Reichspost. Nr. 67, Wien, 08.03.1909.Nr. 67 Wien, Montag Reichspost 8. März 1909. [Spaltenumbruch] mühung der Pforte für die Erhaltung des Friedens in Gegenüber diesen Angaben der "Jeni Gazetta" erklärt Konstantinopel, 7. März. "Ikdam" meldet, Nenadovic dementierte dies. Koustantinopel, 7. März. "Sabah" meldet: Die Montenegrinische Reklamationen. Cetinje, 6. März. Das Amtsblatt bespricht in Katzbalgereien abholden Sinn des Verfassers, kennt auch Was ich aber bereits bei der Besprechung des Schon in diesem Teile der speziellen Moraltheologie Neu eingelaufene Bücher. Logik und Noetik. Ein Leitfaden für akademische Deutsch-österreichische Klassiker Biblio- Die Höflich keit. Zwanzig Konferenzen, den Zög- Galileo Galilei und das kopernikanische [Spaltenumbruch] Die Haltung der Mächte. Blätterstimmen zur Intervention des Grasen Forgach. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die gesamte Berlin, 7. März. Zu dem gestrigen Schritte des Paris, 7. März. Der "Temps" bespricht den St. Petersburg, 7. März, Der "Slowo" bespricht "Rjetsch" betont die Notwendigkeit einer Einfluß- St. Petersburg, 7. März. (Privattelegramm.) Die Politische Rundschau. Oesterreich-Ungarn. Wien, 8. März. Zu den Salzburger Wahlen wird uns aus Eine interessante Rede des Exministers Abg. Dr. Pacak. Der ehemalige tschechische Lands- Die Tschechischradikalen und das Rekruten- kontingentsgesetz. Aus Prag, 7. d., wird uns Nr. 67 Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. [Spaltenumbruch] mühung der Pforte für die Erhaltung des Friedens in Gegenüber dieſen Angaben der „Jeni Gazetta“ erklärt Konſtantinopel, 7. März. „Ikdam“ meldet, Nenadovic dementierte dies. Kouſtantinopel, 7. März. „Sabah“ meldet: Die Montenegriniſche Reklamationen. Cetinje, 6. März. Das Amtsblatt beſpricht in Katzbalgereien abholden Sinn des Verfaſſers, kennt auch Was ich aber bereits bei der Beſprechung des Schon in dieſem Teile der ſpeziellen Moraltheologie Neu eingelaufene Bücher. Logik und Noetik. Ein Leitfaden für akademiſche Deutſch-öſterreichiſche Klaſſiker Biblio- Die Höflich keit. Zwanzig Konferenzen, den Zög- Galileo Galilei und das kopernikaniſche [Spaltenumbruch] Die Haltung der Mächte. Blätterſtimmen zur Intervention des Graſen Forgach. Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die geſamte Berlin, 7. März. Zu dem geſtrigen Schritte des Paris, 7. März. Der „Temps“ beſpricht den St. Petersburg, 7. März, Der „Slowo“ beſpricht „Rjetſch“ betont die Notwendigkeit einer Einfluß- St. Petersburg, 7. März. (Privattelegramm.) Die Politiſche Rundſchau. Oeſterreich-Ungarn. Wien, 8. März. Zu den Salzburger Wahlen wird uns aus Eine intereſſante Rede des Exminiſters Abg. Dr. Pacak. Der ehemalige tſchechiſche Lands- Die Tſchechiſchradikalen und das Rekruten- kontingentsgeſetz. Aus Prag, 7. d., wird uns <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0003" n="3"/> <fw place="top" type="header">Nr. 67 Wien, Montag <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Reichspoſt</hi></hi> 8. März 1909.</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div xml:id="a2b" prev="#a2a" type="jArticle" n="4"> <p>mühung der Pforte für die Erhaltung des Friedens in<lb/> Betracht zieht, iſt es unmöglich zu leugnen, daß dieſer<lb/> Beſchluß gerecht iſt!</p><lb/> <p>Gegenüber dieſen Angaben der „Jeni Gazetta“ erklärt<lb/> man auf ſerbiſcher Seite, daß der Großvezier geſtern<lb/> zwar geſagt hat, er wolle das Verſprechen der<lb/> früheren Regierung möglichſt einhalten, müſſe<lb/> aber auf der Empfindlichkeit Oeſterreich-Ungarns<lb/> Rechnung trugen, worauf Nenadovic darauf hinwies,<lb/> welche gefährliche Konſequenzen eine ſolche Abſperrung<lb/> Serbiens für die Erhaltung des Friedens haben könnte.<lb/> Das <hi rendition="#g">ſerbiſche Volk könnte aus Ver-<lb/> zweiflung hierüber zum Kriege<lb/> gedrängt werden.</hi> Schließlich verſprach der<lb/> Großvezier, der heutige Miniſterrat werde die Frage<lb/> beraten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 7. 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März.</dateline> <p>Das Amtsblatt beſpricht in<lb/> einem Leitartikel das zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und<lb/> der Türkei bezüglich Bosniens und der Herzegovina zu-<lb/> ſtandegekommene Uebereinkommen. In dem Artikel<lb/> heißt es unter anderem: Wir überlaſſen den Mächten<lb/> das Urteil darüber, ob es einem Mandatar geſtattet iſt,<lb/> ſich dasjenige, was ihm anvertraut iſt, anzueignen. Wir<lb/> ſtellen jedoch im gegenwärtigen Augenblick feſt, daß die<lb/> Mächte auf dem Berliner Kongreß Oeſterreich-Ungarn<lb/> Bosnien und die Herzegovina anvertrauten, um dieſe<lb/> Länder zu verwalten, in einem Zeitpunkte, wo dieſe<lb/> Provinzen ein <hi rendition="#g">Streitobjekt zwiſchen</hi> den<lb/><hi rendition="#g">ſerbiſchen Fürſtentümern und der<lb/> Türkei</hi> bildeten, wodurch alſo dieſer Streit<lb/><hi rendition="#g">unbeendet</hi> blieb. Infolgedeſſen iſt nach<lb/> dem nunmehr erzielten Uebereinkommen mit der<lb/> Türkei Oeſterreich-Ungarn an den Platz des türkiſchen<lb/> Reiches in dieſem <hi rendition="#g">noch nicht beendeten<lb/> Streite</hi> gegen die ſerbiſchen Staaten getreten und<lb/> Oeſterreich-Ungarn daher durch das erwähnte Ueber-<lb/> einkommen nicht Eigentümer, ſondern nur Partei gegen<lb/> die ſerbiſchen Staaten geworden. Dieſe Feſtſtellung<lb/> zwingt ſich uns durch das Jubelgeſchrei der öſter-<lb/> reichiſchen und der ungariſchen Preſſe nach der Unter-<lb/> zeichnung des Uebereinkommens mit der Türkei auf.<lb/> Sie wollen uns glauben machen, daß nunmehr auf<lb/> Seiten Oeſterreich-Ungarns in der bosniſch-herzego-<lb/> viniſchen Frage ſich nicht nur die Macht, ſondern auch<lb/> das Recht befindet, womit ſie zugeben, daß vor dem<lb/> Uebereinkommen Oeſterreich-Ungarn kein Recht zur<lb/> Annexion hatte. 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Schindler<lb/> hat außerdem lieber harten Felſen- als blumigen<lb/> Wieſengrund unter den Füßen, er führt ſichere,<lb/> aber nicht eben bequeme Pfade, kurz geſagt: nicht immer<lb/> der Stil der Schule, aber immer der Stil des Gelehrten.<lb/> Darf ich die Sätze mit Schritten vergleichen, ſo möchte ich<lb/> ſagen: nicht ſelten lange Schritte bei viel Gepäck.</p><lb/> <p>Schon in dieſem Teile der ſpeziellen Moraltheologie<lb/> begegnet uns ſpeziell öſterreichiſcher Brauch und Sitte;<lb/> öſterreichiſches Zivil- und Strafrecht wird als Berater an-<lb/> gezogen. Das wird im zweiten (Schluß) Teil noch viel<lb/> häufiger der Fall ſein, gerade dieſer Teil geht uns Oeſter-<lb/> reichern in deutſcher Sprache ab. Der hochwürdige Ver-<lb/> faſſer darf uns dieſen Teil, wohin immer ſein Lebensweg<lb/> ihn führen mag, nicht ſchuldig bleiben, wir freuen uns<lb/> darauf ganz beſonders; er wird die Freude und den Dank<lb/> beſonders der öſterreichiſchen Theologiebefliſſenen gegen den<lb/> Verfaſſer dieſes gründlichen moraltheologiſchen Lehrbuches<lb/> voll machen.</p><lb/> <byline>Univerſitätsprofeſſor Dr. K. <hi rendition="#g">Hilgenreiner.</hi> </byline> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neu eingelaufene Bücher.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Logik und Noetik.</hi> Ein Leitfaden für akademiſche<lb/> Vorleſungen ſowie zum Selbſtunterricht. Von Dr. G. Hage-<lb/> mann, weiland Profeſſor der Philoſophie an der Akademie zu<lb/> Münſter. Achte Auflage, durchgeſehen und ſtellenweiſe neu be-<lb/> arbeitet von Dr. Ad. Dyroff, Profeſſor an der Univerſität<lb/> Bonn. Verlag Herder, Freiburg. Preis broſchiert Mark 3.40, ge-<lb/> bunden Mark 4.—.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Deutſch-öſterreichiſche Klaſſiker Biblio-<lb/> thek.</hi> 7. Band. Adalbert Stifter. Ausgewählte Werke. Heraus-<lb/> gegeben und mit Einleitung verſehen von Dr. Otto Rommel;<lb/> 8. Band. Anaſtaſius Grün. Ausgewählte Werke. Herausgegeben,<lb/> mit Einleitung verſehen von Dr. Otto Rommel. Elegante Aus-<lb/> ſtattung. Verlag Prochaska, Teſchen.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Höflich keit.</hi> Zwanzig Konferenzen, den Zög-<lb/> lingen des biſchöflichen Konvikts zu Luxemburg gehalten von<lb/> Johann Bernhard Krier. Verlag Herder, Freiburg. Preis<lb/> broſchiert Mark 1.—, gebunden Mark 1.60.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Galileo Galilei und das kopernikaniſche<lb/> Weltſyſtem.</hi> Von Adolf Müller <hi rendition="#aq">S. J.</hi> Profeſſor der Aſtro-<lb/> nomie und höheren Mathematik an der Gregorianiſchen Uni-<lb/> verſität und Direktor der Sternwarte auf dem Janikulum zu<lb/> Rom. Verlag Herder, Freiburg. Preis broſchiert Mark 3.40.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Haltung der Mächte.<lb/> Blätterſtimmen zur Intervention des Graſen<lb/> Forgach.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Die geſamte<lb/> Preſſe beſchäftigt ſich fortgeſetzt mit dem Schritte des<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten Grafen <hi rendition="#g">Forgach</hi><lb/> in <hi rendition="#g">Belgrad</hi> und gibt ihrer Ueberzeugung dahin<lb/> Ausdruck, daß Serbien nunmehr zur Vernunft kommen<lb/> und die ihm dargebotene Hand nicht zurückweiſen werde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 7. März.</dateline> <p>Zu dem geſtrigen Schritte des<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten in Belgrad bemerkt<lb/> die <hi rendition="#g">„Norddeutſche Allgemeine Zeitung“:</hi><lb/> „Zweifellos iſt dieſer <hi rendition="#g">verſöhnliche</hi> Schritt der<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Politik ein Beweis des Ent-<lb/> gegenkommens. Er zeigt aufs neue, <hi rendition="#g">wie unbegründet<lb/> die von ruſſiſchen, engliſchen, franzö-<lb/> ſiſchen und leider auch einigen deut-<lb/> ſchen Zeitungen erhobenen Klagen</hi><lb/> über eine angebliche <hi rendition="#g">Intranſigenz des Wiener<lb/> Kabinetts ſind.</hi> Wir können nur wünſchen, daß<lb/> Serbien die ihm gebotene Hand ergreift. Die allgemeine<lb/> Lage würde damit eine Erleichterung erfahren, was umſo<lb/> mehr zu begrüßen wäre, als ſie bis zur Stunde noch<lb/> immer unter dem Mangel an Klarheit über die wirklichen<lb/> Abſichten der ſerbiſchen Staatsmänner gelitten hat.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 7. März.</dateline> <p>Der „Temps“ beſpricht den<lb/> geſtrigen Schritt des öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten<lb/> in Belgrad und ſagt, man dürfe darin <hi rendition="#g">weder ein<lb/> Ultimatum, noch eine Bedrohung,<lb/> noch eine Falle erblicken.</hi> Es ſcheine<lb/> vielmehr, daß Freiherr von Aehrenthal aufrichtig<lb/> ſeinen Teil zur Erzielung einer Verſtändigung<lb/> beitragen wolle. Serbien, welches durch den Verzicht<lb/> auf ſeine <hi rendition="#g">ungerechten Forderungen</hi> die<lb/> Sympathie Europas wiedergewonnen habe, ſollte die<lb/> Intereſſen Oeſterreich-Ungarns in Erwägung ziehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 7. März,</dateline> <p>Der „Slowo“ beſpricht<lb/> in einem Leitartikel die Balkankriſe und ſagt, dieſelbe habe<lb/> jetzt die <hi rendition="#g">Grenzen des Möglichen</hi> erreicht. Es<lb/> obliegt dem Konzert der Mächte, Oeſterreich-Ungarn und<lb/> Serbien zu einem Kompromiß zu veranlaſſen.</p><lb/> <p>„Rjetſch“ betont die Notwendigkeit einer Einfluß-<lb/> nahme der Mächte auf Oeſterreich-Ungarn.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">St. Petersburg,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) Die<lb/> hieſigen Blätter wenden ſich in auffälliger Weiſe<lb/><hi rendition="#g">gegen Frankreich</hi> und werfen den für die aus-<lb/> wärtige Politik verantwortlichen Faktoren eine be-<lb/> denkliche <hi rendition="#g">Annäherung an den Dreibund</hi><lb/> vor. Auch in den hieſigen politiſchen Kreiſen macht ſich<lb/> ein gewiſſes Unbehagen über die Oeſterreich-Ungarn<lb/> freundliche Haltung der franzöſiſchen Politik maßgebend.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Politiſche Rundſchau.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Oeſterreich-Ungarn.</hi> </head><lb/> <dateline>Wien, 8. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#b">Zu den Salzburger Wahlen</hi> wird uns aus<lb/><hi rendition="#g">Salzurg</hi> geſchrieben: Während die Deutſchfreiſinnigen<lb/> — Altliberale, Deutſche Volkspartei, Deutſchradikale<lb/> und Alldeutſche — ſich noch nicht über ein gemeinſames<lb/> Vorgehen „gegen Schwarz und Rot“ einigen konnten,<lb/> weil von den Alldeutſchen und von der freiſinnigen<lb/> Beamtenſchaft hauptſächlich eine Kandidatur des bis-<lb/> herigen Landesausſchuſſes Dr. <hi rendition="#g">Stölzl</hi> entſchieden<lb/> bekämpft wird, haben die Sozialdemokraten ihre<lb/> Kandidatenliſte für die ſechs Mandate der vierten Kurie<lb/> bekanntgegeben. Da ſie den Chriſtlichſozialen Arbeiter-<lb/> feindlichkeit vorwarfen, weil dieſe angeblich nur <hi rendition="#g">einen</hi><lb/> Arbeiter unter ihren Kandidaten hätten, nämlich den<lb/> Fabriksarbeiter <hi rendition="#g">Mühlmann</hi> von Lend, war man<lb/> geſpannt, wie viel Arbeiter denn auf der ſozialdemokratiſchen<lb/> Liſte ſtehen würden. Hier die Liſte: Privatbeamter und<lb/> Gewerkſchaftsſekretär Prokſch, Redakteur und Sekretär<lb/> Preußler, Sekretär Kloitſchnig, Gutsbeſitzer Reiſchl,<lb/> Grundbeſitzer und Gemeindevorſteher. Viehauſer und<lb/> Eiſenbahnkondukteur Ramſauer. Nun ſind zwar die drei<lb/> Erſtgenannten einmal Arbeiter <hi rendition="#g">geweſen,</hi> es iſt<lb/> freilich ſchon lange her; wenn die Sozialdemokraten<lb/> aber die chriſtlichſozialen Kandidaten <hi rendition="#g">Baldinger,</hi><lb/> der es aus einem Arbeiter zum Kleingewerbetreibenden,<lb/> und <hi rendition="#g">Rainer,</hi> der es aus einem Holzknecht zum Ge-<lb/> meindeſchreiber gebracht hat, nicht als Arbeitervertreter<lb/> gelten laſſen wollen, ſo müſſen ſie auch ihren drei<lb/> Parteibeamten dieſen Ehrentitel abſprechen. — Die ſo-<lb/> genannten „deutſchen Arbeiter“, eine vom Abg. Doktor<lb/><hi rendition="#g">Stölzl</hi> im Vereine mit dem italieniſchen<lb/> Maurermeiſter <hi rendition="#g">Crozzoli</hi> ins Leben gerufene<lb/> „gelbe“ Organiſation, die hauptſächlich in Maxglan<lb/> einigen Anhang hat, kandidieren im Wahlbezirke Stadt<lb/> Salzburg der vierten Kurie ihren Führer <hi rendition="#g">Sindinger,</hi><lb/> der natürlich nicht die geringſte Ausſicht gewählt zu<lb/> werden hat. Aus dieſer Kandidatur können die ſoge-<lb/> nannten „deutſchen“ Arbeiter die praktiſche Arbeiter-<lb/> freundlichkeit der Deutſchfreiſinnigen erkennen: während<lb/> die Chriſtlichſozialen ihrer organiſierten Arbeiterſchaft<lb/> drei <hi rendition="#g">ſichere</hi> Mandate einräumen (Neureiter, Mühl-<lb/> mann, Rainer), laſſen die Deutſchfreiſinnigen ihren<lb/> „Arbeiterführer“ in einem ſicheren Durchfallsbezirke<lb/> kandidieren. Zur Charakteriſierung dieſer „deutſchen<lb/> Arbeiter“ mag noch angeführt werden, daß<lb/> ihre Wortführer in einer Vertrauensmännerverſamm-<lb/> lung aller Deutſchfreiſinnigen bittere Beſchwerde führten,<lb/> daß man ſie nicht zum — — <hi rendition="#g">antiklerikalen<lb/> Kartell zugelaſſen</hi> habe, weil nämlich die<lb/> Sozialdemokraten gegen ihren Eintritt ein Veto eingelegt<lb/><cb/> hätten. Als ob das Heil der „deutſchen Arbeiter“ von<lb/> der offiziellen Teilnahme an der Religionshetze abhänge! —<lb/><hi rendition="#g">Die Chiſtlichſozialen Salzburgs</hi> haben<lb/> für die Gemeinderatswahl im dritten Wahlkörper das<lb/> ihnen vom deutſchnationalen Bürgerklub angebotene<lb/><hi rendition="#g">Wahlkompromiß</hi> angenommen, und da auch<lb/> der etwas weiter links ſtehende Wirtſchaftsklub ſich<lb/> dieſem Kompromiß angeſchloſſen hat, ſo ſtehen<lb/> wir vor der erfreulichen Tatſache, daß die<lb/> drei bürgerlichen Parteien geſchloſſen gegen<lb/> den Anſturm der Sozialdemokraten vorgehen. Ein gutes<lb/> Zeichen für die Zukunft. Von den fünf zu vergebenden<lb/> Mandaten erhalten die <hi rendition="#g">Chriſtlichſozialen<lb/> zwei,</hi> der Bürgerklub ebenfalls zwei und der Wirt-<lb/> ſchaftsklub eins. Darin tritt die Erſtarknng der chriſtlich-<lb/> ſozialen Partei, welche bisher nur einen Vertreter im<lb/> Gemeinderate hatte, deutlich hervor. Ihre Kandidaten<lb/> ſind die bekannten Parteigenoſſen Dochterzeuger <hi rendition="#g">Bal-<lb/> dinger</hi> und Färbermeiſter <hi rendition="#g">Preis,</hi> beide aus den<lb/> chriſtlichen Arbeiterorganiſationen hervorgegangen. Die<lb/> Kandidaten des Bürgerklubs ſind Gaſtwirt Haubner und<lb/> Gärtner Chriſtanell, der Kandidat der Wirtſchaftspartei<lb/> iſt Buchhändler Winber.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine intereſſante Rede des Exminiſters<lb/> Abg. Dr. Pacak.</hi> </head> <p>Der ehemalige tſchechiſche Lands-<lb/> mannminiſter Abg. Dr. <hi rendition="#g">Pacak</hi> hat geſtern in<lb/><hi rendition="#g">Brandeis</hi> a. D. in einer Wählerverſammlung eine<lb/> Rede gehalten, deren Zweck anſcheinend war, die<lb/> tſchechiſche Oeffentlichkeit für eine Taktik zu gewinnen,<lb/> die ein Zuſammenge hen aller Slaven im Parlamente<lb/> erm ögliche. Die Rede enthält einige ſehr intereſſante<lb/> Stellen, die verdienen, dem Gedächtniſſe eingeprägt zu<lb/> werden. Abg. Dr. <hi rendition="#g">Pacak</hi> beſprach zunächſt die Politik<lb/> des Kabinetts Baron Beck, deſſen Chef den<lb/> Tſchechen durchaus günſtig geſinnt geweſen ſei.<lb/> Pacak bedauerte den Sturz dieſes Kabinetts:<lb/> Es ſei ſchade, daß „ſeine (Baron Becks)<lb/> Politik im Intereſſe des Reiches fowie im Intereſſe der<lb/> Dynaſtie kein größeres Verſtändnis und keine größere<lb/><hi rendition="#g">Unterſtützung an den kompetenten</hi><lb/> Stellen und bei verſchiedeuen Faktoren gefunden hat,<lb/> die ſonſt nicht genug mit ihrem ‚Patriotismus‘ prahlen<lb/> können.“ Dr. Pacak würdigte dann das gegenwärtige<lb/> Kabinett, dem die „wirklichen Feinde des tſchechiſchen<lb/> Volkes“, Baron <hi rendition="#g">Haerdtl</hi> und Dr. v. <hi rendition="#g">Hochen-<lb/> burger,</hi> angehören und verwies dann auf die Grün-<lb/> dung der Slaviſchen Vereinigung. Ein grelles<lb/> Streiflicht auf das Verhältnis der Sozialdemo-<lb/> kraten zu den Parlamentszertrümmerern wirft folgende<lb/> Aeußerung Pacaks: „Neben dieſer ſlaviſchen Union<lb/> ſind da aber noch die tſchechiſchen <hi rendition="#g">Sozialdemo-<lb/> kraten,</hi> welche unter der Elementargewalt des tſchechi-<lb/> ſchen Volkes gezwungen ſein werden, die ſlaviſche Union<lb/> in <hi rendition="#g">alltſchechiſchen Fragen zu unter-<lb/> ſtützen.</hi>“ Zwiſchen Choc und Nemec und zwiſchen<lb/> ihren beiden Gruppen beſteht eben die engſte Ge-<lb/> ſinnungsverwandtſchaft und da die Adlergruppe der<lb/> Sozialdemokraten ganz im Banne der Nemecgruppe<lb/> ſteht, iſt das mehr als ſeltſame Verhalten der Sozial-<lb/> demokraten zu den tſchechiſchen Nebelhornbläſern ver-<lb/> ſtändlich. Dr. Pacak ſuchte in ſeiner Rede auch die<lb/><hi rendition="#g">Ruthenen</hi> und <hi rendition="#g">Polen</hi> durch allerlei Schmeicheleien<lb/> für das allſlaviſche Projekt zu gewinnen. Von den<lb/> Ruthenen ſagte er, er ſei „feſt überzeugt, und die Zu-<lb/> kunft werde es beweiſen, daß in dem Augenblicke, in<lb/> welchem <hi rendition="#g">wirklich</hi> die Würfel fallen werden und in<lb/> dem es ſich <hi rendition="#g">wirklich um die Sache aller<lb/> Slaven handeln werde,</hi> die Ruthenen<lb/> wie ein Mann hier ſein werden, damit<lb/> ſie der Stimme ihres Herzens und der der<lb/> großen ſlaviſchen Familie Oeſterreichs folgen.“ Demnach<lb/> handelt es ſich alſo derzeit <hi rendition="#g">nicht</hi> wirklich um die<lb/> Sache aller Slaven, was wiederholt von tſchechiſcher<lb/> und auch ſüdſlaviſcher Seite behauptet worden iſt.<lb/> Schließlich forderte Pazak die tſchechiſche Journaliſtik<lb/> auf, nicht eine Taktik nur mit Rückſicht auf die Intereſſen<lb/> irgend einer tſchechiſchen Partei zu diktieren. Es müſſe<lb/> vielmehr eine Taktik gewählt werden, die allen ſlaviſchen<lb/> Parteien das Mittun ermögliche. Deshalb gedenken die<lb/> vereinigten tſchechiſchen Klubs ſowie auch die Slaviſche<lb/> Union, ſo weit ihnen die Unterſtützung aller Slaven<lb/> verbürgt iſt, behufs Erlangung ihrer berechtigten Wünſche<lb/> vorläufig <hi rendition="#g">nicht</hi> zu den ſchärfſten parlamentariſchen<lb/> Waffen, zur Obſtruktion, zu greifen; die tſchechiſche<lb/> Delegation würde nur dann zur Obſtruktion greifen,<lb/> wenn ſie iſoliert wäre und wenn jemand einen Verſuch<lb/> mit der klaren Tendenz wagen ſollte, gegen die Tſchechen<lb/> zu regieren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Tſchechiſchradikalen und das Rekruten-<lb/> kontingentsgeſetz.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Prag,</hi> 7. d., wird uns<lb/> berichtet: Das Exekutivkomitee der Tſchechiſchradilalen<lb/> beſchloß heute in Anweſenheit der Abgeordneten Hejn,<lb/> Hubka und Baxa die tſchechiſchradikalen Abgeordneten<lb/> aufzufordern, ſowohl die Sprachenvorlagen als das<lb/> Rekrutenkontingent und die Annexionsvorlage mit allen<lb/> Mitteln zu verhindern. Der tſchechiſchradikale ſtaatsrecht-<lb/> liche Partei erwartet, daß auch die anderen tſchechiſchen<lb/> Abgeordneten einig mit den tſchechiſchen Staatsrechtlern<lb/> vorgehen werden. Die Partei proteſtierte gegen die<lb/> Kriegsgefahr (ob dieſer „Proteſt“ auf die Kriegsgefahr<lb/> wohl einen großen Eindruck machen wird? D. R.) die<lb/> durch die Annexion heraufbeſchworen worden ſei und<lb/> begrüßte die allſlaviſche Einigkeit. — Der Appell an<lb/> „die anderen tſchechiſchen Abgeordneten“ und an „die<lb/> allſlaviſche Einigkeit“, da die Tſchechiſchradikalen durch<lb/> ihren Beſchluß vorgreifen, iſt wohl nur taktiſche Rück-<lb/> zugsdeckung. Die Herren Choc und Baxa wollen ſich auf<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
Nr. 67 Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909.
mühung der Pforte für die Erhaltung des Friedens in
Betracht zieht, iſt es unmöglich zu leugnen, daß dieſer
Beſchluß gerecht iſt!
Gegenüber dieſen Angaben der „Jeni Gazetta“ erklärt
man auf ſerbiſcher Seite, daß der Großvezier geſtern
zwar geſagt hat, er wolle das Verſprechen der
früheren Regierung möglichſt einhalten, müſſe
aber auf der Empfindlichkeit Oeſterreich-Ungarns
Rechnung trugen, worauf Nenadovic darauf hinwies,
welche gefährliche Konſequenzen eine ſolche Abſperrung
Serbiens für die Erhaltung des Friedens haben könnte.
Das ſerbiſche Volk könnte aus Ver-
zweiflung hierüber zum Kriege
gedrängt werden. Schließlich verſprach der
Großvezier, der heutige Miniſterrat werde die Frage
beraten.
Konſtantinopel, 7. März. „Ikdam“ meldet,
Nenadovic habe geſtern dem Großvezier erklärt, die
territorialen Entſchädigungen, welche Serbien reklamiere,
beträfen nicht Oeſterreich-Ungarn.
Nenadovic dementierte dies.
Kouſtantinopel, 7. März. „Sabah“ meldet: Die
Pforte hat dem Kriegsminiſterium mitgeteilt, Serbien
und Montenegro hätten Verſicherungen gegeben,
daß die außerordentlichen Kriegsvorbereitungen nicht
gegen die Türkei gerichtet ſeien.
Montenegriniſche Reklamationen.
Cetinje, 6. März. Das Amtsblatt beſpricht in
einem Leitartikel das zwiſchen Oeſterreich-Ungarn und
der Türkei bezüglich Bosniens und der Herzegovina zu-
ſtandegekommene Uebereinkommen. In dem Artikel
heißt es unter anderem: Wir überlaſſen den Mächten
das Urteil darüber, ob es einem Mandatar geſtattet iſt,
ſich dasjenige, was ihm anvertraut iſt, anzueignen. Wir
ſtellen jedoch im gegenwärtigen Augenblick feſt, daß die
Mächte auf dem Berliner Kongreß Oeſterreich-Ungarn
Bosnien und die Herzegovina anvertrauten, um dieſe
Länder zu verwalten, in einem Zeitpunkte, wo dieſe
Provinzen ein Streitobjekt zwiſchen den
ſerbiſchen Fürſtentümern und der
Türkei bildeten, wodurch alſo dieſer Streit
unbeendet blieb. Infolgedeſſen iſt nach
dem nunmehr erzielten Uebereinkommen mit der
Türkei Oeſterreich-Ungarn an den Platz des türkiſchen
Reiches in dieſem noch nicht beendeten
Streite gegen die ſerbiſchen Staaten getreten und
Oeſterreich-Ungarn daher durch das erwähnte Ueber-
einkommen nicht Eigentümer, ſondern nur Partei gegen
die ſerbiſchen Staaten geworden. Dieſe Feſtſtellung
zwingt ſich uns durch das Jubelgeſchrei der öſter-
reichiſchen und der ungariſchen Preſſe nach der Unter-
zeichnung des Uebereinkommens mit der Türkei auf.
Sie wollen uns glauben machen, daß nunmehr auf
Seiten Oeſterreich-Ungarns in der bosniſch-herzego-
viniſchen Frage ſich nicht nur die Macht, ſondern auch
das Recht befindet, womit ſie zugeben, daß vor dem
Uebereinkommen Oeſterreich-Ungarn kein Recht zur
Annexion hatte. Welcher Art dieſes Recht aber war,
das iſt hinreichend durch unſere vorhergehenden Be-
merkungen erhärtet.
Katzbalgereien abholden Sinn des Verfaſſers, kennt auch
jene großzügige Vergangenheit und Gegenwart umfaſſende,
echt katholiſche Weltauffaſſung und männlich-reife Lebens-
anſchauung, deren Geiſt auch über dieſem 2. Bande
ſchwebt.
Was ich aber bereits bei der Beſprechung des
1. Bandes in dieſen Blättern erwähnt, muß ich wieder-
holen: Spazierwege ſind es nicht immer, die uns der
Verfaſſer führt; auch hier verlangt die ſpekulative
Begründung oft geiſtige Kletterübungen. Schindler
hat außerdem lieber harten Felſen- als blumigen
Wieſengrund unter den Füßen, er führt ſichere,
aber nicht eben bequeme Pfade, kurz geſagt: nicht immer
der Stil der Schule, aber immer der Stil des Gelehrten.
Darf ich die Sätze mit Schritten vergleichen, ſo möchte ich
ſagen: nicht ſelten lange Schritte bei viel Gepäck.
Schon in dieſem Teile der ſpeziellen Moraltheologie
begegnet uns ſpeziell öſterreichiſcher Brauch und Sitte;
öſterreichiſches Zivil- und Strafrecht wird als Berater an-
gezogen. Das wird im zweiten (Schluß) Teil noch viel
häufiger der Fall ſein, gerade dieſer Teil geht uns Oeſter-
reichern in deutſcher Sprache ab. Der hochwürdige Ver-
faſſer darf uns dieſen Teil, wohin immer ſein Lebensweg
ihn führen mag, nicht ſchuldig bleiben, wir freuen uns
darauf ganz beſonders; er wird die Freude und den Dank
beſonders der öſterreichiſchen Theologiebefliſſenen gegen den
Verfaſſer dieſes gründlichen moraltheologiſchen Lehrbuches
voll machen.
Univerſitätsprofeſſor Dr. K. Hilgenreiner.
Neu eingelaufene Bücher.
Logik und Noetik. Ein Leitfaden für akademiſche
Vorleſungen ſowie zum Selbſtunterricht. Von Dr. G. Hage-
mann, weiland Profeſſor der Philoſophie an der Akademie zu
Münſter. Achte Auflage, durchgeſehen und ſtellenweiſe neu be-
arbeitet von Dr. Ad. Dyroff, Profeſſor an der Univerſität
Bonn. Verlag Herder, Freiburg. Preis broſchiert Mark 3.40, ge-
bunden Mark 4.—.
Deutſch-öſterreichiſche Klaſſiker Biblio-
thek. 7. Band. Adalbert Stifter. Ausgewählte Werke. Heraus-
gegeben und mit Einleitung verſehen von Dr. Otto Rommel;
8. Band. Anaſtaſius Grün. Ausgewählte Werke. Herausgegeben,
mit Einleitung verſehen von Dr. Otto Rommel. Elegante Aus-
ſtattung. Verlag Prochaska, Teſchen.
Die Höflich keit. Zwanzig Konferenzen, den Zög-
lingen des biſchöflichen Konvikts zu Luxemburg gehalten von
Johann Bernhard Krier. Verlag Herder, Freiburg. Preis
broſchiert Mark 1.—, gebunden Mark 1.60.
Galileo Galilei und das kopernikaniſche
Weltſyſtem. Von Adolf Müller S. J. Profeſſor der Aſtro-
nomie und höheren Mathematik an der Gregorianiſchen Uni-
verſität und Direktor der Sternwarte auf dem Janikulum zu
Rom. Verlag Herder, Freiburg. Preis broſchiert Mark 3.40.
Die Haltung der Mächte.
Blätterſtimmen zur Intervention des Graſen
Forgach.
Berlin, 7. März. (Privattelegramm.) Die geſamte
Preſſe beſchäftigt ſich fortgeſetzt mit dem Schritte des
öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten Grafen Forgach
in Belgrad und gibt ihrer Ueberzeugung dahin
Ausdruck, daß Serbien nunmehr zur Vernunft kommen
und die ihm dargebotene Hand nicht zurückweiſen werde.
Berlin, 7. März. Zu dem geſtrigen Schritte des
öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten in Belgrad bemerkt
die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“:
„Zweifellos iſt dieſer verſöhnliche Schritt der
öſterreichiſch-ungariſchen Politik ein Beweis des Ent-
gegenkommens. Er zeigt aufs neue, wie unbegründet
die von ruſſiſchen, engliſchen, franzö-
ſiſchen und leider auch einigen deut-
ſchen Zeitungen erhobenen Klagen
über eine angebliche Intranſigenz des Wiener
Kabinetts ſind. Wir können nur wünſchen, daß
Serbien die ihm gebotene Hand ergreift. Die allgemeine
Lage würde damit eine Erleichterung erfahren, was umſo
mehr zu begrüßen wäre, als ſie bis zur Stunde noch
immer unter dem Mangel an Klarheit über die wirklichen
Abſichten der ſerbiſchen Staatsmänner gelitten hat.
Paris, 7. März. Der „Temps“ beſpricht den
geſtrigen Schritt des öſterreichiſch-ungariſchen Geſandten
in Belgrad und ſagt, man dürfe darin weder ein
Ultimatum, noch eine Bedrohung,
noch eine Falle erblicken. Es ſcheine
vielmehr, daß Freiherr von Aehrenthal aufrichtig
ſeinen Teil zur Erzielung einer Verſtändigung
beitragen wolle. Serbien, welches durch den Verzicht
auf ſeine ungerechten Forderungen die
Sympathie Europas wiedergewonnen habe, ſollte die
Intereſſen Oeſterreich-Ungarns in Erwägung ziehen.
St. Petersburg, 7. März, Der „Slowo“ beſpricht
in einem Leitartikel die Balkankriſe und ſagt, dieſelbe habe
jetzt die Grenzen des Möglichen erreicht. Es
obliegt dem Konzert der Mächte, Oeſterreich-Ungarn und
Serbien zu einem Kompromiß zu veranlaſſen.
„Rjetſch“ betont die Notwendigkeit einer Einfluß-
nahme der Mächte auf Oeſterreich-Ungarn.
St. Petersburg, 7. März. (Privattelegramm.) Die
hieſigen Blätter wenden ſich in auffälliger Weiſe
gegen Frankreich und werfen den für die aus-
wärtige Politik verantwortlichen Faktoren eine be-
denkliche Annäherung an den Dreibund
vor. Auch in den hieſigen politiſchen Kreiſen macht ſich
ein gewiſſes Unbehagen über die Oeſterreich-Ungarn
freundliche Haltung der franzöſiſchen Politik maßgebend.
Politiſche Rundſchau.
Oeſterreich-Ungarn.
Wien, 8. März.
Zu den Salzburger Wahlen wird uns aus
Salzurg geſchrieben: Während die Deutſchfreiſinnigen
— Altliberale, Deutſche Volkspartei, Deutſchradikale
und Alldeutſche — ſich noch nicht über ein gemeinſames
Vorgehen „gegen Schwarz und Rot“ einigen konnten,
weil von den Alldeutſchen und von der freiſinnigen
Beamtenſchaft hauptſächlich eine Kandidatur des bis-
herigen Landesausſchuſſes Dr. Stölzl entſchieden
bekämpft wird, haben die Sozialdemokraten ihre
Kandidatenliſte für die ſechs Mandate der vierten Kurie
bekanntgegeben. Da ſie den Chriſtlichſozialen Arbeiter-
feindlichkeit vorwarfen, weil dieſe angeblich nur einen
Arbeiter unter ihren Kandidaten hätten, nämlich den
Fabriksarbeiter Mühlmann von Lend, war man
geſpannt, wie viel Arbeiter denn auf der ſozialdemokratiſchen
Liſte ſtehen würden. Hier die Liſte: Privatbeamter und
Gewerkſchaftsſekretär Prokſch, Redakteur und Sekretär
Preußler, Sekretär Kloitſchnig, Gutsbeſitzer Reiſchl,
Grundbeſitzer und Gemeindevorſteher. Viehauſer und
Eiſenbahnkondukteur Ramſauer. Nun ſind zwar die drei
Erſtgenannten einmal Arbeiter geweſen, es iſt
freilich ſchon lange her; wenn die Sozialdemokraten
aber die chriſtlichſozialen Kandidaten Baldinger,
der es aus einem Arbeiter zum Kleingewerbetreibenden,
und Rainer, der es aus einem Holzknecht zum Ge-
meindeſchreiber gebracht hat, nicht als Arbeitervertreter
gelten laſſen wollen, ſo müſſen ſie auch ihren drei
Parteibeamten dieſen Ehrentitel abſprechen. — Die ſo-
genannten „deutſchen Arbeiter“, eine vom Abg. Doktor
Stölzl im Vereine mit dem italieniſchen
Maurermeiſter Crozzoli ins Leben gerufene
„gelbe“ Organiſation, die hauptſächlich in Maxglan
einigen Anhang hat, kandidieren im Wahlbezirke Stadt
Salzburg der vierten Kurie ihren Führer Sindinger,
der natürlich nicht die geringſte Ausſicht gewählt zu
werden hat. Aus dieſer Kandidatur können die ſoge-
nannten „deutſchen“ Arbeiter die praktiſche Arbeiter-
freundlichkeit der Deutſchfreiſinnigen erkennen: während
die Chriſtlichſozialen ihrer organiſierten Arbeiterſchaft
drei ſichere Mandate einräumen (Neureiter, Mühl-
mann, Rainer), laſſen die Deutſchfreiſinnigen ihren
„Arbeiterführer“ in einem ſicheren Durchfallsbezirke
kandidieren. Zur Charakteriſierung dieſer „deutſchen
Arbeiter“ mag noch angeführt werden, daß
ihre Wortführer in einer Vertrauensmännerverſamm-
lung aller Deutſchfreiſinnigen bittere Beſchwerde führten,
daß man ſie nicht zum — — antiklerikalen
Kartell zugelaſſen habe, weil nämlich die
Sozialdemokraten gegen ihren Eintritt ein Veto eingelegt
hätten. Als ob das Heil der „deutſchen Arbeiter“ von
der offiziellen Teilnahme an der Religionshetze abhänge! —
Die Chiſtlichſozialen Salzburgs haben
für die Gemeinderatswahl im dritten Wahlkörper das
ihnen vom deutſchnationalen Bürgerklub angebotene
Wahlkompromiß angenommen, und da auch
der etwas weiter links ſtehende Wirtſchaftsklub ſich
dieſem Kompromiß angeſchloſſen hat, ſo ſtehen
wir vor der erfreulichen Tatſache, daß die
drei bürgerlichen Parteien geſchloſſen gegen
den Anſturm der Sozialdemokraten vorgehen. Ein gutes
Zeichen für die Zukunft. Von den fünf zu vergebenden
Mandaten erhalten die Chriſtlichſozialen
zwei, der Bürgerklub ebenfalls zwei und der Wirt-
ſchaftsklub eins. Darin tritt die Erſtarknng der chriſtlich-
ſozialen Partei, welche bisher nur einen Vertreter im
Gemeinderate hatte, deutlich hervor. Ihre Kandidaten
ſind die bekannten Parteigenoſſen Dochterzeuger Bal-
dinger und Färbermeiſter Preis, beide aus den
chriſtlichen Arbeiterorganiſationen hervorgegangen. Die
Kandidaten des Bürgerklubs ſind Gaſtwirt Haubner und
Gärtner Chriſtanell, der Kandidat der Wirtſchaftspartei
iſt Buchhändler Winber.
Eine intereſſante Rede des Exminiſters
Abg. Dr. Pacak. Der ehemalige tſchechiſche Lands-
mannminiſter Abg. Dr. Pacak hat geſtern in
Brandeis a. D. in einer Wählerverſammlung eine
Rede gehalten, deren Zweck anſcheinend war, die
tſchechiſche Oeffentlichkeit für eine Taktik zu gewinnen,
die ein Zuſammenge hen aller Slaven im Parlamente
erm ögliche. Die Rede enthält einige ſehr intereſſante
Stellen, die verdienen, dem Gedächtniſſe eingeprägt zu
werden. Abg. Dr. Pacak beſprach zunächſt die Politik
des Kabinetts Baron Beck, deſſen Chef den
Tſchechen durchaus günſtig geſinnt geweſen ſei.
Pacak bedauerte den Sturz dieſes Kabinetts:
Es ſei ſchade, daß „ſeine (Baron Becks)
Politik im Intereſſe des Reiches fowie im Intereſſe der
Dynaſtie kein größeres Verſtändnis und keine größere
Unterſtützung an den kompetenten
Stellen und bei verſchiedeuen Faktoren gefunden hat,
die ſonſt nicht genug mit ihrem ‚Patriotismus‘ prahlen
können.“ Dr. Pacak würdigte dann das gegenwärtige
Kabinett, dem die „wirklichen Feinde des tſchechiſchen
Volkes“, Baron Haerdtl und Dr. v. Hochen-
burger, angehören und verwies dann auf die Grün-
dung der Slaviſchen Vereinigung. Ein grelles
Streiflicht auf das Verhältnis der Sozialdemo-
kraten zu den Parlamentszertrümmerern wirft folgende
Aeußerung Pacaks: „Neben dieſer ſlaviſchen Union
ſind da aber noch die tſchechiſchen Sozialdemo-
kraten, welche unter der Elementargewalt des tſchechi-
ſchen Volkes gezwungen ſein werden, die ſlaviſche Union
in alltſchechiſchen Fragen zu unter-
ſtützen.“ Zwiſchen Choc und Nemec und zwiſchen
ihren beiden Gruppen beſteht eben die engſte Ge-
ſinnungsverwandtſchaft und da die Adlergruppe der
Sozialdemokraten ganz im Banne der Nemecgruppe
ſteht, iſt das mehr als ſeltſame Verhalten der Sozial-
demokraten zu den tſchechiſchen Nebelhornbläſern ver-
ſtändlich. Dr. Pacak ſuchte in ſeiner Rede auch die
Ruthenen und Polen durch allerlei Schmeicheleien
für das allſlaviſche Projekt zu gewinnen. Von den
Ruthenen ſagte er, er ſei „feſt überzeugt, und die Zu-
kunft werde es beweiſen, daß in dem Augenblicke, in
welchem wirklich die Würfel fallen werden und in
dem es ſich wirklich um die Sache aller
Slaven handeln werde, die Ruthenen
wie ein Mann hier ſein werden, damit
ſie der Stimme ihres Herzens und der der
großen ſlaviſchen Familie Oeſterreichs folgen.“ Demnach
handelt es ſich alſo derzeit nicht wirklich um die
Sache aller Slaven, was wiederholt von tſchechiſcher
und auch ſüdſlaviſcher Seite behauptet worden iſt.
Schließlich forderte Pazak die tſchechiſche Journaliſtik
auf, nicht eine Taktik nur mit Rückſicht auf die Intereſſen
irgend einer tſchechiſchen Partei zu diktieren. Es müſſe
vielmehr eine Taktik gewählt werden, die allen ſlaviſchen
Parteien das Mittun ermögliche. Deshalb gedenken die
vereinigten tſchechiſchen Klubs ſowie auch die Slaviſche
Union, ſo weit ihnen die Unterſtützung aller Slaven
verbürgt iſt, behufs Erlangung ihrer berechtigten Wünſche
vorläufig nicht zu den ſchärfſten parlamentariſchen
Waffen, zur Obſtruktion, zu greifen; die tſchechiſche
Delegation würde nur dann zur Obſtruktion greifen,
wenn ſie iſoliert wäre und wenn jemand einen Verſuch
mit der klaren Tendenz wagen ſollte, gegen die Tſchechen
zu regieren.
Die Tſchechiſchradikalen und das Rekruten-
kontingentsgeſetz. Aus Prag, 7. d., wird uns
berichtet: Das Exekutivkomitee der Tſchechiſchradilalen
beſchloß heute in Anweſenheit der Abgeordneten Hejn,
Hubka und Baxa die tſchechiſchradikalen Abgeordneten
aufzufordern, ſowohl die Sprachenvorlagen als das
Rekrutenkontingent und die Annexionsvorlage mit allen
Mitteln zu verhindern. Der tſchechiſchradikale ſtaatsrecht-
liche Partei erwartet, daß auch die anderen tſchechiſchen
Abgeordneten einig mit den tſchechiſchen Staatsrechtlern
vorgehen werden. Die Partei proteſtierte gegen die
Kriegsgefahr (ob dieſer „Proteſt“ auf die Kriegsgefahr
wohl einen großen Eindruck machen wird? D. R.) die
durch die Annexion heraufbeſchworen worden ſei und
begrüßte die allſlaviſche Einigkeit. — Der Appell an
„die anderen tſchechiſchen Abgeordneten“ und an „die
allſlaviſche Einigkeit“, da die Tſchechiſchradikalen durch
ihren Beſchluß vorgreifen, iſt wohl nur taktiſche Rück-
zugsdeckung. Die Herren Choc und Baxa wollen ſich auf
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