Reichspost. Nr. 67, Wien, 08.03.1909.Nr. 67 Wien, Montag Reichspost 8. März 1909. [Spaltenumbruch] Sozialdemokraten und Deutschnationalen vor dem Agi- tationslokale der letzteren zu einer großen Keilerei, in deren Verlauf die Sozialdemokraten die Deutschnationalen in das Agitationslokale zurückdrängten, in welchem die Rauferei fortgesetzt wurde. Die streitenden Par- teien hieben mit Fäusten und Stöcken aufeinander ein. Da die Situation immer kritischer wurde und die Polizei sich als zu schwach erwies, um die Ruhe herzu- stellen, wurde Gendarmerie requiriert, welche die streitenden Parteien trennte und das Aqitationslokal der Deutsch- nationalen besetzt hielt. Von Seite der Sozialdemokraten wurde nun durch längere Zeit der Zugang zum Wahllokal gesperrt gehalten. Ueber Beschwerde der deutschnationalen Wähler schritten Polizei und Gendarmerie ein und hielten den Zugang zum Wahllokale frei. Auch wurde der Wahl- akt von Seite der Wahlkommission bis 5 Uhr nachmittags verlängert. Erst nach Schluß der Stimmenabgabe kehrte allmählig die Ruhe wieder ein. Von 3000 Wahlberechtigten haben sich 2200 an dem Wahlakte beteiligt. Die Deutsch- nationalen rechnen damit, daß ihre Kandidaten mit 200 bis 300 Stimmen Majorität gesiegt haben dürften. Das definitive Wahlresultat dürste erst morgen nachmittag be- kannt gegeben werden. Ein Zwischenfall in der Schottenkirche. Demonstration während der Fasten- predigt. In der Schottenkirche hat sich gestern ein Fall von Ueber den Vorfall erfahren wir folgen des: Trotz der Abmahnung der Nächstehenden setzten die Bei- Von anderer Seite erfahren wir: Die beiden Religions- Sonntagsexzesse in Prag. Ein deutscher Student schwer verletzt. Prag, 7. Februar. (Privattelegramm.) Während der heutige Bummel der deutschliberalen Die deutschen Studenten waren inzwischen unter Harmloser werden die Vorgänge im folgenden Das Wetter. Die Natur gab gestern den Wienern, die sich durch die Leider hat aber der rasche Wetterübergang auch seine Lawinenstürze. Böckstein, 7. März. Im Abfalltalgraben St. Johann im Pongau. 7. März. Im Anlauftal Aus Eisenkappel in Kärnten berichtet man Der Zugsverkehr. Villach, 7. März. Auf der Strecke Klagenfurt-- Olmütz, 7. März. Der gestern um 3/410 Uhr abends Olmütz, 7. März. Der Personen- und Eilgutverkehr Olmütz, 7. März. Infolge heftigen Schneetreibens Brünn, 7. März. Infolge der letzten Schneefälle er- Große Schneefälle in England und Italien. London, 7. März. (Privattelegramm.) In ganz Rom, 7. März. In ganz Italien herrscht Aus dem Gerichtssaale. Wien, 8. März. Räuberischer Ueberfall durch eine Frau. Der Die von Dr. Walter Rode verteidigte Angeklagte [irrelevantes Material] Kirchliches. -- In[st]allierung des neuen Pfarrers in Ober- St. Veit. In der Pfarrkirche in Ober-St. Veit fand -- Wiener Katechetenverein. Die Hauptversamm- Das Dekret "Ne temere". In Ungarn suspendiert. Ofen-Pest, 7. März. (Eigenbericht.) Der "Alkotmany" meldet an erster Stelle: Der Nr. 67 Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909. [Spaltenumbruch] Sozialdemokraten und Deutſchnationalen vor dem Agi- tationslokale der letzteren zu einer großen Keilerei, in deren Verlauf die Sozialdemokraten die Deutſchnationalen in das Agitationslokale zurückdrängten, in welchem die Rauferei fortgeſetzt wurde. Die ſtreitenden Par- teien hieben mit Fäuſten und Stöcken aufeinander ein. Da die Situation immer kritiſcher wurde und die Polizei ſich als zu ſchwach erwies, um die Ruhe herzu- ſtellen, wurde Gendarmerie requiriert, welche die ſtreitenden Parteien trennte und das Aqitationslokal der Deutſch- nationalen beſetzt hielt. Von Seite der Sozialdemokraten wurde nun durch längere Zeit der Zugang zum Wahllokal geſperrt gehalten. Ueber Beſchwerde der deutſchnationalen Wähler ſchritten Polizei und Gendarmerie ein und hielten den Zugang zum Wahllokale frei. Auch wurde der Wahl- akt von Seite der Wahlkommiſſion bis 5 Uhr nachmittags verlängert. Erſt nach Schluß der Stimmenabgabe kehrte allmählig die Ruhe wieder ein. Von 3000 Wahlberechtigten haben ſich 2200 an dem Wahlakte beteiligt. Die Deutſch- nationalen rechnen damit, daß ihre Kandidaten mit 200 bis 300 Stimmen Majorität geſiegt haben dürften. Das definitive Wahlreſultat dürſte erſt morgen nachmittag be- kannt gegeben werden. Ein Zwiſchenfall in der Schottenkirche. Demonſtration während der Faſten- predigt. In der Schottenkirche hat ſich geſtern ein Fall von Ueber den Vorfall erfahren wir folgen des: Trotz der Abmahnung der Nächſtehenden ſetzten die Bei- Von anderer Seite erfahren wir: Die beiden Religions- Sonntagsexzeſſe in Prag. Ein deutſcher Student ſchwer verletzt. Prag, 7. Februar. (Privattelegramm.) Während der heutige Bummel der deutſchliberalen Die deutſchen Studenten waren inzwiſchen unter Harmloſer werden die Vorgänge im folgenden Das Wetter. Die Natur gab geſtern den Wienern, die ſich durch die Leider hat aber der raſche Wetterübergang auch ſeine Lawinenſtürze. Böckſtein, 7. März. Im Abfalltalgraben St. Johann im Pongau. 7. März. Im Anlauftal Aus Eiſenkappel in Kärnten berichtet man Der Zugsverkehr. Villach, 7. März. Auf der Strecke Klagenfurt— Olmütz, 7. März. Der geſtern um ¾10 Uhr abends Olmütz, 7. März. Der Perſonen- und Eilgutverkehr Olmütz, 7. März. Infolge heftigen Schneetreibens Brünn, 7. März. Infolge der letzten Schneefälle er- Große Schneefälle in England und Italien. London, 7. März. (Privattelegramm.) In ganz Rom, 7. März. In ganz Italien herrſcht Aus dem Gerichtsſaale. Wien, 8. März. Räuberiſcher Ueberfall durch eine Frau. Der Die von Dr. Walter Rode verteidigte Angeklagte [irrelevantes Material] Kirchliches. — In[ſt]allierung des neuen Pfarrers in Ober- St. Veit. In der Pfarrkirche in Ober-St. Veit fand — Wiener Katechetenverein. Die Hauptverſamm- Das Dekret „Ne temere“. In Ungarn ſuſpendiert. Ofen-Peſt, 7. März. (Eigenbericht.) Der „Alkotmany“ meldet an erſter Stelle: Der <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">Nr. 67 Wien, Montag <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Reichspoſt</hi></hi> 8. März 1909.</fw><lb/><cb/> Sozialdemokraten und Deutſchnationalen vor dem Agi-<lb/> tationslokale der letzteren zu einer großen Keilerei, in deren<lb/> Verlauf die Sozialdemokraten die Deutſchnationalen in das<lb/> Agitationslokale zurückdrängten, in welchem die<lb/> Rauferei fortgeſetzt wurde. Die ſtreitenden Par-<lb/> teien hieben mit Fäuſten und Stöcken aufeinander<lb/> ein. Da die Situation immer kritiſcher wurde und die<lb/> Polizei ſich als zu ſchwach erwies, um die Ruhe herzu-<lb/> ſtellen, wurde Gendarmerie requiriert, welche die ſtreitenden<lb/> Parteien trennte und das Aqitationslokal der Deutſch-<lb/> nationalen beſetzt hielt. Von Seite der Sozialdemokraten<lb/> wurde nun durch längere Zeit der Zugang zum Wahllokal<lb/> geſperrt gehalten. Ueber Beſchwerde der deutſchnationalen<lb/> Wähler ſchritten Polizei und Gendarmerie ein und hielten<lb/> den Zugang zum Wahllokale frei. Auch wurde der Wahl-<lb/> akt von Seite der Wahlkommiſſion bis 5 Uhr nachmittags<lb/> verlängert. Erſt nach Schluß der Stimmenabgabe kehrte<lb/> allmählig die Ruhe wieder ein. Von 3000 Wahlberechtigten<lb/> haben ſich 2200 an dem Wahlakte beteiligt. Die Deutſch-<lb/> nationalen rechnen damit, daß ihre Kandidaten mit 200<lb/> bis 300 Stimmen Majorität geſiegt haben dürften. Das<lb/> definitive Wahlreſultat dürſte erſt morgen nachmittag be-<lb/> kannt gegeben werden.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Zwiſchenfall in der<lb/> Schottenkirche.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Demonſtration während der Faſten-<lb/> predigt.</hi> </head><lb/> <p>In der Schottenkirche hat ſich geſtern ein Fall von<lb/> Religionsſtörung ereignet, ähnlich jenen empörenden Vor-<lb/> fällen, die wir leider im Vorjahre in der Michaelerkirche<lb/> und in Mödling zu verzeichnen hatten. Zwei junge Leute<lb/> haben geſtern während der Faſtenpredigt in der Schotten-<lb/> kirche Zwiſchenrufe gemacht und ſind von den erregten<lb/> Kirchenbeſuchern aus der Kirche hinausgedrängt und der<lb/> Polizei übergeben worden.</p><lb/> <p>Ueber den Vorfall <hi rendition="#g">erfahren wir folgen des:</hi><lb/> Geſtern abend hielt zur gewohnten Stunde der Kapitular<lb/> des Schottenſtiftes <hi rendition="#aq">P.</hi> Wenzel <hi rendition="#g">Czeppa,</hi> die Faſtenpredigt,<lb/> der ein zahlreiches Publikum beiwohnte. Gegen Schluß der<lb/> Predigt, als der Geiſtliche die Schlußfolgerungen aus ſeinen<lb/> Ausführungen zog, machten <hi rendition="#g">zwei junge Leute<lb/> laute Zwiſchenrufe.</hi> </p><lb/> <p>Trotz der Abmahnung der Nächſtehenden ſetzten die Bei-<lb/> den die Zwiſchenrufe fort und <hi rendition="#g">geſtikulierten</hi> lebhaft<lb/> gegen den Prediger. Nun wurde die Stimmung unter den<lb/> Kirchenbeſuchern eine erregte; man drängte die Religions-<lb/> ſtörer zur Kirche hinaus; vor der Kirche wurde durch die<lb/> fortgeſetzte provokatoriſche Haltung der jungen Leute die<lb/> Lage für dieſe ſehr kritiſch. Einige beſonnene Männer<lb/> hielten die Volksmenge ab, an den Beiden Juſtiz zu üben<lb/> und übergaben die Täter der Wache, die ſie zur Wachſtube<lb/> in der Bankgaſſe brachte.</p><lb/> <p>Von anderer Seite erfahren wir: Die beiden Religions-<lb/> ſtörer gaben bei der Einvernahme durch die Polizei an,<lb/><hi rendition="#g">Ernſt</hi> und <hi rendition="#g">Rudolf Dick</hi> zu heißen, 19 beziehungs-<lb/> weiſe 20 Jahre alt zu ſein und in privaten Dienſten zu<lb/> ſtehen. In ſeiner Verautwortung ſtellte der eine der<lb/> Brüder die „Affäre“ als ungemein harmlos hin und<lb/> meinte: Er habe bloß ſeinen Bruder aufgefordert, mit ihm<lb/> nach Hauſe zu gehen; wenn man den Fall aufbauſche, ſo<lb/> meinte der junge Burſche, ſo zeige ſich eben nur, daß hier<lb/> wieder <hi rendition="#g">„für die katholiſchen Zeitungen<lb/> ein Freſſen“</hi> bereitet werden ſolle. Der andere Bruder,<lb/> der überwieſen wurde, daß er laut gelacht habe, gab an:<lb/> Er habe deshalb gelacht, weil ſeine Anſichten mit jenen<lb/> des Predigers nicht übereinſtimmten und ihm eben —<lb/> komiſch erſchienen; damals habe der Prediger gerade vom<lb/><hi rendition="#g">„Phariſäertum“</hi> und von der <hi rendition="#g">„roten Inter-<lb/> nationale“</hi> geſprochen. Die beiden wurden wegen<lb/> Verbrechens nach § <hi rendition="#g">303</hi> (Aergernis erregendes Benehmen<lb/> während einer gottesdienſtlichen Handlung) dem <hi rendition="#g">Landes-<lb/> gerichte angezeigt.</hi> </p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sonntagsexzeſſe in Prag.<lb/> Ein deutſcher Student ſchwer verletzt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Prag,</hi> 7. Februar.</dateline> <p> <hi rendition="#et">(Privattelegramm.)</hi> </p><lb/> <p>Während der heutige Bummel der deutſchliberalen<lb/> Studenten auf dem Graben ohne jede Störung verlief,<lb/> kam es auf dem <hi rendition="#g">Wenzelsplatze</hi> zu bedrohlichen<lb/> Angriffen gegen die deutſchnationalen und deutſchen<lb/> katholiſchen Studentenverbindungen. Bis ½12 Uhr<lb/> herrſchte vollkommene Ruhe und die auf dem Wenzels-<lb/> platze anweſenden tſchechiſchen Studenten, die heute zum<lb/> erſten Male nach längerer Zeit wieder in ihren ſchwarzen<lb/> Sammtbaretts und geſchmückt mit ſlaviſchen Trikoloren<lb/> erſchienen waren, ſowie die Vertreter der national-ſozialen<lb/> Jungmannſchaft verhielten ſich bis zu dieſer Zeit voll-<lb/> kommen ruhig. Als jedoch gegen die Mittagsſtunde die<lb/> Demonſtranten aus den Vororten ſtarken Zuzug erhalten<lb/> hatten, kam es bald oberhalb des „Hotels Stefan“ zu<lb/> bedrohlichen Angriffen auf die deutſchen Studenten. Die<lb/> Demonſtranten umringten die Deutſchen und beſchimpften<lb/> ſie. Als die Polizei Ruhe ſchaffen wollte, riefen ihr die<lb/> Demonſtranten zu: „Sucht lieber den Mörder aus den<lb/> Weinbergen!“ Auch durch ſonſtige Schmährufe wurde<lb/> die Polizei verhöhnt. Unterhalb der <hi rendition="#g">Mariengaſſe</hi><lb/> wurden etwa 80 Couleurſtudenten von den Demon-<lb/> ſtranten umringt und zahlreiche Studenten geſchlagen.<lb/> Vielen Studenten wurden die Kappen vom Kopfe ge-<lb/> riſſen. Dem Mitgliede der Studentenverbindung<lb/> „Auſtria“, S., wurde mit einem ſcharfen Inſtrumente<lb/><hi rendition="#g">die linke Wange bis zum Unterkiefer<lb/> durchſchnitten.</hi> Als mutmaßlicher Täter<lb/> wurde von einem Polizeioffizier der tſchechiſche Juriſt<lb/> Pravda verhaftet und der Polizeidirektion eingeliefert.<lb/> Erſt jetzt ſchritt ſowohl Fußpolizei als berittene Wache<lb/> mit großer Energie ein und alsbald gelang es den behörd-<lb/> lichen Anſtrengungen, die aufs Aergſte bedrohten deutſchen<lb/> Studenten aus dem dichten Knäuel zu befreien und ihnen<lb/> den Abzug gegen die Mariengaſſe zu verſchaffen, die<lb/> ſofort abgeſperrt wurde, um ein Nachrücken der<lb/> tſchechiſchen Demonſtranten zu verhindern. Die Demon-<lb/><cb/> ſtranten drängten nunmehr zum Muſeum und nahmen<lb/> hier eine derart exzeſſive Haltung gegen die Wache ein,<lb/> daß die berittene Polizei eine Attacke unternahm und<lb/> die Menge gegen die Weinberge drängte, wo ſie von<lb/> Fußpoliziſten zerſtreut wurde.</p><lb/> <p>Die deutſchen Studenten waren inzwiſchen unter<lb/> polizeilichem Schutz ins deutſche Studentenheim geleitet<lb/> worden. Nach ½1 Uhr trat wieder Ruhe ein. Im<lb/> Laufe der Exzeſſe am Mittag wurden mehrere Ver-<lb/> haftungen vorgenommen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Harmloſer werden die Vorgänge im folgenden<lb/> offiziöſen Berichte des „K. k. Korr. Bur.“ geſchildert:<lb/> Heute vormittag fanden ſich etwa vierzig deutſche<lb/> Couleurſtudenten auf dem Graben ein, der infolge der<lb/> Verkehrshinderniſſe nur eine ſchwache Frequenz aufwies,<lb/> und es kam hier zu keinem Anſtand. Dagegen war die<lb/> Frequenz auf dem oberen Wenzelsplatz zwiſchen der<lb/> Heinrichsgaſſe und dem Stadtpark ſtark. Die Zahl der<lb/> hier promenierenden Studenten betrug etwa hundert-<lb/> vierzig. Der Verkehr wickelte ſich hier anfangs ohne<lb/> Anſtand ab. Erſt als gegen ¾12 Uhr die Frequenz den<lb/> Höhepunkt erreichte, ſah ſich die Sicherheitswache, um<lb/> den Verkehr in Ordnung zu halten, veranlaßt, einen<lb/> Teil der Menge vom Wenzelsplatz in die Jungmann-<lb/> ſtraße zu drängen, was ohne Anſtand (?) geſchah.<lb/> Einige junge Leute wurden behufs Sicherſtellung vor-<lb/> geführt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Das Wetter.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die Natur gab geſtern den Wienern, die ſich durch die<lb/> Unannehmlichkeit des Schneewatens nicht von einem Aus-<lb/> fluge in den Wiener Wald abhalten ließen, eine herrliche<lb/> Aufführung des Naturſchauſpieles: Kampf des Winters<lb/> mit dem Frühling. Ueber ſchneebedeckte Berghänge wölbte<lb/> ſich ein herrlich blauer Himmel, und die Sonne ſendete<lb/> nur nicht glänzende, ſondern auch fühlbar wärmende<lb/> Strahlen herab. Der Frühling blieb Sieger, wenn auch<lb/> in der Dämmerungsſtunde ein ſcharfer Wind den Rückzug<lb/> des Winters deckte. Tauſende von Ausflüglern erfreuten<lb/> ſich in der näheren und weiteren Umgebung Wiens des<lb/> herrlichen Wetters und ſcheuten die Unbequemlichkeit des<lb/> teilweiſen Watens im ſchmelzenden Schnee nicht.</p><lb/> <p>Leider hat aber der raſche Wetterübergang auch ſeine<lb/> gefährliche Seite. Im Gebirge hatte die plötzliche Schnee-<lb/> ſchmelze große Lawinenſtürze zur Folge, die auch geſtern<lb/> und vorgeſtern wieder eine beträchtliche Anzahl von<lb/> Menſchenopfern forderte. Sowohl im <hi rendition="#g">Anlauftale</hi><lb/> wie im <hi rendition="#g">Gaſtrintal</hi> wurden Bahnarbeiter<lb/> von Lawinen überraſcht und von ihnen verſchüttet<lb/> Die eingelaufenen Meldungen beſagen über die</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lawinenſtürze.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Böckſtein,</hi> 7. März.</dateline> <p>Im <hi rendition="#g">Abfalltalgraben</hi><lb/> vor der Station Böckſtein im oberen <hi rendition="#g">Gaſteintal</hi> ging<lb/> heute um ½7 Uhr früh eine Lawine ab, die zwei Arbeiter-<lb/> kochhütten mit ſich riß, in denen neunundreißig beim<lb/> Tunnelbau beſchäftigte Arbeiter gerade frühſtückten. Bei<lb/> den ſofort eingeleiteten Nachgrabungen wurden bis 8 Uhr<lb/> abends zwölf Arbeiter gerettet und <hi rendition="#g">fünfzehn Tote</hi><lb/> zutage gefördert. <hi rendition="#g">Zwölf Arbeiter</hi> werden <hi rendition="#g">noch</hi><lb/> vermißt. Auf dem verhältnismäßig engen Lawinenfelde<lb/> arbeiten 250 Mann an der Bergung der Ver-<lb/> ſchütteten. Obwohl keine Hoffnung auf Rettung der<lb/> Vermißten beſteht, werden die Arbeiten unaus-<lb/> geſetzt mit ausreichenden und ſich ablöſenden Kräften fort-<lb/> geſetzt. Für die Nacht treten wieder 250 friſche Arbeiter in<lb/> Tätigkeit. Der Amtsleiter von St. Johann, Graf<lb/> Kottulinsky, blieb an Ort und Stelle, um die Arbeiten,<lb/> deren Leitung ein Ingenieur der Staatsbahnen führt, zu<lb/> überwachen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">St. Johann im Pongau.</hi> 7. März.</dateline> <p>Im Anlauftal<lb/> wurde eine Arbeiterbaracke, in der ſich 30 bis 40 Mann<lb/> befanden, von einer Lawine verſchüttet. Bis 10 Uhr vor-<lb/> mittags waren 17 Mann ausgegraben. Von dieſen ſind<lb/> ſechs tot, die anderen ſchwer verletzt.</p><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Eiſenkappel</hi> in Kärnten berichtet man<lb/> uns: Als am 4. d. M. der Graf Thunſche Holzmeiſter<lb/> Rutter ſich in die drei Stunden entfernt liegende Ryawitra-<lb/> klamm begab, um nach den Holzknechten zu ſehen, fand<lb/> er weder die Holzknechte noch die Hütte, die dieſelben<lb/> bewohnten, vor. Eine Lawine hatte die Hütte ſamt den<lb/><hi rendition="#g">drei</hi> darin wohnenden Holzknechten verſchüttet. Der<lb/> ſofort erſchienenen Rettungsaktion gelang es, einen der<lb/> drei Knechte noch am Leben anzutreffen. Er erzählte, daß<lb/> die Lawine bereits am Montag den 1. März niedergegangen<lb/> war und er 70 Stunden hindurch auf Rettung gewartet<lb/> habe. Die übrigen beiden konnten noch nicht geborgen<lb/> werden.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Zugsverkehr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Villach,</hi> 7. März.</dateline> <p>Auf der Strecke <hi rendition="#g">Klagenfurt—<lb/> Aßling</hi> wurde der Perſonenzugsverkehr mit Ausnahme<lb/> der Schnellzüge geſtern aufgenommen. In der Strecke<lb/> Villach—Tarvis wird der Perſonenzugsverkehr mit Aus-<lb/> nahme der Schnellzüge heute mit Zug Nr. 915 wieder auf-<lb/> genommen. In den Strecken Villach—Roſenbach und<lb/> Tarvis—Pontafel bleibt der Verkehr bis auf weiteres ein-<lb/> geſtellt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Olmütz,</hi> 7. März.</dateline> <p>Der geſtern um ¾10 Uhr abends<lb/> hier fällige Perſonenzug Biſtritz—Olmütz iſt infolge von<lb/> Schneeverwehungen in der Nähe der Station Olmütz entgleiſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Olmütz,</hi> 7. März.</dateline> <p>Der Perſonen- und Eilgutverkehr<lb/> in der Strecke Kriegsdorf—Römerſtadt wurde geſtern mit<lb/> dem Zug Nr. 1658 wieder aufgenommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Olmütz,</hi> 7. März.</dateline> <p>Infolge heftigen Schneetreibens<lb/> ſind hier zahlreiche Telegraphendrähte zerriſſen; der Schade<lb/> an der Telephonleitung iſt bedeutend. Der elektriſche Straßen-<lb/> baynverkehr wird nur mit großen Anſtrengungen aufrecht<lb/> erhalten. Auch der Bahnverkehr iſt ziemlich erſchwert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Brünn,</hi> 7. März.</dateline> <p>Infolge der letzten Schneefälle er-<lb/> leidet der hieſige Bahn- und Telephonverkehr vielfache<lb/> Unterbrechungen.</p> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Große Schneefälle in England und Italien.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 7. März.</dateline> <p>(Privattelegramm.) In ganz<lb/> England herrſchten geſtern furchtbare Schneeſtürme.<lb/><cb/> Insbeſonders aus den nördlichen Grafſchaften, ſpeziell<lb/> aus <hi rendition="#g">Derbyſhire,</hi> kommen Nachrichten, daß daſelbſt<lb/> zahlreiche Dörfer eingeſchneit und von jedem Verkehre<lb/> mit der Außenwelt abgeſchnitten ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 7. März.</dateline> <p>In ganz Italien herrſcht<lb/> ſchlechtes Wetter. Aus Mailand, Turin und Genua<lb/> werden Schneefälle gemeldet, in Venedig, Florenz und<lb/> Rom regnet es ſtark.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Aus dem Gerichtsſaale.</hi> </head><lb/> <dateline>Wien, 8. März.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Räuberiſcher Ueberfall durch eine Frau.</hi> </head> <p>Der<lb/> ſeltene Fall, daß eine Frau wegen Verbrechens des Raubes<lb/> angeklagt iſt, liegt heute den Geſchwornen zur Ent-<lb/> ſcheidung vor. Als Angeklagte erſcheint die 25jährige<lb/> Kleidermacherin Paula <hi rendition="#g">Peller,</hi> weil ſie am 3. Dezember<lb/> v. J. der Trödlerin Marie <hi rendition="#g">Stephinger</hi> Salz in die<lb/> Augen geſtreut und eine goldene Kette entriſſen hat. Den<lb/> Vorſitz in dem Prozeſſe führt OLGR. Dr. <hi rendition="#g">Wach.</hi> Die<lb/> von StAS. Dr. <hi rendition="#g">Kunz</hi> vertretene Anklage lautet auf Ver-<lb/> brechen des Raubes und des Betruges. In den Gründen<lb/> wird ausgeführt: Im Trödlergeſchäfte des Lorenz<lb/><hi rendition="#g">Stephinger,</hi> 8. Bezirk, Lerchenfelderſtraße 74,<lb/> erſchien am 3. Dezember zwiſchen 3 und ½4 Uhr<lb/> nachmittags eine Frauensperſon, welche ſpäter<lb/> als die Paula <hi rendition="#g">Peller</hi> identifiziert wurde. Im<lb/> Geſchäfte war nur die Gattin Stephingers anweſend.<lb/> Paula Peller verlangte eine doppelgliedrige, goldene Herren-<lb/> kette zu ſehen, und erzählte, ſie wolle damit ihrem Manne<lb/> ein Weihnachtsgeſchenk machen. Sie wolle die Kette vor-<lb/> läufig nur beſichtigen und werde wiederkommen, bis ſie<lb/> vom Sparverein Geld erhalten habe. Als ſie nun hörte,<lb/> daß die ihr vorgelegte Kette nur 60 Kronen koſte, meinte<lb/> ſie, ihr Mann ſei ein <hi rendition="#g">Feinſchmecker,</hi> es müſſe ſchon<lb/><hi rendition="#g">etwas beſſeres</hi> ſein. Frau Stephinger zeigte ihr<lb/> daraufhin eine Kette um 100 Kronen, und nach kurzer<lb/> Prüfung des Schmuckſtückes erklärte Paula Peller, ſie<lb/> werde die Kette kaufen, und entfernte ſich. Nach etwa<lb/> acht Minuten erſchien Paula Peller wieder im Laden<lb/> und ſagte, ſie wolle 10 Kronen Angabe leiſten. Die<lb/> Trödlerin ſetzte ſich zum Schreibtiſch, um eine Beſtätigung<lb/> auszufertigen. Da warf ihr plötzlich die Peller mit großer<lb/> Gewalt Salz auf die linke Geſichtshälfte und riß ihr die<lb/> Kette aus der Hand. Während Frau Stephinger heftig ſchrie,<lb/> faßte ſie die Peller an der Friſur und am linken Ohr, der<lb/> Ueberfallenen gelang es jedoch, ſich loszureißen. Sie eilte<lb/> vor das Geſchäft und ſchrie aus Leibeskräften um Hilfe.<lb/> Mehrere Paſſanten eilten herbei, auch ein Wachmann erſchien,<lb/> der die Attentäterin verhaftete und ſie zur Polizei über-<lb/> ſtellte. Kurz <supplied>v</supplied>orher hatte Paula Peller gebeten, man möge<lb/> ſie nicht der Polizei übergeben, ſie habe die Ket<supplied>t</supplied>e bereits<lb/> wieder zurückgeſtellt. Tatſächlich lag, als der Wachmann<lb/> erſchien, das Schmuckſtück auf dem Ladentiſch. Paula Peller<lb/> geſtand ſofort, daß ſie einen Raub geplant hatte. Sie habe<lb/> die Tat aus Verzweiflung ausgeführt, weil ſie ſchon längere<lb/> Zeit ohne Arbeit war, während ſie ihrem Manne erzählte,<lb/> daß ſie mit Bluſennähen Geld verdiene. Die geraubte<lb/> Kette wollte ſie verſetzen, ihrem Manne das Geld über-<lb/> geben und ihn dadurch in dem Glauben zu beſtärken, daß<lb/> ſie einen lohnenden Erwerb habe. Im Verlaufe des gericht-<lb/> lichen Verfahrens wurde weiter erhoben, daß die Angeklagte<lb/> von einer Reihe von Geſchäftsleuten ſeit Ende des Jahres<lb/> 1907 Waren bezogen, die Gegenſtände jedoch ſo-<lb/> gleich verkauft oder zum Teile verſetzt habe. Die<lb/> Geſchäftsleute beziffern ihren hiedurch erlittenen Schaden<lb/> mit zirka 400 Kronen. Paula Peller iſt auch diesbezüglich<lb/> geſtändig. Die Angeklagte iſt vorſichtsweiſe auch von den<lb/> Gerichtspſychiatern unterſucht worden, welche ihr Gutachten<lb/> dahin zuſammenfaſſen, daß bei der Angeklagten zwar ge-<lb/> wiſſe Eigenſchaften abnormer Art beſtehen, daß dieſe aber<lb/> weitaus nicht die Grenzen der normalen Beſchaffenheit der<lb/> menſchlichen Natur überſchreiten, und daß daher eine<lb/> Geiſteskrankheit im Sinne des Geſetzes nicht vorliege.</p><lb/> <p>Die von Dr. Walter <hi rendition="#g">Rode</hi> verteidigte Angeklagte<lb/> blieb auch heute bei ihrem Geſtändniſſe, verantwortete ſich<lb/> aber mit großer Notlage.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kirchliches.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— In<supplied>ſt</supplied>allierung des neuen Pfarrers in Ober-<lb/> St. Veit.</hi> </head> <p>In der Pfarrkirche in Ober-St. Veit fand<lb/> geſtern (Sonntag) vormittag die feierliche Inſtallierung<lb/> des bisherigen Dechants des Dekanats Weigelsdorf und<lb/> Pfarrers von Unter-Waltersdorf Franz <hi rendition="#g">Göſſinger</hi><lb/> als Pfarrer der obbezeichneten Pfarrkirche durch den<lb/> Ehrenkanonikus des Metropolitankapitels zu St. Stefan,<lb/> Pfarrer Franz <hi rendition="#g">Rolf,</hi> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Wiener Katechetenverein.</hi> </head> <p>Die Hauptverſamm-<lb/> lung findet am Mittwoch den 10. März, ½7 Uhr abends,<lb/><hi rendition="#aq">I.</hi> Johannesgaſſe 2, ſtatt. Tagesordnung: Univerſitäts-<lb/> profeſſor Dr. <hi rendition="#g">Seidl</hi> „Willmann und die Kirchenväter“<lb/> (zum 70. Geburtstage Willmanns). Bericht der Rechnungs-<lb/> prüfer. Kooperator K. <hi rendition="#g">Schwarz</hi> „Bildung einer Kunſt-<lb/> ſektion“.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Dekret <hi rendition="#aq">„Ne temere“.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#g">In Ungarn ſuſpendiert.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Ofen-Peſt,</hi> 7. März. (Eigenbericht.)</dateline><lb/> <p>Der „Alkotmany“ meldet an erſter Stelle: Der<lb/> apoſtoliſche Stuhl hat über das Anſuchen der ungariſchen<lb/> Biſchöfe um Aufhebung des Dekretes <hi rendition="#aq">„Ne temere“</hi> bereits<lb/> entſchieden. Die Entſcheidung beſagt, daß die Wirkung des<lb/> genannten Dekretes in Ungarn ebenſo aufgehoben werde<lb/> wie in einem deutſchen Bundesſtaate. Damit kehrt Ungarn<lb/> zum <hi rendition="#aq">status quo</hi> auch in bezug auf die gemiſchten Ehen<lb/> zurück, wie er vor dem Erlaß des Dekretes beſtand. Damit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
Nr. 67 Wien, Montag Reichspoſt 8. März 1909.
Sozialdemokraten und Deutſchnationalen vor dem Agi-
tationslokale der letzteren zu einer großen Keilerei, in deren
Verlauf die Sozialdemokraten die Deutſchnationalen in das
Agitationslokale zurückdrängten, in welchem die
Rauferei fortgeſetzt wurde. Die ſtreitenden Par-
teien hieben mit Fäuſten und Stöcken aufeinander
ein. Da die Situation immer kritiſcher wurde und die
Polizei ſich als zu ſchwach erwies, um die Ruhe herzu-
ſtellen, wurde Gendarmerie requiriert, welche die ſtreitenden
Parteien trennte und das Aqitationslokal der Deutſch-
nationalen beſetzt hielt. Von Seite der Sozialdemokraten
wurde nun durch längere Zeit der Zugang zum Wahllokal
geſperrt gehalten. Ueber Beſchwerde der deutſchnationalen
Wähler ſchritten Polizei und Gendarmerie ein und hielten
den Zugang zum Wahllokale frei. Auch wurde der Wahl-
akt von Seite der Wahlkommiſſion bis 5 Uhr nachmittags
verlängert. Erſt nach Schluß der Stimmenabgabe kehrte
allmählig die Ruhe wieder ein. Von 3000 Wahlberechtigten
haben ſich 2200 an dem Wahlakte beteiligt. Die Deutſch-
nationalen rechnen damit, daß ihre Kandidaten mit 200
bis 300 Stimmen Majorität geſiegt haben dürften. Das
definitive Wahlreſultat dürſte erſt morgen nachmittag be-
kannt gegeben werden.
Ein Zwiſchenfall in der
Schottenkirche.
Demonſtration während der Faſten-
predigt.
In der Schottenkirche hat ſich geſtern ein Fall von
Religionsſtörung ereignet, ähnlich jenen empörenden Vor-
fällen, die wir leider im Vorjahre in der Michaelerkirche
und in Mödling zu verzeichnen hatten. Zwei junge Leute
haben geſtern während der Faſtenpredigt in der Schotten-
kirche Zwiſchenrufe gemacht und ſind von den erregten
Kirchenbeſuchern aus der Kirche hinausgedrängt und der
Polizei übergeben worden.
Ueber den Vorfall erfahren wir folgen des:
Geſtern abend hielt zur gewohnten Stunde der Kapitular
des Schottenſtiftes P. Wenzel Czeppa, die Faſtenpredigt,
der ein zahlreiches Publikum beiwohnte. Gegen Schluß der
Predigt, als der Geiſtliche die Schlußfolgerungen aus ſeinen
Ausführungen zog, machten zwei junge Leute
laute Zwiſchenrufe.
Trotz der Abmahnung der Nächſtehenden ſetzten die Bei-
den die Zwiſchenrufe fort und geſtikulierten lebhaft
gegen den Prediger. Nun wurde die Stimmung unter den
Kirchenbeſuchern eine erregte; man drängte die Religions-
ſtörer zur Kirche hinaus; vor der Kirche wurde durch die
fortgeſetzte provokatoriſche Haltung der jungen Leute die
Lage für dieſe ſehr kritiſch. Einige beſonnene Männer
hielten die Volksmenge ab, an den Beiden Juſtiz zu üben
und übergaben die Täter der Wache, die ſie zur Wachſtube
in der Bankgaſſe brachte.
Von anderer Seite erfahren wir: Die beiden Religions-
ſtörer gaben bei der Einvernahme durch die Polizei an,
Ernſt und Rudolf Dick zu heißen, 19 beziehungs-
weiſe 20 Jahre alt zu ſein und in privaten Dienſten zu
ſtehen. In ſeiner Verautwortung ſtellte der eine der
Brüder die „Affäre“ als ungemein harmlos hin und
meinte: Er habe bloß ſeinen Bruder aufgefordert, mit ihm
nach Hauſe zu gehen; wenn man den Fall aufbauſche, ſo
meinte der junge Burſche, ſo zeige ſich eben nur, daß hier
wieder „für die katholiſchen Zeitungen
ein Freſſen“ bereitet werden ſolle. Der andere Bruder,
der überwieſen wurde, daß er laut gelacht habe, gab an:
Er habe deshalb gelacht, weil ſeine Anſichten mit jenen
des Predigers nicht übereinſtimmten und ihm eben —
komiſch erſchienen; damals habe der Prediger gerade vom
„Phariſäertum“ und von der „roten Inter-
nationale“ geſprochen. Die beiden wurden wegen
Verbrechens nach § 303 (Aergernis erregendes Benehmen
während einer gottesdienſtlichen Handlung) dem Landes-
gerichte angezeigt.
Sonntagsexzeſſe in Prag.
Ein deutſcher Student ſchwer verletzt.
Prag, 7. Februar. (Privattelegramm.)
Während der heutige Bummel der deutſchliberalen
Studenten auf dem Graben ohne jede Störung verlief,
kam es auf dem Wenzelsplatze zu bedrohlichen
Angriffen gegen die deutſchnationalen und deutſchen
katholiſchen Studentenverbindungen. Bis ½12 Uhr
herrſchte vollkommene Ruhe und die auf dem Wenzels-
platze anweſenden tſchechiſchen Studenten, die heute zum
erſten Male nach längerer Zeit wieder in ihren ſchwarzen
Sammtbaretts und geſchmückt mit ſlaviſchen Trikoloren
erſchienen waren, ſowie die Vertreter der national-ſozialen
Jungmannſchaft verhielten ſich bis zu dieſer Zeit voll-
kommen ruhig. Als jedoch gegen die Mittagsſtunde die
Demonſtranten aus den Vororten ſtarken Zuzug erhalten
hatten, kam es bald oberhalb des „Hotels Stefan“ zu
bedrohlichen Angriffen auf die deutſchen Studenten. Die
Demonſtranten umringten die Deutſchen und beſchimpften
ſie. Als die Polizei Ruhe ſchaffen wollte, riefen ihr die
Demonſtranten zu: „Sucht lieber den Mörder aus den
Weinbergen!“ Auch durch ſonſtige Schmährufe wurde
die Polizei verhöhnt. Unterhalb der Mariengaſſe
wurden etwa 80 Couleurſtudenten von den Demon-
ſtranten umringt und zahlreiche Studenten geſchlagen.
Vielen Studenten wurden die Kappen vom Kopfe ge-
riſſen. Dem Mitgliede der Studentenverbindung
„Auſtria“, S., wurde mit einem ſcharfen Inſtrumente
die linke Wange bis zum Unterkiefer
durchſchnitten. Als mutmaßlicher Täter
wurde von einem Polizeioffizier der tſchechiſche Juriſt
Pravda verhaftet und der Polizeidirektion eingeliefert.
Erſt jetzt ſchritt ſowohl Fußpolizei als berittene Wache
mit großer Energie ein und alsbald gelang es den behörd-
lichen Anſtrengungen, die aufs Aergſte bedrohten deutſchen
Studenten aus dem dichten Knäuel zu befreien und ihnen
den Abzug gegen die Mariengaſſe zu verſchaffen, die
ſofort abgeſperrt wurde, um ein Nachrücken der
tſchechiſchen Demonſtranten zu verhindern. Die Demon-
ſtranten drängten nunmehr zum Muſeum und nahmen
hier eine derart exzeſſive Haltung gegen die Wache ein,
daß die berittene Polizei eine Attacke unternahm und
die Menge gegen die Weinberge drängte, wo ſie von
Fußpoliziſten zerſtreut wurde.
Die deutſchen Studenten waren inzwiſchen unter
polizeilichem Schutz ins deutſche Studentenheim geleitet
worden. Nach ½1 Uhr trat wieder Ruhe ein. Im
Laufe der Exzeſſe am Mittag wurden mehrere Ver-
haftungen vorgenommen.
Harmloſer werden die Vorgänge im folgenden
offiziöſen Berichte des „K. k. Korr. Bur.“ geſchildert:
Heute vormittag fanden ſich etwa vierzig deutſche
Couleurſtudenten auf dem Graben ein, der infolge der
Verkehrshinderniſſe nur eine ſchwache Frequenz aufwies,
und es kam hier zu keinem Anſtand. Dagegen war die
Frequenz auf dem oberen Wenzelsplatz zwiſchen der
Heinrichsgaſſe und dem Stadtpark ſtark. Die Zahl der
hier promenierenden Studenten betrug etwa hundert-
vierzig. Der Verkehr wickelte ſich hier anfangs ohne
Anſtand ab. Erſt als gegen ¾12 Uhr die Frequenz den
Höhepunkt erreichte, ſah ſich die Sicherheitswache, um
den Verkehr in Ordnung zu halten, veranlaßt, einen
Teil der Menge vom Wenzelsplatz in die Jungmann-
ſtraße zu drängen, was ohne Anſtand (?) geſchah.
Einige junge Leute wurden behufs Sicherſtellung vor-
geführt.
Das Wetter.
Die Natur gab geſtern den Wienern, die ſich durch die
Unannehmlichkeit des Schneewatens nicht von einem Aus-
fluge in den Wiener Wald abhalten ließen, eine herrliche
Aufführung des Naturſchauſpieles: Kampf des Winters
mit dem Frühling. Ueber ſchneebedeckte Berghänge wölbte
ſich ein herrlich blauer Himmel, und die Sonne ſendete
nur nicht glänzende, ſondern auch fühlbar wärmende
Strahlen herab. Der Frühling blieb Sieger, wenn auch
in der Dämmerungsſtunde ein ſcharfer Wind den Rückzug
des Winters deckte. Tauſende von Ausflüglern erfreuten
ſich in der näheren und weiteren Umgebung Wiens des
herrlichen Wetters und ſcheuten die Unbequemlichkeit des
teilweiſen Watens im ſchmelzenden Schnee nicht.
Leider hat aber der raſche Wetterübergang auch ſeine
gefährliche Seite. Im Gebirge hatte die plötzliche Schnee-
ſchmelze große Lawinenſtürze zur Folge, die auch geſtern
und vorgeſtern wieder eine beträchtliche Anzahl von
Menſchenopfern forderte. Sowohl im Anlauftale
wie im Gaſtrintal wurden Bahnarbeiter
von Lawinen überraſcht und von ihnen verſchüttet
Die eingelaufenen Meldungen beſagen über die
Lawinenſtürze.
Böckſtein, 7. März. Im Abfalltalgraben
vor der Station Böckſtein im oberen Gaſteintal ging
heute um ½7 Uhr früh eine Lawine ab, die zwei Arbeiter-
kochhütten mit ſich riß, in denen neunundreißig beim
Tunnelbau beſchäftigte Arbeiter gerade frühſtückten. Bei
den ſofort eingeleiteten Nachgrabungen wurden bis 8 Uhr
abends zwölf Arbeiter gerettet und fünfzehn Tote
zutage gefördert. Zwölf Arbeiter werden noch
vermißt. Auf dem verhältnismäßig engen Lawinenfelde
arbeiten 250 Mann an der Bergung der Ver-
ſchütteten. Obwohl keine Hoffnung auf Rettung der
Vermißten beſteht, werden die Arbeiten unaus-
geſetzt mit ausreichenden und ſich ablöſenden Kräften fort-
geſetzt. Für die Nacht treten wieder 250 friſche Arbeiter in
Tätigkeit. Der Amtsleiter von St. Johann, Graf
Kottulinsky, blieb an Ort und Stelle, um die Arbeiten,
deren Leitung ein Ingenieur der Staatsbahnen führt, zu
überwachen.
St. Johann im Pongau. 7. März. Im Anlauftal
wurde eine Arbeiterbaracke, in der ſich 30 bis 40 Mann
befanden, von einer Lawine verſchüttet. Bis 10 Uhr vor-
mittags waren 17 Mann ausgegraben. Von dieſen ſind
ſechs tot, die anderen ſchwer verletzt.
Aus Eiſenkappel in Kärnten berichtet man
uns: Als am 4. d. M. der Graf Thunſche Holzmeiſter
Rutter ſich in die drei Stunden entfernt liegende Ryawitra-
klamm begab, um nach den Holzknechten zu ſehen, fand
er weder die Holzknechte noch die Hütte, die dieſelben
bewohnten, vor. Eine Lawine hatte die Hütte ſamt den
drei darin wohnenden Holzknechten verſchüttet. Der
ſofort erſchienenen Rettungsaktion gelang es, einen der
drei Knechte noch am Leben anzutreffen. Er erzählte, daß
die Lawine bereits am Montag den 1. März niedergegangen
war und er 70 Stunden hindurch auf Rettung gewartet
habe. Die übrigen beiden konnten noch nicht geborgen
werden.
Der Zugsverkehr.
Villach, 7. März. Auf der Strecke Klagenfurt—
Aßling wurde der Perſonenzugsverkehr mit Ausnahme
der Schnellzüge geſtern aufgenommen. In der Strecke
Villach—Tarvis wird der Perſonenzugsverkehr mit Aus-
nahme der Schnellzüge heute mit Zug Nr. 915 wieder auf-
genommen. In den Strecken Villach—Roſenbach und
Tarvis—Pontafel bleibt der Verkehr bis auf weiteres ein-
geſtellt.
Olmütz, 7. März. Der geſtern um ¾10 Uhr abends
hier fällige Perſonenzug Biſtritz—Olmütz iſt infolge von
Schneeverwehungen in der Nähe der Station Olmütz entgleiſt.
Olmütz, 7. März. Der Perſonen- und Eilgutverkehr
in der Strecke Kriegsdorf—Römerſtadt wurde geſtern mit
dem Zug Nr. 1658 wieder aufgenommen.
Olmütz, 7. März. Infolge heftigen Schneetreibens
ſind hier zahlreiche Telegraphendrähte zerriſſen; der Schade
an der Telephonleitung iſt bedeutend. Der elektriſche Straßen-
baynverkehr wird nur mit großen Anſtrengungen aufrecht
erhalten. Auch der Bahnverkehr iſt ziemlich erſchwert.
Brünn, 7. März. Infolge der letzten Schneefälle er-
leidet der hieſige Bahn- und Telephonverkehr vielfache
Unterbrechungen.
Große Schneefälle in England und Italien.
London, 7. März. (Privattelegramm.) In ganz
England herrſchten geſtern furchtbare Schneeſtürme.
Insbeſonders aus den nördlichen Grafſchaften, ſpeziell
aus Derbyſhire, kommen Nachrichten, daß daſelbſt
zahlreiche Dörfer eingeſchneit und von jedem Verkehre
mit der Außenwelt abgeſchnitten ſind.
Rom, 7. März. In ganz Italien herrſcht
ſchlechtes Wetter. Aus Mailand, Turin und Genua
werden Schneefälle gemeldet, in Venedig, Florenz und
Rom regnet es ſtark.
Aus dem Gerichtsſaale.
Wien, 8. März.
Räuberiſcher Ueberfall durch eine Frau. Der
ſeltene Fall, daß eine Frau wegen Verbrechens des Raubes
angeklagt iſt, liegt heute den Geſchwornen zur Ent-
ſcheidung vor. Als Angeklagte erſcheint die 25jährige
Kleidermacherin Paula Peller, weil ſie am 3. Dezember
v. J. der Trödlerin Marie Stephinger Salz in die
Augen geſtreut und eine goldene Kette entriſſen hat. Den
Vorſitz in dem Prozeſſe führt OLGR. Dr. Wach. Die
von StAS. Dr. Kunz vertretene Anklage lautet auf Ver-
brechen des Raubes und des Betruges. In den Gründen
wird ausgeführt: Im Trödlergeſchäfte des Lorenz
Stephinger, 8. Bezirk, Lerchenfelderſtraße 74,
erſchien am 3. Dezember zwiſchen 3 und ½4 Uhr
nachmittags eine Frauensperſon, welche ſpäter
als die Paula Peller identifiziert wurde. Im
Geſchäfte war nur die Gattin Stephingers anweſend.
Paula Peller verlangte eine doppelgliedrige, goldene Herren-
kette zu ſehen, und erzählte, ſie wolle damit ihrem Manne
ein Weihnachtsgeſchenk machen. Sie wolle die Kette vor-
läufig nur beſichtigen und werde wiederkommen, bis ſie
vom Sparverein Geld erhalten habe. Als ſie nun hörte,
daß die ihr vorgelegte Kette nur 60 Kronen koſte, meinte
ſie, ihr Mann ſei ein Feinſchmecker, es müſſe ſchon
etwas beſſeres ſein. Frau Stephinger zeigte ihr
daraufhin eine Kette um 100 Kronen, und nach kurzer
Prüfung des Schmuckſtückes erklärte Paula Peller, ſie
werde die Kette kaufen, und entfernte ſich. Nach etwa
acht Minuten erſchien Paula Peller wieder im Laden
und ſagte, ſie wolle 10 Kronen Angabe leiſten. Die
Trödlerin ſetzte ſich zum Schreibtiſch, um eine Beſtätigung
auszufertigen. Da warf ihr plötzlich die Peller mit großer
Gewalt Salz auf die linke Geſichtshälfte und riß ihr die
Kette aus der Hand. Während Frau Stephinger heftig ſchrie,
faßte ſie die Peller an der Friſur und am linken Ohr, der
Ueberfallenen gelang es jedoch, ſich loszureißen. Sie eilte
vor das Geſchäft und ſchrie aus Leibeskräften um Hilfe.
Mehrere Paſſanten eilten herbei, auch ein Wachmann erſchien,
der die Attentäterin verhaftete und ſie zur Polizei über-
ſtellte. Kurz vorher hatte Paula Peller gebeten, man möge
ſie nicht der Polizei übergeben, ſie habe die Kette bereits
wieder zurückgeſtellt. Tatſächlich lag, als der Wachmann
erſchien, das Schmuckſtück auf dem Ladentiſch. Paula Peller
geſtand ſofort, daß ſie einen Raub geplant hatte. Sie habe
die Tat aus Verzweiflung ausgeführt, weil ſie ſchon längere
Zeit ohne Arbeit war, während ſie ihrem Manne erzählte,
daß ſie mit Bluſennähen Geld verdiene. Die geraubte
Kette wollte ſie verſetzen, ihrem Manne das Geld über-
geben und ihn dadurch in dem Glauben zu beſtärken, daß
ſie einen lohnenden Erwerb habe. Im Verlaufe des gericht-
lichen Verfahrens wurde weiter erhoben, daß die Angeklagte
von einer Reihe von Geſchäftsleuten ſeit Ende des Jahres
1907 Waren bezogen, die Gegenſtände jedoch ſo-
gleich verkauft oder zum Teile verſetzt habe. Die
Geſchäftsleute beziffern ihren hiedurch erlittenen Schaden
mit zirka 400 Kronen. Paula Peller iſt auch diesbezüglich
geſtändig. Die Angeklagte iſt vorſichtsweiſe auch von den
Gerichtspſychiatern unterſucht worden, welche ihr Gutachten
dahin zuſammenfaſſen, daß bei der Angeklagten zwar ge-
wiſſe Eigenſchaften abnormer Art beſtehen, daß dieſe aber
weitaus nicht die Grenzen der normalen Beſchaffenheit der
menſchlichen Natur überſchreiten, und daß daher eine
Geiſteskrankheit im Sinne des Geſetzes nicht vorliege.
Die von Dr. Walter Rode verteidigte Angeklagte
blieb auch heute bei ihrem Geſtändniſſe, verantwortete ſich
aber mit großer Notlage.
_
Kirchliches.
— Inſtallierung des neuen Pfarrers in Ober-
St. Veit. In der Pfarrkirche in Ober-St. Veit fand
geſtern (Sonntag) vormittag die feierliche Inſtallierung
des bisherigen Dechants des Dekanats Weigelsdorf und
Pfarrers von Unter-Waltersdorf Franz Göſſinger
als Pfarrer der obbezeichneten Pfarrkirche durch den
Ehrenkanonikus des Metropolitankapitels zu St. Stefan,
Pfarrer Franz Rolf, ſtatt.
— Wiener Katechetenverein. Die Hauptverſamm-
lung findet am Mittwoch den 10. März, ½7 Uhr abends,
I. Johannesgaſſe 2, ſtatt. Tagesordnung: Univerſitäts-
profeſſor Dr. Seidl „Willmann und die Kirchenväter“
(zum 70. Geburtstage Willmanns). Bericht der Rechnungs-
prüfer. Kooperator K. Schwarz „Bildung einer Kunſt-
ſektion“.
Das Dekret „Ne temere“.
In Ungarn ſuſpendiert.
Ofen-Peſt, 7. März. (Eigenbericht.)
Der „Alkotmany“ meldet an erſter Stelle: Der
apoſtoliſche Stuhl hat über das Anſuchen der ungariſchen
Biſchöfe um Aufhebung des Dekretes „Ne temere“ bereits
entſchieden. Die Entſcheidung beſagt, daß die Wirkung des
genannten Dekretes in Ungarn ebenſo aufgehoben werde
wie in einem deutſchen Bundesſtaate. Damit kehrt Ungarn
zum status quo auch in bezug auf die gemiſchten Ehen
zurück, wie er vor dem Erlaß des Dekretes beſtand. Damit
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