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Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900.

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Wien, Dienstag Reichspost 26. Juni 1900 143

[Spaltenumbruch] Rapitzputzer wollen sich zu Beginn der nächsten Woche
den Spannern in ihrer Bewegung anschließen.

In Coepenik

bei Berlin droht ein Wäscherstreik
auszubrechen. Die dortigen Großwäschereibesitzer, bei
denen die meisten Handwäscher ihre Wäsche reinigen
lassen, haben zum 1. Juli eine Preiserhöhung ange-
kündigt, mit welcher sich die Wäschereibesitzer in mehreren
größeren Versammlungen beschäftigten. Es ist nun
seitens derselben beschlossen worden, bei denjenigen
Firmen, welche die bisherigen Preise nicht nach dem
1. Juli beibehalten, einstweilen nicht mehr waschen zu
lassen. Ferner wurde die Einrichtung einer großen Ge-
nossenschaftswäscherei in Aussicht genommen.

Großer Streik in Budapest.

Den Arbeitern
der großen Maschinen-Etablissement der ungarischen
Staatsbahnen in Budapest sind seit 24. d. M. auch
die Conducteure und Wagenführer der Budapester
Straßenbahnen in den Streik gefolgt. Die Zugeständ-
nisse, welche die Direction den Bediensteten gemacht
hatte, genügte denselben nicht. Am 23. d. M. erschien
darum eine weitere Deputation beim Generaldirector
und verlangte Antwort auf die Frage: "Nimmt die
Direction die 12 Punkte des überreichten Memorandums
an? Ja oder nein?" Der Generaldirector erklärte der
Deputation, daß einige Punkte des Memorandums
absolut unannehmbar, weil sie undurchführbar sind.
Falls die Bediensteten derart den Dienst verlassen,
involvire das ein schweres Disciplinarvergehen.
Conducteure und Wagenführer, die sich dessen Ver-
gehens schuldig machen, könnten dann nie wieder als
Angestellte der Straßenbahn betrachtet werden. Der
Director erklärte zugleich der Deputation, man sei bis
an die äußerste Grenze der Nachgiebigkeit gegangen.
Auf diese ablehnende Antwort hin versammelten sich
die Conducteure und Wagenführer (Mitternacht) in
einem Gasthause im Stadtwäldchen, um zu berathen.
Die Versammlung dauerte bis gegen Morgen. Ober-
Ingenieur Steller ließ ein Circular unter die Con-
ducteure vertheilen, daß jeder Bedienstete, der
Sonntag Morgens nicht rechtzeitig zum Dienst erscheint,
als ausgetreten betracht werde. Halb 4 Uhr Morgens
wurde eine neuerliche Abordnung zum Generaldirector
geschickt, die ihm mittheilte, daß, wenn bis 5 Uhr Früh keine
befriedigende Antwort ertheilt wurde, der Streik be-
ginne und kein Mann den Dienst antreten werde. Die
Antwort darauf blieb aus. Von den anwesenden Con-
ducteuren und Wagenführern, circa 800, erschien keiner
im Dienste. Der Streik brach aus. Doch trat eine
Partie Bediensteter an ihre Plätze und der Verkehr
wurde auf allen Linien, wenn auch in reducirtem
Maße, aufrechterhalten. Denselben versahen circa 100
ältere Conducteure, welche sich dem Streik nicht ange-
schlossen hatten, dann sämmtliche Controlore, die
Maschinisten und verschiedene Schlosser aus den Werk-
stätten und Endstationen. Die Ordnung wurde An-
fangs nicht gestört. Die Polizei, die auf den End-
stationen postirt ist und längs der Strecke Wache
hielt, brachte nicht einzuschreiten. Das Publicum nahm
Partei für die Direction, nachdem bekannt wurde, daß
dieselbe große Zugeständnisse gemacht hatte, und daß
die Streikenden in ihren 12 Punkten, aufgehetzt von
den Socialisten, Demokraten, derartige Forderungen
aufgenommen hatten, die eine Lockerung der Disciplin
herbeiführen müßten. Diese habe die Direction unter
keiner Bedingung annehmen können. Am Nachmittag
wurden die Streikenden gewaltthätig. Sie hatten sich
nach einem Ausflugsorte in der Nähe der Haupt-
stadt zurückgezogen. Auf dem Wege dahin be-
gegneten sie einem eletrischen Straßenbahnwagen,
der von einem Controleur geführt wurde. Dieser
Wagen wurde mit Steinen beworfen, wobei einige
Scheiben zertrümmert wurden. Die Polizei schritt ein
und stellte die Ordnung wieder her. In Folge der
Ungeübtheit des Aushilfspersonals wurden auf der elek-
trischen Straßenbahn im Laufe des Tages 5 Personen
verletzt. In der Nacht zu heute Montag beschloß eine
Versammlung der Streikenden, da 1. kein genügender
Fonds zu längerem Verharren im Streik vorhanden
sei, 2. der Verkehr der Straßenbahnwagen trotz des
Streiks fast im vollen Umfang aufrecht erhalten werden
konnte, und 3. da für heute Montag Zuzug von Ar-
beitskräften wahrscheinlichst in Aussicht steht, wolle
man den größten Theil der Forderung fallen lassen.
So dürfte der Streik heute Montag völlig beigelegt
werden.

Zu Gunsten der Arbeiter

haben die im
deutschen Reiche eingeführten Versicherungsgesetze bereits
Großes gewirkt. Leider haben wir in Oesterreich z. B.
die Alters- und Invaliditäts-Versicherung noch gar
nicht. Eine Uebersicht über die verschiedenen in
Deutschland geltenden Versicherungs-Einrichtungen ist
überaus lehrreich: Unter den 56 Millionen Einwohnern
des Deutschen Reiches sind 16 Millionen Lohnarbeiter
Von diesen sind jetzt 9 Millionen gegen Krankheit,
17 Millionen gegen Unfall, 13 Millionen gegen Inva-
lidität und die Noth des Alters versichert. Nahezu
eine Million Mark wird durch die Zweige der Ver-
sicherung an jedem Arbeitstag als Entschädigung an
jährlich rund 4 Millionen Arbeiter ausbezahlt. Seit
ihrem Bestehen hat die Arbeiterversicherung bereits in 40
Millionen Fällen Entschädigungen im Gesammtbetrage
von 2413 Millionen Mark gewährt. Von dieser Summe
sind 1164 Millionen Mark durch die Arbeiter, 1099
Millionen Mark durch die Unternehmer, 150 Millionen
Mark durch das Reich als solches aufgebracht worden.
Die Arbeiter haben eine Milliarde Mark mehr
empfangen, als sie an Beiträgen zahlten. Eine Summe
[Spaltenumbruch] von Noth und Elend konnte gelindert werden haupt-
sächlich durch Kranken- und Sterbegelder, Familien-
unterstützung, ärztliche Behandlung und Arznei, Ver-
pflegung in Krankenhäusern und Heilanstalten bei der
Krankenversicherung, Rentenleistungen. Durch die
Sicherstellung einer Fürsorge in Fällen der Krankheit,
Erwerbsunfähigkeit und des Todes erhält die wirth-
schaftliche Lage der Arbeiter eine namhafte Förderung,
die Hand in Hand ging mit einer Hebung der Lage
der unteren Volksschichten überhaupt. Trotz der dem
Arbeiter durch die Versicherung zu Theil gewordenen
Zuwendungen sind auch die Löhne bedeutend
erhöht worden; beispielsweise stiegen die
anrechnungsfähigen Jahreslöhne bei den gewerblichen
Berufsgenossenschaften von 1888 bis 1898 für den
Durchschnitt der Versicherten von 612 auf 735 M.
Viel ist ferner durch die Arbeiterversicherung in ge-
sundheitlicher
Beziehung zum Besten der ar-
beitenden Bevölkerung geschehen. Aerztliche Behand-
lung wird ihr in erhöhtem Maße zu Theil. Für eine
gründliche und bessere Heilung Erkrankter und Ver-
letzter wird immer mehr gethan durch rationelle Pflege
in Krankenhäusern, Genesungsanstalten und Volksheil-
stätten wie durch Einrichtungen der ersten Hilfeleistung
(Unfallstationen, Rettungswesen, Gemeindepflege-
stationen). Mit Erfolg hat die Versicherung den
Kampf gegen die weitverbreiteten Volksseuchen, be-
sonders die Lungentuberculose aufge-
nommen; auf Grund derselben ist es jetzt möglich,
alljährlich mindestens 20.000 Heilbedürftige in Heil-
stätten, die in den schönsten Lagen des Reichs errichtet
sind, kostenfrei zu dreimonatlichen Behandlungs- und
Erziehungscursen unterzubringen. Gemeinnützige Zwecke
verschiedenster Art finden durch die Versicherung weit-
gehende Förderung. So waren durch die Invaliden-
versicherungsanstalten am Schlusse des Jahres 1899
bereits 134 Millionen Mark für den Bau von Ar-
beiterwohnungen,
Befriedigung des land-
wirthschaftlichen Creditbedürfnises und den
Bau von Kranken- und Genesungshäusern, Volksheil-
stätten u. s. w. zu einem niedrigen Zinsfuße ausge-
liehen worden.




Kirchliches.
-- Die VIII. Wiener Männerfahrt nach
Mariazell

findet unter Führung des hochw. Herrn
P. Abel am 21., 22. und 23. Juli (Samstag, Sonn-
tag, Montag) statt, und sie dürfte die früheren an
Theilnehmerzahl noch übertreffen. Die Einleitungs-
Predigt wird Montag, den 16. Juli, Abends 8 Uhr,
von Herrn P. Abel wie üblich in der Hof- und Stadt-
pfarrkirche zu St. Augustin gehalten werden.

Für diese Männerfahrt sind Fahr-
karten
Wien--Kernhof und zurück III. Classe zu
fl. 3 und II. Classe zu fl. 5 zu haben bei den Herren:
J. Heindl, Kunsthandlung, 1. Bez., Stefansplatz 7;
H. Kirsch, Buchhandlung, 1. Bez., Singerstraße 7;
Josef Janauschek u. Comp., 1. Bez., Singerstraße 18;
Josef Dubsky, Wäscheputzerei, 3. Bez., Barichgaffe 23;
Josef Janauschek, 3. Bez., Großmarkthalle; ferner
in der Sacristei bei St. Augustin, 1. Bez., Augustiner-
straße 7; Verlagsbuchhandlung "Austria", Franz Doll,
1. Bez., Sonnenfelsgasse.

-- Der Ottakringer Mariazeller Wallfahrts-
verein

unternimmt Dienstag, den 17. Juli d. J.
unter ausnahmsweiser Begleitung seines Ehrenmitgliedes
des hochw. Herrn Pfarrers und Gemeinderathes Adam
Latschka, sowie des Vereinspriesters hochw. Herrn
Pfarrers und fürsterzbischöflichen geistlichen Rathes
Johann Pax, eine Wallfahrt nach Mariazell. Der
Auszug der Procession erfolgt von der alten Ottakringer
Pfarrkirche aus nach dem Ottakringer Bahnhofe, wo-
selbst um 1/26 Uhr Früh die Abfahrt mittels Separat-
zuges stattfindet. Die Rückkehr erfolgt am 21. Juli
circa 4 Uhr Nachmittags, der feierliche Einzug findet
in die neue Ottakringer Pfarrkirche "zur heiligen
Familie" statt. Näheres die Placate.

-- Die Frohnleichnamsprocession in Kaiser-
mühlen

ist gestern auf's glänzendste ausgefallen, dank
dem Comite der Kaisermühlner Bürgern mit Herrn
Adlwansteiner an der Spitze. Einen besonderen
Glanz erhielt das Fest durch den Besuch des Bürger-
meister Dr. Lueger. Schon in den frühesten
Morgenstunden bewegten sich massenhaft die Wiener
aus fast allen Bezirken zu Fuß, zu Wagen und der
elektrischen Bahn über die Reichsbrücke. Beim Ein-
gange in der Schüttaustraße war eine prächtige
Triumphpforte errichtet, bei der das Comite, sowie die
Gemeinde- und Bezirksräthe, der christliche Wiener
Frauenbund, die Veteranenvereine und der Gesangver-
ein, sowie ein zahlreiches Publicum den Bür[g]ermeister
empfingen. Director Pohlmann der Wiener Eis-
werke hielt namens des Comites und Bezirkstheiles
eine Begrüßungsansprache, betonend, daß das Fest auch
in Zukunft nicht allein eine kirchliche christkatholische
Feier, sondern auch eine echt patriotische Feier werden möge,
an der Niemand theilnehmen solle, der nicht echt
wienerisch und österreichisch denke und fühle. Hierauf
überreichte Fräulein Ella Luksch, die schöne Tochter
des Bezirksrathes Luksch, dem Bürgermeister ein
prachtvolles Bouqet. Derselbe dankte und versprach,
stets des Bezirkstheiles eingedenk zu bleiben und den-
selben nach Kräften zu unterstützen. Hierauf wurde der
Bürgermeister in die Kirche geleitet, an deren Pforte er
von der hochw. Geistlichkeit und dem Herz Jesu-Kirchen-
bauverein empfangen wurde. Dort hatten sich auch die
[Spaltenumbruch] Herren Abg. Bielohlawek, Gemeinderath
Hütter, Besau, Oppenberger, Laß-
mann
und Dr. Porzer und Magistrats-
Secretär Dr. Heilinger eingefunden. Nach
der heiligen Messe setzte sich der imposante
Zug durch die herrlich geschmückten Straßen in
Bewegung. Derselbe war schier endlos und nahmen an
demselben die Vereine christlcher Arbeiter und Arbeite-
rinnen "Austria" und Vindobona", der
christlich-sociale Arbeiterbund, die katholischen Jünglings-
vereine, der Drei-Eichenverein, der St. Josefsverein,
die Veteranenvereine Frhr. v. Heß mit Fahne und
Musik, und Fürst Schwarzenberg, der christl. Wiener
Frauenbund mit Vicepräsidentin Frau Ruzizka an
der Spitze, Gruppen von weißgekleideten Mädchen
aus dem 2., 3., 9., 1., 4. und 20. Bezirke, der
christliche Arbeiterverein Landstraße, die ehrw. Schwestern
von Stadlau mit ihrer Schule etc. theil. Den Conduct
stellte eine Abtheilung des k. u. k. bosnischen In-
fanterie-Regiments mit Musik. Das Allerheiligste
trug Prälat Dr. Horny, assistirt vom Domherrn
Grafen zur Lippe und zahlreicher Assistenz und ge-
leitet vom Kirchenbauvereine unter Führung des
Herrenhausmitgliedes Dr. Haßlwanter sowie
von Studenten der katholischen Verbindung Kürn-
berg
in voller Wichs. Hinter dem Allerheiligsten
kamen die vorerwähnten Functionäre mit dem Bürger-
meister, ferner noch die Bezirksräthe Luksch,
Jung, Hofbauer, Ullrich
etc. etc., der Ver-
schönerungsverein und Humanitätsverein Kaisermühlen,
der M.-G.-V. Liederfreunde und die Freiwillige Feuer-
wehr von Stadlau.

Die Altäre, namentlich der vor dem Hause des
Fabrikanten Edlinger, waren prachtvoll geschmückt.
Leider kam beim letzten Altare ein kleines Unwetter
daher, so daß die Procession schnell in die Kirche
flüchten mußte, doch that dies der Festesstimmung
keinen Abbruch und wurde der Bürgermeister im
Gasthause unseres braven Gesinnungsgenossen Haller,
wo er vor seiner Abfahrt einen kleinen Imbiß ein-
nahm, von den Herren Adlwansteiner und
Dr. Haßlwanter sowie Abg. Bielo-
hlawek
in Toasten gefeiert.

-- Eine interessante Klostergründung.

Am
2. Juli wird zu Eibingen bei Rüdesheim am
Rhein der Grundstein gelegt zu einem neuen Frauen-
stifte des Benedictinerordens, welches der Beuroner
Congregation zugezählt und von dem jungen Prag-
Smichover
Benedictiner-Frauenstifte St. Gabriel
im Herbst 1901 oder Sommer 1902 bevölkert werden
soll. Das neue Kloster ist eine Stiftung des Fürsten
Löwenstein und wird nach den Plänen des
Benedictiners P. Ludgerus aus der Abtei Maria-Laach
ausgeführt. Die kirchliche Feier der Grundsteinlegung
nimmt der Bischof von Limburg, Dominicus Willi
aus dem Cistercienser-Orden, früher Abt von Marien-
statt in Nassau und Capitular von Mehrerau in Vor-
arlberg, unter Assistenz des Erzabtes der Beuroner
Benedictiner-Congregation und Abtes von Beuron
P. Placidus Wolter und des Abtes von Maria-Laach,
P. Wilibrord Benzler, vor. Das neue, der heiligen
Hildegardis geweiht Stift erhebt sich etwa eine halbe
Stunde entfernt vom Niederwald-Denkmal in einer
Gegend, wo einst der Benedictiner-Orden berühmte
Stätten seines Werkes besaß. Die Mutterabtei
St. Gabriel in Prag zählt gegenwärtig 62 Religiosen,
unter ihnen befinden sich Töchter der Familien Liechten-
stein, Schwarzenberg, Salm, Thun-Hohenstein, Rech-
berg, Galen, Meraviglia und Andere. Aebtissin von
St. Gabriel ist D. Adelgundis Berlinghoff.

-- Der Wiener Mariazeller Processionsverein

veranstaltet unter Führung mehrerer geistlicher Herren am
30. Juni seine statutenmäßige Wallfahrt nach dem Gnaden-
orte Mariazell in Steiermark. Dieselbe nimmt fünf Tage in
Anspruch. Der feierliche Auszug erfolgt von der Domkirche
zu St. Stefan aus nach einer 3/44 Uhr Früh celebrirten
hl. Messe. Eine Eisenbahnkarte hiezu von Wien, Lilienfeld
und retour kostet für Theilnehmer 2 fl. 30, für Vereins-
mitglieder 1 fl. 50 kr. Das neue Wallfahrtsbuch hiezu ist
bei den Herren, welche die Eisenbahnkarten verkaufen, um
1 K erhältlich.




Theater, Kunst und Musik.
-- Hofburgtheater.

Samstag, den 30. d., findet die
letzte Vorstellung in dieser Saison statt. Vom 1. Juli bis
einschließlich 31. August bleibt das Theater geschlossen.

-- Deutsches Volkstheater.

Der morgige Dienstag
bringt die erste Wiederholung des Anzengruber'schen Volks-
stückes "Der Meineidbauer" durch die Schlier-
seer.

-- Jantsch-Theater.

Heute Montag gelangt die zug-
kräftige Gesangs-Burleske "Die Pariser Welt-
ausstellung 1900"
zur 30. Aufführung. Im vierten
Bilde sind folgende Einlagen: Polnischer Nationaltanz,
Jockey-Tanz, Danse espagnola, Ungarischer Nationaltanz,
Evolutionen, Grand Finale, ausgeführt vom Corps de
Ballet,
den Eleven und dem gesammten Personal (ein-
studirt vom Balletmeister Hans Rumpel, Solotänzer der
k. k. Hofoper).

-- Männergesangverein "Ottakringer Lieder-
tafel".

Donnerstag, 5. Juli, findet im Etablissement Sta-
lehner, 17. Bez., Jörgerstraße 26, die II. satzungsmäßige
Liedertafel unter Leitung des Vereinschormeisters Herrn
Carl Lehner und unter Mitwirkung des Wiener
Symphonie-Orchesters
unter Leitung des
Herrn Directors Kaiser statt. Beginn 8 Uhr Abends.
-- Eintrittskarten im Vorverkaufe 1 K an der Cassa
1 K 20 h.


Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143

[Spaltenumbruch] Rapitzputzer wollen ſich zu Beginn der nächſten Woche
den Spannern in ihrer Bewegung anſchließen.

In Coepenik

bei Berlin droht ein Wäſcherſtreik
auszubrechen. Die dortigen Großwäſchereibeſitzer, bei
denen die meiſten Handwäſcher ihre Wäſche reinigen
laſſen, haben zum 1. Juli eine Preiserhöhung ange-
kündigt, mit welcher ſich die Wäſchereibeſitzer in mehreren
größeren Verſammlungen beſchäftigten. Es iſt nun
ſeitens derſelben beſchloſſen worden, bei denjenigen
Firmen, welche die bisherigen Preiſe nicht nach dem
1. Juli beibehalten, einſtweilen nicht mehr waſchen zu
laſſen. Ferner wurde die Einrichtung einer großen Ge-
noſſenſchaftswäſcherei in Ausſicht genommen.

Großer Streik in Budapeſt.

Den Arbeitern
der großen Maſchinen-Etabliſſement der ungariſchen
Staatsbahnen in Budapeſt ſind ſeit 24. d. M. auch
die Conducteure und Wagenführer der Budapeſter
Straßenbahnen in den Streik gefolgt. Die Zugeſtänd-
niſſe, welche die Direction den Bedienſteten gemacht
hatte, genügte denſelben nicht. Am 23. d. M. erſchien
darum eine weitere Deputation beim Generaldirector
und verlangte Antwort auf die Frage: „Nimmt die
Direction die 12 Punkte des überreichten Memorandums
an? Ja oder nein?“ Der Generaldirector erklärte der
Deputation, daß einige Punkte des Memorandums
abſolut unannehmbar, weil ſie undurchführbar ſind.
Falls die Bedienſteten derart den Dienſt verlaſſen,
involvire das ein ſchweres Disciplinarvergehen.
Conducteure und Wagenführer, die ſich deſſen Ver-
gehens ſchuldig machen, könnten dann nie wieder als
Angeſtellte der Straßenbahn betrachtet werden. Der
Director erklärte zugleich der Deputation, man ſei bis
an die äußerſte Grenze der Nachgiebigkeit gegangen.
Auf dieſe ablehnende Antwort hin verſammelten ſich
die Conducteure und Wagenführer (Mitternacht) in
einem Gaſthauſe im Stadtwäldchen, um zu berathen.
Die Verſammlung dauerte bis gegen Morgen. Ober-
Ingenieur Steller ließ ein Circular unter die Con-
ducteure vertheilen, daß jeder Bedienſtete, der
Sonntag Morgens nicht rechtzeitig zum Dienſt erſcheint,
als ausgetreten betracht werde. Halb 4 Uhr Morgens
wurde eine neuerliche Abordnung zum Generaldirector
geſchickt, die ihm mittheilte, daß, wenn bis 5 Uhr Früh keine
befriedigende Antwort ertheilt wurde, der Streik be-
ginne und kein Mann den Dienſt antreten werde. Die
Antwort darauf blieb aus. Von den anweſenden Con-
ducteuren und Wagenführern, circa 800, erſchien keiner
im Dienſte. Der Streik brach aus. Doch trat eine
Partie Bedienſteter an ihre Plätze und der Verkehr
wurde auf allen Linien, wenn auch in reducirtem
Maße, aufrechterhalten. Denſelben verſahen circa 100
ältere Conducteure, welche ſich dem Streik nicht ange-
ſchloſſen hatten, dann ſämmtliche Controlore, die
Maſchiniſten und verſchiedene Schloſſer aus den Werk-
ſtätten und Endſtationen. Die Ordnung wurde An-
fangs nicht geſtört. Die Polizei, die auf den End-
ſtationen poſtirt iſt und längs der Strecke Wache
hielt, brachte nicht einzuſchreiten. Das Publicum nahm
Partei für die Direction, nachdem bekannt wurde, daß
dieſelbe große Zugeſtändniſſe gemacht hatte, und daß
die Streikenden in ihren 12 Punkten, aufgehetzt von
den Socialiſten, Demokraten, derartige Forderungen
aufgenommen hatten, die eine Lockerung der Disciplin
herbeiführen müßten. Dieſe habe die Direction unter
keiner Bedingung annehmen können. Am Nachmittag
wurden die Streikenden gewaltthätig. Sie hatten ſich
nach einem Ausflugsorte in der Nähe der Haupt-
ſtadt zurückgezogen. Auf dem Wege dahin be-
gegneten ſie einem eletriſchen Straßenbahnwagen,
der von einem Controleur geführt wurde. Dieſer
Wagen wurde mit Steinen beworfen, wobei einige
Scheiben zertrümmert wurden. Die Polizei ſchritt ein
und ſtellte die Ordnung wieder her. In Folge der
Ungeübtheit des Aushilfsperſonals wurden auf der elek-
triſchen Straßenbahn im Laufe des Tages 5 Perſonen
verletzt. In der Nacht zu heute Montag beſchloß eine
Verſammlung der Streikenden, da 1. kein genügender
Fonds zu längerem Verharren im Streik vorhanden
ſei, 2. der Verkehr der Straßenbahnwagen trotz des
Streiks faſt im vollen Umfang aufrecht erhalten werden
konnte, und 3. da für heute Montag Zuzug von Ar-
beitskräften wahrſcheinlichſt in Ausſicht ſteht, wolle
man den größten Theil der Forderung fallen laſſen.
So dürfte der Streik heute Montag völlig beigelegt
werden.

Zu Gunſten der Arbeiter

haben die im
deutſchen Reiche eingeführten Verſicherungsgeſetze bereits
Großes gewirkt. Leider haben wir in Oeſterreich z. B.
die Alters- und Invaliditäts-Verſicherung noch gar
nicht. Eine Ueberſicht über die verſchiedenen in
Deutſchland geltenden Verſicherungs-Einrichtungen iſt
überaus lehrreich: Unter den 56 Millionen Einwohnern
des Deutſchen Reiches ſind 16 Millionen Lohnarbeiter
Von dieſen ſind jetzt 9 Millionen gegen Krankheit,
17 Millionen gegen Unfall, 13 Millionen gegen Inva-
lidität und die Noth des Alters verſichert. Nahezu
eine Million Mark wird durch die Zweige der Ver-
ſicherung an jedem Arbeitstag als Entſchädigung an
jährlich rund 4 Millionen Arbeiter ausbezahlt. Seit
ihrem Beſtehen hat die Arbeiterverſicherung bereits in 40
Millionen Fällen Entſchädigungen im Geſammtbetrage
von 2413 Millionen Mark gewährt. Von dieſer Summe
ſind 1164 Millionen Mark durch die Arbeiter, 1099
Millionen Mark durch die Unternehmer, 150 Millionen
Mark durch das Reich als ſolches aufgebracht worden.
Die Arbeiter haben eine Milliarde Mark mehr
empfangen, als ſie an Beiträgen zahlten. Eine Summe
[Spaltenumbruch] von Noth und Elend konnte gelindert werden haupt-
ſächlich durch Kranken- und Sterbegelder, Familien-
unterſtützung, ärztliche Behandlung und Arznei, Ver-
pflegung in Krankenhäuſern und Heilanſtalten bei der
Krankenverſicherung, Rentenleiſtungen. Durch die
Sicherſtellung einer Fürſorge in Fällen der Krankheit,
Erwerbsunfähigkeit und des Todes erhält die wirth-
ſchaftliche Lage der Arbeiter eine namhafte Förderung,
die Hand in Hand ging mit einer Hebung der Lage
der unteren Volksſchichten überhaupt. Trotz der dem
Arbeiter durch die Verſicherung zu Theil gewordenen
Zuwendungen ſind auch die Löhne bedeutend
erhöht worden; beiſpielsweiſe ſtiegen die
anrechnungsfähigen Jahreslöhne bei den gewerblichen
Berufsgenoſſenſchaften von 1888 bis 1898 für den
Durchſchnitt der Verſicherten von 612 auf 735 M.
Viel iſt ferner durch die Arbeiterverſicherung in ge-
ſundheitlicher
Beziehung zum Beſten der ar-
beitenden Bevölkerung geſchehen. Aerztliche Behand-
lung wird ihr in erhöhtem Maße zu Theil. Für eine
gründliche und beſſere Heilung Erkrankter und Ver-
letzter wird immer mehr gethan durch rationelle Pflege
in Krankenhäuſern, Geneſungsanſtalten und Volksheil-
ſtätten wie durch Einrichtungen der erſten Hilfeleiſtung
(Unfallſtationen, Rettungsweſen, Gemeindepflege-
ſtationen). Mit Erfolg hat die Verſicherung den
Kampf gegen die weitverbreiteten Volksſeuchen, be-
ſonders die Lungentuberculoſe aufge-
nommen; auf Grund derſelben iſt es jetzt möglich,
alljährlich mindeſtens 20.000 Heilbedürftige in Heil-
ſtätten, die in den ſchönſten Lagen des Reichs errichtet
ſind, koſtenfrei zu dreimonatlichen Behandlungs- und
Erziehungscurſen unterzubringen. Gemeinnützige Zwecke
verſchiedenſter Art finden durch die Verſicherung weit-
gehende Förderung. So waren durch die Invaliden-
verſicherungsanſtalten am Schluſſe des Jahres 1899
bereits 134 Millionen Mark für den Bau von Ar-
beiterwohnungen,
Befriedigung des land-
wirthſchaftlichen Creditbedürfniſes und den
Bau von Kranken- und Geneſungshäuſern, Volksheil-
ſtätten u. ſ. w. zu einem niedrigen Zinsfuße ausge-
liehen worden.




Kirchliches.
— Die VIII. Wiener Männerfahrt nach
Mariazell

findet unter Führung des hochw. Herrn
P. Abel am 21., 22. und 23. Juli (Samſtag, Sonn-
tag, Montag) ſtatt, und ſie dürfte die früheren an
Theilnehmerzahl noch übertreffen. Die Einleitungs-
Predigt wird Montag, den 16. Juli, Abends 8 Uhr,
von Herrn P. Abel wie üblich in der Hof- und Stadt-
pfarrkirche zu St. Auguſtin gehalten werden.

Für dieſe Männerfahrt ſind Fahr-
karten
Wien—Kernhof und zurück III. Claſſe zu
fl. 3 und II. Claſſe zu fl. 5 zu haben bei den Herren:
J. Heindl, Kunſthandlung, 1. Bez., Stefansplatz 7;
H. Kirſch, Buchhandlung, 1. Bez., Singerſtraße 7;
Joſef Janauſchek u. Comp., 1. Bez., Singerſtraße 18;
Joſef Dubsky, Wäſcheputzerei, 3. Bez., Barichgaffe 23;
Joſef Janauſchek, 3. Bez., Großmarkthalle; ferner
in der Sacriſtei bei St. Auguſtin, 1. Bez., Auguſtiner-
ſtraße 7; Verlagsbuchhandlung „Auſtria“, Franz Doll,
1. Bez., Sonnenfelsgaſſe.

— Der Ottakringer Mariazeller Wallfahrts-
verein

unternimmt Dienſtag, den 17. Juli d. J.
unter ausnahmsweiſer Begleitung ſeines Ehrenmitgliedes
des hochw. Herrn Pfarrers und Gemeinderathes Adam
Latſchka, ſowie des Vereinsprieſters hochw. Herrn
Pfarrers und fürſterzbiſchöflichen geiſtlichen Rathes
Johann Pax, eine Wallfahrt nach Mariazell. Der
Auszug der Proceſſion erfolgt von der alten Ottakringer
Pfarrkirche aus nach dem Ottakringer Bahnhofe, wo-
ſelbſt um ½6 Uhr Früh die Abfahrt mittels Separat-
zuges ſtattfindet. Die Rückkehr erfolgt am 21. Juli
circa 4 Uhr Nachmittags, der feierliche Einzug findet
in die neue Ottakringer Pfarrkirche „zur heiligen
Familie“ ſtatt. Näheres die Placate.

— Die Frohnleichnamsproceſſion in Kaiſer-
mühlen

iſt geſtern auf’s glänzendſte ausgefallen, dank
dem Comité der Kaiſermühlner Bürgern mit Herrn
Adlwanſteiner an der Spitze. Einen beſonderen
Glanz erhielt das Feſt durch den Beſuch des Bürger-
meiſter Dr. Lueger. Schon in den früheſten
Morgenſtunden bewegten ſich maſſenhaft die Wiener
aus faſt allen Bezirken zu Fuß, zu Wagen und der
elektriſchen Bahn über die Reichsbrücke. Beim Ein-
gange in der Schüttauſtraße war eine prächtige
Triumphpforte errichtet, bei der das Comité, ſowie die
Gemeinde- und Bezirksräthe, der chriſtliche Wiener
Frauenbund, die Veteranenvereine und der Geſangver-
ein, ſowie ein zahlreiches Publicum den Bür[g]ermeiſter
empfingen. Director Pohlmann der Wiener Eis-
werke hielt namens des Comités und Bezirkstheiles
eine Begrüßungsanſprache, betonend, daß das Feſt auch
in Zukunft nicht allein eine kirchliche chriſtkatholiſche
Feier, ſondern auch eine echt patriotiſche Feier werden möge,
an der Niemand theilnehmen ſolle, der nicht echt
wieneriſch und öſterreichiſch denke und fühle. Hierauf
überreichte Fräulein Ella Lukſch, die ſchöne Tochter
des Bezirksrathes Lukſch, dem Bürgermeiſter ein
prachtvolles Bouqet. Derſelbe dankte und verſprach,
ſtets des Bezirkstheiles eingedenk zu bleiben und den-
ſelben nach Kräften zu unterſtützen. Hierauf wurde der
Bürgermeiſter in die Kirche geleitet, an deren Pforte er
von der hochw. Geiſtlichkeit und dem Herz Jeſu-Kirchen-
bauverein empfangen wurde. Dort hatten ſich auch die
[Spaltenumbruch] Herren Abg. Bielohlawek, Gemeinderath
Hütter, Beſau, Oppenberger, Laß-
mann
und Dr. Porzer und Magiſtrats-
Secretär Dr. Heilinger eingefunden. Nach
der heiligen Meſſe ſetzte ſich der impoſante
Zug durch die herrlich geſchmückten Straßen in
Bewegung. Derſelbe war ſchier endlos und nahmen an
demſelben die Vereine chriſtlcher Arbeiter und Arbeite-
rinnen „Auſtria“ und Vindobona“, der
chriſtlich-ſociale Arbeiterbund, die katholiſchen Jünglings-
vereine, der Drei-Eichenverein, der St. Joſefsverein,
die Veteranenvereine Frhr. v. Heß mit Fahne und
Muſik, und Fürſt Schwarzenberg, der chriſtl. Wiener
Frauenbund mit Vicepräſidentin Frau Ruzizka an
der Spitze, Gruppen von weißgekleideten Mädchen
aus dem 2., 3., 9., 1., 4. und 20. Bezirke, der
chriſtliche Arbeiterverein Landſtraße, die ehrw. Schweſtern
von Stadlau mit ihrer Schule ꝛc. theil. Den Conduct
ſtellte eine Abtheilung des k. u. k. bosniſchen In-
fanterie-Regiments mit Muſik. Das Allerheiligſte
trug Prälat Dr. Horny, aſſiſtirt vom Domherrn
Grafen zur Lippe und zahlreicher Aſſiſtenz und ge-
leitet vom Kirchenbauvereine unter Führung des
Herrenhausmitgliedes Dr. Haßlwanter ſowie
von Studenten der katholiſchen Verbindung Kürn-
berg
in voller Wichs. Hinter dem Allerheiligſten
kamen die vorerwähnten Functionäre mit dem Bürger-
meiſter, ferner noch die Bezirksräthe Lukſch,
Jung, Hofbauer, Ullrich
ꝛc. ꝛc., der Ver-
ſchönerungsverein und Humanitätsverein Kaiſermühlen,
der M.-G.-V. Liederfreunde und die Freiwillige Feuer-
wehr von Stadlau.

Die Altäre, namentlich der vor dem Hauſe des
Fabrikanten Edlinger, waren prachtvoll geſchmückt.
Leider kam beim letzten Altare ein kleines Unwetter
daher, ſo daß die Proceſſion ſchnell in die Kirche
flüchten mußte, doch that dies der Feſtesſtimmung
keinen Abbruch und wurde der Bürgermeiſter im
Gaſthauſe unſeres braven Geſinnungsgenoſſen Haller,
wo er vor ſeiner Abfahrt einen kleinen Imbiß ein-
nahm, von den Herren Adlwanſteiner und
Dr. Haßlwanter ſowie Abg. Bielo-
hlawek
in Toaſten gefeiert.

— Eine intereſſante Kloſtergründung.

Am
2. Juli wird zu Eibingen bei Rüdesheim am
Rhein der Grundſtein gelegt zu einem neuen Frauen-
ſtifte des Benedictinerordens, welches der Beuroner
Congregation zugezählt und von dem jungen Prag-
Smichover
Benedictiner-Frauenſtifte St. Gabriel
im Herbſt 1901 oder Sommer 1902 bevölkert werden
ſoll. Das neue Kloſter iſt eine Stiftung des Fürſten
Löwenſtein und wird nach den Plänen des
Benedictiners P. Ludgerus aus der Abtei Maria-Laach
ausgeführt. Die kirchliche Feier der Grundſteinlegung
nimmt der Biſchof von Limburg, Dominicus Willi
aus dem Ciſtercienſer-Orden, früher Abt von Marien-
ſtatt in Naſſau und Capitular von Mehrerau in Vor-
arlberg, unter Aſſiſtenz des Erzabtes der Beuroner
Benedictiner-Congregation und Abtes von Beuron
P. Placidus Wolter und des Abtes von Maria-Laach,
P. Wilibrord Benzler, vor. Das neue, der heiligen
Hildegardis geweiht Stift erhebt ſich etwa eine halbe
Stunde entfernt vom Niederwald-Denkmal in einer
Gegend, wo einſt der Benedictiner-Orden berühmte
Stätten ſeines Werkes beſaß. Die Mutterabtei
St. Gabriel in Prag zählt gegenwärtig 62 Religioſen,
unter ihnen befinden ſich Töchter der Familien Liechten-
ſtein, Schwarzenberg, Salm, Thun-Hohenſtein, Rech-
berg, Galen, Meraviglia und Andere. Aebtiſſin von
St. Gabriel iſt D. Adelgundis Berlinghoff.

— Der Wiener Mariazeller Proceſſionsverein

veranſtaltet unter Führung mehrerer geiſtlicher Herren am
30. Juni ſeine ſtatutenmäßige Wallfahrt nach dem Gnaden-
orte Mariazell in Steiermark. Dieſelbe nimmt fünf Tage in
Anſpruch. Der feierliche Auszug erfolgt von der Domkirche
zu St. Stefan aus nach einer ¾4 Uhr Früh celebrirten
hl. Meſſe. Eine Eiſenbahnkarte hiezu von Wien, Lilienfeld
und retour koſtet für Theilnehmer 2 fl. 30, für Vereins-
mitglieder 1 fl. 50 kr. Das neue Wallfahrtsbuch hiezu iſt
bei den Herren, welche die Eiſenbahnkarten verkaufen, um
1 K erhältlich.




Theater, Kunſt und Muſik.
— Hofburgtheater.

Samſtag, den 30. d., findet die
letzte Vorſtellung in dieſer Saiſon ſtatt. Vom 1. Juli bis
einſchließlich 31. Auguſt bleibt das Theater geſchloſſen.

— Deutſches Volkstheater.

Der morgige Dienſtag
bringt die erſte Wiederholung des Anzengruber’ſchen Volks-
ſtückes „Der Meineidbauer“ durch die Schlier-
ſeer.

— Jantſch-Theater.

Heute Montag gelangt die zug-
kräftige Geſangs-Burleske „Die Pariſer Welt-
ausſtellung 1900“
zur 30. Aufführung. Im vierten
Bilde ſind folgende Einlagen: Polniſcher Nationaltanz,
Jockey-Tanz, Danse espagnola, Ungariſcher Nationaltanz,
Evolutionen, Grand Finale, ausgeführt vom Corps de
Ballet,
den Eleven und dem geſammten Perſonal (ein-
ſtudirt vom Balletmeiſter Hans Rumpel, Solotänzer der
k. k. Hofoper).

— Männergeſangverein „Ottakringer Lieder-
tafel“.

Donnerſtag, 5. Juli, findet im Etabliſſement Sta-
lehner, 17. Bez., Jörgerſtraße 26, die II. ſatzungsmäßige
Liedertafel unter Leitung des Vereinschormeiſters Herrn
Carl Lehner und unter Mitwirkung des Wiener
Symphonie-Orcheſters
unter Leitung des
Herrn Directors Kaiſer ſtatt. Beginn 8 Uhr Abends.
— Eintrittskarten im Vorverkaufe 1 K an der Caſſa
1 K 20 h.


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[10/0010] Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 143 Rapitzputzer wollen ſich zu Beginn der nächſten Woche den Spannern in ihrer Bewegung anſchließen. In Coepenik bei Berlin droht ein Wäſcherſtreik auszubrechen. Die dortigen Großwäſchereibeſitzer, bei denen die meiſten Handwäſcher ihre Wäſche reinigen laſſen, haben zum 1. Juli eine Preiserhöhung ange- kündigt, mit welcher ſich die Wäſchereibeſitzer in mehreren größeren Verſammlungen beſchäftigten. Es iſt nun ſeitens derſelben beſchloſſen worden, bei denjenigen Firmen, welche die bisherigen Preiſe nicht nach dem 1. Juli beibehalten, einſtweilen nicht mehr waſchen zu laſſen. Ferner wurde die Einrichtung einer großen Ge- noſſenſchaftswäſcherei in Ausſicht genommen. Großer Streik in Budapeſt. Den Arbeitern der großen Maſchinen-Etabliſſement der ungariſchen Staatsbahnen in Budapeſt ſind ſeit 24. d. M. auch die Conducteure und Wagenführer der Budapeſter Straßenbahnen in den Streik gefolgt. Die Zugeſtänd- niſſe, welche die Direction den Bedienſteten gemacht hatte, genügte denſelben nicht. Am 23. d. M. erſchien darum eine weitere Deputation beim Generaldirector und verlangte Antwort auf die Frage: „Nimmt die Direction die 12 Punkte des überreichten Memorandums an? Ja oder nein?“ Der Generaldirector erklärte der Deputation, daß einige Punkte des Memorandums abſolut unannehmbar, weil ſie undurchführbar ſind. Falls die Bedienſteten derart den Dienſt verlaſſen, involvire das ein ſchweres Disciplinarvergehen. Conducteure und Wagenführer, die ſich deſſen Ver- gehens ſchuldig machen, könnten dann nie wieder als Angeſtellte der Straßenbahn betrachtet werden. Der Director erklärte zugleich der Deputation, man ſei bis an die äußerſte Grenze der Nachgiebigkeit gegangen. Auf dieſe ablehnende Antwort hin verſammelten ſich die Conducteure und Wagenführer (Mitternacht) in einem Gaſthauſe im Stadtwäldchen, um zu berathen. Die Verſammlung dauerte bis gegen Morgen. Ober- Ingenieur Steller ließ ein Circular unter die Con- ducteure vertheilen, daß jeder Bedienſtete, der Sonntag Morgens nicht rechtzeitig zum Dienſt erſcheint, als ausgetreten betracht werde. Halb 4 Uhr Morgens wurde eine neuerliche Abordnung zum Generaldirector geſchickt, die ihm mittheilte, daß, wenn bis 5 Uhr Früh keine befriedigende Antwort ertheilt wurde, der Streik be- ginne und kein Mann den Dienſt antreten werde. Die Antwort darauf blieb aus. Von den anweſenden Con- ducteuren und Wagenführern, circa 800, erſchien keiner im Dienſte. Der Streik brach aus. Doch trat eine Partie Bedienſteter an ihre Plätze und der Verkehr wurde auf allen Linien, wenn auch in reducirtem Maße, aufrechterhalten. Denſelben verſahen circa 100 ältere Conducteure, welche ſich dem Streik nicht ange- ſchloſſen hatten, dann ſämmtliche Controlore, die Maſchiniſten und verſchiedene Schloſſer aus den Werk- ſtätten und Endſtationen. Die Ordnung wurde An- fangs nicht geſtört. Die Polizei, die auf den End- ſtationen poſtirt iſt und längs der Strecke Wache hielt, brachte nicht einzuſchreiten. Das Publicum nahm Partei für die Direction, nachdem bekannt wurde, daß dieſelbe große Zugeſtändniſſe gemacht hatte, und daß die Streikenden in ihren 12 Punkten, aufgehetzt von den Socialiſten, Demokraten, derartige Forderungen aufgenommen hatten, die eine Lockerung der Disciplin herbeiführen müßten. Dieſe habe die Direction unter keiner Bedingung annehmen können. Am Nachmittag wurden die Streikenden gewaltthätig. Sie hatten ſich nach einem Ausflugsorte in der Nähe der Haupt- ſtadt zurückgezogen. Auf dem Wege dahin be- gegneten ſie einem eletriſchen Straßenbahnwagen, der von einem Controleur geführt wurde. Dieſer Wagen wurde mit Steinen beworfen, wobei einige Scheiben zertrümmert wurden. Die Polizei ſchritt ein und ſtellte die Ordnung wieder her. In Folge der Ungeübtheit des Aushilfsperſonals wurden auf der elek- triſchen Straßenbahn im Laufe des Tages 5 Perſonen verletzt. In der Nacht zu heute Montag beſchloß eine Verſammlung der Streikenden, da 1. kein genügender Fonds zu längerem Verharren im Streik vorhanden ſei, 2. der Verkehr der Straßenbahnwagen trotz des Streiks faſt im vollen Umfang aufrecht erhalten werden konnte, und 3. da für heute Montag Zuzug von Ar- beitskräften wahrſcheinlichſt in Ausſicht ſteht, wolle man den größten Theil der Forderung fallen laſſen. So dürfte der Streik heute Montag völlig beigelegt werden. Zu Gunſten der Arbeiter haben die im deutſchen Reiche eingeführten Verſicherungsgeſetze bereits Großes gewirkt. Leider haben wir in Oeſterreich z. B. die Alters- und Invaliditäts-Verſicherung noch gar nicht. Eine Ueberſicht über die verſchiedenen in Deutſchland geltenden Verſicherungs-Einrichtungen iſt überaus lehrreich: Unter den 56 Millionen Einwohnern des Deutſchen Reiches ſind 16 Millionen Lohnarbeiter Von dieſen ſind jetzt 9 Millionen gegen Krankheit, 17 Millionen gegen Unfall, 13 Millionen gegen Inva- lidität und die Noth des Alters verſichert. Nahezu eine Million Mark wird durch die Zweige der Ver- ſicherung an jedem Arbeitstag als Entſchädigung an jährlich rund 4 Millionen Arbeiter ausbezahlt. Seit ihrem Beſtehen hat die Arbeiterverſicherung bereits in 40 Millionen Fällen Entſchädigungen im Geſammtbetrage von 2413 Millionen Mark gewährt. Von dieſer Summe ſind 1164 Millionen Mark durch die Arbeiter, 1099 Millionen Mark durch die Unternehmer, 150 Millionen Mark durch das Reich als ſolches aufgebracht worden. Die Arbeiter haben eine Milliarde Mark mehr empfangen, als ſie an Beiträgen zahlten. Eine Summe von Noth und Elend konnte gelindert werden haupt- ſächlich durch Kranken- und Sterbegelder, Familien- unterſtützung, ärztliche Behandlung und Arznei, Ver- pflegung in Krankenhäuſern und Heilanſtalten bei der Krankenverſicherung, Rentenleiſtungen. Durch die Sicherſtellung einer Fürſorge in Fällen der Krankheit, Erwerbsunfähigkeit und des Todes erhält die wirth- ſchaftliche Lage der Arbeiter eine namhafte Förderung, die Hand in Hand ging mit einer Hebung der Lage der unteren Volksſchichten überhaupt. Trotz der dem Arbeiter durch die Verſicherung zu Theil gewordenen Zuwendungen ſind auch die Löhne bedeutend erhöht worden; beiſpielsweiſe ſtiegen die anrechnungsfähigen Jahreslöhne bei den gewerblichen Berufsgenoſſenſchaften von 1888 bis 1898 für den Durchſchnitt der Verſicherten von 612 auf 735 M. Viel iſt ferner durch die Arbeiterverſicherung in ge- ſundheitlicher Beziehung zum Beſten der ar- beitenden Bevölkerung geſchehen. Aerztliche Behand- lung wird ihr in erhöhtem Maße zu Theil. Für eine gründliche und beſſere Heilung Erkrankter und Ver- letzter wird immer mehr gethan durch rationelle Pflege in Krankenhäuſern, Geneſungsanſtalten und Volksheil- ſtätten wie durch Einrichtungen der erſten Hilfeleiſtung (Unfallſtationen, Rettungsweſen, Gemeindepflege- ſtationen). Mit Erfolg hat die Verſicherung den Kampf gegen die weitverbreiteten Volksſeuchen, be- ſonders die Lungentuberculoſe aufge- nommen; auf Grund derſelben iſt es jetzt möglich, alljährlich mindeſtens 20.000 Heilbedürftige in Heil- ſtätten, die in den ſchönſten Lagen des Reichs errichtet ſind, koſtenfrei zu dreimonatlichen Behandlungs- und Erziehungscurſen unterzubringen. Gemeinnützige Zwecke verſchiedenſter Art finden durch die Verſicherung weit- gehende Förderung. So waren durch die Invaliden- verſicherungsanſtalten am Schluſſe des Jahres 1899 bereits 134 Millionen Mark für den Bau von Ar- beiterwohnungen, Befriedigung des land- wirthſchaftlichen Creditbedürfniſes und den Bau von Kranken- und Geneſungshäuſern, Volksheil- ſtätten u. ſ. w. zu einem niedrigen Zinsfuße ausge- liehen worden. Kirchliches. — Die VIII. Wiener Männerfahrt nach Mariazell findet unter Führung des hochw. Herrn P. Abel am 21., 22. und 23. Juli (Samſtag, Sonn- tag, Montag) ſtatt, und ſie dürfte die früheren an Theilnehmerzahl noch übertreffen. Die Einleitungs- Predigt wird Montag, den 16. Juli, Abends 8 Uhr, von Herrn P. Abel wie üblich in der Hof- und Stadt- pfarrkirche zu St. Auguſtin gehalten werden. Für dieſe Männerfahrt ſind Fahr- karten Wien—Kernhof und zurück III. Claſſe zu fl. 3 und II. Claſſe zu fl. 5 zu haben bei den Herren: J. Heindl, Kunſthandlung, 1. Bez., Stefansplatz 7; H. Kirſch, Buchhandlung, 1. Bez., Singerſtraße 7; Joſef Janauſchek u. Comp., 1. 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Näheres die Placate. — Die Frohnleichnamsproceſſion in Kaiſer- mühlen iſt geſtern auf’s glänzendſte ausgefallen, dank dem Comité der Kaiſermühlner Bürgern mit Herrn Adlwanſteiner an der Spitze. Einen beſonderen Glanz erhielt das Feſt durch den Beſuch des Bürger- meiſter Dr. Lueger. Schon in den früheſten Morgenſtunden bewegten ſich maſſenhaft die Wiener aus faſt allen Bezirken zu Fuß, zu Wagen und der elektriſchen Bahn über die Reichsbrücke. Beim Ein- gange in der Schüttauſtraße war eine prächtige Triumphpforte errichtet, bei der das Comité, ſowie die Gemeinde- und Bezirksräthe, der chriſtliche Wiener Frauenbund, die Veteranenvereine und der Geſangver- ein, ſowie ein zahlreiches Publicum den Bürgermeiſter empfingen. Director Pohlmann der Wiener Eis- werke hielt namens des Comités und Bezirkstheiles eine Begrüßungsanſprache, betonend, daß das Feſt auch in Zukunft nicht allein eine kirchliche chriſtkatholiſche Feier, ſondern auch eine echt patriotiſche Feier werden möge, an der Niemand theilnehmen ſolle, der nicht echt wieneriſch und öſterreichiſch denke und fühle. Hierauf überreichte Fräulein Ella Lukſch, die ſchöne Tochter des Bezirksrathes Lukſch, dem Bürgermeiſter ein prachtvolles Bouqet. Derſelbe dankte und verſprach, ſtets des Bezirkstheiles eingedenk zu bleiben und den- ſelben nach Kräften zu unterſtützen. Hierauf wurde der Bürgermeiſter in die Kirche geleitet, an deren Pforte er von der hochw. Geiſtlichkeit und dem Herz Jeſu-Kirchen- bauverein empfangen wurde. Dort hatten ſich auch die Herren Abg. Bielohlawek, Gemeinderath Hütter, Beſau, Oppenberger, Laß- mann und Dr. Porzer und Magiſtrats- Secretär Dr. Heilinger eingefunden. Nach der heiligen Meſſe ſetzte ſich der impoſante Zug durch die herrlich geſchmückten Straßen in Bewegung. Derſelbe war ſchier endlos und nahmen an demſelben die Vereine chriſtlcher Arbeiter und Arbeite- rinnen „Auſtria“ und Vindobona“, der chriſtlich-ſociale Arbeiterbund, die katholiſchen Jünglings- vereine, der Drei-Eichenverein, der St. Joſefsverein, die Veteranenvereine Frhr. v. Heß mit Fahne und Muſik, und Fürſt Schwarzenberg, der chriſtl. Wiener Frauenbund mit Vicepräſidentin Frau Ruzizka an der Spitze, Gruppen von weißgekleideten Mädchen aus dem 2., 3., 9., 1., 4. und 20. Bezirke, der chriſtliche Arbeiterverein Landſtraße, die ehrw. Schweſtern von Stadlau mit ihrer Schule ꝛc. theil. Den Conduct ſtellte eine Abtheilung des k. u. k. bosniſchen In- fanterie-Regiments mit Muſik. Das Allerheiligſte trug Prälat Dr. Horny, aſſiſtirt vom Domherrn Grafen zur Lippe und zahlreicher Aſſiſtenz und ge- leitet vom Kirchenbauvereine unter Führung des Herrenhausmitgliedes Dr. Haßlwanter ſowie von Studenten der katholiſchen Verbindung Kürn- berg in voller Wichs. Hinter dem Allerheiligſten kamen die vorerwähnten Functionäre mit dem Bürger- meiſter, ferner noch die Bezirksräthe Lukſch, Jung, Hofbauer, Ullrich ꝛc. ꝛc., der Ver- ſchönerungsverein und Humanitätsverein Kaiſermühlen, der M.-G.-V. Liederfreunde und die Freiwillige Feuer- wehr von Stadlau. Die Altäre, namentlich der vor dem Hauſe des Fabrikanten Edlinger, waren prachtvoll geſchmückt. Leider kam beim letzten Altare ein kleines Unwetter daher, ſo daß die Proceſſion ſchnell in die Kirche flüchten mußte, doch that dies der Feſtesſtimmung keinen Abbruch und wurde der Bürgermeiſter im Gaſthauſe unſeres braven Geſinnungsgenoſſen Haller, wo er vor ſeiner Abfahrt einen kleinen Imbiß ein- nahm, von den Herren Adlwanſteiner und Dr. Haßlwanter ſowie Abg. Bielo- hlawek in Toaſten gefeiert. — Eine intereſſante Kloſtergründung. Am 2. Juli wird zu Eibingen bei Rüdesheim am Rhein der Grundſtein gelegt zu einem neuen Frauen- ſtifte des Benedictinerordens, welches der Beuroner Congregation zugezählt und von dem jungen Prag- Smichover Benedictiner-Frauenſtifte St. Gabriel im Herbſt 1901 oder Sommer 1902 bevölkert werden ſoll. Das neue Kloſter iſt eine Stiftung des Fürſten Löwenſtein und wird nach den Plänen des Benedictiners P. Ludgerus aus der Abtei Maria-Laach ausgeführt. Die kirchliche Feier der Grundſteinlegung nimmt der Biſchof von Limburg, Dominicus Willi aus dem Ciſtercienſer-Orden, früher Abt von Marien- ſtatt in Naſſau und Capitular von Mehrerau in Vor- arlberg, unter Aſſiſtenz des Erzabtes der Beuroner Benedictiner-Congregation und Abtes von Beuron P. Placidus Wolter und des Abtes von Maria-Laach, P. Wilibrord Benzler, vor. Das neue, der heiligen Hildegardis geweiht Stift erhebt ſich etwa eine halbe Stunde entfernt vom Niederwald-Denkmal in einer Gegend, wo einſt der Benedictiner-Orden berühmte Stätten ſeines Werkes beſaß. Die Mutterabtei St. Gabriel in Prag zählt gegenwärtig 62 Religioſen, unter ihnen befinden ſich Töchter der Familien Liechten- ſtein, Schwarzenberg, Salm, Thun-Hohenſtein, Rech- berg, Galen, Meraviglia und Andere. Aebtiſſin von St. Gabriel iſt D. Adelgundis Berlinghoff. — Der Wiener Mariazeller Proceſſionsverein veranſtaltet unter Führung mehrerer geiſtlicher Herren am 30. Juni ſeine ſtatutenmäßige Wallfahrt nach dem Gnaden- orte Mariazell in Steiermark. Dieſelbe nimmt fünf Tage in Anſpruch. Der feierliche Auszug erfolgt von der Domkirche zu St. Stefan aus nach einer ¾4 Uhr Früh celebrirten hl. Meſſe. Eine Eiſenbahnkarte hiezu von Wien, Lilienfeld und retour koſtet für Theilnehmer 2 fl. 30, für Vereins- mitglieder 1 fl. 50 kr. Das neue Wallfahrtsbuch hiezu iſt bei den Herren, welche die Eiſenbahnkarten verkaufen, um 1 K erhältlich. Theater, Kunſt und Muſik. — Hofburgtheater. Samſtag, den 30. d., findet die letzte Vorſtellung in dieſer Saiſon ſtatt. Vom 1. Juli bis einſchließlich 31. Auguſt bleibt das Theater geſchloſſen. — Deutſches Volkstheater. Der morgige Dienſtag bringt die erſte Wiederholung des Anzengruber’ſchen Volks- ſtückes „Der Meineidbauer“ durch die Schlier- ſeer. — Jantſch-Theater. Heute Montag gelangt die zug- kräftige Geſangs-Burleske „Die Pariſer Welt- ausſtellung 1900“ zur 30. Aufführung. Im vierten Bilde ſind folgende Einlagen: Polniſcher Nationaltanz, Jockey-Tanz, Danse espagnola, Ungariſcher Nationaltanz, Evolutionen, Grand Finale, ausgeführt vom Corps de Ballet, den Eleven und dem geſammten Perſonal (ein- ſtudirt vom Balletmeiſter Hans Rumpel, Solotänzer der k. k. Hofoper). — Männergeſangverein „Ottakringer Lieder- tafel“. Donnerſtag, 5. Juli, findet im Etabliſſement Sta- lehner, 17. Bez., Jörgerſtraße 26, die II. ſatzungsmäßige Liedertafel unter Leitung des Vereinschormeiſters Herrn Carl Lehner und unter Mitwirkung des Wiener Symphonie-Orcheſters unter Leitung des Herrn Directors Kaiſer ſtatt. Beginn 8 Uhr Abends. — Eintrittskarten im Vorverkaufe 1 K an der Caſſa 1 K 20 h.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;




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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost143_1900/10>, abgerufen am 03.12.2024.