Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908.Wien, Dienstag Reichspost 28. April 1908 117 [Spaltenumbruch] sei ein außerordentlich wichtiger Faktor des Familienlebens, ja geradezu seine Vorbedingung. Das Wort "gemüt- lich", von dem man nicht mit Unrecht be- haupte, daß es ein durchaus eigenartiger Besitz der deutschen Sprache sei, kennzeichne eine ganze Summe von Eigenschaften. Die Vorbedingung für eine Entfaltung dieser an weifellos, daß die Wohnung entsprechend groß sei. Muß sich eine Familie mit 2, ja eventuell nur mit einem Raume be- günstigen, so kann von einem gemütlichen Wohnen umsoweniger die Rede sein, wenn die Behausung noch öfter gewechselt werden muß. Wir kommen mit dieser Erörterung zu dem Drehpunkt der ganzen Wohnungsfrage, zum Kredit- problem. Diesem vor allem muß die größte Aufmerksam- keit gewidmet werden, denn seine, wenn auch nur teilweise Lösung wäre der gewaltigste Fortschritt auf diesem Gebiete. Eine sehr wichtige Spezialfrage bildet die Werkstätten- not. Ich habe den Bau von Werkstättenkasernen in Aussicht genommen. Eine weitere Aufgabe wird vor allem die statistische Erhebung und Erkundung der bestehenden Miß- stände sein. Maßnahmen werden erwogen werden müssen, wie die gemeinnützige Bautätigkeit zu organisieren und die Ge- staltung des Wohnungsmarktes zu beeinflussen sei. Sehr wichtig sei auch die Frage der Errichtung von Ledigen- heime für unverheiratete Arbeiter, sowie von Arbeiter- wohnungen in der Nähe von Fabrikshäusern. Die Beeinflussungen der Bauordnungen, die Aufstellung einer Musterbauordnung, eventuell die Einführung der Wohnungs- inspektion in geeigneter Form alles das sind wichtige Probleme. Diese kurze Erörterung zeigt, daß dem neuen Ministerium durch die Aufnahme der Wohnungsfürsorge in seinem Wirkungskreis eine außerordentlich große Zahl von wichtigen und schwierigen Problemen erstanden ist. Es wird mein besonderes Bemühen sein, ein rasches Fort- schreiten der bereits in Angriff genommenen Arbeiten auf diesem Gebiete zu ermöglichen nach dem Grundsatze: Daß zweimal gibt, wer rasch gibt. Der Minister verspricht schließ- lich, die Bestrebungen des Vereines wärmstens zu fördern. (Lebhafter Beifall.) Hierauf erstatteten der Obmann Hofrat Dr. Maresch Das Regierungsjubiläum des Kaisers. Die Teilnahme des Kaisers an den Festlichkeiten. Die heutige "Wiener Abendpost" meldet: Zu wieder- Das Tiroler Kaiserjubiläumsschützenfest. Aus Bozen wird uns vom 27. d. telegraphiert: Um 3/410 Uhr vormittags verkündeten Fanfaren vom Stürmische Hochrufe folgten und die Militärkapelle Um 2 Uhr nachmittags setzte sich der Schützenfestzug in [Spaltenumbruch] Ein Vitriolattentat auf der Straße. Der Eskonteur Eduard Kleemann, Ottakring, Hasner- Theater, Kunst, Musik. Im Deutschen Volkstheater beginnt morgen Die ersten öffentlichen Vorstellungen der Schauspiel- Gemeindezeitung. Wahlen im Gemeinderate. Bei den in der Gemeinderats- Konstituierung der Bezirksvertretungen. Im Schulwesen. Studentenunruhen an der Wiener Technik. Kundgebungen gegen Prof. Engländer. Die Wiener technische Hochschule war heute vormittags Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117 [Spaltenumbruch] ſei ein außerordentlich wichtiger Faktor des Familienlebens, ja geradezu ſeine Vorbedingung. Das Wort „gemüt- lich“, von dem man nicht mit Unrecht be- haupte, daß es ein durchaus eigenartiger Beſitz der deutſchen Sprache ſei, kennzeichne eine ganze Summe von Eigenſchaften. Die Vorbedingung für eine Entfaltung dieſer an weifellos, daß die Wohnung entſprechend groß ſei. Muß ſich eine Familie mit 2, ja eventuell nur mit einem Raume be- günſtigen, ſo kann von einem gemütlichen Wohnen umſoweniger die Rede ſein, wenn die Behauſung noch öfter gewechſelt werden muß. Wir kommen mit dieſer Erörterung zu dem Drehpunkt der ganzen Wohnungsfrage, zum Kredit- problem. Dieſem vor allem muß die größte Aufmerkſam- keit gewidmet werden, denn ſeine, wenn auch nur teilweiſe Löſung wäre der gewaltigſte Fortſchritt auf dieſem Gebiete. Eine ſehr wichtige Spezialfrage bildet die Werkſtätten- not. Ich habe den Bau von Werkſtättenkaſernen in Ausſicht genommen. Eine weitere Aufgabe wird vor allem die ſtatiſtiſche Erhebung und Erkundung der beſtehenden Miß- ſtände ſein. Maßnahmen werden erwogen werden müſſen, wie die gemeinnützige Bautätigkeit zu organiſieren und die Ge- ſtaltung des Wohnungsmarktes zu beeinfluſſen ſei. Sehr wichtig ſei auch die Frage der Errichtung von Ledigen- heime für unverheiratete Arbeiter, ſowie von Arbeiter- wohnungen in der Nähe von Fabrikshäuſern. Die Beeinfluſſungen der Bauordnungen, die Aufſtellung einer Muſterbauordnung, eventuell die Einführung der Wohnungs- inſpektion in geeigneter Form alles das ſind wichtige Probleme. Dieſe kurze Erörterung zeigt, daß dem neuen Miniſterium durch die Aufnahme der Wohnungsfürſorge in ſeinem Wirkungskreis eine außerordentlich große Zahl von wichtigen und ſchwierigen Problemen erſtanden iſt. Es wird mein beſonderes Bemühen ſein, ein raſches Fort- ſchreiten der bereits in Angriff genommenen Arbeiten auf dieſem Gebiete zu ermöglichen nach dem Grundſatze: Daß zweimal gibt, wer raſch gibt. Der Miniſter verſpricht ſchließ- lich, die Beſtrebungen des Vereines wärmſtens zu fördern. (Lebhafter Beifall.) Hierauf erſtatteten der Obmann Hofrat Dr. Mareſch Das Regierungsjubiläum des Kaiſers. Die Teilnahme des Kaiſers an den Feſtlichkeiten. Die heutige „Wiener Abendpoſt“ meldet: Zu wieder- Das Tiroler Kaiſerjubiläumsſchützenfeſt. Aus Bozen wird uns vom 27. d. telegraphiert: Um ¾10 Uhr vormittags verkündeten Fanfaren vom Stürmiſche Hochrufe folgten und die Militärkapelle Um 2 Uhr nachmittags ſetzte ſich der Schützenfeſtzug in [Spaltenumbruch] Ein Vitriolattentat auf der Straße. Der Eskonteur Eduard Kleemann, Ottakring, Haſner- Theater, Kunſt, Muſik. Im Deutſchen Volkstheater beginnt morgen Die erſten öffentlichen Vorſtellungen der Schauſpiel- Gemeindezeitung. Wahlen im Gemeinderate. Bei den in der Gemeinderats- Konſtituierung der Bezirksvertretungen. Im Schulweſen. Studentenunruhen an der Wiener Technik. Kundgebungen gegen Prof. Engländer. Die Wiener techniſche Hochſchule war heute vormittags <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0006" n="6"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Wien, Dienstag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 28. April 1908 117</hi></fw><lb/><cb/> ſei ein außerordentlich wichtiger Faktor des Familienlebens,<lb/> ja geradezu ſeine Vorbedingung. Das Wort „gemüt-<lb/> lich“, von dem man nicht mit Unrecht be-<lb/> haupte, daß es ein durchaus eigenartiger Beſitz<lb/> der deutſchen Sprache ſei, kennzeichne eine ganze Summe von<lb/> Eigenſchaften. Die Vorbedingung für eine Entfaltung dieſer<lb/> an weifellos, daß die Wohnung entſprechend groß ſei. Muß<lb/> ſich eine Familie mit 2, ja eventuell nur mit einem Raume be-<lb/> günſtigen, ſo kann von einem gemütlichen Wohnen umſoweniger<lb/> die Rede ſein, wenn die Behauſung noch öfter gewechſelt<lb/> werden muß. Wir kommen mit dieſer Erörterung zu dem<lb/> Drehpunkt der ganzen Wohnungsfrage, zum <hi rendition="#g">Kredit-<lb/> problem.</hi> Dieſem vor allem muß die größte Aufmerkſam-<lb/> keit gewidmet werden, denn ſeine, wenn auch nur teilweiſe<lb/> Löſung wäre der gewaltigſte Fortſchritt auf dieſem Gebiete.<lb/> Eine ſehr wichtige Spezialfrage bildet die <hi rendition="#g">Werkſtätten-<lb/> not.</hi> Ich habe den Bau von Werkſtättenkaſernen in Ausſicht<lb/> genommen. Eine weitere Aufgabe wird vor allem<lb/> die ſtatiſtiſche Erhebung und Erkundung der beſtehenden Miß-<lb/> ſtände ſein. Maßnahmen werden erwogen werden müſſen, wie<lb/> die gemeinnützige Bautätigkeit zu organiſieren und die Ge-<lb/> ſtaltung des Wohnungsmarktes zu beeinfluſſen ſei. Sehr<lb/> wichtig ſei auch die Frage der <hi rendition="#g">Errichtung</hi> von <hi rendition="#g">Ledigen-<lb/> heime</hi> für unverheiratete Arbeiter, ſowie von <hi rendition="#g">Arbeiter-<lb/> wohnungen</hi> in der Nähe von Fabrikshäuſern. Die<lb/> Beeinfluſſungen der Bauordnungen, die Aufſtellung einer<lb/> Muſterbauordnung, eventuell die Einführung der Wohnungs-<lb/> inſpektion in geeigneter Form alles das ſind wichtige Probleme.<lb/> Dieſe kurze Erörterung zeigt, daß dem neuen Miniſterium<lb/> durch die Aufnahme der Wohnungsfürſorge in<lb/> ſeinem Wirkungskreis eine außerordentlich große Zahl von<lb/> wichtigen und ſchwierigen Problemen erſtanden iſt. Es wird<lb/> mein beſonderes Bemühen ſein, <hi rendition="#g">ein raſches Fort-<lb/> ſchreiten</hi> der bereits in Angriff genommenen Arbeiten<lb/> auf dieſem Gebiete zu ermöglichen nach dem Grundſatze: Daß<lb/> zweimal gibt, wer raſch gibt. Der Miniſter verſpricht ſchließ-<lb/> lich, die Beſtrebungen des Vereines wärmſtens zu fördern.<lb/> (Lebhafter Beifall.)</p><lb/> <p>Hierauf erſtatteten der Obmann Hofrat Dr. <hi rendition="#g">Mareſch</hi><lb/> und Generalſekretär Dr. v. <hi rendition="#g">Fürth</hi> die Berichte über die<lb/> Tätigkeit des Vereines. Nach der Neuwahl von zehn<lb/> Ausſchußmitgliedern und drei Rechnungsprüfern wurden<lb/> Reſolutionen betreffs Beſchleunigung der Reform der Bau-<lb/> ordnungen und betreffs Inangriffnahme von Maßnahmen<lb/> zur Kreditbeſchaffung für die gemeinnützige Bautätigkeit an-<lb/> genommen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Regierungsjubiläum des<lb/> Kaiſers.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die Teilnahme des Kaiſers an den Feſtlichkeiten.</hi> </head><lb/> <p>Die heutige „Wiener Abendpoſt“ meldet: Zu wieder-<lb/> holten Malen iſt der Oeffentlichkeit bekanntgegeben worden,<lb/> daß Seine Majeſtät das ſechzigjährige Jubiläum Allerhöchſt-<lb/> ſeiner Regierung ausſchließlich durch Werke gemeinnütziger<lb/> und humanitärer Natur begangen zu ſehen wünſche. Um<lb/> längſt Vorbereitetes nicht zu ſtören, hat Seine Majeſtät<lb/> trotzdem in huldvollſter Weiſe Sein Erſcheinen bei zwei<lb/> Feſtlichkeiten zugeſagt: bei der Huldigung der Wiener<lb/> Jugend im Mai und bei dem Feſtzug im Juni. <hi rendition="#g">Damit<lb/> iſt das Programm der Veranſtaltungen,<lb/> welche auf das perſönliche Erſcheinen<lb/> Seiner Majeſtät rechnen können, end-<lb/> gültig erſchöpft;</hi> andere Feſtlichkeiten werden<lb/> daher unter keinen Umſtänden auf die Anweſenheit des<lb/> Monarchen zählen können.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Tiroler Kaiſerjubiläumsſchützenfeſt.</hi> </head><lb/> <p>Aus <hi rendition="#g">Bozen</hi> wird uns vom 27. d. telegraphiert:<lb/> Anläßlich des Regierungsjubiläums des Kaiſers fand geſtern<lb/> hier in Anweſenheit des Erzherzogs <hi rendition="#g">Eugen,</hi> des Pro-<lb/> tektors des Tiroler Schützenbundes, das Kaiſerjubiläums-<lb/> ſchützenfeſt ſtatt. Die Stadt prangte im Flaggen- und<lb/> Reiſigſchmuck. Extrazüge brachten Schützen aus allen Gauen<lb/> Tirols. Leider fehlte dem Feſte der Sonnenſchein, der der<lb/> Szenerie erſt vollen Glanz verliehen hätte. Erzherzog<lb/> Eugen war ſchon Samstag abends mit ſeinem Adjutanten,<lb/> Oberleutnant <hi rendition="#g">Andrich,</hi> aus Innsbruck hier angekommen.<lb/> Das Feſt wurde Samstag abends mit einem Zapfenſtreich<lb/> eingeleitet. Am <hi rendition="#g">Virgl</hi> wurde ein prächtiges Feuerwerk<lb/> abgebrannt. Sonntag früh um 7 Uhr war Tagreveille, die<lb/> Muſikkapellen durchzogen mit klingendem Spiel die Straßen<lb/> Aus mehr als 166 Städten und Märkten Tirols waren<lb/> Schützenkorporationen eingetroffen.</p><lb/> <p>Um ¾10 Uhr vormittags verkündeten Fanfaren vom<lb/> Pfarrturm den Beginn der Feſtmeſſe auf dem Walterplatze,<lb/> zu der die <hi rendition="#aq">I.</hi> allgemeine Reſerviſtenkolonie Bozen die<lb/> Ehrenkompagnie ſtellte. Nach dem Gottesdienſte begaben ſich<lb/> die Schützen zum Schießplatze. Bald darauf erſchien Erz-<lb/> herzog <hi rendition="#g">Eugen</hi> in Begleitung des Ehrenpräſidiums<lb/> Heinrich Fürſt <hi rendition="#g">Campofranco,</hi> Statthaltereirat Anton<lb/> Graf <hi rendition="#g">Ceschi a Santa Croce</hi> und Bürgermeiſter<lb/> Dr. Jul. <hi rendition="#g">Perathoner.</hi> Ferner hatten ſich in Stell-<lb/> vertretung des Statthalters Hofrat <hi rendition="#g">Meusburger</hi> und<lb/> Landesoberkommiſſär <hi rendition="#g">Bauer</hi> eingefunden. Nachdem die<lb/> Feſtgäſte verſammelt waren, begrüßte Oberſchützenmeiſter<lb/><hi rendition="#g">Steinkeller</hi> die Erſchienenen in herzlicher Weiſe, worauf<lb/> Dr. Paul <hi rendition="#g">Krautſchneider</hi> die Feſtrede hielt, die in ein<lb/> Hoch auf den Kaiſer ausklang.</p><lb/> <p>Stürmiſche Hochrufe folgten und die Militärkapelle<lb/> intonierte die Volkshymne, worauf Erzherzog Eugen mit<lb/> herzlichen Worten dankte und ſeiner Freude Ausdruck gab,<lb/> dem patrioſchen Feſte beiwohnen zu können und ſodann<lb/> das Schießen für eröffnet erklärte. Nunmehr kredenzte die<lb/> Tochter des Oberſchützenmeiſters, Fräulein Viktoria Stein-<lb/> keller, dem Erzherzog Eugen den Ehrentrunk aus dem<lb/> Jubiläumsbecher, den 1898 der Kaiſer dem Hauptſchießſtande<lb/> in Bozen geſpendet hatte. Der Erzherzog tat Beſcheid und<lb/> unterzeichnete hierauf die Eröffnungsurkunde. Nach Beſich-<lb/> tigung der alten Ehrenſcheiben ſprach der Erzherzog eine<lb/> Reihe von Perſönlichkeiten an, darunter den 86jährigen<lb/> Prantl aus Schenna und kehrte, nachdem er eine Weile<lb/> dem Feſtſchießen gefolgt war, in die Stadt znrück. Das<lb/> Dejeuner nahm der Erzherzog beim Fürſten Compofranco.<lb/> Vom Schießplatze aus wurde an den Kaiſer eine Huldigungs-<lb/> depeſche abgeſandt.</p><lb/> <p>Um 2 Uhr nachmittags ſetzte ſich der Schützenfeſtzug in<lb/> Bewegung, an dem ſich über 5000 Perſonen und<lb/> 160 Gruppen beteiligten, die faſt ausnahmslos mit Fahnen<lb/> und Muſikkapellen erſchienen waren. Abends ſtellte ſich<lb/> Regen ein, der die Feſtgäſte zwang, die geſchloſſenen Räume<lb/> der Gaſtwirtſchaften aufzuſuchen, die Feſtesfreude aber nicht<lb/> zu trüben vermochte.</p><lb/> <cb/> </div> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ein Vitriolattentat auf der Straße.</hi> </head><lb/> <p>Der Eskonteur Eduard Kleemann, Ottakring, Haſner-<lb/> ſtraße 78 wohnhaft, unterhielt durch längere Zeit ein<lb/> Liebesverhältnis mit der Hilfsarbeiterin Marie Roſinaz.<lb/> Vor drei Tagen löſte er dieſe Beziehungen; die Roſinaz<lb/> beſchloß, ſich zu rächen und Kleemann dauernd zu ver-<lb/> unſtalten. Sie kaufte ſich zu dieſem Zwecke Vitriol und<lb/> lauerte ihrem Geliebten heute abends an der Ecke der<lb/> Mariannen- und Kinderſpitalgaſſe auf, da ſie wußte, daß<lb/> er in dieſer Gegend eine Einkaſſierung habe. Als Kl<supplied>ee</supplied>-<lb/> mann wirklich vorbeikam, trat ſie auf ihn zu und ſtellte<lb/> ihn zur Rede. Den Augenblick, als er ihr antwortete, benützte<lb/> ſie, um ihm den Inhalt des Fläſchchens ins Geſicht zu<lb/> ſchütten. Sie traf ſo gut, daß ihm das Vitriol auch in<lb/> den halbgeöffneten Mund drang. Auch das ganze Geſicht,<lb/> beſonders das linke Auge und die ſchützend vorgehaltene<lb/> linke Hand ſind mit Verätzungen bedeckt. Das Mädchen<lb/> wollte nach der Tat flüchten, wurde jedoch angehalten<lb/> und aufs Polizeikommiſſariat gebracht. Kleemann, der<lb/> ſchwer verletzt iſt und das linke Auge verlieren dürfte,<lb/> wurde in die Sicherheitswachſtube Mariannengaſſe geleitet,<lb/> dort verbunden und in das Allgemeine Krankenhaus<lb/> gebracht. Das Attentat erregte großes Aufſehen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Theater, Kunſt, Muſik.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Im <hi rendition="#g">Deutſchen Volkstheater</hi> beginnt morgen<lb/> Dienstag die erſte Aufführung der vieraktigen Komödie „Der<lb/> Liebhaber“ von Bernard Shaw, deutſch von Siegſried Tre-<lb/> bitſch, um 7 Uhr.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <p>Die erſten öffentlichen Vorſtellungen der <hi rendition="#g">Schauſpiel-<lb/> ſchule</hi> des <hi rendition="#g">Konſervatoriums</hi> finden Dienstag den<lb/> 28. und Donnerstag den 30. d. M. abends 7 Uhr im kleinen<lb/> Muſikvereinsſaal ſtatt. Am erſten Abend gelangen Szenen<lb/> aus „König Richard der Dritte“ von Shakeſpeare, „Der<lb/> Miſanthrop“ von Molière, „Klein-Dorrit“ von Schönthan,<lb/> „Fuhrmann Henſchel“ von Hauptmann und „Die Schul-<lb/> reiterin“ von Pohl, am zweiten Abend aus „Des Meeres<lb/> und der Liebe Wellen“ von Grillparzer, „Judith“ von Hebbel,<lb/> „Francillon“ von Dumas, „Der Meineidbauer“ von Anzen-<lb/> gruber und „Abſchiedsſouper“ von Schnitzler zur Aufführung.<lb/> Karten an der Konzertkaſſa der Geſellſchaft der Muſikfreunde,<lb/><hi rendition="#aq">I.,</hi> Canovagaſſe 4.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gemeindezeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wahlen im Gemeinderate.</hi> </head> <p>Bei den in der Gemeinderats-<lb/> ſitzung am letzten Freitag vorgenommenen Wahlen in ver-<lb/> ſchiedene Ausſchüſſe, Kommiſſionen ꝛc. wurden nachſtehende<lb/> Gemeinderäte gewählt: In das Komitee zur Beratung einer<lb/> neuen <hi rendition="#g">Bauordnung für Wien</hi> VBgm. Dr. Porzer<lb/> und GR. Eigner; in den k. k. Bezirksſchulrat Wien Büſch;<lb/> in die <hi rendition="#g">Donauregulierungs-Kommiſſion</hi><lb/> Eigner und Oppenberger als Mitglieder und Schneider als<lb/> Erſatzmann; in den Gemeinderatsausſchuß für den Bau und<lb/> Betrieb der <hi rendition="#g">ſtädtiſcheu Elektrizitätswerke</hi><lb/> Lux und Nemetz als Erſatzmänner; in die Kommiſſion zur<lb/> Ueberwachung des Betriebes <hi rendition="#g">des ſtädtiſchen Stein-<lb/> bruches am Exelberge</hi> Eigner und Sebaſtian<lb/> Grünbeck; in den Ausſchuß <hi rendition="#g">für die ſtädtiſche Gas-<lb/> beleuchtung</hi> Braun, Eigner, Eßlbauer und Hörmann<lb/> als Mitglieder, Hoß als Erſatzmann; in die <hi rendition="#g">Gewölbe-<lb/> wache kommiſſion</hi> Dobes und Hötzel; in den Aus-<lb/> ſchuß zur <hi rendition="#g">Regulierung der Bezirksgrenzen</hi><lb/> Wiens für den 2. Bezirk Oppenberger, für den 4. Bezirk<lb/> Breuer, für den 5. Bezirk Nemetz, für den 10. Bezirk Nejez-<lb/> chleba, für den 12. Bezirk Dobes, für den 17. Bezirk<lb/> Eigner; in den Ausſchuß zur Durchführung des<lb/> Baues einer <hi rendition="#g">zweiten Hochquellenleitung</hi><lb/> und der Bauten für die Ergänzung der Kaiſer-Franz-Joſef-<lb/> Hochquellenleitung Hilſcher als Erſatzmann; in die Kommiſſion<lb/> zur Ueberwachung der <hi rendition="#g">ſtädtiſchen Humanitäts-<lb/> anſtalten</hi> Brauneiß, Dobes, Hawranek und Laub; in den<lb/><hi rendition="#g">Aſylverein für Obdachloſe</hi> Glößl; in den Vor-<lb/> ſtand des Vereines <hi rendition="#g">„Kinderſchutzſtationen“</hi> Schalich;<lb/> in das Kuratorium für das zu errichtende „Joſefine von<lb/> Königswarterſche Kinderſpital“ Pichler und Völkl; in das<lb/> Kuratorium der <hi rendition="#g">Kaiſer-Franz-Joſefs-Stiftung</hi><lb/> zur Unterſtützung des Kleingewerbes in Wien Oppenberger<lb/> und Stehlik; in den Ausſchuß zur Vorberatung der Ange-<lb/> legenheiten des <hi rendition="#g">Lagerhauſes der Stadt Wien</hi><lb/> Wagner; in den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer-<lb/> Franz-Joſef-Jubiläums-Lebens- und <hi rendition="#g">Rentenverſiche-<lb/> rungsanſtalt</hi> VB. Dr. Porzer, die Gemeinderäte<lb/> Brauneiß, Müller und Stehlik; in den Ausſchuß zur Be-<lb/> ratung und Antragſtellung über die künftige Neugeſtaltung<lb/> des <hi rendition="#g">Wiener Pflaſterungsweſens</hi> Eigner; in die<lb/><hi rendition="#g">Rathauskellerkommmiſſion</hi> ZB. Hierhammer,<lb/> die Gemeinderäte Eigner, Ferdinand Gräf, Sebaſtian Grün-<lb/> beck, Hawranek, Hermann, Schlögl, Stangelberger und Weſſely;<lb/> in die Ueberwachungskommiſſion für die <hi rendition="#g">ſtädtiſchen<lb/> Sammlungen</hi> Dr. Stich; in den Verwaltungs-<lb/> ausſchuß des Zentralvereines zur <hi rendition="#g">Beköſtigung<lb/> armer Schulkinder</hi> Brauneiß und Dobes; in<lb/> den Verwaltungsausſchuß des Zentralvereines zur Er-<lb/> richtung und Erhaltung von <hi rendition="#g">Knabenhorten</hi><lb/> Franz Benda und Brauneiß; in das Kuratorium der Ignaz<lb/><hi rendition="#g">Singer</hi>ſchen Schulſtiftung Stehlik; in den Ausſchuß zur<lb/> Durchführung des Baues eines <hi rendition="#g">Kaiſer-Franz-Joſefs-<lb/> Stadtmuſeums</hi> Nagler; in den Ausſchuß für das<lb/><hi rendition="#g">Stadtſäuberungsweſen:</hi> für den 2. Bezirk<lb/> Oppenberger, für den 6. Bezirk Weſſely, für den 9. Bezirk<lb/> Dürbeck, für den 10. Bezirk Wippel, für den 17. Bezirk Eigner,<lb/> für den 19. Bezirk Steiner, für den 21. Bezirk Dücke; in die<lb/> Kommiſſion zur Ueberwachung der <hi rendition="#g">ſtädtiſchen Stein-<lb/> brüche in Oberöſterreich</hi> Eigner; in den Ausſchuß<lb/> des <hi rendition="#g">Kaiſerjubiläums-Theatervereines</hi><lb/> VB. Hierhammer und die GR. Dürbeck, Glößl und Hermann;<lb/> in die Kommiſſion für <hi rendition="#g">Verkehrsanlagen</hi> in Wien<lb/> Steiner; in die Kommiſſion zur Kontrolle des geſamten, in<lb/> Wien befindlichen <hi rendition="#g">unbeweglichen Vermögens</hi><lb/> der Gemeinde Wien ſowie des unbeweglichen Vermögens der<lb/> unter der Verwaltung der Gemeinde Wien ſtehenden Fonds:<lb/> für den 1. Bezirk Breuer und Lux, für den 2. Bezirk Franz<lb/> Benda. für den 3. Bezirk Schlerka, für den 5. Bezirk Fiſcher,<lb/> für den 6. Bezirk Glößl, für den 7. Bezirk Stehlik, für den<lb/> 8. Bezirk Hawrauek, für den 10. Bezirk Nejezchleba und<lb/> Wip<supplied>pel</supplied>, für den 16. Bezirk Mareſch, für den 17. Bezirk<lb/> Eigner, für den 18. Bezirk Laub, für den 19. Bezirk Brenta<lb/> und für den 20. Bezirk Sadilek; in den Gemeinderats-<lb/> ausſchuß zur Beratung der Frage einer eventuellen <hi rendition="#g">Zoll-<lb/> trennung von Ungarn</hi> Franz Benda, Dürbeck,<lb/><cb/> Glößl und Oppenberger; in das Komitee zur Herausgabe<lb/> eines <hi rendition="#g">Prachtwerkes über Wien</hi> VB. Hierhammer;<lb/> in den Vorſtand des Vereines <hi rendition="#g">„Volksleſehalle“</hi><lb/> Brauneiß; in das Kuratorium zur Ueberwachung der Ver-<lb/> waltung der <hi rendition="#g">Seehoſpize</hi> und Aſyle für ſtrofulöſe und<lb/> rachitiſche Kinder der Gemeinde Wien Weſſely; in das Preis-<lb/> gericht für die Zuerkennung von Preiſen für die <hi rendition="#g">Aus-<lb/> ſchmückung von Balkonen und Fenſtern</hi> mit<lb/> Blumen Dücke; in den Ausſchuß wegen Erſtattung von Vor-<lb/> ſchlägen zur Beſeitigung der herrſchenden <hi rendition="#g">Kohlen-<lb/> teuerung</hi> VB. Hierhammer und die GR. Franz Benda,<lb/> Breuer und Dürbeck; in den Ausſchuß der <hi rendition="#g">Zentral-<lb/> ſparkaſſe</hi> der Gemeinde Wien Franz Benda, Dechant,<lb/> Eigner, Hermann, Knoll und Nemetz; in den <hi rendition="#g">Appro-<lb/> viſionierungsausſchuß</hi> Dücke, Knoll, Schlerka<lb/> und Weſſely; in den Ausſchuß zur Reviſion, eventuell ſeiner-<lb/> zeitigen Neuherausgabe des <hi rendition="#g">ſtädtiſchen Preis-<lb/> tarifes</hi> Breuer und Hawranek; in den Ausſchuß für den<lb/> Betrieb des <hi rendition="#g">Brauhauſes der Stadt Wien</hi> und<lb/> der Oekonomie „Wallhof“ Oppenberger; in die Kommiſſion<lb/> zur Vorberatung der Feier des <hi rendition="#g">Regierungsjubi-<lb/> läums</hi> des Kaiſers Franz Joſef <hi rendition="#aq">I.</hi> ſeitens der Gemeinde<lb/> Wien Franz Benda, Brauneiß, Breuer, Büſch, Glößl,<lb/> Hermann, Oppenberger, Schrader, Wawerka und Weſſely; in<lb/> das Kuratorium für die Ueberwachung des Kaiſerin-Eliſabeth-<lb/><hi rendition="#g">Kinderhoſpitales in Bad Hall</hi> Brauneiß,<lb/> ſchließlich in das Schiedsgericht für <hi rendition="#g">Lagerhaus-<lb/> ſtreitigkeiten</hi> die Herren Franz X. Fürſt, Ferdinand<lb/> Heger, Ferdinand Linder, Karl Resnitſchek, Karl Richard<lb/> Seyfert und Kommerzialrat Joſef Wild.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Konſtituierung der Bezirksvertretungen.</hi> </head> <p>Im<lb/> alten Gemeinderatsſitzungsſaale im Alten Rathauſe fand<lb/> heute vormittags die Konſtituierung der neugewählten<lb/><hi rendition="#g">Bezirksvertretung</hi> des <hi rendition="#g">erſten Bezirkes</hi><lb/> ſtatt. Den feierlichen Akt leitete VB. Dr. <hi rendition="#g">Porzer</hi> und<lb/> wohnte demſelben auch der neugewählte StR. Heindl bei.<lb/> Von 24 abgegebenen Stimmen entfielen 16 auf den bis-<lb/> herigen BV. kaiſ. Rat <hi rendition="#g">Wieninger,</hi> während die<lb/> Liberalen 8 leere Stimmzettel abgaben. VB. Dr. <hi rendition="#g">Porzer</hi><lb/> beglückwünſchte den wiedergewählten Bezirksvorſteher. BV.<lb/> kaiſ. Rat <hi rendition="#g">Wieninger</hi> hielt ſodann eine Anſprache, in<lb/> welcher er auch die Tätigkeit der letzten Seſſionsperiode<lb/> und betonte, daß ein gewaltiges Stück Arbeit geleiſtet worden<lb/> iſt. Die Vereinigung der ſtädtiſchen Aemter, ſagte Redner, für<lb/> den Bezirk im Alten Rathauſe iſt unſer Verdienſt und die<lb/> Bevölkerung war durch dieſe Durchführung befriedigt. In<lb/> vielen Straßen wurde geräuſchverminderndes Pflaſter gelegt,<lb/> die Beleuchtung mit elekriſchem Licht in vielen Verkehrs-<lb/> ſtraßen durchgeführt, und ſo kann ich mit ruhigem Gewiſſen<lb/> ſagen, daß wir keine rückſchrittliche und kulturfeindliche<lb/> Vertretung waren, noch ſind, aber auch nicht ſein werden,<lb/> ſondern im echten Sinne chriſtlichfortſchrittlich. (Großer<lb/> Beifall.) Was die Verkehrsverhältniſſe anbelangt, erklärt<lb/> ſich Redner als <hi rendition="#g">Anhänger der Durchführung<lb/> der elektriſchen Straßenbahnen mit<lb/> Oberleitung durch die Innere Stadt.</hi><lb/> Für eine Untergrundbahn, ſagte Redner, bin ich nicht,<lb/> da umfaſſende und langwierige Erhebungen nötig ſein<lb/> werden, die Koſtenſumme eine enorme ſein wird<lb/> und die Innere Stadt auf einen modernen Ver-<lb/> kehr nicht ſo lange warten kann, bis all dieſe<lb/> Fragen gelöſt ſein werden, da die Geſchäftsleute bei län-<lb/> gerem Zuwarten ſehr ſtark geſchädigt ſein würden. (Bei-<lb/> fall.) Auch die Kehrichtabfuhr wird in abſehbarer Zeit<lb/> zur Zufriedenheit der Bewohner des Bezirkes gelöſt werden.<lb/> Bezirksvorſteher Wieninger erklärte ſchließlich wie bisher<lb/> in vollſter Objektivität die Geſchäfte führen zu wollen und<lb/> die Wahl als Bezirksvorſteher anzunehmen. (Grotzer Bei-<lb/> fall.) Sodann wurde zur Wahl des Bezirksvorſtehersſtell-<lb/> vertreters geſchritten und entfielen von 24 abgegebenen<lb/> Stimmen 16 auf den bisherigen Bezirksvorſteherſtellvertreter<lb/><hi rendition="#g">Glück,</hi> welcher als gewählt erſcheint. Nebſt der Inneren<lb/> Stadt erfolgte heute noch die Konſtituierung der Bezirks-<lb/> vertretungen in den Bezirken <hi rendition="#g">Margareten, Alſer-<lb/> grund und Fünfhaus.</hi> Zum Bezirksvor-<lb/> ſteher im 5. Bezirke wurde der bisherige Bezirksvorſteher<lb/> Joſef <hi rendition="#g">Schwarz</hi> mit 21 Stimmen gewählt. Zum Bezirks-<lb/> vorſteherſtellvertreter wurde der Spenglermeiſter und Haus-<lb/> beſitzer Alois <hi rendition="#g">Frömel</hi> mit 12 Stimmen gewählt. Auf<lb/> den bisherigen Bezirksvorſteherſtellvertreter Thomas<lb/><hi rendition="#g">Porzer</hi> entfielen 11 Stimmen; es blieb daher derſelbe<lb/><hi rendition="#g">in der Minorität.</hi> — Im 9. <hi rendition="#g">Bezirk</hi> fungierte<lb/> als Vertreter der Gemeinde Wien Dr. GR. <hi rendition="#g">Klotzberg.</hi><lb/> Zum Bezirksvorſteher wurde gewählt der bisherige Bezirks-<lb/> vorſteher Joſef <hi rendition="#g">Stary</hi> mit 20 Stimmen und zu deſſen<lb/> Stellvertreter gleichfalls der bisherige Bezirksvorſteherſtell-<lb/> vertreter Franz <hi rendition="#g">Vogler</hi> wiedergewählt. — Im<lb/> 15. <hi rendition="#g">Bezirk</hi> war in Vertretung der Gemeinde Wien<lb/> StR. <hi rendition="#g">Schreiner</hi> anweſend. Zum Bezirksvorſteher<lb/> wurde der bisherige Bezirksvorſteher Dr. Joſef <hi rendition="#g">Mattis</hi><lb/> und zu deſſen Stellvertreter der bisherige Bezirksvorſteher-<lb/> ſtellvertreter Karl <hi rendition="#g">Baumgartner</hi> gewählt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Schulweſen.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Studentenunruhen an der Wiener Technik.</hi><lb/> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Kundgebungen gegen Prof. Engländer.</hi> </hi> </head><lb/> <p>Die Wiener techniſche Hochſchule war heute vormittags<lb/> der Schauplatz von Demonſtrationen, die gegen den Pro-<lb/> feſſor der Maſchinenbauſchule Richard <hi rendition="#g">Engländer</hi><lb/> gerichtet waren. Um 10 Uhr hatten ſich in der Aula und<lb/> im erſten Hof gegen 400 Studierende des Maſchinenbau-<lb/> kurſes eingefunden, die eine Abordnung mit einem Memo-<lb/> randum zu Prof. Engländer ſandten. Darin wurde Prof.<lb/> Engländer gebeten, neue Termine für die Prüfungen anzu-<lb/> beraumen, damit jene Hörer, die wegen nicht genügend be-<lb/> fundener Zeichnungen reprobiert worden waren, Gelegen-<lb/> heit haben, dieſe Scharte auszuwetzen. Prof. Engländer hatte<lb/> nämlich bei der letzten Ueberprüfung der eingereichten<lb/> Zeichnungen von 110 Kandidaten ſechzig reprobiert. Da<lb/> Prof. Engländer die Denkſchrift bis 11 Uhr nicht<lb/> beantwortet hatte, beſetzten die Studenten den Lehr-<lb/> ſaal, in welchem Prof. Engländer leſen ſollte.<lb/> Um ¼12 Uhr betrat der Profeſſor den Hörſaal und kam ſo-<lb/> fort auf das ihm überreichte Memorandum zu ſprechen. 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Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117
ſei ein außerordentlich wichtiger Faktor des Familienlebens,
ja geradezu ſeine Vorbedingung. Das Wort „gemüt-
lich“, von dem man nicht mit Unrecht be-
haupte, daß es ein durchaus eigenartiger Beſitz
der deutſchen Sprache ſei, kennzeichne eine ganze Summe von
Eigenſchaften. Die Vorbedingung für eine Entfaltung dieſer
an weifellos, daß die Wohnung entſprechend groß ſei. Muß
ſich eine Familie mit 2, ja eventuell nur mit einem Raume be-
günſtigen, ſo kann von einem gemütlichen Wohnen umſoweniger
die Rede ſein, wenn die Behauſung noch öfter gewechſelt
werden muß. Wir kommen mit dieſer Erörterung zu dem
Drehpunkt der ganzen Wohnungsfrage, zum Kredit-
problem. Dieſem vor allem muß die größte Aufmerkſam-
keit gewidmet werden, denn ſeine, wenn auch nur teilweiſe
Löſung wäre der gewaltigſte Fortſchritt auf dieſem Gebiete.
Eine ſehr wichtige Spezialfrage bildet die Werkſtätten-
not. Ich habe den Bau von Werkſtättenkaſernen in Ausſicht
genommen. Eine weitere Aufgabe wird vor allem
die ſtatiſtiſche Erhebung und Erkundung der beſtehenden Miß-
ſtände ſein. Maßnahmen werden erwogen werden müſſen, wie
die gemeinnützige Bautätigkeit zu organiſieren und die Ge-
ſtaltung des Wohnungsmarktes zu beeinfluſſen ſei. Sehr
wichtig ſei auch die Frage der Errichtung von Ledigen-
heime für unverheiratete Arbeiter, ſowie von Arbeiter-
wohnungen in der Nähe von Fabrikshäuſern. Die
Beeinfluſſungen der Bauordnungen, die Aufſtellung einer
Muſterbauordnung, eventuell die Einführung der Wohnungs-
inſpektion in geeigneter Form alles das ſind wichtige Probleme.
Dieſe kurze Erörterung zeigt, daß dem neuen Miniſterium
durch die Aufnahme der Wohnungsfürſorge in
ſeinem Wirkungskreis eine außerordentlich große Zahl von
wichtigen und ſchwierigen Problemen erſtanden iſt. Es wird
mein beſonderes Bemühen ſein, ein raſches Fort-
ſchreiten der bereits in Angriff genommenen Arbeiten
auf dieſem Gebiete zu ermöglichen nach dem Grundſatze: Daß
zweimal gibt, wer raſch gibt. Der Miniſter verſpricht ſchließ-
lich, die Beſtrebungen des Vereines wärmſtens zu fördern.
(Lebhafter Beifall.)
Hierauf erſtatteten der Obmann Hofrat Dr. Mareſch
und Generalſekretär Dr. v. Fürth die Berichte über die
Tätigkeit des Vereines. Nach der Neuwahl von zehn
Ausſchußmitgliedern und drei Rechnungsprüfern wurden
Reſolutionen betreffs Beſchleunigung der Reform der Bau-
ordnungen und betreffs Inangriffnahme von Maßnahmen
zur Kreditbeſchaffung für die gemeinnützige Bautätigkeit an-
genommen.
Das Regierungsjubiläum des
Kaiſers.
Die Teilnahme des Kaiſers an den Feſtlichkeiten.
Die heutige „Wiener Abendpoſt“ meldet: Zu wieder-
holten Malen iſt der Oeffentlichkeit bekanntgegeben worden,
daß Seine Majeſtät das ſechzigjährige Jubiläum Allerhöchſt-
ſeiner Regierung ausſchließlich durch Werke gemeinnütziger
und humanitärer Natur begangen zu ſehen wünſche. Um
längſt Vorbereitetes nicht zu ſtören, hat Seine Majeſtät
trotzdem in huldvollſter Weiſe Sein Erſcheinen bei zwei
Feſtlichkeiten zugeſagt: bei der Huldigung der Wiener
Jugend im Mai und bei dem Feſtzug im Juni. Damit
iſt das Programm der Veranſtaltungen,
welche auf das perſönliche Erſcheinen
Seiner Majeſtät rechnen können, end-
gültig erſchöpft; andere Feſtlichkeiten werden
daher unter keinen Umſtänden auf die Anweſenheit des
Monarchen zählen können.
Das Tiroler Kaiſerjubiläumsſchützenfeſt.
Aus Bozen wird uns vom 27. d. telegraphiert:
Anläßlich des Regierungsjubiläums des Kaiſers fand geſtern
hier in Anweſenheit des Erzherzogs Eugen, des Pro-
tektors des Tiroler Schützenbundes, das Kaiſerjubiläums-
ſchützenfeſt ſtatt. Die Stadt prangte im Flaggen- und
Reiſigſchmuck. Extrazüge brachten Schützen aus allen Gauen
Tirols. Leider fehlte dem Feſte der Sonnenſchein, der der
Szenerie erſt vollen Glanz verliehen hätte. Erzherzog
Eugen war ſchon Samstag abends mit ſeinem Adjutanten,
Oberleutnant Andrich, aus Innsbruck hier angekommen.
Das Feſt wurde Samstag abends mit einem Zapfenſtreich
eingeleitet. Am Virgl wurde ein prächtiges Feuerwerk
abgebrannt. Sonntag früh um 7 Uhr war Tagreveille, die
Muſikkapellen durchzogen mit klingendem Spiel die Straßen
Aus mehr als 166 Städten und Märkten Tirols waren
Schützenkorporationen eingetroffen.
Um ¾10 Uhr vormittags verkündeten Fanfaren vom
Pfarrturm den Beginn der Feſtmeſſe auf dem Walterplatze,
zu der die I. allgemeine Reſerviſtenkolonie Bozen die
Ehrenkompagnie ſtellte. Nach dem Gottesdienſte begaben ſich
die Schützen zum Schießplatze. Bald darauf erſchien Erz-
herzog Eugen in Begleitung des Ehrenpräſidiums
Heinrich Fürſt Campofranco, Statthaltereirat Anton
Graf Ceschi a Santa Croce und Bürgermeiſter
Dr. Jul. Perathoner. Ferner hatten ſich in Stell-
vertretung des Statthalters Hofrat Meusburger und
Landesoberkommiſſär Bauer eingefunden. Nachdem die
Feſtgäſte verſammelt waren, begrüßte Oberſchützenmeiſter
Steinkeller die Erſchienenen in herzlicher Weiſe, worauf
Dr. Paul Krautſchneider die Feſtrede hielt, die in ein
Hoch auf den Kaiſer ausklang.
Stürmiſche Hochrufe folgten und die Militärkapelle
intonierte die Volkshymne, worauf Erzherzog Eugen mit
herzlichen Worten dankte und ſeiner Freude Ausdruck gab,
dem patrioſchen Feſte beiwohnen zu können und ſodann
das Schießen für eröffnet erklärte. Nunmehr kredenzte die
Tochter des Oberſchützenmeiſters, Fräulein Viktoria Stein-
keller, dem Erzherzog Eugen den Ehrentrunk aus dem
Jubiläumsbecher, den 1898 der Kaiſer dem Hauptſchießſtande
in Bozen geſpendet hatte. Der Erzherzog tat Beſcheid und
unterzeichnete hierauf die Eröffnungsurkunde. Nach Beſich-
tigung der alten Ehrenſcheiben ſprach der Erzherzog eine
Reihe von Perſönlichkeiten an, darunter den 86jährigen
Prantl aus Schenna und kehrte, nachdem er eine Weile
dem Feſtſchießen gefolgt war, in die Stadt znrück. Das
Dejeuner nahm der Erzherzog beim Fürſten Compofranco.
Vom Schießplatze aus wurde an den Kaiſer eine Huldigungs-
depeſche abgeſandt.
Um 2 Uhr nachmittags ſetzte ſich der Schützenfeſtzug in
Bewegung, an dem ſich über 5000 Perſonen und
160 Gruppen beteiligten, die faſt ausnahmslos mit Fahnen
und Muſikkapellen erſchienen waren. Abends ſtellte ſich
Regen ein, der die Feſtgäſte zwang, die geſchloſſenen Räume
der Gaſtwirtſchaften aufzuſuchen, die Feſtesfreude aber nicht
zu trüben vermochte.
Ein Vitriolattentat auf der Straße.
Der Eskonteur Eduard Kleemann, Ottakring, Haſner-
ſtraße 78 wohnhaft, unterhielt durch längere Zeit ein
Liebesverhältnis mit der Hilfsarbeiterin Marie Roſinaz.
Vor drei Tagen löſte er dieſe Beziehungen; die Roſinaz
beſchloß, ſich zu rächen und Kleemann dauernd zu ver-
unſtalten. Sie kaufte ſich zu dieſem Zwecke Vitriol und
lauerte ihrem Geliebten heute abends an der Ecke der
Mariannen- und Kinderſpitalgaſſe auf, da ſie wußte, daß
er in dieſer Gegend eine Einkaſſierung habe. Als Klee-
mann wirklich vorbeikam, trat ſie auf ihn zu und ſtellte
ihn zur Rede. Den Augenblick, als er ihr antwortete, benützte
ſie, um ihm den Inhalt des Fläſchchens ins Geſicht zu
ſchütten. Sie traf ſo gut, daß ihm das Vitriol auch in
den halbgeöffneten Mund drang. Auch das ganze Geſicht,
beſonders das linke Auge und die ſchützend vorgehaltene
linke Hand ſind mit Verätzungen bedeckt. Das Mädchen
wollte nach der Tat flüchten, wurde jedoch angehalten
und aufs Polizeikommiſſariat gebracht. Kleemann, der
ſchwer verletzt iſt und das linke Auge verlieren dürfte,
wurde in die Sicherheitswachſtube Mariannengaſſe geleitet,
dort verbunden und in das Allgemeine Krankenhaus
gebracht. Das Attentat erregte großes Aufſehen.
Theater, Kunſt, Muſik.
Im Deutſchen Volkstheater beginnt morgen
Dienstag die erſte Aufführung der vieraktigen Komödie „Der
Liebhaber“ von Bernard Shaw, deutſch von Siegſried Tre-
bitſch, um 7 Uhr.
Die erſten öffentlichen Vorſtellungen der Schauſpiel-
ſchule des Konſervatoriums finden Dienstag den
28. und Donnerstag den 30. d. M. abends 7 Uhr im kleinen
Muſikvereinsſaal ſtatt. Am erſten Abend gelangen Szenen
aus „König Richard der Dritte“ von Shakeſpeare, „Der
Miſanthrop“ von Molière, „Klein-Dorrit“ von Schönthan,
„Fuhrmann Henſchel“ von Hauptmann und „Die Schul-
reiterin“ von Pohl, am zweiten Abend aus „Des Meeres
und der Liebe Wellen“ von Grillparzer, „Judith“ von Hebbel,
„Francillon“ von Dumas, „Der Meineidbauer“ von Anzen-
gruber und „Abſchiedsſouper“ von Schnitzler zur Aufführung.
Karten an der Konzertkaſſa der Geſellſchaft der Muſikfreunde,
I., Canovagaſſe 4.
Gemeindezeitung.
Wahlen im Gemeinderate. Bei den in der Gemeinderats-
ſitzung am letzten Freitag vorgenommenen Wahlen in ver-
ſchiedene Ausſchüſſe, Kommiſſionen ꝛc. wurden nachſtehende
Gemeinderäte gewählt: In das Komitee zur Beratung einer
neuen Bauordnung für Wien VBgm. Dr. Porzer
und GR. Eigner; in den k. k. Bezirksſchulrat Wien Büſch;
in die Donauregulierungs-Kommiſſion
Eigner und Oppenberger als Mitglieder und Schneider als
Erſatzmann; in den Gemeinderatsausſchuß für den Bau und
Betrieb der ſtädtiſcheu Elektrizitätswerke
Lux und Nemetz als Erſatzmänner; in die Kommiſſion zur
Ueberwachung des Betriebes des ſtädtiſchen Stein-
bruches am Exelberge Eigner und Sebaſtian
Grünbeck; in den Ausſchuß für die ſtädtiſche Gas-
beleuchtung Braun, Eigner, Eßlbauer und Hörmann
als Mitglieder, Hoß als Erſatzmann; in die Gewölbe-
wache kommiſſion Dobes und Hötzel; in den Aus-
ſchuß zur Regulierung der Bezirksgrenzen
Wiens für den 2. Bezirk Oppenberger, für den 4. Bezirk
Breuer, für den 5. Bezirk Nemetz, für den 10. Bezirk Nejez-
chleba, für den 12. Bezirk Dobes, für den 17. Bezirk
Eigner; in den Ausſchuß zur Durchführung des
Baues einer zweiten Hochquellenleitung
und der Bauten für die Ergänzung der Kaiſer-Franz-Joſef-
Hochquellenleitung Hilſcher als Erſatzmann; in die Kommiſſion
zur Ueberwachung der ſtädtiſchen Humanitäts-
anſtalten Brauneiß, Dobes, Hawranek und Laub; in den
Aſylverein für Obdachloſe Glößl; in den Vor-
ſtand des Vereines „Kinderſchutzſtationen“ Schalich;
in das Kuratorium für das zu errichtende „Joſefine von
Königswarterſche Kinderſpital“ Pichler und Völkl; in das
Kuratorium der Kaiſer-Franz-Joſefs-Stiftung
zur Unterſtützung des Kleingewerbes in Wien Oppenberger
und Stehlik; in den Ausſchuß zur Vorberatung der Ange-
legenheiten des Lagerhauſes der Stadt Wien
Wagner; in den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer-
Franz-Joſef-Jubiläums-Lebens- und Rentenverſiche-
rungsanſtalt VB. Dr. Porzer, die Gemeinderäte
Brauneiß, Müller und Stehlik; in den Ausſchuß zur Be-
ratung und Antragſtellung über die künftige Neugeſtaltung
des Wiener Pflaſterungsweſens Eigner; in die
Rathauskellerkommmiſſion ZB. Hierhammer,
die Gemeinderäte Eigner, Ferdinand Gräf, Sebaſtian Grün-
beck, Hawranek, Hermann, Schlögl, Stangelberger und Weſſely;
in die Ueberwachungskommiſſion für die ſtädtiſchen
Sammlungen Dr. Stich; in den Verwaltungs-
ausſchuß des Zentralvereines zur Beköſtigung
armer Schulkinder Brauneiß und Dobes; in
den Verwaltungsausſchuß des Zentralvereines zur Er-
richtung und Erhaltung von Knabenhorten
Franz Benda und Brauneiß; in das Kuratorium der Ignaz
Singerſchen Schulſtiftung Stehlik; in den Ausſchuß zur
Durchführung des Baues eines Kaiſer-Franz-Joſefs-
Stadtmuſeums Nagler; in den Ausſchuß für das
Stadtſäuberungsweſen: für den 2. Bezirk
Oppenberger, für den 6. Bezirk Weſſely, für den 9. Bezirk
Dürbeck, für den 10. Bezirk Wippel, für den 17. Bezirk Eigner,
für den 19. Bezirk Steiner, für den 21. Bezirk Dücke; in die
Kommiſſion zur Ueberwachung der ſtädtiſchen Stein-
brüche in Oberöſterreich Eigner; in den Ausſchuß
des Kaiſerjubiläums-Theatervereines
VB. Hierhammer und die GR. Dürbeck, Glößl und Hermann;
in die Kommiſſion für Verkehrsanlagen in Wien
Steiner; in die Kommiſſion zur Kontrolle des geſamten, in
Wien befindlichen unbeweglichen Vermögens
der Gemeinde Wien ſowie des unbeweglichen Vermögens der
unter der Verwaltung der Gemeinde Wien ſtehenden Fonds:
für den 1. Bezirk Breuer und Lux, für den 2. Bezirk Franz
Benda. für den 3. Bezirk Schlerka, für den 5. Bezirk Fiſcher,
für den 6. Bezirk Glößl, für den 7. Bezirk Stehlik, für den
8. Bezirk Hawrauek, für den 10. Bezirk Nejezchleba und
Wippel, für den 16. Bezirk Mareſch, für den 17. Bezirk
Eigner, für den 18. Bezirk Laub, für den 19. Bezirk Brenta
und für den 20. Bezirk Sadilek; in den Gemeinderats-
ausſchuß zur Beratung der Frage einer eventuellen Zoll-
trennung von Ungarn Franz Benda, Dürbeck,
Glößl und Oppenberger; in das Komitee zur Herausgabe
eines Prachtwerkes über Wien VB. Hierhammer;
in den Vorſtand des Vereines „Volksleſehalle“
Brauneiß; in das Kuratorium zur Ueberwachung der Ver-
waltung der Seehoſpize und Aſyle für ſtrofulöſe und
rachitiſche Kinder der Gemeinde Wien Weſſely; in das Preis-
gericht für die Zuerkennung von Preiſen für die Aus-
ſchmückung von Balkonen und Fenſtern mit
Blumen Dücke; in den Ausſchuß wegen Erſtattung von Vor-
ſchlägen zur Beſeitigung der herrſchenden Kohlen-
teuerung VB. Hierhammer und die GR. Franz Benda,
Breuer und Dürbeck; in den Ausſchuß der Zentral-
ſparkaſſe der Gemeinde Wien Franz Benda, Dechant,
Eigner, Hermann, Knoll und Nemetz; in den Appro-
viſionierungsausſchuß Dücke, Knoll, Schlerka
und Weſſely; in den Ausſchuß zur Reviſion, eventuell ſeiner-
zeitigen Neuherausgabe des ſtädtiſchen Preis-
tarifes Breuer und Hawranek; in den Ausſchuß für den
Betrieb des Brauhauſes der Stadt Wien und
der Oekonomie „Wallhof“ Oppenberger; in die Kommiſſion
zur Vorberatung der Feier des Regierungsjubi-
läums des Kaiſers Franz Joſef I. ſeitens der Gemeinde
Wien Franz Benda, Brauneiß, Breuer, Büſch, Glößl,
Hermann, Oppenberger, Schrader, Wawerka und Weſſely; in
das Kuratorium für die Ueberwachung des Kaiſerin-Eliſabeth-
Kinderhoſpitales in Bad Hall Brauneiß,
ſchließlich in das Schiedsgericht für Lagerhaus-
ſtreitigkeiten die Herren Franz X. Fürſt, Ferdinand
Heger, Ferdinand Linder, Karl Resnitſchek, Karl Richard
Seyfert und Kommerzialrat Joſef Wild.
Konſtituierung der Bezirksvertretungen. Im
alten Gemeinderatsſitzungsſaale im Alten Rathauſe fand
heute vormittags die Konſtituierung der neugewählten
Bezirksvertretung des erſten Bezirkes
ſtatt. Den feierlichen Akt leitete VB. Dr. Porzer und
wohnte demſelben auch der neugewählte StR. Heindl bei.
Von 24 abgegebenen Stimmen entfielen 16 auf den bis-
herigen BV. kaiſ. Rat Wieninger, während die
Liberalen 8 leere Stimmzettel abgaben. VB. Dr. Porzer
beglückwünſchte den wiedergewählten Bezirksvorſteher. BV.
kaiſ. Rat Wieninger hielt ſodann eine Anſprache, in
welcher er auch die Tätigkeit der letzten Seſſionsperiode
und betonte, daß ein gewaltiges Stück Arbeit geleiſtet worden
iſt. Die Vereinigung der ſtädtiſchen Aemter, ſagte Redner, für
den Bezirk im Alten Rathauſe iſt unſer Verdienſt und die
Bevölkerung war durch dieſe Durchführung befriedigt. In
vielen Straßen wurde geräuſchverminderndes Pflaſter gelegt,
die Beleuchtung mit elekriſchem Licht in vielen Verkehrs-
ſtraßen durchgeführt, und ſo kann ich mit ruhigem Gewiſſen
ſagen, daß wir keine rückſchrittliche und kulturfeindliche
Vertretung waren, noch ſind, aber auch nicht ſein werden,
ſondern im echten Sinne chriſtlichfortſchrittlich. (Großer
Beifall.) Was die Verkehrsverhältniſſe anbelangt, erklärt
ſich Redner als Anhänger der Durchführung
der elektriſchen Straßenbahnen mit
Oberleitung durch die Innere Stadt.
Für eine Untergrundbahn, ſagte Redner, bin ich nicht,
da umfaſſende und langwierige Erhebungen nötig ſein
werden, die Koſtenſumme eine enorme ſein wird
und die Innere Stadt auf einen modernen Ver-
kehr nicht ſo lange warten kann, bis all dieſe
Fragen gelöſt ſein werden, da die Geſchäftsleute bei län-
gerem Zuwarten ſehr ſtark geſchädigt ſein würden. (Bei-
fall.) Auch die Kehrichtabfuhr wird in abſehbarer Zeit
zur Zufriedenheit der Bewohner des Bezirkes gelöſt werden.
Bezirksvorſteher Wieninger erklärte ſchließlich wie bisher
in vollſter Objektivität die Geſchäfte führen zu wollen und
die Wahl als Bezirksvorſteher anzunehmen. (Grotzer Bei-
fall.) Sodann wurde zur Wahl des Bezirksvorſtehersſtell-
vertreters geſchritten und entfielen von 24 abgegebenen
Stimmen 16 auf den bisherigen Bezirksvorſteherſtellvertreter
Glück, welcher als gewählt erſcheint. Nebſt der Inneren
Stadt erfolgte heute noch die Konſtituierung der Bezirks-
vertretungen in den Bezirken Margareten, Alſer-
grund und Fünfhaus. Zum Bezirksvor-
ſteher im 5. Bezirke wurde der bisherige Bezirksvorſteher
Joſef Schwarz mit 21 Stimmen gewählt. Zum Bezirks-
vorſteherſtellvertreter wurde der Spenglermeiſter und Haus-
beſitzer Alois Frömel mit 12 Stimmen gewählt. Auf
den bisherigen Bezirksvorſteherſtellvertreter Thomas
Porzer entfielen 11 Stimmen; es blieb daher derſelbe
in der Minorität. — Im 9. Bezirk fungierte
als Vertreter der Gemeinde Wien Dr. GR. Klotzberg.
Zum Bezirksvorſteher wurde gewählt der bisherige Bezirks-
vorſteher Joſef Stary mit 20 Stimmen und zu deſſen
Stellvertreter gleichfalls der bisherige Bezirksvorſteherſtell-
vertreter Franz Vogler wiedergewählt. — Im
15. Bezirk war in Vertretung der Gemeinde Wien
StR. Schreiner anweſend. Zum Bezirksvorſteher
wurde der bisherige Bezirksvorſteher Dr. Joſef Mattis
und zu deſſen Stellvertreter der bisherige Bezirksvorſteher-
ſtellvertreter Karl Baumgartner gewählt.
Schulweſen.
Studentenunruhen an der Wiener Technik.
Kundgebungen gegen Prof. Engländer.
Die Wiener techniſche Hochſchule war heute vormittags
der Schauplatz von Demonſtrationen, die gegen den Pro-
feſſor der Maſchinenbauſchule Richard Engländer
gerichtet waren. Um 10 Uhr hatten ſich in der Aula und
im erſten Hof gegen 400 Studierende des Maſchinenbau-
kurſes eingefunden, die eine Abordnung mit einem Memo-
randum zu Prof. Engländer ſandten. Darin wurde Prof.
Engländer gebeten, neue Termine für die Prüfungen anzu-
beraumen, damit jene Hörer, die wegen nicht genügend be-
fundener Zeichnungen reprobiert worden waren, Gelegen-
heit haben, dieſe Scharte auszuwetzen. Prof. Engländer hatte
nämlich bei der letzten Ueberprüfung der eingereichten
Zeichnungen von 110 Kandidaten ſechzig reprobiert. Da
Prof. Engländer die Denkſchrift bis 11 Uhr nicht
beantwortet hatte, beſetzten die Studenten den Lehr-
ſaal, in welchem Prof. Engländer leſen ſollte.
Um ¼12 Uhr betrat der Profeſſor den Hörſaal und kam ſo-
fort auf das ihm überreichte Memorandum zu ſprechen. Er
erklärte, die Ueberreicher dieſes Memorandums ſeien Hörer
anderer Diſziplinen geweſen, er aber wolle nur mit Hörern
des Maſchinenbaukurſes in Verhandlungen treten. Man
antwortete darauf, daß es vermieden wurde, Hörer des
Maſchinenbaukurſes zu entſenden, um die Ueberreicher nicht
zu exponieren. In dieſem Augenblicke ertönte ein Pfiff,
dem wüſter Lärm folgte. Es wurde gepfiffen und mit den
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