Reichspost. Nr. 140, Wien, 21.06.1904.140 Wien, Dienstag Reichspost 21. Juni 1904 [Spaltenumbruch] ist, zieht sich -- das wird auf beiden Seiten an- erkannt -- mit viel Geschick und Takt aus der Assare. Uebrigens glaubt man hier fast allgemein, daß dieser immerhin außergewöhnliche Zustand nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht früher als man glauben möchte, eine Aenderung friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige Botschafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da- bei als ausgeschlossen. Italien. Italien und Oesterreich. Die Kammer Gemeindezeitung. Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte. Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt- Das Linienamtsgebände St. Marx. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Sitzungen im Rathause. Der Ge- Gemeinderätliche Wahlen. Der Ge- Tagesbericht. Wien, am 20. Juni. * Kalender für Dienstag den 21. Juni. Katholiken: Alois v. G. -- Griechen (6. Juni): [Spaltenumbruch] * Hof- und Personalnachrichten. Herr Erz- * Auszeichnungen und Eruennungen. Der * Audienzen. Der Kaiser hat heute vor- * Johann Gabriel Seidl-Feier. Morgen * Ordensauszeichnung. Herr Franz Eich- * Dr. Josef Freiherr v. Bezecny. Unter * Verein "Christliche Familie." Am * Oesterreichische Schulmuseumsgesellschaft. Un- * Postalisches. Infolge Einschränkung der * Eine Gedenktafel für Sebastian Brunner. Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten * Ein aufgelöster Verein. Die Statthalterei Eine heitere Iltisjagd. Wir lesen im "Jagd- * Russische Mädchenhändler. Man meldet * Gegen die Hinrichtung durch Elektri- zität. Aus New-York wird uns gemeldet: Die * Handelshochschulen. Der Krieg zwischen * Bäder für die Schulkinder. Der Wiener 140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904 [Spaltenumbruch] iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an- erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein, daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht früher als man glauben möchte, eine Aenderung friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da- bei als ausgeſchloſſen. Italien. Italien und Oeſterreich. Die Kammer Gemeindezeitung. Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte. Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt- Das Linienamtsgebände St. Marx. In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung Sitzungen im Rathauſe. Der Ge- Gemeinderätliche Wahlen. Der Ge- Tagesbericht. Wien, am 20. Juni. * Kalender für Dienstag den 21. Juni. Katholiken: Alois v. G. — Griechen (6. Juni): [Spaltenumbruch] * Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erz- * Auszeichnungen und Eruennungen. Der * Audienzen. Der Kaiſer hat heute vor- * Johann Gabriel Seidl-Feier. Morgen * Ordensauszeichnung. Herr Franz Eich- * Dr. Joſef Freiherr v. Bezecny. Unter * Verein „Chriſtliche Familie.“ Am * Oeſterreichiſche Schulmuſeumsgeſellſchaft. Un- * Poſtaliſches. Infolge Einſchränkung der * Eine Gedenktafel für Sebaſtian Brunner. Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten * Ein aufgelöſter Verein. Die Statthalterei Eine heitere Iltisjagd. Wir leſen im „Jagd- * Ruſſiſche Mädchenhändler. Man meldet * Gegen die Hinrichtung durch Elektri- zität. Aus New-York wird uns gemeldet: Die * Handelshochſchulen. Der Krieg zwiſchen * Bäder für die Schulkinder. Der Wiener <TEI> <text> <body> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0003" n="3"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904</hi></fw><lb/><cb/> iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an-<lb/> erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der<lb/> Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein,<lb/> daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand<lb/> nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht<lb/> früher als man glauben möchte, eine Aenderung<lb/> friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige<lb/> Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da-<lb/> bei als ausgeſchloſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Italien.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#b">Italien und Oeſterreich.</hi> </head> <p>Die Kammer<lb/> verhandelte das Budget des Kriegsminiſteriums.<lb/> Dep. <hi rendition="#g">Colajanni</hi> (Sozialiſt) ſagte, daß die<lb/> Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter<lb/> geordnet werden müſſe, welches die Politik des<lb/> Staates leite, daß man das Vaterland um<lb/> Träumereien willen nicht in Gefahr verſetzen,<lb/> keinerlei Kundgebungen veranſtalten dürfe, welche<lb/> zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen,<lb/> die ſolche Kundgebungen ins Werk ſetzen, ſeien ſie<lb/> Republikaner oder Sozialiſten, ihr Vaterland ver-<lb/> raten. Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Giolitti</hi> erklärte: Ich<lb/> ſchließe mich den Ausführungen des Deputierten<lb/> Colajanni an. Die Regierung wird ſich von<lb/> keiner Partei in irgendeiner Weiſe beeinfluſſen<lb/> laſſen. Derjenige, der ſich in die Fragen der<lb/> äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken,<lb/> auf welche Colajanni hingewieſen hat, wird als<lb/> Feind des Vaterlandes angeſehen werden. (Leb-<lb/> hafter Beifall.) Das Eingreifen des Miniſters<lb/> des Aeußern in die Debatte nach den Aus-<lb/> führungen des ſozialiſtiſchen Deputierten Cola-<lb/> janni wird als eine von der Regierung gerne<lb/> wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den<lb/> neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti-<lb/> öſterreichiſchen Umtrieben unzweideutig entgegen-<lb/> zutreten. Die große Mehrheit der Kammer<lb/> applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie<lb/> abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb-<lb/> lichen „Begünſtigung einer gegen Oeſterreich ge-<lb/> richteten Agitation“ in ſpontaner Lebhaftigkeit.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jLocal" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Gemeindezeitung.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte.</hi> </head><lb/> <p>Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt-<lb/> rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über<lb/> dem Ehrengrabe des verſtorbenen Architekten<lb/> Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weiſt ein<lb/> Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf-<lb/> ſchrift die Worte: „Kamillo Sitte, 17. April 1843<lb/> bis 16. November 1903.“ Der Stein iſt an beiden<lb/> Seiten von je einer Laterne flankiert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das Linienamtsgebände St. Marx.</hi> </head><lb/> <p>In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung<lb/> Landſtraße machte Bezirksvorſteher Abg. Spitaler<lb/> die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige<lb/> Wunſch der Bevölkerung der Landſtraße nach Be-<lb/> ſeitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx<lb/> und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer<lb/> ſeitens der Dikaſterialgebäudedirektion an die<lb/> Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die<lb/> Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität<lb/> St. Marx nunmehr durchgeführt, ſo daß es<lb/> möglich ſein wird, das Gebäude im Herbſt zu<lb/> demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligſt zur<lb/> Kenntnis genommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Sitzungen im Rathauſe.</hi> </head> <p>Der <hi rendition="#g">Ge-<lb/> meinderat</hi> hält in der nächſten Woche am<lb/> Freitag den 24. d. M. eine Plenarſitzung ab. —<lb/><hi rendition="#g">Stadtratsſitzungen</hi> finden am Mittwoch,<lb/> Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags<lb/> ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gemeinderätliche Wahlen.</hi> </head> <p>Der Ge-<lb/> meinderat hat in den Gemeindeausſchuß für den<lb/> Bau und Betrieb der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke<lb/> den GR. Wilhelm Eichhorn als Erſatzmann, in<lb/> den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer<lb/> Franz Joſeph-Jubiläums-Lebens- und Rentenver-<lb/> ſicherungsanſtalt die GR. Wilhelm Aichhorn,<lb/> Auguſt Drößler und K. M. Mayer als Stell-<lb/> vertreter, in den Ausſchuß des Kaiſer Jubiläums-<lb/> Theater-Vereines den GR. Karl Coſtenoble als<lb/> Mitglied entſendet.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesbericht.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> am 20. Juni.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Dienstag den 21. Juni.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Alois v. G. — <hi rendition="#g">Griechen</hi> (6. Juni):<lb/> Theodor Str. — Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten<lb/> morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten<lb/> abends. — Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten<lb/> nachmittags. — Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten<lb/> morgens.</p><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Hof- und Perſonalnachrichten.</hi> </head> <p>Herr Erz-<lb/> herzog Joſef Ferdinand iſt nach Laibach zurückgekehrt.<lb/> — Kronprinz <hi rendition="#g">Konſtantin</hi> von Griechenland und<lb/> Gemahlin ſind heute nach Deutſchland abgereiſt. —<lb/> König <hi rendition="#g">Georg</hi> begibt ſich am 27. Juli nach Aix-<lb/> lex-Bains. — Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat den Feldmarſchall-<lb/> leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober-<lb/> kommandanten der Landwehr, in ſeiner neuen Eigen-<lb/> ſchaft als Geheimen Rat beeidigt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Auszeichnungen und Eruennungen.</hi> </head> <p>Der<lb/> Kaiſer hat dem Profeſſor an der Landesoberrealſchule<lb/> in Znaim Reinhard <hi rendition="#g">Mildner</hi> tarfrei den Titel<lb/> eines Schulrates verliehen. — Der Miniſterpräſident<lb/> hat den Aſſiſtenten der k. k. allgemeinen Unter-<lb/> ſuchungsanſtalt für Lebensmittel in Graz Karl<lb/><hi rendition="#g">Helle</hi> zum Adjunkten an der genannten Auſtalt<lb/> ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Audienzen.</hi> </head> <p>Der <hi rendition="#g">Kaiſer</hi> hat heute vor-<lb/> mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden<lb/> unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois<lb/> Fürſt Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr<lb/> v. Kutſchera, Anton Frhr. v. Ludwigſtorff, Erzbiſchof<lb/> Georg Poſilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld-<lb/> marſchall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel<lb/> Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich<lb/> Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral<lb/> Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Geſpan i. P. Milu-<lb/> tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präſident Karl<lb/> Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober-<lb/> Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz<lb/> Ritter v. Koliſcher, Profeſſor an der deutſchen tech-<lb/> niſchen Hochſchule Joſef Habermann, o. ö. Univerſi-<lb/> täts-Profeſſor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab-<lb/> geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Univerſitäts-<lb/> Profeſſor Maximilian Bittner, Bürgermeiſter von<lb/> Wiener-Neuſtadt Kamman, ꝛc.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Johann Gabriel Seidl-Feier.</hi> </head> <p>Morgen<lb/> (Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters,<lb/> Krugerſtraße 8 und im Steebehauſe 18 um 11 Uhr<lb/> bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ordensauszeichnung.</hi> </head> <p>Herr Franz <hi rendition="#g">Eich-<lb/> felder,</hi> Verwalter der Baronin Grancey’ſchen<lb/> Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller &<lb/> Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz<lb/> des Ordens der afrikaniſchen Befreiung von Liberia<lb/> mit dem Sterne ausgezeichnet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Dr. Joſef Freiherr v. Bezecny.</hi> </head> <p>Unter<lb/> großer Beteiligung aller Kreiſe der Reſidenz wurde<lb/> geſtern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen<lb/> öſterreichiſchen Bodenkreditanſtalt Dr. Joſef Freiherr<lb/> v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr<lb/> Erzherzog Rainer mit dem Oberſthofmeiſter General-<lb/> major Grafen Roſenberg erſchienen. Außerdem waren<lb/> zu ſehen: Der Erſte Oberſthofmeiſter G. d. K. Fürſt<lb/> zu Liechtenſtein, Eiſenbahnminiſter Doktor Ritter<lb/> v. Wittek, Unterrichtsminiſter Dr. R. v. Hartel, Statt-<lb/> halter Graf Kielmansegg, der Präſident des Herren-<lb/> hauſes Alfred Fürſt Windiſch-Graetz, Geheimer Rat<lb/> Ignaz v. Plener ꝛc. Unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz<lb/> vollzog der Hof- und Burgpfarrer Biſchof Doktor<lb/> Laurenz Mayer die feierliche Einſegnung der Leiche.<lb/> Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof<lb/> beigeſetzt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Verein „Chriſtliche Familie.“</hi> </head> <p>Am<lb/> Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe<lb/> des katholiſchen Schulvereines Pfarrgruppe „Sankt<lb/> Leopold“ im 2. Bezirke ſtatt. Die Ortsgruppen<lb/> dieſes Vereines werden eingeladen, ſich hieran mit<lb/> Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be-<lb/> teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der<lb/> Vereine und Teilnehmer im Feſtſaale des Hotel<lb/> „Bayriſcher Hof“, 2. Bez., Obere Augartenſtraße,<lb/> Ecke Taborſtraße. Hierauf Rangierung des Feſt-<lb/> zuges und Abmarſch zur Pfarrkirche „St. Johann<lb/> von Nepomuk“, Praterſtraße.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Oeſterreichiſche Schulmuſeumsgeſellſchaft.</hi> </head> <p>Un-<lb/> ter dem Vorſitze des Landtags-Abgeordneten Doktor<lb/> Joſef v. <hi rendition="#g">Baechlé</hi> als Präſidenten fand geſtern abends<lb/> in Lehningers Saal, Johannesgaſſe 4, die glänzend<lb/> beſuchte Generalverſammlung obigen Vereines ſtatt,<lb/> der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reiſchl und<lb/> Schrötter, General-Prokurator der Mechitariſten<lb/><hi rendition="#aq">P.</hi> Thaddäus <hi rendition="#g">Torun,</hi> Rechnungsrevident v. <hi rendition="#g">Klee-<lb/> berg</hi> und Ritter v. <hi rendition="#g">Tonello</hi> beiwohnten. Abge-<lb/> ordneter <hi rendition="#g">Baechlé</hi> warf in ſeiner Begrüßungsrede<lb/> einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be-<lb/> ſtand des Muſeums, welches dank der Beſtrebungen<lb/> der Gruppenvorſtände und beſonders der Damen einen<lb/> großartigen Aufſchwung nahm, dankte auch dem Kon-<lb/> ſul Stambacher für den guten Willen bei der Unter-<lb/> nehmung des Baues eines Heimes für das Muſeum,<lb/> welcher Bau leider infolge Ungunſt der Verhältniſſe<lb/> nicht zuſtande kam, dem Unterrichtsminiſter R. v.<lb/><hi rendition="#g">Hartel,</hi> dem Landtage, dem Bürgermeiſter Dr. Lueger<lb/> (Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen<lb/> und ſonſtigen Unterſtützungen, durch die die glänzende<lb/> Ausſtellung ermöglicht wurde und gab zum Schluſſe<lb/> bekannt, daß Direktor Teufelsbauer ſeine Stellen<lb/> niedergelegt habe und an deſſen Stelle Oberlehrer<lb/> Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.)<lb/> Von der Verleſung des Protokolles der letzten General-<lb/> verſammlung wurde Abſtand genommen. Direktor<lb/><hi rendition="#g">Bayer</hi> erſtattete ſodann den eingehenden Tätigkeits-<lb/> bericht, in dem er beſonders der Verdienſte des Abg.<lb/> Dr. v. Baechlé gedachte, die großen Erfolge des<lb/> Muſeums (Goldene Medaille auf der Ausſtellung „Die<lb/> Kinderwelt“ in Petersburg.) hervorhob. (Großer Bei-<lb/> fall.) Bezirksrat <hi rendition="#g">Reiſchl</hi> gedachte ebenfalls der großen<lb/> Verdienſte Dr. von Baechlés um den Verein und es<lb/> wurde letzterem über ſeinen Antrag der Dank durch<lb/><cb/> Erheben von den Sitzen unter ſtürmiſchen Hvchrufen<lb/> votiert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Poſtaliſches.</hi> </head> <p>Infolge Einſchränkung der<lb/> Aushebung der Rohrpoſtkäſten an Sonn- und Feier-<lb/> tagen iſt vielfach die irrige Meinung entſtanden, daß<lb/> hierbei auch die Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter eine<lb/> Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf<lb/> aufmerkſam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr-<lb/> poſtdienſte an Sonn und Feiertagen nur in der Weiſe<lb/> eingetreten iſt, daß die Aushebung der Rohrpoſtkäſten<lb/> an dieſen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit<lb/> von 6 Uhr früh bis ½10 Uhr vormittags jede halbe<lb/> Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den<lb/> Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter iſt jedoch keine<lb/> Aenderung eingetreten und können daher Rohrpoſt-<lb/> ſendungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen<lb/> von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter<lb/> der Rohrpoſtämter aufgegeben werden. Die Be-<lb/> förderung und Zuſtellung ſowohl der in die Rohr-<lb/> poſtkäſten hinterlegten als auch der beim Schalter<lb/> hinterlegten Rohrpoſtkorreſpondenzen erfolgt auch<lb/> weiterhin in derſelben Weiſe wie bisher.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine Gedenktafel für Sebaſtian Brunner.</hi> </head><lb/> <p>Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten<lb/> Sebaſtian Brunner am Hanſe Neuban, Kandlgaſſe<lb/> Nr. 32 folgende Inſchrift genehmigt: „Dem allezeit<lb/> getreuen Kämpfer für Deutſchtum und chriſtliche<lb/> Weltanſchauung — Das dankbare Wien.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein aufgelöſter Verein.</hi> </head> <p>Die Statthalterei<lb/> hat den Allgemeinen Krankenunterſtützungs- und<lb/> Leichenverein <hi rendition="#g">„Humanität“</hi> in Wien mit dem<lb/> Sitze Wehrgaſſe 9 aufgelöſt und die weitere Tätigkeit<lb/> dieſes Vereines ſiſtiert. In der Kanzlei, die in einem<lb/> Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner<lb/> untergebracht iſt, wurden die Bücher ſaiſiert, um die<lb/> Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Eine heitere Iltisjagd.</hi> </head> <p>Wir leſen im „Jagd-<lb/> freund“: Beim Zemmerbauern in K. mußte im<lb/> Heuſtadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf-<lb/> reiſſen des alten Bodens ſprang plötzlich ein dunkles<lb/> Etwas den Arbeitern zwiſchen die Beine. „A Moda“,<lb/> ſchrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasſelbe<lb/> ſeitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib<lb/> ſchleudernd. Der „Moda“, der ein intenſiv duftender<lb/> Iltis war, klammerte ſich nun an den Kleidern des<lb/> guten Zimmermannes feſt und biß ihn, als dieſer<lb/> ihn wegſchlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer<lb/> wollte ſeinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den<lb/> Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps<lb/> hing Meiſter Iltis an ihm und mit einem lauten „An“,<lb/> ſchleuderte der Helfer in der Not den Burſchen von<lb/> ſich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch’s offene<lb/> Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus-<lb/> hunde in die Fänge lief, von dieſem aber (der brave<lb/> „Karo“ hatte böſe Erfahrungen anrüchigſter Natur<lb/> gemacht) unbehelligt gelaſſen wurde, ſo daß er ſich<lb/> gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end-<lb/> lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn-<lb/> lichen Inſtrumenten herausgeholt und ſchließlich im<lb/> Freien — erſchoſſen? Nein, gefehlt. Der Tapfere<lb/> lebt heute noch!</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ruſſiſche Mädchenhändler.</hi> </head> <p>Man meldet<lb/> uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach<lb/> über das Treiben ruſſiſcher Mädchenhändler geklagt,<lb/> welche ihre für Oſtaſien beſtimmten Opfer in Sing-<lb/> ſpielhallen und Spezialitäten-Lokalen ſuchen, indem<lb/> ſie ſich an junge Sängerinnen herandrängen und ſie<lb/> zu Engagements unter ſehr günſtigen Bedingungen<lb/> in Rußland zu überreden ſuchen. In Wirklichkeit<lb/> ſind dieſe angeblichen Agenten nichts als Mädchen-<lb/> händler, die ihre Opfer in das ruſſiſche <hi rendition="#g">Haupt-<lb/> quartier in Mukden</hi> zu befördern ſuchen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Gegen die Hinrichtung durch Elektri-<lb/> zität.</hi> </head> <p>Aus New-York wird uns gemeldet: Die<lb/> Preſſe erhebt neuerdings Proteſt gegen die grauſame<lb/> Hinrichtungsweiſe mittels Elektrizität. Der Raub-<lb/> mörder Schiller, der dieſer Tage in Columbus im<lb/> Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden<lb/> ſollte, wurde von den Aerzten ſchon zweimal tot er-<lb/> klärt, erwachte immer wieder und erlag erſt einem<lb/><hi rendition="#g">Strom von</hi> 1800 <hi rendition="#g">Volts,</hi> der eine volle Minute<lb/> auf ſeinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver-<lb/> ſagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers<lb/> Thomſon, der 18 <hi rendition="#g">Minuten</hi> auf dem elektriſchen<lb/> Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektriſche<lb/> Strom tötete.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Handelshochſchulen.</hi> </head> <p>Der Krieg zwiſchen<lb/> Rußland und Japan wird vorausſichtlich die Im-<lb/> portverhältniſſe Oeſterreichs einſchneidend verändern.<lb/> Die exportierenden Staaten bereiten ſich auch wett-<lb/> eifernd auf dieſe neuen Konſtellationen vor, um junge<lb/> Kräfte in die jungfräulichen Abſatzgebiete entſenden<lb/> zu können. Einen Gradmeſſer dieſes Wettſtreites<lb/> bilden die Handelshochſchulen. Während Oeſterreich<lb/> nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuſeums<lb/> in Wien beſitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels-<lb/> hochſchule in Ofen-Peſt und Klauſenburg. England<lb/> mit 6 und Deutſchland mit 5 Kollegien ſchlagen<lb/> Nordamerika, das 3 ſolche Anſtalten aufweiſt. Italien<lb/> und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich,<lb/> Belgien und das kriegeriſche Japan hat je eine<lb/> Handelshochſchule.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Bäder für die Schulkinder.</hi> </head> <p>Der Wiener<lb/> Gemeinderat hat beſchloſſen, die Zahl der Bade-Frei-<lb/> karten für arme und würdige Schulkinder für das<lb/> nächſte Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die<lb/> neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und<lb/> bei der Sophienbrücke werden erſteres von Mitte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [3/0003]
140 Wien, Dienstag Reichspoſt 21. Juni 1904
iſt, zieht ſich — das wird auf beiden Seiten an-
erkannt — mit viel Geſchick und Takt aus der
Aſſáre. Uebrigens glaubt man hier faſt allgemein,
daß dieſer immerhin außergewöhnliche Zuſtand
nicht lange mehr andauern wird und daß vielleicht
früher als man glauben möchte, eine Aenderung
friedlicher Art eintreten wird. Daß der bisherige
Botſchafter Nicard nach Rom zurückkehrt, gilt da-
bei als ausgeſchloſſen.
Italien.
Italien und Oeſterreich. Die Kammer
verhandelte das Budget des Kriegsminiſteriums.
Dep. Colajanni (Sozialiſt) ſagte, daß die
Militärmacht dem allgemeinen Prinzip unter
geordnet werden müſſe, welches die Politik des
Staates leite, daß man das Vaterland um
Träumereien willen nicht in Gefahr verſetzen,
keinerlei Kundgebungen veranſtalten dürfe, welche
zum Krieg führen könnten, und daß diejenigen,
die ſolche Kundgebungen ins Werk ſetzen, ſeien ſie
Republikaner oder Sozialiſten, ihr Vaterland ver-
raten. Miniſterpräſident Giolitti erklärte: Ich
ſchließe mich den Ausführungen des Deputierten
Colajanni an. Die Regierung wird ſich von
keiner Partei in irgendeiner Weiſe beeinfluſſen
laſſen. Derjenige, der ſich in die Fragen der
äußeren Politik mengen wollte zu den Zwecken,
auf welche Colajanni hingewieſen hat, wird als
Feind des Vaterlandes angeſehen werden. (Leb-
hafter Beifall.) Das Eingreifen des Miniſters
des Aeußern in die Debatte nach den Aus-
führungen des ſozialiſtiſchen Deputierten Cola-
janni wird als eine von der Regierung gerne
wahrgenommene Gelegenheit bezeichnet, um den
neuerdings wieder kräftiger hervortretenden anti-
öſterreichiſchen Umtrieben unzweideutig entgegen-
zutreten. Die große Mehrheit der Kammer
applaudierte bei der mit ungewöhnlicher Energie
abgegebenen Erklärung Tittonis von der angeb-
lichen „Begünſtigung einer gegen Oeſterreich ge-
richteten Agitation“ in ſpontaner Lebhaftigkeit.
Gemeindezeitung.
Das Grabdenkmal für Kamillo Sitte.
Der Stadtrat hat nach einem Berichte des Stadt-
rates Zatzka die Skizze für das Denkmal über
dem Ehrengrabe des verſtorbenen Architekten
Kamillo Sitte genehmigt. Der Stein weiſt ein
Relief Kamillo Sittes auf und enthält als Auf-
ſchrift die Worte: „Kamillo Sitte, 17. April 1843
bis 16. November 1903.“ Der Stein iſt an beiden
Seiten von je einer Laterne flankiert.
Das Linienamtsgebände St. Marx.
In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung
Landſtraße machte Bezirksvorſteher Abg. Spitaler
die Mitteilung, daß nunmehr der langjährige
Wunſch der Bevölkerung der Landſtraße nach Be-
ſeitigung der Linienamtsgebäude in St. Marx
und Erdberg in Erfüllung gehen wird. Nach einer
ſeitens der Dikaſterialgebäudedirektion an die
Bezirksvertretung gelangten Mitteilung wurde die
Transaktion der ehemaligen Linienamtsrealität
St. Marx nunmehr durchgeführt, ſo daß es
möglich ſein wird, das Gebäude im Herbſt zu
demolieren. Die Mitteilung wurde beifälligſt zur
Kenntnis genommen.
Sitzungen im Rathauſe. Der Ge-
meinderat hält in der nächſten Woche am
Freitag den 24. d. M. eine Plenarſitzung ab. —
Stadtratsſitzungen finden am Mittwoch,
Donnerstag und Freitag um 10 Uhr vormittags
ſtatt.
Gemeinderätliche Wahlen. Der Ge-
meinderat hat in den Gemeindeausſchuß für den
Bau und Betrieb der ſtädtiſchen Elektrizitätswerke
den GR. Wilhelm Eichhorn als Erſatzmann, in
den Verwaltungsausſchuß der ſtädtiſchen Kaiſer
Franz Joſeph-Jubiläums-Lebens- und Rentenver-
ſicherungsanſtalt die GR. Wilhelm Aichhorn,
Auguſt Drößler und K. M. Mayer als Stell-
vertreter, in den Ausſchuß des Kaiſer Jubiläums-
Theater-Vereines den GR. Karl Coſtenoble als
Mitglied entſendet.
Tagesbericht.
Wien, am 20. Juni.
* Kalender für Dienstag den 21. Juni.
Katholiken: Alois v. G. — Griechen (6. Juni):
Theodor Str. — Sonnenaufgang 4 Uhr 0 Minuten
morgens. — Sonnenuntergang 8 Uhr 2 Minuten
abends. — Mondesaufgang 1 Uhr 1 Minuten
nachmittags. — Mondesuntergang 0 Uhr 15 Minuten
morgens.
* Hof- und Perſonalnachrichten. Herr Erz-
herzog Joſef Ferdinand iſt nach Laibach zurückgekehrt.
— Kronprinz Konſtantin von Griechenland und
Gemahlin ſind heute nach Deutſchland abgereiſt. —
König Georg begibt ſich am 27. Juli nach Aix-
lex-Bains. — Der Kaiſer hat den Feldmarſchall-
leutnant Oskar Parmann, Stellvertreter des Ober-
kommandanten der Landwehr, in ſeiner neuen Eigen-
ſchaft als Geheimen Rat beeidigt.
* Auszeichnungen und Eruennungen. Der
Kaiſer hat dem Profeſſor an der Landesoberrealſchule
in Znaim Reinhard Mildner tarfrei den Titel
eines Schulrates verliehen. — Der Miniſterpräſident
hat den Aſſiſtenten der k. k. allgemeinen Unter-
ſuchungsanſtalt für Lebensmittel in Graz Karl
Helle zum Adjunkten an der genannten Auſtalt
ernannt.
* Audienzen. Der Kaiſer hat heute vor-
mittags allgemeine Audienzen erteilt. Es wurden
unter Anderen empfangen: Die Geheimen Räte Alois
Fürſt Schönburg, Sektionschef Hugo Freiherr
v. Kutſchera, Anton Frhr. v. Ludwigſtorff, Erzbiſchof
Georg Poſilovic und FZM. Ludwig Pavek, die Feld-
marſchall-Leutnants Eduard Pucherna, Emanuel
Edler v. Rehberger, Adolf v. Rummer, Friedrich
Edler v. Jihn und Franz Czeyda, Konter-Admiral
Leopold Ritter v. Jedina, Ober-Geſpan i. P. Milu-
tin v. Kukuljevic, Landesgerichts-Präſident Karl
Sommavilla, Oberbaurat Adolf Daninger, die Ober-
Landesgerichtsräte Dr. Alois Feldner und Franz
Ritter v. Koliſcher, Profeſſor an der deutſchen tech-
niſchen Hochſchule Joſef Habermann, o. ö. Univerſi-
täts-Profeſſor Dr. Emil v. Ottenthal, Reichsratsab-
geordneter Dr. Eduard Wolffhardt, a. o. Univerſitäts-
Profeſſor Maximilian Bittner, Bürgermeiſter von
Wiener-Neuſtadt Kamman, ꝛc.
* Johann Gabriel Seidl-Feier. Morgen
(Dienstag) werden am Geburtstage des Dichters,
Krugerſtraße 8 und im Steebehauſe 18 um 11 Uhr
bezw. 12 Uhr Gedenktafeln enthüllt.
* Ordensauszeichnung. Herr Franz Eich-
felder, Verwalter der Baronin Grancey’ſchen
Realitäten, Bevollmächtigter der Firma A. Müller &
Th. Ruf in Wien wurde mit dem Kommandeurkreuz
des Ordens der afrikaniſchen Befreiung von Liberia
mit dem Sterne ausgezeichnet.
* Dr. Joſef Freiherr v. Bezecny. Unter
großer Beteiligung aller Kreiſe der Reſidenz wurde
geſtern die Leiche des Gouverneurs der Allgemeinen
öſterreichiſchen Bodenkreditanſtalt Dr. Joſef Freiherr
v, Bezecny zu Grabe getragen. Vom Hofe war Herr
Erzherzog Rainer mit dem Oberſthofmeiſter General-
major Grafen Roſenberg erſchienen. Außerdem waren
zu ſehen: Der Erſte Oberſthofmeiſter G. d. K. Fürſt
zu Liechtenſtein, Eiſenbahnminiſter Doktor Ritter
v. Wittek, Unterrichtsminiſter Dr. R. v. Hartel, Statt-
halter Graf Kielmansegg, der Präſident des Herren-
hauſes Alfred Fürſt Windiſch-Graetz, Geheimer Rat
Ignaz v. Plener ꝛc. Unter großer geiſtlicher Aſſiſtenz
vollzog der Hof- und Burgpfarrer Biſchof Doktor
Laurenz Mayer die feierliche Einſegnung der Leiche.
Die Leiche wurde dann auf dem Hietzinger Friedhof
beigeſetzt.
* Verein „Chriſtliche Familie.“ Am
Sonntag den 26. Juni findet die Fahnenweihe
des katholiſchen Schulvereines Pfarrgruppe „Sankt
Leopold“ im 2. Bezirke ſtatt. Die Ortsgruppen
dieſes Vereines werden eingeladen, ſich hieran mit
Fahnen oder Standarten recht zahlreich zu be-
teiligen. Um 7 Uhr früh: Feierlicher Empfang der
Vereine und Teilnehmer im Feſtſaale des Hotel
„Bayriſcher Hof“, 2. Bez., Obere Augartenſtraße,
Ecke Taborſtraße. Hierauf Rangierung des Feſt-
zuges und Abmarſch zur Pfarrkirche „St. Johann
von Nepomuk“, Praterſtraße.
* Oeſterreichiſche Schulmuſeumsgeſellſchaft. Un-
ter dem Vorſitze des Landtags-Abgeordneten Doktor
Joſef v. Baechlé als Präſidenten fand geſtern abends
in Lehningers Saal, Johannesgaſſe 4, die glänzend
beſuchte Generalverſammlung obigen Vereines ſtatt,
der u. a. auch die Herren Bezirksräte Reiſchl und
Schrötter, General-Prokurator der Mechitariſten
P. Thaddäus Torun, Rechnungsrevident v. Klee-
berg und Ritter v. Tonello beiwohnten. Abge-
ordneter Baechlé warf in ſeiner Begrüßungsrede
einen Rückblick auf den bereits eineinhalbjährigen Be-
ſtand des Muſeums, welches dank der Beſtrebungen
der Gruppenvorſtände und beſonders der Damen einen
großartigen Aufſchwung nahm, dankte auch dem Kon-
ſul Stambacher für den guten Willen bei der Unter-
nehmung des Baues eines Heimes für das Muſeum,
welcher Bau leider infolge Ungunſt der Verhältniſſe
nicht zuſtande kam, dem Unterrichtsminiſter R. v.
Hartel, dem Landtage, dem Bürgermeiſter Dr. Lueger
(Hochrufe) und dem Gemeinderate für die Subventionen
und ſonſtigen Unterſtützungen, durch die die glänzende
Ausſtellung ermöglicht wurde und gab zum Schluſſe
bekannt, daß Direktor Teufelsbauer ſeine Stellen
niedergelegt habe und an deſſen Stelle Oberlehrer
Emanuel Bayer gewählt wurde. (Großer Beifall.)
Von der Verleſung des Protokolles der letzten General-
verſammlung wurde Abſtand genommen. Direktor
Bayer erſtattete ſodann den eingehenden Tätigkeits-
bericht, in dem er beſonders der Verdienſte des Abg.
Dr. v. Baechlé gedachte, die großen Erfolge des
Muſeums (Goldene Medaille auf der Ausſtellung „Die
Kinderwelt“ in Petersburg.) hervorhob. (Großer Bei-
fall.) Bezirksrat Reiſchl gedachte ebenfalls der großen
Verdienſte Dr. von Baechlés um den Verein und es
wurde letzterem über ſeinen Antrag der Dank durch
Erheben von den Sitzen unter ſtürmiſchen Hvchrufen
votiert.
* Poſtaliſches. Infolge Einſchränkung der
Aushebung der Rohrpoſtkäſten an Sonn- und Feier-
tagen iſt vielfach die irrige Meinung entſtanden, daß
hierbei auch die Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter eine
Aenderung erfahren haben. Es wird daher darauf
aufmerkſam gemacht, daß eine Aenderung im Rohr-
poſtdienſte an Sonn und Feiertagen nur in der Weiſe
eingetreten iſt, daß die Aushebung der Rohrpoſtkäſten
an dieſen Tagen gegenwärtig nur mehr in der Zeit
von 6 Uhr früh bis ½10 Uhr vormittags jede halbe
Stunde und um 4 Uhr nachmittags erfolgt. In den
Dienſtſtunden der Rohrpoſtämter iſt jedoch keine
Aenderung eingetreten und können daher Rohrpoſt-
ſendungen auch weiterhin an Sonn- und Feiertagen
von 7 Uhr früh bis abends jederzeit beim Schalter
der Rohrpoſtämter aufgegeben werden. Die Be-
förderung und Zuſtellung ſowohl der in die Rohr-
poſtkäſten hinterlegten als auch der beim Schalter
hinterlegten Rohrpoſtkorreſpondenzen erfolgt auch
weiterhin in derſelben Weiſe wie bisher.
* Eine Gedenktafel für Sebaſtian Brunner.
Der Stadtrat hat für die Gedenktafel für den Prälaten
Sebaſtian Brunner am Hanſe Neuban, Kandlgaſſe
Nr. 32 folgende Inſchrift genehmigt: „Dem allezeit
getreuen Kämpfer für Deutſchtum und chriſtliche
Weltanſchauung — Das dankbare Wien.“
* Ein aufgelöſter Verein. Die Statthalterei
hat den Allgemeinen Krankenunterſtützungs- und
Leichenverein „Humanität“ in Wien mit dem
Sitze Wehrgaſſe 9 aufgelöſt und die weitere Tätigkeit
dieſes Vereines ſiſtiert. In der Kanzlei, die in einem
Teile der Wohnung des Obmannes Anton Brunner
untergebracht iſt, wurden die Bücher ſaiſiert, um die
Gebarung einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Eine heitere Iltisjagd. Wir leſen im „Jagd-
freund“: Beim Zemmerbauern in K. mußte im
Heuſtadel ein neuer Boden gelegt worden. Beim Auf-
reiſſen des alten Bodens ſprang plötzlich ein dunkles
Etwas den Arbeitern zwiſchen die Beine. „A Moda“,
ſchrie der eine und hieb auf das Tier hin, dasſelbe
ſeitlich treffend und einem Zimmermann an den Leib
ſchleudernd. Der „Moda“, der ein intenſiv duftender
Iltis war, klammerte ſich nun an den Kleidern des
guten Zimmermannes feſt und biß ihn, als dieſer
ihn wegſchlagen wollte, ganz empfindlich. Ein anderer
wollte ſeinem Kollegen zu Hilfe kommen, faßte den
Iltis am Schweif und riß ihn weg. Schwupps
hing Meiſter Iltis an ihm und mit einem lauten „An“,
ſchleuderte der Helfer in der Not den Burſchen von
ſich. Nun nahm der Iltis unbehelligt durch’s offene
Scheunentor Reißaus, wo er zwar direkt dem Haus-
hunde in die Fänge lief, von dieſem aber (der brave
„Karo“ hatte böſe Erfahrungen anrüchigſter Natur
gemacht) unbehelligt gelaſſen wurde, ſo daß er ſich
gemächlich zurückziehen konnte. Dort wurde er end-
lich mittels Hengabeln, Gerten, Knütteln und ähn-
lichen Inſtrumenten herausgeholt und ſchließlich im
Freien — erſchoſſen? Nein, gefehlt. Der Tapfere
lebt heute noch!
* Ruſſiſche Mädchenhändler. Man meldet
uns aus Berlin vom Heutigen: Hier wird vielfach
über das Treiben ruſſiſcher Mädchenhändler geklagt,
welche ihre für Oſtaſien beſtimmten Opfer in Sing-
ſpielhallen und Spezialitäten-Lokalen ſuchen, indem
ſie ſich an junge Sängerinnen herandrängen und ſie
zu Engagements unter ſehr günſtigen Bedingungen
in Rußland zu überreden ſuchen. In Wirklichkeit
ſind dieſe angeblichen Agenten nichts als Mädchen-
händler, die ihre Opfer in das ruſſiſche Haupt-
quartier in Mukden zu befördern ſuchen.
* Gegen die Hinrichtung durch Elektri-
zität. Aus New-York wird uns gemeldet: Die
Preſſe erhebt neuerdings Proteſt gegen die grauſame
Hinrichtungsweiſe mittels Elektrizität. Der Raub-
mörder Schiller, der dieſer Tage in Columbus im
Staate Ohio mittels Elektrizität hingerichtet werden
ſollte, wurde von den Aerzten ſchon zweimal tot er-
klärt, erwachte immer wieder und erlag erſt einem
Strom von 1800 Volts, der eine volle Minute
auf ſeinen Körper einwirkte. Ein zweitesmal ver-
ſagte der Apparat bei der Hinrichtung des Negers
Thomſon, der 18 Minuten auf dem elektriſchen
Stuhle zubringen mußte, ehe ihn der fünfte elektriſche
Strom tötete.
* Handelshochſchulen. Der Krieg zwiſchen
Rußland und Japan wird vorausſichtlich die Im-
portverhältniſſe Oeſterreichs einſchneidend verändern.
Die exportierenden Staaten bereiten ſich auch wett-
eifernd auf dieſe neuen Konſtellationen vor, um junge
Kräfte in die jungfräulichen Abſatzgebiete entſenden
zu können. Einen Gradmeſſer dieſes Wettſtreites
bilden die Handelshochſchulen. Während Oeſterreich
nur die Exportakademie des k. k. ö. Handelmuſeums
in Wien beſitzt, prunkt Ungarn mit je einer Handels-
hochſchule in Ofen-Peſt und Klauſenburg. England
mit 6 und Deutſchland mit 5 Kollegien ſchlagen
Nordamerika, das 3 ſolche Anſtalten aufweiſt. Italien
und die kleine Schweiz zählen je 2, Frankreich,
Belgien und das kriegeriſche Japan hat je eine
Handelshochſchule.
* Bäder für die Schulkinder. Der Wiener
Gemeinderat hat beſchloſſen, die Zahl der Bade-Frei-
karten für arme und würdige Schulkinder für das
nächſte Schuljahr auf 80.000 Stück zu erhöhen. Die
neuen Strombäder im Donaukanale bei Nußdorf und
bei der Sophienbrücke werden erſteres von Mitte
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |