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Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900.

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143 Wien, Dienstag Reichspost 26. Juni 1900

[Spaltenumbruch] vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben
verunglückte dadurch, daß er bei Speisung eines bereits
brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den
Oberleib einsank. Ueber sein Geschrei eilte seine Frau
hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem
Meiler zog. Pietro erhielt schwere lebensgefährliche
Brandwunden. -- Der Kaiser hat, wie die "Lai-
bacher Zeitung" meldet, den durch Brand geschädigten
Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä,
Josef Potocar, Josef Kocman und Matthias Globelnik
je eine Geldunterstützung von 80 K gespendet. -- In
Smyrna ist eine Neuerkrankung an Pest vor-
gekommen. Eine an Pest erkrankte Person ist ge-
storben. -- Wie aus Kaltenleutgeben ge-
meldet wird, fand dort Samstag die Eröffnung der
Gasbeleuchtung statt. -- Der wegen Ermordung seines
Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbesitzer
Bela Papp beging im Gefängnisse zu Szatmar
einen Selbstmordversuch. Der Wächter bemerkte jedoch
noch rechtzeitig die That, so daß Papp an der Aus-
führung seines Vorhabens verhindert werden konnte.
-- Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu sieben
Jahren Kerkers verurtheilte Hochstapler Julian
Colognati ist in der Strafanstalt Stein
gestorben.

* Wetter.

Warm mit Gewitterneigung.




Zur Vermählung des Erzherzogs Franz
Ferdinand mit der Gräfin Chatek.

Heute wurde folgende Hofansage ausgegeben:

"Donnerstag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit-
tags, findet in der geheimen Rathsstube der Hofburg eine
feierliche Eidesablegung Sr. kaiserl. und königl.
Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Franz
Ferdinand
von Oesterreich-Este statt.

Die Obersten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die
Minister versammeln sich daselbst um 3/412 Uhr Vormittags,
um diesem feierlichen Acte als Zeugen beizuwohnen.

Die Herren vom Militär erscheinen in Gala ohne
Dienstesabzeichen, die Herren vom Civil in der kleinen
Uniform. Die Bänder der Ordens-Großkreuze werden nicht
getragen. Die bestehende Hoftrauer wird nicht abgelegt.

Die Zufahrt ist an der Botschafterstiege."

Von privater Seite erfahren wir, daß diese
feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs
Franz Ferdinand vor dem Kaiser, den Erz-
herzogen, den Obersten Hofchargen, den Geheimen
Räthen und den Ministern aus Anlaß seiner bevor-
stehenden morganatischen Vermälung
mit Sophie Gräfin Chotek
erfolgt und
die Stellung seiner künftigen Gemalin und der eventuell
aus dieser Ehe hervorgehenden Descendenz betrifft.

Die königlich ungarischen Minister werden diesem
Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen-
den Mittwoch aus Budapest hier eintreffen.

Aus Budapest wird über den Inhalt des dem
Erzherzog auferlegten Eides gemeldet:

Die vom Erzherzoge, als dem nächstberechtigten
Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende
Erklärung kann sich auf nichts Anderes beziehen, als
daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu schließende
Ehe eine morganatische ist und die aus
dieser Ehe entstammenden Kinder nicht zur Thronfolge
berufen sein können, daß aus demselben Grunde seine
Gemalin nicht Königin sein kann, daß sie Stellung und
Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch
nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden.

In Bezug auf die Schließung der morganatischen
Ehe und der rechtlichen Folgen derselben besteht keine
Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung
Oesterreichs und Ungarns dieselbe ist. Wer in Oester-
reich zur Thronfolge nicht berechtigt ist, ist auch in
Ungarn von derselben ausgeschlossen. Im Uebrigen
kann einer morganatischen Ehe kein Erzherzog ent-
stammen, weil nur die Sprossen einer ebenbürtigen Ehe
den Anspruch auf Rang, Titel und Stellung eines
Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber sind
nur die Erzherzoge des Erzhauses berufen.




Aus den Kronländern.
Niederösterreich.

Reisenberg.

(Elementarschäden.) Am
22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reisenberg, Be-
zirk Mödling, sowie über mehrere Ortschaften im
Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel-
schlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume
entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver-
mischt mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch
sind bei uns sämmtliche Weingärten,
Krautfelder und der größte Theil der Frucht total
vernichtet. Der Schaden ist sehr groß.
Wegen der hohen Prämie bei der Hagelversicherung
waren nur einige Grundbesitzer versichtert, und es er-
weist sich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine
obligatorische Hagelversicherung
wäre. Die hierorts so schwer betroffenen Grundbesitzer
werden an diesem Elementarereigniß voraussichtlich
mehrere Jahre hart zu tragen haben.

Krain.

Laibach.

(Die Straßentafeln.) Bürger-
meister Hribar und seine Getreuen geben noch keine
Ruhe. Als ob das Heil der slovenischen Cultur davon
[Spaltenumbruch] abhienge, wird der Kampf um die einsprachige Straßen-
tafel fortgesetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be-
schlossen, gegen die Entscheidung des Ministeriums des
Innern, wonach die einsprachigslovenischen Straßen-
tafeln durch doppelsprachige zu ersetzen seien,
den Recurs an den Verwaltungsgerichts-
hof
zu ergreifen.

Tirol.

Innsbruck.

(Sonnenwende.) Vor den
Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen
oft verdächtig zu werden; besonders die Sonnwendfeier
bringt pathologische Krisen jedes Jahr mit einer
gewissen Sicherheit wieder, und alljährlich schwelgt die
radicalnationale Phrasensucht bei dieser Gelegenheit in
"wabernder Lohe" u. s. w. Besonders bedenklich aber
ist es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den
Schönerianern zu der schmählichsten Parteihetze aus-
gebeutet wird, und bezeichnender Weise ist es bei uns
Niemand anderer als der Vicebürgermeister der Stadt,
der in eiliger Geschäftigkeit jüngst den Anlaß zu wüsten
Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler
Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in seiner Be-
grüßungsansprache bei der hiesigen Thal-Sonnwendfeier
den Besuch derselben als eine "Riesenprotestversamm-
lung gegen alle Versuche, den deutschen und freien
Geist in Innsbruck durch pfäffische Mittel
zu knebeln." Man weiß, wie Herr Dr. Erler diese
Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit
den Scherergesellen durchaus nichts gemein haben
wollen. Was sagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß
in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier
verstreuten, von dem waschechten Schönerianer Franz
Kießling verfaßten Schrift über die Sommer-
sonnenwende gesagt wird: "Auch das Verquicken der
Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern
ist zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer soll bleiben,
was es unseren Vätern war: ein völkisch bedeut-
sames Weihefeuer und kein politisches
Demonstrationsfeuer.
Denn wir halten
an altem deutschen Ziem und Brauch aus Liebe zu
angestammter Art fest, und nicht etwa den politischen
Gegnern unseres Volksthumes zum Hohne. Man
kann bei der Begehung altdeutscher Bräuche völkisch
(national) begeisternde Worte sprechen, ohne die
ränkesüchtige, deutschthumsfeind-
liche
Tagespolitik herbeiziehen zu müssen! Dies sei
namentlich den Veranstaltern von Sonnwendfeiern in
der Ostmark ins Gedächtniß gerufen!" Diese Worte
der Flugschrift sind Herrn Dr. Erler nicht schlecht
auf den Pelz geschrieben. Doch was kümmert das
den Innsbrucker Vice-Bürgermeister? Schimpfe fleißig
und nadere tapfer! So steht's seit jeher in Manches
Devise.

Mähren.
Brünn.

(Aus dem czechischen Lager.) Der
hiesige national-katholische "Hlas" setzt seine Be-
kämpfung der jungczechischen Obstruction fort. Das
Blatt erklärt, und darin hat es sicher Recht, daß die
jungczechische Partei durch ihre Obstruction im Reichs-
rathe das Interesse des czechischen Volkes um keinen
Schritt nach vorwärts gebracht, sondern geschädigt
habe. Durch die Schließung des Reichsrathes sei der
deutsch-czechische Streit nicht erledigt, sondern blos
vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs-
rathes würden die Czechen wieder dort stehen, wo sie
vor der Skandal-Obstruction gestanden sind. Der
Kampf um die Rechte der czechischen Sprache werde
wieder begonnen werden müssen, und es stehe in
Frage, ob sich die Lage nicht durch Octroyirung eines
Sprachengesetzes, an dessen Spitze die deutsche Ver-
mittlungssprache stehe, für die Czechen verschlimmert habe,
Die Gefahr der deutschen Staatssprache sei allen
Ernstes drohend geworden. Sicher sei, daß mindestens
eine strenge Geschäftsordnung mit Einführung einer
Parlamentswache octroyirt und daß eine Obstruction,
welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern
wolle, unmöglich gemacht werden soll. Wenn das
Sprachengesetz nicht octroyirt werden sollte, wie es die
Deutschen wünschen, dann müsse sich das Abgeordneten-
haus in erster Linie mit den Sprachenvorlagen be-
schäftigen, und dann habe die Politik der "Narodni
Listy" den Czechen nur die Sorge um eine neue
Majorität gebracht, die das Sprachengesetz auch dann
nicht zu Gunsten der Czechen erledigen würde. Das
Blatt fordert deshalb eine Versammlung aller
slavischen
Abgeordneten. Für den Fall der Fort-
setzung der jungczechischen Obstruction in der Herbst-
session des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus
Polen, Katholische Bolkspartei, conservativem Groß-
grundbesitz, Südslaven, Centrum, Rumänen und Christ-
lich-Socialen gebildet werden. Dieser Verbindung
würden sich auch einige vereinzelt stehende Abgeordnete
anschließen. Diese Zukunfts-Musik basirt vorläufig noch
auf Phantasie-Arbeit.

Brünn.

(Erinnerung an die verewigte Kaiserin.)
Der mährische Landtag hatte am 29. December 1898
aus patriotischen Gründen eine Stiftung creirt, welche
zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiserin
Elisabeth alljährlich am 10. September als dem Sterb[e]-
tage der Herrscherin 40 nach Mähren zuständige ver-
armte Familien mit je 50 K durch den Landesaus-
schuß zu betheilen anordnet. Gesuche um Betheilung
aus dieser Stiftung sind mit dem Heimatschein, dem
Armutszeugniß, der Heimats- und Aufenthaltsgemeinde,
dann einem Zeugniß über die Familienverhältnisse bis
15. Juli beim mährischen Landesausschuß einzubringen.


[Spaltenumbruch]
Küstenland.

Trieft.

(Gutenberg-Feier.) Der küsten-
ländische Buchdruckerverein veranstaltete am 24. d., ge-
meinsam mit dem Verein der Buchdruckereibesitzer, im
Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über-
aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfest statt,
dessen Erträgniß für die Witwen und Waisen von
Buchdruckern bestimmt ist.




Telegramme.
Czechische Massenversammlung.

Zu dem am Muszky-
berge bei Münchengrätz heute veranstalteten Meeting
hatten sich trotz schlechten Wetters gegen 60.000
Menschen eingefunden, also die doppelte Zahl der
Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des-
selben ging strömender Regen nieder; die Theilnehmer
harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor
aus Münchengrätz. Dann hielten die Vertreter aller
staatsrechtlichen Parteien Ansprachen: Abg. Horica für
die Jungczechen, Durych für die Altczechen, Redacteur Klofac
im Namen der nationalen Arbeiterschaft, Hruby für die
Agrarierpartei und Dr. Sobotka aus Königsaal für
die radicale Partei. Sämmtliche Redner legten Ge-
wicht auf die Einigkeit der staatsrechtlichen Parteien
und sprachen sich gegen die Koerber'schen Sprachen-
gesetzentwürfe aus. Besonders Dr. Sobotka opponirte
unter großem Beifall der Versammlung gegen die
internationale Socialdemokratie und die neue czechifche
Volkspartei, wobei es zu sehr heftigen Kundgebungen
gegen Prof. Masaryk und dessen Partei kam. Schließ-
lich verlas Zajzek aus Kosmanos eine Resolution, in
welcher die bekannten czechischen Wünsche zum Aus-
druck gelangen. Diese Resolution wurde einstimmig
angenommen. Das Massenmeeting verlief ohne
Störung.

Neues Cabinet in Portugal.

Das neue Ministerium
ist folgendermaßen zusammengesetzt: Präsidium
und Inneres Hentze-Ribeiro, Ministerium des
Aeußern Joarroyo, Finanzministerium Anselmo
Andrade, Justizministerium Lampos Henriques,
Kriegsministerium Pimentel Pinto, Marinemini-
sterium Teixeira Sousa, Ministerium für öffent-
liche Arbeiten Pereira Santos.

Wettersturz und dessen Verheerungen in
Ungarn.

Die an das Ackerbau-
ministerium über den Wettersturz vom 21. bis 23. d.
eingelangten Berichte schildern denselben in grellen
Farben. Die Ortschaft Koprivar meldet einen starken
Gewitterregen, welcher die Getreidesaaten niederlegte.
Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am
22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher
die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große
Bäume wurden entwurzelt und in den Obst- und
Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider ist
auch ein Verlust an Menschenleben zu beklagen. In
der Gemeinde Ekel wurde durch den Einsturz von
Häusern eine Menge Vieh vernichtet. Daselbst
wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder
durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen
unter Wasser gesetzt und ein bedeutender Schaden an-
gerichtet. Der Marktflecken Weßegfalu (Comitat
Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen
Hagelsturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In
Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schlossen von
der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradßereda
(Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm,
Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen
Schlossen von Haselnußgröße. Mais und Gartenanbau
haben darunter arg gelitten. Die Ortschaft Zernest
(Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel-
wetter großen Schaden.




Der amerikanische
Geschäftsträger überreichte gestern der Pforte in Ange-
lengeit der bekannten Entschädigungsansprüche eine dritte
Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die
früheren Noten urgirt.

Der serbische Gesandte Mijatovitsch machte im
Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial-
Tarifes.

Die gemischte Commission zur Regelung des Zoll-
tarifes zwischen der Türkei und Bulgarien hielt gestern
unter Theilnahme des bulgarischen Agenten ihre erste
Sitzung ab.

Der Sultan sandte an König Carol von Ru-
mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desselben
ein Condolenz-Telegramm.

Die Blätter veröffentlichen
Depeschen aus Oporto, welche die Richtigkeit der
Meldung, daß dort ein Pestfall vorgekommen sei, in
aller Form bestreiten.

Der Candidat der Regierung für
das Kammerpräsidium ist der Deputirte Villa.

70 Mitglieder des Eisenbahn-
Congresses sind hier eingetroffen und besichtigten die
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranstaltete
die Direction der ungarischen Staatsbahnen zu Ehren
der fremden Gäste ein Bankett. Nachmittags fuhr die
Gesellschaft nach Abbazia und kehrte von dort nach
kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiste
ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath

143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900

[Spaltenumbruch] vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben
verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits
brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den
Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau
hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem
Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche
Brandwunden. — Der Kaiſer hat, wie die „Lai-
bacher Zeitung“ meldet, den durch Brand geſchädigten
Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä,
Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik
je eine Geldunterſtützung von 80 K geſpendet. — In
Smyrna iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor-
gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge-
ſtorben. — Wie aus Kaltenleutgeben ge-
meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der
Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines
Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer
Bela Papp beging im Gefängniſſe zu Szatmar
einen Selbſtmordverſuch. Der Wächter bemerkte jedoch
noch rechtzeitig die That, ſo daß Papp an der Aus-
führung ſeines Vorhabens verhindert werden konnte.
— Der im Jahre 1897 wegen Betruges zu ſieben
Jahren Kerkers verurtheilte Hochſtapler Julian
Colognati iſt in der Strafanſtalt Stein
geſtorben.

* Wetter.

Warm mit Gewitterneigung.




Zur Vermählung des Erzherzogs Franz
Ferdinand mit der Gräfin Chatek.

Heute wurde folgende Hofanſage ausgegeben:

„Donnerſtag, den 28. Juni 1900, um 12 Uhr Mit-
tags, findet in der geheimen Rathsſtube der Hofburg eine
feierliche Eidesablegung Sr. kaiſerl. und königl.
Hoheit des durchlauchtigſten Herrn Erzherzogs Franz
Ferdinand
von Oeſterreich-Eſte ſtatt.

Die Oberſten Hofchargen, die Geheimen Räthe und die
Miniſter verſammeln ſich daſelbſt um ¾12 Uhr Vormittags,
um dieſem feierlichen Acte als Zeugen beizuwohnen.

Die Herren vom Militär erſcheinen in Gala ohne
Dienſtesabzeichen, die Herren vom Civil in der kleinen
Uniform. Die Bänder der Ordens-Großkreuze werden nicht
getragen. Die beſtehende Hoftrauer wird nicht abgelegt.

Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege.“

Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe
feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs
Franz Ferdinand vor dem Kaiſer, den Erz-
herzogen, den Oberſten Hofchargen, den Geheimen
Räthen und den Miniſtern aus Anlaß ſeiner bevor-
ſtehenden morganatiſchen Vermälung
mit Sophie Gräfin Chotek
erfolgt und
die Stellung ſeiner künftigen Gemalin und der eventuell
aus dieſer Ehe hervorgehenden Deſcendenz betrifft.

Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem
Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen-
den Mittwoch aus Budapeſt hier eintreffen.

Aus Budapeſt wird über den Inhalt des dem
Erzherzog auferlegten Eides gemeldet:

Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten
Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende
Erklärung kann ſich auf nichts Anderes beziehen, als
daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu ſchließende
Ehe eine morganatiſche iſt und die aus
dieſer Ehe entſtammenden Kinder nicht zur Thronfolge
berufen ſein können, daß aus demſelben Grunde ſeine
Gemalin nicht Königin ſein kann, daß ſie Stellung und
Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch
nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden.

In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen
Ehe und der rechtlichen Folgen derſelben beſteht keine
Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung
Oeſterreichs und Ungarns dieſelbe iſt. Wer in Oeſter-
reich zur Thronfolge nicht berechtigt iſt, iſt auch in
Ungarn von derſelben ausgeſchloſſen. Im Uebrigen
kann einer morganatiſchen Ehe kein Erzherzog ent-
ſtammen, weil nur die Sproſſen einer ebenbürtigen Ehe
den Anſpruch auf Rang, Titel und Stellung eines
Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber ſind
nur die Erzherzoge des Erzhauſes berufen.




Aus den Kronländern.
Niederöſterreich.

Reiſenberg.

(Elementarſchäden.) Am
22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reiſenberg, Be-
zirk Mödling, ſowie über mehrere Ortſchaften im
Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel-
ſchlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume
entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver-
miſcht mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch
ſind bei uns ſämmtliche Weingärten,
Krautfelder und der größte Theil der Frucht total
vernichtet. Der Schaden iſt ſehr groß.
Wegen der hohen Prämie bei der Hagelverſicherung
waren nur einige Grundbeſitzer verſichtert, und es er-
weiſt ſich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine
obligatoriſche Hagelverſicherung
wäre. Die hierorts ſo ſchwer betroffenen Grundbeſitzer
werden an dieſem Elementarereigniß vorausſichtlich
mehrere Jahre hart zu tragen haben.

Krain.

Laibach.

(Die Straßentafeln.) Bürger-
meiſter Hribar und ſeine Getreuen geben noch keine
Ruhe. Als ob das Heil der ſloveniſchen Cultur davon
[Spaltenumbruch] abhienge, wird der Kampf um die einſprachige Straßen-
tafel fortgeſetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be-
ſchloſſen, gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des
Innern, wonach die einſprachigſloveniſchen Straßen-
tafeln durch doppelſprachige zu erſetzen ſeien,
den Recurs an den Verwaltungsgerichts-
hof
zu ergreifen.

Tirol.

Innsbruck.

(Sonnenwende.) Vor den
Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen
oft verdächtig zu werden; beſonders die Sonnwendfeier
bringt pathologiſche Kriſen jedes Jahr mit einer
gewiſſen Sicherheit wieder, und alljährlich ſchwelgt die
radicalnationale Phraſenſucht bei dieſer Gelegenheit in
„wabernder Lohe“ u. ſ. w. Beſonders bedenklich aber
iſt es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den
Schönerianern zu der ſchmählichſten Parteihetze aus-
gebeutet wird, und bezeichnender Weiſe iſt es bei uns
Niemand anderer als der Vicebürgermeiſter der Stadt,
der in eiliger Geſchäftigkeit jüngſt den Anlaß zu wüſten
Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler
Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in ſeiner Be-
grüßungsanſprache bei der hieſigen Thal-Sonnwendfeier
den Beſuch derſelben als eine „Rieſenproteſtverſamm-
lung gegen alle Verſuche, den deutſchen und freien
Geiſt in Innsbruck durch pfäffiſche Mittel
zu knebeln.“ Man weiß, wie Herr Dr. Erler dieſe
Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit
den Scherergeſellen durchaus nichts gemein haben
wollen. Was ſagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß
in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier
verſtreuten, von dem waſchechten Schönerianer Franz
Kießling verfaßten Schrift über die Sommer-
ſonnenwende geſagt wird: „Auch das Verquicken der
Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern
iſt zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer ſoll bleiben,
was es unſeren Vätern war: ein völkiſch bedeut-
ſames Weihefeuer und kein politiſches
Demonſtrationsfeuer.
Denn wir halten
an altem deutſchen Ziem und Brauch aus Liebe zu
angeſtammter Art feſt, und nicht etwa den politiſchen
Gegnern unſeres Volksthumes zum Hohne. Man
kann bei der Begehung altdeutſcher Bräuche völkiſch
(national) begeiſternde Worte ſprechen, ohne die
ränkeſüchtige, deutſchthumsfeind-
liche
Tagespolitik herbeiziehen zu müſſen! Dies ſei
namentlich den Veranſtaltern von Sonnwendfeiern in
der Oſtmark ins Gedächtniß gerufen!“ Dieſe Worte
der Flugſchrift ſind Herrn Dr. Erler nicht ſchlecht
auf den Pelz geſchrieben. Doch was kümmert das
den Innsbrucker Vice-Bürgermeiſter? Schimpfe fleißig
und nadere tapfer! So ſteht’s ſeit jeher in Manches
Deviſe.

Mähren.
Brünn.

(Aus dem czechiſchen Lager.) Der
hieſige national-katholiſche „Hlas“ ſetzt ſeine Be-
kämpfung der jungczechiſchen Obſtruction fort. Das
Blatt erklärt, und darin hat es ſicher Recht, daß die
jungczechiſche Partei durch ihre Obſtruction im Reichs-
rathe das Intereſſe des czechiſchen Volkes um keinen
Schritt nach vorwärts gebracht, ſondern geſchädigt
habe. Durch die Schließung des Reichsrathes ſei der
deutſch-czechiſche Streit nicht erledigt, ſondern blos
vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs-
rathes würden die Czechen wieder dort ſtehen, wo ſie
vor der Skandal-Obſtruction geſtanden ſind. Der
Kampf um die Rechte der czechiſchen Sprache werde
wieder begonnen werden müſſen, und es ſtehe in
Frage, ob ſich die Lage nicht durch Octroyirung eines
Sprachengeſetzes, an deſſen Spitze die deutſche Ver-
mittlungsſprache ſtehe, für die Czechen verſchlimmert habe,
Die Gefahr der deutſchen Staatsſprache ſei allen
Ernſtes drohend geworden. Sicher ſei, daß mindeſtens
eine ſtrenge Geſchäftsordnung mit Einführung einer
Parlamentswache octroyirt und daß eine Obſtruction,
welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern
wolle, unmöglich gemacht werden ſoll. Wenn das
Sprachengeſetz nicht octroyirt werden ſollte, wie es die
Deutſchen wünſchen, dann müſſe ſich das Abgeordneten-
haus in erſter Linie mit den Sprachenvorlagen be-
ſchäftigen, und dann habe die Politik der „Narodni
Liſty“ den Czechen nur die Sorge um eine neue
Majorität gebracht, die das Sprachengeſetz auch dann
nicht zu Gunſten der Czechen erledigen würde. Das
Blatt fordert deshalb eine Verſammlung aller
ſlaviſchen
Abgeordneten. Für den Fall der Fort-
ſetzung der jungczechiſchen Obſtruction in der Herbſt-
ſeſſion des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus
Polen, Katholiſche Bolkspartei, conſervativem Groß-
grundbeſitz, Südſlaven, Centrum, Rumänen und Chriſt-
lich-Socialen gebildet werden. Dieſer Verbindung
würden ſich auch einige vereinzelt ſtehende Abgeordnete
anſchließen. Dieſe Zukunfts-Muſik baſirt vorläufig noch
auf Phantaſie-Arbeit.

Brünn.

(Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.)
Der mähriſche Landtag hatte am 29. December 1898
aus patriotiſchen Gründen eine Stiftung creirt, welche
zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiſerin
Eliſabeth alljährlich am 10. September als dem Sterb[e]-
tage der Herrſcherin 40 nach Mähren zuſtändige ver-
armte Familien mit je 50 K durch den Landesaus-
ſchuß zu betheilen anordnet. Geſuche um Betheilung
aus dieſer Stiftung ſind mit dem Heimatſchein, dem
Armutszeugniß, der Heimats- und Aufenthaltsgemeinde,
dann einem Zeugniß über die Familienverhältniſſe bis
15. Juli beim mähriſchen Landesausſchuß einzubringen.


[Spaltenumbruch]
Küſtenland.

Trieft.

(Gutenberg-Feier.) Der küſten-
ländiſche Buchdruckerverein veranſtaltete am 24. d., ge-
meinſam mit dem Verein der Buchdruckereibeſitzer, im
Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über-
aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfeſt ſtatt,
deſſen Erträgniß für die Witwen und Waiſen von
Buchdruckern beſtimmt iſt.




Telegramme.
Czechiſche Maſſenverſammlung.

Zu dem am Muszky-
berge bei Münchengrätz heute veranſtalteten Meeting
hatten ſich trotz ſchlechten Wetters gegen 60.000
Menſchen eingefunden, alſo die doppelte Zahl der
Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des-
ſelben ging ſtrömender Regen nieder; die Theilnehmer
harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor
aus Münchengrätz. Dann hielten die Vertreter aller
ſtaatsrechtlichen Parteien Anſprachen: Abg. Horica für
die Jungczechen, Durych für die Altczechen, Redacteur Klofac
im Namen der nationalen Arbeiterſchaft, Hruby für die
Agrarierpartei und Dr. Sobotka aus Königſaal für
die radicale Partei. Sämmtliche Redner legten Ge-
wicht auf die Einigkeit der ſtaatsrechtlichen Parteien
und ſprachen ſich gegen die Koerber’ſchen Sprachen-
geſetzentwürfe aus. Beſonders Dr. Sobotka opponirte
unter großem Beifall der Verſammlung gegen die
internationale Socialdemokratie und die neue czechifche
Volkspartei, wobei es zu ſehr heftigen Kundgebungen
gegen Prof. Maſaryk und deſſen Partei kam. Schließ-
lich verlas Zajzek aus Kosmanos eine Reſolution, in
welcher die bekannten czechiſchen Wünſche zum Aus-
druck gelangen. Dieſe Reſolution wurde einſtimmig
angenommen. Das Maſſenmeeting verlief ohne
Störung.

Neues Cabinet in Portugal.

Das neue Miniſterium
iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Präſidium
und Inneres Hentze-Ribeiro, Miniſterium des
Aeußern Joarroyo, Finanzminiſterium Anſelmo
Andrade, Juſtizminiſterium Lampos Henriques,
Kriegsminiſterium Pimentel Pinto, Marinemini-
ſterium Teixeira Souſa, Miniſterium für öffent-
liche Arbeiten Pereira Santos.

Wetterſturz und deſſen Verheerungen in
Ungarn.

Die an das Ackerbau-
miniſterium über den Wetterſturz vom 21. bis 23. d.
eingelangten Berichte ſchildern denſelben in grellen
Farben. Die Ortſchaft Koprivar meldet einen ſtarken
Gewitterregen, welcher die Getreideſaaten niederlegte.
Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am
22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher
die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große
Bäume wurden entwurzelt und in den Obſt- und
Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider iſt
auch ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. In
der Gemeinde Ekel wurde durch den Einſturz von
Häuſern eine Menge Vieh vernichtet. Daſelbſt
wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder
durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen
unter Waſſer geſetzt und ein bedeutender Schaden an-
gerichtet. Der Marktflecken Weſzegfalu (Comitat
Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen
Hagelſturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In
Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schloſſen von
der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradſzereda
(Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm,
Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen
Schloſſen von Haſelnußgröße. Mais und Gartenanbau
haben darunter arg gelitten. Die Ortſchaft Zerneſt
(Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel-
wetter großen Schaden.




Der amerikaniſche
Geſchäftsträger überreichte geſtern der Pforte in Ange-
lengeit der bekannten Entſchädigungsanſprüche eine dritte
Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die
früheren Noten urgirt.

Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im
Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial-
Tarifes.

Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll-
tarifes zwiſchen der Türkei und Bulgarien hielt geſtern
unter Theilnahme des bulgariſchen Agenten ihre erſte
Sitzung ab.

Der Sultan ſandte an König Carol von Ru-
mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desſelben
ein Condolenz-Telegramm.

Die Blätter veröffentlichen
Depeſchen aus Oporto, welche die Richtigkeit der
Meldung, daß dort ein Peſtfall vorgekommen ſei, in
aller Form beſtreiten.

Der Candidat der Regierung für
das Kammerpräſidium iſt der Deputirte Villa.

70 Mitglieder des Eiſenbahn-
Congreſſes ſind hier eingetroffen und beſichtigten die
Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranſtaltete
die Direction der ungariſchen Staatsbahnen zu Ehren
der fremden Gäſte ein Bankett. Nachmittags fuhr die
Geſellſchaft nach Abbazia und kehrte von dort nach
kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiſte
ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath

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[5/0005] 143 Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. Juni 1900 vannini Fu Pietro im Schladnitzgraben verunglückte dadurch, daß er bei Speiſung eines bereits brennenden Meilers durch einen Fehltritt bis über den Oberleib einſank. Ueber ſein Geſchrei eilte ſeine Frau hinzu, die ihn mit Aufgebot all ihrer Kräfte aus dem Meiler zog. Pietro erhielt ſchwere lebensgefährliche Brandwunden. — Der Kaiſer hat, wie die „Lai- bacher Zeitung“ meldet, den durch Brand geſchädigten Bewohnern von Vrhpolje, Gemeinde St. Barthlmä, Joſef Potocar, Joſef Kocman und Matthias Globelnik je eine Geldunterſtützung von 80 K geſpendet. — In Smyrna iſt eine Neuerkrankung an Peſt vor- gekommen. Eine an Peſt erkrankte Perſon iſt ge- ſtorben. — Wie aus Kaltenleutgeben ge- meldet wird, fand dort Samſtag die Eröffnung der Gasbeleuchtung ſtatt. — Der wegen Ermordung ſeines Bruders Elemer zum Tode verurtheilte Gutsbeſitzer Bela Papp beging im Gefängniſſe zu Szatmar einen Selbſtmordverſuch. 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Die beſtehende Hoftrauer wird nicht abgelegt. Die Zufahrt iſt an der Botſchafterſtiege.“ Von privater Seite erfahren wir, daß dieſe feierlich eidlich abzugebende Erklärung des Erzherzogs Franz Ferdinand vor dem Kaiſer, den Erz- herzogen, den Oberſten Hofchargen, den Geheimen Räthen und den Miniſtern aus Anlaß ſeiner bevor- ſtehenden morganatiſchen Vermälung mit Sophie Gräfin Chotek erfolgt und die Stellung ſeiner künftigen Gemalin und der eventuell aus dieſer Ehe hervorgehenden Deſcendenz betrifft. Die königlich ungariſchen Miniſter werden dieſem Acte ebenfalls als Zeugen beiwohnen und kommen- den Mittwoch aus Budapeſt hier eintreffen. Aus Budapeſt wird über den Inhalt des dem Erzherzog auferlegten Eides gemeldet: Die vom Erzherzoge, als dem nächſtberechtigten Thronfolger abzugebende und eidlich zu bekräftigende Erklärung kann ſich auf nichts Anderes beziehen, als daß die von ihm mit der Gräfin Chotek zu ſchließende Ehe eine morganatiſche iſt und die aus dieſer Ehe entſtammenden Kinder nicht zur Thronfolge berufen ſein können, daß aus demſelben Grunde ſeine Gemalin nicht Königin ſein kann, daß ſie Stellung und Titel ihres Gatten nicht theile. Sie kann daher auch nicht zur Königin von Ungarn gekrönt werden. In Bezug auf die Schließung der morganatiſchen Ehe und der rechtlichen Folgen derſelben beſteht keine Schwierigkeit, weil eben die Thronfolge-Ordnung Oeſterreichs und Ungarns dieſelbe iſt. Wer in Oeſter- reich zur Thronfolge nicht berechtigt iſt, iſt auch in Ungarn von derſelben ausgeſchloſſen. Im Uebrigen kann einer morganatiſchen Ehe kein Erzherzog ent- ſtammen, weil nur die Sproſſen einer ebenbürtigen Ehe den Anſpruch auf Rang, Titel und Stellung eines Erzherzogs erheben können. Zur Thronfolge aber ſind nur die Erzherzoge des Erzhauſes berufen. Aus den Kronländern. Niederöſterreich. Reiſenberg. (Elementarſchäden.) Am 22. d, um 6 Uhr Abends ging über Reiſenberg, Be- zirk Mödling, ſowie über mehrere Ortſchaften im Brucker Bezirke ein fürchterliches Gewitter mit Hagel- ſchlag nieder. Der Sturm wüthete derart, daß Bäume entwurzelt wurden. Der Regen floß in Strömen, ver- miſcht mit taubeneiergroßen Hagelkörnern. Dadurch ſind bei uns ſämmtliche Weingärten, Krautfelder und der größte Theil der Frucht total vernichtet. Der Schaden iſt ſehr groß. Wegen der hohen Prämie bei der Hagelverſicherung waren nur einige Grundbeſitzer verſichtert, und es er- weiſt ſich wiederum, wie nothwendig eine allgemeine obligatoriſche Hagelverſicherung wäre. Die hierorts ſo ſchwer betroffenen Grundbeſitzer werden an dieſem Elementarereigniß vorausſichtlich mehrere Jahre hart zu tragen haben. Krain. Laibach. (Die Straßentafeln.) Bürger- meiſter Hribar und ſeine Getreuen geben noch keine Ruhe. Als ob das Heil der ſloveniſchen Cultur davon abhienge, wird der Kampf um die einſprachige Straßen- tafel fortgeſetzt. Nunmehr hat der Gemeinderath be- ſchloſſen, gegen die Entſcheidung des Miniſteriums des Innern, wonach die einſprachigſloveniſchen Straßen- tafeln durch doppelſprachige zu erſetzen ſeien, den Recurs an den Verwaltungsgerichts- hof zu ergreifen. Tirol. Innsbruck. (Sonnenwende.) Vor den Hundstagen beginnt es bei den Radicalnationalen oft verdächtig zu werden; beſonders die Sonnwendfeier bringt pathologiſche Kriſen jedes Jahr mit einer gewiſſen Sicherheit wieder, und alljährlich ſchwelgt die radicalnationale Phraſenſucht bei dieſer Gelegenheit in „wabernder Lohe“ u. ſ. w. Beſonders bedenklich aber iſt es, daß der alte Sonnwendfeuerbrauch von den Schönerianern zu der ſchmählichſten Parteihetze aus- gebeutet wird, und bezeichnender Weiſe iſt es bei uns Niemand anderer als der Vicebürgermeiſter der Stadt, der in eiliger Geſchäftigkeit jüngſt den Anlaß zu wüſten Anrempelungen der überwiegenden Mehrheit der Tiroler Bevölkerung ausnützte. Er erklärte in ſeiner Be- grüßungsanſprache bei der hieſigen Thal-Sonnwendfeier den Beſuch derſelben als eine „Rieſenproteſtverſamm- lung gegen alle Verſuche, den deutſchen und freien Geiſt in Innsbruck durch pfäffiſche Mittel zu knebeln.“ Man weiß, wie Herr Dr. Erler dieſe Worte gemeint hat: Sie gelten allen denen, die mit den Scherergeſellen durchaus nichts gemein haben wollen. Was ſagt denn Herr Dr. Erler dazu, daß in einer hier und anderwärts bei der Sonnwendfeier verſtreuten, von dem waſchechten Schönerianer Franz Kießling verfaßten Schrift über die Sommer- ſonnenwende geſagt wird: „Auch das Verquicken der Tagespolitik mit der Abhaltung von Sonnwendfeiern iſt zu vermeiden. Das Sonnwendfeuer ſoll bleiben, was es unſeren Vätern war: ein völkiſch bedeut- ſames Weihefeuer und kein politiſches Demonſtrationsfeuer. Denn wir halten an altem deutſchen Ziem und Brauch aus Liebe zu angeſtammter Art feſt, und nicht etwa den politiſchen Gegnern unſeres Volksthumes zum Hohne. Man kann bei der Begehung altdeutſcher Bräuche völkiſch (national) begeiſternde Worte ſprechen, ohne die ränkeſüchtige, deutſchthumsfeind- liche Tagespolitik herbeiziehen zu müſſen! Dies ſei namentlich den Veranſtaltern von Sonnwendfeiern in der Oſtmark ins Gedächtniß gerufen!“ Dieſe Worte der Flugſchrift ſind Herrn Dr. Erler nicht ſchlecht auf den Pelz geſchrieben. Doch was kümmert das den Innsbrucker Vice-Bürgermeiſter? Schimpfe fleißig und nadere tapfer! So ſteht’s ſeit jeher in Manches Deviſe. Mähren. Brünn. (Aus dem czechiſchen Lager.) Der hieſige national-katholiſche „Hlas“ ſetzt ſeine Be- kämpfung der jungczechiſchen Obſtruction fort. Das Blatt erklärt, und darin hat es ſicher Recht, daß die jungczechiſche Partei durch ihre Obſtruction im Reichs- rathe das Intereſſe des czechiſchen Volkes um keinen Schritt nach vorwärts gebracht, ſondern geſchädigt habe. Durch die Schließung des Reichsrathes ſei der deutſch-czechiſche Streit nicht erledigt, ſondern blos vertagt worden. Bei der Wiedereröffnung des Reichs- rathes würden die Czechen wieder dort ſtehen, wo ſie vor der Skandal-Obſtruction geſtanden ſind. Der Kampf um die Rechte der czechiſchen Sprache werde wieder begonnen werden müſſen, und es ſtehe in Frage, ob ſich die Lage nicht durch Octroyirung eines Sprachengeſetzes, an deſſen Spitze die deutſche Ver- mittlungsſprache ſtehe, für die Czechen verſchlimmert habe, Die Gefahr der deutſchen Staatsſprache ſei allen Ernſtes drohend geworden. Sicher ſei, daß mindeſtens eine ſtrenge Geſchäftsordnung mit Einführung einer Parlamentswache octroyirt und daß eine Obſtruction, welche die Thätigkeit des Parlaments weiter behindern wolle, unmöglich gemacht werden ſoll. Wenn das Sprachengeſetz nicht octroyirt werden ſollte, wie es die Deutſchen wünſchen, dann müſſe ſich das Abgeordneten- haus in erſter Linie mit den Sprachenvorlagen be- ſchäftigen, und dann habe die Politik der „Narodni Liſty“ den Czechen nur die Sorge um eine neue Majorität gebracht, die das Sprachengeſetz auch dann nicht zu Gunſten der Czechen erledigen würde. Das Blatt fordert deshalb eine Verſammlung aller ſlaviſchen Abgeordneten. Für den Fall der Fort- ſetzung der jungczechiſchen Obſtruction in der Herbſt- ſeſſion des Reichsrathes werde eine neue Majorität aus Polen, Katholiſche Bolkspartei, conſervativem Groß- grundbeſitz, Südſlaven, Centrum, Rumänen und Chriſt- lich-Socialen gebildet werden. Dieſer Verbindung würden ſich auch einige vereinzelt ſtehende Abgeordnete anſchließen. Dieſe Zukunfts-Muſik baſirt vorläufig noch auf Phantaſie-Arbeit. Brünn. (Erinnerung an die verewigte Kaiſerin.) Der mähriſche Landtag hatte am 29. December 1898 aus patriotiſchen Gründen eine Stiftung creirt, welche zur bleibenden Erinnerung an die verewigte Kaiſerin Eliſabeth alljährlich am 10. September als dem Sterbe- tage der Herrſcherin 40 nach Mähren zuſtändige ver- armte Familien mit je 50 K durch den Landesaus- ſchuß zu betheilen anordnet. Geſuche um Betheilung aus dieſer Stiftung ſind mit dem Heimatſchein, dem Armutszeugniß, der Heimats- und Aufenthaltsgemeinde, dann einem Zeugniß über die Familienverhältniſſe bis 15. Juli beim mähriſchen Landesausſchuß einzubringen. Küſtenland. Trieft. (Gutenberg-Feier.) Der küſten- ländiſche Buchdruckerverein veranſtaltete am 24. d., ge- meinſam mit dem Verein der Buchdruckereibeſitzer, im Fenicetheater eine Gutenberg-Gedenkfeier, welche über- aus würdig verlief. Abends fand ein Gartenfeſt ſtatt, deſſen Erträgniß für die Witwen und Waiſen von Buchdruckern beſtimmt iſt. Telegramme. Czechiſche Maſſenverſammlung. Münchengrätz, 24. Juni. Zu dem am Muszky- berge bei Münchengrätz heute veranſtalteten Meeting hatten ſich trotz ſchlechten Wetters gegen 60.000 Menſchen eingefunden, alſo die doppelte Zahl der Theilnehmer am Meeting von 1869. Während des- ſelben ging ſtrömender Regen nieder; die Theilnehmer harrten jedoch aus. Das Meeting eröffnete Dr. Sebor aus Münchengrätz. 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Das neue Miniſterium iſt folgendermaßen zuſammengeſetzt: Präſidium und Inneres Hentze-Ribeiro, Miniſterium des Aeußern Joarroyo, Finanzminiſterium Anſelmo Andrade, Juſtizminiſterium Lampos Henriques, Kriegsminiſterium Pimentel Pinto, Marinemini- ſterium Teixeira Souſa, Miniſterium für öffent- liche Arbeiten Pereira Santos. Wetterſturz und deſſen Verheerungen in Ungarn. Budapeſt, 24. Juni. Die an das Ackerbau- miniſterium über den Wetterſturz vom 21. bis 23. d. eingelangten Berichte ſchildern denſelben in grellen Farben. Die Ortſchaft Koprivar meldet einen ſtarken Gewitterregen, welcher die Getreideſaaten niederlegte. Im Nemes Osca (Comitat Komorn) wüthete am 22. d. ein ungeheurer Sturm mit Wolkenbruch, welcher die Wohngebäude vollkommen demolirte. Große Bäume wurden entwurzelt und in den Obſt- und Weingärten bedeutender Schaden angerichtet. Leider iſt auch ein Verluſt an Menſchenleben zu beklagen. In der Gemeinde Ekel wurde durch den Einſturz von Häuſern eine Menge Vieh vernichtet. Daſelbſt wurde auch ein großer Theil der Saatenfelder durch ein Hagelwetter mit wolkenbruchartigen Regen unter Waſſer geſetzt und ein bedeutender Schaden an- gerichtet. Der Marktflecken Weſzegfalu (Comitat Komorn) meldet einen am 22. d. M. niedergegangenen Hagelſturz. Die Saaten erlitten großen Schaden. In Nagy-Dasznod (Comitat Szeben) fielen Schloſſen von der Größe eines Hühnereies. Aus Nyaradſzereda (Comitat Maros-Torda) wird ein ungeheuerer Sturm, Wolkenbruch und Hagelwetter gemeldet. Es fielen Schloſſen von Haſelnußgröße. Mais und Gartenanbau haben darunter arg gelitten. Die Ortſchaft Zerneſt (Comitat Fogoras) erlitt am 23. d. M. durch Hagel- wetter großen Schaden. Konſtantinopel, 24. Juni. Der amerikaniſche Geſchäftsträger überreichte geſtern der Pforte in Ange- lengeit der bekannten Entſchädigungsanſprüche eine dritte Note, in welcher er eine umgehende Antwort auf die früheren Noten urgirt. Der ſerbiſche Geſandte Mijatovitſch machte im Yildiz-Palais Schritte in Angelegenheit des Differenzial- Tarifes. Die gemiſchte Commiſſion zur Regelung des Zoll- tarifes zwiſchen der Türkei und Bulgarien hielt geſtern unter Theilnahme des bulgariſchen Agenten ihre erſte Sitzung ab. Der Sultan ſandte an König Carol von Ru- mänien anläßlich des Ablebens der Mutter desſelben ein Condolenz-Telegramm. Madrid, 24. Juni. Die Blätter veröffentlichen Depeſchen aus Oporto, welche die Richtigkeit der Meldung, daß dort ein Peſtfall vorgekommen ſei, in aller Form beſtreiten. Rom, 25. Juni. Der Candidat der Regierung für das Kammerpräſidium iſt der Deputirte Villa. Fiume, 25. Juni. 70 Mitglieder des Eiſenbahn- Congreſſes ſind hier eingetroffen und beſichtigten die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mittag veranſtaltete die Direction der ungariſchen Staatsbahnen zu Ehren der fremden Gäſte ein Bankett. Nachmittags fuhr die Geſellſchaft nach Abbazia und kehrte von dort nach kurzem Aufenthalte wieder hieher zurück. Sodann reiſte ein Theil nach Venedig, um von dort in die Heimath

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 143, Wien, 26.06.1900, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost143_1900/5>, abgerufen am 21.11.2024.