Reichspost. Nr. 227, Wien, 05.10.1906.Wien, Freitag Reichspost 5. Oktober 1906 227 [Spaltenumbruch] Hohenblum in seinem Referate über den Aus- X. Parteitag der Christlich-Sozialen in Deutschland. In Weimar gehen soeben die Beratungen Unendlich viele der sogenannten "Genossen", Der Parteipräsident Dr. Stöcker pro- Holland in Not (Von unserem Korrespondenten in Antwerpen.) Die Thronrede, mit der kürzlich die General- Kostspielig und schwere Opfer heischend ist Tagesbericht. Wien, 4. Oktober. * Kalender für Freitag den 5. Oktober. Katholiken: Laur. Justin. -- Griechen (22. Sep- * Auszeichnungen und Ernennungen. Der * Erzherzogin Marie Valerie ist Mittwoch * Aus dem Landwehr-Verordnungsblatte. Der Kaiser hat verlieben den Orden der Eisernen * König Viktor Emanuel in Lebensgefahr. Der "Daily Telegraph" meldet aus Mailand: * Die christlichen Handelshilfs- und Speditionsarbeiter. Am nächsten Sonntag, um * Josefine Gallmayer. In stiller Weise er- * Selbstmord im Rathauspark. Am Mitt- Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227 [Spaltenumbruch] Hohenblum in ſeinem Referate über den Aus- X. Parteitag der Chriſtlich-Sozialen in Deutſchland. In Weimar gehen ſoeben die Beratungen Unendlich viele der ſogenannten „Genoſſen“, Der Parteipräſident Dr. Stöcker pro- Holland in Not (Von unſerem Korreſpondenten in Antwerpen.) Die Thronrede, mit der kürzlich die General- Koſtſpielig und ſchwere Opfer heiſchend iſt Tagesbericht. Wien, 4. Oktober. * Kalender für Freitag den 5. Oktober. Katholiken: Laur. Juſtin. — Griechen (22. Sep- * Auszeichnungen und Ernennungen. Der * Erzherzogin Marie Valerie iſt Mittwoch * Aus dem Landwehr-Verordnungsblatte. Der Kaiſer hat verlieben den Orden der Eiſernen * König Viktor Emanuel in Lebensgefahr. Der „Daily Telegraph“ meldet aus Mailand: * Die chriſtlichen Handelshilfs- und Speditionsarbeiter. Am nächſten Sonntag, um * Joſefine Gallmayer. In ſtiller Weiſe er- * Selbſtmord im Rathauspark. Am Mitt- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0002" n="2"/> <fw place="top" type="header">Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227</fw><lb/> <cb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div n="2"> <div xml:id="ausgleich2" prev="#ausgleich1" type="jArticle" n="3"> <p><hi rendition="#g">Hohenblum</hi> in ſeinem Referate über den Aus-<lb/> gleich aus, daß gegenwärtig eigentlich kein Ver-<lb/> tragsverhältnis zu Ungarn mehr exiſtiere und<lb/> Ungarn für Oeſterreich in wirtſchaftlicher Beziehung<lb/> zum Auslande geworden ſei. Nach längerer De-<lb/> batte wurde eine <hi rendition="#g">Reſolution</hi> angenommen, in<lb/> welcher der ſtändige Ausſchuß der Zentralſtelle<lb/> erklärt, daß das wirtſchaftliche Verhältnis zu<lb/> Ungarn nur durch den Abſch<supplied>lu</supplied>ß eines <hi rendition="#g">Handels-<lb/> vertrages mit Zugrundelegung der<lb/> ſtrengſten Reziprozität</hi> geregelt werden<lb/> dürfe. 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Auch der Generalſekretär des Gewerk-<lb/> vereins chriſtlicher Bergarbeiter, <hi rendition="#g">Behrens,</hi> er-<lb/> klärte gegenüber jener Mannheimer Auslaſſung,<lb/> die <hi rendition="#g">chriſtliche Arbeiterſchaft</hi> werde<lb/><hi rendition="#g">treu zu Kaiſer und Reich</hi> ſtehen und<lb/> von dieſem Boden aus eine Beſſerung ihrer Lage<lb/> mit Nachdruck erkämpfen.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Holland in Not</hi> </head><lb/> <bibl> <hi rendition="#g">(Von unſerem Korreſpondenten in<lb/> Antwerpen.)</hi> </bibl><lb/> <p>Die Thronrede, mit der kürzlich die General-<lb/> ſtaaten eröffnet wurden, hat durch die Fülle der<lb/> in ihr enthüllten Zukunftspläne der Regierung<lb/> alle Parteien ſtutzig gemacht. Denn es iſt kein<lb/> Zeichen der Staatsweisheit, doppelt ſo viel zu<lb/> verſprechen, als auch das fleißigſte Parlament zu<lb/><cb/> leiſten imſtande iſt. So weiß man denn, daß<lb/> zumindeſt die Hälfte der Regierungspläne aus<lb/> dem Programme geſtrichen werden muß und man<lb/> fragt ſich nur, welche erledigt, welche übergangen<lb/> werden ſollen. Dazu kommt die ernſte Schwierigkeit,<lb/> welche die Bewältigung des 8 Millionen-Defizits<lb/> dem Staate bereitet, denn den Ausgaben von<lb/> 186 Millionen ſtehen Einnahmen von nur<lb/> 177·75 Millionen gegenüber. Außerdem machte der<lb/> Finanzminiſter bekannt, daß für die angekün-<lb/> digten ſozialen Reformen nicht weniger als<lb/> 22,530.000 holländiſche Gulden notwendig ſeien.<lb/> So wird die Krankenverſicherung 1,100.000 Gulden,<lb/> die Altersverſicherung 6,400.000 erfordern und<lb/> und die Ausdehnung des Unfallsgeſetzes auf den<lb/> Landbau, die Fiſcherei und die Schiffahrt mit<lb/> 400.000 Gulden veranſchlagt. Unter den Mitteln,<lb/> die der Miniſter zur Erleichterung der Taſchen der<lb/> Steuerträger erfand, wird beſonders die Steuer<lb/> auf Schnaps und Tabak der Regierung großen<lb/> Widerſtand ſchaffen. Wurden bis jetzt per Hekto-<lb/> liter Schnaps 63 Gulden bezahlt, ſo will der<lb/> Miniſter dieſe Steuer gar auf 90 Gulden erhöhen.<lb/> Dem vorigen Miniſterium mißlang hier eine<lb/> Erhöhung von 7 Gulden und jetzt fordert man<lb/> eine ſolche um 27 Gulden. Das muß natürlich<lb/> den „ouden Genever“ viel teurer machen, und die<lb/> Holländer trinken doch regelmäßig jeden Morgen<lb/> ihr Gläschen. Dazu kommt die Steuer auf Zigarren<lb/> und Tabak. So allgemein iſt hier das Rauchen,<lb/> daß man ſogar Kinder von 11—12 Jahren un-<lb/> geniert mit ihrer Zigarre im Munde ſpazieren<lb/> gehen ſieht. Sogar in Erziehungsanſtalten iſt das<lb/> Rauchen nach der erſten heiligen Kommunion<lb/> erlaubt; ſo daß die Wendung üblich iſt, die<lb/> Holländer kämen mit der Zigarre im Munde zur<lb/> Welt. Zigarre und Tabak waren bis jetzt ſteuer-<lb/> frei, daher um billiges Geld gute Ware. Nun<lb/> will der Finanzminiſter eine Steuer auf Tabak<lb/> und Zigarren legen, die dem Lande zwei Millionen<lb/> einbringt. Ob das Volk dieſe Geſetze mit Freude<lb/> begrüßen wird! Miniſterpräſident <hi rendition="#g">Kuyper</hi> iſt<lb/> hauptſächlich durch das von ihm eingeführte Getränke-<lb/> geſetz gefallen: ſeine Hauptfeinde waren die Wirte.<lb/> Wie will nun Miniſterpräſident <hi rendition="#g">De Meeſter</hi> dieſem<lb/> Zorn entgehen, wenn er den allgemein beliebten<lb/> „Genever“ ſo ſchwer beſteuert? Man darf auf<lb/> Ueberraſchungen vorbereitet ſein, umſomehr, als<lb/> die ſieben Sozialdemokraten, durch welche die<lb/> Liberalen die Mehrheit haben, doch das Volk<lb/> nicht gegen ſich einnehmen können, indem ſie eine<lb/> ſo hohe Steuer auf den Schnaps genehmigen.</p><lb/> <p>Koſtſpielig und ſchwere Opfer heiſchend iſt<lb/> auch der Feldzug Hollands gegen zwei auf-<lb/> rühreriſche Fürſten der Inſel Bali, über die noch<lb/> kein entſchiedener Sieg davongetragen wurde. Am<lb/> 19. September beſetzten die niederländiſchen<lb/> Truppen die „Poeri Keſiman“ und eroberten dort<lb/> 10 Kanonen, 67 Gewehre, viel Munition und<lb/> Waffen. Am darauffolgenden Tage wurde<lb/> Denpaſar, wo der Fürſt mit ſeinem<lb/> Gefolge ſich aufhielt, eingenommen. Der<lb/> Feind verteidigte ſich tapfer, ſodaß auf holländiſcher<lb/> Seite vier Soldaten getötet und zehn andere ver-<lb/> wundet wurden. Der Feind ließ 400 Tote auf<lb/> dem Schlachtfelde. Der Fürſt ſelbſt mit ſeinem<lb/> Frauen und der ganzen Familie war unter den<lb/> Getöteten. Er hatte nach Sitte der Eingeborenen,<lb/> als er geſehen, daß kein Widerſtand mehr möglich<lb/> ſei, mit allen ſeinen Angehörigen die Stadt ver-<lb/> laſſen und ſich den Kugeln des Feindes ausgeſetzt.<lb/> Die meiſten der Angehörigen des Fürſten hatten<lb/> ſich ſelbſt den Tod gegeben und desgleichen die<lb/> Frauen, die mit Diamanten und Perlen geſchmückt<lb/> den Fürſten begleitet hatten. Am 23. wurde<lb/> Bodveny geſtürmt und auch hier hatte der Radja<lb/> Pametjoetan mit ſeinen Frauen den Tod geſucht,<lb/> 200 ſeiner Leute kamen um. Aber die Expedition<lb/> iſt noch nicht beendet, da noch zahlreiche Trupps<lb/> von Untertanen des getöteten Fürſten entſchiedenen<lb/> Widerſtand leiſten.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Tagesbericht.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#g">Wien,</hi> 4. Oktober.</dateline><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Kalender für Freitag den 5. Oktober.</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#g">Katholiken:</hi> Laur. Juſtin. — <hi rendition="#g">Griechen</hi> (22. Sep-<lb/> tember): Phok. M. — Sonnenaufgang 6 Uhr 05 Minuten<lb/> morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 32 Minuten<lb/> abends. — Mondesaufgang 7 Uhr 20 Minuten<lb/> abends. — Mondesuntergang 8 Uhr 43 Minuten<lb/> vormittags.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Auszeichnungen und Ernennungen.</hi> </head> <p>Der<lb/> Kaiſer hat die von dem außerordentlichen <hi rendition="#g">Ge-<lb/> ſandten</hi> und bevollmächtigten Miniſter Julius<lb/><hi rendition="#g">Zwiedinek von Südenhorſt</hi> erbetene Ueber-<lb/> nahme in den Ruheſtand genehmigt und demſelben<lb/><cb/> bei dieſem Anlaſſe das <hi rendition="#g">Großkreuz des<lb/> Leopold-Ordens</hi> verliehen, den Privatdozenten<lb/> an der deutſchen Univerſität in Prag Dr. Joſef<lb/><hi rendition="#g">Langer</hi> zum außerordentlichen Profeſſor der<lb/> Kinderheilkunde in Graz ernannt, ferner dem<lb/> Laboranten der Geologiſchen Re<supplied>i</supplied>chsanſtalt Franz<lb/><hi rendition="#g">Kalunder</hi> das Silberne Verdienſtkreuz mit der<lb/> Krone, dem Förſter Julius <hi rendition="#g">Kubelka</hi> in Kotzman<lb/> das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone ver-<lb/> liehen. Der Finanzminiſter hat den Offizial beim<lb/> Tabakeinlöſungsamte in Metkovic Nikolaus<lb/><hi rendition="#g">Pavisic</hi> zum Kontrollor des Tabakeinlöſungs-<lb/> amtes in Vergoraz und den Offizial beim Tabak-<lb/> einlöſungsamte in Gravoſa Julius <hi rendition="#g">Spraitz</hi> zum<lb/> Kontrollor des Tabakeinlöſungsamtes in Imoski er-<lb/> nannt. Der Juſtizminiſter hat den Staatsanwalt-<lb/> ſubſtituten Dr. Franz <hi rendition="#g">Huber</hi> in Wien zum Staats-<lb/> anwalte in Wels ernannt, den Staatsanwalt-<lb/> ſubſtituten Dr. Georg <hi rendition="#g">Schwarz</hi> in Korneuburg<lb/> nach Wien verſetzt und den Gerichtsadjunkten Robert<lb/> von <hi rendition="#g">Soos</hi> in St. Pölten zum Staatsanwalt-<lb/> ſubſtituten in Korneuburg ernannt. Der Miniſter<lb/> für Kultus und Unterricht hat den Bauadjunkten des<lb/> Staatsbaudienites, Ingenieur Franz <hi rendition="#g">Wiedorn</hi> in<lb/> Bozen zum Lehrer in der <hi rendition="#aq">IX.</hi> Rangsklaſſe<lb/> an der Staatsgewerbeſchule in Czernowitz ernannt.<lb/> Der Eiſenbahnminiſter hat die Ingenieure Arthur<lb/><hi rendition="#g">Leeder,</hi> Joſef <hi rendition="#g">Bocek,</hi> Max <hi rendition="#g">Fiſchl,</hi> Zdislav<lb/><hi rendition="#g">Gubrynowicz</hi> und Robert <hi rendition="#g">Hartinger</hi> zu<lb/> Oberingenieuren im Eiſenbahnminiſterium ernannt.<lb/> Der Eiſenbahnminiſter hat den Baukommiſſär der<lb/> öſterreichiſchen Staatsbahnen Rudolf <hi rendition="#g">Leſſel</hi> zum<lb/> Oberingenieur im Eiſenbahnminiſterium, den Bau-<lb/> Oberkommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen<lb/> Berthold <hi rendition="#g">Tittinger</hi> und den Maſchinen-Ober-<lb/> kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Karl<lb/><hi rendition="#g">Juranek</hi> zu Oberkommiſſären der General-<lb/> Inſpektion der öſterreichiſchen Eiſenbahnen, den Bau-<lb/> kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Joſef<lb/><hi rendition="#g">Hula</hi> zum Oberkommiſſär der General-Inſpektion<lb/> der öſterreichiſchen Eiſenbahnen ernannt. — Der<lb/> Ackerbauminiſter hat den Forſteleven Alfred <hi rendition="#g">Lin-<lb/> hart</hi> zum Forſt-Inſpektions-Kommiſſär <hi rendition="#aq">II.</hi> Klaſſe<lb/> ernannt.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Erzherzogin Marie Valerie</hi> </head> <p>iſt Mittwoch<lb/> abends aus Wallſee in der Station Penzing ein-<lb/> getroffen und von der Station aus in das kaiſerliche<lb/> Schloß Schönbrunn gefahren.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Aus dem Landwehr-Verordnungsblatte.</hi> </head><lb/> <p>Der Kaiſer hat verlieben den Orden der Eiſernen<lb/> Krone <hi rendition="#aq">III.</hi> Klaſſe dem Oberſten Ernſt von<lb/><hi rendition="#g">Schneller,</hi> Landwehr-Platzkommandanten in Wien,<lb/> das Offizierskreuz des Franz Joſef-Ordens dem<lb/> Oberſten Ferdinand <hi rendition="#g">Fidler</hi> von <hi rendition="#g">Iſarborn,</hi><lb/> Kommandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments<lb/> Eger Nr. 6; den Orden der Eiſernen Krone<lb/><hi rendition="#aq">III.</hi> Klaſſe den Oberſten Johann <hi rendition="#g">Lavric,</hi> Kom-<lb/> mandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments<lb/> Czernowitz Nr. 22, und Karl <hi rendition="#g">Schudawa,</hi> Kom-<lb/> mandanten des Landwehr-Ulanen-Regiments Nr. 6;<lb/> der Kaiſer hat angeordnet: die Ueberſetzung vom<lb/> Aktivſtande des Heeres in den Aktivſtand der Land-<lb/> wehr des Hauptmannes <hi rendition="#aq">I.</hi> Klaſſe, Ludwig <hi rendition="#g">Rigger,</hi><lb/> des Infanterie-Regiments Nr. 77; der Hauptleute<lb/><hi rendition="#aq">II.</hi> Klaſſe, Rudolf <hi rendition="#g">Golla,</hi> des Feldjäger-Bataillons<lb/> Nr. 30, und Rudolf von <hi rendition="#g">Kurz zum Thurn,</hi> des<lb/> Armeeſtandes.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* König Viktor Emanuel in Lebensgefahr.</hi> </head><lb/> <p>Der „Daily Telegraph“ meldet aus Mailand:<lb/> König Viktor Emanuel ſchwebte vor einigen Tagen<lb/> in eigener Lebensgefahr. Er wohnte im königlichen<lb/> Palaſte Racconigi und ließ ſich einen Kinemato-<lb/> graphen vorführen. Nach der Vorſtellung rief er<lb/> den Eigentümer zu ſich, gab ihm die Hand, unter-<lb/> hielt ſich in der leutſeligſten Weiſe mit ihm und<lb/> verabſchiedete ſich dann ſehr freundlich. Später ent-<lb/> deckte die Polizei, daß der Veranſtalter der Kine-<lb/> matographen-Vorſtellung <hi rendition="#g">ein notoriſcher An-<lb/> arch iſt</hi> namens Dutto iſt. Er wurde ſchleunigſt ge-<lb/> ſucht und verhaftet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Die chriſtlichen Handelshilfs- und<lb/> Speditionsarbeiter.</hi> </head> <p>Am nächſten Sonntag, um<lb/> ½10 Uhr vormittags, wird in Franz Schödls Saal,<lb/> Mariahilſerſtraße 56, eine große Verſammlung ſtatt-<lb/> finden, in der Beratungen über die kommenden<lb/> Wahlen der Handelshilfs- und Speditionsarbeiter<lb/> gepflogen werden. Als Referenten fungieren: Ge-<lb/> meinderat Leopold <hi rendition="#g">Kunſchak,</hi> Gemeinderat<lb/> Heinrich <hi rendition="#g">Fraß,</hi> Redakteur Franz <hi rendition="#g">Spalovsky</hi><lb/> und Leopold <hi rendition="#g">Heiniſch.</hi> </p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Joſefine Gallmayer.</hi> </head> <p>In ſtiller Weiſe er-<lb/> folgte am Mittwoch nachmittag um 5 Uhr die Bei-<lb/> ſetzung der ſterblichen Ueberreſte Joſefine Gallmayer,<lb/> die auf dem Matzleinsdorfer evangeliſchen Friedhof<lb/> exhumiert worden waren, in dem von der Kommune<lb/> Wien bewilligten Ehrengrabe. Die ſolenne Feier<lb/> bleibt dem Tage der Enthüllung des Denkmales<lb/> vorbehalten. Der heutigen Uebertragung der Gebeine<lb/> wohnte in Vertretung der Gemeinde Wien<lb/> Magiſtratsrat Hulla bei.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">* Selbſtmord im Rathauspark.</hi> </head> <p>Am Mitt-<lb/> woch vormittags wurde an einem Baume im Rat-<lb/> hauspark ein alter Mann erhängt aufgefunden. Die<lb/> Leiche wurde als die des 78jährigen proviſoriſchen<lb/> Kanzleidieners der Staatseiſenbahn-Geſellſchaft<lb/> Wenzel Treibiſch agnosziert. Schmerz über den vor<lb/> zwei Wochen erfolgten Tod ſeiner Gattin Barbara,<lb/> hat den Greis in den Tod getrieben.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0002]
Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 227
Hohenblum in ſeinem Referate über den Aus-
gleich aus, daß gegenwärtig eigentlich kein Ver-
tragsverhältnis zu Ungarn mehr exiſtiere und
Ungarn für Oeſterreich in wirtſchaftlicher Beziehung
zum Auslande geworden ſei. Nach längerer De-
batte wurde eine Reſolution angenommen, in
welcher der ſtändige Ausſchuß der Zentralſtelle
erklärt, daß das wirtſchaftliche Verhältnis zu
Ungarn nur durch den Abſchluß eines Handels-
vertrages mit Zugrundelegung der
ſtrengſten Reziprozität geregelt werden
dürfe. Auch müſſe eine dem wirklichen Im-
porte der beiden Reichshälften entſprechende
Aufteilung der Zolleinnahmen und die
Zweiteilung der Oeſterreichiſch-unga-
riſchen Bank gefordert werden. Der Ausſchuß
erklärt die Forderung Ungarns nach Aufnahme
der Barzahlungen im gegenwärtigen Moment als
eine große Gefahr für die Geſamtmonarchie.
Schließlich müſſe in den neuen Vereinbarungen der
heimiſche Viehbeſtand in veterinärer Beziehung
geſchützt werden. Ferner ſei das Verbot des
Blankoterminhandels in Getreide und Mahl-
produkten auch in Ungarn feſtzuſetzen. Während
der Dauer des Handelsvertrages dürfe der Mahl-
verkehr in keiner der beiden Reichshälften wieder
eingeführt werden. Dann ſeien tarifariſche Ver-
einbarungen zu treffen, damit die ungariſchen
Maſſenprodukte gegenüber den heimiſchen Sendungen
auf öſterreichiſchen Bahnen nicht begünſtigt er-
ſcheinen.
X. Parteitag der Chriſtlich-Sozialen in
Deutſchland.
In Weimar gehen ſoeben die Beratungen
des X. Parteitages der „Chriſtlich-ſozialen Partei
Deutſchlands“ vor ſich. Ueber die als „vertrau-
lich“ bezeichneten Verhandlungen liegt nur ein
ganz allgemeines Preßcommuniqué vor, dem einige
intereſſante Bemerkungen zu entnehmen ſind. In
der Debatte wurde hervorgehoben, daß auf
Arbeiterkandidaturen beſonderer Wert zu legen
und daß die Durchführung des allgemeinen, gleichen,
direkten und geheimen Proportionalwahl-
rechtes Programmpunkt ſei. Auf dem Gebiete
der Schulen iſt die konfeſſionelle Schule,
die Unentgeltlichkeit der Lehrmittel, obligatoriſcher
ſchulgeldfreier Fortbildungsunterricht an Wochen-
tagen mit konfeſſionellem Religions-
unterricht zu erſtreben; in ſteuerpolitiſcher
Hinſicht gehen die Forderungen auf kom-
munalen Zuſchlag zur Umſatzſteuer der
Warenhäuſer und deren Filialen, auf
allgemeine Einführung der Umſatzſteuer nach
dem gemeinen Wert, Wertzuwachsſteuer; für die
ſtädtiſchen Arbeiter iſt zu erſtreben
freies Koalitionsrecht für ſtädtiſche
Arbeiter, ſtädtiſche Arbeiterausſchüſſe; ferner Ver-
ſtadtlichung aller Betriebe der
Straßenbahnen, Elektrizität, Gas, Waſſer, des
Abfuhrweſens, des Anſchlagweſens, Errichtung
ſtädtiſcher Apotheken. In ſeiner Rede zu dieſen
programmatiſchen Fragen erzählte u. a. Partei-
ſekretär Rüffer aus ſeinen Erfahrungen in der
Agitation:
Unendlich viele der ſogenannten „Genoſſen“,
die bei Wahlen „unentwegt“ rot wählen, haben
keine Ahnung von dem Programm der
Sozialdemokratie und dem wahren Weſen
der Umſturzpartei. Durch eine energiſche Aufklärungs-
arbeit im Kleinen laſſen ſich viele wieder zurück-
gewinnen. Dem Parteiſekretär iſt es nach einem Vor-
trage einmal paſſiert, daß ein Sozialdemokrat auf-
ſtand und ſagte: „Genoſſen! Unſerer roten
Fahne bleiben wir treu; aber auf unſeren
Kaiſer Wilhelm laſſen wir nichts
kommen!
Der Parteipräſident Dr. Stöcker pro-
teſtierte ſchließlich gegen eine in Mannheim aus-
geſprochene Behauptung, die chriſtlichen Gewerk-
ſchaften befänden ſich auf dem Wege zur Sozial-
demokratie. Auch der Generalſekretär des Gewerk-
vereins chriſtlicher Bergarbeiter, Behrens, er-
klärte gegenüber jener Mannheimer Auslaſſung,
die chriſtliche Arbeiterſchaft werde
treu zu Kaiſer und Reich ſtehen und
von dieſem Boden aus eine Beſſerung ihrer Lage
mit Nachdruck erkämpfen.
Holland in Not
(Von unſerem Korreſpondenten in
Antwerpen.)
Die Thronrede, mit der kürzlich die General-
ſtaaten eröffnet wurden, hat durch die Fülle der
in ihr enthüllten Zukunftspläne der Regierung
alle Parteien ſtutzig gemacht. Denn es iſt kein
Zeichen der Staatsweisheit, doppelt ſo viel zu
verſprechen, als auch das fleißigſte Parlament zu
leiſten imſtande iſt. So weiß man denn, daß
zumindeſt die Hälfte der Regierungspläne aus
dem Programme geſtrichen werden muß und man
fragt ſich nur, welche erledigt, welche übergangen
werden ſollen. Dazu kommt die ernſte Schwierigkeit,
welche die Bewältigung des 8 Millionen-Defizits
dem Staate bereitet, denn den Ausgaben von
186 Millionen ſtehen Einnahmen von nur
177·75 Millionen gegenüber. Außerdem machte der
Finanzminiſter bekannt, daß für die angekün-
digten ſozialen Reformen nicht weniger als
22,530.000 holländiſche Gulden notwendig ſeien.
So wird die Krankenverſicherung 1,100.000 Gulden,
die Altersverſicherung 6,400.000 erfordern und
und die Ausdehnung des Unfallsgeſetzes auf den
Landbau, die Fiſcherei und die Schiffahrt mit
400.000 Gulden veranſchlagt. Unter den Mitteln,
die der Miniſter zur Erleichterung der Taſchen der
Steuerträger erfand, wird beſonders die Steuer
auf Schnaps und Tabak der Regierung großen
Widerſtand ſchaffen. Wurden bis jetzt per Hekto-
liter Schnaps 63 Gulden bezahlt, ſo will der
Miniſter dieſe Steuer gar auf 90 Gulden erhöhen.
Dem vorigen Miniſterium mißlang hier eine
Erhöhung von 7 Gulden und jetzt fordert man
eine ſolche um 27 Gulden. Das muß natürlich
den „ouden Genever“ viel teurer machen, und die
Holländer trinken doch regelmäßig jeden Morgen
ihr Gläschen. Dazu kommt die Steuer auf Zigarren
und Tabak. So allgemein iſt hier das Rauchen,
daß man ſogar Kinder von 11—12 Jahren un-
geniert mit ihrer Zigarre im Munde ſpazieren
gehen ſieht. Sogar in Erziehungsanſtalten iſt das
Rauchen nach der erſten heiligen Kommunion
erlaubt; ſo daß die Wendung üblich iſt, die
Holländer kämen mit der Zigarre im Munde zur
Welt. Zigarre und Tabak waren bis jetzt ſteuer-
frei, daher um billiges Geld gute Ware. Nun
will der Finanzminiſter eine Steuer auf Tabak
und Zigarren legen, die dem Lande zwei Millionen
einbringt. Ob das Volk dieſe Geſetze mit Freude
begrüßen wird! Miniſterpräſident Kuyper iſt
hauptſächlich durch das von ihm eingeführte Getränke-
geſetz gefallen: ſeine Hauptfeinde waren die Wirte.
Wie will nun Miniſterpräſident De Meeſter dieſem
Zorn entgehen, wenn er den allgemein beliebten
„Genever“ ſo ſchwer beſteuert? Man darf auf
Ueberraſchungen vorbereitet ſein, umſomehr, als
die ſieben Sozialdemokraten, durch welche die
Liberalen die Mehrheit haben, doch das Volk
nicht gegen ſich einnehmen können, indem ſie eine
ſo hohe Steuer auf den Schnaps genehmigen.
Koſtſpielig und ſchwere Opfer heiſchend iſt
auch der Feldzug Hollands gegen zwei auf-
rühreriſche Fürſten der Inſel Bali, über die noch
kein entſchiedener Sieg davongetragen wurde. Am
19. September beſetzten die niederländiſchen
Truppen die „Poeri Keſiman“ und eroberten dort
10 Kanonen, 67 Gewehre, viel Munition und
Waffen. Am darauffolgenden Tage wurde
Denpaſar, wo der Fürſt mit ſeinem
Gefolge ſich aufhielt, eingenommen. Der
Feind verteidigte ſich tapfer, ſodaß auf holländiſcher
Seite vier Soldaten getötet und zehn andere ver-
wundet wurden. Der Feind ließ 400 Tote auf
dem Schlachtfelde. Der Fürſt ſelbſt mit ſeinem
Frauen und der ganzen Familie war unter den
Getöteten. Er hatte nach Sitte der Eingeborenen,
als er geſehen, daß kein Widerſtand mehr möglich
ſei, mit allen ſeinen Angehörigen die Stadt ver-
laſſen und ſich den Kugeln des Feindes ausgeſetzt.
Die meiſten der Angehörigen des Fürſten hatten
ſich ſelbſt den Tod gegeben und desgleichen die
Frauen, die mit Diamanten und Perlen geſchmückt
den Fürſten begleitet hatten. Am 23. wurde
Bodveny geſtürmt und auch hier hatte der Radja
Pametjoetan mit ſeinen Frauen den Tod geſucht,
200 ſeiner Leute kamen um. Aber die Expedition
iſt noch nicht beendet, da noch zahlreiche Trupps
von Untertanen des getöteten Fürſten entſchiedenen
Widerſtand leiſten.
Tagesbericht.
Wien, 4. Oktober.
* Kalender für Freitag den 5. Oktober.
Katholiken: Laur. Juſtin. — Griechen (22. Sep-
tember): Phok. M. — Sonnenaufgang 6 Uhr 05 Minuten
morgens. — Sonnenuntergang 5 Uhr 32 Minuten
abends. — Mondesaufgang 7 Uhr 20 Minuten
abends. — Mondesuntergang 8 Uhr 43 Minuten
vormittags.
* Auszeichnungen und Ernennungen. Der
Kaiſer hat die von dem außerordentlichen Ge-
ſandten und bevollmächtigten Miniſter Julius
Zwiedinek von Südenhorſt erbetene Ueber-
nahme in den Ruheſtand genehmigt und demſelben
bei dieſem Anlaſſe das Großkreuz des
Leopold-Ordens verliehen, den Privatdozenten
an der deutſchen Univerſität in Prag Dr. Joſef
Langer zum außerordentlichen Profeſſor der
Kinderheilkunde in Graz ernannt, ferner dem
Laboranten der Geologiſchen Reichsanſtalt Franz
Kalunder das Silberne Verdienſtkreuz mit der
Krone, dem Förſter Julius Kubelka in Kotzman
das Silberne Verdienſtkreuz mit der Krone ver-
liehen. Der Finanzminiſter hat den Offizial beim
Tabakeinlöſungsamte in Metkovic Nikolaus
Pavisic zum Kontrollor des Tabakeinlöſungs-
amtes in Vergoraz und den Offizial beim Tabak-
einlöſungsamte in Gravoſa Julius Spraitz zum
Kontrollor des Tabakeinlöſungsamtes in Imoski er-
nannt. Der Juſtizminiſter hat den Staatsanwalt-
ſubſtituten Dr. Franz Huber in Wien zum Staats-
anwalte in Wels ernannt, den Staatsanwalt-
ſubſtituten Dr. Georg Schwarz in Korneuburg
nach Wien verſetzt und den Gerichtsadjunkten Robert
von Soos in St. Pölten zum Staatsanwalt-
ſubſtituten in Korneuburg ernannt. Der Miniſter
für Kultus und Unterricht hat den Bauadjunkten des
Staatsbaudienites, Ingenieur Franz Wiedorn in
Bozen zum Lehrer in der IX. Rangsklaſſe
an der Staatsgewerbeſchule in Czernowitz ernannt.
Der Eiſenbahnminiſter hat die Ingenieure Arthur
Leeder, Joſef Bocek, Max Fiſchl, Zdislav
Gubrynowicz und Robert Hartinger zu
Oberingenieuren im Eiſenbahnminiſterium ernannt.
Der Eiſenbahnminiſter hat den Baukommiſſär der
öſterreichiſchen Staatsbahnen Rudolf Leſſel zum
Oberingenieur im Eiſenbahnminiſterium, den Bau-
Oberkommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen
Berthold Tittinger und den Maſchinen-Ober-
kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Karl
Juranek zu Oberkommiſſären der General-
Inſpektion der öſterreichiſchen Eiſenbahnen, den Bau-
kommiſſär der öſterreichiſchen Staatsbahnen Joſef
Hula zum Oberkommiſſär der General-Inſpektion
der öſterreichiſchen Eiſenbahnen ernannt. — Der
Ackerbauminiſter hat den Forſteleven Alfred Lin-
hart zum Forſt-Inſpektions-Kommiſſär II. Klaſſe
ernannt.
* Erzherzogin Marie Valerie iſt Mittwoch
abends aus Wallſee in der Station Penzing ein-
getroffen und von der Station aus in das kaiſerliche
Schloß Schönbrunn gefahren.
* Aus dem Landwehr-Verordnungsblatte.
Der Kaiſer hat verlieben den Orden der Eiſernen
Krone III. Klaſſe dem Oberſten Ernſt von
Schneller, Landwehr-Platzkommandanten in Wien,
das Offizierskreuz des Franz Joſef-Ordens dem
Oberſten Ferdinand Fidler von Iſarborn,
Kommandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments
Eger Nr. 6; den Orden der Eiſernen Krone
III. Klaſſe den Oberſten Johann Lavric, Kom-
mandanten des Landwehr-Infanterie-Regiments
Czernowitz Nr. 22, und Karl Schudawa, Kom-
mandanten des Landwehr-Ulanen-Regiments Nr. 6;
der Kaiſer hat angeordnet: die Ueberſetzung vom
Aktivſtande des Heeres in den Aktivſtand der Land-
wehr des Hauptmannes I. Klaſſe, Ludwig Rigger,
des Infanterie-Regiments Nr. 77; der Hauptleute
II. Klaſſe, Rudolf Golla, des Feldjäger-Bataillons
Nr. 30, und Rudolf von Kurz zum Thurn, des
Armeeſtandes.
* König Viktor Emanuel in Lebensgefahr.
Der „Daily Telegraph“ meldet aus Mailand:
König Viktor Emanuel ſchwebte vor einigen Tagen
in eigener Lebensgefahr. Er wohnte im königlichen
Palaſte Racconigi und ließ ſich einen Kinemato-
graphen vorführen. Nach der Vorſtellung rief er
den Eigentümer zu ſich, gab ihm die Hand, unter-
hielt ſich in der leutſeligſten Weiſe mit ihm und
verabſchiedete ſich dann ſehr freundlich. Später ent-
deckte die Polizei, daß der Veranſtalter der Kine-
matographen-Vorſtellung ein notoriſcher An-
arch iſt namens Dutto iſt. Er wurde ſchleunigſt ge-
ſucht und verhaftet.
* Die chriſtlichen Handelshilfs- und
Speditionsarbeiter. Am nächſten Sonntag, um
½10 Uhr vormittags, wird in Franz Schödls Saal,
Mariahilſerſtraße 56, eine große Verſammlung ſtatt-
finden, in der Beratungen über die kommenden
Wahlen der Handelshilfs- und Speditionsarbeiter
gepflogen werden. Als Referenten fungieren: Ge-
meinderat Leopold Kunſchak, Gemeinderat
Heinrich Fraß, Redakteur Franz Spalovsky
und Leopold Heiniſch.
* Joſefine Gallmayer. In ſtiller Weiſe er-
folgte am Mittwoch nachmittag um 5 Uhr die Bei-
ſetzung der ſterblichen Ueberreſte Joſefine Gallmayer,
die auf dem Matzleinsdorfer evangeliſchen Friedhof
exhumiert worden waren, in dem von der Kommune
Wien bewilligten Ehrengrabe. Die ſolenne Feier
bleibt dem Tage der Enthüllung des Denkmales
vorbehalten. Der heutigen Uebertragung der Gebeine
wohnte in Vertretung der Gemeinde Wien
Magiſtratsrat Hulla bei.
* Selbſtmord im Rathauspark. Am Mitt-
woch vormittags wurde an einem Baume im Rat-
hauspark ein alter Mann erhängt aufgefunden. Die
Leiche wurde als die des 78jährigen proviſoriſchen
Kanzleidieners der Staatseiſenbahn-Geſellſchaft
Wenzel Treibiſch agnosziert. Schmerz über den vor
zwei Wochen erfolgten Tod ſeiner Gattin Barbara,
hat den Greis in den Tod getrieben.
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