Reichspost. Nr. 78, Wien, 06.04.1897.78 Reichspost Wien, Dienstag, 6. April 1897 [Spaltenumbruch] In den letzten Tagen war wiederholt Kriegsrath In einer am Samstag abgehaltenen Besprechung Die Gesellschaft des "Rothen Halbmondes" stellte Nachstehend die letzteingelangten Telegramme: Die Blockade. Petersburg, 4. April. Das "Journalde Rom, 4. April. Die "Agenzia Stefani" meldet Paris, 4. April. Die Agence Havas meldet aus Gegen Griechenland. Londou, 4. April. Parlamentsuntersecreär Curzon Die Entwaffnung der Baschibozuks. Kanea, 4. April. Die Aufständischen von Akro- Admiral Canevaro ermächtigte die Aufständischen, Kanea, 4. April. (A. H.) Die Entwaffnung Kanea, 4. April. "A. H." Die Unterhandlungen Kanea, 4. April, 7 Uhr 5 Minuten Abends. Die Entwaffnung der Baschibozuks nimmt einen ruhigen Unsere Soldaten im Kampfe bei Kanea. Triest, 5. April. Ein hiesiges italienisches Blatt Odessa, 5. April. Auf dem Dampfer "Cherson" Athen, 3. April, 1/212 Uhr Nachts. ("A.-H."). Ein heute erschienenes königliches Decret verbietet die Rom, 4. April. Die "A.-H." meldet aus Neapel: Heute Nachmittags fand im Theater San Carlo ein Paris, 5. April. Die Agence Havas meldet aus Einer Meldung aus Kreta zu Folge entspann sich [Spaltenumbruch] Konstantinopel, 4. April. Die auf türkischer Nach Consularmeldungen ist bei Gusinje ein London, 5. März. "Daily News" melden aus Wie die "Morning Post" aus Constantinopel vom Telegramme. Die italienische Thronrede. Rom, 5. April. In der Thronrede, mit welcher "Gegenüber den Wirren in der Türkei trachte ich im Diese Wohlthat des Friedens wird dem parlamente Die nordamerikanische Tarifbill. London, 5. April. Nach einem Telegramm der Die Greuel von Tokat. Konstantiuopel, 5. April. Die Pforte theilte Unruhen in Spanien. Madrid, 5. April. In Alameda entstanden wegen Nansen in Berlin. Berlin, 5. April. Bei dem Kaiserpaare fand Klagenfurt, 5. April. Erzherzog Ludwig Victor Innsbruck, 4. April. In Folge einer Fels- Kopenhagen, 4. April. Die Zollcommissson 78 Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897 [Spaltenumbruch] In den letzten Tagen war wiederholt Kriegsrath In einer am Samſtag abgehaltenen Beſprechung Die Geſellſchaft des „Rothen Halbmondes“ ſtellte Nachſtehend die letzteingelangten Telegramme: Die Blockade. Petersburg, 4. April. Das „Journalde Rom, 4. April. Die „Agenzia Stefani“ meldet Paris, 4. April. Die Agence Havas meldet aus Gegen Griechenland. Londou, 4. April. Parlamentsunterſecreär Curzon Die Entwaffnung der Baſchibozuks. Kanea, 4. April. Die Aufſtändiſchen von Akro- Admiral Canevaro ermächtigte die Aufſtändiſchen, Kanea, 4. April. (A. H.) Die Entwaffnung Kanea, 4. April. „A. H.“ Die Unterhandlungen Kanea, 4. April, 7 Uhr 5 Minuten Abends. Die Entwaffnung der Baſchibozuks nimmt einen ruhigen Unſere Soldaten im Kampfe bei Kanea. Trieſt, 5. April. Ein hieſiges italieniſches Blatt Odeſſa, 5. April. Auf dem Dampfer „Cherſon“ Athen, 3. April, ½12 Uhr Nachts. („A.-H.“). Ein heute erſchienenes königliches Decret verbietet die Rom, 4. April. Die „A.-H.“ meldet aus Neapel: Heute Nachmittags fand im Theater San Carlo ein Paris, 5. April. Die Agence Havas meldet aus Einer Meldung aus Kreta zu Folge entſpann ſich [Spaltenumbruch] Konſtantinopel, 4. April. Die auf türkiſcher Nach Conſularmeldungen iſt bei Guſinje ein London, 5. März. „Daily News“ melden aus Wie die „Morning Poſt“ aus Conſtantinopel vom Telegramme. Die italieniſche Thronrede. Rom, 5. April. In der Thronrede, mit welcher „Gegenüber den Wirren in der Türkei trachte ich im Dieſe Wohlthat des Friedens wird dem parlamente Die nordamerikaniſche Tarifbill. London, 5. April. Nach einem Telegramm der Die Greuel von Tokat. Konſtantiuopel, 5. April. Die Pforte theilte Unruhen in Spanien. Madrid, 5. April. In Alameda entſtanden wegen Nanſen in Berlin. Berlin, 5. April. Bei dem Kaiſerpaare fand Klagenfurt, 5. April. Erzherzog Ludwig Victor Innsbruck, 4. April. In Folge einer Fels- Kopenhagen, 4. April. Die Zollcommiſſſon <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0005" n="5"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">78 Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897</hi> </fw><lb/> <cb/> <p>In den letzten Tagen war wiederholt Kriegsrath<lb/> im Yildiz-Kiosk.</p><lb/> <p>In einer am Samſtag abgehaltenen Beſprechung<lb/> der Botſchafter wurde die Autonomie für Kreta und die<lb/> Wahl eines Gouverneurs in Berathung gezogen.</p><lb/> <p>Die Geſellſchaft des „Rothen Halbmondes“ ſtellte<lb/> in ihrer geſtrigen Sitzung das vorhandene alte Material<lb/> zur Verfügung der Armee. Die Activirung eines<lb/> eigenen Dienſtes, für welchen 9330 Pfund verfügbar<lb/> ſind, wurde vorläufig nicht beſchloſſen.</p><lb/> <p>Nachſtehend die letzteingelangten Telegramme:</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Blockade.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. April.</dateline> <p>Das <hi rendition="#g">„Journalde<lb/> St. Petersbourg“</hi> ſchreibt: Die <hi rendition="#g">aggreſ-<lb/> ſive provocirende Haltung,</hi> welche<lb/><hi rendition="#g">Griechenland</hi> mit bedauernswerther <hi rendition="#g">Hart-<lb/> näckigkeit</hi> beobachtet, <hi rendition="#g">zwingt</hi> die <hi rendition="#g">Groß-<lb/> mächte,</hi> ſehr gegen ihren Wunſch, zur <hi rendition="#g">Blockade</hi><lb/> des <hi rendition="#g">Golfes</hi> von <hi rendition="#g">Athen</hi> zu ſchreiten. Durch <hi rendition="#g">Be-<lb/> laſſung</hi> der <hi rendition="#g">Truppen</hi> des Oberſten Vaſſos auf<lb/> Kreta, <hi rendition="#g">legt</hi> die <hi rendition="#g">griechiſche Regierung</hi><lb/> ſchon ſeit einiger Zeit <hi rendition="#g">der Bevölkerung der<lb/> Inſel alle Nachtheile auf,</hi> welche die<lb/><hi rendition="#g">Blockade</hi> zur Folge hat. Sie vereitelt die der<lb/> Wiederherſtellung von friedlichen Zuſtänden gewidmete<lb/> Aufgabe der Admirale und verhindert die Großmächte,<lb/> die wahren Wünſche der Bewohner Kreta’s zu ermitteln,<lb/> welche erſt nach dem Ausſcheiden eines jeglichen inter-<lb/> eſſirten Druckes und Einfluſſes befragt werden können.<lb/> Die Berichte der Admiräle und Conſuln bezeugen die<lb/><hi rendition="#g">vollſtändige Unmöglichkeit,</hi> gegenwärtig<lb/> in <hi rendition="#g">unmittelbaren Verkehr</hi> mit der eigent-<lb/> lichen <hi rendition="#g">kretenſiſchen Bevölkerung</hi> zu treten.<lb/> Letztere wird durch die Aufſtändiſchen und deren<lb/> Führer, inſoweit nicht die freiwilligen griechiſchen<lb/> Officiere der Natur der Sache nach dem überwiegenden<lb/> Einfluſſe der griechiſchen Truppenabtheilung unter-<lb/> liegen, in Orten zurückgehalten, welche den europäiſchen<lb/> Unterhändlern unzugänglich ſind. Die Handlungen des<lb/><hi rendition="#g">Oberſten Vaſſos</hi> ſind genügend bekannt. Iſt<lb/> dieſer Officier doch ſo <hi rendition="#g">weit gegangen, that-<lb/> ſächlich</hi> allen <hi rendition="#g">Großmächten</hi> den <hi rendition="#g">Krieg</hi> zu<lb/> erklären. Aber nicht zuſrieden mit dieſer unbegreiflichen<lb/> Haltung einer geiſtig ſo hervorragend begabten Nation,<lb/> wie die griechiſche, gefallen ſich gewiſſe überſpannte, ge-<lb/> wohnheitsmäßige <hi rendition="#g">Unruheſtifter,</hi> die <hi rendition="#g">Kriegs-<lb/> erklärung</hi> gegen die <hi rendition="#g">Türkei</hi> für den<lb/> 6. <hi rendition="#g">April oder</hi> den <hi rendition="#g">Tag</hi> des <hi rendition="#g">Beginnes</hi> der<lb/><hi rendition="#g">Blockade</hi> der griechiſchen Häfen in überſchwäng-<lb/> licher Weiſe zu <hi rendition="#g">empfehlen.</hi> Wir weigern<lb/> uns entſchieden, die Möglichkeit dieſer außerordent-<lb/> lichen Thorheit zuzugeben; aber eintretenden<lb/> Falles wäre Griechenland unzweifelhaft der Angreifer<lb/> und allein verantwortlich für die Europa ſo hin-<lb/> geworfene Kriegserklärung, welches die Aufrechthaltung<lb/> des Friedens wünſcht und alle ſeine Anſtrengungen<lb/> nach dieſem Ziele richtet. Es wäre Zeit, auf Illuſionen<lb/> zu verzichten, die nur zu ſchmerzlichen Irrthümern<lb/> führen könnten. Jede Macht, welche gegenwärtig die<lb/> Initiative zu einem Angriffe ergreifen würde, müßte<lb/> ſicherlich die ſchwerſten Folgen auf ſich nehmen. Wenn<lb/><hi rendition="#g">Griechenland um jeden Preis</hi> ſich in<lb/> den <hi rendition="#g">Krieg ſtürzen wollte,</hi> könnte es augen-<lb/> ſcheinlich auf <hi rendition="#g">Niemandes Unterſtützung</hi><lb/> zählen. Welches übrigens auch der Ausgang eines<lb/> ſo provocirten Kampfes wäre, die <hi rendition="#g">Großmächte</hi><lb/> würden doch <hi rendition="#g">niemals zugeben,</hi> daß der<lb/><hi rendition="#g">Angreifer</hi> auch nur den <hi rendition="#g">geringſten<lb/> Vortheildaraus zöge.</hi> Nachdem die Groß-<lb/> mächte alle irgendwie möglichen Mittel erſchöpften,<lb/> um Griechenland die Leiden zu erſparen, welche es ſich<lb/> ſelbſt zugezogen hätte, würden ſie es weiter nicht<lb/> nöthig haben, in Aufregung zu gerathen. Ihr <hi rendition="#g">voll-<lb/> ſtändiges Einvernehmen</hi> bleibt <hi rendition="#g">un-<lb/> veränderlich.</hi> Das iſt die ſicherſte Bürgſchaft<lb/> für den endlichen Sieg der Principien der Ordnung,<lb/> des Rechtes und der Billigkeit und das beſte Unter-<lb/> pfand für die Aufrechterhaltung des allgemeinen<lb/> Friedens, ſelbſt bei der Möglichkeit einer theilweiſen<lb/> Beunruhigung durch Griechenland, welche die Mächte<lb/> im Nothfalle zu unterdrücken wiſſen würden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 4. April.</dateline> <p>Die „Agenzia Stefani“ meldet<lb/> aus Suda vom Heutigen: <hi rendition="#g">Sämmtliche Mächte<lb/> ertheilten ihren Admirälen die<lb/> Weiſung, zur friedlichen Blockade<lb/> Athens</hi> zu ſchreiten. Die Admiräle erwägen die<lb/> diesbezüglichen Modalitäten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 4. April.</dateline> <p>Die Agence Havas meldet aus<lb/> Athen vom Heutigen, 9 Uhr Abends: Obwohl ge-<lb/> nauere Nachrichten fehlen, wird die <hi rendition="#g">Blockade als<lb/> unmittelbar bevorſtehend</hi> angeſehen.<lb/> Die Erklärungen Hanotaux’ über die Aufnahme der<lb/> Autonomie durch die Kreter rufen entrüſtete Proteſte<lb/> der Blätter hervor. Für Dienſtag, den Tag des<lb/> Nationalfeſtes wird ein großes Meeting vorbereitet,<lb/> welches gegen das Vorgehen der Mächte einen Proteſt<lb/> einlegen und der Regierung das Vertrauen aus-<lb/> ſprechen ſoll.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Gegen Griechenland.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Londou,</hi> 4. April.</dateline> <p>Parlamentsunterſecreär Curzon<lb/> hielt in Southpoſt eine Rede, in welcher er bei Be-<lb/> ſprechung der Orientfrage ſagte: Die <hi rendition="#g">Kriegs-<lb/> wolken</hi> am <hi rendition="#g">Horizonte vergrößern</hi> ſich,<lb/> aber noch hoffen die Mächte, das Unheil abzuwenden.<lb/> Die Integrität des ottomaniſchen Reiches müſſe als<lb/> Theil des Völkerrechtes behandelt und Modificationen,<lb/><cb/> die Ausſicht auf Erfolg hätten, von Europa gemein-<lb/> ſam vorgenommen werden. Es könne Griechenland<lb/> nicht erlaubt werden, ein Stück des ottomaniſchen Ge-<lb/> bietes ohne Zuſtimmung der Mächte zu nehmen. Er<lb/> bezweifle, daß Griechenland das Geld oder die<lb/> Macht habe, Kreta zu beruhigen. Die neue Verfaſſung<lb/> werde der Inſel zur richtigen Zeit gegeben werden.<lb/> Zunächſt müſſe aber eine neue Regierungsautorität ge-<lb/> ſchaffen und Kreta beruhigt werden. Der neue Gouver-<lb/> neur werde Chriſt ſein und von den Mächten ernannt<lb/> werden. Die Zurückziehung der türkiſchen Truppen<lb/> werde logiſcher Weiſe eintreten, nachdem Kreta der<lb/> Autorität des Sultans entzogen ſein werde. Die <hi rendition="#g">Auf-<lb/> ſtändiſchen</hi> und <hi rendition="#g">die griechiſchen Trup-<lb/> pen verzögerten</hi> durch ihre <hi rendition="#g">aggreſſive<lb/> Haltung die Entfernung der türki-<lb/> ſchen Truppen.</hi> Griechenland könne kein größeres<lb/> Verbrechen begehen, als die Türkei anzugreifen. Es ſei<lb/> die <hi rendition="#g">Pflicht Englands,</hi> bei dem <hi rendition="#g">europäi-<lb/> ſchen Concerte</hi> zu <hi rendition="#g">verbleiben,</hi> das, von<lb/> den Cabineten der Mächte gebildet, der größte Fort-<lb/> ſchritt des Völkerrechtes und der Moral geweſen ſei,<lb/> den das Jahrhundert geſehen.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Entwaffnung der Baſchibozuks.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kanea,</hi> 4. April.</dateline> <p>Die Aufſtändiſchen von Akro-<lb/> tiri baten die Admirale um die Ermächtigung, die Halb-<lb/> inſel verlaſſen und ſich unter ihrem Schutze in das<lb/> Innere begeben zu dürfen.</p><lb/> <p>Admiral Canevaro ermächtigte die Aufſtändiſchen,<lb/> mit ihren Familien und Hausthieren abzuziehen. Be-<lb/> waffnete Baſchibozuks ſtellten ſich geſtern dem Abzuge<lb/> der Aufſtändiſchen entgegen. Abtheilungen europäiſcher<lb/> Truppen gehen an die Sudabai ab, um die Baſchibozuks<lb/> zu entwaffnen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kanea,</hi> 4. April.</dateline> <bibl>(A. H.)</bibl> <p>Die Entwaffnung<lb/> der Baſchibozuks hat heute Früh begonnen. Da die<lb/> Baſchibozuks in der Ortſchaft Kalieni die Ablieferung<lb/> der Waſſen verweigern, wird dieſe Ortſchaft von euro-<lb/> päiſchen Truppen cernirt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kanea,</hi> 4. April.</dateline> <bibl>„A. H.“</bibl> <p>Die Unterhandlungen<lb/> wegen der Entwaffnung der Baſchibozuks in Kalieni,<lb/> welche der k. u. k Oberſt Guzek leitete, dauerten eine<lb/> Stunde. Die Führer der Baſchibozuks verlangten einen<lb/> diesbezüglichen Befehl des Gouverneurs und die An-<lb/> weſenheit Edhem Paſchas. Oberſt Guzek hatte eben<lb/> angeordnet, daß man mit den Hausdurchſuchungen<lb/> beginnen ſolle, als Edhem Paſcha, welchen der öſter-<lb/> reichiſch-ungariſche Conſul im Konak aufgeſucht hatte,<lb/> und der über energiſches Drängen des Conſuls ſich zur<lb/> Intervention entfchloß, in der Ortſchaft Kalieni eintraf,<lb/> um die Entwaffnung zu leiten. Die von dem Truppen-<lb/> cordon eingeſchloſſenen Baſchibozuks begannen ſodann in<lb/> Ruhe die Waffen abzuliefern.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Kanea,</hi> 4. April, 7 Uhr 5 Minuten Abends.</dateline><lb/> <p>Die Entwaffnung der Baſchibozuks nimmt einen ruhigen<lb/> Verlauf. Edhem Paſcha wurde für die Operation ver-<lb/> antwortlich gemacht. 500 Gewehre ſollen morgen abge-<lb/> liefert werden. Von Konſtantinopel kommende türkiſche<lb/> Officiere landeten hier, um den Befehl über das von<lb/> Kandia kommende türkiſche Bataillon zu übernehmen<lb/> Ungeachtet des Befehles der Admirale weigern ſich die<lb/> türkiſchen Behörden, drei gefangene Griechen von<lb/> Akrotiri freizulaſſen. Die von Vaſſos gefangen ge-<lb/> nommenen türkiſchen Soldaten weigerten ſich, das Lager<lb/> zu verlaſſen. Dieſelben werden in Platania eingeſchifft<lb/> und nach der Türkei gebracht werden.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Unſere Soldaten im Kampfe bei Kanea.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Trieſt,</hi> 5. April.</dateline> <p>Ein hieſiges italieniſches Blatt<lb/> vermeldet, allerdings unverbürgt, daß bei den am<lb/> Samſtag ſtattgefundenen Kämpfen ſowohl italieniſche,<lb/> wie auch öſterreichiſch-ungariſche Soldaten eingegriffen<lb/> haben, wobei von den letzteren 7 Mann verwundet und<lb/> 3 Soldaten des Mannſchaftsſtandes und ein Ober-<lb/> lieutenant getödtet worden ſind.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="3"> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Odeſſa,</hi> 5. April.</dateline> <p>Auf dem Dampfer „Cherſon“<lb/> der freiwilligen Flotte, welcher in Sebaſtopol eine<lb/> Feldbatterie an Bord genommen hatte, wurde hier ein<lb/> Bataillon des 56. Shitomir’ſchen Regiments in der<lb/> Stärke von 657 Mann, 15 Officieren und 20 Pferden<lb/> eingeſchifft, worauf der Dampfer nach Kreta abging.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Athen,</hi> 3. April, ½12 Uhr Nachts.</dateline> <bibl>(„A.-H.“).</bibl><lb/> <p>Ein heute erſchienenes königliches Decret verbietet die<lb/> Beförderung von chiffrirten Telegrammen im Inland<lb/> und ins Ausland. Bei Kandia dauern die<lb/> Kämpfe fort.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 4. April.</dateline> <bibl>Die „A.-H.“ meldet aus Neapel:</bibl><lb/> <p>Heute Nachmittags fand im Theater San Carlo ein<lb/><hi rendition="#g">Meeting zu Gunſten Kretas</hi> ſtatt. Die<lb/> Ordnung wurde nirgends geſtört.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 5. April.</dateline> <p>Die Agence Havas meldet aus<lb/> Athen: „Ein Telegramm aus Lariſſa beſagt, daß man<lb/> trotz der peſſimiſtiſchen Vorherſagungen es als ſicher<lb/> betrachtet, daß ſich morgen an der <hi rendition="#g">Grenze<lb/> keinerlei Zwiſchenfall</hi> ereignen werde,<lb/> und daß die Anweſenheit des griechiſchen Kronprinzen<lb/> eine Bürgſchaft dafür biete. Es wurden namentlich für<lb/> morgen ſtrengſte Befehle ertheilt, deren Befolgung<lb/> außer Zweifel ſtehe. Indeſſen ergreifen die Türken<lb/> außerordentliche Maßnahmen und verſtärken ihre<lb/> Poſten.“</p><lb/> <p>Einer Meldung aus Kreta zu Folge entſpann ſich<lb/> vorgeſtern in Atſipopulos bei <hi rendition="#g">Rethymno ein<lb/> Kampf,</hi> der neun Stunden dauerte, wobei die<lb/> Türken mit beträchtlichen Verluſten zurückgeſchlagen<lb/> wurden.</p> </div><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 4. April.</dateline> <p>Die auf türkiſcher<lb/> Seite immer noch beſtehende Beſorgniß vor griechiſchen<lb/> Provocationen von Feindſeligkeiten an der Grenze am<lb/> 6. April veranlaſſen <hi rendition="#g">tägliche Sitzungen des<lb/> Kriegsrathes</hi> im Yildiz-Kiosk unter Theilnahme<lb/> des Kriegsminiſters, des Marineminiſters, Ghazi Osman<lb/> Paſchas und acht anderer Generale. Der Comman-<lb/> dirende Edhem Paſcha erhielt die <hi rendition="#g">Weiſung,</hi> am<lb/> 6. d. M. <hi rendition="#g">vertheidigungsbereit</hi> zu ſein<lb/> und eingehende Befehle bezüglich ſeiner Haltung bei der<lb/> Vertheidigung der Grenze. Es verlautet, daß eine Ver-<lb/> ſtärkung der Grenztruppen durch weitere 40 Redif-<lb/> bataillone des 2. Corps, welche zur Einübung mit<lb/> dem Mauſergewehre mobil gemacht werden, ge-<lb/> plant ſei.</p><lb/> <p>Nach Conſularmeldungen iſt bei Guſinje ein<lb/><hi rendition="#g">türkiſch-montenegriniſcher Conflict</hi><lb/> entſtanden, welcher militäriſche Vorkehrungen von tür-<lb/> kiſcher Seite veranlaßt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 5. März.</dateline> <p>„Daily News“ melden aus<lb/> Saloniki vom 2. d.: Einem glaubhaften Berichte zu-<lb/> folge fand bei Gazega in der Nähe von <hi rendition="#g">Kiponri</hi><lb/> ein <hi rendition="#g">Zuſammenſtoß</hi> zwiſchen 300 <hi rendition="#g">Auf-<lb/> ſtändiſchen</hi> unter Takis und <hi rendition="#g">Türken</hi> ſtatt,<lb/> be<supplied>i</supplied> welchem 38 Perſonen getödtet wurden. Zehn ver-<lb/> wundete Türken wurden nach Grevena gebracht.</p><lb/> <p>Wie die „Morning Poſt“ aus Conſtantinopel vom<lb/> 3. d. meldet, <hi rendition="#g">entwarf</hi> der <hi rendition="#g">Miniſterrath</hi><lb/> eine an die griechiſche Regierung zu richtende <hi rendition="#g">Note,</hi><lb/> in welcher die Zurückziehung der griechiſchen Truppen<lb/> von Kreta verlangt wird. Im Falle eines abſchlägigen<lb/> Beſcheides träfe Griechenland die Verantwortlichkeit.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die italieniſche Thronrede.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Rom,</hi> 5. April.</dateline> <p>In der Thronrede, mit welcher<lb/> König Humbert heute die Kammer eröffnete, lautet der<lb/> der internationalen Lage gewidmete Paſſus wie folgt:</p><lb/> <p>„Gegenüber den Wirren in der Türkei trachte ich im<lb/> Einklange mit den Mächten Maſſacres zwiſchen den ver-<lb/> ſchiedenen Racen und den Bekennern verſchiedener Religionen<lb/> zu verhindern und den Bevölkerungen die Wohlthaten der<lb/> Civiliſation und der Juſtiz zu ſichern. Unſeren Allianzen<lb/> getreu und glücklich über die herzliche Freundſchaft mit allen<lb/> Mächten vereinigt meine Regierung ihr Beſtreben mit dem-<lb/> jenigen des europäiſchen Concertes, deſſen Theil ſie bildet,<lb/> wie dies die Pflichten einer loyalen Unterſtützung zur Auf-<lb/> rechterhaltung des Friedens und die Sorge für die ita-<lb/> lieniſchen Intereſſen empfehlen.</p><lb/> <p>Dieſe Wohlthat des Friedens wird dem parlamente<lb/> geſtatten, ſich dem Studium der Probleme zu widmen, die<lb/> ſeit langer Zeit der Löſung harren.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die nordamerikaniſche Tarifbill.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 5. April.</dateline> <p>Nach einem Telegramm der<lb/> „Times“ aus Waſhington arbeitet das Schatzamt die<lb/> Ausführungsbeſtimmungen zu der Clauſel, betreffend<lb/> die rückwirkende Kraft der <hi rendition="#g">Dingley-Bill</hi> aus.<lb/> Alle erreichbaren Auskünfte laſſen die Zurückweiſung<lb/> der Clauſel im Senate erwarten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Greuel von Tokat.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantiuopel,</hi> 5. April.</dateline> <p>Die Pforte theilte<lb/> den Botſchaften mit, daß die Commiſſion in <hi rendition="#g">Tokat</hi><lb/> 136 Mohammedaner und 4 Armenier wegen Betheili-<lb/> gung an den letzten Vorfällen in Unterſuchungshaft ge-<lb/> nommen habe.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Unruhen in Spanien.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Madrid,</hi> 5. April.</dateline> <p>In Alameda entſtanden wegen<lb/> der Verzehrungsſteuer Unruhen. Es wurden zahlreiche<lb/> Verhaſtungen vorgenommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Nanſen in Berlin.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Berlin,</hi> 5. April.</dateline> <p>Bei dem Kaiſerpaare fand<lb/> geſtern Mittags eine größere Frühſtückstafel ſtatt, an<lb/> welcher unter Anderen Fridtjof Nanſen, Reichskanzler<lb/> Fürſt Hohenlohe, der ſchwediſch-norwegiſche Geſandte<lb/> und Militärbevollmächtigte, Staatsſecretär Freiherr von<lb/> Marſchall und Cultusminiſter Boſſe theilnehmen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Klagenfurt,</hi> 5. April.</dateline> <p>Erzherzog Ludwig Victor<lb/> iſt zum Beſuche der Vereine vom Rothen Kreuze hier<lb/> angekommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Innsbruck,</hi> 4. April.</dateline> <p>In Folge einer <hi rendition="#g">Fels-<lb/> abrutſchung</hi> auf der Strecke <hi rendition="#g">Saalfelden-<lb/> Leogang</hi> wurde heute Früh der Verkehr auf die<lb/> Dauer von 10 Stunden geſtört. Der Perſonenverkehr<lb/> wird durch Umſteigen aufrechterhalten und wird vor-<lb/> ausſichtlich mit dem heutigen Zuge Nr. 103 wieder voll<lb/> aufgenommen werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 4. April.</dateline> <p>Die Zollcommiſſſon<lb/> des <hi rendition="#g">Folkethings</hi> hat gegen die Stimmen zweier<lb/> Mitglieder der Rechten, welche den Zollſchutz für die<lb/> Induſtrie zu vermehren oder beizubehalten wünſchen,<lb/> ſich dahin geeinigt, eine Reviſion vorzuſchlagen, welche<lb/> die Rohſtoffe und Productionsmittel von Einfuhrzöllen<lb/> befreit, beziehungsweiſe dieſe vermindert, den Zollſchutz<lb/> für die großinduſtriellen Betriebe durchgängig um 15<lb/> bis 20% herabſetzt und den Zollſchutz für das Klein-<lb/> gewerbe beibehält. Die fiscaliſch bedeutungsvollen<lb/> Herabſetzungen würden durch Erhöhungen der Zollſätze<lb/> auf Tabak, Spiritus und mehrere Luxusartikel gedeckt<lb/> werden. Der Vorſchlag der Commiſſion würde jedoch<lb/> eine Verminderung der Zolleinnahmen von 5½ Mil-<lb/> lionen Kronen bedingen. Zur Deckung dieſes Aus-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
78 Reichspoſt Wien, Dienſtag, 6. April 1897
In den letzten Tagen war wiederholt Kriegsrath
im Yildiz-Kiosk.
In einer am Samſtag abgehaltenen Beſprechung
der Botſchafter wurde die Autonomie für Kreta und die
Wahl eines Gouverneurs in Berathung gezogen.
Die Geſellſchaft des „Rothen Halbmondes“ ſtellte
in ihrer geſtrigen Sitzung das vorhandene alte Material
zur Verfügung der Armee. Die Activirung eines
eigenen Dienſtes, für welchen 9330 Pfund verfügbar
ſind, wurde vorläufig nicht beſchloſſen.
Nachſtehend die letzteingelangten Telegramme:
Die Blockade.
Petersburg, 4. April. Das „Journalde
St. Petersbourg“ ſchreibt: Die aggreſ-
ſive provocirende Haltung, welche
Griechenland mit bedauernswerther Hart-
näckigkeit beobachtet, zwingt die Groß-
mächte, ſehr gegen ihren Wunſch, zur Blockade
des Golfes von Athen zu ſchreiten. Durch Be-
laſſung der Truppen des Oberſten Vaſſos auf
Kreta, legt die griechiſche Regierung
ſchon ſeit einiger Zeit der Bevölkerung der
Inſel alle Nachtheile auf, welche die
Blockade zur Folge hat. Sie vereitelt die der
Wiederherſtellung von friedlichen Zuſtänden gewidmete
Aufgabe der Admirale und verhindert die Großmächte,
die wahren Wünſche der Bewohner Kreta’s zu ermitteln,
welche erſt nach dem Ausſcheiden eines jeglichen inter-
eſſirten Druckes und Einfluſſes befragt werden können.
Die Berichte der Admiräle und Conſuln bezeugen die
vollſtändige Unmöglichkeit, gegenwärtig
in unmittelbaren Verkehr mit der eigent-
lichen kretenſiſchen Bevölkerung zu treten.
Letztere wird durch die Aufſtändiſchen und deren
Führer, inſoweit nicht die freiwilligen griechiſchen
Officiere der Natur der Sache nach dem überwiegenden
Einfluſſe der griechiſchen Truppenabtheilung unter-
liegen, in Orten zurückgehalten, welche den europäiſchen
Unterhändlern unzugänglich ſind. Die Handlungen des
Oberſten Vaſſos ſind genügend bekannt. Iſt
dieſer Officier doch ſo weit gegangen, that-
ſächlich allen Großmächten den Krieg zu
erklären. Aber nicht zuſrieden mit dieſer unbegreiflichen
Haltung einer geiſtig ſo hervorragend begabten Nation,
wie die griechiſche, gefallen ſich gewiſſe überſpannte, ge-
wohnheitsmäßige Unruheſtifter, die Kriegs-
erklärung gegen die Türkei für den
6. April oder den Tag des Beginnes der
Blockade der griechiſchen Häfen in überſchwäng-
licher Weiſe zu empfehlen. Wir weigern
uns entſchieden, die Möglichkeit dieſer außerordent-
lichen Thorheit zuzugeben; aber eintretenden
Falles wäre Griechenland unzweifelhaft der Angreifer
und allein verantwortlich für die Europa ſo hin-
geworfene Kriegserklärung, welches die Aufrechthaltung
des Friedens wünſcht und alle ſeine Anſtrengungen
nach dieſem Ziele richtet. Es wäre Zeit, auf Illuſionen
zu verzichten, die nur zu ſchmerzlichen Irrthümern
führen könnten. Jede Macht, welche gegenwärtig die
Initiative zu einem Angriffe ergreifen würde, müßte
ſicherlich die ſchwerſten Folgen auf ſich nehmen. Wenn
Griechenland um jeden Preis ſich in
den Krieg ſtürzen wollte, könnte es augen-
ſcheinlich auf Niemandes Unterſtützung
zählen. Welches übrigens auch der Ausgang eines
ſo provocirten Kampfes wäre, die Großmächte
würden doch niemals zugeben, daß der
Angreifer auch nur den geringſten
Vortheildaraus zöge. Nachdem die Groß-
mächte alle irgendwie möglichen Mittel erſchöpften,
um Griechenland die Leiden zu erſparen, welche es ſich
ſelbſt zugezogen hätte, würden ſie es weiter nicht
nöthig haben, in Aufregung zu gerathen. Ihr voll-
ſtändiges Einvernehmen bleibt un-
veränderlich. Das iſt die ſicherſte Bürgſchaft
für den endlichen Sieg der Principien der Ordnung,
des Rechtes und der Billigkeit und das beſte Unter-
pfand für die Aufrechterhaltung des allgemeinen
Friedens, ſelbſt bei der Möglichkeit einer theilweiſen
Beunruhigung durch Griechenland, welche die Mächte
im Nothfalle zu unterdrücken wiſſen würden.
Rom, 4. April. Die „Agenzia Stefani“ meldet
aus Suda vom Heutigen: Sämmtliche Mächte
ertheilten ihren Admirälen die
Weiſung, zur friedlichen Blockade
Athens zu ſchreiten. Die Admiräle erwägen die
diesbezüglichen Modalitäten.
Paris, 4. April. Die Agence Havas meldet aus
Athen vom Heutigen, 9 Uhr Abends: Obwohl ge-
nauere Nachrichten fehlen, wird die Blockade als
unmittelbar bevorſtehend angeſehen.
Die Erklärungen Hanotaux’ über die Aufnahme der
Autonomie durch die Kreter rufen entrüſtete Proteſte
der Blätter hervor. Für Dienſtag, den Tag des
Nationalfeſtes wird ein großes Meeting vorbereitet,
welches gegen das Vorgehen der Mächte einen Proteſt
einlegen und der Regierung das Vertrauen aus-
ſprechen ſoll.
Gegen Griechenland.
Londou, 4. April. Parlamentsunterſecreär Curzon
hielt in Southpoſt eine Rede, in welcher er bei Be-
ſprechung der Orientfrage ſagte: Die Kriegs-
wolken am Horizonte vergrößern ſich,
aber noch hoffen die Mächte, das Unheil abzuwenden.
Die Integrität des ottomaniſchen Reiches müſſe als
Theil des Völkerrechtes behandelt und Modificationen,
die Ausſicht auf Erfolg hätten, von Europa gemein-
ſam vorgenommen werden. Es könne Griechenland
nicht erlaubt werden, ein Stück des ottomaniſchen Ge-
bietes ohne Zuſtimmung der Mächte zu nehmen. Er
bezweifle, daß Griechenland das Geld oder die
Macht habe, Kreta zu beruhigen. Die neue Verfaſſung
werde der Inſel zur richtigen Zeit gegeben werden.
Zunächſt müſſe aber eine neue Regierungsautorität ge-
ſchaffen und Kreta beruhigt werden. Der neue Gouver-
neur werde Chriſt ſein und von den Mächten ernannt
werden. Die Zurückziehung der türkiſchen Truppen
werde logiſcher Weiſe eintreten, nachdem Kreta der
Autorität des Sultans entzogen ſein werde. Die Auf-
ſtändiſchen und die griechiſchen Trup-
pen verzögerten durch ihre aggreſſive
Haltung die Entfernung der türki-
ſchen Truppen. Griechenland könne kein größeres
Verbrechen begehen, als die Türkei anzugreifen. Es ſei
die Pflicht Englands, bei dem europäi-
ſchen Concerte zu verbleiben, das, von
den Cabineten der Mächte gebildet, der größte Fort-
ſchritt des Völkerrechtes und der Moral geweſen ſei,
den das Jahrhundert geſehen.
Die Entwaffnung der Baſchibozuks.
Kanea, 4. April. Die Aufſtändiſchen von Akro-
tiri baten die Admirale um die Ermächtigung, die Halb-
inſel verlaſſen und ſich unter ihrem Schutze in das
Innere begeben zu dürfen.
Admiral Canevaro ermächtigte die Aufſtändiſchen,
mit ihren Familien und Hausthieren abzuziehen. Be-
waffnete Baſchibozuks ſtellten ſich geſtern dem Abzuge
der Aufſtändiſchen entgegen. Abtheilungen europäiſcher
Truppen gehen an die Sudabai ab, um die Baſchibozuks
zu entwaffnen.
Kanea, 4. April. (A. H.) Die Entwaffnung
der Baſchibozuks hat heute Früh begonnen. Da die
Baſchibozuks in der Ortſchaft Kalieni die Ablieferung
der Waſſen verweigern, wird dieſe Ortſchaft von euro-
päiſchen Truppen cernirt.
Kanea, 4. April. „A. H.“ Die Unterhandlungen
wegen der Entwaffnung der Baſchibozuks in Kalieni,
welche der k. u. k Oberſt Guzek leitete, dauerten eine
Stunde. Die Führer der Baſchibozuks verlangten einen
diesbezüglichen Befehl des Gouverneurs und die An-
weſenheit Edhem Paſchas. Oberſt Guzek hatte eben
angeordnet, daß man mit den Hausdurchſuchungen
beginnen ſolle, als Edhem Paſcha, welchen der öſter-
reichiſch-ungariſche Conſul im Konak aufgeſucht hatte,
und der über energiſches Drängen des Conſuls ſich zur
Intervention entfchloß, in der Ortſchaft Kalieni eintraf,
um die Entwaffnung zu leiten. Die von dem Truppen-
cordon eingeſchloſſenen Baſchibozuks begannen ſodann in
Ruhe die Waffen abzuliefern.
Kanea, 4. April, 7 Uhr 5 Minuten Abends.
Die Entwaffnung der Baſchibozuks nimmt einen ruhigen
Verlauf. Edhem Paſcha wurde für die Operation ver-
antwortlich gemacht. 500 Gewehre ſollen morgen abge-
liefert werden. Von Konſtantinopel kommende türkiſche
Officiere landeten hier, um den Befehl über das von
Kandia kommende türkiſche Bataillon zu übernehmen
Ungeachtet des Befehles der Admirale weigern ſich die
türkiſchen Behörden, drei gefangene Griechen von
Akrotiri freizulaſſen. Die von Vaſſos gefangen ge-
nommenen türkiſchen Soldaten weigerten ſich, das Lager
zu verlaſſen. Dieſelben werden in Platania eingeſchifft
und nach der Türkei gebracht werden.
Unſere Soldaten im Kampfe bei Kanea.
Trieſt, 5. April. Ein hieſiges italieniſches Blatt
vermeldet, allerdings unverbürgt, daß bei den am
Samſtag ſtattgefundenen Kämpfen ſowohl italieniſche,
wie auch öſterreichiſch-ungariſche Soldaten eingegriffen
haben, wobei von den letzteren 7 Mann verwundet und
3 Soldaten des Mannſchaftsſtandes und ein Ober-
lieutenant getödtet worden ſind.
Odeſſa, 5. April. Auf dem Dampfer „Cherſon“
der freiwilligen Flotte, welcher in Sebaſtopol eine
Feldbatterie an Bord genommen hatte, wurde hier ein
Bataillon des 56. Shitomir’ſchen Regiments in der
Stärke von 657 Mann, 15 Officieren und 20 Pferden
eingeſchifft, worauf der Dampfer nach Kreta abging.
Athen, 3. April, ½12 Uhr Nachts. („A.-H.“).
Ein heute erſchienenes königliches Decret verbietet die
Beförderung von chiffrirten Telegrammen im Inland
und ins Ausland. Bei Kandia dauern die
Kämpfe fort.
Rom, 4. April. Die „A.-H.“ meldet aus Neapel:
Heute Nachmittags fand im Theater San Carlo ein
Meeting zu Gunſten Kretas ſtatt. Die
Ordnung wurde nirgends geſtört.
Paris, 5. April. Die Agence Havas meldet aus
Athen: „Ein Telegramm aus Lariſſa beſagt, daß man
trotz der peſſimiſtiſchen Vorherſagungen es als ſicher
betrachtet, daß ſich morgen an der Grenze
keinerlei Zwiſchenfall ereignen werde,
und daß die Anweſenheit des griechiſchen Kronprinzen
eine Bürgſchaft dafür biete. Es wurden namentlich für
morgen ſtrengſte Befehle ertheilt, deren Befolgung
außer Zweifel ſtehe. Indeſſen ergreifen die Türken
außerordentliche Maßnahmen und verſtärken ihre
Poſten.“
Einer Meldung aus Kreta zu Folge entſpann ſich
vorgeſtern in Atſipopulos bei Rethymno ein
Kampf, der neun Stunden dauerte, wobei die
Türken mit beträchtlichen Verluſten zurückgeſchlagen
wurden.
Konſtantinopel, 4. April. Die auf türkiſcher
Seite immer noch beſtehende Beſorgniß vor griechiſchen
Provocationen von Feindſeligkeiten an der Grenze am
6. April veranlaſſen tägliche Sitzungen des
Kriegsrathes im Yildiz-Kiosk unter Theilnahme
des Kriegsminiſters, des Marineminiſters, Ghazi Osman
Paſchas und acht anderer Generale. Der Comman-
dirende Edhem Paſcha erhielt die Weiſung, am
6. d. M. vertheidigungsbereit zu ſein
und eingehende Befehle bezüglich ſeiner Haltung bei der
Vertheidigung der Grenze. Es verlautet, daß eine Ver-
ſtärkung der Grenztruppen durch weitere 40 Redif-
bataillone des 2. Corps, welche zur Einübung mit
dem Mauſergewehre mobil gemacht werden, ge-
plant ſei.
Nach Conſularmeldungen iſt bei Guſinje ein
türkiſch-montenegriniſcher Conflict
entſtanden, welcher militäriſche Vorkehrungen von tür-
kiſcher Seite veranlaßt.
London, 5. März. „Daily News“ melden aus
Saloniki vom 2. d.: Einem glaubhaften Berichte zu-
folge fand bei Gazega in der Nähe von Kiponri
ein Zuſammenſtoß zwiſchen 300 Auf-
ſtändiſchen unter Takis und Türken ſtatt,
bei welchem 38 Perſonen getödtet wurden. Zehn ver-
wundete Türken wurden nach Grevena gebracht.
Wie die „Morning Poſt“ aus Conſtantinopel vom
3. d. meldet, entwarf der Miniſterrath
eine an die griechiſche Regierung zu richtende Note,
in welcher die Zurückziehung der griechiſchen Truppen
von Kreta verlangt wird. Im Falle eines abſchlägigen
Beſcheides träfe Griechenland die Verantwortlichkeit.
Telegramme.
Die italieniſche Thronrede.
Rom, 5. April. In der Thronrede, mit welcher
König Humbert heute die Kammer eröffnete, lautet der
der internationalen Lage gewidmete Paſſus wie folgt:
„Gegenüber den Wirren in der Türkei trachte ich im
Einklange mit den Mächten Maſſacres zwiſchen den ver-
ſchiedenen Racen und den Bekennern verſchiedener Religionen
zu verhindern und den Bevölkerungen die Wohlthaten der
Civiliſation und der Juſtiz zu ſichern. Unſeren Allianzen
getreu und glücklich über die herzliche Freundſchaft mit allen
Mächten vereinigt meine Regierung ihr Beſtreben mit dem-
jenigen des europäiſchen Concertes, deſſen Theil ſie bildet,
wie dies die Pflichten einer loyalen Unterſtützung zur Auf-
rechterhaltung des Friedens und die Sorge für die ita-
lieniſchen Intereſſen empfehlen.
Dieſe Wohlthat des Friedens wird dem parlamente
geſtatten, ſich dem Studium der Probleme zu widmen, die
ſeit langer Zeit der Löſung harren.“
Die nordamerikaniſche Tarifbill.
London, 5. April. Nach einem Telegramm der
„Times“ aus Waſhington arbeitet das Schatzamt die
Ausführungsbeſtimmungen zu der Clauſel, betreffend
die rückwirkende Kraft der Dingley-Bill aus.
Alle erreichbaren Auskünfte laſſen die Zurückweiſung
der Clauſel im Senate erwarten.
Die Greuel von Tokat.
Konſtantiuopel, 5. April. Die Pforte theilte
den Botſchaften mit, daß die Commiſſion in Tokat
136 Mohammedaner und 4 Armenier wegen Betheili-
gung an den letzten Vorfällen in Unterſuchungshaft ge-
nommen habe.
Unruhen in Spanien.
Madrid, 5. April. In Alameda entſtanden wegen
der Verzehrungsſteuer Unruhen. Es wurden zahlreiche
Verhaſtungen vorgenommen.
Nanſen in Berlin.
Berlin, 5. April. Bei dem Kaiſerpaare fand
geſtern Mittags eine größere Frühſtückstafel ſtatt, an
welcher unter Anderen Fridtjof Nanſen, Reichskanzler
Fürſt Hohenlohe, der ſchwediſch-norwegiſche Geſandte
und Militärbevollmächtigte, Staatsſecretär Freiherr von
Marſchall und Cultusminiſter Boſſe theilnehmen.
Klagenfurt, 5. April. Erzherzog Ludwig Victor
iſt zum Beſuche der Vereine vom Rothen Kreuze hier
angekommen.
Innsbruck, 4. April. In Folge einer Fels-
abrutſchung auf der Strecke Saalfelden-
Leogang wurde heute Früh der Verkehr auf die
Dauer von 10 Stunden geſtört. Der Perſonenverkehr
wird durch Umſteigen aufrechterhalten und wird vor-
ausſichtlich mit dem heutigen Zuge Nr. 103 wieder voll
aufgenommen werden.
Kopenhagen, 4. April. Die Zollcommiſſſon
des Folkethings hat gegen die Stimmen zweier
Mitglieder der Rechten, welche den Zollſchutz für die
Induſtrie zu vermehren oder beizubehalten wünſchen,
ſich dahin geeinigt, eine Reviſion vorzuſchlagen, welche
die Rohſtoffe und Productionsmittel von Einfuhrzöllen
befreit, beziehungsweiſe dieſe vermindert, den Zollſchutz
für die großinduſtriellen Betriebe durchgängig um 15
bis 20% herabſetzt und den Zollſchutz für das Klein-
gewerbe beibehält. Die fiscaliſch bedeutungsvollen
Herabſetzungen würden durch Erhöhungen der Zollſätze
auf Tabak, Spiritus und mehrere Luxusartikel gedeckt
werden. Der Vorſchlag der Commiſſion würde jedoch
eine Verminderung der Zolleinnahmen von 5½ Mil-
lionen Kronen bedingen. Zur Deckung dieſes Aus-
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