Reichspost. Nr. 117, Wien, 28.04.1908.Wien, Dienstag Reichspost 28. April 1908 117 [Spaltenumbruch] kenne diese Affäre überhaupt nur indirekt durch jene Details, Kirchliches. -- Installierung des neuen Pfarrers von Simme- ring. In feierlicher Weise wurde Sonntag der Kurpriester -- Die Infel von Wilna. Man meldet uns aus Neue Erzbruderschaft für Priester. Eine Erz- Vorträge. In der Zeit vom 21. bis 25. April hat der Vereinsnachrichten. An alle christlichen Vereine Wiens! Das Stadt- Der Wiener Tierschutzverein hält am Mittwoch Christlicher Mütterverein. Der Stammverein der Verein der pens. und qucs. Staatsbeamten. Mitt- Katholischer Verein "Reunion". Donnerstag den Volkswirtschaft. Die mittlere Linie. Die Kaufkraft der Bauern bedingt zum Teile die Aber einen Umstand darf der Bauer nicht übersehen; Eine Protestversammlung gegen das Pensions- versicherungsgesetz. Im Festsaale des Gewerbevereines fand gestern unter Nachdem diese Resolution einstimmig angenommen Der Landwirt. Eine Kundgebung der u.-ö. Weinhauer. Aus Handel und Verkehr. Wiener Börsekammer. Am Mittwoch den 29. d. M. Eine preußische Studienkommission auf den Wiener Märkten. Die zum Studium der österreichischen Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117 [Spaltenumbruch] kenne dieſe Affäre überhaupt nur indirekt durch jene Details, Kirchliches. — Inſtallierung des neuen Pfarrers von Simme- ring. In feierlicher Weiſe wurde Sonntag der Kurprieſter — Die Infel von Wilna. Man meldet uns aus Neue Erzbruderſchaft für Prieſter. Eine Erz- Vorträge. In der Zeit vom 21. bis 25. April hat der Vereinsnachrichten. An alle chriſtlichen Vereine Wiens! Das Stadt- Der Wiener Tierſchutzverein hält am Mittwoch Chriſtlicher Mütterverein. Der Stammverein der Verein der penſ. und qucſ. Staatsbeamten. Mitt- Katholiſcher Verein „Reunion“. Donnerstag den Volkswirtſchaft. Die mittlere Linie. Die Kaufkraft der Bauern bedingt zum Teile die Aber einen Umſtand darf der Bauer nicht überſehen; Eine Proteſtverſammlung gegen das Penſions- verſicherungsgeſetz. Im Feſtſaale des Gewerbevereines fand geſtern unter Nachdem dieſe Reſolution einſtimmig angenommen Der Landwirt. Eine Kundgebung der u.-ö. Weinhauer. Aus Handel und Verkehr. Wiener Börſekammer. Am Mittwoch den 29. d. M. Eine preußiſche Studienkommiſſion auf den Wiener Märkten. Die zum Studium der öſterreichiſchen <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0008" n="8"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Dienstag <hi rendition="#g">Reichspoſt</hi> 28. April 1908 117</hi> </fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div xml:id="a3b" prev="#a3a" type="jArticle" n="2"> <p>kenne dieſe Affäre überhaupt nur indirekt durch jene Details,<lb/> die mir Nako mitgeteilt. Die übrigen Fragen beantwortete<lb/> der Zeuge ſichtlich ausweichend.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Kirchliches.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Inſtallierung des neuen Pfarrers von Simme-<lb/> ring.</hi> </head> <p>In feierlicher Weiſe wurde Sonntag der Kurprieſter<lb/> Michael <hi rendition="#g">Seitz</hi> als Pfarrer von Simmering inſtalliert;<lb/> die Einführung des neues Pfarrers nahm Weihbiſchof Dr.<lb/><hi rendition="#g">Marſchall</hi> vor.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Die Infel von Wilna.</hi> </head> <p>Man meldet uns aus<lb/><hi rendition="#g">St. Petersburg,</hi> vom 24. April: Die ruſſiſche Re-<lb/> gierung hat das Domkapitel in Wilna wiederholt aufge-<lb/> fordert, einen Biſchof für den abgeſetzten Monſgr. Baron<lb/> von Ropp zu wählen. Die Domherren weigerten ſich mit<lb/> Recht, da der Sitz nach kanoniſchem Recht nicht vakant iſt,<lb/> indem der Heilige Stuhl die Abſetzung nicht anerkannte.<lb/> Daraufhin hat der Gouverneur von Wilna <hi rendition="#g">ſämtliche<lb/> Domherren abgeſetzt</hi> und ihrer <hi rendition="#g">Einkünfte<lb/> beraubt.</hi> Das ſoll ſolange währen, bis ein neuer<lb/> Biſchof oder ein Adminiſtrator gewählt iſt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Neue Erzbruderſchaft für Prieſter.</hi> </head> <p>Eine Erz-<lb/> bruderſchaft für die lebenden und verſtorbenen Prieſter<lb/> wurde gegründet und kanoniſch errichtet in der Kirche der<lb/> Prämonſtratenſerinnen in <hi rendition="#g">Meſnil-Saint-Denis</hi><lb/> (Departement Seine-et-Oiſe). Die Mitglieder beten jeden<lb/> Tag ein Vater unſer und Ave für die lebenden und ein<lb/><hi rendition="#aq">De profundis</hi> für die verſtorbenen Prieſter und hören jeden<lb/> Monat zwei Meſſen, eine für die lebenden und eine für<lb/> die verſtorbenen Prieſter.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Vorträge.</hi> </head> <p>In der Zeit vom 21. bis 25. April hat der<lb/> beliebte Kanzelredner Prälat Dr. Guſtav <hi rendition="#g">Müller</hi> in der<lb/> Stadtpfarrkirche zu Groß-Enzersdorf, apologetiſche Vorträge<lb/> gehalten, welche ſehr gut beſucht waren.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Vereinsnachrichten.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">An alle chriſtlichen Vereine Wiens!</hi> </head> <p>Das Stadt-<lb/> komitee der <hi rendition="#g">Katholikenorganiſation</hi> hat für<lb/><hi rendition="#g">Mittwoch den 29. April,</hi> ½8 Uhr abends, eine<lb/> Verſammlung für Vorſtands- und Ausſchußmitglieder ſämt-<lb/> licher chriſtlichen Vereine Wiens einberufen. Die auf Namen<lb/> lautenden Karten ſind bereits verſchickt. Wer noch keine<lb/> ſolche erhalten hat, kann gegen Vorweiſung ſeiner Mit-<lb/> gliedskarte eine ſolche in der Kanzlei, 1. Bezirk, Bäcker-<lb/> ſtraße 14 oder bei der Firma J. Janauſchek u. Ko., 1. Be-<lb/> zirk, Singerſtraße 18, beheben, eventuell vor Beginn der<lb/> Verſammlung im Sitzungsſaale des Alten Rathauſes,<lb/> 1. Bezirk, Wipplingerſtraße, reklamieren. Dieſe Verſamm-<lb/> lung iſt für Wien von hochwichtiger Bedeutung, weshalb<lb/> um kräftige Agitation und zahlreichen Beſuch dringend<lb/> gebeten wird. Sprechen werden: Rabg. Seminardirektor<lb/> Auguſt <hi rendition="#g">Kemetter</hi> über „Wiener Verhältniſſe“ und<lb/><hi rendition="#aq">P.</hi> Alban <hi rendition="#g">Schachleiter</hi> aus Prag-Emaus über „Selbſt-<lb/> hilfe gegen unſere Feinde“.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Wiener Tierſchutzverein</hi> </head> <p>hält am Mittwoch<lb/> den 29. d. M. um 6 Uhr nachmitags im großen Sitzungs-<lb/> ſaale des Niederöſterreichiſchen Gewerbevereines Eſchenbach-<lb/> gaſſe 11 ſeine 56. ordentliche Generalverſammlung ab.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Chriſtlicher Mütterverein.</hi> </head> <p>Der Stammverein der<lb/> chriſtlichen Mütter bei St. Urſula, Johannesgaſſe 8, hat<lb/> ſeine nächſte Vereinsandacht daſelbſt Freitag den 1. Mai<lb/> um ½9 Uhr früh. Die Monatsandacht der Filiale „Sankt<lb/> Ulrich“ bei Notre Dame de Sion, Burggaſſe 39, findet<lb/> Montag den 4. Mai um 8 Uhr früh ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Verein der penſ. und qucſ. Staatsbeamten.</hi> </head> <p>Mitt-<lb/> woch den 29. d. M. um 4 Uhr im großen Saale des erſten<lb/> allgemeinen Beamtenvereines der öſterreichiſch-ungariſchen<lb/> Monarchie (Wipplingerſtraße 25, Parterre) Verſammlung.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Katholiſcher Verein „Reunion“.</hi> </head> <p>Donnerstag den<lb/> 30. April findet im Vereinsſaale, Poſtgaſſe 13, um 7½ Uhr<lb/> abends der 28. Vereinsabend ſtatt, wobei Monſgre. Doktor<lb/> Karl v. <hi rendition="#g">Weczerzik</hi> einen Vortrag über „Die geologiſche<lb/> Entſtehung unſerer Erde“ halten wird. Im Anſchluſſe dar-<lb/> an Muſikvorträge von H. Siegl und Frl. Anna Prochaska.<lb/> Hierauf Theatervorſtellung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Volkswirtſchaft.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die mittlere Linie.</hi> </head><lb/> <byline>Von <hi rendition="#b">Dr. Julius Wilhelm,</hi> Sekretär des Oeſterreichiſchen<lb/> Orientvereines.</byline><lb/> <p>Die Kaufkraft der Bauern bedingt zum Teile die<lb/><supplied>in</supplied>duſtrielle Entwicklung eines Landes. Kein vorurteilsfreier<lb/> Induſtrieller oder Gewerbetreibender wird daher die<lb/> Kräftigung des Bauernſtandes mit ſcheelen Augen anſehen,<lb/> ſondern jeder wird ſich freuen, wenn es den Bauern gut<lb/> geht. Die gute Ernte des Jahres 1906 brachte der Induſtrie<lb/> reichen Verdienſt; das Geld, das der Bauer für ſein<lb/> Getreide, ſein Vieh und ſeine Molkereiprodukte einnahm,<lb/> begann ſofort ſeinen Kreislauf in der Volkswirtſchaft und<lb/> füllte die Taſchen des Staates, der Induſtrie und des<lb/> Gewerbeſtandes, denn „hat der Bauer Geld, ſo hat’s die<lb/> ganze Welt“. Beſonders eine blühende Viehzucht iſt die<lb/> Grundlage der intenſiven Landwirtſchaft, nichts iſt daher<lb/> für den Bauernſtand wichtiger als die Fernhaltung von<lb/> Seuchen, welche ſeinen Viehſtand dezimieren können.</p><lb/> <p>Aber einen Umſtand darf der Bauer nicht überſehen;<lb/> ebenſo wie er ſein Geld für Induſtrieprodukte ausgibt, ſo<lb/> tut das der Städter ſeinerſeits, indem er landwirtſchaftliche<lb/> Produkte kauft. Die Abhängigkeit iſt daher eine gegen-<lb/> ſeitige. Der Bauer iſt an der Induſtrieentwicklung des<lb/> Landes intereſſiert, weil die wachſende Kaufkraft der indu-<lb/> ſtriellen Bevölkerung ihm die Möglichkeit gibt, ſeine Pro-<lb/> dukte mit Vorteil zu verkaufen. Milch, Butter, Eier, Obſt<lb/> kann der Bauer in entlegenen Gegenden, wo keine Stadt<lb/> und keine Induſtrieanſiedlung in der Nähe iſt, nur ſchlecht<lb/> verwerten; beſonders gilt das für tieriſche Produkte. Das<lb/> Entſtehen eines großen Induſtrieunternehmens innerhalb<lb/> einer bäuerlichen Gegend kann daher den Kulturzuſtand des<lb/> ganzen Landes heben, weil die Rentabilitä<supplied>t</supplied> der Viehhaltung<lb/> nur durch dieſe neue Abſatzquelle möglich gemacht<lb/> wird. Wo der Bauer früher nur zehn Heller für<lb/> den Liter Milch bekam und wo er die Milch manchmal<lb/> nur als Butter oder Käſe verwerten konnte, da erhält er<lb/><cb/> durch das Entſtehen einer Fabrik mit mehreren 100 Arbei-<lb/> tern die Möglichkeit, die Milch an Ort und Stelle mit 20<lb/> Heller per Liter zu verkaufen. Der Schutz der Landwirtſchaft<lb/> hat alſo ſeine Grenze dort, wo die Tragfähigkeit der In-<lb/> duſtrie aufhört. Es iſt in den letzten Jahren wiederholt vor-<lb/> gekommen, daß Induſtrien in Oeſterreich nur deshalb nicht<lb/> entſtanden, weil die Steuern zu hoch ſind. So iſt beiſpiels-<lb/> weiſe die Entwicklung eines neuen Induſtriezweiges,<lb/> der Fabrikation von Kalkſtickſtoff wohl nur<lb/> ſchwer möglich, weil die Laſten, welche die Indu-<lb/> ſtrie trägt, bei uns zu hoch ſind. Die Landwirt-<lb/> ſchaft wird daher in ſolchen Fällen um die Möglichkeit<lb/> der Entwicklung des Innenmarktes gebracht. Im Falle, der<lb/> eben angeführt wurde, verliert ſie außerdem die Möglichkeit,<lb/> ſich relativ billig mit einem wertvollen Düngungs-<lb/> mittel zu verſorgen. Was für die direkten Steuern, welche<lb/> auf der Induſtrie laſten, gilt, das gilt auch für die in-<lb/> direkten Steuern, welche den induſtriellen Arbeiter treffen.<lb/> Wird das Leben im Inlande zu teuer, ſo muß ein Teil<lb/> der Induſtriearbeiter auswandern; mit jedem auswandernden<lb/> Induſtriearbeiter verliert aber die Landwirtſchaft einen<lb/> Käufer für ihre Produkte. Nun iſt das Leben in den letzten<lb/> Jahren in Oeſterreich teurer geworden, und zwar haupt-<lb/> ſächlich deshalb, weil die Lebensmittel im Preiſe geſtiegen<lb/> ſind; wenn das ſo fort geht, wird nichts übrig bleiben,<lb/> als daß die Löhne der Induſtriearbeiter gewaltig ſteigen.<lb/> Bis jetzt haben die Induſtrie und die induſtriellen<lb/> Arbeiter immer noch die Laſten zu tragen gewußt, die<lb/> ihnen von allen Seiten auferlegt wurden, weil die Kon-<lb/> junktur auf dem Weltmarkte eine günſtige geweſen iſt. Nun-<lb/> mehr, wo ſich das Blatt wendet, wird es fraglich, ob das<lb/> ſo fortgehen kann. Eines der teuerſten Lebensmittel für den<lb/> Induſtriearbeiter iſt das Fleiſch; wenn der Fleiſchpreis<lb/> eine gewiſſe Höhe überſchreitet, ſo muß der Induſtrie-<lb/> arbeiter ſich des Fleiſchgenuſſes entwöhnen. Solange die<lb/> Grenzen gegen die Balkanſtaaten offen waren, konnten ſich<lb/> viele Induſtriearbeiter die billigen, allerdings oft minder-<lb/> wertigen Fleiſchqualitäten beſchaffen, die von dort eingeführt<lb/> wurden, und heute, wo die Grenze gegen Serbien geſperrt<lb/> iſt, iſt ein Rückgang des Fleiſchkonſums in der ärmeren<lb/> induſtriellen Bevölkerung zu verzeichnen. Unſere Landwirt-<lb/> ſchaft hat davon ebenſowenig einen Vorteil, als wenn<lb/> die Arbeiter auswandern. Aber die Sache hat noch eine<lb/> andere ſehr bedenkliche Seite. Die Balkanländer ſind<lb/> nur dann imſtande, Induſtrieprodukte zu kaufen, wenn ſie<lb/> mit ihren Erzeugniſſen dieſelben bezahlen können. Wenn<lb/> wir den Serben die Möglichkeit verſchließen, Tiere im<lb/> lebenden oder wenigſtens im geſchlachteten Zuſtande herüber-<lb/> zubringen, ſo werden ſie ruiniert und unſere Induſtrie<lb/> wird wiederum geſchädigt. Aus Verzweiflung ſind nun die<lb/> Serben dazu übergegangen, ſich eine eigene Induſtrie zu<lb/> ſchaffen. Vor allem haben ſie ſich auf die Zuckerinduſtrie<lb/> geworfen, und da ſieht man, ein wie zweiſchneidiges<lb/> Schwert Agrarzölle ſind. Die Zuckerinduſtrie, die in Oeſter-<lb/> reich auf einer ſehr hohen Stufe ſteht und die ja auch bei<lb/> der Viehmaſt, alſo auch für die Fleiſchproduktion eine<lb/> große Rolle ſpielt, wird das ſerbiſche Abſatzgebiet voll-<lb/> ſtändig verlieren. Wir ſehen alſo, daß ein Teil der Land-<lb/> wirtſchaft geſchädigt wird, weil der andere Teil der Land-<lb/> wirtſchaft zu hohe Forderungen ſtellt. Man kann die Sache<lb/> von welcher Seite immer anſehen, man wird zur Ueber-<lb/> zeugung kommen, daß man auch im agrariſchen Schutze<lb/> im ureigenſten Intereſſe der Landwirtſchaft nicht übers Ziel<lb/> ſchießen ſoll. Das Wirtſchaftsleben innerhalb eines<lb/> Staates erfordert eine fortgeſetzte Reihe von Kompromiſſen<lb/> zwiſchen den verſchiedenen Berufsgruppen. <hi rendition="#g">Geht der<lb/> Bauer zu Grunde, ſo kann der Städter<lb/> ihm nichts verkaufen, weil er ihm nicht<lb/> zahlen kann; geht der Wohlſtand des<lb/> Städters zurück, ſo kann der Bauer ihm<lb/> nichts verkaufen, weil der Städter kein<lb/> Geld hat.</hi> Sinkt der Abſatz von Fleiſch und<lb/> tieriſchen Produkten, ſo muß früher oder ſpäter die Vieh-<lb/> zucht zurückgehen und kein Schutzzoll kann daran etwas<lb/> ändern. Es gilt daher <hi rendition="#g">die richtige Mitte</hi> zu finden,<lb/> um ſich nicht ſelbſt zu ſchädigen. Das ſcheint aber der Fall<lb/> zu ſein, wenn man, wie es jetzt beabſichtigt iſt, die geringe<lb/> Quantität minderwertigen Fleiſches aus Serbien nicht her-<lb/> einlaſſen will, welche im Verhältnis zur geſamten Produk-<lb/> tion des Reiches an Vieh kaum in Betracht kommt. Würde<lb/> jede der einzelnen Produktionsgruppe im Staate ohne Rück-<lb/> ſicht auf andere Gruppen ihre Intereſſen verfechten, wie<lb/> das die Nur-Agrarier bezüglich des ſerbiſchen Handels-<lb/> vertrages tun, müßte <hi rendition="#g">ein Kampf aller gegen<lb/> alle</hi> entſtehen, unter dem ſchließlich auch die Landwirt-<lb/> ſchaft ſchwer leiden müßte.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine Proteſtverſammlung gegen das Penſions-<lb/> verſicherungsgeſetz.</hi> </head><lb/> <p>Im Feſtſaale des Gewerbevereines fand geſtern unter<lb/> außerordentlich zahlreicher Beteiligung eine Proteſtverſamm-<lb/> lung gegen das Privatbeamten-Penſionsverſicherungsgeſetz<lb/> ſtatt. Der Vorſitzende Vizepräſident des niederöſterreichiſchen<lb/> Gewerbevereines Bernhard <hi rendition="#g">Ludwig</hi> führte in ſeiner<lb/> Eröffnungsanſprache aus, daß noch ſelten ein Geſetz eine<lb/> ſo einmütige Ablehnung erfahren habe wie das Penſions-<lb/> verſicherungsgeſetz; nicht allein die Unternehmer, ſondern<lb/> auch deren Angeſtellte ſind gegen dieſes Geſetz. Je mehr<lb/> man ſich mit ihm beſchäftige, deſto mehr erkennt man, daß<lb/> es <hi rendition="#g">unbrauchbar</hi> ſei. Hierauf erſtattete Maſchinen-<lb/> fabrikant Ernſt <hi rendition="#g">Krauſe</hi> das Referat. Er wies zunächſt<lb/> darauf hin, daß der Widerſtand gegen dieſes Geſetz nicht nur<lb/> von allen induſtriellen und kommerziellen Korporationen, ſondern<lb/> auch von den meiſten Angeſtellten geteilt werde. Die In-<lb/> tereſſenten müßten darüber aufgeklärt werden, was das<lb/> Geſetz von ihnen verlange und wie verſchwindend klein das<lb/> ſei, was ihnen dafür geboten werde. Bei den landes-<lb/> üblichen Durchſchnittsbezügen muß ein Unternehmer mit<lb/> fünf Angeſtellten 1000 Kronen pro Jahr, einer mit zehn<lb/> Angeſtellten 2000 Kronen zahlen, wovon allerdings ein<lb/> Drittel den Angeſtellten vom Gehalt abgezogen werden<lb/> kann, was ſie ſich nicht gefallen laſſen werden. Große<lb/> Aktiengeſellſchaften werden 100.000 bis 150.000 Kronen,<lb/> gleich <hi rendition="#g">15 bis 20% ihrer Dividende,</hi> zu ent-<lb/> richten haben. Dieſe Beiträge ſollen zehn Jahre lang auf-<lb/> geſpeichert werden, ohne daß den Angeſtellten auch nur ein<lb/> Heller an Renten vergütet wird. Es werden ſich <hi rendition="#g">300 bis<lb/> 500 Millionen</hi> anſammeln, welche der Volkswirt-<lb/><cb/> ſchaft <hi rendition="#g">entzogen</hi> werden. Die Regierung ſelbſt habe den<lb/> Intereſſenten zu verſtehen gegeben, daß ſie einer Novellierung<lb/> des Geſetzes <hi rendition="#g">keinen Widerſtand</hi> leiſten werde.<lb/> Kammerrat <hi rendition="#g">Mendl</hi> führte aus, man müſſe gegen<lb/> das wider den Willen der daran beteiligten Kreiſe<lb/> geſchaffene Geſetz in ſchärfſter Weiſe Stellung<lb/> nehmen. Den Angeſtellten werde durch dieſes Geſetz<lb/> wohl wenig geholfen, die Induſtrie aber könne daran<lb/> zugrunde gehen. — Kommerzialrat <hi rendition="#g">Oeſterreicher</hi><lb/> beſprach die Rechtsunſicherheit, welche durch die unklare<lb/> Faſſung des Geſetzes geſchaffen werde. — Kammerrat<lb/><hi rendition="#g">Müller</hi> überbrachte die Zuſtimmung des Vereines der<lb/> öſterreichiſch-ungariſchen Buchhändler. Er hob die beſondere<lb/> Gefährdung des Detailgeſchäftes durch das Geſetz hervor.<lb/> — Der Sekretär des Zentralvereines der kaufmänniſchen<lb/> Angeſtellten <hi rendition="#g">Urbach</hi> erklärte namens dieſes Vereines,<lb/> daß die organiſierte Gehilfenſchaft, die von dem Geſetz be-<lb/> troffen werde, in dieſem Falle ganz auf dem Standpunkt<lb/> der Unternehmer ſtehe und ſich der Proteſtkundgebung voll-<lb/> kommen anſchließe. — Referent <hi rendition="#g">Krauſe</hi> beantragte<lb/> hierauf eine Entſchließung, in der die einberufenen Korpo-<lb/> rationen beauftragt werden, bei den kompetenten Miniſterien<lb/> ſowie bei den führenden Mitgliedern der beiden Häuſer des<lb/> Reichsrates deputativ vorſtellig zu werden, um für die An-<lb/> geſtellten von Induſtrie und Gewerbe den <hi rendition="#g">Aufſchub</hi><lb/> des <hi rendition="#g">Penſionsverſicherungsgeſetzes</hi> zu er-<lb/> wirken, damit Zeit für eine <hi rendition="#g">Novellierung</hi> des<lb/> Geſetzes gewonnen werde, die den Wünſchen der Betriebs-<lb/> unternehmer ſowie der Angeſtellten Rechnung trägt.</p><lb/> <p>Nachdem dieſe Reſolution einſtimmig angenommen<lb/> worden war, wurde die Verſammlung geſchloſſen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Landwirt.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine Kundgebung der u.-ö. Weinhauer.</hi> </head> <p>Aus<lb/><hi rendition="#g">Kloſterneuburg</hi> wird uns gemeldet: Bei impoſanter<lb/> Beteiligung der Weinhauer aus dem ganzen Gerichtsbezirke<lb/> Kloſterneuburg fand geſtern in der Gaſtwirtſchaft „zum<lb/> Herzogshut“ am Stadtplatz von Kloſterneuburg eine Ver-<lb/> ſammlung ſtatt. An der Verſammlung nahmen teil die<lb/> Rabg. Direktor <hi rendition="#g">Kemetter</hi> und <hi rendition="#g">Dr. Weidenhoffer,</hi><lb/> Labg. <hi rendition="#g">Hölzl,</hi> n.-ö. Weinbaudirektor <hi rendition="#g">Reckendorfer</hi><lb/> und Weinbauinſpektor <hi rendition="#g">Kober;</hi> den Vorſitz der Verſamm-<lb/> lung führte Bgm. <hi rendition="#g">Hofbauer</hi> von Kloſterneuburg.<lb/> Nachdem Rabg. Dr. <hi rendition="#g">Weidenhoffer</hi> ein Referat über<lb/> die Aktionen des parlamentariſchen Weinkulturausſchuſſes<lb/> erſtattet und Rabg. <hi rendition="#g">Kemetter</hi> einzelne den Weinhauer-<lb/> ſtand tangierende Fragen erörtert hatte, wurde eine Ent-<lb/> ſchließung angenommen, in der die Regierung erſucht wird,<lb/> endlich Notſtandsgelder für die von den Weinhauern durch<lb/> die Fröſte des Jahres 1907 erlittenen Schäden flüſſig<lb/> zu machen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Handel und Verkehr.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Wiener Börſekammer.</hi> </head> <p>Am Mittwoch den 29. d. M.<lb/> findet um 1¼ Uhr mittags eine Plenarverſammlung mit<lb/> folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag des „Memorandum“-<lb/> Komitees betreffend die Effekten-Umſatzſteuer; Antrag der<lb/> Warenſektion betreffend die neuen Kohlenuſancen; Anträge<lb/> des Subkomitees für Notierungsangelegenheiten, betreffend<lb/> die Anſuchen: der Kommunal-Kreditanſtalt für Iſtrien<lb/> wegen. Notierung ihrer 4½%-Schuldverſchreibungen per<lb/> 10 Millionen Kronen; der Lokalbahn Wſetin—Groß-<lb/> Karlowitz wegen Notierung ihrer 4% Prioritätsobligationen<lb/> per 2,158.000 Kronen; der Vereinigten Böhmerwald-Lokal-<lb/> bahnen wegen Notierung ihrer 4% Prioritätsobligationen<lb/> per 2,328.000 Kronen; der Eiſeninduſtrie-A.-G. Zenica<lb/> wegen Notierung ihrer 17.500 Aktien <hi rendition="#aq">à</hi> 200 Kronen; der<lb/> Apollo-Mineralöl-Raffinerie-A.-G. wegen Notierung ihrer<lb/> 20.000 Aktien <hi rendition="#aq">à</hi> 200 Kronen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Eine preußiſche Studienkommiſſion auf den<lb/> Wiener Märkten.</hi> </head> <p>Die zum Studium der öſterreichiſchen<lb/> Märkte entſendete preußiſche Kommiſſion, beſtehend aus dem<lb/> Geheimen Oberregierungsrat <hi rendition="#g">Hofmann,</hi> Geh. Reg. R.<lb/> Dr. <hi rendition="#g">Göppert</hi> vom Miniſterium für Handel und<lb/> Gewerbe, Geh. Reg. R. Dr. <hi rendition="#g">Bill-Drews</hi> vom<lb/> Miniſterium des Innern, Geh. Reg. R. Freiherr von<lb/><hi rendition="#g">Falkenhauſen</hi> vom Miniſterium für Landwirtſchaft,<lb/> Geh. Reg. R. Dr. <hi rendition="#g">Boeniſch,</hi> vom Reichsamt des<lb/> Innern, Generalſekretär der Zentralſtelle der preußiſchen<lb/> Landwirtſchaftskammern <hi rendition="#g">Burckhardt,</hi> Landesrat Frei-<lb/> herr von <hi rendition="#g">Meſſenbach,</hi> Mitglied des Reichstages und<lb/> des Hauſes der Abgeordneten <hi rendition="#g">Fiſchbeck</hi> und Ver-<lb/> waltungsdirektor des ſtädtiſchen Vieh- und Schlacht-<lb/> hofes in Berlin, <hi rendition="#g">Holtz,</hi> erſchienen heute am<lb/> Zentralviehmarkte in St. Marx, wo ſie vom<lb/> Magiſtratsreferenten für das Approviſionierungsweſen,<lb/> Magiſtratsrat Dr. Konſtantin <hi rendition="#g">Mayer,</hi> Marktamts-<lb/> Direktor <hi rendition="#g">Bauer,</hi> Marktvizedirektor <hi rendition="#g">Frohweint,</hi><lb/> Veterinäramtsdirektor <hi rendition="#g">Toscano de canella,</hi><lb/> Landesveterinärinſpektor <hi rendition="#g">Wittmann,</hi> Marktamtsinſpek-<lb/> tor und Leiter des Viehmarktes <hi rendition="#g">Entenfellner,</hi><lb/> deſſen Stellvertreter <hi rendition="#g">Iglauer</hi> und Obertierarzt <hi rendition="#g">Dau-<lb/> ſcher</hi> empfangen und in die große Rinderhalle, in der<lb/> eben der Rinderhauptmarkt ſtattfand, geleitet wurden. Die<lb/> reichsdeutſchen Gäſte, die bereits den Viehmarkt in Graz be-<lb/> ſichtigt hatten und noch den in Ofen-Peſt in Augenſchein<lb/> nehmen werden, intereſſierten ſich hauptſächlich für die Ge-<lb/> ſchäftsabwicklung auf unſerem Markte, da man in Berlin<lb/> beabſichtigt, den Viehverkauf nach Lebendgewicht, wie es bei<lb/> uns geübt wird, einzuführen. Sehr eingehend ſtudierten ſie<lb/> die Einrichtungen und hörten mit Intereſſe die erſchöpfenden<lb/> ſachlichen Erläuterungen, die ihnen hier Marktamtsleiter<lb/><hi rendition="#g">Entenfellner</hi> gab. Nach kurzer Mittagspauſe er-<lb/> ſchienen ſie wieder am Markte, wo ihnen in den Markt-<lb/> amtskanzleien Marktkommiſſär Iglauer die Geſchäftsführung<lb/> am Markte, hauptſächlich hinſichtlich der Preisbeſtimmung<lb/> und Berechnung eingehendſt erläuterte. Die Gäſte nahmen<lb/> hie Pläne des Marktes, Beſchreibungen desſelben, ſowie<lb/> die nötigſten auf die Geſchäftsführung bezughabenden For-<lb/> mulare in Empfang und verließen nach mehr als ſechs-<lb/> ſtündigem Aufenthalte daſelbſt mit Worten der vollſten An-<lb/> erkennung und des Dankes den Markt. Gewiß intereſſant<lb/> für die Leſer der Marktberichte der „Reichspoſt“ iſt die<lb/> Tatſache, daß Herr Marktamtsinſpektor Entenfellner den<lb/> Gäſten gegenüber die genaue und ausführliche Markt-<lb/> berichterſtattung der „Reichspoſt“ vor den anderen Wiener<lb/> Blättern hervorhob.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0008]
Wien, Dienstag Reichspoſt 28. April 1908 117
kenne dieſe Affäre überhaupt nur indirekt durch jene Details,
die mir Nako mitgeteilt. Die übrigen Fragen beantwortete
der Zeuge ſichtlich ausweichend.
Kirchliches.
— Inſtallierung des neuen Pfarrers von Simme-
ring. In feierlicher Weiſe wurde Sonntag der Kurprieſter
Michael Seitz als Pfarrer von Simmering inſtalliert;
die Einführung des neues Pfarrers nahm Weihbiſchof Dr.
Marſchall vor.
— Die Infel von Wilna. Man meldet uns aus
St. Petersburg, vom 24. April: Die ruſſiſche Re-
gierung hat das Domkapitel in Wilna wiederholt aufge-
fordert, einen Biſchof für den abgeſetzten Monſgr. Baron
von Ropp zu wählen. Die Domherren weigerten ſich mit
Recht, da der Sitz nach kanoniſchem Recht nicht vakant iſt,
indem der Heilige Stuhl die Abſetzung nicht anerkannte.
Daraufhin hat der Gouverneur von Wilna ſämtliche
Domherren abgeſetzt und ihrer Einkünfte
beraubt. Das ſoll ſolange währen, bis ein neuer
Biſchof oder ein Adminiſtrator gewählt iſt.
Neue Erzbruderſchaft für Prieſter. Eine Erz-
bruderſchaft für die lebenden und verſtorbenen Prieſter
wurde gegründet und kanoniſch errichtet in der Kirche der
Prämonſtratenſerinnen in Meſnil-Saint-Denis
(Departement Seine-et-Oiſe). Die Mitglieder beten jeden
Tag ein Vater unſer und Ave für die lebenden und ein
De profundis für die verſtorbenen Prieſter und hören jeden
Monat zwei Meſſen, eine für die lebenden und eine für
die verſtorbenen Prieſter.
Vorträge. In der Zeit vom 21. bis 25. April hat der
beliebte Kanzelredner Prälat Dr. Guſtav Müller in der
Stadtpfarrkirche zu Groß-Enzersdorf, apologetiſche Vorträge
gehalten, welche ſehr gut beſucht waren.
Vereinsnachrichten.
An alle chriſtlichen Vereine Wiens! Das Stadt-
komitee der Katholikenorganiſation hat für
Mittwoch den 29. April, ½8 Uhr abends, eine
Verſammlung für Vorſtands- und Ausſchußmitglieder ſämt-
licher chriſtlichen Vereine Wiens einberufen. Die auf Namen
lautenden Karten ſind bereits verſchickt. Wer noch keine
ſolche erhalten hat, kann gegen Vorweiſung ſeiner Mit-
gliedskarte eine ſolche in der Kanzlei, 1. Bezirk, Bäcker-
ſtraße 14 oder bei der Firma J. Janauſchek u. Ko., 1. Be-
zirk, Singerſtraße 18, beheben, eventuell vor Beginn der
Verſammlung im Sitzungsſaale des Alten Rathauſes,
1. Bezirk, Wipplingerſtraße, reklamieren. Dieſe Verſamm-
lung iſt für Wien von hochwichtiger Bedeutung, weshalb
um kräftige Agitation und zahlreichen Beſuch dringend
gebeten wird. Sprechen werden: Rabg. Seminardirektor
Auguſt Kemetter über „Wiener Verhältniſſe“ und
P. Alban Schachleiter aus Prag-Emaus über „Selbſt-
hilfe gegen unſere Feinde“.
Der Wiener Tierſchutzverein hält am Mittwoch
den 29. d. M. um 6 Uhr nachmitags im großen Sitzungs-
ſaale des Niederöſterreichiſchen Gewerbevereines Eſchenbach-
gaſſe 11 ſeine 56. ordentliche Generalverſammlung ab.
Chriſtlicher Mütterverein. Der Stammverein der
chriſtlichen Mütter bei St. Urſula, Johannesgaſſe 8, hat
ſeine nächſte Vereinsandacht daſelbſt Freitag den 1. Mai
um ½9 Uhr früh. Die Monatsandacht der Filiale „Sankt
Ulrich“ bei Notre Dame de Sion, Burggaſſe 39, findet
Montag den 4. Mai um 8 Uhr früh ſtatt.
Verein der penſ. und qucſ. Staatsbeamten. Mitt-
woch den 29. d. M. um 4 Uhr im großen Saale des erſten
allgemeinen Beamtenvereines der öſterreichiſch-ungariſchen
Monarchie (Wipplingerſtraße 25, Parterre) Verſammlung.
Katholiſcher Verein „Reunion“. Donnerstag den
30. April findet im Vereinsſaale, Poſtgaſſe 13, um 7½ Uhr
abends der 28. Vereinsabend ſtatt, wobei Monſgre. Doktor
Karl v. Weczerzik einen Vortrag über „Die geologiſche
Entſtehung unſerer Erde“ halten wird. Im Anſchluſſe dar-
an Muſikvorträge von H. Siegl und Frl. Anna Prochaska.
Hierauf Theatervorſtellung.
Volkswirtſchaft.
Die mittlere Linie.
Von Dr. Julius Wilhelm, Sekretär des Oeſterreichiſchen
Orientvereines.
Die Kaufkraft der Bauern bedingt zum Teile die
induſtrielle Entwicklung eines Landes. Kein vorurteilsfreier
Induſtrieller oder Gewerbetreibender wird daher die
Kräftigung des Bauernſtandes mit ſcheelen Augen anſehen,
ſondern jeder wird ſich freuen, wenn es den Bauern gut
geht. Die gute Ernte des Jahres 1906 brachte der Induſtrie
reichen Verdienſt; das Geld, das der Bauer für ſein
Getreide, ſein Vieh und ſeine Molkereiprodukte einnahm,
begann ſofort ſeinen Kreislauf in der Volkswirtſchaft und
füllte die Taſchen des Staates, der Induſtrie und des
Gewerbeſtandes, denn „hat der Bauer Geld, ſo hat’s die
ganze Welt“. Beſonders eine blühende Viehzucht iſt die
Grundlage der intenſiven Landwirtſchaft, nichts iſt daher
für den Bauernſtand wichtiger als die Fernhaltung von
Seuchen, welche ſeinen Viehſtand dezimieren können.
Aber einen Umſtand darf der Bauer nicht überſehen;
ebenſo wie er ſein Geld für Induſtrieprodukte ausgibt, ſo
tut das der Städter ſeinerſeits, indem er landwirtſchaftliche
Produkte kauft. Die Abhängigkeit iſt daher eine gegen-
ſeitige. Der Bauer iſt an der Induſtrieentwicklung des
Landes intereſſiert, weil die wachſende Kaufkraft der indu-
ſtriellen Bevölkerung ihm die Möglichkeit gibt, ſeine Pro-
dukte mit Vorteil zu verkaufen. Milch, Butter, Eier, Obſt
kann der Bauer in entlegenen Gegenden, wo keine Stadt
und keine Induſtrieanſiedlung in der Nähe iſt, nur ſchlecht
verwerten; beſonders gilt das für tieriſche Produkte. Das
Entſtehen eines großen Induſtrieunternehmens innerhalb
einer bäuerlichen Gegend kann daher den Kulturzuſtand des
ganzen Landes heben, weil die Rentabilität der Viehhaltung
nur durch dieſe neue Abſatzquelle möglich gemacht
wird. Wo der Bauer früher nur zehn Heller für
den Liter Milch bekam und wo er die Milch manchmal
nur als Butter oder Käſe verwerten konnte, da erhält er
durch das Entſtehen einer Fabrik mit mehreren 100 Arbei-
tern die Möglichkeit, die Milch an Ort und Stelle mit 20
Heller per Liter zu verkaufen. Der Schutz der Landwirtſchaft
hat alſo ſeine Grenze dort, wo die Tragfähigkeit der In-
duſtrie aufhört. Es iſt in den letzten Jahren wiederholt vor-
gekommen, daß Induſtrien in Oeſterreich nur deshalb nicht
entſtanden, weil die Steuern zu hoch ſind. So iſt beiſpiels-
weiſe die Entwicklung eines neuen Induſtriezweiges,
der Fabrikation von Kalkſtickſtoff wohl nur
ſchwer möglich, weil die Laſten, welche die Indu-
ſtrie trägt, bei uns zu hoch ſind. Die Landwirt-
ſchaft wird daher in ſolchen Fällen um die Möglichkeit
der Entwicklung des Innenmarktes gebracht. Im Falle, der
eben angeführt wurde, verliert ſie außerdem die Möglichkeit,
ſich relativ billig mit einem wertvollen Düngungs-
mittel zu verſorgen. Was für die direkten Steuern, welche
auf der Induſtrie laſten, gilt, das gilt auch für die in-
direkten Steuern, welche den induſtriellen Arbeiter treffen.
Wird das Leben im Inlande zu teuer, ſo muß ein Teil
der Induſtriearbeiter auswandern; mit jedem auswandernden
Induſtriearbeiter verliert aber die Landwirtſchaft einen
Käufer für ihre Produkte. Nun iſt das Leben in den letzten
Jahren in Oeſterreich teurer geworden, und zwar haupt-
ſächlich deshalb, weil die Lebensmittel im Preiſe geſtiegen
ſind; wenn das ſo fort geht, wird nichts übrig bleiben,
als daß die Löhne der Induſtriearbeiter gewaltig ſteigen.
Bis jetzt haben die Induſtrie und die induſtriellen
Arbeiter immer noch die Laſten zu tragen gewußt, die
ihnen von allen Seiten auferlegt wurden, weil die Kon-
junktur auf dem Weltmarkte eine günſtige geweſen iſt. Nun-
mehr, wo ſich das Blatt wendet, wird es fraglich, ob das
ſo fortgehen kann. Eines der teuerſten Lebensmittel für den
Induſtriearbeiter iſt das Fleiſch; wenn der Fleiſchpreis
eine gewiſſe Höhe überſchreitet, ſo muß der Induſtrie-
arbeiter ſich des Fleiſchgenuſſes entwöhnen. Solange die
Grenzen gegen die Balkanſtaaten offen waren, konnten ſich
viele Induſtriearbeiter die billigen, allerdings oft minder-
wertigen Fleiſchqualitäten beſchaffen, die von dort eingeführt
wurden, und heute, wo die Grenze gegen Serbien geſperrt
iſt, iſt ein Rückgang des Fleiſchkonſums in der ärmeren
induſtriellen Bevölkerung zu verzeichnen. Unſere Landwirt-
ſchaft hat davon ebenſowenig einen Vorteil, als wenn
die Arbeiter auswandern. Aber die Sache hat noch eine
andere ſehr bedenkliche Seite. Die Balkanländer ſind
nur dann imſtande, Induſtrieprodukte zu kaufen, wenn ſie
mit ihren Erzeugniſſen dieſelben bezahlen können. Wenn
wir den Serben die Möglichkeit verſchließen, Tiere im
lebenden oder wenigſtens im geſchlachteten Zuſtande herüber-
zubringen, ſo werden ſie ruiniert und unſere Induſtrie
wird wiederum geſchädigt. Aus Verzweiflung ſind nun die
Serben dazu übergegangen, ſich eine eigene Induſtrie zu
ſchaffen. Vor allem haben ſie ſich auf die Zuckerinduſtrie
geworfen, und da ſieht man, ein wie zweiſchneidiges
Schwert Agrarzölle ſind. Die Zuckerinduſtrie, die in Oeſter-
reich auf einer ſehr hohen Stufe ſteht und die ja auch bei
der Viehmaſt, alſo auch für die Fleiſchproduktion eine
große Rolle ſpielt, wird das ſerbiſche Abſatzgebiet voll-
ſtändig verlieren. Wir ſehen alſo, daß ein Teil der Land-
wirtſchaft geſchädigt wird, weil der andere Teil der Land-
wirtſchaft zu hohe Forderungen ſtellt. Man kann die Sache
von welcher Seite immer anſehen, man wird zur Ueber-
zeugung kommen, daß man auch im agrariſchen Schutze
im ureigenſten Intereſſe der Landwirtſchaft nicht übers Ziel
ſchießen ſoll. Das Wirtſchaftsleben innerhalb eines
Staates erfordert eine fortgeſetzte Reihe von Kompromiſſen
zwiſchen den verſchiedenen Berufsgruppen. Geht der
Bauer zu Grunde, ſo kann der Städter
ihm nichts verkaufen, weil er ihm nicht
zahlen kann; geht der Wohlſtand des
Städters zurück, ſo kann der Bauer ihm
nichts verkaufen, weil der Städter kein
Geld hat. Sinkt der Abſatz von Fleiſch und
tieriſchen Produkten, ſo muß früher oder ſpäter die Vieh-
zucht zurückgehen und kein Schutzzoll kann daran etwas
ändern. Es gilt daher die richtige Mitte zu finden,
um ſich nicht ſelbſt zu ſchädigen. Das ſcheint aber der Fall
zu ſein, wenn man, wie es jetzt beabſichtigt iſt, die geringe
Quantität minderwertigen Fleiſches aus Serbien nicht her-
einlaſſen will, welche im Verhältnis zur geſamten Produk-
tion des Reiches an Vieh kaum in Betracht kommt. Würde
jede der einzelnen Produktionsgruppe im Staate ohne Rück-
ſicht auf andere Gruppen ihre Intereſſen verfechten, wie
das die Nur-Agrarier bezüglich des ſerbiſchen Handels-
vertrages tun, müßte ein Kampf aller gegen
alle entſtehen, unter dem ſchließlich auch die Landwirt-
ſchaft ſchwer leiden müßte.
Eine Proteſtverſammlung gegen das Penſions-
verſicherungsgeſetz.
Im Feſtſaale des Gewerbevereines fand geſtern unter
außerordentlich zahlreicher Beteiligung eine Proteſtverſamm-
lung gegen das Privatbeamten-Penſionsverſicherungsgeſetz
ſtatt. Der Vorſitzende Vizepräſident des niederöſterreichiſchen
Gewerbevereines Bernhard Ludwig führte in ſeiner
Eröffnungsanſprache aus, daß noch ſelten ein Geſetz eine
ſo einmütige Ablehnung erfahren habe wie das Penſions-
verſicherungsgeſetz; nicht allein die Unternehmer, ſondern
auch deren Angeſtellte ſind gegen dieſes Geſetz. Je mehr
man ſich mit ihm beſchäftige, deſto mehr erkennt man, daß
es unbrauchbar ſei. Hierauf erſtattete Maſchinen-
fabrikant Ernſt Krauſe das Referat. Er wies zunächſt
darauf hin, daß der Widerſtand gegen dieſes Geſetz nicht nur
von allen induſtriellen und kommerziellen Korporationen, ſondern
auch von den meiſten Angeſtellten geteilt werde. Die In-
tereſſenten müßten darüber aufgeklärt werden, was das
Geſetz von ihnen verlange und wie verſchwindend klein das
ſei, was ihnen dafür geboten werde. Bei den landes-
üblichen Durchſchnittsbezügen muß ein Unternehmer mit
fünf Angeſtellten 1000 Kronen pro Jahr, einer mit zehn
Angeſtellten 2000 Kronen zahlen, wovon allerdings ein
Drittel den Angeſtellten vom Gehalt abgezogen werden
kann, was ſie ſich nicht gefallen laſſen werden. Große
Aktiengeſellſchaften werden 100.000 bis 150.000 Kronen,
gleich 15 bis 20% ihrer Dividende, zu ent-
richten haben. Dieſe Beiträge ſollen zehn Jahre lang auf-
geſpeichert werden, ohne daß den Angeſtellten auch nur ein
Heller an Renten vergütet wird. Es werden ſich 300 bis
500 Millionen anſammeln, welche der Volkswirt-
ſchaft entzogen werden. Die Regierung ſelbſt habe den
Intereſſenten zu verſtehen gegeben, daß ſie einer Novellierung
des Geſetzes keinen Widerſtand leiſten werde.
Kammerrat Mendl führte aus, man müſſe gegen
das wider den Willen der daran beteiligten Kreiſe
geſchaffene Geſetz in ſchärfſter Weiſe Stellung
nehmen. Den Angeſtellten werde durch dieſes Geſetz
wohl wenig geholfen, die Induſtrie aber könne daran
zugrunde gehen. — Kommerzialrat Oeſterreicher
beſprach die Rechtsunſicherheit, welche durch die unklare
Faſſung des Geſetzes geſchaffen werde. — Kammerrat
Müller überbrachte die Zuſtimmung des Vereines der
öſterreichiſch-ungariſchen Buchhändler. Er hob die beſondere
Gefährdung des Detailgeſchäftes durch das Geſetz hervor.
— Der Sekretär des Zentralvereines der kaufmänniſchen
Angeſtellten Urbach erklärte namens dieſes Vereines,
daß die organiſierte Gehilfenſchaft, die von dem Geſetz be-
troffen werde, in dieſem Falle ganz auf dem Standpunkt
der Unternehmer ſtehe und ſich der Proteſtkundgebung voll-
kommen anſchließe. — Referent Krauſe beantragte
hierauf eine Entſchließung, in der die einberufenen Korpo-
rationen beauftragt werden, bei den kompetenten Miniſterien
ſowie bei den führenden Mitgliedern der beiden Häuſer des
Reichsrates deputativ vorſtellig zu werden, um für die An-
geſtellten von Induſtrie und Gewerbe den Aufſchub
des Penſionsverſicherungsgeſetzes zu er-
wirken, damit Zeit für eine Novellierung des
Geſetzes gewonnen werde, die den Wünſchen der Betriebs-
unternehmer ſowie der Angeſtellten Rechnung trägt.
Nachdem dieſe Reſolution einſtimmig angenommen
worden war, wurde die Verſammlung geſchloſſen.
Der Landwirt.
Eine Kundgebung der u.-ö. Weinhauer. Aus
Kloſterneuburg wird uns gemeldet: Bei impoſanter
Beteiligung der Weinhauer aus dem ganzen Gerichtsbezirke
Kloſterneuburg fand geſtern in der Gaſtwirtſchaft „zum
Herzogshut“ am Stadtplatz von Kloſterneuburg eine Ver-
ſammlung ſtatt. An der Verſammlung nahmen teil die
Rabg. Direktor Kemetter und Dr. Weidenhoffer,
Labg. Hölzl, n.-ö. Weinbaudirektor Reckendorfer
und Weinbauinſpektor Kober; den Vorſitz der Verſamm-
lung führte Bgm. Hofbauer von Kloſterneuburg.
Nachdem Rabg. Dr. Weidenhoffer ein Referat über
die Aktionen des parlamentariſchen Weinkulturausſchuſſes
erſtattet und Rabg. Kemetter einzelne den Weinhauer-
ſtand tangierende Fragen erörtert hatte, wurde eine Ent-
ſchließung angenommen, in der die Regierung erſucht wird,
endlich Notſtandsgelder für die von den Weinhauern durch
die Fröſte des Jahres 1907 erlittenen Schäden flüſſig
zu machen.
Handel und Verkehr.
Wiener Börſekammer. Am Mittwoch den 29. d. M.
findet um 1¼ Uhr mittags eine Plenarverſammlung mit
folgender Tagesordnung ſtatt: Antrag des „Memorandum“-
Komitees betreffend die Effekten-Umſatzſteuer; Antrag der
Warenſektion betreffend die neuen Kohlenuſancen; Anträge
des Subkomitees für Notierungsangelegenheiten, betreffend
die Anſuchen: der Kommunal-Kreditanſtalt für Iſtrien
wegen. Notierung ihrer 4½%-Schuldverſchreibungen per
10 Millionen Kronen; der Lokalbahn Wſetin—Groß-
Karlowitz wegen Notierung ihrer 4% Prioritätsobligationen
per 2,158.000 Kronen; der Vereinigten Böhmerwald-Lokal-
bahnen wegen Notierung ihrer 4% Prioritätsobligationen
per 2,328.000 Kronen; der Eiſeninduſtrie-A.-G. Zenica
wegen Notierung ihrer 17.500 Aktien à 200 Kronen; der
Apollo-Mineralöl-Raffinerie-A.-G. wegen Notierung ihrer
20.000 Aktien à 200 Kronen.
Eine preußiſche Studienkommiſſion auf den
Wiener Märkten. Die zum Studium der öſterreichiſchen
Märkte entſendete preußiſche Kommiſſion, beſtehend aus dem
Geheimen Oberregierungsrat Hofmann, Geh. Reg. R.
Dr. Göppert vom Miniſterium für Handel und
Gewerbe, Geh. Reg. R. Dr. Bill-Drews vom
Miniſterium des Innern, Geh. Reg. R. Freiherr von
Falkenhauſen vom Miniſterium für Landwirtſchaft,
Geh. Reg. R. Dr. Boeniſch, vom Reichsamt des
Innern, Generalſekretär der Zentralſtelle der preußiſchen
Landwirtſchaftskammern Burckhardt, Landesrat Frei-
herr von Meſſenbach, Mitglied des Reichstages und
des Hauſes der Abgeordneten Fiſchbeck und Ver-
waltungsdirektor des ſtädtiſchen Vieh- und Schlacht-
hofes in Berlin, Holtz, erſchienen heute am
Zentralviehmarkte in St. Marx, wo ſie vom
Magiſtratsreferenten für das Approviſionierungsweſen,
Magiſtratsrat Dr. Konſtantin Mayer, Marktamts-
Direktor Bauer, Marktvizedirektor Frohweint,
Veterinäramtsdirektor Toscano de canella,
Landesveterinärinſpektor Wittmann, Marktamtsinſpek-
tor und Leiter des Viehmarktes Entenfellner,
deſſen Stellvertreter Iglauer und Obertierarzt Dau-
ſcher empfangen und in die große Rinderhalle, in der
eben der Rinderhauptmarkt ſtattfand, geleitet wurden. Die
reichsdeutſchen Gäſte, die bereits den Viehmarkt in Graz be-
ſichtigt hatten und noch den in Ofen-Peſt in Augenſchein
nehmen werden, intereſſierten ſich hauptſächlich für die Ge-
ſchäftsabwicklung auf unſerem Markte, da man in Berlin
beabſichtigt, den Viehverkauf nach Lebendgewicht, wie es bei
uns geübt wird, einzuführen. Sehr eingehend ſtudierten ſie
die Einrichtungen und hörten mit Intereſſe die erſchöpfenden
ſachlichen Erläuterungen, die ihnen hier Marktamtsleiter
Entenfellner gab. Nach kurzer Mittagspauſe er-
ſchienen ſie wieder am Markte, wo ihnen in den Markt-
amtskanzleien Marktkommiſſär Iglauer die Geſchäftsführung
am Markte, hauptſächlich hinſichtlich der Preisbeſtimmung
und Berechnung eingehendſt erläuterte. Die Gäſte nahmen
hie Pläne des Marktes, Beſchreibungen desſelben, ſowie
die nötigſten auf die Geſchäftsführung bezughabenden For-
mulare in Empfang und verließen nach mehr als ſechs-
ſtündigem Aufenthalte daſelbſt mit Worten der vollſten An-
erkennung und des Dankes den Markt. Gewiß intereſſant
für die Leſer der Marktberichte der „Reichspoſt“ iſt die
Tatſache, daß Herr Marktamtsinſpektor Entenfellner den
Gäſten gegenüber die genaue und ausführliche Markt-
berichterſtattung der „Reichspoſt“ vor den anderen Wiener
Blättern hervorhob.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |