Reichspost. Nr. 212, Wien, 18.09.1906.[Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaktion, Administration, Stadtexpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inserate Abonnements werden ange- Erscheint täglich 6 Uhr na[ch] [Spaltenumbruch] Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Österreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreise: Einzelne Nummern 8 h, per Poh Bei Abholung in unserer Administra- Für Österreich-Ungarn: Für Deutschland: Länder des Welipostvereines: Telephon 18082. XIII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 18. September 1906. Nr. 212. [Spaltenumbruch] Die Früchte der Koalitions- herrschaft. (Von einem Mitarbeiter in Ober-Ungarn.) Daß mit der Uebernahme der Regierung durch Als wähend der letzten Reichstagswahlen ein In dem nördlichsten, ärmsten, rein slovakisch- Wozu sich in dem magyarischen Freiheitslande Auf einer größeren oberungarischen Bahnstation Die schlimmste von allen Heimsuchungen ist [Spaltenumbruch] Feuilleton. Nachdruck verboten. Heinrich Laube -- zu seinem hundertsten Geburtstag. Laubes Lbensgeschichte ist ein Spiegel seiner Zeit. Heinrich Laube war am 18. September 1806 in Im Jahre 1839 bereiste Laube Frankreich und Noch im selben Jahre wurde Laube durch die Als Schriftsteller hat sich Laube auf verschiedenen [Abbildung] Die beutige Nummer ist 12 Seiten stark. [Abbildung] [Spaltenumbruch]
Preis 8 h Redaktion, Adminiſtration, Stadtexpedition I., Wollzeile 11 Unfrankierte und nicht genügend Inſerate Abonnements werden ange- Erſcheint täglich 6 Uhr na[ch] [Spaltenumbruch] Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Preis 8 h Bezugspreiſe: Einzelne Nummern 8 h, per Poh Bei Abholung in unſerer Adminiſtra- Für Öſterreich-Ungarn: Für Deutſchland: Länder des Welipoſtvereines: Telephon 18082. XIII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 18. September 1906. Nr. 212. [Spaltenumbruch] Die Früchte der Koalitions- herrſchaft. (Von einem Mitarbeiter in Ober-Ungarn.) Daß mit der Uebernahme der Regierung durch Als wähend der letzten Reichstagswahlen ein In dem nördlichſten, ärmſten, rein ſlovakiſch- Wozu ſich in dem magyariſchen Freiheitslande Auf einer größeren oberungariſchen Bahnſtation Die ſchlimmſte von allen Heimſuchungen iſt [Spaltenumbruch] Feuilleton. Nachdruck verboten. Heinrich Laube — zu ſeinem hundertſten Geburtstag. Laubes Lbensgeſchichte iſt ein Spiegel ſeiner Zeit. Heinrich Laube war am 18. September 1806 in Im Jahre 1839 bereiſte Laube Frankreich und Noch im ſelben Jahre wurde Laube durch die Als Schriftſteller hat ſich Laube auf verſchiedenen [Abbildung] Die beutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark. [Abbildung] <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#b">Preis 8 <hi rendition="#aq">h</hi> </hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Redaktion, Adminiſtration,<lb/> Expedition und Druckerei:</hi><lb/><hi rendition="#aq">VIII.,</hi><hi rendition="#g">Strozzigaſſe</hi> 41.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p><hi rendition="#b">Stadtexpedition</hi><hi rendition="#aq">I.,</hi> Wollzeile <hi rendition="#b">11</hi><lb/> Zeitungsbureau <hi rendition="#b">H. 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Zur Illiſtrierung wollen wir einige Fälle aus<lb/> der jüngſten Vergangenheit anführen.</p><lb/> <p>In dem nördlichſten, ärmſten, rein ſlovakiſch-<lb/> polniſchen Komitate Arva liegt das ſlovakiſche<lb/> Dörfchen Zubcec; es zählt rund 1000 Einwohner. Das-<lb/><cb/> ſelbe erhielt einen Lehrer, der ein Kernmagyare von Ge-<lb/> burt, kein Wort Slovakiſch verſteht. Seine Lehrmethode<lb/> war nun in dem Konſumvereine der genannten Gemeinde<lb/> Gegenſtand einer Kritik und ein gewiſſer Julius<lb/> Banjari äußerte darin, einen ſolchen Lehrer, der ſich<lb/> mit den Schulkindern nicht verſtändigen könne und<lb/> dieſelben noch obendrein unbarmherzig prügle, ſollte<lb/> man aus der Schule jagen. Der Mann hatte im<lb/> Grunde recht, in Ungarn war es aber ſehr unbe-<lb/> dacht, ſolche Worte auszuſprechen. Seine Aeußerung<lb/> brachte Banjari vor das Roſenberger Gericht, wo ſie<lb/> ihm dieſer Tage wegen „Aufreizung“ drei Monate<lb/> Staatsgefängnis, eine Geldſtrafe und Deckung der<lb/> Gerichtskoſten eintrug.</p><lb/> <p>Wozu ſich in dem magyariſchen Freiheitslande<lb/> ſelbſt die kleinſten Beamten verſteigen, das zeigt ein<lb/> Fall, der ſich am 8. September in der Gemeinde<lb/> Novotj zugetragen hat. Der Reichstags-Abgeordnete<lb/> Szycak berief in das Haus, beziehungsweiſe den Hof<lb/> eines Parteigängers ſeine Wähler ein, um. ihnen<lb/> einen Rechenſchaftsbericht zu erſtatten. Einige Schritte<lb/> vor ihm ſtellten ſich zu Beginn der Verſammlung<lb/> Gendarmen auf, ſeitwärts aber ein Notär, mit<lb/> einem Stock bewaffnet. Der Abgeordnete hatte kaum<lb/> ſeine Rede angefangen und einige harmloſe Redens-<lb/> arten vorgebracht, als <supplied>er v</supplied>om Notär mit der Be-<lb/> merkung unterbrochen wurde, daß er dem Abgeordneten<lb/> das Wort entziehe und die Verſammlung ſchließe,<lb/> weil der Abgeordnete gegen die Behörden aufreize.<lb/> Jeder Einwand, daß nicht das leiſeſte darauf hin-<lb/> deutende Wort gefallen ſei, war vergebens. Mit der<lb/> Berichterſtattung des ſlovakiſchen Abgeordneten war<lb/> es zu Ende ... Dazu kommen noch die immer-<lb/> währenden Einſchüchterungen des Volkes durch<lb/> Tendenzprozeſſe und ſtrenge Verhöre. Oft ſtehen in<lb/> Roſenberg ganze Scharen „Angeklagter“ vor dem<lb/><cb/> Hauſe des Bezirkshauptmannes. So ſetzt man die<lb/> Dörfer harmloſer Menſchen in Furcht und Schrecken<lb/> vor der Allgewalt des neuen Regimes.</p><lb/> <p>Auf einer größeren oberungariſchen Bahnſtation<lb/> ſprach kürzlich ein Slovak einen Beamten der Eiſen-<lb/> bahn in ſlovakiſcher Sprache an Dieſer wurde ganz<lb/> verlegen, führte den Bekannten auf die Seite und<lb/> ſprach: „Ich bitte Sie, mich nicht ſlovakiſch anzu-<lb/> ſprechen. Wenn dies mein Vorgeſetzter hört, ſo werde<lb/> ich mit 4 Kronen geſtraft.“ So etwas geſchieht auf<lb/> einem Territorium, auf dem zwei Millionen Slovaken<lb/> in dichten Maſſen beiſammen wohnen.</p><lb/> <p>Die ſchlimmſte von allen Heimſuchungen iſt<lb/> aber die Verwirrung, welche die unteren Schichten<lb/> des Volkes dadurch ergriffen hat, daß ſie die an<lb/> ihrer Seite ſtehenden Seelſorger verfolgt,<lb/> diszipliniert, zum Schweigen verurteilt ſieht. Das<lb/> Volk wird vielfach irre an der Unabhängigkeit der<lb/> kirchlichen Adminiſtration und gerät dadurch unter<lb/> verhängnisvolle Einflüſſe. Was ſich jetzt in Nord-<lb/> ungarn vorbereitet, die Verführung dieſes ſchlichten,<lb/> argloſen Volkes zur Sozialdemokratie, iſt eine Er-<lb/> ſcheinung, die leider nicht erklärt werden kann ohne<lb/> das viele Unrecht, das hier aufgehäuft worden iſt.<lb/> Es ſei hier nur ein kennzeichnender Fall angeführt:<lb/> Unter der Leitung des früheren Preßburger Kaplans,<lb/> des jetzigen Reichstagsabgeordneten Dr. Jehlicka,<lb/> erſtarkte die chriſtliche Arbeiterbewegung in Preß-<lb/> burg derart, daß die von dem katho-<lb/> liſchen Arbeiterverein gemieteten Lokalitäten<lb/> zu klein wurden. Es wurde ſogar in der Vorſtadt<lb/> Blumental eine Filiale für die ſlovakiſchen Arbeiter<lb/> eröffnet. Dr. Jehlička wurde nun in eine rein ma-<lb/> gyariſche Gemeinde verſetzt, da man ihn politiſch<lb/> lahmlegen wollte. 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Seit 1832 lebte er in Leipzig als unab-<lb/> hängiger Schriftſteller. Seine Sympathie für die Rück-<lb/> wirkung der Julirevolution auf Deutſchland zog ihm<lb/> eine Unterſuchung zu, auch wurde er in die Demagogen-<lb/> affaire verwidelt und ſo wurde er 1834 in Leipzig ver-<lb/> haftet — er <supplied>w</supplied>ar eben mit Gutzkow von einer Reiſe aus<lb/> Italien zurüchekehrt, aus Sachſen ausgewieſen und in<lb/> Berlin in der Hausvogtei neun Monate gefangen ge-<lb/> halten. Seine politiſchen Anſichten aus dieſer Zeit<lb/> enthält der ſtürmiſche Roman „Das junge Europa“,<lb/> der von 1833 bis 1837 in fünf Bänden erſchien. Der<lb/> Roman gliedert ſich in drei Teile: Die Poeten, die<lb/> Krieger und die Bürger. Im erſten Teile legt er ſeine<lb/><cb/> revolutionären Lebensanſichten dar. Er hält die<lb/> Inſtitutionen der Kirche und des Staates für<lb/> völlig veraltet und verderbt. Sie müſſen umgeſtaltet<lb/> oder ausgerottet werden. Ueber die Mittel und Wege<lb/> dieſer Welterneuerung war Laube ſich ebenſowenig im<lb/> klaren wie die zahlloſen Unzufriedenen unter ſeinen<lb/> Zeitgenoſſen. Zu einem zuſammenhängenden Syſtem<lb/> hat er es nie gebracht. Nach ſeiner Freilaſſung lebte<lb/> Laube mehrfach auf Reiſen. Im Jahre 1836 vermählte<lb/> er ſich mit der Witwe des Profeſſors Hänel in<lb/> Leipzig. Seine Frau folgte ihm, eine rechte<lb/> Lebensgenoſſin, nach Muskau in die Kerkerhaft, als<lb/> er nach kurzer Zeit von den preußiſchen Gerichten zu<lb/> einjähriger Haft verurteilt wurde; weil er in einer<lb/> Geſchichte Polens gegen den ruſſiſchen Kaiſer heftige<lb/> Anklagen erhoben hatte. Einige Jahre vorher hatte<lb/> er in Heidelberg auf Grund eben dieſer Schrift den<lb/> philoſophichen Doktorgrad erworben. Eine Frucht ſeines<lb/> Aufenthaltes in Muskau war ſeine Geſchichte<lb/> der deutſchen Literatur, die 1840 in vier Bänden<lb/> erſchien. Im Jahre 1838 griff er mit einer anonymen<lb/> Broſchüre „Görres und Athanaſius“ in die großen<lb/> kirchenpolitiſchen Wirren ein, die 1837 durch die empör-<lb/> enden Gewaltmaßregeln der preußiſchen Regierung gegen<lb/> den edlen Kölner Erbiſchof Droſte-Viſchering verurſacht<lb/> worden waren. Joſef v. Görres, der alte Vorkämpfer<lb/> für Freiheit und Recht, hatte darauf mit ſeinem Atha-<lb/> naſius ganz Deutſchland für die katholiſche Sache ent-<lb/> flammt.</p><lb/> <p>Im Jahre 1839 bereiſte Laube Frankreich und<lb/> Algier und ließ ſich dann in Leipzig nieder. Als er<lb/> neun Jahre ſpäter vom böhmiſchen Wahlkreiſe Elbogen<lb/> in die deutſche Nationalverſammlung entſandt wurde,<lb/> hielt er zur erbkaiſerlichen Partei. Sein politiſches<lb/> Programm war im Laufe der Jahre ein ganz anderes<lb/> geworden. Seine Parteigängerſchaft für Heine war<lb/><cb/> längſt vorbei, er zog ſich von Jungdeutſchland zurück.<lb/> In ſeinem Roman „Das junge Europa“ zeigt ſich in<lb/> den ſpäteren Teilen ſeine allmähliche innere Entwick-<lb/> lung. Vom feurigſten Umſturz kam er ſchließlich zur<lb/> kühlſten Auffaſſung der beſtehenden Verhältniſſe.<lb/> Wie die Stürmer und Dränger, wie die Romantiker,<lb/> ſo kehrte eben auch Laube im reiferen Alter zu<lb/> gemäßigterer Lebensanſchauung zurück. Das iſt ja<lb/> eine pſychologiſche Metamorphoſe, die man bei vielen<lb/> Männern beobachten kann; als Feuerköpfe ſtürmen<lb/> ſie hinaus in das Leben und gelangen dann<lb/> erſt langſam zur Beſonnenheit. Dem großen Görres,<lb/> dem Max Klinger und unſeren Weimarer Klaſſikern<lb/> iſt es genau ſo ergangen, Laube geriet bezüglich der<lb/> Kaiſerfrage mit ſeinen Wählern in Widerſpruch und<lb/> trat daher im März 1849 von ſeiner Wahlſendung<lb/> zurück. Sein Buch „Das erſte deutſche Parlament“<lb/> (1849, 3 Bände) ſchildert die Ereigniſſe jener bewegten<lb/> Tage.</p><lb/> <p>Noch im ſelben Jahre wurde Laube durch die<lb/> Vermittlung des öſterreichiſchen Reichsminiſters<lb/> v. Schmerling als Direktor des Hofburgtheaters nach<lb/> Wien berufen. Damit begann ein neuer Abſchnitt in<lb/> ſeinem an Wechſelfällen reichen Leben. In den<lb/> Jahren 1849 bis 1867 leitete Laube das Wiener Burg-<lb/> theater. Von 69 bis 70 war er in Leipzig Direktor<lb/> des dortigen Stadttheaters, dann kehrte er wieder<lb/> nach Wien zurück. Im Jahre 1872 veranlaßte er die<lb/> Gründung des Wiener Stadttheaters, das er von<lb/> 72 bis 79 leitete. In Wien ſtarb er auch am<lb/> 1. Auguſt 1884.</p><lb/> <p>Als Schriftſteller hat ſich Laube auf verſchiedenen<lb/> Gebieten der Literatur verſucht. Der Roman und die<lb/> Novelle wie das Drama lockten ihn in gleicher Weiſe.<lb/> Er beſaß große Anmut des Stils, geiſtige Gewandtheit<lb/> und lebendige Phantaſie. Er war kein ſchöpferiſches</p> </div> </div><lb/> <note> <ref> <hi rendition="#c"> <figure/> <hi rendition="#b">Die beutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.</hi> <figure/> </hi> </ref> </note><lb/> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
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Redaktion, Adminiſtration,
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VIII., Strozzigaſſe 41.
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frankierte Brieſe werden nicht ange-
nommen; Manuſkripte werden nicht
zurückgeſtellt. Unverſchloſſene Rekla-
mationen ſind portofrei.
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werden im Ankündigungs-
Bureau VIII., Strozzigaſſe 41,
ſowie in allen Annoncenbureaux
des In- und Auslandes angenommen.
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nommen außer in den Expeditionen
bei J. Heindl, I., Stephansplatz 7.
Erſcheint täglich 6 Uhr nach
mittags, mit Ausnahme der Sonn-
und Feiertage.
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Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Öſterreich-Ungarns.
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Für Wien mit Zuſtellung ins Haus
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vierteljährig 12 K oder 10 Mark.
Telephon 18082.
XIII. Jahrgang. Wien, Dienstag, 18. September 1906. Nr. 212.
Die Früchte der Koalitions-
herrſchaft.
(Von einem Mitarbeiter in Ober-Ungarn.)
Daß mit der Uebernahme der Regierung durch
die magyariſche Koalition für die Nationalitäten
Ungarns eine neue Periode noch größerer Leiden
beginne, daß wußte jeder vorurteilsloſe Beobachter
unſeres öffentlichen Lebens. Aber wenigſtens hoffte
man allgemein, daß mit der Vernichtung der durch
und durch korrupten liberalen Partei reinere Elemente
zur Geltung kommen und damit gegenüber dem
jüdiſch-freimaureriſchen Geiſte der liberalen Aera
leichter der chriſtliche Gedanke zum Durchbruche ge-
langen werde. Die Leitung der Wahlen in den
Nationalitätengebieten und alle bisherigen Taten der
jetzigen Machthaber bezeugen aber, daß alles verſinkt
in den Gelüten eines bis zur Glühhitze erhitzten
Chauvinismus.
Als wähend der letzten Reichstagswahlen ein
hervorragende Magyare hörte, welchen Vandalismus
ſich die Neutaer Behörden und Liberalen, die nun-
mehr Koſſuhiſten geworden ſind, den Slovaken
gegenüber erlaubten, da meinte er mit gelaſſener
Offenheit: „Den Nationalitäten gegenüber halte ich
jedes Mitte für erlaubt und ich glaube, daß die
magyariſche Geſellſchaft mir darin Recht geben
wird.“ Die Ausrottung der Nichtmagyaren auf
allen Gebietet, das ſcheint jetzt in der Tat das zu-
nächſt angeſtrbte Ziel der magyariſchen Politik zu
ſein. Zur Illiſtrierung wollen wir einige Fälle aus
der jüngſten Vergangenheit anführen.
In dem nördlichſten, ärmſten, rein ſlovakiſch-
polniſchen Komitate Arva liegt das ſlovakiſche
Dörfchen Zubcec; es zählt rund 1000 Einwohner. Das-
ſelbe erhielt einen Lehrer, der ein Kernmagyare von Ge-
burt, kein Wort Slovakiſch verſteht. Seine Lehrmethode
war nun in dem Konſumvereine der genannten Gemeinde
Gegenſtand einer Kritik und ein gewiſſer Julius
Banjari äußerte darin, einen ſolchen Lehrer, der ſich
mit den Schulkindern nicht verſtändigen könne und
dieſelben noch obendrein unbarmherzig prügle, ſollte
man aus der Schule jagen. Der Mann hatte im
Grunde recht, in Ungarn war es aber ſehr unbe-
dacht, ſolche Worte auszuſprechen. Seine Aeußerung
brachte Banjari vor das Roſenberger Gericht, wo ſie
ihm dieſer Tage wegen „Aufreizung“ drei Monate
Staatsgefängnis, eine Geldſtrafe und Deckung der
Gerichtskoſten eintrug.
Wozu ſich in dem magyariſchen Freiheitslande
ſelbſt die kleinſten Beamten verſteigen, das zeigt ein
Fall, der ſich am 8. September in der Gemeinde
Novotj zugetragen hat. Der Reichstags-Abgeordnete
Szycak berief in das Haus, beziehungsweiſe den Hof
eines Parteigängers ſeine Wähler ein, um. ihnen
einen Rechenſchaftsbericht zu erſtatten. Einige Schritte
vor ihm ſtellten ſich zu Beginn der Verſammlung
Gendarmen auf, ſeitwärts aber ein Notär, mit
einem Stock bewaffnet. Der Abgeordnete hatte kaum
ſeine Rede angefangen und einige harmloſe Redens-
arten vorgebracht, als er vom Notär mit der Be-
merkung unterbrochen wurde, daß er dem Abgeordneten
das Wort entziehe und die Verſammlung ſchließe,
weil der Abgeordnete gegen die Behörden aufreize.
Jeder Einwand, daß nicht das leiſeſte darauf hin-
deutende Wort gefallen ſei, war vergebens. Mit der
Berichterſtattung des ſlovakiſchen Abgeordneten war
es zu Ende ... Dazu kommen noch die immer-
währenden Einſchüchterungen des Volkes durch
Tendenzprozeſſe und ſtrenge Verhöre. Oft ſtehen in
Roſenberg ganze Scharen „Angeklagter“ vor dem
Hauſe des Bezirkshauptmannes. So ſetzt man die
Dörfer harmloſer Menſchen in Furcht und Schrecken
vor der Allgewalt des neuen Regimes.
Auf einer größeren oberungariſchen Bahnſtation
ſprach kürzlich ein Slovak einen Beamten der Eiſen-
bahn in ſlovakiſcher Sprache an Dieſer wurde ganz
verlegen, führte den Bekannten auf die Seite und
ſprach: „Ich bitte Sie, mich nicht ſlovakiſch anzu-
ſprechen. Wenn dies mein Vorgeſetzter hört, ſo werde
ich mit 4 Kronen geſtraft.“ So etwas geſchieht auf
einem Territorium, auf dem zwei Millionen Slovaken
in dichten Maſſen beiſammen wohnen.
Die ſchlimmſte von allen Heimſuchungen iſt
aber die Verwirrung, welche die unteren Schichten
des Volkes dadurch ergriffen hat, daß ſie die an
ihrer Seite ſtehenden Seelſorger verfolgt,
diszipliniert, zum Schweigen verurteilt ſieht. Das
Volk wird vielfach irre an der Unabhängigkeit der
kirchlichen Adminiſtration und gerät dadurch unter
verhängnisvolle Einflüſſe. Was ſich jetzt in Nord-
ungarn vorbereitet, die Verführung dieſes ſchlichten,
argloſen Volkes zur Sozialdemokratie, iſt eine Er-
ſcheinung, die leider nicht erklärt werden kann ohne
das viele Unrecht, das hier aufgehäuft worden iſt.
Es ſei hier nur ein kennzeichnender Fall angeführt:
Unter der Leitung des früheren Preßburger Kaplans,
des jetzigen Reichstagsabgeordneten Dr. Jehlicka,
erſtarkte die chriſtliche Arbeiterbewegung in Preß-
burg derart, daß die von dem katho-
liſchen Arbeiterverein gemieteten Lokalitäten
zu klein wurden. Es wurde ſogar in der Vorſtadt
Blumental eine Filiale für die ſlovakiſchen Arbeiter
eröffnet. Dr. Jehlička wurde nun in eine rein ma-
gyariſche Gemeinde verſetzt, da man ihn politiſch
lahmlegen wollte. Nun verfiel die chriſtliche Arbeiter-
bewegung in Preßburg. Es fand ſich keine geeignete
Feuilleton.
Nachdruck verboten.
Heinrich Laube — zu ſeinem hundertſten
Geburtstag.
Von Dr. W. Oehl.
Laubes Lbensgeſchichte iſt ein Spiegel ſeiner Zeit.
Er wurde geboren, als die deutſche Romantik noch in
voller Blüte ſtand; ſeine Knabenzeit fiel in die
ſtürmiſchen Tage der Befreiungskriege; als Jüngling
ſah er die Reaktion und die Brutalitäten der Dema-
gogenhetze: der junge Mann warf ſich daher den
kecken Phantaſien der jungdeutſchen Bewegung mit
Begeiſterung in die Arme, um ſich freilich dieſem zügel-
loſen Ueberſchwung allmählich zu entfremden, bis er
endlich nach niederholter politiſcher Kerkerhaft in den
ruhigen Hafen konſervativer Lebenskunſt einlief.
Heinrich Laube war am 18. September 1806 in
Schleſien zu Sprottau geboren. Seine Schulbildung
genoß er auf den Gymnaſien in Glogau und
Schweidnitz. In Halle und Breslau ſtudierte er
Theologie. Seit 1832 lebte er in Leipzig als unab-
hängiger Schriftſteller. Seine Sympathie für die Rück-
wirkung der Julirevolution auf Deutſchland zog ihm
eine Unterſuchung zu, auch wurde er in die Demagogen-
affaire verwidelt und ſo wurde er 1834 in Leipzig ver-
haftet — er war eben mit Gutzkow von einer Reiſe aus
Italien zurüchekehrt, aus Sachſen ausgewieſen und in
Berlin in der Hausvogtei neun Monate gefangen ge-
halten. Seine politiſchen Anſichten aus dieſer Zeit
enthält der ſtürmiſche Roman „Das junge Europa“,
der von 1833 bis 1837 in fünf Bänden erſchien. Der
Roman gliedert ſich in drei Teile: Die Poeten, die
Krieger und die Bürger. Im erſten Teile legt er ſeine
revolutionären Lebensanſichten dar. Er hält die
Inſtitutionen der Kirche und des Staates für
völlig veraltet und verderbt. Sie müſſen umgeſtaltet
oder ausgerottet werden. Ueber die Mittel und Wege
dieſer Welterneuerung war Laube ſich ebenſowenig im
klaren wie die zahlloſen Unzufriedenen unter ſeinen
Zeitgenoſſen. Zu einem zuſammenhängenden Syſtem
hat er es nie gebracht. Nach ſeiner Freilaſſung lebte
Laube mehrfach auf Reiſen. Im Jahre 1836 vermählte
er ſich mit der Witwe des Profeſſors Hänel in
Leipzig. Seine Frau folgte ihm, eine rechte
Lebensgenoſſin, nach Muskau in die Kerkerhaft, als
er nach kurzer Zeit von den preußiſchen Gerichten zu
einjähriger Haft verurteilt wurde; weil er in einer
Geſchichte Polens gegen den ruſſiſchen Kaiſer heftige
Anklagen erhoben hatte. Einige Jahre vorher hatte
er in Heidelberg auf Grund eben dieſer Schrift den
philoſophichen Doktorgrad erworben. Eine Frucht ſeines
Aufenthaltes in Muskau war ſeine Geſchichte
der deutſchen Literatur, die 1840 in vier Bänden
erſchien. Im Jahre 1838 griff er mit einer anonymen
Broſchüre „Görres und Athanaſius“ in die großen
kirchenpolitiſchen Wirren ein, die 1837 durch die empör-
enden Gewaltmaßregeln der preußiſchen Regierung gegen
den edlen Kölner Erbiſchof Droſte-Viſchering verurſacht
worden waren. Joſef v. Görres, der alte Vorkämpfer
für Freiheit und Recht, hatte darauf mit ſeinem Atha-
naſius ganz Deutſchland für die katholiſche Sache ent-
flammt.
Im Jahre 1839 bereiſte Laube Frankreich und
Algier und ließ ſich dann in Leipzig nieder. Als er
neun Jahre ſpäter vom böhmiſchen Wahlkreiſe Elbogen
in die deutſche Nationalverſammlung entſandt wurde,
hielt er zur erbkaiſerlichen Partei. Sein politiſches
Programm war im Laufe der Jahre ein ganz anderes
geworden. Seine Parteigängerſchaft für Heine war
längſt vorbei, er zog ſich von Jungdeutſchland zurück.
In ſeinem Roman „Das junge Europa“ zeigt ſich in
den ſpäteren Teilen ſeine allmähliche innere Entwick-
lung. Vom feurigſten Umſturz kam er ſchließlich zur
kühlſten Auffaſſung der beſtehenden Verhältniſſe.
Wie die Stürmer und Dränger, wie die Romantiker,
ſo kehrte eben auch Laube im reiferen Alter zu
gemäßigterer Lebensanſchauung zurück. Das iſt ja
eine pſychologiſche Metamorphoſe, die man bei vielen
Männern beobachten kann; als Feuerköpfe ſtürmen
ſie hinaus in das Leben und gelangen dann
erſt langſam zur Beſonnenheit. Dem großen Görres,
dem Max Klinger und unſeren Weimarer Klaſſikern
iſt es genau ſo ergangen, Laube geriet bezüglich der
Kaiſerfrage mit ſeinen Wählern in Widerſpruch und
trat daher im März 1849 von ſeiner Wahlſendung
zurück. Sein Buch „Das erſte deutſche Parlament“
(1849, 3 Bände) ſchildert die Ereigniſſe jener bewegten
Tage.
Noch im ſelben Jahre wurde Laube durch die
Vermittlung des öſterreichiſchen Reichsminiſters
v. Schmerling als Direktor des Hofburgtheaters nach
Wien berufen. Damit begann ein neuer Abſchnitt in
ſeinem an Wechſelfällen reichen Leben. In den
Jahren 1849 bis 1867 leitete Laube das Wiener Burg-
theater. Von 69 bis 70 war er in Leipzig Direktor
des dortigen Stadttheaters, dann kehrte er wieder
nach Wien zurück. Im Jahre 1872 veranlaßte er die
Gründung des Wiener Stadttheaters, das er von
72 bis 79 leitete. In Wien ſtarb er auch am
1. Auguſt 1884.
Als Schriftſteller hat ſich Laube auf verſchiedenen
Gebieten der Literatur verſucht. Der Roman und die
Novelle wie das Drama lockten ihn in gleicher Weiſe.
Er beſaß große Anmut des Stils, geiſtige Gewandtheit
und lebendige Phantaſie. Er war kein ſchöpferiſches
[Abbildung]
Die beutige Nummer iſt 12 Seiten ſtark.
[Abbildung]
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