Reichspost. Nr. 227, Wien, 05.10.1906.227 Wien, Freitag Reichspost 5. Oktober 1906 [Spaltenumbruch] liche Summen in dem Lande zurücklassen. Ein französischer Reisender berechnet die Summe der Ausgaben, die ein Aufenthalt von sechs Wochen kostet, der erforderlich ist, wenn man nur die Haupt- städte flüchtig kennen lernen will, auf 2310 Yen (9240 Franks) für vornehme Europäer und auf 1823 Yen (7293 Franks) für weniger anspruchs- volle. Das ist eine stattliche Summe. Die Asiaten kommen mit sehr weniger Geld aus, da sie sich besser gegen die Ansbeutung zu schützen wissen; denn die Japaner zeigen ihre Geschicklichkeit auch in der Kunst, mit der sie Fremde "hochzunehmen" wissen .... Ungarische Landwehr-Pioniere? Wie aus Pest verlautet, soll die ungarische Der Pius-Verein. Am 30. September fand in Nikolsburg im In Salzburg gründet der Piusverein Herr Etter gab ein Bild von dem Auf- Gewerbe. Große Schuhmacherversammlung am Neubau. Zur Besprechung der gegenwärtigen gewerb- Reitstiefeln von 35 bis 80 Kronen, Kalbleder- Ein neuer Schlag gegen das Kleingewerbe. Es wird uns geschrieben: In der letzten An der Spitze des nach großkapitalistischer Art Der Jude Karpeles führt also bereits den Für die in Betracht kommenden kleinen Leute Nur wenn der zu erwartenden sozialdemoktratischen Ob die drohende Gefahr der Vernichtung einer Im Handelsregister des Handelsgerichtes Wien [IX]., Wasagasse 12, Skaret, Hanusch & Co. Telegramme. Die Ehre unseres Vaterlandes. Paris, 4. Oktober. Graf Friedrich Schön- Der türkisch-persische Grenzkonflikt. Konstantinopel, 3. Oktober. Die Meldung, Der türkisch-bulgarische Konslikt. Konstantinopel, 3. Oktober. Es verlautet, Die Balkanwirren. (Das ökumenische Patriarchat. -- Der To[d] des Metropoliten von Korytza.) Konstantinopel, 3. Oktober. In der gestrigen Der Priester, der den ermordeten Metro- Die Ereignisse in Rußland. Die heutigen Telegramme melden über mehrere Die geraubten Gehälter. Tiflis, 3. Oktober. Heute als am Tage der Entdeckte Bombenfabriken. Petersburg, 4. Oktober. Die gestern vorge- Petersburg, 4. Oktober. In einem Hause Der Verband vom 30. Oktober. Mitau, 4. Oktober. In der gemeinschaftlichen Land für die Bauern. Petersburg, 4. Oktober. Der Ministerrat be- Petersburg, 4. Oktober. Die Polizei fand Parlamentarisches. Der Wahlreformausschuß. Das Pluralwahlrecht. Der Wahlreformausschuß hielt heute vormittags Abg. Dr. Couci sagt: Die Gründe der Plural- 227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906 [Spaltenumbruch] liche Summen in dem Lande zurücklaſſen. Ein franzöſiſcher Reiſender berechnet die Summe der Ausgaben, die ein Aufenthalt von ſechs Wochen koſtet, der erforderlich iſt, wenn man nur die Haupt- ſtädte flüchtig kennen lernen will, auf 2310 Yen (9240 Franks) für vornehme Europäer und auf 1823 Yen (7293 Franks) für weniger anſpruchs- volle. Das iſt eine ſtattliche Summe. Die Aſiaten kommen mit ſehr weniger Geld aus, da ſie ſich beſſer gegen die Ansbeutung zu ſchützen wiſſen; denn die Japaner zeigen ihre Geſchicklichkeit auch in der Kunſt, mit der ſie Fremde „hochzunehmen“ wiſſen .... Ungariſche Landwehr-Pioniere? Wie aus Peſt verlautet, ſoll die ungariſche Der Pius-Verein. Am 30. September fand in Nikolsburg im In Salzburg gründet der Piusverein Herr Etter gab ein Bild von dem Auf- Gewerbe. Große Schuhmacherverſammlung am Neubau. Zur Beſprechung der gegenwärtigen gewerb- Reitſtiefeln von 35 bis 80 Kronen, Kalbleder- Ein neuer Schlag gegen das Kleingewerbe. Es wird uns geſchrieben: In der letzten An der Spitze des nach großkapitaliſtiſcher Art Der Jude Karpeles führt alſo bereits den Für die in Betracht kommenden kleinen Leute Nur wenn der zu erwartenden ſozialdemoktratiſchen Ob die drohende Gefahr der Vernichtung einer Im Handelsregiſter des Handelsgerichtes Wien [IX]., Waſagaſſe 12, Skaret, Hanuſch & Co. Telegramme. Die Ehre unſeres Vaterlandes. Paris, 4. Oktober. Graf Friedrich Schön- Der türkiſch-perſiſche Grenzkonflikt. Konſtantinopel, 3. Oktober. Die Meldung, Der türkiſch-bulgariſche Konſlikt. Konſtantinopel, 3. Oktober. Es verlautet, Die Balkanwirren. (Das ökumeniſche Patriarchat. — Der To[d] des Metropoliten von Korytza.) Konſtantinopel, 3. Oktober. In der geſtrigen Der Prieſter, der den ermordeten Metro- Die Ereigniſſe in Rußland. Die heutigen Telegramme melden über mehrere Die geraubten Gehälter. Tiflis, 3. Oktober. Heute als am Tage der Entdeckte Bombenfabriken. Petersburg, 4. Oktober. Die geſtern vorge- Petersburg, 4. Oktober. In einem Hauſe Der Verband vom 30. Oktober. Mitau, 4. Oktober. In der gemeinſchaftlichen Land für die Bauern. Petersburg, 4. Oktober. Der Miniſterrat be- Petersburg, 4. Oktober. Die Polizei fand Parlamentariſches. Der Wahlreformausſchuß. Das Pluralwahlrecht. Der Wahlreformausſchuß hielt heute vormittags Abg. Dr. Couci ſagt: Die Gründe der Plural- <TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <p><pb facs="#f0005" n="5"/><fw place="top" type="header">227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906</fw><lb/><cb/> liche Summen in dem Lande zurücklaſſen. Ein<lb/> franzöſiſcher Reiſender berechnet die Summe der<lb/> Ausgaben, die ein Aufenthalt von ſechs Wochen<lb/> koſtet, der erforderlich iſt, wenn man nur die Haupt-<lb/> ſtädte flüchtig kennen lernen will, auf 2310 Yen<lb/> (9240 Franks) für vornehme Europäer und auf<lb/> 1823 Yen (7293 Franks) für weniger anſpruchs-<lb/> volle. Das iſt eine ſtattliche Summe. Die Aſiaten<lb/> kommen mit ſehr weniger Geld aus, da ſie<lb/> ſich beſſer gegen die Ansbeutung zu ſchützen wiſſen;<lb/> denn die Japaner zeigen ihre Geſchicklichkeit auch<lb/> in der Kunſt, mit der ſie Fremde „hochzunehmen“<lb/> wiſſen ....</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Ungariſche Landwehr-Pioniere?</hi> </head><lb/> <p>Wie aus Peſt verlautet, ſoll die ungariſche<lb/> Landwehr nicht nur mit Artillerie, ſondern auch<lb/> mit <hi rendition="#g">techniſchen Truppen und<lb/> eigenem Train</hi> ausgeſtattet werden. Es<lb/> wird auch von der Errichtung einer ungariſchen<lb/> techniſchen Akademie kaum Umgang genommen<lb/> werden. Das nächſte Budget wird als Vorbereitung<lb/> für dieſe Reformen die Koſten für die Errichtung<lb/> einer Artilleriefachſektion im Landesverteidigungs-<lb/> miniſterium und für die Errichtung eines<lb/><hi rendition="#g">Artillerielehrkurſes</hi> in der Honved-<lb/> akademie enthalten.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Pius-Verein.</hi> </head><lb/> <p>Am 30. September fand in <hi rendition="#g">Nikolsburg</hi> im<lb/> Saale des Domhofgebäudes die konſtituierende Ver-<lb/> ſammlung der Ortsgruppe ſtatt. Sie endete mit<lb/> einem erfreulichen Erfolge. Die Verſammlung war<lb/> von über 200 Perſonen beſucht und wurde von<lb/> Herrn <hi rendition="#g">Nepp</hi> aus Wien, einem gebürtigen Nikols-<lb/> burger, eröffnet. Derſelbe erörterte die Entſtehungs-<lb/> geſchichte der Gruppe und beſprach die Wichtigkeit<lb/> der Organiſation der Katholiken Oeſterreichs. Reicher<lb/> Beifall lohnte ſeine Ausführungen. Bei der Wahl<lb/> für die Vorſtehung wurden Franz Brichl, Schuh-<lb/> machermeiſter, als Oömann, die Canonici Simon<lb/> Fuſſek als Obmannſtellvertreter, Narziſſus Grögler<lb/> als Kaſſier, Joſef Mahr als Schriftführer, ferner<lb/> Zimmermeiſter Alois Fellner und Winzer Matthias<lb/> Kapinsky als Beiräte gewählt. Der neugewählte<lb/> Obmann übernahm den Vorſitz und verſprach,<lb/> energiſch für die Intereſſen des Piusvereines zu<lb/> arbeiten. Hierauf nahm der Delegierte der Zentral-<lb/> leitung <hi rendition="#aq">P.</hi> Kolb <hi rendition="#aq">S. J.</hi> das Wort. Er wußte durch<lb/> ſeine markigen und kernigen Worte die Anweſenden<lb/> ſo zu begeiſtern, daß nach Schluß der Verſammlung<lb/> zirka 100 Mitglieder und 20 Teilnehmer der Orts-<lb/> gruppe beitraten. Mit einem Hoch auf Papſt und<lb/> Kaiſer ſchloß der Obmann die Verſammlung.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Salzburg</hi> gründet der Piusverein<lb/> wöchentlich eine Ortsgruppe oder hält Wander-<lb/> verſammlungen ab. Am 30. September konſtituierte<lb/> ſich in <hi rendition="#g">Mattſee</hi> eine Ortsgruppe mit 200 Mit-<lb/> gliedern und Förderern. Nachmittags berief die<lb/> Ortsgruppe <hi rendition="#g">Schleedorf</hi> eine glänzend beſuchte Ver-<lb/> ſammlung ein. Kooperator <hi rendition="#g">Kepplinger</hi> proteſtiert<lb/> gegen die Annahme, daß der Pius-Verein den Frieden<lb/> ſtören werde und ſchilderte die Bedeutung des Vereines.</p><lb/> <p>Herr <hi rendition="#g">Etter</hi> gab ein Bild von dem Auf-<lb/> ſchwunge des Vereines im Herzogtum. Wenngleich<lb/> erſt im Mai die Agitation eingeſetzt hat, ſeien <hi rendition="#g">ſchon<lb/> 30 Ortsgruppen in Salzburg</hi> behördlich<lb/> genehmigt und immer noch neue im Entſtehen be-<lb/> griffen. Die vormittägige Verſammlung in Mattſee<lb/> allein hat bereits mehr als 600 Kronen geſteuert.<lb/> Er dankte der kleinen Gemeinde Schleedorf für das<lb/> gute Beiſpiel, das ſie gegeben hat. Nachdem Ob-<lb/> mann Oberlehrer <hi rendition="#g">Trigler</hi> die Verſammlung ge-<lb/> ſchloſſen hatte, dankte ihm der Gemeindevorſteher für<lb/> das verdienſtvolle Wirken ſeit 25 Jahren als Schul-<lb/> leiter in Schleedorf. Herr Etter überbrachte ihm<lb/> eine vom Kardinal Katſchthaler gewidmete Photo-<lb/> graphie, Stiftspropſt Ziegler feierte den Lehrer-<lb/> jubilar als chriſtlichen Schulmann.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewerbe.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Große Schuhmacherverſammlung am<lb/> Neubau.</hi> </head><lb/> <p>Zur Beſprechung der gegenwärtigen gewerb-<lb/> lichen Lage berief der Schuhmachermeiſterverein<lb/> „Einigkeit“ für Mittwoch abends in den großen<lb/> Saal des Reſtaurants „Zum grünen Baum“ eine<lb/> Schuhmachermeiſterverſammlung ein, die von Meiſtern<lb/> aus allen Wiener Bezirken überaus zahlreich beſucht<lb/> war. Vereinsobmann Bezirksrat <hi rendition="#g">Hermann</hi> er-<lb/> ſtattete den Bericht der Vereinsleitung, in welchem<lb/> er insbeſondere auf die Ausarbeitung der Werk-<lb/> ſtättenordnung und des Preistarifes hinwies. Er<lb/> beſprach in ausführlicher Weiſe die Lage der Schuh-<lb/> macher, welche er als eine triſte bezeichnete. Die<lb/> Verſammlung genehmigte ſchließlich folgenden<lb/><hi rendition="#g">Preistarif:</hi> </p><lb/> <p>Reitſtiefeln von 35 bis 80 Kronen, Kalbleder-<lb/> Halbſtiefeln von 25 bis 40 Kronen, Salon-Lack-<lb/> Stiefletten von 22 bis 36 Kronen, Kalbleder-<lb/> Stiefletten von 16 bis 28 Kronen, Bergſteiger-<lb/><cb/> Schnürſtiefeln von 22 bis 36 Kronen, für Ueberzug<lb/> von 9 Kronen 80 Heller bis 16 Kronen, für Doppler<lb/> von 3 Kronen 40 Heller bis 6 Kronen, für Abſätze<lb/> von 1 bis 2 Kronen uſw. für die Herrenarbeit. Für<lb/> die Damenarbeit ſtellen ſich die Preiſe wie folgt:<lb/> Reitſtiefeln aus Salon-Lack 55 bis 70 Kronen, Lack-<lb/> oder Chevreaux-Schnürſtiefeln von 23 bis 35 Kronen,<lb/> ſolche Zugſtiefeln von 21 bis 34 Kronen, Bor<supplied>c</supplied>alf<lb/> oder Satin-Schnürſtiefeln von 17 bis 24 Kronen,<lb/> ſolche Zugſtiefeln von 15 bis 20 Kronen, Ueberzüge<lb/> von 6 Kronen 50 Heller bis 12 Kronen, Doppler<lb/> von 2 Kronen 80 Heller bis 5 Kronen, Abſätze von<lb/> 90 Heller bis 1 Krone 90 Heller. Die Preiſe für<lb/> Knaben- und Mädchenarbeit ſtellen ſich entſprechend<lb/> billiger.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Ein neuer Schlag gegen das Kleingewerbe.</hi> </head><lb/> <p>Es wird uns geſchrieben: In der letzten<lb/> Sonntagsnummer der „Arbeiter-Zeitung“ wird<lb/> bereits Mitteilung davon gemacht, daß mit der<lb/> Errichtung einer <hi rendition="#g">Großbäckerei</hi> im 10. Bezirke<lb/> unverzüglich begonnen wird auf Grund eines ſozial-<lb/> demokratiſchen Parteibeſchluſſes und im Einvernehmen<lb/> mit der Gewerkſchaftskommiſſion.</p><lb/> <p>An der Spitze des nach großkapitaliſtiſcher Art<lb/> zu führenden Bäckereibetriebes werden die „Genoſſen“<lb/> Skaret, Hanuſch, Dr. Karpeles, David und Emmer-<lb/> ling ſtehen.</p><lb/> <p>Der Jude Karpeles führt alſo bereits den<lb/> erſten Schlag gegen das kleine Nahrungsmittel-<lb/> gewerbe und es ſteht außer Zweifel, daß die anderen<lb/> von dem intereſſierten Herrn in Ausſicht genommenen<lb/> Gründungen nachfolgen werden, durch welche<lb/> wenigſtens auf dem Gebiete des Nahrungsmittel-<lb/> gewerbes dem Kleingewerbe nicht nur die Kunde der<lb/> organiſierten Arbeiter entzogen, ſondern auch noch<lb/> eine erbitterte Konkurrenz gemacht werden ſoll.</p><lb/> <p>Für die in Betracht kommenden kleinen Leute<lb/> bedeutet der neueſte Plan der ſozialdemokratiſchen<lb/> Partei eine erneute Gefahr, da es überdies den An-<lb/> ſchein gewinnt, als ob die Roten auf genügend Katho-<lb/> liken zu rechnen hätten, und die Regierung dem ſchönen<lb/> Plan keine nennenswerten Hinderniſſe bereiten würde.<lb/> Für die Lebensmittelgewerbe iſt angeſichts der Sach-<lb/> lage der einzuſchlagende Weg eigentlich von ſelbſt<lb/> gegeben. Sie werden, wollen ſie in dem zu erwartenden<lb/> Konkurrenzkampf nicht unterliegen, einen Modus<lb/> finden müſſen, der es ihnen etwa nach Art einer<lb/><hi rendition="#g">Einkaufsgenoſſenſchaft</hi> ermöglicht, <hi rendition="#g">ſich eben-<lb/> falls großkapitaliſtiſch zu organiſieren.</hi> </p><lb/> <p>Nur wenn der zu erwartenden ſozialdemoktratiſchen<lb/> Großproduktion eine gleiche Erzeugungsart des chriſt-<lb/> lichen Mittelſtandes gegenüber geſtellt werden kann,<lb/> iſt es möglich, dem Karpeles-Projekte ein erfolgreiches<lb/> Schach zu bieten. Und das umſo mehr, als ja die Herren<lb/> in den leitenden Stellen von dem eigentlichen Ge-<lb/> ſchäfte doch nichts verſtehen und erfahrungsgemäß<lb/> auf ſozialdemokratiſcher Seite mit großen Regien<lb/> gearbeitet wird, weil mit jeder neuen Unternehmung<lb/> eine ziemliche Anzahl von Sinekuren für Obergenoſſen<lb/> zu ſchaffen iſt.</p><lb/> <p>Ob die drohende Gefahr der Vernichtung einer<lb/> großen Zahl von bisher ſelbſtändigen, wenn auch<lb/> nicht glänzenden Exiſtenzen einen ſolchen Zuſammen-<lb/> ſchluß bewirken kann, iſt freilich eine Frage, die wir<lb/> nicht unbedingt zu bejahen wagen.</p><lb/> <p>Im Handelsregiſter des Handelsgerichtes <hi rendition="#g">Wien</hi><lb/> wurde unterm 28. September folgende Firma ein-<lb/> getragen:</p><lb/> <p><hi rendition="#aq"><supplied>IX</supplied>.,</hi> Waſagaſſe 12, <hi rendition="#g">Skaret, Hanuſch</hi> & Co.<lb/> Erzeugung von Nahrungsmitteln und Handel mit<lb/> ſolchen. Offene Handelsgeſellſchaft ſeit 24. September 1906.<lb/><hi rendition="#aq">G.</hi> Ferdinand Skaret, Ferdinand Hanuſch und Dr.<lb/> Benno <hi rendition="#g">Karpeles.</hi> Vertretungsbefugt nur Dr. Benno<lb/> Karpeles. <hi rendition="#aq">F. Z.</hi> Unterfertigung des vorgedruckten oder<lb/> vorgeſchriebenen Firmawortlautes durch den <hi rendition="#aq">G.</hi><lb/> Dr. Benno Karpeles mit dem Zunamen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jVarious" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Telegramme.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Ehre unſeres Vaterlandes.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Paris,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>Graf Friedrich Schön-<lb/> born richtete an den „Figaro“ ein Schreiben, in<lb/> welchem er gegen den <hi rendition="#g">Artikel Bryans</hi> über<lb/> Oeſterreich Ungarn entſchieden proteſtiert und erklärt:<lb/> Ich kann den 30 amerikaniſchen Zeitungen, welche<lb/> die Auslaſſungen Bryans verbreiten, nicht Schweigen<lb/> gebieten; aber wenn dieſe Auslaſſungen die <hi rendition="#g">Ehre</hi><lb/> meines mir teuren und durch die Geſchichte <hi rendition="#g">ehr-<lb/> würdigen Vaterlandes</hi> berühren, wenn ich<lb/> in dieſen Auslaſſungen ein ſeltſames <hi rendition="#g">Gemiſch<lb/> von Wahrheit und Widerſinn</hi> finde,<lb/> welches geeignet iſt, die öffentliche Meinung in<lb/> Irrtum zu führen, dann bezichtige ich die Läſterer<lb/> der Fälſchung und fordere ſie auf, <hi rendition="#g">lieber zu<lb/> ſchweigen,</hi> als ſchwierige und verwickelte Fragen<lb/> leichtfertig zu behandeln.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der türkiſch-perſiſche Grenzkonflikt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 3. Oktober.</dateline> <p>Die Meldung,<lb/> daß Rußland und England als <hi rendition="#aq">puissances<lb/> mediatrices</hi> in der türkiſch-perſiſchen Grenzaffäre<lb/> eine energiſche Intervention planen, beſtätigt ſich<lb/> nicht. Eine Intervention wurde von perſiſcher<lb/><cb/> Seite auch nicht verlangt, da die Arbeiten der<lb/> Grenzkommiſſion noch nicht beendet ſind.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der türkiſch-bulgariſche Konſlikt.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 3. Oktober.</dateline> <p>Es verlautet,<lb/> daß Nedjib Paſcha, der hierher zurückgekehrt iſt,<lb/> in Sofia abermals beruhigende Verſicherungen<lb/> erhalten habe.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Balkanwirren.</hi> </head><lb/> <head> <hi rendition="#g">(Das ökumeniſche Patriarchat. — Der To<supplied>d</supplied><lb/> des Metropoliten von Korytza.)</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Konſtantinopel,</hi> 3. Oktober.</dateline> <p>In der geſtrigen<lb/> Sitzung der Synode des ökumeniſchen Patriarchats<lb/> wurde eine Adreſſe angenommen, in welcher dem<lb/><hi rendition="#g">Grafen Calice</hi> für ſein während ſeiner Amts-<lb/> führung dem Patriarchat gegenüber bewieſenes <hi rendition="#g">Wohl-<lb/> wollen der Dank ausgeſprochen</hi> wird. —<lb/> Geſtern überreichte das Patriarchat dem Kultus-<lb/> miniſter die gemeldete Note, welche die <hi rendition="#g">Entfernung<lb/> des bulgariſchen Exarchen</hi> von Konſtantinopel<lb/> und die der Metropoliten aus der Provinz verlangt.</p><lb/> <p>Der Prieſter, der den ermordeten <hi rendition="#g">Metro-<lb/> politen von Korytza</hi> begleitet hatte, behauptet<lb/> in einem Bericht an das Patriarchat, daß eine<lb/> Bande von 20 Perſonen, die albaneſiſche Kleidung<lb/> trugen, den Ueberfall ausführte. Die Schweſter des<lb/> Ermordeten hat an den Großvezier telegraphiert,<lb/> daß, trotzdem die Mörder bekannt ſeien, der Gouver-<lb/> neur deren Verhaftung, die der Großvezier tele-<lb/> graphiſch befohlen hatte, verzögert habe. Der Stell-<lb/> vertreter des Metropoliten von Korytza telegraphierte<lb/> an das Patriarchat, daß die noch unbekannten Mörder<lb/> Sonntag die griechiſche Kirche in Dernovo einge-<lb/> äſchert haben.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Ereigniſſe in Rußland.</hi> </head><lb/> <p>Die heutigen Telegramme melden über mehrere<lb/> Fälle von Raub, Entdeckung von Bomben-<lb/> fabriken uſw. und von einem bedeutſamen Beſchluß<lb/> des Miniſterrates zur Steuerung der Not bei den<lb/> Bauern; die Depeſchen lauten:</p><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Die geraubten Gehälter.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Tiflis,</hi> 3. Oktober.</dateline> <p>Heute als am Tage der<lb/> Gehaltszahlungen wurden hier durch bewaffnete<lb/> Räuberbanden in der Stärke von vier bis ſechs<lb/> Mann die Kaſſiere von vier Inſtituten, einer von<lb/> dieſen auf offener Struße, überfallen und größerer<lb/> Geldſummen beraubt. Es gelang nur einen der<lb/> Räuber zu verhaften.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Entdeckte Bombenfabriken.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>Die geſtern vorge-<lb/> nommene Unterſuchung des Inſtitutes der Wege-<lb/> bauingenieure war durch die Entdeckung von 40,<lb/> nach einer anderen Meldung von <hi rendition="#g">29 Bomben</hi><lb/> in der Wohnung eines Studenten veranlaßt worden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>In einem Hauſe<lb/> der Dritten Straße wurde heute eine <hi rendition="#g">Bomben-<lb/> fabrik entdeckt.</hi> Fünf Perſonen wurden ver-<lb/> haftet. Am Abend wurde das Petroffſche Teelager<lb/> am Koltowsky-Kai ausgeplündert. Ein Wächter<lb/> wurde getötet. Von den Perſonen, die geſtern nach-<lb/> mittags auf dem Börſeplatz verhaftet wurden, weil<lb/> ſie einen Ueberfall auf den aus der Rentei mit<lb/> einer großen Geldſumme zurückkehrenden Kaſſier<lb/> einer Regierungsbehörde geplant hatten, ſind zwei<lb/> ruſſiſche Bauern und einer ein „Schweizer“ namens<lb/> Lebhardt.</p> </div> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Verband vom 30. Oktober.</hi> </head><lb/> <dateline><hi rendition="#b">Mitau,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>In der gemeinſchaftlichen<lb/> Sitzung des Petersburger und des Moskauer Aus-<lb/> ſchuſſes des Verbandes vom 30. Oktober legte<lb/> Gutſchkoff das Amt des Vorſitzenden des Zentral-<lb/> ausſchuſſes des Verbandes nieder. Er wurde jedoch<lb/> einſtimmig wiedergewählt.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Land für die Bauern.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>Der Miniſterrat be-<lb/> ſchloß, die der Krone gehörigen Ländereien im Altai-<lb/> gebiete von Staatswegen zu übernehmen, um auf<lb/> dieſe Weiſe Land für die fortziehenden Bauern zu<lb/> ſchaffen, Der Staat zahlt dafür 49 Jahre hindurch<lb/> 22 Kopeken für die Deſſjatine an die Krone, die alle<lb/> Rechte auf die in jenen Gebieten vorhandenen<lb/> Mineralien behält.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="4"> <dateline><hi rendition="#b">Petersburg,</hi> 4. Oktober.</dateline> <p>Die Polizei fand<lb/> geſtern bei der Durchſuchung des Inſtitutes der<lb/> Wegebauingeneure 16 Bombenhüllen und Spreng-<lb/> materialien. Mehrere Studierende wurden verhaftet.</p> </div> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jPoliticalNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Parlamentariſches.</hi> </head><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Der Wahlreformausſchuß.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das Pluralwahlrecht.</hi> </head><lb/> <p>Der Wahlreformausſchuß hielt heute vormittags<lb/> unter Vorſitz des Obmannes Dr. <hi rendition="#g">Ploj</hi> und in An-<lb/> weſenheit des Miniſters des Innern Dr. Freiherr von<lb/><hi rendition="#g">Bienerth</hi> zuſammen, in welcher die Beratung über<lb/> § 5 der Reichsratswahlordnung feſtgeſetzt wurde.</p><lb/> <p>Abg. Dr. <hi rendition="#b">Couci</hi> ſagt: Die Gründe der Plural-<lb/> wahlrechtsfreunde ſeien, was das Alter und die<lb/> Familie betrifft, beherzigenswert. Es wäre für den<lb/> Redner verlockend, für das Pluralwahlrecht einzutreten<lb/> und er würde es deshalb mit Freuden ſehen, wenn<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
227 Wien, Freitag Reichspoſt 5. Oktober 1906
liche Summen in dem Lande zurücklaſſen. Ein
franzöſiſcher Reiſender berechnet die Summe der
Ausgaben, die ein Aufenthalt von ſechs Wochen
koſtet, der erforderlich iſt, wenn man nur die Haupt-
ſtädte flüchtig kennen lernen will, auf 2310 Yen
(9240 Franks) für vornehme Europäer und auf
1823 Yen (7293 Franks) für weniger anſpruchs-
volle. Das iſt eine ſtattliche Summe. Die Aſiaten
kommen mit ſehr weniger Geld aus, da ſie
ſich beſſer gegen die Ansbeutung zu ſchützen wiſſen;
denn die Japaner zeigen ihre Geſchicklichkeit auch
in der Kunſt, mit der ſie Fremde „hochzunehmen“
wiſſen ....
Ungariſche Landwehr-Pioniere?
Wie aus Peſt verlautet, ſoll die ungariſche
Landwehr nicht nur mit Artillerie, ſondern auch
mit techniſchen Truppen und
eigenem Train ausgeſtattet werden. Es
wird auch von der Errichtung einer ungariſchen
techniſchen Akademie kaum Umgang genommen
werden. Das nächſte Budget wird als Vorbereitung
für dieſe Reformen die Koſten für die Errichtung
einer Artilleriefachſektion im Landesverteidigungs-
miniſterium und für die Errichtung eines
Artillerielehrkurſes in der Honved-
akademie enthalten.
Der Pius-Verein.
Am 30. September fand in Nikolsburg im
Saale des Domhofgebäudes die konſtituierende Ver-
ſammlung der Ortsgruppe ſtatt. Sie endete mit
einem erfreulichen Erfolge. Die Verſammlung war
von über 200 Perſonen beſucht und wurde von
Herrn Nepp aus Wien, einem gebürtigen Nikols-
burger, eröffnet. Derſelbe erörterte die Entſtehungs-
geſchichte der Gruppe und beſprach die Wichtigkeit
der Organiſation der Katholiken Oeſterreichs. Reicher
Beifall lohnte ſeine Ausführungen. Bei der Wahl
für die Vorſtehung wurden Franz Brichl, Schuh-
machermeiſter, als Oömann, die Canonici Simon
Fuſſek als Obmannſtellvertreter, Narziſſus Grögler
als Kaſſier, Joſef Mahr als Schriftführer, ferner
Zimmermeiſter Alois Fellner und Winzer Matthias
Kapinsky als Beiräte gewählt. Der neugewählte
Obmann übernahm den Vorſitz und verſprach,
energiſch für die Intereſſen des Piusvereines zu
arbeiten. Hierauf nahm der Delegierte der Zentral-
leitung P. Kolb S. J. das Wort. Er wußte durch
ſeine markigen und kernigen Worte die Anweſenden
ſo zu begeiſtern, daß nach Schluß der Verſammlung
zirka 100 Mitglieder und 20 Teilnehmer der Orts-
gruppe beitraten. Mit einem Hoch auf Papſt und
Kaiſer ſchloß der Obmann die Verſammlung.
In Salzburg gründet der Piusverein
wöchentlich eine Ortsgruppe oder hält Wander-
verſammlungen ab. Am 30. September konſtituierte
ſich in Mattſee eine Ortsgruppe mit 200 Mit-
gliedern und Förderern. Nachmittags berief die
Ortsgruppe Schleedorf eine glänzend beſuchte Ver-
ſammlung ein. Kooperator Kepplinger proteſtiert
gegen die Annahme, daß der Pius-Verein den Frieden
ſtören werde und ſchilderte die Bedeutung des Vereines.
Herr Etter gab ein Bild von dem Auf-
ſchwunge des Vereines im Herzogtum. Wenngleich
erſt im Mai die Agitation eingeſetzt hat, ſeien ſchon
30 Ortsgruppen in Salzburg behördlich
genehmigt und immer noch neue im Entſtehen be-
griffen. Die vormittägige Verſammlung in Mattſee
allein hat bereits mehr als 600 Kronen geſteuert.
Er dankte der kleinen Gemeinde Schleedorf für das
gute Beiſpiel, das ſie gegeben hat. Nachdem Ob-
mann Oberlehrer Trigler die Verſammlung ge-
ſchloſſen hatte, dankte ihm der Gemeindevorſteher für
das verdienſtvolle Wirken ſeit 25 Jahren als Schul-
leiter in Schleedorf. Herr Etter überbrachte ihm
eine vom Kardinal Katſchthaler gewidmete Photo-
graphie, Stiftspropſt Ziegler feierte den Lehrer-
jubilar als chriſtlichen Schulmann.
Gewerbe.
Große Schuhmacherverſammlung am
Neubau.
Zur Beſprechung der gegenwärtigen gewerb-
lichen Lage berief der Schuhmachermeiſterverein
„Einigkeit“ für Mittwoch abends in den großen
Saal des Reſtaurants „Zum grünen Baum“ eine
Schuhmachermeiſterverſammlung ein, die von Meiſtern
aus allen Wiener Bezirken überaus zahlreich beſucht
war. Vereinsobmann Bezirksrat Hermann er-
ſtattete den Bericht der Vereinsleitung, in welchem
er insbeſondere auf die Ausarbeitung der Werk-
ſtättenordnung und des Preistarifes hinwies. Er
beſprach in ausführlicher Weiſe die Lage der Schuh-
macher, welche er als eine triſte bezeichnete. Die
Verſammlung genehmigte ſchließlich folgenden
Preistarif:
Reitſtiefeln von 35 bis 80 Kronen, Kalbleder-
Halbſtiefeln von 25 bis 40 Kronen, Salon-Lack-
Stiefletten von 22 bis 36 Kronen, Kalbleder-
Stiefletten von 16 bis 28 Kronen, Bergſteiger-
Schnürſtiefeln von 22 bis 36 Kronen, für Ueberzug
von 9 Kronen 80 Heller bis 16 Kronen, für Doppler
von 3 Kronen 40 Heller bis 6 Kronen, für Abſätze
von 1 bis 2 Kronen uſw. für die Herrenarbeit. Für
die Damenarbeit ſtellen ſich die Preiſe wie folgt:
Reitſtiefeln aus Salon-Lack 55 bis 70 Kronen, Lack-
oder Chevreaux-Schnürſtiefeln von 23 bis 35 Kronen,
ſolche Zugſtiefeln von 21 bis 34 Kronen, Borcalf
oder Satin-Schnürſtiefeln von 17 bis 24 Kronen,
ſolche Zugſtiefeln von 15 bis 20 Kronen, Ueberzüge
von 6 Kronen 50 Heller bis 12 Kronen, Doppler
von 2 Kronen 80 Heller bis 5 Kronen, Abſätze von
90 Heller bis 1 Krone 90 Heller. Die Preiſe für
Knaben- und Mädchenarbeit ſtellen ſich entſprechend
billiger.
Ein neuer Schlag gegen das Kleingewerbe.
Es wird uns geſchrieben: In der letzten
Sonntagsnummer der „Arbeiter-Zeitung“ wird
bereits Mitteilung davon gemacht, daß mit der
Errichtung einer Großbäckerei im 10. Bezirke
unverzüglich begonnen wird auf Grund eines ſozial-
demokratiſchen Parteibeſchluſſes und im Einvernehmen
mit der Gewerkſchaftskommiſſion.
An der Spitze des nach großkapitaliſtiſcher Art
zu führenden Bäckereibetriebes werden die „Genoſſen“
Skaret, Hanuſch, Dr. Karpeles, David und Emmer-
ling ſtehen.
Der Jude Karpeles führt alſo bereits den
erſten Schlag gegen das kleine Nahrungsmittel-
gewerbe und es ſteht außer Zweifel, daß die anderen
von dem intereſſierten Herrn in Ausſicht genommenen
Gründungen nachfolgen werden, durch welche
wenigſtens auf dem Gebiete des Nahrungsmittel-
gewerbes dem Kleingewerbe nicht nur die Kunde der
organiſierten Arbeiter entzogen, ſondern auch noch
eine erbitterte Konkurrenz gemacht werden ſoll.
Für die in Betracht kommenden kleinen Leute
bedeutet der neueſte Plan der ſozialdemokratiſchen
Partei eine erneute Gefahr, da es überdies den An-
ſchein gewinnt, als ob die Roten auf genügend Katho-
liken zu rechnen hätten, und die Regierung dem ſchönen
Plan keine nennenswerten Hinderniſſe bereiten würde.
Für die Lebensmittelgewerbe iſt angeſichts der Sach-
lage der einzuſchlagende Weg eigentlich von ſelbſt
gegeben. Sie werden, wollen ſie in dem zu erwartenden
Konkurrenzkampf nicht unterliegen, einen Modus
finden müſſen, der es ihnen etwa nach Art einer
Einkaufsgenoſſenſchaft ermöglicht, ſich eben-
falls großkapitaliſtiſch zu organiſieren.
Nur wenn der zu erwartenden ſozialdemoktratiſchen
Großproduktion eine gleiche Erzeugungsart des chriſt-
lichen Mittelſtandes gegenüber geſtellt werden kann,
iſt es möglich, dem Karpeles-Projekte ein erfolgreiches
Schach zu bieten. Und das umſo mehr, als ja die Herren
in den leitenden Stellen von dem eigentlichen Ge-
ſchäfte doch nichts verſtehen und erfahrungsgemäß
auf ſozialdemokratiſcher Seite mit großen Regien
gearbeitet wird, weil mit jeder neuen Unternehmung
eine ziemliche Anzahl von Sinekuren für Obergenoſſen
zu ſchaffen iſt.
Ob die drohende Gefahr der Vernichtung einer
großen Zahl von bisher ſelbſtändigen, wenn auch
nicht glänzenden Exiſtenzen einen ſolchen Zuſammen-
ſchluß bewirken kann, iſt freilich eine Frage, die wir
nicht unbedingt zu bejahen wagen.
Im Handelsregiſter des Handelsgerichtes Wien
wurde unterm 28. September folgende Firma ein-
getragen:
IX., Waſagaſſe 12, Skaret, Hanuſch & Co.
Erzeugung von Nahrungsmitteln und Handel mit
ſolchen. Offene Handelsgeſellſchaft ſeit 24. September 1906.
G. Ferdinand Skaret, Ferdinand Hanuſch und Dr.
Benno Karpeles. Vertretungsbefugt nur Dr. Benno
Karpeles. F. Z. Unterfertigung des vorgedruckten oder
vorgeſchriebenen Firmawortlautes durch den G.
Dr. Benno Karpeles mit dem Zunamen.
Telegramme.
Die Ehre unſeres Vaterlandes.
Paris, 4. Oktober. Graf Friedrich Schön-
born richtete an den „Figaro“ ein Schreiben, in
welchem er gegen den Artikel Bryans über
Oeſterreich Ungarn entſchieden proteſtiert und erklärt:
Ich kann den 30 amerikaniſchen Zeitungen, welche
die Auslaſſungen Bryans verbreiten, nicht Schweigen
gebieten; aber wenn dieſe Auslaſſungen die Ehre
meines mir teuren und durch die Geſchichte ehr-
würdigen Vaterlandes berühren, wenn ich
in dieſen Auslaſſungen ein ſeltſames Gemiſch
von Wahrheit und Widerſinn finde,
welches geeignet iſt, die öffentliche Meinung in
Irrtum zu führen, dann bezichtige ich die Läſterer
der Fälſchung und fordere ſie auf, lieber zu
ſchweigen, als ſchwierige und verwickelte Fragen
leichtfertig zu behandeln.
Der türkiſch-perſiſche Grenzkonflikt.
Konſtantinopel, 3. Oktober. Die Meldung,
daß Rußland und England als puissances
mediatrices in der türkiſch-perſiſchen Grenzaffäre
eine energiſche Intervention planen, beſtätigt ſich
nicht. Eine Intervention wurde von perſiſcher
Seite auch nicht verlangt, da die Arbeiten der
Grenzkommiſſion noch nicht beendet ſind.
Der türkiſch-bulgariſche Konſlikt.
Konſtantinopel, 3. Oktober. Es verlautet,
daß Nedjib Paſcha, der hierher zurückgekehrt iſt,
in Sofia abermals beruhigende Verſicherungen
erhalten habe.
Die Balkanwirren.
(Das ökumeniſche Patriarchat. — Der Tod
des Metropoliten von Korytza.)
Konſtantinopel, 3. Oktober. In der geſtrigen
Sitzung der Synode des ökumeniſchen Patriarchats
wurde eine Adreſſe angenommen, in welcher dem
Grafen Calice für ſein während ſeiner Amts-
führung dem Patriarchat gegenüber bewieſenes Wohl-
wollen der Dank ausgeſprochen wird. —
Geſtern überreichte das Patriarchat dem Kultus-
miniſter die gemeldete Note, welche die Entfernung
des bulgariſchen Exarchen von Konſtantinopel
und die der Metropoliten aus der Provinz verlangt.
Der Prieſter, der den ermordeten Metro-
politen von Korytza begleitet hatte, behauptet
in einem Bericht an das Patriarchat, daß eine
Bande von 20 Perſonen, die albaneſiſche Kleidung
trugen, den Ueberfall ausführte. Die Schweſter des
Ermordeten hat an den Großvezier telegraphiert,
daß, trotzdem die Mörder bekannt ſeien, der Gouver-
neur deren Verhaftung, die der Großvezier tele-
graphiſch befohlen hatte, verzögert habe. Der Stell-
vertreter des Metropoliten von Korytza telegraphierte
an das Patriarchat, daß die noch unbekannten Mörder
Sonntag die griechiſche Kirche in Dernovo einge-
äſchert haben.
Die Ereigniſſe in Rußland.
Die heutigen Telegramme melden über mehrere
Fälle von Raub, Entdeckung von Bomben-
fabriken uſw. und von einem bedeutſamen Beſchluß
des Miniſterrates zur Steuerung der Not bei den
Bauern; die Depeſchen lauten:
Die geraubten Gehälter.
Tiflis, 3. Oktober. Heute als am Tage der
Gehaltszahlungen wurden hier durch bewaffnete
Räuberbanden in der Stärke von vier bis ſechs
Mann die Kaſſiere von vier Inſtituten, einer von
dieſen auf offener Struße, überfallen und größerer
Geldſummen beraubt. Es gelang nur einen der
Räuber zu verhaften.
Entdeckte Bombenfabriken.
Petersburg, 4. Oktober. Die geſtern vorge-
nommene Unterſuchung des Inſtitutes der Wege-
bauingenieure war durch die Entdeckung von 40,
nach einer anderen Meldung von 29 Bomben
in der Wohnung eines Studenten veranlaßt worden.
Petersburg, 4. Oktober. In einem Hauſe
der Dritten Straße wurde heute eine Bomben-
fabrik entdeckt. Fünf Perſonen wurden ver-
haftet. Am Abend wurde das Petroffſche Teelager
am Koltowsky-Kai ausgeplündert. Ein Wächter
wurde getötet. Von den Perſonen, die geſtern nach-
mittags auf dem Börſeplatz verhaftet wurden, weil
ſie einen Ueberfall auf den aus der Rentei mit
einer großen Geldſumme zurückkehrenden Kaſſier
einer Regierungsbehörde geplant hatten, ſind zwei
ruſſiſche Bauern und einer ein „Schweizer“ namens
Lebhardt.
Der Verband vom 30. Oktober.
Mitau, 4. Oktober. In der gemeinſchaftlichen
Sitzung des Petersburger und des Moskauer Aus-
ſchuſſes des Verbandes vom 30. Oktober legte
Gutſchkoff das Amt des Vorſitzenden des Zentral-
ausſchuſſes des Verbandes nieder. Er wurde jedoch
einſtimmig wiedergewählt.
Land für die Bauern.
Petersburg, 4. Oktober. Der Miniſterrat be-
ſchloß, die der Krone gehörigen Ländereien im Altai-
gebiete von Staatswegen zu übernehmen, um auf
dieſe Weiſe Land für die fortziehenden Bauern zu
ſchaffen, Der Staat zahlt dafür 49 Jahre hindurch
22 Kopeken für die Deſſjatine an die Krone, die alle
Rechte auf die in jenen Gebieten vorhandenen
Mineralien behält.
Petersburg, 4. Oktober. Die Polizei fand
geſtern bei der Durchſuchung des Inſtitutes der
Wegebauingeneure 16 Bombenhüllen und Spreng-
materialien. Mehrere Studierende wurden verhaftet.
Parlamentariſches.
Der Wahlreformausſchuß.
Das Pluralwahlrecht.
Der Wahlreformausſchuß hielt heute vormittags
unter Vorſitz des Obmannes Dr. Ploj und in An-
weſenheit des Miniſters des Innern Dr. Freiherr von
Bienerth zuſammen, in welcher die Beratung über
§ 5 der Reichsratswahlordnung feſtgeſetzt wurde.
Abg. Dr. Couci ſagt: Die Gründe der Plural-
wahlrechtsfreunde ſeien, was das Alter und die
Familie betrifft, beherzigenswert. Es wäre für den
Redner verlockend, für das Pluralwahlrecht einzutreten
und er würde es deshalb mit Freuden ſehen, wenn
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