Reichspost. Nr. 179, Wien, 08.08.1905.Wien Dienstag Reichspost 8. August 1905 179 [Spaltenumbruch] * Audienzen. Man depeschiert uns aus Ischl: * König Karol als österreichischei Regi- mentsinhaber. Man depeschiert uns aus Sinaia: * Todesfall in der Familie Anderer. Der * Todesfälle. Gestern nachmittags ist in seiner * Reichs-Kriegsminister FZM. v. Pitreich hat mit 1. August einen vierwöchentlichen Urlaub * Nuntius Granito di Belmonte ist, wie * Ein gefährlicher Irrsinniger. Heute früh * Das Wettgehen der Dicken. Aus Marien- * Feuer. Im Gewölbe des Schuhmacher- * Feuerwehr im Stephansdom. Sonntag * Kämpfende Gemeinderäte. Man depeschiert * Eine neue Straße in Favoriten. Der * Ein großer Bahnhofbrand. Aus Rom * Selbstmorde im Juli 1905. Im Juli * Im Ordinationszimmer gestorben. Der * Ein attackierter Justizsoldat. Ein Justiz- * Eine Jubiläumsstiftung. Die Hof- und * Eine teure Zeche. Aus Paris wird uns * Die Folgen eines Erdbebens. Aus Kan- * Die Hitze und das Pflaster. In sehr * Ein gestohlenes Fahrrad. Am Samstag * Tödlicher Sturz. Heute früh putzte die Magd * Landes-Feuerwehrtag. Man depeschiert uns Wetter. * Wetterprognose. Veränderliches Wetter Wetterbericht vom 7. August. Der hohe Morgens 7 Uhr melden: Prag 15·1°, Krakau Niederösterreich. Neues aus Baden. Man Wien Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905 179 [Spaltenumbruch] * Audienzen. Man depeſchiert uns aus Iſchl: * König Karol als öſterreichiſchei Regi- mentsinhaber. Man depeſchiert uns aus Sinaia: * Todesfall in der Familie Anderer. Der * Todesfälle. Geſtern nachmittags iſt in ſeiner * Reichs-Kriegsminiſter FZM. v. Pitreich hat mit 1. Auguſt einen vierwöchentlichen Urlaub * Nuntius Granito di Belmonte iſt, wie * Ein gefährlicher Irrſinniger. Heute früh * Das Wettgehen der Dicken. Aus Marien- * Feuer. Im Gewölbe des Schuhmacher- * Feuerwehr im Stephansdom. Sonntag * Kämpfende Gemeinderäte. Man depeſchiert * Eine neue Straße in Favoriten. Der * Ein großer Bahnhofbrand. Aus Rom * Selbſtmorde im Juli 1905. Im Juli * Im Ordinationszimmer geſtorben. Der * Ein attackierter Juſtizſoldat. Ein Juſtiz- * Eine Jubiläumsſtiftung. Die Hof- und * Eine teure Zeche. Aus Paris wird uns * Die Folgen eines Erdbebens. Aus Kan- * Die Hitze und das Pflaſter. In ſehr * Ein geſtohlenes Fahrrad. Am Samstag * Tödlicher Sturz. Heute früh putzte die Magd * Landes-Feuerwehrtag. Man depeſchiert uns Wetter. * Wetterprognoſe. Veränderliches Wetter Wetterbericht vom 7. Auguſt. Der hohe Morgens 7 Uhr melden: Prag 15·1°, Krakau Niederöſterreich. Neues aus Baden. Man <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0004" n="4"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905 179</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Audienzen.</hi> </head> <p>Man depeſchiert uns aus Iſchl:<lb/> Die ruſſiſchen Militärattachés <hi rendition="#g">Oberſt Roop</hi> und<lb/> Oberſileutnant <hi rendition="#g">Martſchenko</hi> ſind am Sonntag hier<lb/> eingetroffen. Sie wurden um 11 Uhr vormittags<lb/> vom Kaiſer in Audienz empfangen und nachmittags<lb/> dem Familiendiner beigezogen. Abends reiſten die<lb/> Militärattachés wieder ab. — Der Kaiſer wird in<lb/> den nächſten Tagen den Gouverneur von Abeſſinien<lb/><hi rendition="#g">Hadji Abdulahi Ali Sadik</hi> in Audienz<lb/> empfangen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* König Karol als öſterreichiſchei Regi-<lb/> mentsinhaber.</hi> </head> <p>Man depeſchiert uns aus Sinaia:<lb/> König Karol empfing am Sonntag im Schloſſe<lb/> Peleſch eine Abordnung des 6. öſterreichiſch-ungariſchen<lb/> Infanterieregimentes, welche die Geſchenke aus<lb/> Anlaß des 25. Jahrestages ſeiner Ernennung zum<lb/> Inhaber des Regimentes überreichte. An den<lb/> Empfang ſchloß ſich ein Feſtdejeuner im Schloſſe,<lb/> woran auch die Mitglieder der öſterreichiſch-ungari-<lb/> ſchen Geſandtſchaft teilnahmen. Beim Deſſert<lb/> toaſtierte der König in herzlichen Worten auf ſein<lb/> Regiment, wobei er daran erinnerte, daß er in dieſem<lb/> Regimente im Jahre 1864 in <hi rendition="#g">Schleswig gekämpft</hi><lb/> habe. Er ſei glücklich, ſeit fünfundzwanzig Jahren<lb/> das Ehrenkommando über dieſes Regiment zu<lb/> führen. Der König trank in ſeinem ſowie im Namen<lb/> des ganzen Landes und ſeiner Armee auf das Wohl<lb/> des Kaiſers Franz Joſef. Die Muſikkapelle intonierte<lb/> dann die öſterreichiſche Hymne. Regimentskommandant<lb/> Oberſt <hi rendition="#g">Liſt</hi> erwiderte in bewegten Worten und<lb/> brachte die Geſundheit des Königs von Rumänien<lb/> aus. Hier fiel die Kapelle mit den Klängen der ru-<lb/> mäniſchen Hymne ein. Im Laufe des Vormittags<lb/> kraf ein in herzlichen Ausdrücken gehaltenes, langes<lb/> Glückwunſchtelegramm des Kaiſers an den König<lb/> ein. König Carol ſpendete dem Regimente einen<lb/> Tafelaufſatz mit den Bildern der beiden Monarchen<lb/> in Email.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Todesfall in der Familie Anderer.</hi> </head> <p>Der<lb/> Bezirksvorſteher des 21. Bezirkes Anton <hi rendition="#g">Anderer</hi><lb/> hat einen ſchweren Verluſt erlitten. Geſtern um<lb/> 6 Uhr abends iſt ſeine Mutter nach längerem<lb/> Leiden im 82. Lebensjahre geſtorben. Die Ver-<lb/> ſtorbene, eine Dame von ſeltener Herzensgüte hat<lb/> durch ihr ſtilles und eifriges Wirken im Dienſte der<lb/> Armen und Notleidenden viele Tränen getrocknet.<lb/> An der Bahre trauern außer dem Bezirksvorſteher<lb/> Anderer ein Bruder desſelben, der in der Leopold-<lb/> ſtadt beſtbekannte Glaſermeiſter Herr Georg Anderer,<lb/> und eine Schweſter Fräulein Fanny Anderer. Allge-<lb/> meine Teilnahme wendet ſich dem hart betroffenen<lb/> Herrn Bezirksvorſteher zu, der mit inniger Liebe an<lb/> ſeiner Mutter hing. Das Leichenbegängnis findet am<lb/> Dienstag den 8. d. M. um 3 Uhr nachmittags vom<lb/> Trauerhauſe Floridsdorf, Hauptſtraße 33, aus ſtatt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Todesfälle.</hi> </head> <p>Geſtern nachmittags iſt in ſeiner<lb/> Wohnung, Joſefſtadt, Florianigaſſe 19, der vor-<lb/> malige Polizei-Chefarzt Regierungsrat Dr. Andreas<lb/><hi rendition="#g">Witlacil</hi> im 88. Lebensjahre geſtorben. — Die<lb/> Leiche des Schriftſtellers Paul <hi rendition="#g">Schönthan</hi> Edlen<lb/> v. Perwald wurde geſtern Sonntag auf dem Dorn-<lb/> bacher Friedhofe zur Ruhe gebettet. Die Einſegnung<lb/> der Leiche hatte Herr Kooperator <hi rendition="#aq">P.</hi> Ratzek in der<lb/> Pfarrkirche zu St. Karl Borromäus vorgenommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Reichs-Kriegsminiſter FZM. v. Pitreich</hi> </head><lb/> <p>hat mit 1. Auguſt einen vierwöchentlichen Urlaub<lb/> angetreten und ſich nach Edlacherhof bei Reichenau<lb/> begeben. Auf die Dauer der Abweſenheit des<lb/> Miniſters hat Sektionschef FML. Arthur Pino<lb/> Ritter v Friedenthal die Leitung der Amtsgeſchäfte<lb/> übernommen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Nuntius Granito di Belmonte</hi> </head> <p>iſt, wie<lb/> man uns aus <hi rendition="#g">Rom</hi> meldet, dort angekommen. Es<lb/> handelt ſich dabei nur um den gewöhnlichen Sommer-<lb/> urlaub, welchen der päpſtliche Diplomat in ſeiner<lb/> Heimat zuzubringen pflegt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein gefährlicher Irrſinniger.</hi> </head> <p>Heute früh<lb/> wurde der Fragner Leopold <hi rendition="#g">Pointner,</hi> Waſſer-<lb/> gaſſe 6 wohnhaft, von Tobſucht befallen. Er ergriff<lb/> ein Meſſer und brachte ſich mit demſelben zahlreiche<lb/> bis auf den Knochen reichende Schnittwunden vom<lb/> Scheitel bis in die Stirne bei. Zwei Sicherheits-<lb/> wachmänner, die man gerufen hatte, konnte nur mit<lb/> größter Anſtrengung den Kranken überwältigen.<lb/> Auch die Gattin Pointners, welche ihm das Meſſer<lb/> entreißen wollte, hat ſich eine Schnittwunde am<lb/> rechten Zeigefinger zugezogen. Pointner wurde der<lb/> pſychiatriſchen Klinik übergeben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Das Wettgehen der Dicken.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Marien-<lb/> bad</hi> wird uns geſchrieben: Dienstag den 8. d. M.<lb/> findet hier ein Wettgehen der Dicken ſtatt. Der<lb/> Start iſt um 7 Uhr früh beim Ferdinandsbrunnen<lb/> und der Weg geht über Mantal, Schwarzenberg-<lb/> Weg, Forſtwarte, Rübezahl und Panorama zur<lb/> Waldquelle. Die Teilnehmer werden zuerſt gewogen<lb/> werden und nur Herren und Damen, die mindeſtens<lb/> 90 Kilo Gewicht aufweiſen, dürfen ſich daran be-<lb/> teiligen. Für je fünf Kilo Uebergewicht werden<lb/> 5 Minuten vorgegeben, auch iſt auf dem Wege eine<lb/> halbſtündige Frühſtückspauſe geſtattet. Bei der Wald-<lb/> quelle wird die Jury verſammelt ſein, welche die<lb/> ſchönen Preiſe an die Sieger zur Verteilung bringen<lb/> wird. Begreiflicherweiſe gibt ſich unter dem Kurgaſt-<lb/> publikum für dieſes neueſte ſportliche Unternehmen,<lb/> das im Weltbade der Dicken, ſo überaus am Platze<lb/> iſt, das größte Intereſſe kund.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Feuer.</hi> </head> <p>Im Gewölbe des Schuhmacher-<lb/> meiſters Eduard Doucha, Weintraubengaſſe Nr. 17,<lb/><cb/> entſtand geſtern früh aus bisher unbekannter Urſache<lb/> ein Feuer, das den ganzen Warenvorrat und die<lb/> Möbel einäſcherte und ungefähr tauſend Kronen<lb/> Schaden anrichtete. — Am 5. d. M. nachts iſt im<lb/> Geſchäfte des Tapezierers Johann Macher, Meidling,<lb/> Schönbrunnerſtraße Nr. 151, ein Brand zum Aus-<lb/> bruch gekommen. Er ergriff auch die Verbindungs-<lb/> ſtiege und pflanzte ſich in das Magazin im erſten<lb/> Stockwerke fort. Der Schade beträgt mehrere tauſend<lb/> Kronen. — Geſtern nachmittags iſt im Hauſe<lb/> Favoriten, Gudrunſtraße Nr. 143, die Decken-<lb/> konſtruktion in allen Stockwerken in Brand geraten.<lb/> Urſache des Brandes war ſchadhafte Kaminanlage.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Feuerwehr im Stephansdom.</hi> </head> <p>Sonntag<lb/> nachmittags, während des heftigen Gewitterregens,<lb/> drang das <hi rendition="#g">Waſſer</hi> durch mehrere Lücken des<lb/> gegenwärtig in Reparatur befindlichen Daches in die<lb/><hi rendition="#g">Sakriſtei</hi> der Stephanskirche und floß von dort<lb/> in das Mittelſchiff des Domes. Da ſich mehrere<lb/> Lachen gebildet hatten, die bis in die Nähe der<lb/> Kanzel reichten, wurde Feuerwehr berufen, welche<lb/> die Lücken auf dem Sakriſteidache verdeckte und das<lb/> Waſſer aus der Kirche entfernte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kämpfende Gemeinderäte.</hi> </head> <p>Man depeſchiert<lb/> uns aus <hi rendition="#g">Malaga:</hi> Infolge einer heftigen Polemik<lb/> und wegen Nichtannahme einer Herausforderung<lb/> kam es in den Räumlichkeiten des hiefigen Kauf-<lb/> männiſchen Klubs zwiſchen vier Gemeinderäten zu<lb/> einem Renkonter, in deſſen Verlaufe ſie Revolverſchüſſe<lb/> gegen einander abgaben. <hi rendition="#g">Ein Gemeinderat</hi><lb/> wurde <hi rendition="#g">getötet</hi> und <hi rendition="#g">zwei ſchwer verletzt.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine neue Straße in Favoriten.</hi> </head> <p>Der<lb/> 10. Bezirk erhält durch die in bemerkenswert kurzer<lb/> Zeit hergeſtellte, ihrer Vollendung entgegengehende<lb/> Straßenunterfahrung unter den Geleiſen der Staats-<lb/> eiſenbahn-Geſellſchaft einen neuen intereſſanten<lb/> Straßenzug. Dieſe im Zuge der Gudrun—Geiſel-<lb/> bergſtraße gelegene Straße iſt von gewaltigen<lb/> Stützmauern eingefaßt und gewähren die hohen, mit<lb/> Mauthauſener Granit verkleideten Mauerflächen und<lb/> Stiegenanlagen einen impoſanten Anblick, Nach<lb/> Fertigſtellung der Unterfahrt wird die heute be-<lb/> ſtehende, den dortigen ſtarken Straßenverkehr<lb/> empfindlich ſtörende Niveaukreuzung der Geleiſe der<lb/> Staatseiſenbahngeſellſchaft aufgelaſſen und damit ein<lb/> ſeit Jahren beſtehender Wunſch der angrenzenden<lb/> Bezirke erfüllt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein großer Bahnhofbrand.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Rom</hi><lb/> wird uns depeſchiert: Am Samstag nachts brach in<lb/> den Magazinen des Termini-Bahnhofes ein Brand<lb/> aus, der einen Teil der Gebäude ſowie eine Anzahl<lb/> Waggons einäſcherte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Selbſtmorde im Juli 1905.</hi> </head> <p>Im Juli<lb/> l. J. haben ſich im Wiener Polizeirayon 41 Per-<lb/> ſonen, davon 13 weiblichen Geſchlechtes, das Leben<lb/> genommen, und zwar 15, davon 2 Frauen, durch<lb/> Erſchießen, 15, davon 3 Frauen, durch Erhängen,<lb/> 5, davon 3 Frauen, durch Gift, 1 Mann und 4<lb/> Frauen durch Ertränken und 1 Frau durch Sturz<lb/> von der Höhe. Im Juni l. J. zählte man 34, im<lb/> Juli v. J. 44 Selbſtmorde.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Im Ordinationszimmer geſtorben.</hi> </head> <p>Der<lb/> Maſchinenmeiſter Joſef Wittmer, Johnſtraße Nr. 21<lb/> wohnhaft, iſt Samstag abends im Ordinations-<lb/> zimmer des genoſſenſchaftlichen Krankenkaſſenarztes<lb/> Dr. Frey plötzlich geſtorben.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein attackierter Juſtizſoldat.</hi> </head> <p>Ein Juſtiz-<lb/> ſoldat hatte einen Arreſtanten, den vielfach ſchon<lb/> beſtraften Heinrich Werſtadt, in das Bezirksgericht<lb/> Favoriten zu bringen. Als dieſe Eskorte eben beim<lb/> Hauſe Favoritenſtraße 61 vorüberkam, ſtürzten ſich<lb/> plötzlich zwei Männer auf den Soldaten, um den<lb/> Arreſtanten zu befreien; es entſtand ein heftiger<lb/> Kampf, in dem jedoch der Juſtizſoldat Sieger blieb.<lb/> Die Genoſſen des Verhafteten, zwei oft beſtrafte<lb/> Individuen mit Namen Soukup und Grimmel,<lb/> wurden dem Landesgerichte eingeliefert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine Jubiläumsſtiftung.</hi> </head> <p>Die Hof- und<lb/> Kammerlieferanten haben beſchloſſen, anläßlich des<lb/> 75. Geburtsfeſtes unſeres Kaiſers eine Stiftung zu<lb/> ſchaffen, aus der arbeitsunfähig gewordene Ange-<lb/> ſtellte von Hof- und Kammerlieferanten unterſtützt<lb/> werden ſollen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Eine teure Zeche.</hi> </head> <p>Aus <hi rendition="#g">Paris</hi> wird uns<lb/> geſchrieben: Dem Schah von Perſien, der dieſer<lb/> Tage die franzöſiſche Hauptſtadt verlaſſen hat, wird<lb/> Paris in nicht allzu angenehmer Erinnerung bleiben.<lb/> So wie hier, wird man noch ſelten irgendwo ver-<lb/> ſucht haben, ihn zu prellen. Bei einer ſeiner<lb/> Wagenfahrten ins <hi rendition="#aq">Bois de Boulogne,</hi> kehrte er in<lb/> einem Etabliſſement ein und trank ſamt Suite Tee;<lb/> darauf verrechnet der Kellner ihm 150 Franks, alſo<lb/> 120 Kronen. Der perſiſche Zahlmeiſter legte ihm<lb/> jedoch ruhig drei Louisd’or hin, indem er lächelnd<lb/> ſagte: „Eine Taſſe Tee iſt nicht mehr wert als<lb/> zwei Franks (1 Krone 60 Heller). Wir ſind 20<lb/> Perſonen, das macht 40 Franken. Die übrigen 20<lb/> Franken ſind Trinkgeld!“ — Der Pariſer Kellner<lb/> war über dieſes kleine Trinkgeld ſehr ungehalten.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Folgen eines Erdbebens.</hi> </head> <p>Aus Kan-<lb/> gra in <hi rendition="#g">Indien</hi> wird berichtet, daß durch einen<lb/> Bergrutſch ein großer, zwei bis drei engliſche Meilen<lb/> langer See gebildet ſei. Nach dem Erdbeben im<lb/> April iſt der Abfluß des Beas River ſo verſtaut,<lb/> daß eine Seebildung die notwendige Folge war. Der<lb/> große Waſſerzufluß droht nun die in aller Eile er-<lb/> richteten Dämme zu zerreißen und die Dörfer zu<lb/> vernichten. Eine Telegraphenſtation wurde errichtet,<lb/><cb/> um ſofortige Nachrichten über eine eventuelle Kata-<lb/> ſtrophe geben zu können. Wachtpoſten wurden auf-<lb/> geſtellt, die durch Raketenſignale die Dorfbewohner<lb/> im Falle der Gefahr warnen ſollen. Derartige<lb/> Bildungen von Seen wurden in den Himalayatälern<lb/> namentlich ſchon öfters beobachtet und haben bereits<lb/> eine große Anzahl von Menſchenleben gefordert.<lb/> Im Jahre 1893 fiel bei Gohna faſt der ganze<lb/> Maſthanahügel in den Fluß und bildete ſo einen<lb/> großen, tiefen See. Ein Jahr ſpäter durchbrach der<lb/> See den Damm. Aber auch damals hatte die eng-<lb/> liſche Regierung Vorſichtsmaßregeln getroffen, ſo daß<lb/> trotz großer Verwüſtungen kein Menſchenleben zu be-<lb/> klagen war.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die Hitze und das Pflaſter.</hi> </head> <p>In ſehr<lb/> vielen Wiener Straßen konnte man in den letzten<lb/> Tagen die Wahrnehmung machen, daß das Asphalt-<lb/> und Holzſtöckelpflaſter unter der Einwirkung der Hitze<lb/> ganz weich geworden iſt, ſo daß man wie auf einem<lb/> Sumpfboden geht. In der Aula der Wiener<lb/> Univerſität hat ſich ſogar das Steinpflaſter in be-<lb/> trächtlicher Ausdehnung geworfen und wird ganz<lb/> friſch eingepaßt werden müſſen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Ein geſtohlenes Fahrrad.</hi> </head> <p>Am Samstag<lb/> mittags wurde im 1. Bezirk, Schottengaſſe 2, ein<lb/> modernes Fahrrad (Greger-Modell) weiß emailliert,<lb/> Knopfbremſe mit voller Zahnradſcheibe und geätztem<lb/> Namen („Hubert Proſſer, Wien“) geſtohlen. Rad-<lb/> fahrer wie auch das Publikum werden erſucht, den<lb/> Raddieb, der im Beſitze dieſes Rades betroffen wird,<lb/> eventuell aufzuhalten. Dem Zuſtandebringer des<lb/> Rades wird eine Belohnung zugeſichert.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Tödlicher Sturz.</hi> </head> <p>Heute früh putzte die Magd<lb/> Marie Jakumovi<hi rendition="#aq">ć</hi> auf dem Gange des zweiten<lb/> Stockes in der Berggaſſe Nr. 11 Kleider. Ein Wind-<lb/> ſtoß ſchlug die offengelaſſene Tür zu und da die<lb/> Magd den Schlüſſel nicht angeſteckt hatte, wollte ſie<lb/> vom Gangfenſter aus, welches eine Ecke bildet, auf<lb/> das anſtoßende Küchenfenſter ſteigen, um in die Küche<lb/> zu gelangen. Sie ſtürzte jedoch in den Hofraum, er-<lb/> litt mehrfache Beinbrüche, einen Bruch des Schädel-<lb/> grundes und Brüche der Ober- und Unterkiefer-<lb/> knochen. Das Mädchen ſtarb, bevor der Transport<lb/> in das Allgemeine Krankenhaus durchgeführt werden<lb/> konnte.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Landes-Feuerwehrtag.</hi> </head> <p>Man depeſchiert uns<lb/> aus <hi rendition="#g">Gmünd:</hi> In der geſtrigen Hauptſitzung des<lb/> 19. niederöſterreichiſchen Landes-Feuerwehrtages in<lb/> Gmünd, dem unter anderen die Abgeordneten Fiſſel-<lb/> thaler und K. Schwarz beiwohnten, führte Landes-<lb/> ausſchuß <hi rendition="#g">Mayer</hi> aus, wie ſehr der Landesausſchuß<lb/> und der Landtag dem Feuerwehrweſen wohlgeſinnt<lb/> ſind; ein Beweis ſeien wohl in erſter Linie die mit<lb/> großen Koſten durchgeführte Haftpflichtverſicherung,<lb/> dann die Projekte der Stiftung eines Ehrenzeichens,<lb/> Ausgeſtaltung des Telephons im Rettungsdienſte ꝛc.<lb/> Schließlich warnte der Redner die Anweſenden, ſich<lb/> nicht zu teuren Beſtellungen verleiten zu laſſen. Es<lb/> ſprachen dann noch Bezirkshauptmann Fiſche, Ge-<lb/> meinderat Plöſchl (Gmünd), dann wurden die Wahlen<lb/> in den Ausſchuß des Landes-Feuerwehrverbandes mit<lb/> folgendem Reſultat vorgenommen: Aus dem Landes-<lb/> gerichtsſprengel <hi rendition="#g">Wien:</hi> Johann Pfeiffer (Hernals),<lb/> A. J. Agnedter (Bruck); Kreisgerichtsſprengel <hi rendition="#g">Kor-<lb/> neuburg:</hi> Reutter (Ravelsbach), K. Schmid (Rabens-<lb/> burg); Sprengel <hi rendition="#g">Wiener-Neuſtadt:</hi> J. Schwarz<lb/> (Wiener-Neuſtadt), F. Kramlinger (Neunkirchen);<lb/> Sprengel <hi rendition="#g">Krems:</hi> J. Mitterbauer (Krems), J. Meindl<lb/> (Gmünd); Sprengel <hi rendition="#g">St. Pölten:</hi> J. Eberſtaller<lb/> (Ybbs), K. Malzadner (Lilienfeld). Aus dem Plenum<lb/> wurden gewählt: Profeſſor K. Schneck (St. Pölten),<lb/> Dr. A. Prüfer (Wiener-Neuſtadt), J. Baumann<lb/> (Leopoldau), J. Kirchner (Horn) und L. Berger<lb/> (Kloſterneuburg).</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jWeatherReports" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Wetter.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Wetterprognoſe.</hi> </head> <p>Veränderliches Wetter<lb/> mit Niederſchlägen, mehr oder weniger windig,<lb/> mäßig warm. Beſſeres aber noch nicht beſtändiges<lb/> Wetter in Ausſicht.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Wetterbericht vom 7. Auguſt.</hi> </head> <p>Der hohe<lb/> Druck hält ſich im Weſten, der niedrige im Oſten.<lb/> Das Wetter iſt im Weſten meiſt trüb, regneriſch<lb/> mit ſehr großen Niederſchlägen mit Gewittern und<lb/> kühl. Im Oſten heiter und ſehr warm.</p><lb/> <p>Morgens 7 Uhr melden: Prag 15·1°, Krakau<lb/> 21·6°, Lemberg 22·1°, Bregenz 13·4°, Iſchl 13·0°,<lb/> Wien 16·8°, Graz —·—°, Klagenfurt 12·7°, Ofen-<lb/> Peſt 19·1°, Hermannſtadt 27·2°, Szegedin 18·9°,<lb/> Sarajevo 17·7°, Leſina 24·0°, Trieſt 19·8°, Riva<lb/> 15.0°, Obir 4·5°, Schmittenhöhe 2·3°, Sonnblick<lb/> 3·2°, Schneeberg 11·4°, Semmering —·—°, Glockner-<lb/> haus 4·0° Celſius. — Die Adria iſt leicht bewegt.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Niederöſterreich.</hi> </head> <head> <hi rendition="#g">Neues aus Baden.</hi> </head> <p>Man<lb/> ſchreibt uns: Die Frequenz des Kurortes Baden<lb/> ſteigt täglich. Die letzte Kurliſte vom 1. Auguſt ver-<lb/> zeichnet die ſtattliche Ziffer 17.422. Insbeſondere<lb/> zeigt ein Vergleich mit den letzten Jahren, daß die<lb/> Frequenzziffern dieſes Jahres die der Vorjahre weit<lb/> übertroffen. — Auch die politiſchen Verhältniſſe des<lb/> Kurortes ſcheinen ſich günſtiger geſtalten zu wollen.<lb/> Der Deutſchradikale <hi rendition="#g">Herzog</hi> iſt ſichtlich beim Ab-<lb/> wirtſchaften angelangt. Für letzten Sonntag hatte er<lb/> ſeine Anhänger zu einer Verſammlung geladen. Sie<lb/> erſchienen vollzählig, nämlich — zwei Mann ſtark.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [4/0004]
Wien Dienstag Reichspoſt 8. Auguſt 1905 179
* Audienzen. Man depeſchiert uns aus Iſchl:
Die ruſſiſchen Militärattachés Oberſt Roop und
Oberſileutnant Martſchenko ſind am Sonntag hier
eingetroffen. Sie wurden um 11 Uhr vormittags
vom Kaiſer in Audienz empfangen und nachmittags
dem Familiendiner beigezogen. Abends reiſten die
Militärattachés wieder ab. — Der Kaiſer wird in
den nächſten Tagen den Gouverneur von Abeſſinien
Hadji Abdulahi Ali Sadik in Audienz
empfangen.
* König Karol als öſterreichiſchei Regi-
mentsinhaber. Man depeſchiert uns aus Sinaia:
König Karol empfing am Sonntag im Schloſſe
Peleſch eine Abordnung des 6. öſterreichiſch-ungariſchen
Infanterieregimentes, welche die Geſchenke aus
Anlaß des 25. Jahrestages ſeiner Ernennung zum
Inhaber des Regimentes überreichte. An den
Empfang ſchloß ſich ein Feſtdejeuner im Schloſſe,
woran auch die Mitglieder der öſterreichiſch-ungari-
ſchen Geſandtſchaft teilnahmen. Beim Deſſert
toaſtierte der König in herzlichen Worten auf ſein
Regiment, wobei er daran erinnerte, daß er in dieſem
Regimente im Jahre 1864 in Schleswig gekämpft
habe. Er ſei glücklich, ſeit fünfundzwanzig Jahren
das Ehrenkommando über dieſes Regiment zu
führen. Der König trank in ſeinem ſowie im Namen
des ganzen Landes und ſeiner Armee auf das Wohl
des Kaiſers Franz Joſef. Die Muſikkapelle intonierte
dann die öſterreichiſche Hymne. Regimentskommandant
Oberſt Liſt erwiderte in bewegten Worten und
brachte die Geſundheit des Königs von Rumänien
aus. Hier fiel die Kapelle mit den Klängen der ru-
mäniſchen Hymne ein. Im Laufe des Vormittags
kraf ein in herzlichen Ausdrücken gehaltenes, langes
Glückwunſchtelegramm des Kaiſers an den König
ein. König Carol ſpendete dem Regimente einen
Tafelaufſatz mit den Bildern der beiden Monarchen
in Email.
* Todesfall in der Familie Anderer. Der
Bezirksvorſteher des 21. Bezirkes Anton Anderer
hat einen ſchweren Verluſt erlitten. Geſtern um
6 Uhr abends iſt ſeine Mutter nach längerem
Leiden im 82. Lebensjahre geſtorben. Die Ver-
ſtorbene, eine Dame von ſeltener Herzensgüte hat
durch ihr ſtilles und eifriges Wirken im Dienſte der
Armen und Notleidenden viele Tränen getrocknet.
An der Bahre trauern außer dem Bezirksvorſteher
Anderer ein Bruder desſelben, der in der Leopold-
ſtadt beſtbekannte Glaſermeiſter Herr Georg Anderer,
und eine Schweſter Fräulein Fanny Anderer. Allge-
meine Teilnahme wendet ſich dem hart betroffenen
Herrn Bezirksvorſteher zu, der mit inniger Liebe an
ſeiner Mutter hing. Das Leichenbegängnis findet am
Dienstag den 8. d. M. um 3 Uhr nachmittags vom
Trauerhauſe Floridsdorf, Hauptſtraße 33, aus ſtatt.
* Todesfälle. Geſtern nachmittags iſt in ſeiner
Wohnung, Joſefſtadt, Florianigaſſe 19, der vor-
malige Polizei-Chefarzt Regierungsrat Dr. Andreas
Witlacil im 88. Lebensjahre geſtorben. — Die
Leiche des Schriftſtellers Paul Schönthan Edlen
v. Perwald wurde geſtern Sonntag auf dem Dorn-
bacher Friedhofe zur Ruhe gebettet. Die Einſegnung
der Leiche hatte Herr Kooperator P. Ratzek in der
Pfarrkirche zu St. Karl Borromäus vorgenommen.
* Reichs-Kriegsminiſter FZM. v. Pitreich
hat mit 1. Auguſt einen vierwöchentlichen Urlaub
angetreten und ſich nach Edlacherhof bei Reichenau
begeben. Auf die Dauer der Abweſenheit des
Miniſters hat Sektionschef FML. Arthur Pino
Ritter v Friedenthal die Leitung der Amtsgeſchäfte
übernommen.
* Nuntius Granito di Belmonte iſt, wie
man uns aus Rom meldet, dort angekommen. Es
handelt ſich dabei nur um den gewöhnlichen Sommer-
urlaub, welchen der päpſtliche Diplomat in ſeiner
Heimat zuzubringen pflegt.
* Ein gefährlicher Irrſinniger. Heute früh
wurde der Fragner Leopold Pointner, Waſſer-
gaſſe 6 wohnhaft, von Tobſucht befallen. Er ergriff
ein Meſſer und brachte ſich mit demſelben zahlreiche
bis auf den Knochen reichende Schnittwunden vom
Scheitel bis in die Stirne bei. Zwei Sicherheits-
wachmänner, die man gerufen hatte, konnte nur mit
größter Anſtrengung den Kranken überwältigen.
Auch die Gattin Pointners, welche ihm das Meſſer
entreißen wollte, hat ſich eine Schnittwunde am
rechten Zeigefinger zugezogen. Pointner wurde der
pſychiatriſchen Klinik übergeben.
* Das Wettgehen der Dicken. Aus Marien-
bad wird uns geſchrieben: Dienstag den 8. d. M.
findet hier ein Wettgehen der Dicken ſtatt. Der
Start iſt um 7 Uhr früh beim Ferdinandsbrunnen
und der Weg geht über Mantal, Schwarzenberg-
Weg, Forſtwarte, Rübezahl und Panorama zur
Waldquelle. Die Teilnehmer werden zuerſt gewogen
werden und nur Herren und Damen, die mindeſtens
90 Kilo Gewicht aufweiſen, dürfen ſich daran be-
teiligen. Für je fünf Kilo Uebergewicht werden
5 Minuten vorgegeben, auch iſt auf dem Wege eine
halbſtündige Frühſtückspauſe geſtattet. Bei der Wald-
quelle wird die Jury verſammelt ſein, welche die
ſchönen Preiſe an die Sieger zur Verteilung bringen
wird. Begreiflicherweiſe gibt ſich unter dem Kurgaſt-
publikum für dieſes neueſte ſportliche Unternehmen,
das im Weltbade der Dicken, ſo überaus am Platze
iſt, das größte Intereſſe kund.
* Feuer. Im Gewölbe des Schuhmacher-
meiſters Eduard Doucha, Weintraubengaſſe Nr. 17,
entſtand geſtern früh aus bisher unbekannter Urſache
ein Feuer, das den ganzen Warenvorrat und die
Möbel einäſcherte und ungefähr tauſend Kronen
Schaden anrichtete. — Am 5. d. M. nachts iſt im
Geſchäfte des Tapezierers Johann Macher, Meidling,
Schönbrunnerſtraße Nr. 151, ein Brand zum Aus-
bruch gekommen. Er ergriff auch die Verbindungs-
ſtiege und pflanzte ſich in das Magazin im erſten
Stockwerke fort. Der Schade beträgt mehrere tauſend
Kronen. — Geſtern nachmittags iſt im Hauſe
Favoriten, Gudrunſtraße Nr. 143, die Decken-
konſtruktion in allen Stockwerken in Brand geraten.
Urſache des Brandes war ſchadhafte Kaminanlage.
* Feuerwehr im Stephansdom. Sonntag
nachmittags, während des heftigen Gewitterregens,
drang das Waſſer durch mehrere Lücken des
gegenwärtig in Reparatur befindlichen Daches in die
Sakriſtei der Stephanskirche und floß von dort
in das Mittelſchiff des Domes. Da ſich mehrere
Lachen gebildet hatten, die bis in die Nähe der
Kanzel reichten, wurde Feuerwehr berufen, welche
die Lücken auf dem Sakriſteidache verdeckte und das
Waſſer aus der Kirche entfernte.
* Kämpfende Gemeinderäte. Man depeſchiert
uns aus Malaga: Infolge einer heftigen Polemik
und wegen Nichtannahme einer Herausforderung
kam es in den Räumlichkeiten des hiefigen Kauf-
männiſchen Klubs zwiſchen vier Gemeinderäten zu
einem Renkonter, in deſſen Verlaufe ſie Revolverſchüſſe
gegen einander abgaben. Ein Gemeinderat
wurde getötet und zwei ſchwer verletzt.
* Eine neue Straße in Favoriten. Der
10. Bezirk erhält durch die in bemerkenswert kurzer
Zeit hergeſtellte, ihrer Vollendung entgegengehende
Straßenunterfahrung unter den Geleiſen der Staats-
eiſenbahn-Geſellſchaft einen neuen intereſſanten
Straßenzug. Dieſe im Zuge der Gudrun—Geiſel-
bergſtraße gelegene Straße iſt von gewaltigen
Stützmauern eingefaßt und gewähren die hohen, mit
Mauthauſener Granit verkleideten Mauerflächen und
Stiegenanlagen einen impoſanten Anblick, Nach
Fertigſtellung der Unterfahrt wird die heute be-
ſtehende, den dortigen ſtarken Straßenverkehr
empfindlich ſtörende Niveaukreuzung der Geleiſe der
Staatseiſenbahngeſellſchaft aufgelaſſen und damit ein
ſeit Jahren beſtehender Wunſch der angrenzenden
Bezirke erfüllt.
* Ein großer Bahnhofbrand. Aus Rom
wird uns depeſchiert: Am Samstag nachts brach in
den Magazinen des Termini-Bahnhofes ein Brand
aus, der einen Teil der Gebäude ſowie eine Anzahl
Waggons einäſcherte.
* Selbſtmorde im Juli 1905. Im Juli
l. J. haben ſich im Wiener Polizeirayon 41 Per-
ſonen, davon 13 weiblichen Geſchlechtes, das Leben
genommen, und zwar 15, davon 2 Frauen, durch
Erſchießen, 15, davon 3 Frauen, durch Erhängen,
5, davon 3 Frauen, durch Gift, 1 Mann und 4
Frauen durch Ertränken und 1 Frau durch Sturz
von der Höhe. Im Juni l. J. zählte man 34, im
Juli v. J. 44 Selbſtmorde.
* Im Ordinationszimmer geſtorben. Der
Maſchinenmeiſter Joſef Wittmer, Johnſtraße Nr. 21
wohnhaft, iſt Samstag abends im Ordinations-
zimmer des genoſſenſchaftlichen Krankenkaſſenarztes
Dr. Frey plötzlich geſtorben.
* Ein attackierter Juſtizſoldat. Ein Juſtiz-
ſoldat hatte einen Arreſtanten, den vielfach ſchon
beſtraften Heinrich Werſtadt, in das Bezirksgericht
Favoriten zu bringen. Als dieſe Eskorte eben beim
Hauſe Favoritenſtraße 61 vorüberkam, ſtürzten ſich
plötzlich zwei Männer auf den Soldaten, um den
Arreſtanten zu befreien; es entſtand ein heftiger
Kampf, in dem jedoch der Juſtizſoldat Sieger blieb.
Die Genoſſen des Verhafteten, zwei oft beſtrafte
Individuen mit Namen Soukup und Grimmel,
wurden dem Landesgerichte eingeliefert.
* Eine Jubiläumsſtiftung. Die Hof- und
Kammerlieferanten haben beſchloſſen, anläßlich des
75. Geburtsfeſtes unſeres Kaiſers eine Stiftung zu
ſchaffen, aus der arbeitsunfähig gewordene Ange-
ſtellte von Hof- und Kammerlieferanten unterſtützt
werden ſollen.
* Eine teure Zeche. Aus Paris wird uns
geſchrieben: Dem Schah von Perſien, der dieſer
Tage die franzöſiſche Hauptſtadt verlaſſen hat, wird
Paris in nicht allzu angenehmer Erinnerung bleiben.
So wie hier, wird man noch ſelten irgendwo ver-
ſucht haben, ihn zu prellen. Bei einer ſeiner
Wagenfahrten ins Bois de Boulogne, kehrte er in
einem Etabliſſement ein und trank ſamt Suite Tee;
darauf verrechnet der Kellner ihm 150 Franks, alſo
120 Kronen. Der perſiſche Zahlmeiſter legte ihm
jedoch ruhig drei Louisd’or hin, indem er lächelnd
ſagte: „Eine Taſſe Tee iſt nicht mehr wert als
zwei Franks (1 Krone 60 Heller). Wir ſind 20
Perſonen, das macht 40 Franken. Die übrigen 20
Franken ſind Trinkgeld!“ — Der Pariſer Kellner
war über dieſes kleine Trinkgeld ſehr ungehalten.
* Die Folgen eines Erdbebens. Aus Kan-
gra in Indien wird berichtet, daß durch einen
Bergrutſch ein großer, zwei bis drei engliſche Meilen
langer See gebildet ſei. Nach dem Erdbeben im
April iſt der Abfluß des Beas River ſo verſtaut,
daß eine Seebildung die notwendige Folge war. Der
große Waſſerzufluß droht nun die in aller Eile er-
richteten Dämme zu zerreißen und die Dörfer zu
vernichten. Eine Telegraphenſtation wurde errichtet,
um ſofortige Nachrichten über eine eventuelle Kata-
ſtrophe geben zu können. Wachtpoſten wurden auf-
geſtellt, die durch Raketenſignale die Dorfbewohner
im Falle der Gefahr warnen ſollen. Derartige
Bildungen von Seen wurden in den Himalayatälern
namentlich ſchon öfters beobachtet und haben bereits
eine große Anzahl von Menſchenleben gefordert.
Im Jahre 1893 fiel bei Gohna faſt der ganze
Maſthanahügel in den Fluß und bildete ſo einen
großen, tiefen See. Ein Jahr ſpäter durchbrach der
See den Damm. Aber auch damals hatte die eng-
liſche Regierung Vorſichtsmaßregeln getroffen, ſo daß
trotz großer Verwüſtungen kein Menſchenleben zu be-
klagen war.
* Die Hitze und das Pflaſter. In ſehr
vielen Wiener Straßen konnte man in den letzten
Tagen die Wahrnehmung machen, daß das Asphalt-
und Holzſtöckelpflaſter unter der Einwirkung der Hitze
ganz weich geworden iſt, ſo daß man wie auf einem
Sumpfboden geht. In der Aula der Wiener
Univerſität hat ſich ſogar das Steinpflaſter in be-
trächtlicher Ausdehnung geworfen und wird ganz
friſch eingepaßt werden müſſen.
* Ein geſtohlenes Fahrrad. Am Samstag
mittags wurde im 1. Bezirk, Schottengaſſe 2, ein
modernes Fahrrad (Greger-Modell) weiß emailliert,
Knopfbremſe mit voller Zahnradſcheibe und geätztem
Namen („Hubert Proſſer, Wien“) geſtohlen. Rad-
fahrer wie auch das Publikum werden erſucht, den
Raddieb, der im Beſitze dieſes Rades betroffen wird,
eventuell aufzuhalten. Dem Zuſtandebringer des
Rades wird eine Belohnung zugeſichert.
* Tödlicher Sturz. Heute früh putzte die Magd
Marie Jakumović auf dem Gange des zweiten
Stockes in der Berggaſſe Nr. 11 Kleider. Ein Wind-
ſtoß ſchlug die offengelaſſene Tür zu und da die
Magd den Schlüſſel nicht angeſteckt hatte, wollte ſie
vom Gangfenſter aus, welches eine Ecke bildet, auf
das anſtoßende Küchenfenſter ſteigen, um in die Küche
zu gelangen. Sie ſtürzte jedoch in den Hofraum, er-
litt mehrfache Beinbrüche, einen Bruch des Schädel-
grundes und Brüche der Ober- und Unterkiefer-
knochen. Das Mädchen ſtarb, bevor der Transport
in das Allgemeine Krankenhaus durchgeführt werden
konnte.
* Landes-Feuerwehrtag. Man depeſchiert uns
aus Gmünd: In der geſtrigen Hauptſitzung des
19. niederöſterreichiſchen Landes-Feuerwehrtages in
Gmünd, dem unter anderen die Abgeordneten Fiſſel-
thaler und K. Schwarz beiwohnten, führte Landes-
ausſchuß Mayer aus, wie ſehr der Landesausſchuß
und der Landtag dem Feuerwehrweſen wohlgeſinnt
ſind; ein Beweis ſeien wohl in erſter Linie die mit
großen Koſten durchgeführte Haftpflichtverſicherung,
dann die Projekte der Stiftung eines Ehrenzeichens,
Ausgeſtaltung des Telephons im Rettungsdienſte ꝛc.
Schließlich warnte der Redner die Anweſenden, ſich
nicht zu teuren Beſtellungen verleiten zu laſſen. Es
ſprachen dann noch Bezirkshauptmann Fiſche, Ge-
meinderat Plöſchl (Gmünd), dann wurden die Wahlen
in den Ausſchuß des Landes-Feuerwehrverbandes mit
folgendem Reſultat vorgenommen: Aus dem Landes-
gerichtsſprengel Wien: Johann Pfeiffer (Hernals),
A. J. Agnedter (Bruck); Kreisgerichtsſprengel Kor-
neuburg: Reutter (Ravelsbach), K. Schmid (Rabens-
burg); Sprengel Wiener-Neuſtadt: J. Schwarz
(Wiener-Neuſtadt), F. Kramlinger (Neunkirchen);
Sprengel Krems: J. Mitterbauer (Krems), J. Meindl
(Gmünd); Sprengel St. Pölten: J. Eberſtaller
(Ybbs), K. Malzadner (Lilienfeld). Aus dem Plenum
wurden gewählt: Profeſſor K. Schneck (St. Pölten),
Dr. A. Prüfer (Wiener-Neuſtadt), J. Baumann
(Leopoldau), J. Kirchner (Horn) und L. Berger
(Kloſterneuburg).
Wetter.
* Wetterprognoſe. Veränderliches Wetter
mit Niederſchlägen, mehr oder weniger windig,
mäßig warm. Beſſeres aber noch nicht beſtändiges
Wetter in Ausſicht.
Wetterbericht vom 7. Auguſt. Der hohe
Druck hält ſich im Weſten, der niedrige im Oſten.
Das Wetter iſt im Weſten meiſt trüb, regneriſch
mit ſehr großen Niederſchlägen mit Gewittern und
kühl. Im Oſten heiter und ſehr warm.
Morgens 7 Uhr melden: Prag 15·1°, Krakau
21·6°, Lemberg 22·1°, Bregenz 13·4°, Iſchl 13·0°,
Wien 16·8°, Graz —·—°, Klagenfurt 12·7°, Ofen-
Peſt 19·1°, Hermannſtadt 27·2°, Szegedin 18·9°,
Sarajevo 17·7°, Leſina 24·0°, Trieſt 19·8°, Riva
15.0°, Obir 4·5°, Schmittenhöhe 2·3°, Sonnblick
3·2°, Schneeberg 11·4°, Semmering —·—°, Glockner-
haus 4·0° Celſius. — Die Adria iſt leicht bewegt.
Niederöſterreich. Neues aus Baden. Man
ſchreibt uns: Die Frequenz des Kurortes Baden
ſteigt täglich. Die letzte Kurliſte vom 1. Auguſt ver-
zeichnet die ſtattliche Ziffer 17.422. Insbeſondere
zeigt ein Vergleich mit den letzten Jahren, daß die
Frequenzziffern dieſes Jahres die der Vorjahre weit
übertroffen. — Auch die politiſchen Verhältniſſe des
Kurortes ſcheinen ſich günſtiger geſtalten zu wollen.
Der Deutſchradikale Herzog iſt ſichtlich beim Ab-
wirtſchaften angelangt. Für letzten Sonntag hatte er
ſeine Anhänger zu einer Verſammlung geladen. Sie
erſchienen vollzählig, nämlich — zwei Mann ſtark.
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(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
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