Reichspost. Nr. 219, Wien, 26.09.1899.Wien, Dienstag Reichspost 26. September 1899 219 [Spaltenumbruch] Wohlmuth und Charles und die Herren Pohl, Swoboda, Maier und Clement. -- Director Lischke steht betreffs des Aufsührungsrechtes des Schwankes "Die goldene Eva" für das Jantsch-Theater mit Herrn Director v. Bukovics und Herrn v. Schönthan in Unter- handlung. Frl. Paula Kurt wird in der Titelrolle debutiren. -- Kaiser Franz Joseph-Theater in Bern- dorf. Mittwoch, den 27. d., wird das vom Groß- -- Sarah Bernhardt trifft mit ihrem aus -- Der Singverein der Gesellschaft der Volkswirthschaftlicher Theil. Die Aufhebung des Mahlverkehres. Eine Neue Couponsbogen zu den A[c]tien der Oesterreichisch-ungarischen Bank. Im Sinne der Die ungarischen Eisenindustriellen haben die Roheisenpreise dieser Tage um 5% erhöht. Ungarische Maßregeln gegen die öster- reichische Zuckerfabrikation. Ein Beispiel un- Lottoziehungen vom 23. September. Linz 57 62 50 2 74 Triest 86 48 81 47 35 Bozen 36 59 9 70 5[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt] [Spaltenumbruch] (13) (Nachdruck verboten.) Gertrude Mannering. Geschichte eines Opfers. "Werde sein Weib, gib ihm nach, noch ist es Zeit, Mit einem plötzlichen entschiedenen Entschluß wies "O mein Gott, hilf mir! Kann ich denn eine Und das Gebet in der Klostercapelle, wo sie so Es war Tag und Lady Hunter saß an Gerty's Stanley war mit sämmtlichen Herren früh zur So wurde denn an Mr. Mannering telegraphirt, Eln kurzer Abschied bei den Damen, die ziemlich Ein kurzer thränenvoller Abschied von der Lady Mr. Mannering erwartete sie am Fuße der "Mein Liebling!" -- und der Vater ließ sie "Papa", flüsterte sie, als sie etwas ruhiger ge- Und als die schluchzenden Worte ihr entschlüpften, (Fortsetzung folgt.) [irrelevantes Material] Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. -- Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikisch, Wien. Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219 [Spaltenumbruch] Wohlmuth und Charles und die Herren Pohl, Swoboda, Maier und Clement. — Director Liſchke ſteht betreffs des Aufſührungsrechtes des Schwankes „Die goldene Eva“ für das Jantſch-Theater mit Herrn Director v. Bukovics und Herrn v. Schönthan in Unter- handlung. Frl. Paula Kurt wird in der Titelrolle debutiren. — Kaiſer Franz Joſeph-Theater in Bern- dorf. Mittwoch, den 27. d., wird das vom Groß- — Sarah Bernhardt trifft mit ihrem aus — Der Singverein der Geſellſchaft der Volkswirthſchaftlicher Theil. Die Aufhebung des Mahlverkehres. Eine Neue Couponsbogen zu den A[c]tien der Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank. Im Sinne der Die ungariſchen Eiſeninduſtriellen haben die Roheiſenpreiſe dieſer Tage um 5% erhöht. Ungariſche Maßregeln gegen die öſter- reichiſche Zuckerfabrikation. Ein Beiſpiel un- Lottoziehungen vom 23. September. Linz 57 62 50 2 74 Trieſt 86 48 81 47 35 Bozen 36 59 9 70 5[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt] [Spaltenumbruch] (13) (Nachdruck verboten.) Gertrude Mannering. Geſchichte eines Opfers. „Werde ſein Weib, gib ihm nach, noch iſt es Zeit, Mit einem plötzlichen entſchiedenen Entſchluß wies „O mein Gott, hilf mir! Kann ich denn eine Und das Gebet in der Kloſtercapelle, wo ſie ſo Es war Tag und Lady Hunter ſaß an Gerty’s Stanley war mit ſämmtlichen Herren früh zur So wurde denn an Mr. Mannering telegraphirt, Eln kurzer Abſchied bei den Damen, die ziemlich Ein kurzer thränenvoller Abſchied von der Lady Mr. Mannering erwartete ſie am Fuße der „Mein Liebling!“ — und der Vater ließ ſie „Papa“, flüſterte ſie, als ſie etwas ruhiger ge- Und als die ſchluchzenden Worte ihr entſchlüpften, (Fortſetzung folgt.) [irrelevantes Material] Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien. <TEI> <text> <body> <div type="jCulturalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0010" n="10"/><fw place="top" type="header">Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219</fw><lb/><cb/> Wohlmuth und Charles und die Herren Pohl, Swoboda,<lb/> Maier und Clement. — Director <hi rendition="#g">Liſchke</hi> ſteht betreffs<lb/> des Aufſührungsrechtes des Schwankes <hi rendition="#g">„Die goldene<lb/> Eva“</hi> für das Jantſch-Theater mit Herrn Director<lb/> v. <hi rendition="#g">Bukovics</hi> und Herrn v. <hi rendition="#g">Schönthan</hi> in Unter-<lb/> handlung. Frl. Paula <hi rendition="#g">Kurt</hi> wird in der Titelrolle<lb/> debutiren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Kaiſer Franz Joſeph-Theater in Bern-<lb/> dorf.</hi> </head> <p>Mittwoch, den 27. d., wird das vom Groß-<lb/> induſtriellen Arthur <hi rendition="#g">Krupp</hi> in <hi rendition="#g">Berndorf</hi> er-<lb/> richtete Theater in Anweſenheit des <hi rendition="#g">Kaiſers</hi> feier-<lb/> lich eröffnet. Se. Majeſtät wird vom Südbahnhofe in<lb/> einem Hofſeparatzuge, in welchem die Erzherzoge, Mi-<lb/> niſter und Hofwürdenträger die Reiſe mitmachen, nach<lb/> Berndorf fahren und dort um 2 Uhr 20 Minuten<lb/> eintreffen. Auf dem Bahnhofe wird der Monarch vom<lb/> Statthalter Grafen <hi rendition="#g">Kielmansegg,</hi> den Spitzen<lb/> der Behörden, dem Clerus, der Gemeindevertretung,<lb/> dem Fabriksbeſitzer und ſeiner Gemalin empfangen.<lb/> Vor dem Bahnhofe werden Feuerwehr, Veteranen-<lb/> vereine und Schuljugend Spalier bilden. 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In ihrer Hand das kleine Inſtitutskreuz<lb/> haltend, entſchlummerte Gerty zu jenem tiefen Schlafe<lb/> der Erſchöpfung, wie er großen Erregungen zu-<lb/> weilen folgt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Es war Tag und Lady Hunter ſaß an Gerty’s<lb/> Bett, auf das Tiefſte und Schmerzlichſte erregt von<lb/><cb/> dem, was ihr Gerty mittheilte. Sie, die Proteſtantin,<lb/> konnte es nur halb verſtehen und erſchöpſte ſich in<lb/> Gründen, Gerty zum Nachgeben zu bewegen. Aber, da<lb/> ſie einerſeits Gerty’s tiefe glühende Liebe für Stanley<lb/> längſt kannte und anderſeits deren ernſten Entſchluß<lb/> der Entſagung unerſchütterlich fand, regte ſie dies bis<lb/> in die Tiefen ihres Weſens auf. Niemals war ſie ſolchem<lb/> Glauben bis jetzt begegnet, nie geahnt, daß die Reli-<lb/> gion wirklich zu ſolchen Opfern befähigen könne. Dies<lb/> war wie eine Offenbarung für ſie, wie ein Samenkorn,<lb/> daß im Innern ihres Herzens keinem und ſproſſen und<lb/> zu ſeiner Zeit Frucht tragen ſollte.</p><lb/> <p>Stanley war mit ſämmtlichen Herren früh zur<lb/> Jagd geritten und die Lady begriff Gerty’s Wunſch,<lb/> ihm nicht mehr zu begegnen.</p><lb/> <p>So wurde denn an Mr. Mannering telegraphirt,<lb/> zu einem beſtimmten Zuge den Wagen an die Bahn zu<lb/> ſenden, und Gerty begann dann die ſchwere Aufgabe,<lb/> einige Zeilen an Stanley Graham zu ſchreiben, in<lb/> denen ſie ihm ſeinen Ring zurückſandte. Es waren<lb/> Worte inniger Dankbarkeit für ſeine ehrenvolle Offen-<lb/> heit, Verſicherungen, daß Gerty zeitlebens für ihn beten<lb/> werde.</p><lb/> <p>Eln kurzer Abſchied bei den Damen, die ziemlich<lb/> verwirrt und erſtaunt waren ob Gerty’s plötzlicher Ab-<lb/> reiſe, die Lady Hunter einem Unwohlſein zuſchrieb und<lb/> der Beſorgniß von Gerty’s Vater um ſie — und dann<lb/> rollten Lady Hunter und Gerty der Eiſenbahnſtation<lb/> zu, von der ſie vor drei Tagen gekommen Erſt drei<lb/> Tage — und ein Menſchenleben voll Glück und Leiden<lb/> dazwiſchen — dachte Gerty.</p><lb/> <p>Ein kurzer thränenvoller Abſchied von der Lady<lb/> — und Gerty eilte der Heimath zu. 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Er wußte ungefähr, welche Ge-<lb/> ſchichte ſein Liebling ihm ins Ohr flüſtern würde.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> <back> <div type="imprint"> <p>Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.</p><lb/> </div> </back> </text> </TEI> [10/0010]
Wien, Dienſtag Reichspoſt 26. September 1899 219
Wohlmuth und Charles und die Herren Pohl, Swoboda,
Maier und Clement. — Director Liſchke ſteht betreffs
des Aufſührungsrechtes des Schwankes „Die goldene
Eva“ für das Jantſch-Theater mit Herrn Director
v. Bukovics und Herrn v. Schönthan in Unter-
handlung. Frl. Paula Kurt wird in der Titelrolle
debutiren.
— Kaiſer Franz Joſeph-Theater in Bern-
dorf. Mittwoch, den 27. d., wird das vom Groß-
induſtriellen Arthur Krupp in Berndorf er-
richtete Theater in Anweſenheit des Kaiſers feier-
lich eröffnet. Se. Majeſtät wird vom Südbahnhofe in
einem Hofſeparatzuge, in welchem die Erzherzoge, Mi-
niſter und Hofwürdenträger die Reiſe mitmachen, nach
Berndorf fahren und dort um 2 Uhr 20 Minuten
eintreffen. Auf dem Bahnhofe wird der Monarch vom
Statthalter Grafen Kielmansegg, den Spitzen
der Behörden, dem Clerus, der Gemeindevertretung,
dem Fabriksbeſitzer und ſeiner Gemalin empfangen.
Vor dem Bahnhofe werden Feuerwehr, Veteranen-
vereine und Schuljugend Spalier bilden. Auf Ein-
ladung des Fabriksbeſitzers wird Se. Majeſtät die
Fabriksanlagen — Gießerei, Schmiede, Patronenfabrik,
Beſteckſabrik, Sanitätsſtation, Verſilberung — die
Arbeitercolonie Margarethen, ein Arbeiterhaus, das
Bad, die Knaberfeuerwehr, die Haushaltungsſchule und
den Leſeſaal beſichtigen. Um ½4 Uhr trifft der Kaiſer beim
Franz Joſef Theater ein und wird von Herrn Krupp
zur Loge geleitet, worauf dieſer das Zeichen zum Be-
ginne der Feſtvorſtellung gibt. Zur Aufführung gelangt
„Der kleine Mann“, Volksſtück von Karl-
weis. Ein von Girardi geſprochener Prolog
geht voraus. Am Schluſſe der Vorſtellung werden
ſämmtliche Arbeiter des Fabriksetabliſſements über die
Bühne marſchiren, um Sr. Majeſtät ihre Huldigung
darzubringen. Die Vorſtellung zu der an 500 Ein-
ladungen ergangen ſind und zu der die Wiener Ehren-
gäſte ſich in einem Sonderzuge begeben, endet um
½6 Uhr Abends. Auf Bitte des Herrn Krupp wird
Sr. Majeſtät der Kaiſer ſodann zu dem Wohnhaus des
Fabriksbeſitzers fahren und dort die Vorſtellung der
Fabriksleitung, einiger anderer Perſönlichkeiten und der
vier älteſten Arbe ter entgegennehmen. Die Gemalin
des Fabriksbeſitzers, Frau Krupp, wird dem Mon-
archen eine Erfriſchung anbie en, worauf Se. Majeſtät
zum Bahnhofe in Berndorf fährt und nach Wien
zurückkehrt
— Sarah Bernhardt trifft mit ihrem aus
vierzig Perſonen beſtehenden Enſemble am 9. October
direct aus Brüſſel in Wien ein und wird hier einen
Cyclus von Vorſtellungen geben.
— Der Singverein der Geſellſchaft der
Muſikfreunde beginnt am Montag, den 2 October,
unter Leitung des Concertdirectors Richard v.
Perger ſeine diesjährige Thätigkeit. Die Aufnahms
prüfungen für Neueintretende finden am 2., 4., 9. und
11. October um 5 Uhr im kleinen Muſikvereins-Saale
ſtatt. Nach dem letztbezeichneten Termine wird die Auf-
nahme für neue Mitglieder definitiv geſchloſſen.
Volkswirthſchaftlicher Theil.
Die Aufhebung des Mahlverkehres. Eine
Miniſterialverordnung vom 22. d. M verordnet: Der
Mahlverkehr der Mühlen im Zollgebiete, welche aus-
ländiſches Getreide für den Export vermahlen, wird
mit der Wirkung vom 1. Jänner 1900 aufgehoben.
Von dieſem Zeitpunkte an wird demnach eine Ab-
fertigung von Getreide im Mahlverkehre auf Grund
der citirten Beſtimmungen nicht mehr ſtattfinden.
Getreide, welches vor dem 1. Jänner 1900 zum Ver-
mahlen angemeldet wird, iſt nach den bisherigen Be-
ſtimmungen zu behandeln und demgemäß binnen ſechs
Monaten vom Zeitpunkte der Anmeldung — alſo
längſtens bis zum 30. Juni 1900 — im vermahlenen
Zuſtande auszuführen oder der Verzollung zu unter-
ziehen. Der auf Grund von Handelsverträgen beſtehende
Gegenſeitigkeitsverkehr der Grenzbewohner mit Getreide
zum Vermahlen bleibt nach wie vor den hiefür be-
ſtehenden beſonderen Anordnungen unterworfen. Dieſe
Verordnung tritt am 1. Jänner 1900 in Kraft. Eine
gleiche Verordnung wird ſeitens der königlich ungari-
ſchen Regierung mit der Giltigkeit für die Länder der
ungariſchen Krone erlaſſen.
Neue Couponsbogen zu den Actien der
Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank. Im Sinne der
anläßlich der Vertheilung der Dividende vom erſten
Semeſter d. J. erlaſſenen Kundmachungen beginnen die
Hauptanſtalten der Oeſterreichiſch-ungariſchen Bank in
Wien und Ofen-Peſt, ſowie ſämmtliche Bankfilialen
vom 2. October l. J. an mit der Hinausgabe von
neuen Couponsbogen zu den Actien der Oeſterreichiſch-
ungar ſchen Bank. Die neuen Couponsbogen umfaſſen
die Coupons Nr. 41 bis 60, d. i. vom II. Se-
meſter 1899 bis einſchließlich I. Semeſter 1909. Zum
Bezug der neuen Couponsbogen ſind die Talons mit
Confignationen einzureichen wozu die Blankette un-
entgeltlich verabfolgt werden.
Die ungariſchen Eiſeninduſtriellen haben
die Roheiſenpreiſe dieſer Tage um 5% erhöht.
Desgleichen wurden die Preiſe von Gußwaare und von
gußeiſernen Muffen- und Flanſchenröhren um 5% er-
höht. Eine Regulirung der Grundpreiſe durch Herah-
ſetzung der Rabatte um 10% hat ferner in Schmiede-
eiſen-Röhren ſtattgefunden.
Ungariſche Maßregeln gegen die öſter-
reichiſche Zuckerfabrikation. Ein Beiſpiel un-
gariſcher Vertragstreue wird, kaum daß die Ausgleichs-
geſetze, die das öſterreichiſch-ungariſche Handelsbündniß
ſtipuliren, publicirt ſind, aus Budapeſt berichtet. Dem
„Peſti Naplo“ zu Folge hat die Direction der öſter-
reichiſch-ungariſchen Staatsbahnen den öſterreichiſchen
Zuckerfabriken die Transportbegünſtigungen für Zucker-
rübe entzogen. Dies ſei über Requiſition der un-
gariſchen Zuckerfabriken geſchehen, die in dieſen Be-
günſtigungen eine Schädigung ihrer Intereſſen erblicken.
Lottoziehungen vom 23. September.
Linz 57 62 50 2 74
Trieſt 86 48 81 47 35
Bozen 36 59 9 70 5_
(13) (Nachdruck verboten.)
Gertrude Mannering.
Geſchichte eines Opfers.
Nach dem Engliſchen bearbeitet von Louiſe Fogs.
„Werde ſein Weib, gib ihm nach, noch iſt es Zeit,
und vertraue im Uebrigen ihm“, wiederholte der böſe
Geiſt.
Mit einem plötzlichen entſchiedenen Entſchluß wies
ihn Gerty ab.
„O mein Gott, hilf mir! Kann ich denn eine
Todſünde begehen und nachgeben, damit aus dem
Böſen ſpäter Gutes werde?“
Und das Gebet in der Kloſtercapelle, wo ſie ſo
ernſt gegen die „Verſuchung“ gebetet, trug ſeine
Frucht; himmliſche Kraft ſtrömte in das ſchwache
Mädchenherz. Sie beſchloß, ſchon morgen in aller
Frühe zu entfliehen — ſie durfte Stanley nicht
wiederſehen. Für heute ließ ſie ſich durch die nach
ihr blickende Zofe entſchuldigen, ſie habe Kopfweh;
für morgen Früh erbat ſie ſich eine Unterredung mit
Lady Hunter. Dann entkleidete ſie ſich — ach, der
liebe Ring, den ihr Stanley heute Früh gegeben —
ſie küßte ihn und legte ihn dann entſchloſſen bei
Seite. In ihrer Hand das kleine Inſtitutskreuz
haltend, entſchlummerte Gerty zu jenem tiefen Schlafe
der Erſchöpfung, wie er großen Erregungen zu-
weilen folgt.
Es war Tag und Lady Hunter ſaß an Gerty’s
Bett, auf das Tiefſte und Schmerzlichſte erregt von
dem, was ihr Gerty mittheilte. Sie, die Proteſtantin,
konnte es nur halb verſtehen und erſchöpſte ſich in
Gründen, Gerty zum Nachgeben zu bewegen. Aber, da
ſie einerſeits Gerty’s tiefe glühende Liebe für Stanley
längſt kannte und anderſeits deren ernſten Entſchluß
der Entſagung unerſchütterlich fand, regte ſie dies bis
in die Tiefen ihres Weſens auf. Niemals war ſie ſolchem
Glauben bis jetzt begegnet, nie geahnt, daß die Reli-
gion wirklich zu ſolchen Opfern befähigen könne. Dies
war wie eine Offenbarung für ſie, wie ein Samenkorn,
daß im Innern ihres Herzens keinem und ſproſſen und
zu ſeiner Zeit Frucht tragen ſollte.
Stanley war mit ſämmtlichen Herren früh zur
Jagd geritten und die Lady begriff Gerty’s Wunſch,
ihm nicht mehr zu begegnen.
So wurde denn an Mr. Mannering telegraphirt,
zu einem beſtimmten Zuge den Wagen an die Bahn zu
ſenden, und Gerty begann dann die ſchwere Aufgabe,
einige Zeilen an Stanley Graham zu ſchreiben, in
denen ſie ihm ſeinen Ring zurückſandte. Es waren
Worte inniger Dankbarkeit für ſeine ehrenvolle Offen-
heit, Verſicherungen, daß Gerty zeitlebens für ihn beten
werde.
Eln kurzer Abſchied bei den Damen, die ziemlich
verwirrt und erſtaunt waren ob Gerty’s plötzlicher Ab-
reiſe, die Lady Hunter einem Unwohlſein zuſchrieb und
der Beſorgniß von Gerty’s Vater um ſie — und dann
rollten Lady Hunter und Gerty der Eiſenbahnſtation
zu, von der ſie vor drei Tagen gekommen Erſt drei
Tage — und ein Menſchenleben voll Glück und Leiden
dazwiſchen — dachte Gerty.
Ein kurzer thränenvoller Abſchied von der Lady
— und Gerty eilte der Heimath zu. Die alte Haus-
hälterin nahm ſie in Empfang — zu discret, um zu
fragen, aber erſtaunt, ob der Veränderung, die in
Gertys Geſichtsausdruck lag; ſie ſchien um ein Jahr-
zehnt gereift in den wenigen Tagen.
Mr. Mannering erwartete ſie am Fuße der
Treppe; als ſie ihn umarmte, flüſterte ſie: „Papa, ich
werde Dich nie mehr verlaſſen!“ — und droben im
Zimmer ſank ſie auf einen Stuhl: alle Kraft, die ſie
bis jetzt aufrecht gehalten, ſchien ſie plötzlich verlaſſen
zu haben. Das Haupt an Mr. Mannering’s Bruſt ge-
lehnt, die Arme um ſeinen Nacken, weinte ſie nun den
zurückgehaltenen Schmerz aus, in troſtloſem Schluchzen;
weinte aus ihr Leid über die verlorene Liebe, das ver-
lorene Idol ihres Herzens.
„Mein Liebling!“ — und der Vater ließ ſie
weinen und ſtreichelte nur, wie er ’s früher ſo oft
gethan, ihr ſchönes Haar, von dem er den Hut weg-
geſchleudert und das nun in reicher Fülle gegen ſeine
Schulter herabfiel.
„Papa“, flüſterte ſie, als ſie etwas ruhiger ge-
worden, „Du haſt für mich gebetet, Du und Vater
Walmsley — oder — oder — ich hätte es nicht thun
können, ich wäre zu ſchwach geweſen. Ich zittere,
wenn ich an geſtern Abend denke — wenn ich’s noch
mal erleben müßte.“
Und als die ſchluchzenden Worte ihr entſchlüpften,
da wußte Mr. Mannering, welche Art von Kummer
über ſeinen kleinen Sonnenſtrahl gekommen, ihn für
immer verdunkelnd. Er wußte ungefähr, welche Ge-
ſchichte ſein Liebling ihm ins Ohr flüſtern würde.
(Fortſetzung folgt.)
_ Druck, Herausgabe und Verlag von Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.
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Zitationshilfe: | Reichspost. Nr. 219, Wien, 26.09.1899, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost219_1899/10>, abgerufen am 16.02.2025. |