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Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908.

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Wien, Dienstag Reichspost 28. April 1908 117

[Spaltenumbruch]

Im lauten Chor singen die österreichischen Blätter ihr
Schmählieder auf Ungarn. Die österreichische Toll-
künheit und Perfidie
charakterisierend, führen wir
hier eine Stelle aus dem Blatt der Christlich-
sozialen
an. Diese Zeitung, die ihre Bildung aus dem
Wörterbuch Luegers bezieht, sagt in ihrer letzten Nummer
in bezug auf die Tatsache, daß Aehrenthal und Schönaich sich
steif an ihr Versprechen in den Delegationen halten, folgendes:
"Daß die Delegationen im Mai zusammentreten, ist so sicher,
daß Ungarn dies nur durch einen Staatsstreich verhindern
könnte. Das wäre aber eine derart gewagte Sache, daß dazu
der Löwenmut des mit dem Großkreuz des Leopolds-
ordens gezierten Geheimrat Kossuth kaum ausreichen
wurde." Diese selbstbewußte Vermessenheit,
dieser rohe Ton(!) charakterisiert die ganze österreichische
Preßkampagne. Es wäre lächerlich, dagegen zu polemisieren.
Damit würden wir Kossuth beleidigen. Kossuth hat weder
das Ministerportefenille noch die Geheimratswürde oder den
Leopoldsorden gesucht. Was er getan, das gebot ihm das
Interesse der Nation. Ebenso Andrassy und Apponyi.
Sollte sich der Würfel wenden, so verzichtet jeder von ihnen
gerne und leichten Herzens auf seine Würde. Jenes Offi-
zierskorps,
das derart unser erklärter Feind
ist, daß selbst der letzte milchmäulige Junge von einem Leutnant
uns als "Hundsungar" (vgl. das "Kutjanemet") tituliert, uns
seine Herren und Brotgeber! Dieses Offizierskorps erwartet
umsonst eine Gagenerhöhung von uns, solange wir
keine Garantien dafür erhalten, daß sich auch sein Geist
ändere. Wenn der Kaiser die Gagenerhöhung so sehr am Herzen
trägt, so lohne er die Opferwilligkeit Ungarns mit Rechten
über diese Armee.
So lange wir kein Recht haben,
den uns "Hundsungar" zurufenden Gesellen das Genick
um zu drehen,
erwarte man von uns keine Opferwilligkeit.

Wie man sieht, geht Roßa Sandor in der magyarischen
Presse noch immer um.

Zum Aufenthalt des Banus in Wien.

Die hentige Audienz des Banus Baron Rauch nahm
nahezu eine Stunde in Anspruch. Der Vortrag desselben
erstreckte sich sowohl auf die allgemeine politische Lage, in
Kroatien wie auf einzelne laufende Angelegenheiten. Nach
der Audienz stattete der Banus dem Staatssekretär im
Ministerium a latere Vertessy einen Besuch ab und
begab sich sodann in die Kabinettskanzlei, wonach er beim
Minister des Aeußern Freiherrn v. Aehrenthal vor-
sprach. Wie verlautet, hatte Baron Rauch vor allem über
die großserbische Bewegung und über deren
Uebergriffe nach Kroatien zu berichten.

In den Kreisen der Koalition
glaubt man, daß das Ergebnis der Reise des Banus
Maßregelungen von Beamten, Richtern und Pro-
fessoren im Gefolge haben werde. -- Heute wurden zwei
der bekanntesten Agramer Richter vom Amte suspendiert,
darunter der kroatische Jurist Dr. Simon. Eine große
Anzahl von Richtern wurde in die Provinz versetzt.
Der Professor der Agramer Universität Doktor
Manojlovic wurde von seinem Posten enthoben,
weil er das offene Schreiben an Banus Rauch mitunter-
schrieben habe, während Professor Dr. Surmin
pensioniert wurde. Dem serbischen Organ "Srbobran"
wurde das Postdebit entzogen.




Telegramme.
Ernennung neuer Kardinäle.

"Corriere d'Italia" stellt für die
erste Hälfte Juni ein Konsistorium in Aussicht, in dem der
Papst neue Kardinäle ernennen wird.

Der Positivistenkongreß.

Heute wurde der internationale
Positivistenkongreß eröffnet. Der russische Schriftsteller
Novikow, der Präsident der Londoner Positivistenvereinigung,
Swimsy und Boborykin hielten Ansprachen. Lubbock,
Levasseur, van der Welde, Haeckel, Lombroso u. a. wurden
zu Ehrenpräsidenten ernannt. Novikow wurde zum Vor-
sitzenden des Kongresses gewählt.

Ein blutiges Kirchweihfest.

In Kis-Bodajk, Komitat Moson,
kam es gestern beim Kirchweihfeste zu einem Zusammen-
stoß zwischen einer Volksmenge und
Gendarmerie,
wobei letztere feuerte. Eine Person
wurde erschossen, mehrere Personen wurden verletzt.

Keuschreckenplage in Tunis.

Der nördliche Teil von Tunis
wurde von einer bisher nicht erlebten Heuschrecken-
plage
heimgesucht. Der Heuschreckenzug kam aus dem
Süden von Kairuan und bedeckte 60.000 Hektare von
Dschebui. Er näherte sich Tunis bis auf 30 Kilometer und
erreichte die Stadt Tebuba.

Kaiser Wilhelm bei der k. u. k. Eskader.

Kaiser Wilhelm stattete der
k. u. k. Eskader einen Besuch ab. Unter den Salutschüssen
der Geschütze begab er sich an Bord des Schlachtschiffes
"Erzherzog Karl" und besichtigte es eingehend,
worauf die Geschützmannschaften eine Reihe von Uebungen
ausführten, welche den vollen Beifall des Kaisers fanden.
Konteradmiral Ziegler gab sodann an Bord des
"Erzherzog Karl" zu Ehren des Kaisers ein Frühstück.
Bei demselben gab der Kaiser in einem Trinkspruche seiner
großen Freude Ausdruck, die Eskader besichtigen zu
können.

Ein neuer Streitfall zwischen China und
Japan.

China protestiert offiziell
gegen die Ausdehnung der japanischen Verwaltung auf
das Chientao-Territorium zwischen Korea und China,
dessen Zugehörigkeit zu Korea von China bestritten wird.
Japan habe diese Ausdehnung seiner Verwaltung in
aller Stille vorgenommen und dadurch die Stellung
Marquis Itos verstärkt, der dort drei ständige Vertreter
eingesetzt hat.

Die Abreise Prinzessin Giselas von
Konstantinapel.

Prinzessin Gisela von
Bayern ist heute mit Prinz Konrad nach Wien abgereist.
[Spaltenumbruch] Zur Verabschiedung waren im Bahnhofe im Namen des
Sultans der Oberzeremonienmeister Galib-Pascha, der Chef
des kaiserlichen Militärkabinetts Marschall Abdullah-Pascha
und die Sekretäre des Großveziers und des Ministers des
Aeußern, die Mitglieder der deutschen Botschaft und der
österreichisch-ungarische Geschäftsträger erschienen. Die Prin-
zessin dankte den Vertretern des Sultans für die erwiesenen
Ehrungen und für die Geschenke.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 28. April.

Katholiken:
Vitalis. -- Griechen (15. April): Osterdienstag. -- Sonnen-
aufgang 4 Uhr 49 Minuten morgens. -- Sonnenunter-
gang 7 Uhr 7 Minuten abends. -- Mondesaufgang
4 Uhr 17 Minuten morgens. -- Mondesuntergang 4 Uhr
27 Minuten abends.

* Geschichtskalender für den 28. April. 1799.

Rastatter
Gesandtenmord. 1809. Major Schill verläßt mit seinem Korps
Berlin. 1853. Ludwig Tieck gestorben. 1858. Anatom und
Physiolog Johannes Müller gestorben. 1896. Historiker
H. v. Treitschke gestorben. 1906. Hermann v. Budde, Minister
der öffentlichen Arbeiten gestorben.

* Ernennungen.

Der Kaiser hat den Hofbau-
oberinspektor und Leiter der Verwaltung des Hofopern-
theatergebäudes Anton Haufle zum Schloßhauptmann in
Schönbrunn und Hetzendorf und den Hofbauoberinspektor
und Leiter des Hofgebäudedepartements Dajo Parasic zum
Hofoberbaurat extra statum und Vorstand dieses Departe-
ments ernannt.

* Die Tranung Windischgrätz-Szapary.

In glanz-
voller Weise wurde gestern im Prälatensaale des Schotten-
stiftes die älteste Tochter des Präsidenten des Herrenhauses,
Fürsten Alfred Windischgrätz, Prinzessin Hedwig,
mit dem Legationssekretär Grafen Ladislaus Szapary,
vom Schottenpfarrverweser Pater Lambert getraut. Der
Zeremonie wohnten bei: Herzogin Thyla und Prinzessin
Olga von Cumberland, Zweiter Obersthofmeister Fürst
Montenuovo mit Gemahlin, Tochter und Sohn, Minister
des k. u. k. Hauses und des Aeußern Freiherr von Aehren-
thal und Gemahlin, der großbritannische Botschafter
Goschen und Gemahlin, der französische Botschafter
Mr. Crozier, der amerikanische Botschafter Mr. Francis,
der deutsche Militärattache Rittmeister Graf Kageneck, die
deutschen Botschaftssekretäre Graf zu Erbach und Prinz
Sayn-Wittgenstein, der russische Militärattache Oberst von
Martschenko, die Gemahlin des japanischen
Botschafters. Baronin Uchida, der bulgarische
diplomatische Agent Sarafow, der niederländische Gesandte,
Prinzessin Therese Schwarzenberg, Gräfin Fünfkirchen-
Liechtenstein, Engelbert Prinz Anersperg, Karl Fürst
Auersperg und Gemahlin, Oberstsilberkämmerer FML.
August Prinz zu Windischgrätz, Fürstin Christine Windisch-
grätz, Gardekapitän G. d. K. Alois Prinz Esterhazy, Fürstin
Starhemberg, Alexandrine Prinzessin Windischgrätz, Kammer-
vorsteher Rittmeister August Prinz Lobkowitz, Julie Prin-
zessin Arenberg-Hunyady, Major Prinz Schwarzenberg,
Prinzessin Schwarzenberg-Hoyos, Prinz Adolf Auersperg.
Ferner waren anwesend: Graf Franz Clam-Gallas mit
Gemahlin, Landespräsident a. D. Freiherr v. Widmann,
Gesandter a. D. Graf Kuefstein, Karl Graf Lanckoronski
und Gemahlin, Oberstküchenmeister August Graf Bellegarde
und Gemahlin, Graf Schönborn, Graf und Gräfin Marenzi,
Hofrat Graf Montecuccoli, Heinrich Graf Hoyos, Rudolf Graf
Jonkheer Dr. de Weede de Beerencamp und Gemahlin, der
norwegische Gesandte Baron Beck-Friis, der griechische Ge-
sandte Manos, der bay[r]ische Legationssekretär Baron
Tucher und Gemahlin, der Erste Sektionschef Freiherr v.
Call, Ministerpräsident a. D. Franz Graf Thun, gemein-
samer Finanzminister Freiherr v. Burian und Gemahlin,
Generaladjutant General der Kavallerie Graf Paar,
Sektionschef Ladislaus v. Müller, Sektionschef Jettel v.
Ettenach, Sektionschef a. D. Freiherr v. Niebauer, Ge-
sandter Freiherr v. Gagern und Gemahlin, Pauline Fürstin
Metternich-Sandor, Fürst und Fürstin Max Egon Fürsten-
berg, Eduard Prinz Auersperg mit Gemahlin und Tochter,
Fürstin Valerie Windischgrätz, Fürstin Wrede, Alexander
Markgraf Pallavicini und Gemahlin, Fürst Otto Windisch-
grätz, Gräfin Thun-Lobkowitz mit Töchtern, Fürst und
Fürstin Karl Paar, die Fürsten Ernst und Robert Windisch-
grätz, Prinzessin Croy, Prinz Alfred Liechtenstein, Prinzessin
Fanny Liechtenstein, Fürst und Fürstin Karl Windischgrätz,
FZM. Graf Welsersheimb mit Gemahlin und Tochter, Prin-
zessin Hohenlohe, Fürst Adolf Josef Schwarzenberg mit Tochter
Bellegarde und Gemahlin, Georg Graf Stockau, Leopold
Graf Sternberg, Graf Radetzky, Franz Graf Colloredo,
Alfons Graf Mensdorff, Dr. Hans Graf Larisch, Eugen Graf
Czernin und Gemahlin, Vikomtesse Fontenay, Gräfin Kiel-
mannsegg-Paar, Gräfin Dubsky-Palfiy, Gräfin Josef Thun,
Graf Ferdinand Kinsky und Gemahlin, Gräfin Bellegarde-
Oettingen mit Töchtern, Gräfin Hans Wilczek, Gräfin
Buquoy-Cappy und Tochter, Gräfin Roman Potocki, Gräfin
Tassilo-Festetits, Gräfin Westphalen, Graf und Gräfin Moritz
Palffy, Graf Adolf Dubsky, Freiherr v. Freudental und
Gemahlin, Freiherr v. Schlechta, Botschaftsrat v. Musulin,
FZM. Freiherr v. Albori, FZM. Ritter v. Kropatschek,
GM. Graf Huyn, Gesandter Freiherr v. Biegeleben etc. etc.

* Päpstliche Auszeichnung.

Papst Pius X. hat der
Präsidentin des I. Vereines katholischer Lehrerinnen und
Erzieherinnen für Oesterreich, Oberlehrerin Karoline von
Ambros, das päpstliche Ehrenkreuz pro ecclesia et pro
pontifice
verliehen.

* Die Preise unseres Kaisers für das internationale
Preisreiten.

Aus Rom wird telegraphisch berichtet. Gestern
abends sind Generalmajor Freiherr v. Kirchbach und Oberst-
leutnant Graf Herberstein mit dem vom Kaiser Franz Josef
gespendeten Preise für das internationale Preisreiten hier
eingetroffen.

* Verhaftung gefährlicher Einbrecher.

Ein ver-
wegener Einbruch ist am 20. d. im Hause Obere Donau-
straße Nr. 61 verübt worden. Dort bewohnt die Private
Frau Cäzilia Kniner eine Wohnung im ersten Stock. Frau
Kniner ist jetzt von Wien abwesend und die Wohnung steht
leer. Am 20. d. sind nun Gauner nachts auf den zur
Wohnung gehörenden Balkon geklettert und in die Wohnung
gedrungen. Was sie gestohlen haben, konnte noch nicht fest-
gestellt werden, da Frau Kniner noch nicht nach Wien zu-
[Spaltenumbruch] rückgekehrt ist. Die Polizei forschte nach den verwegenen
Gaunern und am Sonntag gelang es den Hilfsarbeiter Franz
Gruber, den Bäckergehilfen Johann Springer festzunehmen.
Sie wurden dem Sicherheitsbureau übergeben und dieses
ermittelte als Mitschuldige den Gärtnergehilfen Adolf
Burian, der beim Infanterieregiment Nr. 49 diente und
erst am 18. d. M. desertiert ist, ferner den Hilfsarbeiter
Johann Kaller. Zu der Bande gehören auch der Schlosser
Johann Rukawina und der Hilfsarbeiter Josef Stürzer, die,
wie berichtet, in der Nacht zum 22. d. M. bei einem Ein-
bruch in der Istrianer Weinstube im Stadtbahnbogen Nr. 1
auf dem Sechshausergürtel abgefaßt wurden. Das Sicher-
heitsbureau konnte ihre Täterschaft bisher in zehn Ein-
bruchsfakten, zumeist in Wohnungen, Gasthäusern [und]
Geschäften, nachweisen. Der Schaden übersteigt 2000 Krenen.
Alle Gauner -- bis auf Burian, der der Militärbeh[örde]
übergeben wurde -- wurden dem Landesgericht eingelieseit.
Eine zweite sehr gefährliche Einbrecherbande ist gleichfalls
in den letzten Tagen in den Händen der Polizei. Am 1. d.
nachts wurde nämlich die Wohnung des Fuhrmannes
Franz Heinkobler, Nordwestbahnstraße 73, erbrochen. Es
wurden Schmuckgegenstände um 250 Kronen und
340 Kronen bar gestohlen, Am Sonntag gelang es endlich,
die Gauner zu verhaften und zwar den Dachdeckergehilfen
Josef Breuer, den Kommis August Pollermann, den Hilfs-
arbeiter Josef Stuck, den Kommis Artur Weiner und den
beschäftigungslosen Anton Massakamphirte. Im Ganzen hat
die Polizei dieser Bande bisher sieben Einbrüche mit einer
Gesamtschadensumme von 4000 Kronen nachgewiesen.

* Ertrinkungstod des rumänischen Parteiführers
Radovici.

Aus Neapel, 27. April wird uns drahtlich be-
richtet: Der bekannte Führer der jetzt in Rumänien
herrschenden liberalen Partei Dr. Jean Radovici, der sich
mit seinem Bruder auf der Fahrt zwischen Marseille und
Neapel befand, stürzte unterwegs ins Meer und ertrank.
Alle Versuche des Kapitäns, die Leiche zu bergen, blieben
erfolglos.

* Im Monate Mai finden die Ziehungen

einer
größeren Anzahl Losgattungen statt, zu welchen vom Bank-
hause Schelhammer & Schattera, 1. Bez., Stefansplatz 11,
zu folgenden billigst gestellten Prämienversicherungs-
anmeldungen gegen Kursverlust übernommen werden und
zwar: 25 Heller für II. Bodenlose, 2 Kr. für ganze Ungar-
lose, 1 Kr. für halbe Ungarlose, 90 Heller für 4% Ung.
Hypothekenlose, 10 Heller für Joszivlose und 85 Heller für
I. Bodenkreditlose.

* Die erste Wiener Großschlächterei-Aktiengesell-
schaft

hat in den letzten Wochen neun weitere Verkaufs-
stände errichtet und besitzt nunmehr 16 offene Stände in
den bevölkertsten Bezirken Wiens, in welchen sie frisches
Fleisch guter Qualität zu billigsten der jeweiligen Marktlage
angepaßten Preisen zum Verkaufe bringt. Bezüglich der
Plätze der Stände verweisen wir auf das Inserat in
unserem heutigen Blatte.

* Zwei Pferde ertrunken.

Zwei dem Fuhrwerker-
besitzer Franz Wieser, Nußdorferlände Nr. 29 wohnhaft,
gehörige Pferde gerieten heute vormittags beim Tränken
unterhalb der Kaiser-Franz-Josefsbrücke in die Strömung
der Donau, wurden fortgerissen und verschwanden in den
Wellen.

* Unfall.

Der Kutscher Karl Sonaer, in Atzgersdorf
bei Schembar und Söhne bedienstet, stürzte heute nach-
mittags infolge Unwohlseins bei der Rennweger Kaserne
vom Wagen, wurde von den Pferden getreten und erlitt
außer mehrfachen rechtsseitigen Rippenbrüchen Wunden im
Gesicht und am Schädel. Die Rettungsgesellschaft brachte
ihn ins Wiedener Krankenhaus.

* Breite Laufteppiche für 65 Kreuzer.

Das
Teppichhaus Orendi, Wien, 1., Lugeck 2, verkauft diese
Woche 90 Zentimeter breite schön dessinierte Laufteppiche
für nur 65 Kreuzer per Meter.

* Luft, Sonnen- und Wasserheilanstalt Wällischhof

in herrlicher, staubfreier Lage, nächst Mödling bei Wien.
Beste Kurerfolge, tägliche Kosten inklusive Verpflegung,
Massage, Gymnastik, elektrische Bäder, sonstige Heilmittel
und ärztliches Honorar 10 Kronen 50 Heller, Wohnung
2 Kronen bis 12 Kronen. Man verlange Prospekt. Keine
Nebenspesen.

* Erster obersteirischer Fremdenverkehrstag.

Sonntag den 3. Mai um 2 Uhr nachmittags wird im
großen Saale des Hotel Gärner in Leoben ein ober-
steirischer Fremdenverkehrstag abgehalten.

* Ein köstliches Zollstücklein

wird der "N. Z." aus
Eger gemeldet: Dieser Tage kam eine Bauersfrau aus
dem benachbarten Bayern nach Eger, um hier eine Wecker-
uhr zu kaufen. Bei dem Uhrmacher feilschte die Frau derart,
daß dieser sich zu rächen beschloß. Scheinbar nebenher
fragte er die Frau über ihre Heimat und die Abfahrt des
Zuges und übergab ihr dann den Wecker, den die Frau in
umständlichster Weise zwischen ihren halben Dutzend Röcken
verschwinden ließ und dann zum Bahnhof eilte. Wie alle
ihre Mitreisenden mußte auch die Bauersfrau an dem
langen Zolltisch vorüber. "Nichts Verzollbares?" fragte der
Beamte. "Na!" war die prompte Antwort der Bäuerin.
Im gleichen Augenblicke ertönte unter den Röcken der er-
schrockenen Frau das laute "Krrr" des Weckers, dessen Weck-
zeiger der Uhrmacher auf einige Minuten vor Abgang des
Zuges gestellt hatte. Der Wecker wurde ein sehr teures
Stück.

* Unregelmäßigkeiten bei einem Bezirksgericht.

Aus Eger wird uns geschrieben: Vor einiger Zeit wurden
beim Bezirksgericht Wildstein Unregelmäßigkeiten ent-
deckt, weshalb in den letzten Tagen eine neuerliche Unter-
suchung eingeleitet wurde. Der Grundbuchsführer Uebner,
der an den Unregelmäßigkeiten keine Schuld tragen soll,
nahm sich die Sache so zu Herzen, daß er seinem Leben
durch einen Revolverschuß ein Ende machte.

* Professor Wolfsgruber als Jubilar.

Wie wir
erfahren, begeht der Professor der Kirchengeschichte an der
Wiener Universität und derzeitige Dekan der Wiener
theologischen Fakultät Dr. Cölestin Wolfsgruber in
den nächsten Tagen seinen 60. Geburtstag. Dem allseits
verehrten akademischen Lehrer werden aus diesem Anlaß
zahlreiche Sympathiekundgebungen zugehen.

* Hundertjähriges Jubiläum von Marienbad.

Aus Marienbad wird uns geschrieben: Gestern fand
hier eine Versammlung statt, an der die Gemeindeausschuß-
mitglieder, sowie sämtliche Vereine der Stadt und die her-

Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117

[Spaltenumbruch]

Im lauten Chor ſingen die öſterreichiſchen Blätter ihr
Schmählieder auf Ungarn. Die öſterreichiſche Toll-
künheit und Perfidie
charakteriſierend, führen wir
hier eine Stelle aus dem Blatt der Chriſtlich-
ſozialen
an. Dieſe Zeitung, die ihre Bildung aus dem
Wörterbuch Luegers bezieht, ſagt in ihrer letzten Nummer
in bezug auf die Tatſache, daß Aehrenthal und Schönaich ſich
ſteif an ihr Verſprechen in den Delegationen halten, folgendes:
„Daß die Delegationen im Mai zuſammentreten, iſt ſo ſicher,
daß Ungarn dies nur durch einen Staatsſtreich verhindern
könnte. Das wäre aber eine derart gewagte Sache, daß dazu
der Löwenmut des mit dem Großkreuz des Leopolds-
ordens gezierten Geheimrat Koſſuth kaum ausreichen
wurde.“ Dieſe ſelbſtbewußte Vermeſſenheit,
dieſer rohe Ton(!) charakteriſiert die ganze öſterreichiſche
Preßkampagne. Es wäre lächerlich, dagegen zu polemiſieren.
Damit würden wir Koſſuth beleidigen. Koſſuth hat weder
das Miniſterportefenille noch die Geheimratswürde oder den
Leopoldsorden geſucht. Was er getan, das gebot ihm das
Intereſſe der Nation. Ebenſo Andraſſy und Apponyi.
Sollte ſich der Würfel wenden, ſo verzichtet jeder von ihnen
gerne und leichten Herzens auf ſeine Würde. Jenes Offi-
zierskorps,
das derart unſer erklärter Feind
iſt, daß ſelbſt der letzte milchmäulige Junge von einem Leutnant
uns als „Hundsungar“ (vgl. das „Kutjanemet“) tituliert, uns
ſeine Herren und Brotgeber! Dieſes Offizierskorps erwartet
umſonſt eine Gagenerhöhung von uns, ſolange wir
keine Garantien dafür erhalten, daß ſich auch ſein Geiſt
ändere. Wenn der Kaiſer die Gagenerhöhung ſo ſehr am Herzen
trägt, ſo lohne er die Opferwilligkeit Ungarns mit Rechten
über dieſe Armee.
So lange wir kein Recht haben,
den uns „Hundsungar“ zurufenden Geſellen das Genick
um zu drehen,
erwarte man von uns keine Opferwilligkeit.

Wie man ſieht, geht Roſza Sandor in der magyariſchen
Preſſe noch immer um.

Zum Aufenthalt des Banus in Wien.

Die hentige Audienz des Banus Baron Rauch nahm
nahezu eine Stunde in Anſpruch. Der Vortrag desſelben
erſtreckte ſich ſowohl auf die allgemeine politiſche Lage, in
Kroatien wie auf einzelne laufende Angelegenheiten. Nach
der Audienz ſtattete der Banus dem Staatsſekretär im
Miniſterium a latere Verteſſy einen Beſuch ab und
begab ſich ſodann in die Kabinettskanzlei, wonach er beim
Miniſter des Aeußern Freiherrn v. Aehrenthal vor-
ſprach. Wie verlautet, hatte Baron Rauch vor allem über
die großſerbiſche Bewegung und über deren
Uebergriffe nach Kroatien zu berichten.

In den Kreiſen der Koalition
glaubt man, daß das Ergebnis der Reiſe des Banus
Maßregelungen von Beamten, Richtern und Pro-
feſſoren im Gefolge haben werde. — Heute wurden zwei
der bekannteſten Agramer Richter vom Amte ſuſpendiert,
darunter der kroatiſche Juriſt Dr. Simon. Eine große
Anzahl von Richtern wurde in die Provinz verſetzt.
Der Profeſſor der Agramer Univerſität Doktor
Manojlovic wurde von ſeinem Poſten enthoben,
weil er das offene Schreiben an Banus Rauch mitunter-
ſchrieben habe, während Profeſſor Dr. Surmin
penſioniert wurde. Dem ſerbiſchen Organ „Srbobran“
wurde das Poſtdebit entzogen.




Telegramme.
Ernennung neuer Kardinäle.

„Corriere d’Italia“ ſtellt für die
erſte Hälfte Juni ein Konſiſtorium in Ausſicht, in dem der
Papſt neue Kardinäle ernennen wird.

Der Poſitiviſtenkongreß.

Heute wurde der internationale
Poſitiviſtenkongreß eröffnet. Der ruſſiſche Schriftſteller
Novikow, der Präſident der Londoner Poſitiviſtenvereinigung,
Swimſy und Boborykin hielten Anſprachen. Lubbock,
Levaſſeur, van der Welde, Haeckel, Lombroſo u. a. wurden
zu Ehrenpräſidenten ernannt. Novikow wurde zum Vor-
ſitzenden des Kongreſſes gewählt.

Ein blutiges Kirchweihfeſt.

In Kis-Bodajk, Komitat Moſon,
kam es geſtern beim Kirchweihfeſte zu einem Zuſammen-
ſtoß zwiſchen einer Volksmenge und
Gendarmerie,
wobei letztere feuerte. Eine Perſon
wurde erſchoſſen, mehrere Perſonen wurden verletzt.

Keuſchreckenplage in Tunis.

Der nördliche Teil von Tunis
wurde von einer bisher nicht erlebten Heuſchrecken-
plage
heimgeſucht. Der Heuſchreckenzug kam aus dem
Süden von Kairuan und bedeckte 60.000 Hektare von
Dſchebui. Er näherte ſich Tunis bis auf 30 Kilometer und
erreichte die Stadt Tebuba.

Kaiſer Wilhelm bei der k. u. k. Eskader.

Kaiſer Wilhelm ſtattete der
k. u. k. Eskader einen Beſuch ab. Unter den Salutſchüſſen
der Geſchütze begab er ſich an Bord des Schlachtſchiffes
„Erzherzog Karl“ und beſichtigte es eingehend,
worauf die Geſchützmannſchaften eine Reihe von Uebungen
ausführten, welche den vollen Beifall des Kaiſers fanden.
Konteradmiral Ziegler gab ſodann an Bord des
„Erzherzog Karl“ zu Ehren des Kaiſers ein Frühſtück.
Bei demſelben gab der Kaiſer in einem Trinkſpruche ſeiner
großen Freude Ausdruck, die Eskader beſichtigen zu
können.

Ein neuer Streitfall zwiſchen China und
Japan.

China proteſtiert offiziell
gegen die Ausdehnung der japaniſchen Verwaltung auf
das Chientao-Territorium zwiſchen Korea und China,
deſſen Zugehörigkeit zu Korea von China beſtritten wird.
Japan habe dieſe Ausdehnung ſeiner Verwaltung in
aller Stille vorgenommen und dadurch die Stellung
Marquis Itos verſtärkt, der dort drei ſtändige Vertreter
eingeſetzt hat.

Die Abreiſe Prinzeſſin Giſelas von
Konſtantinapel.

Prinzeſſin Giſela von
Bayern iſt heute mit Prinz Konrad nach Wien abgereiſt.
[Spaltenumbruch] Zur Verabſchiedung waren im Bahnhofe im Namen des
Sultans der Oberzeremonienmeiſter Galib-Paſcha, der Chef
des kaiſerlichen Militärkabinetts Marſchall Abdullah-Paſcha
und die Sekretäre des Großveziers und des Miniſters des
Aeußern, die Mitglieder der deutſchen Botſchaft und der
öſterreichiſch-ungariſche Geſchäftsträger erſchienen. Die Prin-
zeſſin dankte den Vertretern des Sultans für die erwieſenen
Ehrungen und für die Geſchenke.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 28. April.

Katholiken:
Vitalis. — Griechen (15. April): Oſterdienstag. — Sonnen-
aufgang 4 Uhr 49 Minuten morgens. — Sonnenunter-
gang 7 Uhr 7 Minuten abends. — Mondesaufgang
4 Uhr 17 Minuten morgens. — Mondesuntergang 4 Uhr
27 Minuten abends.

* Geſchichtskalender für den 28. April. 1799.

Raſtatter
Geſandtenmord. 1809. Major Schill verläßt mit ſeinem Korps
Berlin. 1853. Ludwig Tieck geſtorben. 1858. Anatom und
Phyſiolog Johannes Müller geſtorben. 1896. Hiſtoriker
H. v. Treitſchke geſtorben. 1906. Hermann v. Budde, Miniſter
der öffentlichen Arbeiten geſtorben.

* Ernennungen.

Der Kaiſer hat den Hofbau-
oberinſpektor und Leiter der Verwaltung des Hofopern-
theatergebäudes Anton Haufle zum Schloßhauptmann in
Schönbrunn und Hetzendorf und den Hofbauoberinſpektor
und Leiter des Hofgebäudedepartements Dajo Paraſic zum
Hofoberbaurat extra statum und Vorſtand dieſes Departe-
ments ernannt.

* Die Tranung Windiſchgrätz-Szapary.

In glanz-
voller Weiſe wurde geſtern im Prälatenſaale des Schotten-
ſtiftes die älteſte Tochter des Präſidenten des Herrenhauſes,
Fürſten Alfred Windiſchgrätz, Prinzeſſin Hedwig,
mit dem Legationsſekretär Grafen Ladislaus Szapary,
vom Schottenpfarrverweſer Pater Lambert getraut. Der
Zeremonie wohnten bei: Herzogin Thyla und Prinzeſſin
Olga von Cumberland, Zweiter Oberſthofmeiſter Fürſt
Montenuovo mit Gemahlin, Tochter und Sohn, Miniſter
des k. u. k. Hauſes und des Aeußern Freiherr von Aehren-
thal und Gemahlin, der großbritanniſche Botſchafter
Goſchen und Gemahlin, der franzöſiſche Botſchafter
Mr. Crozier, der amerikaniſche Botſchafter Mr. Francis,
der deutſche Militärattaché Rittmeiſter Graf Kageneck, die
deutſchen Botſchaftsſekretäre Graf zu Erbach und Prinz
Sayn-Wittgenſtein, der ruſſiſche Militärattaché Oberſt von
Martſchenko, die Gemahlin des japaniſchen
Botſchafters. Baronin Uchida, der bulgariſche
diplomatiſche Agent Sarafow, der niederländiſche Geſandte,
Prinzeſſin Thereſe Schwarzenberg, Gräfin Fünfkirchen-
Liechtenſtein, Engelbert Prinz Anersperg, Karl Fürſt
Auersperg und Gemahlin, Oberſtſilberkämmerer FML.
Auguſt Prinz zu Windiſchgrätz, Fürſtin Chriſtine Windiſch-
grätz, Gardekapitän G. d. K. Alois Prinz Eſterhazy, Fürſtin
Starhemberg, Alexandrine Prinzeſſin Windiſchgrätz, Kammer-
vorſteher Rittmeiſter Auguſt Prinz Lobkowitz, Julie Prin-
zeſſin Arenberg-Hunyady, Major Prinz Schwarzenberg,
Prinzeſſin Schwarzenberg-Hoyos, Prinz Adolf Auersperg.
Ferner waren anweſend: Graf Franz Clam-Gallas mit
Gemahlin, Landespräſident a. D. Freiherr v. Widmann,
Geſandter a. D. Graf Kuefſtein, Karl Graf Lanckoronski
und Gemahlin, Oberſtküchenmeiſter Auguſt Graf Bellegarde
und Gemahlin, Graf Schönborn, Graf und Gräfin Marenzi,
Hofrat Graf Montecuccoli, Heinrich Graf Hoyos, Rudolf Graf
Jonkheer Dr. de Weede de Beerencamp und Gemahlin, der
norwegiſche Geſandte Baron Beck-Friis, der griechiſche Ge-
ſandte Manos, der bay[r]iſche Legationsſekretär Baron
Tucher und Gemahlin, der Erſte Sektionschef Freiherr v.
Call, Miniſterpräſident a. D. Franz Graf Thun, gemein-
ſamer Finanzminiſter Freiherr v. Burian und Gemahlin,
Generaladjutant General der Kavallerie Graf Paar,
Sektionschef Ladislaus v. Müller, Sektionschef Jettel v.
Ettenach, Sektionschef a. D. Freiherr v. Niebauer, Ge-
ſandter Freiherr v. Gagern und Gemahlin, Pauline Fürſtin
Metternich-Sandor, Fürſt und Fürſtin Max Egon Fürſten-
berg, Eduard Prinz Auersperg mit Gemahlin und Tochter,
Fürſtin Valerie Windiſchgrätz, Fürſtin Wrede, Alexander
Markgraf Pallavicini und Gemahlin, Fürſt Otto Windiſch-
grätz, Gräfin Thun-Lobkowitz mit Töchtern, Fürſt und
Fürſtin Karl Paar, die Fürſten Ernſt und Robert Windiſch-
grätz, Prinzeſſin Croy, Prinz Alfred Liechtenſtein, Prinzeſſin
Fanny Liechtenſtein, Fürſt und Fürſtin Karl Windiſchgrätz,
FZM. Graf Welſersheimb mit Gemahlin und Tochter, Prin-
zeſſin Hohenlohe, Fürſt Adolf Joſef Schwarzenberg mit Tochter
Bellegarde und Gemahlin, Georg Graf Stockau, Leopold
Graf Sternberg, Graf Radetzky, Franz Graf Colloredo,
Alfons Graf Mensdorff, Dr. Hans Graf Lariſch, Eugen Graf
Czernin und Gemahlin, Vikomteſſe Fontenay, Gräfin Kiel-
mannsegg-Paar, Gräfin Dubsky-Palfiy, Gräfin Joſef Thun,
Graf Ferdinand Kinsky und Gemahlin, Gräfin Bellegarde-
Oettingen mit Töchtern, Gräfin Hans Wilczek, Gräfin
Buquoy-Cappy und Tochter, Gräfin Roman Potocki, Gräfin
Taſſilo-Feſtetits, Gräfin Weſtphalen, Graf und Gräfin Moritz
Palffy, Graf Adolf Dubsky, Freiherr v. Freudental und
Gemahlin, Freiherr v. Schlechta, Botſchaftsrat v. Muſulin,
FZM. Freiherr v. Albori, FZM. Ritter v. Kropatſchek,
GM. Graf Huyn, Geſandter Freiherr v. Biegeleben ꝛc. ꝛc.

* Päpſtliche Auszeichnung.

Papſt Pius X. hat der
Präſidentin des I. Vereines katholiſcher Lehrerinnen und
Erzieherinnen für Oeſterreich, Oberlehrerin Karoline von
Ambros, das päpſtliche Ehrenkreuz pro ecclesia et pro
pontifice
verliehen.

* Die Preiſe unſeres Kaiſers für das internationale
Preisreiten.

Aus Rom wird telegraphiſch berichtet. Geſtern
abends ſind Generalmajor Freiherr v. Kirchbach und Oberſt-
leutnant Graf Herberſtein mit dem vom Kaiſer Franz Joſef
geſpendeten Preiſe für das internationale Preisreiten hier
eingetroffen.

* Verhaftung gefährlicher Einbrecher.

Ein ver-
wegener Einbruch iſt am 20. d. im Hauſe Obere Donau-
ſtraße Nr. 61 verübt worden. Dort bewohnt die Private
Frau Cäzilia Kniner eine Wohnung im erſten Stock. Frau
Kniner iſt jetzt von Wien abweſend und die Wohnung ſteht
leer. Am 20. d. ſind nun Gauner nachts auf den zur
Wohnung gehörenden Balkon geklettert und in die Wohnung
gedrungen. Was ſie geſtohlen haben, konnte noch nicht feſt-
geſtellt werden, da Frau Kniner noch nicht nach Wien zu-
[Spaltenumbruch] rückgekehrt iſt. Die Polizei forſchte nach den verwegenen
Gaunern und am Sonntag gelang es den Hilfsarbeiter Franz
Gruber, den Bäckergehilfen Johann Springer feſtzunehmen.
Sie wurden dem Sicherheitsbureau übergeben und dieſes
ermittelte als Mitſchuldige den Gärtnergehilfen Adolf
Burian, der beim Infanterieregiment Nr. 49 diente und
erſt am 18. d. M. deſertiert iſt, ferner den Hilfsarbeiter
Johann Kaller. Zu der Bande gehören auch der Schloſſer
Johann Rukawina und der Hilfsarbeiter Joſef Stürzer, die,
wie berichtet, in der Nacht zum 22. d. M. bei einem Ein-
bruch in der Iſtrianer Weinſtube im Stadtbahnbogen Nr. 1
auf dem Sechshauſergürtel abgefaßt wurden. Das Sicher-
heitsbureau konnte ihre Täterſchaft bisher in zehn Ein-
bruchsfakten, zumeiſt in Wohnungen, Gaſthäuſern [und]
Geſchäften, nachweiſen. Der Schaden überſteigt 2000 Krenen.
Alle Gauner — bis auf Burian, der der Militärbeh[örde]
übergeben wurde — wurden dem Landesgericht eingelieſeit.
Eine zweite ſehr gefährliche Einbrecherbande iſt gleichfalls
in den letzten Tagen in den Händen der Polizei. Am 1. d.
nachts wurde nämlich die Wohnung des Fuhrmannes
Franz Heinkobler, Nordweſtbahnſtraße 73, erbrochen. Es
wurden Schmuckgegenſtände um 250 Kronen und
340 Kronen bar geſtohlen, Am Sonntag gelang es endlich,
die Gauner zu verhaften und zwar den Dachdeckergehilfen
Joſef Breuer, den Kommis Auguſt Pollermann, den Hilfs-
arbeiter Joſef Stuck, den Kommis Artur Weiner und den
beſchäftigungsloſen Anton Maſſakamphirte. Im Ganzen hat
die Polizei dieſer Bande bisher ſieben Einbrüche mit einer
Geſamtſchadenſumme von 4000 Kronen nachgewieſen.

* Ertrinkungstod des rumäniſchen Parteiführers
Radovici.

Aus Neapel, 27. April wird uns drahtlich be-
richtet: Der bekannte Führer der jetzt in Rumänien
herrſchenden liberalen Partei Dr. Jean Radovici, der ſich
mit ſeinem Bruder auf der Fahrt zwiſchen Marſeille und
Neapel befand, ſtürzte unterwegs ins Meer und ertrank.
Alle Verſuche des Kapitäns, die Leiche zu bergen, blieben
erfolglos.

* Im Monate Mai finden die Ziehungen

einer
größeren Anzahl Losgattungen ſtatt, zu welchen vom Bank-
hauſe Schelhammer & Schattera, 1. Bez., Stefansplatz 11,
zu folgenden billigſt geſtellten Prämienverſicherungs-
anmeldungen gegen Kursverluſt übernommen werden und
zwar: 25 Heller für II. Bodenloſe, 2 Kr. für ganze Ungar-
loſe, 1 Kr. für halbe Ungarloſe, 90 Heller für 4% Ung.
Hypothekenloſe, 10 Heller für Joszivloſe und 85 Heller für
I. Bodenkreditloſe.

* Die erſte Wiener Großſchlächterei-Aktiengeſell-
ſchaft

hat in den letzten Wochen neun weitere Verkaufs-
ſtände errichtet und beſitzt nunmehr 16 offene Stände in
den bevölkertſten Bezirken Wiens, in welchen ſie friſches
Fleiſch guter Qualität zu billigſten der jeweiligen Marktlage
angepaßten Preiſen zum Verkaufe bringt. Bezüglich der
Plätze der Stände verweiſen wir auf das Inſerat in
unſerem heutigen Blatte.

* Zwei Pferde ertrunken.

Zwei dem Fuhrwerker-
beſitzer Franz Wieſer, Nußdorferlände Nr. 29 wohnhaft,
gehörige Pferde gerieten heute vormittags beim Tränken
unterhalb der Kaiſer-Franz-Joſefsbrücke in die Strömung
der Donau, wurden fortgeriſſen und verſchwanden in den
Wellen.

* Unfall.

Der Kutſcher Karl Sonaer, in Atzgersdorf
bei Schembar und Söhne bedienſtet, ſtürzte heute nach-
mittags infolge Unwohlſeins bei der Rennweger Kaſerne
vom Wagen, wurde von den Pferden getreten und erlitt
außer mehrfachen rechtsſeitigen Rippenbrüchen Wunden im
Geſicht und am Schädel. Die Rettungsgeſellſchaft brachte
ihn ins Wiedener Krankenhaus.

* Breite Laufteppiche für 65 Kreuzer.

Das
Teppichhaus Orendi, Wien, 1., Lugeck 2, verkauft dieſe
Woche 90 Zentimeter breite ſchön deſſinierté Laufteppiche
für nur 65 Kreuzer per Meter.

* Luft, Sonnen- und Waſſerheilanſtalt Wälliſchhof

in herrlicher, ſtaubfreier Lage, nächſt Mödling bei Wien.
Beſte Kurerfolge, tägliche Koſten inkluſive Verpflegung,
Maſſage, Gymnaſtik, elektriſche Bäder, ſonſtige Heilmittel
und ärztliches Honorar 10 Kronen 50 Heller, Wohnung
2 Kronen bis 12 Kronen. Man verlange Proſpekt. Keine
Nebenſpeſen.

* Erſter oberſteiriſcher Fremdenverkehrstag.

Sonntag den 3. Mai um 2 Uhr nachmittags wird im
großen Saale des Hotel Gärner in Leoben ein ober-
ſteiriſcher Fremdenverkehrstag abgehalten.

* Ein köſtliches Zollſtücklein

wird der „N. Z.“ aus
Eger gemeldet: Dieſer Tage kam eine Bauersfrau aus
dem benachbarten Bayern nach Eger, um hier eine Wecker-
uhr zu kaufen. Bei dem Uhrmacher feilſchte die Frau derart,
daß dieſer ſich zu rächen beſchloß. Scheinbar nebenher
fragte er die Frau über ihre Heimat und die Abfahrt des
Zuges und übergab ihr dann den Wecker, den die Frau in
umſtändlichſter Weiſe zwiſchen ihren halben Dutzend Röcken
verſchwinden ließ und dann zum Bahnhof eilte. Wie alle
ihre Mitreiſenden mußte auch die Bauersfrau an dem
langen Zolltiſch vorüber. „Nichts Verzollbares?“ fragte der
Beamte. „Na!“ war die prompte Antwort der Bäuerin.
Im gleichen Augenblicke ertönte unter den Röcken der er-
ſchrockenen Frau das laute „Krrr“ des Weckers, deſſen Weck-
zeiger der Uhrmacher auf einige Minuten vor Abgang des
Zuges geſtellt hatte. Der Wecker wurde ein ſehr teures
Stück.

* Unregelmäßigkeiten bei einem Bezirksgericht.

Aus Eger wird uns geſchrieben: Vor einiger Zeit wurden
beim Bezirksgericht Wildſtein Unregelmäßigkeiten ent-
deckt, weshalb in den letzten Tagen eine neuerliche Unter-
ſuchung eingeleitet wurde. Der Grundbuchsführer Uebner,
der an den Unregelmäßigkeiten keine Schuld tragen ſoll,
nahm ſich die Sache ſo zu Herzen, daß er ſeinem Leben
durch einen Revolverſchuß ein Ende machte.

* Profeſſor Wolfsgruber als Jubilar.

Wie wir
erfahren, begeht der Profeſſor der Kirchengeſchichte an der
Wiener Univerſität und derzeitige Dekan der Wiener
theologiſchen Fakultät Dr. Cöleſtin Wolfsgruber in
den nächſten Tagen ſeinen 60. Geburtstag. Dem allſeits
verehrten akademiſchen Lehrer werden aus dieſem Anlaß
zahlreiche Sympathiekundgebungen zugehen.

* Hundertjähriges Jubiläum von Marienbad.

Aus Marienbad wird uns geſchrieben: Geſtern fand
hier eine Verſammlung ſtatt, an der die Gemeindeausſchuß-
mitglieder, ſowie ſämtliche Vereine der Stadt und die her-

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[4/0004] Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117 Im lauten Chor ſingen die öſterreichiſchen Blätter ihr Schmählieder auf Ungarn. Die öſterreichiſche Toll- künheit und Perfidie charakteriſierend, führen wir hier eine Stelle aus dem Blatt der Chriſtlich- ſozialen an. Dieſe Zeitung, die ihre Bildung aus dem Wörterbuch Luegers bezieht, ſagt in ihrer letzten Nummer in bezug auf die Tatſache, daß Aehrenthal und Schönaich ſich ſteif an ihr Verſprechen in den Delegationen halten, folgendes: „Daß die Delegationen im Mai zuſammentreten, iſt ſo ſicher, daß Ungarn dies nur durch einen Staatsſtreich verhindern könnte. Das wäre aber eine derart gewagte Sache, daß dazu der Löwenmut des mit dem Großkreuz des Leopolds- ordens gezierten Geheimrat Koſſuth kaum ausreichen wurde.“ Dieſe ſelbſtbewußte Vermeſſenheit, dieſer rohe Ton(!) charakteriſiert die ganze öſterreichiſche Preßkampagne. Es wäre lächerlich, dagegen zu polemiſieren. Damit würden wir Koſſuth beleidigen. Koſſuth hat weder das Miniſterportefenille noch die Geheimratswürde oder den Leopoldsorden geſucht. Was er getan, das gebot ihm das Intereſſe der Nation. Ebenſo Andraſſy und Apponyi. Sollte ſich der Würfel wenden, ſo verzichtet jeder von ihnen gerne und leichten Herzens auf ſeine Würde. Jenes Offi- zierskorps, das derart unſer erklärter Feind iſt, daß ſelbſt der letzte milchmäulige Junge von einem Leutnant uns als „Hundsungar“ (vgl. das „Kutjanemet“) tituliert, uns ſeine Herren und Brotgeber! Dieſes Offizierskorps erwartet umſonſt eine Gagenerhöhung von uns, ſolange wir keine Garantien dafür erhalten, daß ſich auch ſein Geiſt ändere. Wenn der Kaiſer die Gagenerhöhung ſo ſehr am Herzen trägt, ſo lohne er die Opferwilligkeit Ungarns mit Rechten über dieſe Armee. So lange wir kein Recht haben, den uns „Hundsungar“ zurufenden Geſellen das Genick um zu drehen, erwarte man von uns keine Opferwilligkeit. Wie man ſieht, geht Roſza Sandor in der magyariſchen Preſſe noch immer um. Zum Aufenthalt des Banus in Wien. Die hentige Audienz des Banus Baron Rauch nahm nahezu eine Stunde in Anſpruch. Der Vortrag desſelben erſtreckte ſich ſowohl auf die allgemeine politiſche Lage, in Kroatien wie auf einzelne laufende Angelegenheiten. Nach der Audienz ſtattete der Banus dem Staatsſekretär im Miniſterium a latere Verteſſy einen Beſuch ab und begab ſich ſodann in die Kabinettskanzlei, wonach er beim Miniſter des Aeußern Freiherrn v. Aehrenthal vor- ſprach. Wie verlautet, hatte Baron Rauch vor allem über die großſerbiſche Bewegung und über deren Uebergriffe nach Kroatien zu berichten. Agram, 27. April. In den Kreiſen der Koalition glaubt man, daß das Ergebnis der Reiſe des Banus Maßregelungen von Beamten, Richtern und Pro- feſſoren im Gefolge haben werde. — Heute wurden zwei der bekannteſten Agramer Richter vom Amte ſuſpendiert, darunter der kroatiſche Juriſt Dr. Simon. Eine große Anzahl von Richtern wurde in die Provinz verſetzt. Der Profeſſor der Agramer Univerſität Doktor Manojlovic wurde von ſeinem Poſten enthoben, weil er das offene Schreiben an Banus Rauch mitunter- ſchrieben habe, während Profeſſor Dr. Surmin penſioniert wurde. Dem ſerbiſchen Organ „Srbobran“ wurde das Poſtdebit entzogen. Telegramme. Ernennung neuer Kardinäle. Rom, 27. April. „Corriere d’Italia“ ſtellt für die erſte Hälfte Juni ein Konſiſtorium in Ausſicht, in dem der Papſt neue Kardinäle ernennen wird. Der Poſitiviſtenkongreß. Neapel, 27. April. Heute wurde der internationale Poſitiviſtenkongreß eröffnet. Der ruſſiſche Schriftſteller Novikow, der Präſident der Londoner Poſitiviſtenvereinigung, Swimſy und Boborykin hielten Anſprachen. Lubbock, Levaſſeur, van der Welde, Haeckel, Lombroſo u. a. wurden zu Ehrenpräſidenten ernannt. Novikow wurde zum Vor- ſitzenden des Kongreſſes gewählt. Ein blutiges Kirchweihfeſt. Ofen-Peſt, 27. April. In Kis-Bodajk, Komitat Moſon, kam es geſtern beim Kirchweihfeſte zu einem Zuſammen- ſtoß zwiſchen einer Volksmenge und Gendarmerie, wobei letztere feuerte. Eine Perſon wurde erſchoſſen, mehrere Perſonen wurden verletzt. Keuſchreckenplage in Tunis. Tunis, 27. April. Der nördliche Teil von Tunis wurde von einer bisher nicht erlebten Heuſchrecken- plage heimgeſucht. Der Heuſchreckenzug kam aus dem Süden von Kairuan und bedeckte 60.000 Hektare von Dſchebui. Er näherte ſich Tunis bis auf 30 Kilometer und erreichte die Stadt Tebuba. Kaiſer Wilhelm bei der k. u. k. Eskader. Korfu, 27. April. Kaiſer Wilhelm ſtattete der k. u. k. Eskader einen Beſuch ab. Unter den Salutſchüſſen der Geſchütze begab er ſich an Bord des Schlachtſchiffes „Erzherzog Karl“ und beſichtigte es eingehend, worauf die Geſchützmannſchaften eine Reihe von Uebungen ausführten, welche den vollen Beifall des Kaiſers fanden. Konteradmiral Ziegler gab ſodann an Bord des „Erzherzog Karl“ zu Ehren des Kaiſers ein Frühſtück. Bei demſelben gab der Kaiſer in einem Trinkſpruche ſeiner großen Freude Ausdruck, die Eskader beſichtigen zu können. Ein neuer Streitfall zwiſchen China und Japan. Peking, 27. April. China proteſtiert offiziell gegen die Ausdehnung der japaniſchen Verwaltung auf das Chientao-Territorium zwiſchen Korea und China, deſſen Zugehörigkeit zu Korea von China beſtritten wird. Japan habe dieſe Ausdehnung ſeiner Verwaltung in aller Stille vorgenommen und dadurch die Stellung Marquis Itos verſtärkt, der dort drei ſtändige Vertreter eingeſetzt hat. Die Abreiſe Prinzeſſin Giſelas von Konſtantinapel. Konſtantinopel, 27. April. Prinzeſſin Giſela von Bayern iſt heute mit Prinz Konrad nach Wien abgereiſt. Zur Verabſchiedung waren im Bahnhofe im Namen des Sultans der Oberzeremonienmeiſter Galib-Paſcha, der Chef des kaiſerlichen Militärkabinetts Marſchall Abdullah-Paſcha und die Sekretäre des Großveziers und des Miniſters des Aeußern, die Mitglieder der deutſchen Botſchaft und der öſterreichiſch-ungariſche Geſchäftsträger erſchienen. Die Prin- zeſſin dankte den Vertretern des Sultans für die erwieſenen Ehrungen und für die Geſchenke. Tagesbericht. Wien, 27. April. * Kalender für Dienstag den 28. April. Katholiken: Vitalis. — Griechen (15. April): Oſterdienstag. — Sonnen- aufgang 4 Uhr 49 Minuten morgens. — Sonnenunter- gang 7 Uhr 7 Minuten abends. — Mondesaufgang 4 Uhr 17 Minuten morgens. — Mondesuntergang 4 Uhr 27 Minuten abends. * Geſchichtskalender für den 28. April. 1799. Raſtatter Geſandtenmord. 1809. Major Schill verläßt mit ſeinem Korps Berlin. 1853. Ludwig Tieck geſtorben. 1858. Anatom und Phyſiolog Johannes Müller geſtorben. 1896. Hiſtoriker H. v. Treitſchke geſtorben. 1906. Hermann v. Budde, Miniſter der öffentlichen Arbeiten geſtorben. * Ernennungen. Der Kaiſer hat den Hofbau- oberinſpektor und Leiter der Verwaltung des Hofopern- theatergebäudes Anton Haufle zum Schloßhauptmann in Schönbrunn und Hetzendorf und den Hofbauoberinſpektor und Leiter des Hofgebäudedepartements Dajo Paraſic zum Hofoberbaurat extra statum und Vorſtand dieſes Departe- ments ernannt. * Die Tranung Windiſchgrätz-Szapary. In glanz- voller Weiſe wurde geſtern im Prälatenſaale des Schotten- ſtiftes die älteſte Tochter des Präſidenten des Herrenhauſes, Fürſten Alfred Windiſchgrätz, Prinzeſſin Hedwig, mit dem Legationsſekretär Grafen Ladislaus Szapary, vom Schottenpfarrverweſer Pater Lambert getraut. Der Zeremonie wohnten bei: Herzogin Thyla und Prinzeſſin Olga von Cumberland, Zweiter Oberſthofmeiſter Fürſt Montenuovo mit Gemahlin, Tochter und Sohn, Miniſter des k. u. k. Hauſes und des Aeußern Freiherr von Aehren- thal und Gemahlin, der großbritanniſche Botſchafter Goſchen und Gemahlin, der franzöſiſche Botſchafter Mr. Crozier, der amerikaniſche Botſchafter Mr. Francis, der deutſche Militärattaché Rittmeiſter Graf Kageneck, die deutſchen Botſchaftsſekretäre Graf zu Erbach und Prinz Sayn-Wittgenſtein, der ruſſiſche Militärattaché Oberſt von Martſchenko, die Gemahlin des japaniſchen Botſchafters. Baronin Uchida, der bulgariſche diplomatiſche Agent Sarafow, der niederländiſche Geſandte, Prinzeſſin Thereſe Schwarzenberg, Gräfin Fünfkirchen- Liechtenſtein, Engelbert Prinz Anersperg, Karl Fürſt Auersperg und Gemahlin, Oberſtſilberkämmerer FML. Auguſt Prinz zu Windiſchgrätz, Fürſtin Chriſtine Windiſch- grätz, Gardekapitän G. d. K. Alois Prinz Eſterhazy, Fürſtin Starhemberg, Alexandrine Prinzeſſin Windiſchgrätz, Kammer- vorſteher Rittmeiſter Auguſt Prinz Lobkowitz, Julie Prin- zeſſin Arenberg-Hunyady, Major Prinz Schwarzenberg, Prinzeſſin Schwarzenberg-Hoyos, Prinz Adolf Auersperg. Ferner waren anweſend: Graf Franz Clam-Gallas mit Gemahlin, Landespräſident a. D. Freiherr v. Widmann, Geſandter a. D. Graf Kuefſtein, Karl Graf Lanckoronski und Gemahlin, Oberſtküchenmeiſter Auguſt Graf Bellegarde und Gemahlin, Graf Schönborn, Graf und Gräfin Marenzi, Hofrat Graf Montecuccoli, Heinrich Graf Hoyos, Rudolf Graf Jonkheer Dr. de Weede de Beerencamp und Gemahlin, der norwegiſche Geſandte Baron Beck-Friis, der griechiſche Ge- ſandte Manos, der bayriſche Legationsſekretär Baron Tucher und Gemahlin, der Erſte Sektionschef Freiherr v. Call, Miniſterpräſident a. D. Franz Graf Thun, gemein- ſamer Finanzminiſter Freiherr v. Burian und Gemahlin, Generaladjutant General der Kavallerie Graf Paar, Sektionschef Ladislaus v. Müller, Sektionschef Jettel v. Ettenach, Sektionschef a. D. Freiherr v. Niebauer, Ge- ſandter Freiherr v. Gagern und Gemahlin, Pauline Fürſtin Metternich-Sandor, Fürſt und Fürſtin Max Egon Fürſten- berg, Eduard Prinz Auersperg mit Gemahlin und Tochter, Fürſtin Valerie Windiſchgrätz, Fürſtin Wrede, Alexander Markgraf Pallavicini und Gemahlin, Fürſt Otto Windiſch- grätz, Gräfin Thun-Lobkowitz mit Töchtern, Fürſt und Fürſtin Karl Paar, die Fürſten Ernſt und Robert Windiſch- grätz, Prinzeſſin Croy, Prinz Alfred Liechtenſtein, Prinzeſſin Fanny Liechtenſtein, Fürſt und Fürſtin Karl Windiſchgrätz, FZM. Graf Welſersheimb mit Gemahlin und Tochter, Prin- zeſſin Hohenlohe, Fürſt Adolf Joſef Schwarzenberg mit Tochter Bellegarde und Gemahlin, Georg Graf Stockau, Leopold Graf Sternberg, Graf Radetzky, Franz Graf Colloredo, Alfons Graf Mensdorff, Dr. Hans Graf Lariſch, Eugen Graf Czernin und Gemahlin, Vikomteſſe Fontenay, Gräfin Kiel- mannsegg-Paar, Gräfin Dubsky-Palfiy, Gräfin Joſef Thun, Graf Ferdinand Kinsky und Gemahlin, Gräfin Bellegarde- Oettingen mit Töchtern, Gräfin Hans Wilczek, Gräfin Buquoy-Cappy und Tochter, Gräfin Roman Potocki, Gräfin Taſſilo-Feſtetits, Gräfin Weſtphalen, Graf und Gräfin Moritz Palffy, Graf Adolf Dubsky, Freiherr v. Freudental und Gemahlin, Freiherr v. Schlechta, Botſchaftsrat v. Muſulin, FZM. Freiherr v. Albori, FZM. Ritter v. Kropatſchek, GM. Graf Huyn, Geſandter Freiherr v. Biegeleben ꝛc. ꝛc. * Päpſtliche Auszeichnung. Papſt Pius X. hat der Präſidentin des I. Vereines katholiſcher Lehrerinnen und Erzieherinnen für Oeſterreich, Oberlehrerin Karoline von Ambros, das päpſtliche Ehrenkreuz pro ecclesia et pro pontifice verliehen. * Die Preiſe unſeres Kaiſers für das internationale Preisreiten. Aus Rom wird telegraphiſch berichtet. Geſtern abends ſind Generalmajor Freiherr v. Kirchbach und Oberſt- leutnant Graf Herberſtein mit dem vom Kaiſer Franz Joſef geſpendeten Preiſe für das internationale Preisreiten hier eingetroffen. * Verhaftung gefährlicher Einbrecher. Ein ver- wegener Einbruch iſt am 20. d. im Hauſe Obere Donau- ſtraße Nr. 61 verübt worden. Dort bewohnt die Private Frau Cäzilia Kniner eine Wohnung im erſten Stock. Frau Kniner iſt jetzt von Wien abweſend und die Wohnung ſteht leer. Am 20. d. ſind nun Gauner nachts auf den zur Wohnung gehörenden Balkon geklettert und in die Wohnung gedrungen. Was ſie geſtohlen haben, konnte noch nicht feſt- geſtellt werden, da Frau Kniner noch nicht nach Wien zu- rückgekehrt iſt. Die Polizei forſchte nach den verwegenen Gaunern und am Sonntag gelang es den Hilfsarbeiter Franz Gruber, den Bäckergehilfen Johann Springer feſtzunehmen. Sie wurden dem Sicherheitsbureau übergeben und dieſes ermittelte als Mitſchuldige den Gärtnergehilfen Adolf Burian, der beim Infanterieregiment Nr. 49 diente und erſt am 18. d. M. deſertiert iſt, ferner den Hilfsarbeiter Johann Kaller. Zu der Bande gehören auch der Schloſſer Johann Rukawina und der Hilfsarbeiter Joſef Stürzer, die, wie berichtet, in der Nacht zum 22. d. M. bei einem Ein- bruch in der Iſtrianer Weinſtube im Stadtbahnbogen Nr. 1 auf dem Sechshauſergürtel abgefaßt wurden. Das Sicher- heitsbureau konnte ihre Täterſchaft bisher in zehn Ein- bruchsfakten, zumeiſt in Wohnungen, Gaſthäuſern und Geſchäften, nachweiſen. Der Schaden überſteigt 2000 Krenen. Alle Gauner — bis auf Burian, der der Militärbehörde übergeben wurde — wurden dem Landesgericht eingelieſeit. Eine zweite ſehr gefährliche Einbrecherbande iſt gleichfalls in den letzten Tagen in den Händen der Polizei. Am 1. d. nachts wurde nämlich die Wohnung des Fuhrmannes Franz Heinkobler, Nordweſtbahnſtraße 73, erbrochen. Es wurden Schmuckgegenſtände um 250 Kronen und 340 Kronen bar geſtohlen, Am Sonntag gelang es endlich, die Gauner zu verhaften und zwar den Dachdeckergehilfen Joſef Breuer, den Kommis Auguſt Pollermann, den Hilfs- arbeiter Joſef Stuck, den Kommis Artur Weiner und den beſchäftigungsloſen Anton Maſſakamphirte. Im Ganzen hat die Polizei dieſer Bande bisher ſieben Einbrüche mit einer Geſamtſchadenſumme von 4000 Kronen nachgewieſen. * Ertrinkungstod des rumäniſchen Parteiführers Radovici. Aus Neapel, 27. April wird uns drahtlich be- richtet: Der bekannte Führer der jetzt in Rumänien herrſchenden liberalen Partei Dr. Jean Radovici, der ſich mit ſeinem Bruder auf der Fahrt zwiſchen Marſeille und Neapel befand, ſtürzte unterwegs ins Meer und ertrank. Alle Verſuche des Kapitäns, die Leiche zu bergen, blieben erfolglos. * Im Monate Mai finden die Ziehungen einer größeren Anzahl Losgattungen ſtatt, zu welchen vom Bank- hauſe Schelhammer & Schattera, 1. Bez., Stefansplatz 11, zu folgenden billigſt geſtellten Prämienverſicherungs- anmeldungen gegen Kursverluſt übernommen werden und zwar: 25 Heller für II. Bodenloſe, 2 Kr. für ganze Ungar- loſe, 1 Kr. für halbe Ungarloſe, 90 Heller für 4% Ung. Hypothekenloſe, 10 Heller für Joszivloſe und 85 Heller für I. Bodenkreditloſe. * Die erſte Wiener Großſchlächterei-Aktiengeſell- ſchaft hat in den letzten Wochen neun weitere Verkaufs- ſtände errichtet und beſitzt nunmehr 16 offene Stände in den bevölkertſten Bezirken Wiens, in welchen ſie friſches Fleiſch guter Qualität zu billigſten der jeweiligen Marktlage angepaßten Preiſen zum Verkaufe bringt. Bezüglich der Plätze der Stände verweiſen wir auf das Inſerat in unſerem heutigen Blatte. * Zwei Pferde ertrunken. Zwei dem Fuhrwerker- beſitzer Franz Wieſer, Nußdorferlände Nr. 29 wohnhaft, gehörige Pferde gerieten heute vormittags beim Tränken unterhalb der Kaiſer-Franz-Joſefsbrücke in die Strömung der Donau, wurden fortgeriſſen und verſchwanden in den Wellen. * Unfall. Der Kutſcher Karl Sonaer, in Atzgersdorf bei Schembar und Söhne bedienſtet, ſtürzte heute nach- mittags infolge Unwohlſeins bei der Rennweger Kaſerne vom Wagen, wurde von den Pferden getreten und erlitt außer mehrfachen rechtsſeitigen Rippenbrüchen Wunden im Geſicht und am Schädel. Die Rettungsgeſellſchaft brachte ihn ins Wiedener Krankenhaus. * Breite Laufteppiche für 65 Kreuzer. Das Teppichhaus Orendi, Wien, 1., Lugeck 2, verkauft dieſe Woche 90 Zentimeter breite ſchön deſſinierté Laufteppiche für nur 65 Kreuzer per Meter. * Luft, Sonnen- und Waſſerheilanſtalt Wälliſchhof in herrlicher, ſtaubfreier Lage, nächſt Mödling bei Wien. Beſte Kurerfolge, tägliche Koſten inkluſive Verpflegung, Maſſage, Gymnaſtik, elektriſche Bäder, ſonſtige Heilmittel und ärztliches Honorar 10 Kronen 50 Heller, Wohnung 2 Kronen bis 12 Kronen. Man verlange Proſpekt. Keine Nebenſpeſen. * Erſter oberſteiriſcher Fremdenverkehrstag. Sonntag den 3. Mai um 2 Uhr nachmittags wird im großen Saale des Hotel Gärner in Leoben ein ober- ſteiriſcher Fremdenverkehrstag abgehalten. * Ein köſtliches Zollſtücklein wird der „N. Z.“ aus Eger gemeldet: Dieſer Tage kam eine Bauersfrau aus dem benachbarten Bayern nach Eger, um hier eine Wecker- uhr zu kaufen. Bei dem Uhrmacher feilſchte die Frau derart, daß dieſer ſich zu rächen beſchloß. Scheinbar nebenher fragte er die Frau über ihre Heimat und die Abfahrt des Zuges und übergab ihr dann den Wecker, den die Frau in umſtändlichſter Weiſe zwiſchen ihren halben Dutzend Röcken verſchwinden ließ und dann zum Bahnhof eilte. Wie alle ihre Mitreiſenden mußte auch die Bauersfrau an dem langen Zolltiſch vorüber. „Nichts Verzollbares?“ fragte der Beamte. „Na!“ war die prompte Antwort der Bäuerin. Im gleichen Augenblicke ertönte unter den Röcken der er- ſchrockenen Frau das laute „Krrr“ des Weckers, deſſen Weck- zeiger der Uhrmacher auf einige Minuten vor Abgang des Zuges geſtellt hatte. Der Wecker wurde ein ſehr teures Stück. * Unregelmäßigkeiten bei einem Bezirksgericht. Aus Eger wird uns geſchrieben: Vor einiger Zeit wurden beim Bezirksgericht Wildſtein Unregelmäßigkeiten ent- deckt, weshalb in den letzten Tagen eine neuerliche Unter- ſuchung eingeleitet wurde. Der Grundbuchsführer Uebner, der an den Unregelmäßigkeiten keine Schuld tragen ſoll, nahm ſich die Sache ſo zu Herzen, daß er ſeinem Leben durch einen Revolverſchuß ein Ende machte. * Profeſſor Wolfsgruber als Jubilar. Wie wir erfahren, begeht der Profeſſor der Kirchengeſchichte an der Wiener Univerſität und derzeitige Dekan der Wiener theologiſchen Fakultät Dr. Cöleſtin Wolfsgruber in den nächſten Tagen ſeinen 60. Geburtstag. Dem allſeits verehrten akademiſchen Lehrer werden aus dieſem Anlaß zahlreiche Sympathiekundgebungen zugehen. * Hundertjähriges Jubiläum von Marienbad. Aus Marienbad wird uns geſchrieben: Geſtern fand hier eine Verſammlung ſtatt, an der die Gemeindeausſchuß- mitglieder, ſowie ſämtliche Vereine der Stadt und die her-

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost117_1908/4>, abgerufen am 23.11.2024.