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Reichspost. Nr. 227, Wien, 05.10.1906.

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227 Wien, Freitag Reichspost 5. Oktober 1906

[Spaltenumbruch]
* Begegnung König Georgs mit Kaiser
Franz Josef.

Nach hierhergelangten Mitteilungen
wird König Georg von Griechenland anfangs No-
vember in Wien eintreffen und mit Kaiser Franz
Joses eine Begegnung haben, der nach der Ansicht
hiesiger diplomatischer Kreise eine gewisse politische
Bedeutung beizumessen sein wird.

* Landeseisenbahndirektor Fogowitz.

Der
Landesausschuß hat dem Ansuchen des Landeseisen-
bahndirektors um Versetzung in den Ruhe-
stand
Folge gegeben. Landeseisenbahndirektor
Fogowitz hat aus Gesundheitsrücksichten
sein Pensionsgesuch eingereicht. -- In der gleichen
Sitzung erhielt Insvektor Boyer vom Landes-
eisenbahnamt, der in dem Prozesse Ullrich-Pattai
nicht die beste Rolle gespielt hatte, einen Verweis.

* Franz Eichert.

Am Donnerstag den
11. Oktober wird dem Dichter Franz Eichert die
ihm vom Gemeinderate der Stadt Wien verliehene
Salvatormedaille in feierlicher Weise überreicht
werden, falls nicht durch die Erkrankung Dr. Luegers
eine Verschiebung der Festlichkeit notwendig wird.

* Wie ein deutscher Gelehrter in der
Judenpresse behandelt wird.

Aus Wiener
akademischen Kreisen wird uns geschrieben: In den-
jenigen alldeutschen Kreisen unserer Stadt, wo man
noch nicht auf das Judentum schwört, hat man mit
großer Indignation die tückische Weise bemerkt, in
welcher das Wiener Hauptjudenblatt über den ver-
storbenen Hofrat Professor Dr. Josef Weinlechner
sich zu schreiben erkühnt. Sowohl am Montag, wie
am Dienstag stellt die "Neue Freie Presse" den
toten Meister als Grobian, ja sogar als Raufbold
hin, der mit der Spitalsverwaltung Konflikte aus-
getragen habe, "die oft in Handgreiflichkeiten" aus-
zuarten drohten. Wer Weinlechner gekannt hat,
weiß, was er von diesen Erzählungen zu halten hat.
Der alte Chirurg war zwar zeitlebens ein
sogenannter "g'rader Michel", d. h. er genierte
sich niemals, gewisse Auswüchse jedermann
gegenüber mit den richtigen Namen zu bezeichnen.
Allein ein Grobian, oder gar ein Raufbold, ist
Weinlechner nie gewesen, davon hielt ihn schon seine
urgemütliche Veranlagung ab. Dem Kenner unserer
Verhältnisse ist es freilich klar, warum die Jüdin
aus der Fichtegasse das Andenken des Mannes zu
verunglimpfen sucht, dem sie sich einigemal[e] --
freilich mit sehr negativem Erfolge -- anzubiedern
versucht hat. Weinlechner war ein echter deutscher
Mann und noch dazu ein gläubiger Katholik, ein
lauterer Charakter, welcher sich auch um den Preis
der größten Reklame nicht dazu verstanden hätte,
die "Neue Freie Presse" für ein vornehmes und
der Intelligenz in Wahrheit dienendes Blatt zu
halten. Diese Skepsis mußte Rache finden und darum
versetzt man dem toten Chirurgen den Eselsfußtritt
in den scheinbar objektiven Nekrologen, die wiederum
zeigen, daß der größte und verdienstvollste Mensch
bei der "Neuen Freien Presse" nur dann auf eine
Behandlung ohne Gemeinheit rechnen kann, wenn er
mit Macht in das Horn des Judentums stößt.

* Gegen die Anarchisten.

Ein Privat-
telegramm meldet uns aus Berlin vom 4. Oktober:
Dem "Lokalanzeiger" wird aus Madrid gemeldet:
Die internationale Staatenkonferenz zur
Bekämpfung des Anarchismus
ist für den
21. Jänner 1907 einberufen. Die von der
spanischen Regierung erlassenen Einladungen ergingen
an 51 Staatsregierungen aus Europa und Amerika.

* Böhmerles 5000. Baumkluppe.

Am
1. Oktober wurde das 5000. Exemplar der nach den
Angaben des k. k. Forstrates Emil Böhmerle
vielfach verbesserten Aldenbrückschen Meßkluppe zur
Ablieferung gebracht. Die vom Ackerbauministerium
empfohlene Meßkluppe steht im Bereiche der Staats-
und Fondsgüterverwaltung nahezu ausschließlich mit
bestem Erfolge in Verwendung, ebenso bei den
meisten privaten Forstämtern und Gutsdirektionen.
Ihre Vorzüge sind außerordentliche Stabilität,
Leichtigkeit in der Handhabung, und Möglichkeit, sie
gut zu rektifizieren. Außer in Oesterreich-Ungarn
stehen die Meßkluppen auch in den Balkanstaaten
und jüngst auch in ausgedehntem Maße in Japan
in Verwendung.

* Schmock.

Der Leobener Korrespondent der
"Oesterr. Volksztg." deliriert in einem Bericht aus
Kapellen über die "Enthüllungen" der Friederike
Zeller: "... Dieser Mann ist also nichts anderes
als ein Luftmensch in der entarteten
Phantasie
der Friederike Zeller."

* Danksagung des Deutschmeisterobersten.

Der Oberst und Kommandant des Deutschmeister-
regimentes, Hugo Daler, schreibt uns: Da ich
persönlich nicht in der Lage bin, allen jenen ehe-
maligen Deutschmeistern, sowie allen anderen Persön-
lichkeiten, Gesellschaften etc., welche zu dem Arran-
gement und Gelingen des Mannschaftsfestes in der
Rotunde am 30. September 1906 auf irgend eine
Weise beigetragen haben, zu danken, bitte ich auf
diesem Wege -- im Namen des Regimentes --
den herzlichsten und innigsten Dank entgegen zu
nehmen.

* Aus dem Polizeiberichte.

Der Lokomotiv-
führer der Schneebergbahn Fridolin Hofmann
wurde gestern um 1/28 Uhr abends bei der Station
Zentralfriedhof der Aspangbahn von einem Zug
überfahren und auf der Stelle getötet. Hof-
mann war dienstfrei und in Zivil gekleidet. Augen-
[Spaltenumbruch] scheinlich liegt ein Unfall vor. -- Auf der Penzinger-
straße stürzte gestern abends der Einspännerkutscher
August Langer, als er schwer berauscht die Decke
vom Pferd nehmen wollte, kopfüber vom Bocke und
zog sich eine lange Skalpwunde am Schädeldach zu.
-- Der Kommis Berthold Bernfeld hat im Laufe
des letzten Jahres seinem Dienstgeber, einem Kauf-
mann im Kaiv[i]ertel, Waren im Werte von mehreren
tausend Kronen gestohlen und sie verkauft. Gestern
ist er auf Anordnung des Stadtkommissariats ver-
haftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden.

* Ein Ehepaar in Erstickungsgefahr.

Auf
dem Gange im ersten Stocke des Hauses Neustift-
gasse Nr. 73 verspürten heute srüh Hausparteien
einen starken Kohlendunst, der aus der Wohnung des
Glasermeisters Anton Handler zu kommen schien.
Man befürchtete ein Unglück und öffnete die Wohnung
gewaltsam. Die Küche und das anstoßende Zimmer
waren von dem beklemmenden Kohlendunst erfüllt.
Herr Handler lag im Nachtkleid mit Wunden an der
Nase und im Gesicht besinnungslos auf dem Boden,
seine Gattin Magdalena mit schweren Uebelkeiten
und Benommenheit im Bette. Wieso der Kohlen-
dunst ins Zimmer gelangt sein konnte, ist noch
unaufgeklärt. Die Filiale Mariahilf der
Freiwilligen Rettungsgesellschaft wurde berufen,
und ihre Aerz[t]e brachten das Ehepaar
zum Bewußtsein. Herr Hannder teilte mit, daß seine
Gattin am Abend das Nachtmahl in der an das
Zimmer grenzenden Küche bereitet und daß er und
seine Gattin, ohne Kohlengas zu spüren, sich dann
zu Bette begeben hätten. Infolge starken Brech-
reizes sei er erwacht und habe nun den Kohlendunst
verspürt. Um Fenster oder Tür zu öffnen, habe er
sich erheben wollen, sei jedoch infolge eintretender
Ohnmacht zu Boden gestürzt und habe sich dabei die
Wunden geschlagen. Das Eyepaar wurde ins Sofien-
spital gebracht.

* Ein neues Landes-Kinderheim.

Am
14. Oktober wird ein neues niederösterreichisches
Landes-Kinderheim und zwar jenes von Hoch-
Wolkersdorf
bei Wiener-Neustadt (das sechste
dieser Landesanstalten) in festlicher Weise eröffnet
werden. Die Teilnehmer verlassen um 3/49 Uhr
vormittags vom Südbahnhof aus Wien und kommen
um 1/26 Uhr abends wieder in Wien an.

* Diebstähle bei den Militärverpflegs-
magazinen in Pola.

Der Polizei gelang es, eine
Diebsbande dingfest zu machen, welche bereits jahre-
lang aus den k. und k. Militärverpflegsmagazinen
in Pola Zucker, Mehl, Salz und andere Nahrungs-
artikel stahlen und sie an größere Kaufleute in
Pola verkauften. Unter den Verhafteten befinden sich
zwei Verpflegssoldaten.

* Ein Polygamieprozeß.

Gegen Josef Smith
in Sake Salt City hat der nordamerikanische Staats-
anwalt die Anklage wegen Polygamie erhoben. Josef
Smith ist nämlich der Präsident der nordamerikani-
schen Mormonen, besitzt fünf Frauen und ist Vater
von 43 Kindern. Er kann seine Familie ernähren,
denn als Präsident der Mormonen verfügt er über
ein Einkommen von fünfzigtausend Dollars; Smith
hat jeder seiner Frauen ein schönes Haus gekauft
und gibt viel Geld für Luxus aus. Ein Zufall
fügte es, daß der Mormonenpräsident die Anklage-
schaft an jenem Tage erhielt, an dem ihm das
43. Kind geboren wurde.

* Ein Heiratsschwindler.

Ein Mann, der
sich Anton Kalons nannte, hat vor vier Jahren dem
Gemischtwarenhändler Cyrill Kaiser, Einsiedlerplatz
Nr. 1 wohnhaft, eine Uhr herausgelockt. Der
Schwindler wurde am 1. Oktober in Margareten
verhaftet und auf Grund der anthropometrischen
Messung als der wegen Veruntreuung wiederholt
abgestrafte Uhrmachergehilfe Cyrill Kotyza identi-
fiziert. Es wurde ferner erhoben, daß Kotyza unter
dem falschen Namen Josef Müller im heurigen
Frühjahr mit einer Köchin ein Liebesverhältnis an-
geknüpft und ihr unter dem Versprechen, sie zu
heiraten, ihre gesammten Ersparnisse in der Höhe
von einigen hundert Kronen entlockt hat. Er wurde
dem Landesgerichte eingeliefert.

* Eine neue Hochschule.

Alles dürstet nach
akademischer Bildung. Die Tanzmeister, deren sprung-
haftes Wesen keine Ruhe kennt, wollen nicht immer
nur Walzer, Polka und Quadrille lehren, was banal
wird, sondern sie wollen fortschreiten zu höherer
Tanzkunst. Ungebildete Menschen glauben, es genüge
beim Tanz, sich um die eigene Achse zu drehen und
dabei immer einen Schritt weiter auszugreifen.
Ueber eine solche Anschauung lächeln die Tanz-
gelehrten. Der Tanz ist eine Wissenschaft, nicht nur
eine Kunst: er muß daher auch wissenschaftlich be-
trieben werden und hat die Eröffnung einer Hoch-
schule dringend nötig. Der Tanzmeisterverband wird
sie auch gründen; es ist bereits auch beschlossene
Sache. Es geht absolut nicht mehr länger
ohne Tanzhochschule. Besonders die Konversations-
tänze verwildern förmlich. Man wird daher einige
"hervorragende Kräfte" als Lehrer gewinnen. Es
ist auch geplant, den Frequentanten der Hochschule
ein Attest über den Besuch derselben auszufolgen,
so daß es später zweierlei Verbandsmitglieder geben
wird, und zwar gewöhnliche Mitglieder und akademisch
gebildete Mitglieder. Einer derartigen Institution
wird es nach Ansicht des Verbandsvorstandes
gelingen, die Konversationstänze einheitlich zu
gestalten und dem Tanz den Schwung zu geben,
[Spaltenumbruch] ohne den er nicht möglich ist. Hoffentlich hält die
Regierung für den Rektor der neuen Hochschule einen
Hofratstitel bereit.

* Der Pädagoge Willmann.

Der Wiener
Lehrerverein Lorenz Kellner hält Samstag den 6. d.
1/28 Uhr abends in Hubmanns Saal, Neubaugasse
Nr. 63, eine Vollversammlung ab, bei welcher Herr
Dr. Rudolf Hornich, Direktor des niederösterreichischen
Pädagogiums, einen Vortrag über das Thema "Was
verdankt die Pädagogik Willmann?" halten wird.
Der Verein wird sogenannte "Willmann-Abende"
einführen, in denen Herr Seminardirektor Heinrich
Giese einen Zyklus einführender Vorträge in der
Vereinslesehalle, Uhlplatz 3, halten wird. Dieselben
finden ab Dienstag den 9. Oktober jeden Dienstag
um 1/28 Uhr abends statt. Zu denselben haben auch
Nichtmitglieder Eintritt. Gäste, Lehrer und Lehrer-
innen willkommen.

* Die Nachtarbeit der Frauen.

Die "Wiener
Zeitung" veröffentlicht das am 26. September in
Bern abgeschlossene internationale Uebereinkommen,
betreffend das Verbot der industriellen Nachtarbeit
der Frauen. Das Uebereinkommen bedeutet einen
wichtigen Fortschritt auf dem Gebiete des inter-
nationalen Arbeiterschutzes. Dasselbe ist von folgenden
Staaten gefertigt: Oesterreich-Ungarn,
Deutschland, Belgien, Dänemark, Spanien, Frank-
reich, Großbritannien (einschließlich Indiens und der
überseeischen Besitzungen), Italien, Luxemburg,
Portugal, Schweden und Schweiz.

* Zum französisch-tschechischen Bündnis.

In ihrem Bestreben, sich an die Franzosen anzu-
biedern, haben die Prager Jungtschechen schon Großes
geleistet. Am letzten Sonntag hat der Bürgermeister
Gros von Prag wieder einmal sich gefällig und
gastlich erweisen wollen und er stellte dem franzö-
sischen Konsul die Bürgermeisterloge in der Oper
zur Verfügung. Als der Konsul jedoch mit seiner
Familie im Theater erschien, war die Loge bereits
vom Bürgermeister-Stellvertreter Dr. Stych und
dessen Familie besetzt, der unter keiner Bedingung
die Loge verlassen wollte. Der Konsul, der eine
solche Gastfreundschaft nicht begreifen konnte und
andererseits der Aufführung der Oper beiwohnen
wollte, wollte Plätze für seine Familie kaufen, allein
das Theater war ausverkauft. Unter solchen Um-
ständen blieb dem Konsul nichts anderes übrig, als
mit seiner Familie das Theater zu verlassen. Die
französisch-tschechische Freundschaft soll einen Sprung
bekommen haben.

* Kongreß für drahtlose Telegraphie.

Man
depeschiert aus Berlin vom 4. Oktober: Gestern
abends gab Staatssekretär Krätke zu Ehren der
Delegierten der Internationalen Konferenz für draht-
lose Telegraphie ein Diner, woran sämtliche Dele-
gierte teilnahmen. Krätke begrüßte die Gäste mit
einer Ansprache, in der er die Hoffnung auf eine
erfolgreiche Wirksamkeit der Konferenz aussprach.
Er schloß mit einem Trinkspruch auf die Souveräne
der auf der Konferenz vertretenen Staaten. Der
amerikanische Botschafter Charlemagne Tower brachte
ein Hoch auf den Kaiser aus.

* Zwischen die Puffer geraten.

Im ersten
Kohlenhof der Stadtbahn geriet heute früh der
Bahnarbeiter Leopold Bräuer, in Scheinkirchen
wohnhaft, zwischen die Puffer zweier im Verschieben
begriffenen Waggons und erlitt sehr schwere
Ouetschungen des Bauches und der Brust und wahr-
scheinlich innere Verletzungen. Aerzte der Freiwilligen
Rettungsgesellschaft leisteten ihm Hilfe und brachten
ihn ins Spital der Barmherzigen Brüder.




Wetter.
Wetterprognose.

Veränderlich, schwache Winde,
Temperatur wenig verändert, besseres aber noch
nicht beständiges Wetter.




Wetterbericht vom 4. Oktober.

Tiefer
Druck erstreckt sich von Finnland südwärts bis an
das Schwarze Meer. Hoher Druck beherrscht die
südlichen und westlichen Gebiete des Kontinents. In
Oesterreich herrscht vorwiegend trübes, mildes Wetter
bei mäßigen Winden; in den südlichen Gebieten ist
es heiter.

Morgens 7 Uhr melden: Prag 12·6°, Krakau
12·3°, Lemberg 11·9°, Feldkirch 11 0°, Ischl 12·2°,
Wien 12·6°, Graz 8·5°, Klagenfurt 5·0°, Ofen-Pest
15·0°, Hermannstadt 10·5°, Szegedin 16·1°, Sarajevo
11·2°, Triest 15·5°, Lesina --·--°, Riva 13·8°, Görz
14·6°, Sonnblick --4·2°, Glocknerhaus --·--°, Obir
3·4°, Schmittenhöhe 5·0°, Schneeberg 6·2°, Semme-
ring --·--° Celsius.

Aus dem Gebiete der k. k. österreichischen
Staatsbahnen: Eger 9·3°, SW 1, halbbewölkt,
Jaroslau 11·7°, NW 7, trüb; Tabor 10·6°, N 3,
trüb; Budweis 11·4°, NW 3, trüb; Mährisch-
Schönberg 11·0°, N 2, trüb; Neumarkt 6·3°, -- 0,
Nebel; Aussee 9·0°, -- 0, Regen; Scheibbs 13·4°
SW 2 trüb.



Niederösterreich.
Gemeindewahlen.

In
Neidling (Bezirk St. Pölten) wurden trotz heftiger
Gegenagitation die altbewährten christlichen Ge-
meindevertreter mit erdrückender Majorität wieder-
gewählt, und zwar: Fürst Karl Auersperg, Pfarrer
Anton Gindl, Bürgermeister Johann Wutzl, Ver-
walter Biermann, Josef Strohmeier, Ehrenbürger;
Florian Gaßner, Josef Kaufmann, Franz Land-

227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906

[Spaltenumbruch]
* Begegnung König Georgs mit Kaiſer
Franz Joſef.

Nach hierhergelangten Mitteilungen
wird König Georg von Griechenland anfangs No-
vember in Wien eintreffen und mit Kaiſer Franz
Joſeſ eine Begegnung haben, der nach der Anſicht
hieſiger diplomatiſcher Kreiſe eine gewiſſe politiſche
Bedeutung beizumeſſen ſein wird.

* Landeseiſenbahndirektor Fogowitz.

Der
Landesausſchuß hat dem Anſuchen des Landeseiſen-
bahndirektors um Verſetzung in den Ruhe-
ſtand
Folge gegeben. Landeseiſenbahndirektor
Fogowitz hat aus Geſundheitsrückſichten
ſein Penſionsgeſuch eingereicht. — In der gleichen
Sitzung erhielt Inſvektor Boyer vom Landes-
eiſenbahnamt, der in dem Prozeſſe Ullrich-Pattai
nicht die beſte Rolle geſpielt hatte, einen Verweis.

* Franz Eichert.

Am Donnerstag den
11. Oktober wird dem Dichter Franz Eichert die
ihm vom Gemeinderate der Stadt Wien verliehene
Salvatormedaille in feierlicher Weiſe überreicht
werden, falls nicht durch die Erkrankung Dr. Luegers
eine Verſchiebung der Feſtlichkeit notwendig wird.

* Wie ein deutſcher Gelehrter in der
Judenpreſſe behandelt wird.

Aus Wiener
akademiſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: In den-
jenigen alldeutſchen Kreiſen unſerer Stadt, wo man
noch nicht auf das Judentum ſchwört, hat man mit
großer Indignation die tückiſche Weiſe bemerkt, in
welcher das Wiener Hauptjudenblatt über den ver-
ſtorbenen Hofrat Profeſſor Dr. Joſef Weinlechner
ſich zu ſchreiben erkühnt. Sowohl am Montag, wie
am Dienstag ſtellt die „Neue Freie Preſſe“ den
toten Meiſter als Grobian, ja ſogar als Raufbold
hin, der mit der Spitalsverwaltung Konflikte aus-
getragen habe, „die oft in Handgreiflichkeiten“ aus-
zuarten drohten. Wer Weinlechner gekannt hat,
weiß, was er von dieſen Erzählungen zu halten hat.
Der alte Chirurg war zwar zeitlebens ein
ſogenannter „g’rader Michel“, d. h. er genierte
ſich niemals, gewiſſe Auswüchſe jedermann
gegenüber mit den richtigen Namen zu bezeichnen.
Allein ein Grobian, oder gar ein Raufbold, iſt
Weinlechner nie geweſen, davon hielt ihn ſchon ſeine
urgemütliche Veranlagung ab. Dem Kenner unſerer
Verhältniſſe iſt es freilich klar, warum die Jüdin
aus der Fichtegaſſe das Andenken des Mannes zu
verunglimpfen ſucht, dem ſie ſich einigemal[e] —
freilich mit ſehr negativem Erfolge — anzubiedern
verſucht hat. Weinlechner war ein echter deutſcher
Mann und noch dazu ein gläubiger Katholik, ein
lauterer Charakter, welcher ſich auch um den Preis
der größten Reklame nicht dazu verſtanden hätte,
die „Neue Freie Preſſe“ für ein vornehmes und
der Intelligenz in Wahrheit dienendes Blatt zu
halten. Dieſe Skepſis mußte Rache finden und darum
verſetzt man dem toten Chirurgen den Eſelsfußtritt
in den ſcheinbar objektiven Nekrologen, die wiederum
zeigen, daß der größte und verdienſtvollſte Menſch
bei der „Neuen Freien Preſſe“ nur dann auf eine
Behandlung ohne Gemeinheit rechnen kann, wenn er
mit Macht in das Horn des Judentums ſtößt.

* Gegen die Anarchiſten.

Ein Privat-
telegramm meldet uns aus Berlin vom 4. Oktober:
Dem „Lokalanzeiger“ wird aus Madrid gemeldet:
Die internationale Staatenkonferenz zur
Bekämpfung des Anarchismus
iſt für den
21. Jänner 1907 einberufen. Die von der
ſpaniſchen Regierung erlaſſenen Einladungen ergingen
an 51 Staatsregierungen aus Europa und Amerika.

* Böhmerles 5000. Baumkluppe.

Am
1. Oktober wurde das 5000. Exemplar der nach den
Angaben des k. k. Forſtrates Emil Böhmerle
vielfach verbeſſerten Aldenbrückſchen Meßkluppe zur
Ablieferung gebracht. Die vom Ackerbauminiſterium
empfohlene Meßkluppe ſteht im Bereiche der Staats-
und Fondsgüterverwaltung nahezu ausſchließlich mit
beſtem Erfolge in Verwendung, ebenſo bei den
meiſten privaten Forſtämtern und Gutsdirektionen.
Ihre Vorzüge ſind außerordentliche Stabilität,
Leichtigkeit in der Handhabung, und Möglichkeit, ſie
gut zu rektifizieren. Außer in Oeſterreich-Ungarn
ſtehen die Meßkluppen auch in den Balkanſtaaten
und jüngſt auch in ausgedehntem Maße in Japan
in Verwendung.

* Schmock.

Der Leobener Korreſpondent der
„Oeſterr. Volksztg.“ deliriert in einem Bericht aus
Kapellen über die „Enthüllungen“ der Friederike
Zeller: „... Dieſer Mann iſt alſo nichts anderes
als ein Luftmenſch in der entarteten
Phantaſie
der Friederike Zeller.“

* Dankſagung des Deutſchmeiſteroberſten.

Der Oberſt und Kommandant des Deutſchmeiſter-
regimentes, Hugo Daler, ſchreibt uns: Da ich
perſönlich nicht in der Lage bin, allen jenen ehe-
maligen Deutſchmeiſtern, ſowie allen anderen Perſön-
lichkeiten, Geſellſchaften ꝛc., welche zu dem Arran-
gement und Gelingen des Mannſchaftsfeſtes in der
Rotunde am 30. September 1906 auf irgend eine
Weiſe beigetragen haben, zu danken, bitte ich auf
dieſem Wege — im Namen des Regimentes —
den herzlichſten und innigſten Dank entgegen zu
nehmen.

* Aus dem Polizeiberichte.

Der Lokomotiv-
führer der Schneebergbahn Fridolin Hofmann
wurde geſtern um ½8 Uhr abends bei der Station
Zentralfriedhof der Aſpangbahn von einem Zug
überfahren und auf der Stelle getötet. Hof-
mann war dienſtfrei und in Zivil gekleidet. Augen-
[Spaltenumbruch] ſcheinlich liegt ein Unfall vor. — Auf der Penzinger-
ſtraße ſtürzte geſtern abends der Einſpännerkutſcher
Auguſt Langer, als er ſchwer berauſcht die Decke
vom Pferd nehmen wollte, kopfüber vom Bocke und
zog ſich eine lange Skalpwunde am Schädeldach zu.
— Der Kommis Berthold Bernfeld hat im Laufe
des letzten Jahres ſeinem Dienſtgeber, einem Kauf-
mann im Kaiv[i]ertel, Waren im Werte von mehreren
tauſend Kronen geſtohlen und ſie verkauft. Geſtern
iſt er auf Anordnung des Stadtkommiſſariats ver-
haftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden.

* Ein Ehepaar in Erſtickungsgefahr.

Auf
dem Gange im erſten Stocke des Hauſes Neuſtift-
gaſſe Nr. 73 verſpürten heute ſrüh Hausparteien
einen ſtarken Kohlendunſt, der aus der Wohnung des
Glaſermeiſters Anton Handler zu kommen ſchien.
Man befürchtete ein Unglück und öffnete die Wohnung
gewaltſam. Die Küche und das anſtoßende Zimmer
waren von dem beklemmenden Kohlendunſt erfüllt.
Herr Handler lag im Nachtkleid mit Wunden an der
Naſe und im Geſicht beſinnungslos auf dem Boden,
ſeine Gattin Magdalena mit ſchweren Uebelkeiten
und Benommenheit im Bette. Wieſo der Kohlen-
dunſt ins Zimmer gelangt ſein konnte, iſt noch
unaufgeklärt. Die Filiale Mariahilf der
Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft wurde berufen,
und ihre Aerz[t]e brachten das Ehepaar
zum Bewußtſein. Herr Hannder teilte mit, daß ſeine
Gattin am Abend das Nachtmahl in der an das
Zimmer grenzenden Küche bereitet und daß er und
ſeine Gattin, ohne Kohlengas zu ſpüren, ſich dann
zu Bette begeben hätten. Infolge ſtarken Brech-
reizes ſei er erwacht und habe nun den Kohlendunſt
verſpürt. Um Fenſter oder Tür zu öffnen, habe er
ſich erheben wollen, ſei jedoch infolge eintretender
Ohnmacht zu Boden geſtürzt und habe ſich dabei die
Wunden geſchlagen. Das Eyepaar wurde ins Sofien-
ſpital gebracht.

* Ein neues Landes-Kinderheim.

Am
14. Oktober wird ein neues niederöſterreichiſches
Landes-Kinderheim und zwar jenes von Hoch-
Wolkersdorf
bei Wiener-Neuſtadt (das ſechſte
dieſer Landesanſtalten) in feſtlicher Weiſe eröffnet
werden. Die Teilnehmer verlaſſen um ¾9 Uhr
vormittags vom Südbahnhof aus Wien und kommen
um ½6 Uhr abends wieder in Wien an.

* Diebſtähle bei den Militärverpflegs-
magazinen in Pola.

Der Polizei gelang es, eine
Diebsbande dingfeſt zu machen, welche bereits jahre-
lang aus den k. und k. Militärverpflegsmagazinen
in Pola Zucker, Mehl, Salz und andere Nahrungs-
artikel ſtahlen und ſie an größere Kaufleute in
Pola verkauften. Unter den Verhafteten befinden ſich
zwei Verpflegsſoldaten.

* Ein Polygamieprozeß.

Gegen Joſef Smith
in Sake Salt City hat der nordamerikaniſche Staats-
anwalt die Anklage wegen Polygamie erhoben. Joſef
Smith iſt nämlich der Präſident der nordamerikani-
ſchen Mormonen, beſitzt fünf Frauen und iſt Vater
von 43 Kindern. Er kann ſeine Familie ernähren,
denn als Präſident der Mormonen verfügt er über
ein Einkommen von fünfzigtauſend Dollars; Smith
hat jeder ſeiner Frauen ein ſchönes Haus gekauft
und gibt viel Geld für Luxus aus. Ein Zufall
fügte es, daß der Mormonenpräſident die Anklage-
ſchaft an jenem Tage erhielt, an dem ihm das
43. Kind geboren wurde.

* Ein Heiratsſchwindler.

Ein Mann, der
ſich Anton Kalons nannte, hat vor vier Jahren dem
Gemiſchtwarenhändler Cyrill Kaiſer, Einſiedlerplatz
Nr. 1 wohnhaft, eine Uhr herausgelockt. Der
Schwindler wurde am 1. Oktober in Margareten
verhaftet und auf Grund der anthropometriſchen
Meſſung als der wegen Veruntreuung wiederholt
abgeſtrafte Uhrmachergehilfe Cyrill Kotyza identi-
fiziert. Es wurde ferner erhoben, daß Kotyza unter
dem falſchen Namen Joſef Müller im heurigen
Frühjahr mit einer Köchin ein Liebesverhältnis an-
geknüpft und ihr unter dem Verſprechen, ſie zu
heiraten, ihre geſammten Erſparniſſe in der Höhe
von einigen hundert Kronen entlockt hat. Er wurde
dem Landesgerichte eingeliefert.

* Eine neue Hochſchule.

Alles dürſtet nach
akademiſcher Bildung. Die Tanzmeiſter, deren ſprung-
haftes Weſen keine Ruhe kennt, wollen nicht immer
nur Walzer, Polka und Quadrille lehren, was banal
wird, ſondern ſie wollen fortſchreiten zu höherer
Tanzkunſt. Ungebildete Menſchen glauben, es genüge
beim Tanz, ſich um die eigene Achſe zu drehen und
dabei immer einen Schritt weiter auszugreifen.
Ueber eine ſolche Anſchauung lächeln die Tanz-
gelehrten. Der Tanz iſt eine Wiſſenſchaft, nicht nur
eine Kunſt: er muß daher auch wiſſenſchaftlich be-
trieben werden und hat die Eröffnung einer Hoch-
ſchule dringend nötig. Der Tanzmeiſterverband wird
ſie auch gründen; es iſt bereits auch beſchloſſene
Sache. Es geht abſolut nicht mehr länger
ohne Tanzhochſchule. Beſonders die Konverſations-
tänze verwildern förmlich. Man wird daher einige
„hervorragende Kräfte“ als Lehrer gewinnen. Es
iſt auch geplant, den Frequentanten der Hochſchule
ein Atteſt über den Beſuch derſelben auszufolgen,
ſo daß es ſpäter zweierlei Verbandsmitglieder geben
wird, und zwar gewöhnliche Mitglieder und akademiſch
gebildete Mitglieder. Einer derartigen Inſtitution
wird es nach Anſicht des Verbandsvorſtandes
gelingen, die Konverſationstänze einheitlich zu
geſtalten und dem Tanz den Schwung zu geben,
[Spaltenumbruch] ohne den er nicht möglich iſt. Hoffentlich hält die
Regierung für den Rektor der neuen Hochſchule einen
Hofratstitel bereit.

* Der Pädagoge Willmann.

Der Wiener
Lehrerverein Lorenz Kellner hält Samstag den 6. d.
½8 Uhr abends in Hubmanns Saal, Neubaugaſſe
Nr. 63, eine Vollverſammlung ab, bei welcher Herr
Dr. Rudolf Hornich, Direktor des niederöſterreichiſchen
Pädagogiums, einen Vortrag über das Thema „Was
verdankt die Pädagogik Willmann?“ halten wird.
Der Verein wird ſogenannte „Willmann-Abende“
einführen, in denen Herr Seminardirektor Heinrich
Gieſe einen Zyklus einführender Vorträge in der
Vereinsleſehalle, Uhlplatz 3, halten wird. Dieſelben
finden ab Dienstag den 9. Oktober jeden Dienstag
um ½8 Uhr abends ſtatt. Zu denſelben haben auch
Nichtmitglieder Eintritt. Gäſte, Lehrer und Lehrer-
innen willkommen.

* Die Nachtarbeit der Frauen.

Die „Wiener
Zeitung“ veröffentlicht das am 26. September in
Bern abgeſchloſſene internationale Uebereinkommen,
betreffend das Verbot der induſtriellen Nachtarbeit
der Frauen. Das Uebereinkommen bedeutet einen
wichtigen Fortſchritt auf dem Gebiete des inter-
nationalen Arbeiterſchutzes. Dasſelbe iſt von folgenden
Staaten gefertigt: Oeſterreich-Ungarn,
Deutſchland, Belgien, Dänemark, Spanien, Frank-
reich, Großbritannien (einſchließlich Indiens und der
überſeeiſchen Beſitzungen), Italien, Luxemburg,
Portugal, Schweden und Schweiz.

* Zum franzöſiſch-tſchechiſchen Bündnis.

In ihrem Beſtreben, ſich an die Franzoſen anzu-
biedern, haben die Prager Jungtſchechen ſchon Großes
geleiſtet. Am letzten Sonntag hat der Bürgermeiſter
Gros von Prag wieder einmal ſich gefällig und
gaſtlich erweiſen wollen und er ſtellte dem franzö-
ſiſchen Konſul die Bürgermeiſterloge in der Oper
zur Verfügung. Als der Konſul jedoch mit ſeiner
Familie im Theater erſchien, war die Loge bereits
vom Bürgermeiſter-Stellvertreter Dr. Stych und
deſſen Familie beſetzt, der unter keiner Bedingung
die Loge verlaſſen wollte. Der Konſul, der eine
ſolche Gaſtfreundſchaft nicht begreifen konnte und
andererſeits der Aufführung der Oper beiwohnen
wollte, wollte Plätze für ſeine Familie kaufen, allein
das Theater war ausverkauft. Unter ſolchen Um-
ſtänden blieb dem Konſul nichts anderes übrig, als
mit ſeiner Familie das Theater zu verlaſſen. Die
franzöſiſch-tſchechiſche Freundſchaft ſoll einen Sprung
bekommen haben.

* Kongreß für drahtloſe Telegraphie.

Man
depeſchiert aus Berlin vom 4. Oktober: Geſtern
abends gab Staatsſekretär Krätke zu Ehren der
Delegierten der Internationalen Konferenz für draht-
loſe Telegraphie ein Diner, woran ſämtliche Dele-
gierte teilnahmen. Krätke begrüßte die Gäſte mit
einer Anſprache, in der er die Hoffnung auf eine
erfolgreiche Wirkſamkeit der Konferenz ausſprach.
Er ſchloß mit einem Trinkſpruch auf die Souveräne
der auf der Konferenz vertretenen Staaten. Der
amerikaniſche Botſchafter Charlemagne Tower brachte
ein Hoch auf den Kaiſer aus.

* Zwiſchen die Puffer geraten.

Im erſten
Kohlenhof der Stadtbahn geriet heute früh der
Bahnarbeiter Leopold Bräuer, in Scheinkirchen
wohnhaft, zwiſchen die Puffer zweier im Verſchieben
begriffenen Waggons und erlitt ſehr ſchwere
Ouetſchungen des Bauches und der Bruſt und wahr-
ſcheinlich innere Verletzungen. Aerzte der Freiwilligen
Rettungsgeſellſchaft leiſteten ihm Hilfe und brachten
ihn ins Spital der Barmherzigen Brüder.




Wetter.
Wetterprognoſe.

Veränderlich, ſchwache Winde,
Temperatur wenig verändert, beſſeres aber noch
nicht beſtändiges Wetter.




Wetterbericht vom 4. Oktober.

Tiefer
Druck erſtreckt ſich von Finnland ſüdwärts bis an
das Schwarze Meer. Hoher Druck beherrſcht die
ſüdlichen und weſtlichen Gebiete des Kontinents. In
Oeſterreich herrſcht vorwiegend trübes, mildes Wetter
bei mäßigen Winden; in den ſüdlichen Gebieten iſt
es heiter.

Morgens 7 Uhr melden: Prag 12·6°, Krakau
12·3°, Lemberg 11·9°, Feldkirch 11 0°, Iſchl 12·2°,
Wien 12·6°, Graz 8·5°, Klagenfurt 5·0°, Ofen-Peſt
15·0°, Hermannſtadt 10·5°, Szegedin 16·1°, Sarajevo
11·2°, Trieſt 15·5°, Leſina —·—°, Riva 13·8°, Görz
14·6°, Sonnblick —4·2°, Glocknerhaus —·—°, Obir
3·4°, Schmittenhöhe 5·0°, Schneeberg 6·2°, Semme-
ring —·—° Celſius.

Aus dem Gebiete der k. k. öſterreichiſchen
Staatsbahnen: Eger 9·3°, SW 1, halbbewölkt,
Jaroslau 11·7°, NW 7, trüb; Tabor 10·6°, N 3,
trüb; Budweis 11·4°, NW 3, trüb; Mähriſch-
Schönberg 11·0°, N 2, trüb; Neumarkt 6·3°, — 0,
Nebel; Auſſee 9·0°, — 0, Regen; Scheibbs 13·4°
SW 2 trüb.



Niederöſterreich.
Gemeindewahlen.

In
Neidling (Bezirk St. Pölten) wurden trotz heftiger
Gegenagitation die altbewährten chriſtlichen Ge-
meindevertreter mit erdrückender Majorität wieder-
gewählt, und zwar: Fürſt Karl Auersperg, Pfarrer
Anton Gindl, Bürgermeiſter Johann Wutzl, Ver-
walter Biermann, Joſef Strohmeier, Ehrenbürger;
Florian Gaßner, Joſef Kaufmann, Franz Land-

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[3/0003] 227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 * Begegnung König Georgs mit Kaiſer Franz Joſef. Nach hierhergelangten Mitteilungen wird König Georg von Griechenland anfangs No- vember in Wien eintreffen und mit Kaiſer Franz Joſeſ eine Begegnung haben, der nach der Anſicht hieſiger diplomatiſcher Kreiſe eine gewiſſe politiſche Bedeutung beizumeſſen ſein wird. * Landeseiſenbahndirektor Fogowitz. Der Landesausſchuß hat dem Anſuchen des Landeseiſen- bahndirektors um Verſetzung in den Ruhe- ſtand Folge gegeben. Landeseiſenbahndirektor Fogowitz hat aus Geſundheitsrückſichten ſein Penſionsgeſuch eingereicht. — In der gleichen Sitzung erhielt Inſvektor Boyer vom Landes- eiſenbahnamt, der in dem Prozeſſe Ullrich-Pattai nicht die beſte Rolle geſpielt hatte, einen Verweis. * Franz Eichert. Am Donnerstag den 11. Oktober wird dem Dichter Franz Eichert die ihm vom Gemeinderate der Stadt Wien verliehene Salvatormedaille in feierlicher Weiſe überreicht werden, falls nicht durch die Erkrankung Dr. Luegers eine Verſchiebung der Feſtlichkeit notwendig wird. * Wie ein deutſcher Gelehrter in der Judenpreſſe behandelt wird. Aus Wiener akademiſchen Kreiſen wird uns geſchrieben: In den- jenigen alldeutſchen Kreiſen unſerer Stadt, wo man noch nicht auf das Judentum ſchwört, hat man mit großer Indignation die tückiſche Weiſe bemerkt, in welcher das Wiener Hauptjudenblatt über den ver- ſtorbenen Hofrat Profeſſor Dr. Joſef Weinlechner ſich zu ſchreiben erkühnt. Sowohl am Montag, wie am Dienstag ſtellt die „Neue Freie Preſſe“ den toten Meiſter als Grobian, ja ſogar als Raufbold hin, der mit der Spitalsverwaltung Konflikte aus- getragen habe, „die oft in Handgreiflichkeiten“ aus- zuarten drohten. Wer Weinlechner gekannt hat, weiß, was er von dieſen Erzählungen zu halten hat. Der alte Chirurg war zwar zeitlebens ein ſogenannter „g’rader Michel“, d. h. er genierte ſich niemals, gewiſſe Auswüchſe jedermann gegenüber mit den richtigen Namen zu bezeichnen. Allein ein Grobian, oder gar ein Raufbold, iſt Weinlechner nie geweſen, davon hielt ihn ſchon ſeine urgemütliche Veranlagung ab. Dem Kenner unſerer Verhältniſſe iſt es freilich klar, warum die Jüdin aus der Fichtegaſſe das Andenken des Mannes zu verunglimpfen ſucht, dem ſie ſich einigemale — freilich mit ſehr negativem Erfolge — anzubiedern verſucht hat. Weinlechner war ein echter deutſcher Mann und noch dazu ein gläubiger Katholik, ein lauterer Charakter, welcher ſich auch um den Preis der größten Reklame nicht dazu verſtanden hätte, die „Neue Freie Preſſe“ für ein vornehmes und der Intelligenz in Wahrheit dienendes Blatt zu halten. Dieſe Skepſis mußte Rache finden und darum verſetzt man dem toten Chirurgen den Eſelsfußtritt in den ſcheinbar objektiven Nekrologen, die wiederum zeigen, daß der größte und verdienſtvollſte Menſch bei der „Neuen Freien Preſſe“ nur dann auf eine Behandlung ohne Gemeinheit rechnen kann, wenn er mit Macht in das Horn des Judentums ſtößt. * Gegen die Anarchiſten. Ein Privat- telegramm meldet uns aus Berlin vom 4. Oktober: Dem „Lokalanzeiger“ wird aus Madrid gemeldet: Die internationale Staatenkonferenz zur Bekämpfung des Anarchismus iſt für den 21. Jänner 1907 einberufen. Die von der ſpaniſchen Regierung erlaſſenen Einladungen ergingen an 51 Staatsregierungen aus Europa und Amerika. * Böhmerles 5000. Baumkluppe. Am 1. Oktober wurde das 5000. Exemplar der nach den Angaben des k. k. Forſtrates Emil Böhmerle vielfach verbeſſerten Aldenbrückſchen Meßkluppe zur Ablieferung gebracht. Die vom Ackerbauminiſterium empfohlene Meßkluppe ſteht im Bereiche der Staats- und Fondsgüterverwaltung nahezu ausſchließlich mit beſtem Erfolge in Verwendung, ebenſo bei den meiſten privaten Forſtämtern und Gutsdirektionen. Ihre Vorzüge ſind außerordentliche Stabilität, Leichtigkeit in der Handhabung, und Möglichkeit, ſie gut zu rektifizieren. Außer in Oeſterreich-Ungarn ſtehen die Meßkluppen auch in den Balkanſtaaten und jüngſt auch in ausgedehntem Maße in Japan in Verwendung. * Schmock. Der Leobener Korreſpondent der „Oeſterr. Volksztg.“ deliriert in einem Bericht aus Kapellen über die „Enthüllungen“ der Friederike Zeller: „... Dieſer Mann iſt alſo nichts anderes als ein Luftmenſch in der entarteten Phantaſie der Friederike Zeller.“ * Dankſagung des Deutſchmeiſteroberſten. Der Oberſt und Kommandant des Deutſchmeiſter- regimentes, Hugo Daler, ſchreibt uns: Da ich perſönlich nicht in der Lage bin, allen jenen ehe- maligen Deutſchmeiſtern, ſowie allen anderen Perſön- lichkeiten, Geſellſchaften ꝛc., welche zu dem Arran- gement und Gelingen des Mannſchaftsfeſtes in der Rotunde am 30. September 1906 auf irgend eine Weiſe beigetragen haben, zu danken, bitte ich auf dieſem Wege — im Namen des Regimentes — den herzlichſten und innigſten Dank entgegen zu nehmen. * Aus dem Polizeiberichte. Der Lokomotiv- führer der Schneebergbahn Fridolin Hofmann wurde geſtern um ½8 Uhr abends bei der Station Zentralfriedhof der Aſpangbahn von einem Zug überfahren und auf der Stelle getötet. Hof- mann war dienſtfrei und in Zivil gekleidet. Augen- ſcheinlich liegt ein Unfall vor. — Auf der Penzinger- ſtraße ſtürzte geſtern abends der Einſpännerkutſcher Auguſt Langer, als er ſchwer berauſcht die Decke vom Pferd nehmen wollte, kopfüber vom Bocke und zog ſich eine lange Skalpwunde am Schädeldach zu. — Der Kommis Berthold Bernfeld hat im Laufe des letzten Jahres ſeinem Dienſtgeber, einem Kauf- mann im Kaiviertel, Waren im Werte von mehreren tauſend Kronen geſtohlen und ſie verkauft. Geſtern iſt er auf Anordnung des Stadtkommiſſariats ver- haftet und dem Landesgerichte eingeliefert worden. * Ein Ehepaar in Erſtickungsgefahr. Auf dem Gange im erſten Stocke des Hauſes Neuſtift- gaſſe Nr. 73 verſpürten heute ſrüh Hausparteien einen ſtarken Kohlendunſt, der aus der Wohnung des Glaſermeiſters Anton Handler zu kommen ſchien. Man befürchtete ein Unglück und öffnete die Wohnung gewaltſam. Die Küche und das anſtoßende Zimmer waren von dem beklemmenden Kohlendunſt erfüllt. Herr Handler lag im Nachtkleid mit Wunden an der Naſe und im Geſicht beſinnungslos auf dem Boden, ſeine Gattin Magdalena mit ſchweren Uebelkeiten und Benommenheit im Bette. Wieſo der Kohlen- dunſt ins Zimmer gelangt ſein konnte, iſt noch unaufgeklärt. Die Filiale Mariahilf der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft wurde berufen, und ihre Aerzte brachten das Ehepaar zum Bewußtſein. Herr Hannder teilte mit, daß ſeine Gattin am Abend das Nachtmahl in der an das Zimmer grenzenden Küche bereitet und daß er und ſeine Gattin, ohne Kohlengas zu ſpüren, ſich dann zu Bette begeben hätten. Infolge ſtarken Brech- reizes ſei er erwacht und habe nun den Kohlendunſt verſpürt. Um Fenſter oder Tür zu öffnen, habe er ſich erheben wollen, ſei jedoch infolge eintretender Ohnmacht zu Boden geſtürzt und habe ſich dabei die Wunden geſchlagen. Das Eyepaar wurde ins Sofien- ſpital gebracht. * Ein neues Landes-Kinderheim. Am 14. Oktober wird ein neues niederöſterreichiſches Landes-Kinderheim und zwar jenes von Hoch- Wolkersdorf bei Wiener-Neuſtadt (das ſechſte dieſer Landesanſtalten) in feſtlicher Weiſe eröffnet werden. Die Teilnehmer verlaſſen um ¾9 Uhr vormittags vom Südbahnhof aus Wien und kommen um ½6 Uhr abends wieder in Wien an. * Diebſtähle bei den Militärverpflegs- magazinen in Pola. Der Polizei gelang es, eine Diebsbande dingfeſt zu machen, welche bereits jahre- lang aus den k. und k. Militärverpflegsmagazinen in Pola Zucker, Mehl, Salz und andere Nahrungs- artikel ſtahlen und ſie an größere Kaufleute in Pola verkauften. Unter den Verhafteten befinden ſich zwei Verpflegsſoldaten. * Ein Polygamieprozeß. Gegen Joſef Smith in Sake Salt City hat der nordamerikaniſche Staats- anwalt die Anklage wegen Polygamie erhoben. Joſef Smith iſt nämlich der Präſident der nordamerikani- ſchen Mormonen, beſitzt fünf Frauen und iſt Vater von 43 Kindern. Er kann ſeine Familie ernähren, denn als Präſident der Mormonen verfügt er über ein Einkommen von fünfzigtauſend Dollars; Smith hat jeder ſeiner Frauen ein ſchönes Haus gekauft und gibt viel Geld für Luxus aus. Ein Zufall fügte es, daß der Mormonenpräſident die Anklage- ſchaft an jenem Tage erhielt, an dem ihm das 43. Kind geboren wurde. * Ein Heiratsſchwindler. Ein Mann, der ſich Anton Kalons nannte, hat vor vier Jahren dem Gemiſchtwarenhändler Cyrill Kaiſer, Einſiedlerplatz Nr. 1 wohnhaft, eine Uhr herausgelockt. Der Schwindler wurde am 1. Oktober in Margareten verhaftet und auf Grund der anthropometriſchen Meſſung als der wegen Veruntreuung wiederholt abgeſtrafte Uhrmachergehilfe Cyrill Kotyza identi- fiziert. Es wurde ferner erhoben, daß Kotyza unter dem falſchen Namen Joſef Müller im heurigen Frühjahr mit einer Köchin ein Liebesverhältnis an- geknüpft und ihr unter dem Verſprechen, ſie zu heiraten, ihre geſammten Erſparniſſe in der Höhe von einigen hundert Kronen entlockt hat. Er wurde dem Landesgerichte eingeliefert. * Eine neue Hochſchule. Alles dürſtet nach akademiſcher Bildung. Die Tanzmeiſter, deren ſprung- haftes Weſen keine Ruhe kennt, wollen nicht immer nur Walzer, Polka und Quadrille lehren, was banal wird, ſondern ſie wollen fortſchreiten zu höherer Tanzkunſt. Ungebildete Menſchen glauben, es genüge beim Tanz, ſich um die eigene Achſe zu drehen und dabei immer einen Schritt weiter auszugreifen. Ueber eine ſolche Anſchauung lächeln die Tanz- gelehrten. Der Tanz iſt eine Wiſſenſchaft, nicht nur eine Kunſt: er muß daher auch wiſſenſchaftlich be- trieben werden und hat die Eröffnung einer Hoch- ſchule dringend nötig. Der Tanzmeiſterverband wird ſie auch gründen; es iſt bereits auch beſchloſſene Sache. Es geht abſolut nicht mehr länger ohne Tanzhochſchule. Beſonders die Konverſations- tänze verwildern förmlich. Man wird daher einige „hervorragende Kräfte“ als Lehrer gewinnen. Es iſt auch geplant, den Frequentanten der Hochſchule ein Atteſt über den Beſuch derſelben auszufolgen, ſo daß es ſpäter zweierlei Verbandsmitglieder geben wird, und zwar gewöhnliche Mitglieder und akademiſch gebildete Mitglieder. Einer derartigen Inſtitution wird es nach Anſicht des Verbandsvorſtandes gelingen, die Konverſationstänze einheitlich zu geſtalten und dem Tanz den Schwung zu geben, ohne den er nicht möglich iſt. Hoffentlich hält die Regierung für den Rektor der neuen Hochſchule einen Hofratstitel bereit. * Der Pädagoge Willmann. Der Wiener Lehrerverein Lorenz Kellner hält Samstag den 6. d. ½8 Uhr abends in Hubmanns Saal, Neubaugaſſe Nr. 63, eine Vollverſammlung ab, bei welcher Herr Dr. Rudolf Hornich, Direktor des niederöſterreichiſchen Pädagogiums, einen Vortrag über das Thema „Was verdankt die Pädagogik Willmann?“ halten wird. Der Verein wird ſogenannte „Willmann-Abende“ einführen, in denen Herr Seminardirektor Heinrich Gieſe einen Zyklus einführender Vorträge in der Vereinsleſehalle, Uhlplatz 3, halten wird. Dieſelben finden ab Dienstag den 9. Oktober jeden Dienstag um ½8 Uhr abends ſtatt. Zu denſelben haben auch Nichtmitglieder Eintritt. Gäſte, Lehrer und Lehrer- innen willkommen. * Die Nachtarbeit der Frauen. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das am 26. September in Bern abgeſchloſſene internationale Uebereinkommen, betreffend das Verbot der induſtriellen Nachtarbeit der Frauen. Das Uebereinkommen bedeutet einen wichtigen Fortſchritt auf dem Gebiete des inter- nationalen Arbeiterſchutzes. Dasſelbe iſt von folgenden Staaten gefertigt: Oeſterreich-Ungarn, Deutſchland, Belgien, Dänemark, Spanien, Frank- reich, Großbritannien (einſchließlich Indiens und der überſeeiſchen Beſitzungen), Italien, Luxemburg, Portugal, Schweden und Schweiz. * Zum franzöſiſch-tſchechiſchen Bündnis. In ihrem Beſtreben, ſich an die Franzoſen anzu- biedern, haben die Prager Jungtſchechen ſchon Großes geleiſtet. Am letzten Sonntag hat der Bürgermeiſter Gros von Prag wieder einmal ſich gefällig und gaſtlich erweiſen wollen und er ſtellte dem franzö- ſiſchen Konſul die Bürgermeiſterloge in der Oper zur Verfügung. Als der Konſul jedoch mit ſeiner Familie im Theater erſchien, war die Loge bereits vom Bürgermeiſter-Stellvertreter Dr. Stych und deſſen Familie beſetzt, der unter keiner Bedingung die Loge verlaſſen wollte. Der Konſul, der eine ſolche Gaſtfreundſchaft nicht begreifen konnte und andererſeits der Aufführung der Oper beiwohnen wollte, wollte Plätze für ſeine Familie kaufen, allein das Theater war ausverkauft. Unter ſolchen Um- ſtänden blieb dem Konſul nichts anderes übrig, als mit ſeiner Familie das Theater zu verlaſſen. Die franzöſiſch-tſchechiſche Freundſchaft ſoll einen Sprung bekommen haben. * Kongreß für drahtloſe Telegraphie. Man depeſchiert aus Berlin vom 4. Oktober: Geſtern abends gab Staatsſekretär Krätke zu Ehren der Delegierten der Internationalen Konferenz für draht- loſe Telegraphie ein Diner, woran ſämtliche Dele- gierte teilnahmen. Krätke begrüßte die Gäſte mit einer Anſprache, in der er die Hoffnung auf eine erfolgreiche Wirkſamkeit der Konferenz ausſprach. Er ſchloß mit einem Trinkſpruch auf die Souveräne der auf der Konferenz vertretenen Staaten. Der amerikaniſche Botſchafter Charlemagne Tower brachte ein Hoch auf den Kaiſer aus. * Zwiſchen die Puffer geraten. Im erſten Kohlenhof der Stadtbahn geriet heute früh der Bahnarbeiter Leopold Bräuer, in Scheinkirchen wohnhaft, zwiſchen die Puffer zweier im Verſchieben begriffenen Waggons und erlitt ſehr ſchwere Ouetſchungen des Bauches und der Bruſt und wahr- ſcheinlich innere Verletzungen. Aerzte der Freiwilligen Rettungsgeſellſchaft leiſteten ihm Hilfe und brachten ihn ins Spital der Barmherzigen Brüder. Wetter. Wetterprognoſe. Veränderlich, ſchwache Winde, Temperatur wenig verändert, beſſeres aber noch nicht beſtändiges Wetter. Wetterbericht vom 4. Oktober. Tiefer Druck erſtreckt ſich von Finnland ſüdwärts bis an das Schwarze Meer. Hoher Druck beherrſcht die ſüdlichen und weſtlichen Gebiete des Kontinents. In Oeſterreich herrſcht vorwiegend trübes, mildes Wetter bei mäßigen Winden; in den ſüdlichen Gebieten iſt es heiter. Morgens 7 Uhr melden: Prag 12·6°, Krakau 12·3°, Lemberg 11·9°, Feldkirch 11 0°, Iſchl 12·2°, Wien 12·6°, Graz 8·5°, Klagenfurt 5·0°, Ofen-Peſt 15·0°, Hermannſtadt 10·5°, Szegedin 16·1°, Sarajevo 11·2°, Trieſt 15·5°, Leſina —·—°, Riva 13·8°, Görz 14·6°, Sonnblick —4·2°, Glocknerhaus —·—°, Obir 3·4°, Schmittenhöhe 5·0°, Schneeberg 6·2°, Semme- ring —·—° Celſius. Aus dem Gebiete der k. k. öſterreichiſchen Staatsbahnen: Eger 9·3°, SW 1, halbbewölkt, Jaroslau 11·7°, NW 7, trüb; Tabor 10·6°, N 3, trüb; Budweis 11·4°, NW 3, trüb; Mähriſch- Schönberg 11·0°, N 2, trüb; Neumarkt 6·3°, — 0, Nebel; Auſſee 9·0°, — 0, Regen; Scheibbs 13·4° SW 2 trüb. Niederöſterreich. Gemeindewahlen. In Neidling (Bezirk St. Pölten) wurden trotz heftiger Gegenagitation die altbewährten chriſtlichen Ge- meindevertreter mit erdrückender Majorität wieder- gewählt, und zwar: Fürſt Karl Auersperg, Pfarrer Anton Gindl, Bürgermeiſter Johann Wutzl, Ver- walter Biermann, Joſef Strohmeier, Ehrenbürger; Florian Gaßner, Joſef Kaufmann, Franz Land-

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 227, Wien, 05.10.1906, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost227_1906/3>, abgerufen am 21.11.2024.