lb/> Dalmatien nach Montenegro. Er ſchildert und erläutert an<lb/> der Hand prächtiger Illuſtrationen Land und Leute, und iſt<lb/> bemüht, einem Thema, das ſchon durch andere gediegene<lb/> Berichte behandelt wurde, neuen Reiz und Intereſſe ab-<lb/> zugewinnen. Mag dem Verfaſſer ſein redliches Bemühen<lb/> auch nicht überall vollſtändig gelungen ſein, ſo bietet ſeine<lb/> Schrift dennoch eine erquickende Lektüre, die wir nur<lb/> empfehlen können. Nicht allzu verwöhnte Leſer würden<lb/> gewiß auch an dieſer Reiſebeſchreibung Gefallen finden. <hi rendition="#aq">A.</hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Kalender für den kath. Klerus Oeſterreich-<lb/> Ungarns</hi> 1909. Von <hi rendition="#g">Roman G. Himmelbauer.<lb/> In Leinwand gebunden</hi> 3.20 Kronen. <hi rendition="#g">Verlag<lb/> Karl Fromme-Wien.</hi> Jeder Stand und jedes<lb/> Gewerde hat heutzutage, wie ſein eigenes Vereinsorgan<lb/> oder Fachblatt, ſo auch ſeinen eigenen Fachkalender, der<lb/> Juriſt, Arzt, Techniker oder Bauer ebenſo gut als der<lb/> Lehrer oder Geiſtliche. Der vorſtehende Kalender nun, für<lb/> den öſterreichiſch-ungariſchen Klerus berechnet, ſcheint ſeinem<lb/> Zweck recht gut zu entſprechen; er birgt auf 284 Seiten<lb/> Taſchenformat des Nützlichen, Intereſſanten und Guten<lb/> ſehr viel; außer dem gewöhnlichen Kalendarium die<lb/> Hierarchie der katholiſchen Kirche, die Generalvorſtände der<lb/> kirchlichen Männerorden, die Kirchenprovinzen, ſowohl von<lb/> Oeſterreich-Ungarn wie auch der europäiſchen und außer-<lb/> europäiſchen Außen- oder Miſſionsländer, woraus wir er-<lb/> ſehen, daß die Geſamtſumme der hierarchiſchen Titel augen-<lb/> blicklich 1717 beträgt. Ferner enthält der Kalender u. a.<lb/> praktiſche Winke bei Unglücks- und Erkrankungsfällen, nützliche<lb/> Angaben über Poſt und Telegraph, Coupons,<lb/> Lotterien und Stempelmarken, Vorlagen für Stunden-<lb/> pläne, Schulkataloge, Tagebuch ꝛc. Zuletzt kommt<lb/> eine Anzahl reeller Bezugsquellen Wiens und<lb/> Oeſterreichs für die verſchiedenen Gegenſtände. — Was den<lb/> Kalender noch beſonders wertvoll macht, iſt die jährliche<lb/><cb/> Beigabe einer oder mehrerer recht nützlicher Abhandlungen<lb/> in Separatheftchen, eine Art Standard-works <hi rendition="#aq">en miniature</hi><lb/> für den katholiſchen Klerus. Die diesjährige Ausgabe auf<lb/> 116 Seiten enthält folgende vier Abhandlungen: Die ge-<lb/> ſchlechtlichen Verirrungen und ihre Folgen, die Baulaſt des<lb/> kirchlichen Pfründners, die Bedeutung der Agrarfrage für<lb/> den Klerus, praktiſche und künſtleriſche Geſichtspunkte für<lb/> die Anlage katholiſcher Kirchen. Die betreffenden Aufſätze<lb/> ſind ſämtlich von Fachmännern bearbeitet und es befinden<lb/> ſich darin wirklich recht praktiſche Hinweiſe und Gedanken.<lb/> Der Kalender ſei beſtens empfohlen.</p><lb/> <p>Mödling. <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">P.</hi> Wg. M. <hi rendition="#g">Ibler.</hi> </hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Konkurrenzen der deutſchen Geſell-<lb/> ſchaft für chriſtliche Kunſt.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi> Mit der Ver-<lb/> anſtaltung von künſtleriſchen Wettbewerben für vor der<lb/> Ausführung ſtehende Werke hat die Geſellſchaft für chriſt-<lb/> liche Kunſt in München bereits mehrmals erfolgreich ge-<lb/> wirkt. Dies ſoll in den Publikationen über<lb/> dieſe Wettbewerbe der Oeffentlichkeit beiſpielgebend<lb/> vor Augen geführt werden. Heft <hi rendition="#aq">II</hi> enthält den<lb/> Wettbewerb über ein Grabdenkmal für Erzbiſchof Doktor<lb/> von Schenk im Dome zu Bamberg (20 Abbildungen), über<lb/> eine neue katholiſche Kirche in der Vorſtadt St. Johann-<lb/> Neuregendorf in Nürnberg (47 Abbildungen) und über<lb/> eine neue katholiſche Kirche nebſt Pfarrhof in Ham-<lb/> burg (51 Abbildungen). Der Text beſchränkt ſich<lb/> auf ein kurzes Vorwort — die Ausſchreibungen<lb/> und die Urteile der Preisgerichte. Zunächſt erkennen wir, daß<lb/> derartige Wettbewerbe den Bauherren oder Auftraggebern eine<lb/> ungemein reiche Auswahl an Ideen bietet. Was ſpeziell die<lb/> Wettbewerbe für die beiden gedachten Kirchenneu bauten betrifft,<lb/> ſo muß anerkannt werden, daß durchwegs wohldurchdachte<lb/> künſtleriſch reiche Projekte in Sicht kamen. Andernteils iſt<lb/> bei der Mehrzahl derſelben vielmehr ein Anlehnen an<lb/> vorhandene Ideen als die Fortentwicklung ſolcher<lb/> zu beobachten — und auf das Maleriſche<lb/> der äußeren Anſicht ſcheint mitunter etwas gar<lb/> zu viel Wert gelegt zu ſein. — Nachdem Kirchenneubauten<lb/> in unſerer Zeit meiſt im Bannkreiſe moderner Regulierungen<lb/> und Zinskäſten erſtehen, müßte im allgemeinen wohl dahin<lb/> Bedacht genommen werden, denſelben eine wirkſamere,<lb/> den Zweck klar zum Ausdruck bringende Monumentalität<lb/> zu verleihen — auch die Wahl des Materiales müßte mit-<lb/><cb/> unter etwas charakteriſtiſcher hervortreten — damit ſoll den<lb/> edlen Abſichten der Veranſtalter wie Künſtler kein Abbruch<lb/> getan ſein. Der billige Preis (Mark 2.50) macht die<lb/> weite Verbreitung dieſer wertvollen Publikation leicht<lb/> möglich. <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Architekt Paul Geppert.</hi></hi> </p><lb/> <p><hi rendition="#g">Lehrbuch der Moraltheologie</hi> von Dr.<lb/> Franz M. <hi rendition="#g">Schindler,</hi> Profeſſor an der k. k. Univerſität<lb/> in Wien. <hi rendition="#g">Zweiter</hi> Band, erſter Teil. Wien 1909. Ambr.<lb/> Opitz’ Nachf., <hi rendition="#aq">VIII.</hi> 365 S. Erſt der erſte Teil des zweiten<lb/> Bandes, der Schlußteil wird uns dabei noch für 1909 ver-<lb/> ſvrochen. Deutlich ſpringt aus dieſem Teil der Plan des<lb/> ganzen zweiten Bandes in die Augen: das chriſtliche Leben<lb/> des Menſchen in Beziehung auf <hi rendition="#g">Gott,</hi> in Rückſicht auf<lb/><hi rendition="#g">ſich ſelbſt,</hi> endlich — dieſer Teil fehlt noch — in Be-<lb/> ziehung auf den <hi rendition="#g">Nächſten,</hi> auf die Geſellſchaft. 13 Bogen<lb/> des vorliegenden Buches ſind dem erſten Pflichtenkreis ge-<lb/> widmet, eine auch dogmatiſche grundſolide Erörterung jener<lb/> Pflichten und Vergehungen, die ſich auf die gött-<lb/> lichen Tugenden und die Gottesverehrung einſchließlich<lb/> der Sonntagsheiligung beziehen; die übrigen zehn<lb/> Bogen erörtern unter den Pflichten des Menſchen<lb/> für ſich ſelbſt nicht nur die geordnete Ausnützung der leib-<lb/> lichen und geiſtigen <hi rendition="#g">natürlichen</hi> Gaben, ſondern auch<lb/> den Gebrauch der <hi rendition="#g">übernatürlichen</hi> Hilfsmittel;<lb/> daher iſt auch die Abhandlung über den Gebrauch der<lb/> Sakramente und Sakramentalien (ſoweit eben der Empfänger,<lb/> nicht der Ausſpender, in Frage kommt), über Askeſe, Faſten<lb/> und dergleichen einbezogen. Der Inhalt iſt reich, ſehr<lb/> reich und trotzdem ſehr wenig darunter, was nur der<lb/> Tradition zuliebe mitgenommen würde, Theorie und<lb/> Einzelnilluſtration geht dem noch Aktuellen nach. Kein<lb/> Prunken mit Literaturkenntniſſen, von der nur die aus-<lb/> ſchlaggebenden Werke genannt werden, aber überall<lb/> die reife Frucht eingehender Studien; kein Auf-<lb/> gehen in kaſuiſtiſcher Kleinkrämerei, aber auch keine<lb/> ſchönredneriſchen Allgemeinheiten, mit denen der<lb/> Leſer im Einzelnfalle nichts anzufangen weiß. „Bei<lb/> kontroverſen Fragen ſuchte ich nach Möglichkeit einen<lb/> Standpunkt in der Mittellinie, ich war nie ein Freund<lb/> ſcharfer Auseinanderſetzungen, zu denen die Moraltheologie<lb/> ihren Vertretern öfters Anlaß gegeben hat,“ meint der<lb/> Verfaſſer. Wer ſeine „Soziale Frage“ oder den 1. Band<lb/> dieſes Werkes geleſen, kennt dieſen noblen, allen kleinlichen</p> </div> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. Nr. 67
noch immer hartnäckig an die Konferenzidee, von der
man ſich gute Dinge verſpricht, eine Hoffnung, die ſich
ſchwer verwirklichen wird. Pariſer Blätter erklären ſogar
ſchon das Zuſtandekommen einer Konferenz für aus-
ſichtslos.
Die auf Klarheit drängenden Eröffnungen des
Grafen Forgach in Belgrad finden bei den Mächten
teilweiſe offene Zuſtimmung, teilweiſe jene reſervierte
Zurückhaltung, welche ein unangenehmer, aber für un-
vermeidlich gehaltener Schritt hervorruft. Die offiziöſe
„Nordd. Allg. Ztg.“ ſieht in ihm einen Beweis des
Entgegenkommens Oeſterreich-Ungarns und eine Wider-
legung der von ruſſiſchen, engliſchen, franzöſiſchen und
„leider auch deutſchen“ Blättern erhobenen Be-
ſchuldigung ſeiner Intranſigenz. Durch dieſes
Vorgehen der Monarchie werde die allge-
meine Lage eine Erleichterung erfahren, was
im Hinblick auf die noch immer verſchleierten Abſichten
der ſerbiſchen Regierung beſonders wünſchenswert ſei.
Auch der Pariſer „Temps“ äußert ſich über die
Aktion Baron Aehrenthals günſtig und vermag
darin weder ein Ultimatum, noch eine Bedrohung, noch
eine Falle zu erblicken. Oeſterreich-Ungarn habe damit
ſein aufrichtiges Beſtreben nach einer friedlichen Löſung
der ſerbiſchen Frage bekundet.
Der laufenden Woche kommen in dem
ſerbiſchen Konflikte wichtige Entſcheidungen
zu. Man kann erwarten, daß über den Frieden in
dieſer Woche beſtimmt wird, wenn auch die Folgen
dieſer Beſtimmung ſich erſt ſpäter nach der einen
oder anderen Richtung äußern werden.
Belgrad, 7. März. (Privattelegramm.) Angeſichts
der Erklärungen einzelner Miniſter in hieſigen und in
auswärtigen Blättern, daß von einem Verzichte
auf die territorialen Kompenſationen keine Rede
ſein könne, wird mit fieberhafter Spannung die
für die nächſten Stunden angekündigte Antwort
Serbiens auf die freundſchaftlichen Vorſtellungen des
ruſſiſchen Geſandten Sergejew erwartet. Man
glaubt jedoch allgemein, daß die Antwortnote großen
Wert darauf legen werde, zu beteuern, daß Serbien
keineswegs aggreſſive Abſichten habe und entſchloſſen ſei,
ſich dem Votum der geplanten europäiſchen Konferenz
zu unterwerfen. Unter allen Umſtänden legt
jedoch die ſerbiſche Regierung auf das Zuſtande-
kommen einereuropäiſchen Konferenz
den größten Wert und hat Rußland die Bitte unter-
breitet, in dieſer Beziehung ſeinen Eifer nicht erlahmen
zu laſſen. Die ſerbiſchen Politiker ſcheinen zur Ueber-
zeugung gekommen zu ſein, daß ſie nur von einer
europäiſchen Konferenz etwas zu hoffen haben, weil es
nur in dieſem Falle möglich wäre, einen Druck auf die
Türkei dahin aus zu üben, daß Serbien
ein ſchmaler Landſtrich durch den Novi-
bazar eingeräumt würde, der es mit
Montenegro und damit mit der Adria verbinden würde.
Die radikalen Politiker und die radikalen Preßorgane
verweiſen nach wie vor auf die bekannte
Reſolution der Skupſchtina, welche ein Abweichen
von den in ihr aufgeſtellten Forderungen
unter keinen Umſtänden zuläßt. Der Miniſter
des Aeußern Milovanovic hat ſich nach hieſigen
Zeitungsberichten, einer Reihe von Deputierten gegenüber
dahin geäußert, daß er der Anſicht ſei, daß der tote
Punkt überwunden ſei und er einen kriegeriſchen Konflikt
mit der Monarchie für ausgeſchloſſen erachte. Zweifellos
werde die ſerbiſche Regierung bereits in den aller-
nächſten Tagen der öſterreichiſch-ungariſchen Re-
gierung eine Antwort auf den ihr durch den Geſandten
Grafen Forgach notifizierten Schritt Oeſterreich-Ungarns
zukommen laſſen. Man hofft, daß es in dieſem Falle
möglich ſein werde, ſofort in direkte Verhand-
lungen mit den öſterreichiſch-ungariſchen
Unterhändlern behufs Abſchließung eines Handels-
vertrages einzutreten, der Serbien größere Vorteile bieten
ſolle, als es durch den bisherigen der Fall war.
Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Gegenüber
den Andeutungen ſerbiſcher Politiker, ſich mit der Er-
langung eines Streifens durch den Sandſchak Novi-
bazar zu begnügen, wodurch ein Korridor zur Adria
hergeſtellt würde, wird nach Berichten hieſiger Blätter
aus Konſtantinopel darauf verwieſen, daß in dem Ver-
ſtändigungsprotokoll zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und der
Türkei die Integrität des Sandſchaks
Novibazar ausdrücklich verbürgt
wurde und daher dieſer Plan kaum für diskutabel an-
geſehen werden könnte.
Eine Unterredung mit Dr. Milovanovic.
Ein Telegramm der „Südſlaviſchen
Korreſpondenz“ aus Belgrad berichtet:
Der Miniſter des Aeußern Milovanovic äußerte
ſich über den Stand der öſterreichiſch-ungariſch-
ſerbiſchen Frage folgendermaßen: „An einen be-
waffneten Zuſammenſtoß zwiſchen Serbien und Oeſterreich-
Ungarn glaube ich nicht, ſchon aus dem Grunde, weil
Europa alles daran ſetzt, den Ausbruch eines kriegeriſchen
Konfliktes zu vermeiden. Ich kann der Hoffnung Aus-
druck geben, daß die ſerbiſche Frage ohne Blutvergießen
gelöſt werden wird, daß ſich die Beziehungen zwiſchen
Oeſterreich-Ungarn und Serbien wieder verbeſſern und
freundſchaftlicher geſtalten werden. Die Situation
zwiſchen Serbien und der Monarchie dürfte ſich
günſtiger geſtalten, ähnlich wie die Beziehungen
zwiſchen Deutſchland und Frankreich nach dem Marokko-
Uebereinkommen. Serbien dachte niemals daran,
Oeſterreich-Ungarn anzugreifen. (!) Als Beweis für dieſe
Behauptung verweiſe ich auf den Umſtand, daß wir
unſere Truppen an der öſterreichiſch-ungariſchen Grenze
nicht verſtärkt haben. (?) In den Zeitungen
konnte man ja gewiß Gegenteiliges leſen, wofür aber
eben nur die betreffenden Zeitungen verantwortlich ſind.
Ebenſowenig, als wir Oeſterreich-Ungarn anzugreifen
gedenken, kann dies andererſeits Oeſterreich-Ungarn tun.
Hier ſprechen die Dispoſitionen Europas entſcheidend
mit. Man weiß in Wien gut, daß ein Krieg mit Serbien
die Aufrollung der ſüdſlaviſchen Frage bedeute.“
Auf die Frage: Was gedenkt die ſerbiſche Regierung
zu tun? entgegnete Dr. Milovanovic: „Vorläufig werden
wir das Wort Europas abwarten. Unſere Hoff-
nungen richten ſich auf die europäiſche
Konferenz, deren Zuſtandekommen ſehr wahr-
ſcheinlich iſt. Die Konferenzfrage ſteht jedenfalls
mit im Vordergrunde der diplomatiſchen internationalen
Arbeit. Sollte aber die Konferenz nicht zuſtande kommen,
ſollten wir alſo von Europa keine Entſcheidung erhalten,
ſo werden wir daran weiter feſthalten,
unſere Forderungen zu ſtellen. Wir
hoffen auf Europas Wohlmeinung für die ſerbiſche
Sache.“
Die Eventualität eines Zollkrieges mit Serbien.
Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die
„Voſſiſche Zeitung“ meldet aus Wien: Von unterrichteter
Seite wird mitgeteilt, daß für den Fall, als die ſerbiſche
Regierung bis zum 31. d. M. die von Oeſterreich-
Ungarn verlangte Verzichtleiſtung auf die bekannten
Forderungen nicht abgeben ſollte, ſofort, nicht der
vertragsloſe Zuſtand bei der Handhabung des auto-
nomen Zolltarifes, ſondern der Zollkrieg gegen
Serbien beginnen würde.
Die Konferenzidee — ausſichtslos.
Paris, 7. März. (Privattelegramm.) Nach Berichten
der hieſigen Blätter gilt der Gedanke der Einberufung
einer Konferenz trotz der engliſchen Befürwortung dieſes
Projektes für ausſichtslos. Der hieſige öſter-
reichiſch-ungariſche Botſchafter verſtändigte den Miniſter
des Aeußern Pichon, daß Oeſterreich-Ungarn unter
keinen Umſtänden auf einen der artigen
Plan einzugehen gedenke. Wie verlautet,
beabſichtigt Frankreich den engliſch-ruſſiſchen Schritt
nicht zu unterſtützen.
Die ſerbiſchen Rüſtungen.
Köln, 7. März. (Privattelegramm.) Die „Kölniſche
Zeitung“ meldet aus Semlin, daß man von dort allerlei
militäriſcher Maßnahmen von ſerbiſcher Seite, namentlich
andauernde und geſtern ſogar durch Kavallerie verſtärkte
Beſetzung der Zigeunerviertel und Anhäufung von
Truppen in der Vorſtadt von Sukaritza bei den Zucker-
fabriken und anderen Etabliſſements wahrnehmen könne.
Man hört aus Belgrad, daß die Bevölkerung den Ge-
danken nicht ſchwinden laſſe, daß trotz aller halb-
amtlichen Erklärungen der Krieg bald aus-
brechen könnte.
Demſelben Blatte wird ferner aus Belgrad
vom 7. März berichtet: Der Finanzausſchuß der
Skupſchtina beſchloß, das Budget des Kriegsminiſteriums
per 1909 um 15 Millionen Dinars zu erhöhen;
das Geld ſoll nicht den Barmitteln entnommen, ſondern
durch einen neuen Steuerzuſchlag von 30 % aufgebracht
werden. Die 15 Millionen gehören nicht zu dem
bekannten 33-Millionenkredit, den der Kriegsminiſter für
die Bewaffnung des Heeres verlangt.
Konſtantinopel, 7. März. „Jeni Gazetta“ meldet:
Der ſerbiſche Geſandte Nenadovic wollte geſtern
den Großvezier ſprechen. Derſelbe verſchob jedoch die
Unterredung auf Montag, worauf Nenadovic darauf
drang, empfangen zu werden, da er
Wichtiges mitzuteilen habe. „Jeni Gazetta“ ſagt,
die Pforte habe erklärt, daß ſie die Durchfuhr ſerbiſchen
Kriegsmaterials nicht mehr geſtatten könne. Nenadovic
habe nun Order erhalten, mitzuteilen, welch ſchlechten
Eindruck dies auf die ſerbiſche Regierung gemacht habe,
und zu verlangen, daß die Pforte ihren Beſchluß
annulliere. Die unklaren Erklärungen, welche das
Großvezierat vor zwei Tagen gegeben habe, daß die
Pforte wahrſcheinlich momentan die Erlaubnis für ge-
machte Lieferungen geben werde, habe Serbien nicht
als genügend betrachtet und eine definitive Erlaubnis
verlangt. Unter dem Kriegsmaterial befinde ſich
auf Dynamit für Minenzwecke, auf deſſen Durchſuhr die
Geſandtſchaft aber nicht beſtehe. Die Pforte betrachtet
die bisher gegebene Erlaubnis als genügend und erklärt,
daß ſie nicht mehr derlei Ausnahms-
erlaubniſſe geben könne.
„Jeni Gazetta“ fügt dieſen widerſprechenden In-
formationen folgendes bei: Wenn man den delikaten
Charakter unſerer auswärtigen Relationen und die Be-
Literariſche Poſt.
Ueber das Adriatiſche Meer hin und
her. Reiſeeindrücke, geſchildert von Wilh. Frank, Mitglied
des deutſchen Reichstages. Mit 59 Illuſtrationen. Verlag
der „Sonntagsglocken“, Berlin. Preis Mark 1.50. Der
Verfaſſer bietet uns eine Beſchreibung einer Reiſe durch
Dalmatien nach Montenegro. Er ſchildert und erläutert an
der Hand prächtiger Illuſtrationen Land und Leute, und iſt
bemüht, einem Thema, das ſchon durch andere gediegene
Berichte behandelt wurde, neuen Reiz und Intereſſe ab-
zugewinnen. Mag dem Verfaſſer ſein redliches Bemühen
auch nicht überall vollſtändig gelungen ſein, ſo bietet ſeine
Schrift dennoch eine erquickende Lektüre, die wir nur
empfehlen können. Nicht allzu verwöhnte Leſer würden
gewiß auch an dieſer Reiſebeſchreibung Gefallen finden. A.
Kalender für den kath. Klerus Oeſterreich-
Ungarns 1909. Von Roman G. Himmelbauer.
In Leinwand gebunden 3.20 Kronen. Verlag
Karl Fromme-Wien. Jeder Stand und jedes
Gewerde hat heutzutage, wie ſein eigenes Vereinsorgan
oder Fachblatt, ſo auch ſeinen eigenen Fachkalender, der
Juriſt, Arzt, Techniker oder Bauer ebenſo gut als der
Lehrer oder Geiſtliche. Der vorſtehende Kalender nun, für
den öſterreichiſch-ungariſchen Klerus berechnet, ſcheint ſeinem
Zweck recht gut zu entſprechen; er birgt auf 284 Seiten
Taſchenformat des Nützlichen, Intereſſanten und Guten
ſehr viel; außer dem gewöhnlichen Kalendarium die
Hierarchie der katholiſchen Kirche, die Generalvorſtände der
kirchlichen Männerorden, die Kirchenprovinzen, ſowohl von
Oeſterreich-Ungarn wie auch der europäiſchen und außer-
europäiſchen Außen- oder Miſſionsländer, woraus wir er-
ſehen, daß die Geſamtſumme der hierarchiſchen Titel augen-
blicklich 1717 beträgt. Ferner enthält der Kalender u. a.
praktiſche Winke bei Unglücks- und Erkrankungsfällen, nützliche
Angaben über Poſt und Telegraph, Coupons,
Lotterien und Stempelmarken, Vorlagen für Stunden-
pläne, Schulkataloge, Tagebuch ꝛc. Zuletzt kommt
eine Anzahl reeller Bezugsquellen Wiens und
Oeſterreichs für die verſchiedenen Gegenſtände. — Was den
Kalender noch beſonders wertvoll macht, iſt die jährliche
Beigabe einer oder mehrerer recht nützlicher Abhandlungen
in Separatheftchen, eine Art Standard-works en miniature
für den katholiſchen Klerus. Die diesjährige Ausgabe auf
116 Seiten enthält folgende vier Abhandlungen: Die ge-
ſchlechtlichen Verirrungen und ihre Folgen, die Baulaſt des
kirchlichen Pfründners, die Bedeutung der Agrarfrage für
den Klerus, praktiſche und künſtleriſche Geſichtspunkte für
die Anlage katholiſcher Kirchen. Die betreffenden Aufſätze
ſind ſämtlich von Fachmännern bearbeitet und es befinden
ſich darin wirklich recht praktiſche Hinweiſe und Gedanken.
Der Kalender ſei beſtens empfohlen.
Mödling. P. Wg. M. Ibler.
Konkurrenzen der deutſchen Geſell-
ſchaft für chriſtliche Kunſt. II. Mit der Ver-
anſtaltung von künſtleriſchen Wettbewerben für vor der
Ausführung ſtehende Werke hat die Geſellſchaft für chriſt-
liche Kunſt in München bereits mehrmals erfolgreich ge-
wirkt. Dies ſoll in den Publikationen über
dieſe Wettbewerbe der Oeffentlichkeit beiſpielgebend
vor Augen geführt werden. Heft II enthält den
Wettbewerb über ein Grabdenkmal für Erzbiſchof Doktor
von Schenk im Dome zu Bamberg (20 Abbildungen), über
eine neue katholiſche Kirche in der Vorſtadt St. Johann-
Neuregendorf in Nürnberg (47 Abbildungen) und über
eine neue katholiſche Kirche nebſt Pfarrhof in Ham-
burg (51 Abbildungen). Der Text beſchränkt ſich
auf ein kurzes Vorwort — die Ausſchreibungen
und die Urteile der Preisgerichte. Zunächſt erkennen wir, daß
derartige Wettbewerbe den Bauherren oder Auftraggebern eine
ungemein reiche Auswahl an Ideen bietet. Was ſpeziell die
Wettbewerbe für die beiden gedachten Kirchenneu bauten betrifft,
ſo muß anerkannt werden, daß durchwegs wohldurchdachte
künſtleriſch reiche Projekte in Sicht kamen. Andernteils iſt
bei der Mehrzahl derſelben vielmehr ein Anlehnen an
vorhandene Ideen als die Fortentwicklung ſolcher
zu beobachten — und auf das Maleriſche
der äußeren Anſicht ſcheint mitunter etwas gar
zu viel Wert gelegt zu ſein. — Nachdem Kirchenneubauten
in unſerer Zeit meiſt im Bannkreiſe moderner Regulierungen
und Zinskäſten erſtehen, müßte im allgemeinen wohl dahin
Bedacht genommen werden, denſelben eine wirkſamere,
den Zweck klar zum Ausdruck bringende Monumentalität
zu verleihen — auch die Wahl des Materiales müßte mit-
unter etwas charakteriſtiſcher hervortreten — damit ſoll den
edlen Abſichten der Veranſtalter wie Künſtler kein Abbruch
getan ſein. Der billige Preis (Mark 2.50) macht die
weite Verbreitung dieſer wertvollen Publikation leicht
möglich. Architekt Paul Geppert.
Lehrbuch der Moraltheologie von Dr.
Franz M. Schindler, Profeſſor an der k. k. Univerſität
in Wien. Zweiter Band, erſter Teil. Wien 1909. Ambr.
Opitz’ Nachf., VIII. 365 S. Erſt der erſte Teil des zweiten
Bandes, der Schlußteil wird uns dabei noch für 1909 ver-
ſvrochen. Deutlich ſpringt aus dieſem Teil der Plan des
ganzen zweiten Bandes in die Augen: das chriſtliche Leben
des Menſchen in Beziehung auf Gott, in Rückſicht auf
ſich ſelbſt, endlich — dieſer Teil fehlt noch — in Be-
ziehung auf den Nächſten, auf die Geſellſchaft. 13 Bogen
des vorliegenden Buches ſind dem erſten Pflichtenkreis ge-
widmet, eine auch dogmatiſche grundſolide Erörterung jener
Pflichten und Vergehungen, die ſich auf die gött-
lichen Tugenden und die Gottesverehrung einſchließlich
der Sonntagsheiligung beziehen; die übrigen zehn
Bogen erörtern unter den Pflichten des Menſchen
für ſich ſelbſt nicht nur die geordnete Ausnützung der leib-
lichen und geiſtigen natürlichen Gaben, ſondern auch
den Gebrauch der übernatürlichen Hilfsmittel;
daher iſt auch die Abhandlung über den Gebrauch der
Sakramente und Sakramentalien (ſoweit eben der Empfänger,
nicht der Ausſpender, in Frage kommt), über Askeſe, Faſten
und dergleichen einbezogen. Der Inhalt iſt reich, ſehr
reich und trotzdem ſehr wenig darunter, was nur der
Tradition zuliebe mitgenommen würde, Theorie und
Einzelnilluſtration geht dem noch Aktuellen nach. Kein
Prunken mit Literaturkenntniſſen, von der nur die aus-
ſchlaggebenden Werke genannt werden, aber überall
die reife Frucht eingehender Studien; kein Auf-
gehen in kaſuiſtiſcher Kleinkrämerei, aber auch keine
ſchönredneriſchen Allgemeinheiten, mit denen der
Leſer im Einzelnfalle nichts anzufangen weiß. „Bei
kontroverſen Fragen ſuchte ich nach Möglichkeit einen
Standpunkt in der Mittellinie, ich war nie ein Freund
ſcharfer Auseinanderſetzungen, zu denen die Moraltheologie
ihren Vertretern öfters Anlaß gegeben hat,“ meint der
Verfaſſer. Wer ſeine „Soziale Frage“ oder den 1. Band
dieſes Werkes geleſen, kennt dieſen noblen, allen kleinlichen
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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