Reichspost. Nr. 179, Wien, 08.08.1905.[Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaction, Administration, Stadtexpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inserate Abonnements werden ange- Erscheint täglich 6 Uhr nach- [Spaltenumbruch] Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Österreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreise: Einzelne Nummern 8 h, per Post Bei Abholung in unserer Administra- Für Österreich-Ungarn: Für Deutschland: Länder des Weltpostvereines: Telephon 18082. XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 8. August 1905, Nr. 179. [Spaltenumbruch] Im Zeichen des Herrn Rouvier. (Von unserem Pariser Korrespondenten.) [Es wird fortgespitzelt. -- Kulturkämpfer im Richter- K. Paris, 5. August. Man fragt sich heute, warum Combes und Das Ministerium geht noch weiter. Es hat Welchen Erfolg hat man also mit diesem Mi- Selbst die Gerichtshöfe sind schon von dem Wenn die Großen bei Tag in Kirchen und [Spaltenumbruch] Feuilleton. Kritizismus und Weltgeschichte. Es geschieht uns Oesterreichern eigentlich Die verdienstvolle Allgemeine Verlagsgesell- Da ist die Zusammenkunft in Erfurt vom Zufällig hält einmal die Wache den Wagen Und damals in dieser Zeit der allgemeinen Verblüfft steht man vor diesem Urteil, sich [Abbildung] Die heutige Nummer ist 12 Seiten stark. [Abbildung] *) "Illustrierte Weltgeschichte." Allgemeine Verlags-
gesellschaft, München. 40 Hefte a 1 Mark. Heraus- gegeben von Dr. S. Widmann, D. P. Fischer und Dr. W. Felten. [Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaction, Adminiſtration, Stadtexpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inſerate Abonnements werden ange- Erſcheint täglich 6 Uhr nach- [Spaltenumbruch] Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreiſe: Einzelne Nummern 8 h, per Poſt Bei Abholung in unſerer Adminiſtra- Für Öſterreich-Ungarn: Für Deutſchland: Länder des Weltpoſtvereines: Telephon 18082. XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 8. Auguſt 1905, Nr. 179. [Spaltenumbruch] Im Zeichen des Herrn Rouvier. (Von unſerem Pariſer Korreſpondenten.) [Es wird fortgeſpitzelt. — Kulturkämpfer im Richter- K. Paris, 5. Auguſt. Man fragt ſich heute, warum Combes und Das Miniſterium geht noch weiter. Es hat Welchen Erfolg hat man alſo mit dieſem Mi- Selbſt die Gerichtshöfe ſind ſchon von dem Wenn die Großen bei Tag in Kirchen und [Spaltenumbruch] Feuilleton. Kritizismus und Weltgeſchichte. Es geſchieht uns Oeſterreichern eigentlich Die verdienſtvolle Allgemeine Verlagsgeſell- Da iſt die Zuſammenkunft in Erfurt vom Zufällig hält einmal die Wache den Wagen Und damals in dieſer Zeit der allgemeinen Verblüfft ſteht man vor dieſem Urteil, ſich [Abbildung] Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark. [Abbildung] *) „Illuſtrierte Weltgeſchichte.“ Allgemeine Verlags-
geſellſchaft, München. 40 Hefte à 1 Mark. Heraus- gegeben von Dr. S. Widmann, D. P. Fiſcher und Dr. W. Felten. <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#b">Preis 8 <hi rendition="#aq">h</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Redaction, Adminiſtration,<lb/> Expedition</hi> und <hi rendition="#b">Druckerei:</hi><lb/><hi rendition="#aq">VIII.,</hi> <hi rendition="#g">Strozzigaſſe</hi> 41.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Stadtexpedition</hi><hi rendition="#aq">I.,</hi> Wollzeile 11<lb/> Zeitungsbureau <hi rendition="#b">H. Goldſchmiedt.</hi> </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Unfrankierte und nicht genügend<lb/> frankierte Briefe werden nicht ange-<lb/> nommen; Manuſkripte werden nicht<lb/> zurückgeſtellt. 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Und jetzt — da die<lb/> Wogen ſich etwas geglättet haben — wagt<lb/> es dasſelbe Miniſterium, das ſich noch<lb/> vor kurzem ſo ſchön moraliſch entrüſten konnte,<lb/> dieſen edlen Herrn an die Schule Colbert nach<lb/> Paris zu berufen, eine Verſetzung, die einem<lb/> Avancement gleichkommt.</p><lb/> <p>Das Miniſterium geht noch weiter. Es hat<lb/> nun auch den Leiter der ganzen Denunzianten-<lb/> Organiſation, den General Peigné, der nach Auf-<lb/> deckung der Skandale ſofort aus der Armee ausſcheiden<lb/> mußte und den man nach ſeinen Schandtaten für<lb/> endgiltig abgetan hielt, zum Mitglied des techniſchen<lb/> Artillerie-Komitees befördert, mit der Ausſicht, in<lb/> einigen Monaten Präſident dieſes Komitees zu<lb/> werden. Die Freimaurerei hatte befohlen, ihre<lb/> getreuen Diener wieder in Amt und Würde einzu-<lb/> ſetzen und das Miniſterium hat gehorcht.</p><lb/> <p>Welchen Erfolg hat man alſo mit dieſem Mi-<lb/> niſterwechſel erzielt? 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Infolgedeſſen beriefen ſie<lb/> ſämtliche Apachen Lyons zu einer Gegendemonſtration.<lb/> Es kam zu einem Zuſammenſtoße, bei welchem ein<lb/> Kaufmann, Vater von fünf Kindern, getötet wurde.<lb/> Trotz der eifrigen Bemühungen der Polizei, den<lb/> Mörder <hi rendition="#g">nicht</hi> zu entdecken, wurde er zwei Monate<lb/> ſpäter verhaftet und <hi rendition="#g">geſtand</hi> ſeine Tat. Obwohl<lb/> auch eine überaus belaſtende Ausſage eines jungen<lb/> Mannes, namens Franchet, vorlag, bemühten ſich<lb/> Präſident und Staatsanwalt, den Angeklagten <hi rendition="#g">frei-<lb/> zuſprechen.</hi> Da der Zeuge Franchet ſich nicht ein-<lb/> ſchüchtern ließ, rief ihm der Präſident ſchließlich<lb/> erbittert zu: <hi rendition="#aq">Vous êtes un misérable!</hi> „Sie ſind<lb/> ein elender Kerl!“ Der beleidigte Zeuge verlangte,<lb/> daß dieſe Worte zu Protokoll genommen werden,<lb/> was auch geſchah. Trotz allem wurde der angeklagte<lb/> Mörder freigeſprochen. Franchet aber erhob, geſtützt<lb/> auf das Protokoll, beim Lyoner Gerichtshof die<lb/> Ehrenbeleidigungsklage, verlangte einen Franken<lb/> Schadenerſatz und Veröffentlichung des Urteils in<lb/> hundert Zeitungen. Bei der Verhandlung lehnte der<lb/> Angeklagte die Kompetenz des Gerichtshofes ab,<lb/> fand jedoch bei ſeinen Kollegen keine Zuſtimmung.<lb/> Das Urteil wird erſt in einigen Tagen publiziert<lb/> werden.</p><lb/> <p>Wenn die Großen bei Tag in Kirchen und<lb/> Klöſter einbrechen und gleich ganze Häuſer in Be-<lb/> ſchlag nehmen, ſo holen ſich die Kleinen den Profit<lb/> bei Nacht, wie es im Verlaufe eines Monats drei-<lb/> mal in den Kirchen von Bordeaux geſchah. Oder ſie<lb/> gönnen ſich wenigſtens die Unterhaltung in <hi rendition="#aq">Ville-<lb/> franche-Saint-Phal</hi> ein kunſtvolles Kreuz bei Nacht</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Feuilleton.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="weltgeschichte1" next="#weltgeschichte2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Kritizismus und Weltgeſchichte.</hi> </head><lb/> <p>Es geſchieht uns Oeſterreichern eigentlich<lb/> recht mit dem, was uns täglich geſchieht: Wir<lb/> ſelber machen aus uns nichts, wir blicken zu gerne<lb/> erſchauernd auf die fremde Größe und überſehen<lb/> zu leichtfertig das eigene Gute und die andern<lb/> fühlen ſich nicht verpflichtet, uns eine Gerechtigkeit<lb/> widerfahren zu laſſen, die wir in der Regel ſelbſt<lb/> nicht zu beanſpruchen pflegen. Nur ſo konnte es<lb/> geſchehen, daß im Deutſchen Reiche und namentlich<lb/> in Preußen leider nur zu oft ſchon auch ernſte<lb/> Autoren ſich eine einſeitige Darſtellung hiſtoriſcher<lb/> Ereigniſſe zurechtlegen und wir Oeſterreicher zu-<lb/> ſehen müſſen, wie man uns nachgerade ſyſtematiſch<lb/> aus geſchichtlichen Ehrenplätzen expropriiert. Wenn<lb/> auch nicht alle ſoweit gehen, wie jenes deutſche<lb/> Flottenbuch, das die Ruhmestaten eines Tegetthoff<lb/> in eine nur die Flotte des Deutſchen Reiches<lb/> umfaſſende Darſtellung einreiht, ſo hat<lb/> ſich doch ſchon in gewiſſen Partien der Geſchichts-<lb/> forſchung eine Schulmeinung eingebürgert, die<lb/> nichts iſt als ein preußiſches Landesprodukt und<lb/> als ſchlimmes Vorurteil dann allgemein in den<lb/> Gemeinbeſitz übergeht.</p><lb/> <p>Die verdienſtvolle Allgemeine Verlagsgeſell-<lb/> ſchaft in München hat kürzlich mit der Herausgabe<lb/> einer illuſtrierten Weltgeſchichte <note place="foot" n="*)">„Illuſtrierte Weltgeſchichte.“ Allgemeine Verlags-<lb/> geſellſchaft, München. 40 Hefte à 1 Mark. Heraus-<lb/> gegeben von Dr. S. Widmann, D. P. Fiſcher und<lb/> Dr. W. Felten.</note> begonnen; das<lb/> Werk iſt inhaltlich wie in der Ausſtattung als<lb/> ein erſtklaſſiges Werk gedacht und mit prächtigen<lb/><cb/> Porträts, Fakſimilien und einem durchwegs wert-<lb/> vollen Buchſchmuck ausgeſtattet. Das in vier<lb/> Bänden erſcheinende Werk wurde mit der Geſchichte<lb/> des neunzehnten Jahrhunderts begonnen, deſſen<lb/> Bearbeitung der königliche Gymnaſialdirektor<lb/> S. Widmann, ein Autor von gutem Ruf, über-<lb/> nommen hat. Die Darſtellung iſt eine glänzende;<lb/> von dem düſteren Hintergrunde der napoleoniſchen<lb/> Epoche hebt ſich eine friſche, farbenkräftige Einzel-<lb/> malerei ab, die geſchickt den Gang der großen<lb/> Ereigniſſe belebt.</p><lb/> <p>Da iſt die Zuſammenkunft in Erfurt vom<lb/> Jahre 1808. Napoleon ſieht ſchon auf der Höhe ſeiner<lb/> Macht, Deutſchland iſt tief erniedrigt; ſchon ein<lb/> Jahr iſt es her, daß die Dresdener, demütig die<lb/> Köpfe in den Staub gedrückt, den Eroberer mit<lb/> der ſchmählichen Lobinſchrift empfingen: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">N</hi>ationis<lb/><hi rendition="#b">A</hi>lemannicae <hi rendition="#b">P</hi>rotector, <hi rendition="#b">O</hi>rbis <hi rendition="#b">L</hi>egislator,<lb/><hi rendition="#b">E</hi>uropae <hi rendition="#b">O</hi>rdinator <hi rendition="#b">N</hi>apoleon.</hi> Selbſt der Zar<lb/> huldigt geblendet. Abends ſpielt zu Erfurt der<lb/> berühmte Talma „vor einem Parterre von<lb/> Königen“ und als er im »<hi rendition="#aq">Oedipe</hi>« zu der Stelle<lb/> kommt: »<hi rendition="#aq">L’amitié d’un grand homme est un<lb/> bienfait de dieu«</hi> „die Freundſchaft eines großen<lb/> Mannes iſt eine Gnade Gottes“, da erhebt ſich<lb/> der Zar Alexander und reicht Napoleon unter<lb/> dem donnernden Beifall der Höflinge und Fürſten<lb/> die Hand. — Und Napoleon behandelt ſie alle,<lb/> die 34 Könige und Regenten, um ſich herum, mit der<lb/> herablaſſenden Kälte des rückſichtsloſen Tyrannen<lb/> und hinab bis zum letzten Soldaten zeigt jeder, daß<lb/> alles, was hier verſammelt iſt, nur das gedemütigte,<lb/> entmannte Europa darſtellt.</p><lb/> <p>Zufällig hält einmal die Wache den Wagen<lb/> des Königs von Württemberg für einen kaiſer-<lb/> lichen und läßt dreimal die Trommel zur Ehren-<lb/> bezeugung rühren, da donnert der dienſthabende<lb/><cb/> Offizier, den Irrtum des Poſtens erkennend, den<lb/> Trommler an: <hi rendition="#aq">Taisez-vous, ce n’est qu’un roi!</hi><lb/> „Still damit, es iſt bloß ein König!“</p><lb/> <p>Und damals in dieſer Zeit der allgemeinen<lb/> Erniedrigung ruhten die Hoffnungen des deutſchen<lb/> Volkes auf Oeſterreich, das noch einmal zum<lb/> Kriege gegen den Tyrannen Europas rüſtete.<lb/> Widmann gibt dem Engländer Seeley recht, wenn<lb/> dieſer mit Bitterkeit ſagt, „der fernere Verlauf der<lb/> deutſchen Geſchichte würde ein anderer geweſen<lb/> ſein, wenn Preußen und Oeſterreich im Jahre 1809<lb/> ihre Eiferſucht in einem ruhmreichen Widerſtand<lb/> gegen Napoleon begraben hätten“. Der preußiſche<lb/> König reichte aber nicht die Hand zum Bunde<lb/> und Widmann ſagt vorwurfsvoll: Sonderpolitik<lb/> hatte Preußen ins Verderben geſtürzt, <hi rendition="#g">ſeine</hi><lb/> Sonderpolitik trug auch Mitſchuld an dem Miß-<lb/> lingen der öſterreichiſchen Erhebung im Jahre 1809.<lb/> Daran ſchließt Widmann aber das Urteil, der<lb/> Krieg hätte auch ohne Preußen einen anderen<lb/> Ausgang haben können, „wäre nicht der tapfere,<lb/> aber zu vorſichtige, in veralteter Feldherrnkunſt<lb/> verharrende und zu raſch verzagte Erzherzog Karl<lb/> der Führer geweſen.“</p><lb/> <p>Verblüfft ſteht man vor dieſem Urteil, ſich<lb/> fragend, wie denn ein Mann, deſſen wohlwollendes<lb/> und nach einer gerechten Erfaſſung jeden Ver-<lb/> dienſtes ſtrebendes Urteil ſonſt überall erſichtlich<lb/> wird, gegenüber einem der edelſten Helden unſerer<lb/> vaterländiſchen Geſchichte zu einem derart herben<lb/> Schluſſe kommt. Seine Darſtellung der Schlacht<lb/> bei Aſpern erklärt alles. Dieſe glänzende Waffen-<lb/> tat, die den Ruhm der Unbeſieglichkeit Napoleons<lb/> brach und geradezu die Erhebung des tiefgebeugten<lb/> Deutſchland vorbereitete, ſtellt Widmann mit<lb/> folgenden Sätzen dar: „Völlig entmutigt verharrte<lb/> Erzherzog Karl in unbegreiflicher Untätigkeit, als</p> </div> </div><lb/> <note> <ref> <hi rendition="#c"> <figure/> <hi rendition="#b">Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.</hi> <figure/> </hi> </ref> </note><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
Preis 8 h
Redaction, Adminiſtration,
Expedition und Druckerei:
VIII., Strozzigaſſe 41.
Stadtexpedition I., Wollzeile 11
Zeitungsbureau H. Goldſchmiedt.
Unfrankierte und nicht genügend
frankierte Briefe werden nicht ange-
nommen; Manuſkripte werden nicht
zurückgeſtellt. Unverſchloſſene Rekla-
mationen ſind portofrei.
Inſerate
werden im Ankündigungs-
Bureau VIII., Strozzigaſſe 41,
ſowie in allen Annoncenbureaux
des In- und Auslandes angenommen.
Abonnements werden ange-
nommen außer in den Expeditionen
bei J. Heindl, I., Stephansplatz 7
Erſcheint täglich 6 Uhr nach-
mittags, mit Ausnahme der Sonn-
und Feiertage.
Reichspoſt.
Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns.
Preis 8 h
Bezugspreiſe:
Für Wien mit Zuſtellung ins Haus
ganzjährig ......... 28 K
halbjährig ......... 14 K
vierteljährig ........ 7 K
monatlich ....... 2 K 35 h
Einzelne Nummern 8 h, per Poſt
10 h.
Bei Abholung in unſerer Adminiſtra-
tion ganzjährig 24 K monatlich 2 K
Für Öſterreich-Ungarn:
ganzjährig ......... 32 K
halbjährig ......... 16 K
vierteljährig ........ 8 K
monatlich ....... 2 K 75 h
Für Deutſchland:
vierteljährig ...... 9 K 50 h
oder 8 Mark.
Länder des Weltpoſtvereines:
vierteljährig 12 K oder 10 Mark
Telephon 18082.
XII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 8. Auguſt 1905, Nr. 179.
Im Zeichen des Herrn Rouvier.
(Von unſerem Pariſer Korreſpondenten.)
[Es wird fortgeſpitzelt. — Kulturkämpfer im Richter-
amte. — Die Großen und die Kleinen. — Die Denkmal-
wut. — Vergünſtigungen des Judentums. — Unan-
gebrachter Kleinmut. — Der König von Spanien in
Verdacht.]
K. Paris, 5. Auguſt.
Man fragt ſich heute, warum Combes und
Kriegsminiſter André eigentlich gegangen ſind. Es
iſt ja doch alles beim alten geblieben. Als die
ſchmählichen Denunziationsgeſchichten ans Licht
kamen, da herrſchte große Entrüſtung in ganz
Frankreich. Der „Freundſchaftsbund alter Offiziere
von Côte d’Or“ ſtieß den Kriegsminiſter ſofort aus
ſeiner Mitte und wurde deshalb aufgelöſt, doch immer
höher und höher ſchwoll die Entrüſtung; bis ſie
Combes und André hinweggeſchwemmt hatte. Der
Nachfolger Rouvier proteſtierte mit großem Wort-
ſchwall gegen das Spitzeltum, welches Monſieur
Combes inſtalliert hatte, aber insgeheim hegt und
pflegt er doch dasſelbe Syſtem. So wurde in Le Randon
ein Diener, der um Verlegung ſeiner Waffenübung
eingereicht hatte, von einem Abgeſandten des Prä-
fekten über ſeine politiſchen und religiöſen Anſichten
befragt und ihm ganz offen erklärt, daß er nicht auf
eine günſtige Erledigung ſeines Geſuches rechnen
dürfe, wenn ſeine Antworten nicht befriedigen.
Aehnliche Fälle werden trotz der feierlichen Er-
klärung Rouviers und Etiennes aus Olivet und
Ham berichtet. Ein weiteres Opfer des Entrüſtungs-
ſturmes war Profeſſor Crescent in Lyon. Dieſer
gelehrte Herr hat es ganz gut mit ſeiner Standes-
ehre vereinbar gefunden, ſeine beſten Bekannten dem
Groß-Orient zu denunzieren. Um einer ſchmählichen
Enthebung auszuweichen, reichte er damals ſein
Urlaubsgeſuch ein. Und jetzt — da die
Wogen ſich etwas geglättet haben — wagt
es dasſelbe Miniſterium, das ſich noch
vor kurzem ſo ſchön moraliſch entrüſten konnte,
dieſen edlen Herrn an die Schule Colbert nach
Paris zu berufen, eine Verſetzung, die einem
Avancement gleichkommt.
Das Miniſterium geht noch weiter. Es hat
nun auch den Leiter der ganzen Denunzianten-
Organiſation, den General Peigné, der nach Auf-
deckung der Skandale ſofort aus der Armee ausſcheiden
mußte und den man nach ſeinen Schandtaten für
endgiltig abgetan hielt, zum Mitglied des techniſchen
Artillerie-Komitees befördert, mit der Ausſicht, in
einigen Monaten Präſident dieſes Komitees zu
werden. Die Freimaurerei hatte befohlen, ihre
getreuen Diener wieder in Amt und Würde einzu-
ſetzen und das Miniſterium hat gehorcht.
Welchen Erfolg hat man alſo mit dieſem Mi-
niſterwechſel erzielt? In der Frage der Trennung
der Kirche vom Staate haben die neuen Männer
denſelben gehäſſigen Eifer bewieſen, wie ihre Vor-
gänger, das Denunziationsſyſtem wird insgeheim
luſtig weitergeführt, man belohut die Denunzianten,
und jene ehrenhaften Offiziere, welche damals laut
ihre Entrüſtung kundgaben und dafür kaſſiert wurden,
bleiben kaſſiert. Kann ſich Monſteur Combes
wünſchen, daß ſein Vermächtnis treuer behütet
wird?
Selbſt die Gerichtshöfe ſind ſchon von dem
Geiſte unduldſamer Verfolgung erfüllt. Den Leſern
der „Reichspoſt“ dürfte noch der intereſſante Fall
erinnerlich ſein, der noch immer den Lyoner Gerichts-
hof beſchäftigt. Am 8. Dezember 1904 feierten die
Katholiken Lyons dieſen Tag durch feſtliche Be-
leuchtung und eine großartige Prozeſſion. Dies
brachte die „Freidenker“ und ihr Organ
„Fortſchritt“ in Raſerei. Infolgedeſſen beriefen ſie
ſämtliche Apachen Lyons zu einer Gegendemonſtration.
Es kam zu einem Zuſammenſtoße, bei welchem ein
Kaufmann, Vater von fünf Kindern, getötet wurde.
Trotz der eifrigen Bemühungen der Polizei, den
Mörder nicht zu entdecken, wurde er zwei Monate
ſpäter verhaftet und geſtand ſeine Tat. Obwohl
auch eine überaus belaſtende Ausſage eines jungen
Mannes, namens Franchet, vorlag, bemühten ſich
Präſident und Staatsanwalt, den Angeklagten frei-
zuſprechen. Da der Zeuge Franchet ſich nicht ein-
ſchüchtern ließ, rief ihm der Präſident ſchließlich
erbittert zu: Vous êtes un misérable! „Sie ſind
ein elender Kerl!“ Der beleidigte Zeuge verlangte,
daß dieſe Worte zu Protokoll genommen werden,
was auch geſchah. Trotz allem wurde der angeklagte
Mörder freigeſprochen. Franchet aber erhob, geſtützt
auf das Protokoll, beim Lyoner Gerichtshof die
Ehrenbeleidigungsklage, verlangte einen Franken
Schadenerſatz und Veröffentlichung des Urteils in
hundert Zeitungen. Bei der Verhandlung lehnte der
Angeklagte die Kompetenz des Gerichtshofes ab,
fand jedoch bei ſeinen Kollegen keine Zuſtimmung.
Das Urteil wird erſt in einigen Tagen publiziert
werden.
Wenn die Großen bei Tag in Kirchen und
Klöſter einbrechen und gleich ganze Häuſer in Be-
ſchlag nehmen, ſo holen ſich die Kleinen den Profit
bei Nacht, wie es im Verlaufe eines Monats drei-
mal in den Kirchen von Bordeaux geſchah. Oder ſie
gönnen ſich wenigſtens die Unterhaltung in Ville-
franche-Saint-Phal ein kunſtvolles Kreuz bei Nacht
Feuilleton.
Kritizismus und Weltgeſchichte.
Es geſchieht uns Oeſterreichern eigentlich
recht mit dem, was uns täglich geſchieht: Wir
ſelber machen aus uns nichts, wir blicken zu gerne
erſchauernd auf die fremde Größe und überſehen
zu leichtfertig das eigene Gute und die andern
fühlen ſich nicht verpflichtet, uns eine Gerechtigkeit
widerfahren zu laſſen, die wir in der Regel ſelbſt
nicht zu beanſpruchen pflegen. Nur ſo konnte es
geſchehen, daß im Deutſchen Reiche und namentlich
in Preußen leider nur zu oft ſchon auch ernſte
Autoren ſich eine einſeitige Darſtellung hiſtoriſcher
Ereigniſſe zurechtlegen und wir Oeſterreicher zu-
ſehen müſſen, wie man uns nachgerade ſyſtematiſch
aus geſchichtlichen Ehrenplätzen expropriiert. Wenn
auch nicht alle ſoweit gehen, wie jenes deutſche
Flottenbuch, das die Ruhmestaten eines Tegetthoff
in eine nur die Flotte des Deutſchen Reiches
umfaſſende Darſtellung einreiht, ſo hat
ſich doch ſchon in gewiſſen Partien der Geſchichts-
forſchung eine Schulmeinung eingebürgert, die
nichts iſt als ein preußiſches Landesprodukt und
als ſchlimmes Vorurteil dann allgemein in den
Gemeinbeſitz übergeht.
Die verdienſtvolle Allgemeine Verlagsgeſell-
ſchaft in München hat kürzlich mit der Herausgabe
einer illuſtrierten Weltgeſchichte *) begonnen; das
Werk iſt inhaltlich wie in der Ausſtattung als
ein erſtklaſſiges Werk gedacht und mit prächtigen
Porträts, Fakſimilien und einem durchwegs wert-
vollen Buchſchmuck ausgeſtattet. Das in vier
Bänden erſcheinende Werk wurde mit der Geſchichte
des neunzehnten Jahrhunderts begonnen, deſſen
Bearbeitung der königliche Gymnaſialdirektor
S. Widmann, ein Autor von gutem Ruf, über-
nommen hat. Die Darſtellung iſt eine glänzende;
von dem düſteren Hintergrunde der napoleoniſchen
Epoche hebt ſich eine friſche, farbenkräftige Einzel-
malerei ab, die geſchickt den Gang der großen
Ereigniſſe belebt.
Da iſt die Zuſammenkunft in Erfurt vom
Jahre 1808. Napoleon ſieht ſchon auf der Höhe ſeiner
Macht, Deutſchland iſt tief erniedrigt; ſchon ein
Jahr iſt es her, daß die Dresdener, demütig die
Köpfe in den Staub gedrückt, den Eroberer mit
der ſchmählichen Lobinſchrift empfingen: Nationis
Alemannicae Protector, Orbis Legislator,
Europae Ordinator Napoleon. Selbſt der Zar
huldigt geblendet. Abends ſpielt zu Erfurt der
berühmte Talma „vor einem Parterre von
Königen“ und als er im »Oedipe« zu der Stelle
kommt: »L’amitié d’un grand homme est un
bienfait de dieu« „die Freundſchaft eines großen
Mannes iſt eine Gnade Gottes“, da erhebt ſich
der Zar Alexander und reicht Napoleon unter
dem donnernden Beifall der Höflinge und Fürſten
die Hand. — Und Napoleon behandelt ſie alle,
die 34 Könige und Regenten, um ſich herum, mit der
herablaſſenden Kälte des rückſichtsloſen Tyrannen
und hinab bis zum letzten Soldaten zeigt jeder, daß
alles, was hier verſammelt iſt, nur das gedemütigte,
entmannte Europa darſtellt.
Zufällig hält einmal die Wache den Wagen
des Königs von Württemberg für einen kaiſer-
lichen und läßt dreimal die Trommel zur Ehren-
bezeugung rühren, da donnert der dienſthabende
Offizier, den Irrtum des Poſtens erkennend, den
Trommler an: Taisez-vous, ce n’est qu’un roi!
„Still damit, es iſt bloß ein König!“
Und damals in dieſer Zeit der allgemeinen
Erniedrigung ruhten die Hoffnungen des deutſchen
Volkes auf Oeſterreich, das noch einmal zum
Kriege gegen den Tyrannen Europas rüſtete.
Widmann gibt dem Engländer Seeley recht, wenn
dieſer mit Bitterkeit ſagt, „der fernere Verlauf der
deutſchen Geſchichte würde ein anderer geweſen
ſein, wenn Preußen und Oeſterreich im Jahre 1809
ihre Eiferſucht in einem ruhmreichen Widerſtand
gegen Napoleon begraben hätten“. Der preußiſche
König reichte aber nicht die Hand zum Bunde
und Widmann ſagt vorwurfsvoll: Sonderpolitik
hatte Preußen ins Verderben geſtürzt, ſeine
Sonderpolitik trug auch Mitſchuld an dem Miß-
lingen der öſterreichiſchen Erhebung im Jahre 1809.
Daran ſchließt Widmann aber das Urteil, der
Krieg hätte auch ohne Preußen einen anderen
Ausgang haben können, „wäre nicht der tapfere,
aber zu vorſichtige, in veralteter Feldherrnkunſt
verharrende und zu raſch verzagte Erzherzog Karl
der Führer geweſen.“
Verblüfft ſteht man vor dieſem Urteil, ſich
fragend, wie denn ein Mann, deſſen wohlwollendes
und nach einer gerechten Erfaſſung jeden Ver-
dienſtes ſtrebendes Urteil ſonſt überall erſichtlich
wird, gegenüber einem der edelſten Helden unſerer
vaterländiſchen Geſchichte zu einem derart herben
Schluſſe kommt. Seine Darſtellung der Schlacht
bei Aſpern erklärt alles. Dieſe glänzende Waffen-
tat, die den Ruhm der Unbeſieglichkeit Napoleons
brach und geradezu die Erhebung des tiefgebeugten
Deutſchland vorbereitete, ſtellt Widmann mit
folgenden Sätzen dar: „Völlig entmutigt verharrte
Erzherzog Karl in unbegreiflicher Untätigkeit, als
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Die heutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.
[Abbildung]
*) „Illuſtrierte Weltgeſchichte.“ Allgemeine Verlags-
geſellſchaft, München. 40 Hefte à 1 Mark. Heraus-
gegeben von Dr. S. Widmann, D. P. Fiſcher und
Dr. W. Felten.
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