Reichspost. Nr. 280, Wien, 06.12.1894.[Spaltenumbruch]
1. Jahrgang. Redgetion, Administration, Stadtexpedition I., Schulerstr., Unfrankierte Briefe werden nicht an- Ankündigungs-Bureau: Abonnements werden angenommen Erscheint täglich 6 Uhr abends [Spaltenumbruch] Wien, Donnerstag 6. December 1894. Reichspost. Unabhängiges Tagblatt für das christliche Volk Oesterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Nr. 280. Bezugspreise: Einzelne Nummern 4 kr., per Post Bei Abholung in unserer Admini Für Oesterreich-Ungarn Für Deutschland Länder des Weltpostvereines Telephon 1828. [Spaltenumbruch] Ueber Bord mit dem Ballast! Das Ratenhandelsgesetz ist im Herrenhause seiner Die Hauptursache der Stockung scheint nns in der Die Mitglieder des gegenwärtigen Abgeordneten- Die Situation in Ungarn ist außerordentlich unklar und zeigt die Tendenz noch Mittlerweile wird die Situation des Cabinetes Von Budapest und Wien aus wird in den letzten Wir wiederholen, was wir dieser Tage sagten: [Spaltenumbruch] Feuilleton. Christianistrung der Juden in Rußland. Von einer competenten und daher glaubwürdigen Die russische Persönlichkeit, welche uns diese Mit- "Die jüdischen Reformatoren geben zu und er- [Spaltenumbruch] "Wie mächtig aber die Ueberzeugung der aufge- "Doch wie gering auch die Erfolge der Reform [Spaltenumbruch]
1. Jahrgang. Redgetion, Adminiſtration, Stadtexpedition I., Schulerſtr., Unfrankierte Briefe werden nicht an- Ankündigungs-Bureau: Abonnements werden angenommen Erſcheint täglich 6 Uhr abends [Spaltenumbruch] Wien, Donnerſtag 6. December 1894. Reichspoſt. Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns. [Spaltenumbruch] Nr. 280. Bezugspreiſe: Einzelne Nummern 4 kr., per Poſt Bei Abholung in unſerer Admini Für Oeſterreich-Ungarn Für Deutſchland Länder des Weltpoſtvereines Telephon 1828. [Spaltenumbruch] Ueber Bord mit dem Ballaſt! Das Ratenhandelsgeſetz iſt im Herrenhauſe ſeiner Die Haupturſache der Stockung ſcheint nns in der Die Mitglieder des gegenwärtigen Abgeordneten- Die Situation in Ungarn iſt außerordentlich unklar und zeigt die Tendenz noch Mittlerweile wird die Situation des Cabinetes Von Budapeſt und Wien aus wird in den letzten Wir wiederholen, was wir dieſer Tage ſagten: [Spaltenumbruch] Feuilleton. Chriſtianiſtrung der Juden in Rußland. Von einer competenten und daher glaubwürdigen Die ruſſiſche Perſönlichkeit, welche uns dieſe Mit- „Die jüdiſchen Reformatoren geben zu und er- [Spaltenumbruch] „Wie mächtig aber die Ueberzeugung der aufge- „Doch wie gering auch die Erfolge der Reform <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0001" n="[1]"/> <cb/> <div type="jExpedition"> <head> <hi rendition="#b">1. 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Im Augen-<lb/> blick, da dieſe aufgerollt war, war das jetzige Wahl-<lb/> ſyſtem und war das jetzige Parlament zum Tode ver-<lb/> urtheilt. Wer nicht ein Brett vor den Kopf und Scheu-<lb/> leder vor den Augen und Ohren hat, erkannte das<lb/> auf den erſten Blick. Auch viele Abgeordnete fühlten<lb/> das und daher kam ja eben die furchtbare Wuth gegen<lb/> den Grafen <hi rendition="#g">Taaffe</hi> und den Dr. <hi rendition="#g">Steinbach.</hi><lb/> Was am 10. October v. J. geſchehen iſt, läßt ſich nicht<lb/> mehr ungeſchehen machen, läßt ſich nicht mehr aus dem<lb/> Bewußtſein, nicht mehr aus der Geſchichte ſtreichen. Die<lb/> Wahlreform <hi rendition="#g">muß</hi> gemacht werden, das ſehen allgemach<lb/> ſelbſt Graf <hi rendition="#g">Stadnicki,</hi> ſogar Herr Joſef <hi rendition="#g">Kopp</hi><lb/> ein. Im Augenblicke, da aber das feſtſteht, ſteht auch<lb/> feſt, daß das jetzige Abgeordnetenhaus zum Tode ver-<lb/> urtheilt iſt. Zu glauben, daß man Hundertauſende<lb/> von neuen Wählern ſchaffen und dieſe dann in das<lb/><hi rendition="#g">alte</hi> Parlament hineinwählen laſſen könnte, ſo wie<lb/> etwa ein armer Mann auf einen zerriſſenen ſchwarzen<lb/> Rock einen braunen Fleck aufſetzt, das gehört zu den<lb/> Dingen, die ſich zwar ein Coalierter, der für ſein<lb/> Mandat zittert, wünſchen kann, die aber vernünftige<lb/> Leute nicht ernſthaft discutiren. Es iſt auch <hi rendition="#g">noch<lb/> niemals, in keinem Lande der Welt,</hi><lb/> je vorgekommen, daß nach einer umfaſſenderen Aen-<lb/> derung des Wahlgeſetzes das alte Parlament hätte<lb/><cb/> fortbeſtehen dürfen. Immer war die erſte Folge der<lb/> Wahlreform die <hi rendition="#g">ſofortige,</hi> unmittelbare Auf-<lb/> löſung des beſtehenden Parlamentes und die Aus-<lb/> ſchreibung von Neuwahlen nach dem neuen Wahlgeſetz.<lb/> So hat man es in dieſem Jahrhundert dreimal in<lb/> England, dreimal in Frankreich, zweimal in Italien,<lb/> einmal in Belgien gemacht. <hi rendition="#g">Niemals</hi> iſt es noch<lb/> irgendwo anders gemacht worden. Ein Parlament iſt<lb/> keine alte Hoſe, die man ausflickt.</p><lb/> <p>Die Mitglieder des gegenwärtigen Abgeordneten-<lb/> hauſes haben nun das Bewußtſein, daß ſie verurtheilt<lb/> ſind und daß nur die Execution noch aufgeſchoben iſt.<lb/> Daher die Friktionen, welche die gedeihliche Arbeit ver-<lb/> hindern. Dafür gibt es eben nur <hi rendition="#g">eine</hi> Löſung, die<lb/> Wahlreform fertig machen und dann ſo raſch als<lb/> möglich auflöſen und das neue Parlament zuſammen-<lb/> berufen. Wir möchten alſo dem Miniſterium nahe-<lb/> legen, das Arbeitsprogramm des gegenwärtigen Abge-<lb/> ordnetenhauſes auf ein Minimum zu beſchränken;<lb/> man erledige das Budget und dergl. und mache die<lb/> Wahlreform. Alles andere iſt Zeitvergeudung, weil<lb/> man es wohl in Angriff nehmen, aber nicht fertig<lb/> machen können wird. Alſo — über Bord mit dem<lb/> Ballaſt und an die Wahlreform gegangen! Dieſe<lb/><hi rendition="#g">muß</hi> gemacht werden, alſo mache man ſie ſo ſchnell<lb/> als möglich. Das neue, aus breiteren Volksſchichten<lb/> hervorgegangene Parlament wird mit friſchen Kräften<lb/> an ſeine Aufgabe gehen können, das jetzige hat aus-<lb/> gedient, und je eher es den blauen Bogen bekommt,<lb/> deſto beſſer.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="ungarn1" next="#ungarn2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Situation in Ungarn</hi> </head><lb/> <p>iſt außerordentlich unklar und zeigt die Tendenz noch<lb/> unklarer zu werden. Herr Wekerle hat im miniſteriellen<lb/> Parteiclub mitgetheilt, daß Se. Majeſtät ihm zugeſagt<lb/> habe, die bereits votirten kirchenpolitiſchen Vorlagen<lb/> zu ſanctioniren. So weit wäre formell alles in der<lb/> Ordnung. Daß Herr Wekerle in einer ſolchen Sache<lb/> nicht die Unwahrheit geſprochen haben <hi rendition="#g">kann,</hi> liegt<lb/> auf der Hand. Er wäre, hätte er das gethan, heute<lb/> nicht mehr Miniſter. Alſo der Monarch hat die Sanc-<lb/> tionirung der Vorlagen zugeſagt, und zwar, wie Herr<lb/><cb/> Wekerle ausdrücklich betonte, dem jetzigen Cabinet.<lb/> Seither iſt mehr als eine Woche verfloſſen, die Sanc-<lb/> tionirung iſt nicht erfolgt. Was geht da vor? Oder<lb/> was iſt da vorgegangen? Hat Herr Wekerle doch an-<lb/> dere zu täuſchen geſucht? Oder hat er ſich ſelbſt getäuſcht?</p><lb/> <p>Mittlerweile wird die Situation des Cabinetes<lb/><hi rendition="#g">Szilagy,</hi> genannt <hi rendition="#g">Wekerle,</hi> von Tag zu Tag<lb/> eine unbehaglichere. Es kann nicht leben und es kann<lb/> nicht ſterben. Daß es das Vertrauen der Krone nicht<lb/> beſitzt, weiß Jedermann, daß es das Vertra en der<lb/> Krone auch nicht <hi rendition="#g">verdient,</hi> geben im Stillen nicht<lb/> wenige ſeiner Freunde zu. Es hat aber auch alle<lb/> Autorität im Parlamente verloren. Am Montag hat<lb/> das Abgeordnetenhaus eine wichtige Vorlage des<lb/> Miniſteriums mit einer Majorität von 4 Stimmen<lb/> verworfen. Das Miniſterium wird jetzt die Votirung<lb/> eines Budgetproviſoriums verlangen müſſen und dabei<lb/> wird es zu politiſchen Stürmen kommen, die dem<lb/> Cabinet leicht neue Niederlagen zuziehen können. Man<lb/> ſteht wirklich einem Räthſel gegenüber. Hier hat man<lb/> ein Miniſterium, das das Vertrauen der Krone nicht<lb/> genießt und das im Parlament keine ſtabile Majorität<lb/> hat, und doch hält es ſich. Wie geht das zu? Welche<lb/> Kräfte halten ein Cabinet, das oben keinen Stützpunkt<lb/> und unten keine Baſis hat?</p><lb/> <p>Von Budapeſt und Wien aus wird in den letzten<lb/> Tagen von gewiſſer Seite her mit Hochdruck gearbeitet<lb/> um — ſagen wir es deutlich heraus — die Sanction<lb/> der kirchenpolitiſchen Vorlagen zu <hi rendition="#g">erpreſſen.</hi><lb/> Bis jetzt noch ohne Erfolg. Darf das chriſtliche Volk<lb/> noch hoffen? Wird ſich die Situation auch zum<lb/> Beſſeren wenden laſſen? Man kann unmöglich über-<lb/> ſehen haben, daß die Leute, die Wekerle und Szilagyi<lb/> Gefolgſchaft geleiſtet und deren bisherige politiſche<lb/> Erfolge ermöglicht haben, im Grunde genommen<lb/> nichts ſind, als die <hi rendition="#g">ungariſche Revolutions-<lb/> partei,</hi> die Partei, die Ungarn von den Dynaſtie<lb/> und der Monarchie losreißen will. Soll dieſe Partei<lb/> Millionen von Getreuen in allen ihren Empfindungen<lb/> kränken dürfen?</p><lb/> <p>Wir wiederholen, was wir dieſer Tage ſagten:<lb/> Die Dinge ſtehen trotz alledem noch gar nicht ſo arg,<lb/> als man meint. Sie könnten noch ſchlimmer ſtehen,</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb/> <div type="jFeuilleton" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Feuilleton.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div xml:id="rußland1" next="#rußland2" type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Chriſtianiſtrung der Juden in Rußland.</hi> </head><lb/> <p>Von einer competenten und daher glaubwürdigen<lb/> Perſönlichkeit in Rußland erhalten wir eine Mitthei-<lb/> lung, welche geeignet iſt, allgemeines Aufſehen zu er-<lb/> regen. Es ſollen nämlich die in Rußland lebenden<lb/> 5 Millionen Juden mit den Ruſſen chriſtlich-orthodoxen<lb/> Glaubens gleichgeſtellt und zu dieſem Zwecke zum<lb/> Chriſtenthum bekehrt werden. Die Bekehrung ſolle<lb/> aber nicht eine mit Gewaltmitteln verbundene, er-<lb/> zwungene, ſondern eine auf friedlichen Wegen durchzu-<lb/> führende, freiwillige ſein. Die Idee der Bekehrung<lb/> und Gleichberechtigung der Juden in Rußland ſoll<lb/> von dem Hofe des Kaiſers Nicolaj <hi rendition="#aq">II.</hi> naheſtehenden<lb/> hohen ruſſiſchen Perſönlichkeiten ausgehen und von<lb/> dem jetzigen Kaiſer Nicolaj <hi rendition="#aq">II.</hi> gutgeheißen worden<lb/> ſein. Um dieſe Idee zu verwirklichen, werden in allen<lb/> Städten Rußlands, in welchen Juden leben, Vereine<lb/> gegründet, welche den Zweck haben werden, die be-<lb/> reits bekehrten oder noch zu bekehrenden Juden<lb/> moraliſch und materiell zu unterſtützen, ihnen An-<lb/> ſtellungen und dergleichen zu verſchaffen, für die Aus-<lb/> bildung ihrer Kinder zu ſorgen und ſie vor An-<lb/> feindungen, Verfolgungen u. ſ. w. zu ſchützen. Ein<lb/> ſolcher Verein habe ſich bereits in Odeſſa unter dem<lb/> Namen <hi rendition="#g">„Verein zur Unterſtützung der<lb/> Juden, welche den orthodox-chriſt-<lb/> lichen Glauben angenommen haben“</hi><lb/> conſtituirt und ein zweiter gleicher Verein ſei gegen-<lb/> wärtig in Warſchau im Entſtehen begriffen. Warſchau<lb/> und Odeſſa ſeien die Mittelpunkt der zwei Rayons in<lb/> Rußland, in welchen die meiſten Juden leben.</p><lb/> <p>Die ruſſiſche Perſönlichkeit, welche uns dieſe Mit-<lb/> theilung zukommen ließ, ſandte uns gleichzeitig eine<lb/> Nummer des Warſchauer amtlichen ruſſichen Blattes<lb/> „Warſchowskij Dnewnik“ vom 7. November l. J., an<lb/> deren Spitze ein Artikel über dieſen Gegenſtand ver-<lb/> öffentlicht ſteht. Dieſer Artikel des ruſſiſchen Amts-<lb/> organes iſt ſo intereſſant, daß wir nicht umhin<lb/> können, denſelben hier vollinhaltlich wiederzugeben:<lb/><cb/> „Die Gründung dieſes Vereines,“ heißt es da<lb/> unter Anderem wörtlich, „erſcheint vollkommen<lb/> zeitgemäß in Anbetracht der reformatoriſchen Be-<lb/> ſtrebungen und der Gährung, welche gegenwärtig in der<lb/> jüdiſchen Bevölkerung unſeres Staates vor ſich gehen.<lb/> Unter den gebildeten Juden reift nun immer mehr die<lb/> Ueberzeugung heran, daß unſer Judenthum einen un-<lb/> möglichen Anachronismus in allen Beziehungen bildet<lb/> und daß deſſen Reform unauſſchiebbar und nothwendig<lb/> ſei. Projecte der Reform des Judenthums werden von<lb/> ſehr vielen gebildeten Juden im Ueberfluß gemacht und<lb/> einige der energiſchen Vertreter dieſer reformatoriſchen<lb/> Bewegung haben, ohne ſich auf die Entwürfe dieſer<lb/> Projecte zu beſchränken, Anhänger dieſer Ideen unter<lb/> den Juden geworben und neue jüdiſche Secten ge-<lb/> bildet.“</p><lb/> <p>„Die jüdiſchen Reformatoren geben zu und er-<lb/> klären, daß noch niemals, ſelbſt in den für das<lb/> Judenthum ſchwierigſten Epochen die Lage desſelben<lb/> ſo gefahrdrohend geweſen ſei, wie in der jetzigen Zeit.<lb/> Das Judenthum habe auch in den früheren Zeiten<lb/> gelitten, dasſelbe haben aber deſſen Glaube und deſſen<lb/> Solidarität gerettet, was jetzt nicht mehr da ſei. Das<lb/> Judenthum werde nicht von Außen bedroht, ihm drohe<lb/> das in ihm anwachſende innere Uebel — die in ihm<lb/> immer mehr zunehmende Schwächung ſeines Glaubens,<lb/> welche es im Laufe ſo vieler Jahrhunderte zu einem<lb/> feſten und widerſtandsfähigen Ganzen vereinigte.<lb/> Dieſes Einigungsmittel beginne unter dem Ein-<lb/> fluße der das Judenthum umgebenden Geſellſchaft und<lb/> einer anderen Cultur zu zerfallen, und die frühere<lb/> Solidarität der Juden wird Dank dem engherzigen,<lb/> perſönlichen Egoismus und der moraliſchen Verdor-<lb/> benheit immer lockerer. In den Juden niſten Mängel,<lb/> die nur dieſem Volksſtamme eigen ſind und die in<lb/> deren Charakter, in deren geiſtigen Anlagen und in<lb/> deren moraliſchem Weſen Wurzel gefaßt haben. So<lb/> lange die Juden iſolirt waren, waren dieſe Mängel<lb/> weniger bemerkbar; ſeitdem ſie aber mit der übrigen<lb/> Welt in unmittelbare, nächſte Berührung gekommen<lb/> ſind, werden ihre Mängel umſo mehr empfunden und<lb/> fallen umſo ſtärker auf. In Folge deſſen wird die<lb/> Lage der Juden immer unnormaler.“</p><lb/> <cb/> <p>„Wie mächtig aber die Ueberzeugung der aufge-<lb/> klärten Juden von der unaufſchiebbaren Nothwendig-<lb/> keit der Reformirung des Judenthums durch die Be-<lb/> lebung des religiöſen Gefühls in den Juden und durch<lb/> die Reinigung deren Lehren von einer Menge ver-<lb/> ſchiedener ſchädlicher Fälſchungen, die in dem Juden-<lb/> thum im Laufe der langjährigen Herrſchaft des Faua-<lb/> tismus, des Aberglaubens und der talmudiſchen<lb/> Pſeudo-Caſuiſtik Wurzel gefaßt haben, auch iſt, die<lb/> Erfolge der Reform inmitten des Judenthums ſind<lb/> bis jetzt derart unbedeutend, daß man an deren Zu-<lb/> kunft zweifeln muß. Eine ſolche ſkeptiſche Beurtheilung<lb/> des Erfolges der zeitgenöſſiſchen jüdiſchen Reforma-<lb/> toren wird durch deren Entzweiung und die Nichtig-<lb/> keit der von ihnen thatſächlich erreichten Reſultate ge-<lb/> rechtfertigt. Ihre Entzweiung zeigte ſich an dem Auf-<lb/> tauchen einiger jüdiſchen Secten mit einer geringen<lb/> Anzahl Proſeliten, welche ſich von der neuen<lb/> Lehre hinreißen ließen. Weder die <hi rendition="#g">„Bibliſche<lb/> Bruderſchaft“</hi> (in Jeliſſawetgrad), noch das<lb/><hi rendition="#g">„Neue Iſrael“</hi> (in Odeſſa), noch die Kiſchinewer<lb/> Anhänger Rabinowitſch’s, welche ſich <hi rendition="#g">„Iſraeliten<lb/> des neuen Bundes“</hi> nennen, konnten die in<lb/> ihren religiöſen und ſocialen Traditionen verſampfenden<lb/> jüdiſchen Maſſen erſchüttern und alle Reſultate ihrer<lb/> Propaganda beſchränkten ſich auf den Abfall einer ſo<lb/> geringen Anzahl von Juden, daß man in derſelben<lb/> keine Symptome der Möglichkeit der Reform des<lb/> Judenthums in unſerer Zeit erblicken kann.“</p><lb/> <p>„Doch wie gering auch die Erfolge der Reform<lb/> des Judenthums ſind, dieſelben zeigen, mit vielen noch<lb/> nicht verwirklichten Projecten zuſammengeſtellt, daß<lb/> unter den Juden immer mehr die Ueberzeugung platz-<lb/> greife und erſtarke, daß ein weiteres unbewegliches<lb/> Verharren der Juden in den alten, abgelebten Formen<lb/> des Cultus und des ſocialen Daſeins unmöglich ſei.<lb/> Die Juden ſuchen einen Ausweg aus dem Dunkel der<lb/> Verirrung und des Fanatismus und daher müſſen wir<lb/> das Entſtehen eines orthodoxen Vereines, welcher ſich<lb/> zu dem Zwecke organiſirt, um den zu unſerem heiligen<lb/> Glauben bekehrten Juden zu helfen, mit beſonderer Freude<lb/> begrüßen. Die Organiſation einer ſolchen Hilfe, auf der</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[1]/0001]
1. Jahrgang.
Redgetion, Adminiſtration,
Expedition und Druckerei
VIII., Joſefſtädterſtraße 14.
Stadtexpedition I., Schulerſtr.,
Zeitungsbureau Weis.
Unfrankierte Briefe werden nicht an-
genommen; Manuſcripte in der Regel
nicht zurückgeſtellt. Unverſchloſſene
Reclamationen ſind portofrei.
Ankündigungs-Bureau:
VIII., Joſefſtädterſtraße 14,
ſowie bei dem Annoncenbureau für
kathol.-conſerv. Blätter, Hubert
Friedl, Wien V. 1.
Abonnements werden angenommen
außer in den Expeditionen bei
J. Heindl, I. Stephansplatz 7.
Erſcheint täglich 6 Uhr abends
mit Ausnahme der Sonn- und
Feiertage.
Wien, Donnerſtag 6. December 1894.
Reichspoſt.
Unabhängiges Tagblatt für das chriſtliche Volk Oeſterreich-Ungarns.
Nr. 280.
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Länder des Weltpoſtvereines
viertelj. 6 fl. oder 10 Mark.
Telephon 1828.
Ueber Bord mit dem Ballaſt!
Das Ratenhandelsgeſetz iſt im Herrenhauſe ſeiner
werthvollſten Beſtimmungen beraubt worden, das
Trunkenheitsgeſetz liegt noch im Abgeordnetenhauſe und
kann nicht leben und nicht ſterben, die Wahlreform-
frage wird im Ausſchuß behandelt, als gelte es ein
völlig neues, noch niemals in der Welt behandeltes
Problem zu löſen, nur noch vier Wochen trennen uns
vom Jahresſchluß und es hat noch nicht einmal der
Budgetausſchuß recht mit ſeinen Arbeiten begonnen,
geſchweige denn, daß das Haus etwa ſchon an das
Budget gegangen wäre, kurz, die parlamentariſche
Maſchinerie arbeitet zwar unaufhörlich, aber ſie er-
zeugt nichts. Trotz der Coalition ſagen die Einen,
wegen der Coalition die Anderen.
Die Haupturſache der Stockung ſcheint nns in der
Frage der Wahlreform zu liegen. Im Augen-
blick, da dieſe aufgerollt war, war das jetzige Wahl-
ſyſtem und war das jetzige Parlament zum Tode ver-
urtheilt. Wer nicht ein Brett vor den Kopf und Scheu-
leder vor den Augen und Ohren hat, erkannte das
auf den erſten Blick. Auch viele Abgeordnete fühlten
das und daher kam ja eben die furchtbare Wuth gegen
den Grafen Taaffe und den Dr. Steinbach.
Was am 10. October v. J. geſchehen iſt, läßt ſich nicht
mehr ungeſchehen machen, läßt ſich nicht mehr aus dem
Bewußtſein, nicht mehr aus der Geſchichte ſtreichen. Die
Wahlreform muß gemacht werden, das ſehen allgemach
ſelbſt Graf Stadnicki, ſogar Herr Joſef Kopp
ein. Im Augenblicke, da aber das feſtſteht, ſteht auch
feſt, daß das jetzige Abgeordnetenhaus zum Tode ver-
urtheilt iſt. Zu glauben, daß man Hundertauſende
von neuen Wählern ſchaffen und dieſe dann in das
alte Parlament hineinwählen laſſen könnte, ſo wie
etwa ein armer Mann auf einen zerriſſenen ſchwarzen
Rock einen braunen Fleck aufſetzt, das gehört zu den
Dingen, die ſich zwar ein Coalierter, der für ſein
Mandat zittert, wünſchen kann, die aber vernünftige
Leute nicht ernſthaft discutiren. Es iſt auch noch
niemals, in keinem Lande der Welt,
je vorgekommen, daß nach einer umfaſſenderen Aen-
derung des Wahlgeſetzes das alte Parlament hätte
fortbeſtehen dürfen. Immer war die erſte Folge der
Wahlreform die ſofortige, unmittelbare Auf-
löſung des beſtehenden Parlamentes und die Aus-
ſchreibung von Neuwahlen nach dem neuen Wahlgeſetz.
So hat man es in dieſem Jahrhundert dreimal in
England, dreimal in Frankreich, zweimal in Italien,
einmal in Belgien gemacht. Niemals iſt es noch
irgendwo anders gemacht worden. Ein Parlament iſt
keine alte Hoſe, die man ausflickt.
Die Mitglieder des gegenwärtigen Abgeordneten-
hauſes haben nun das Bewußtſein, daß ſie verurtheilt
ſind und daß nur die Execution noch aufgeſchoben iſt.
Daher die Friktionen, welche die gedeihliche Arbeit ver-
hindern. Dafür gibt es eben nur eine Löſung, die
Wahlreform fertig machen und dann ſo raſch als
möglich auflöſen und das neue Parlament zuſammen-
berufen. Wir möchten alſo dem Miniſterium nahe-
legen, das Arbeitsprogramm des gegenwärtigen Abge-
ordnetenhauſes auf ein Minimum zu beſchränken;
man erledige das Budget und dergl. und mache die
Wahlreform. Alles andere iſt Zeitvergeudung, weil
man es wohl in Angriff nehmen, aber nicht fertig
machen können wird. Alſo — über Bord mit dem
Ballaſt und an die Wahlreform gegangen! Dieſe
muß gemacht werden, alſo mache man ſie ſo ſchnell
als möglich. Das neue, aus breiteren Volksſchichten
hervorgegangene Parlament wird mit friſchen Kräften
an ſeine Aufgabe gehen können, das jetzige hat aus-
gedient, und je eher es den blauen Bogen bekommt,
deſto beſſer.
Die Situation in Ungarn
iſt außerordentlich unklar und zeigt die Tendenz noch
unklarer zu werden. Herr Wekerle hat im miniſteriellen
Parteiclub mitgetheilt, daß Se. Majeſtät ihm zugeſagt
habe, die bereits votirten kirchenpolitiſchen Vorlagen
zu ſanctioniren. So weit wäre formell alles in der
Ordnung. Daß Herr Wekerle in einer ſolchen Sache
nicht die Unwahrheit geſprochen haben kann, liegt
auf der Hand. Er wäre, hätte er das gethan, heute
nicht mehr Miniſter. Alſo der Monarch hat die Sanc-
tionirung der Vorlagen zugeſagt, und zwar, wie Herr
Wekerle ausdrücklich betonte, dem jetzigen Cabinet.
Seither iſt mehr als eine Woche verfloſſen, die Sanc-
tionirung iſt nicht erfolgt. Was geht da vor? Oder
was iſt da vorgegangen? Hat Herr Wekerle doch an-
dere zu täuſchen geſucht? Oder hat er ſich ſelbſt getäuſcht?
Mittlerweile wird die Situation des Cabinetes
Szilagy, genannt Wekerle, von Tag zu Tag
eine unbehaglichere. Es kann nicht leben und es kann
nicht ſterben. Daß es das Vertrauen der Krone nicht
beſitzt, weiß Jedermann, daß es das Vertra en der
Krone auch nicht verdient, geben im Stillen nicht
wenige ſeiner Freunde zu. Es hat aber auch alle
Autorität im Parlamente verloren. Am Montag hat
das Abgeordnetenhaus eine wichtige Vorlage des
Miniſteriums mit einer Majorität von 4 Stimmen
verworfen. Das Miniſterium wird jetzt die Votirung
eines Budgetproviſoriums verlangen müſſen und dabei
wird es zu politiſchen Stürmen kommen, die dem
Cabinet leicht neue Niederlagen zuziehen können. Man
ſteht wirklich einem Räthſel gegenüber. Hier hat man
ein Miniſterium, das das Vertrauen der Krone nicht
genießt und das im Parlament keine ſtabile Majorität
hat, und doch hält es ſich. Wie geht das zu? Welche
Kräfte halten ein Cabinet, das oben keinen Stützpunkt
und unten keine Baſis hat?
Von Budapeſt und Wien aus wird in den letzten
Tagen von gewiſſer Seite her mit Hochdruck gearbeitet
um — ſagen wir es deutlich heraus — die Sanction
der kirchenpolitiſchen Vorlagen zu erpreſſen.
Bis jetzt noch ohne Erfolg. Darf das chriſtliche Volk
noch hoffen? Wird ſich die Situation auch zum
Beſſeren wenden laſſen? Man kann unmöglich über-
ſehen haben, daß die Leute, die Wekerle und Szilagyi
Gefolgſchaft geleiſtet und deren bisherige politiſche
Erfolge ermöglicht haben, im Grunde genommen
nichts ſind, als die ungariſche Revolutions-
partei, die Partei, die Ungarn von den Dynaſtie
und der Monarchie losreißen will. Soll dieſe Partei
Millionen von Getreuen in allen ihren Empfindungen
kränken dürfen?
Wir wiederholen, was wir dieſer Tage ſagten:
Die Dinge ſtehen trotz alledem noch gar nicht ſo arg,
als man meint. Sie könnten noch ſchlimmer ſtehen,
Feuilleton.
Chriſtianiſtrung der Juden in Rußland.
Von einer competenten und daher glaubwürdigen
Perſönlichkeit in Rußland erhalten wir eine Mitthei-
lung, welche geeignet iſt, allgemeines Aufſehen zu er-
regen. Es ſollen nämlich die in Rußland lebenden
5 Millionen Juden mit den Ruſſen chriſtlich-orthodoxen
Glaubens gleichgeſtellt und zu dieſem Zwecke zum
Chriſtenthum bekehrt werden. Die Bekehrung ſolle
aber nicht eine mit Gewaltmitteln verbundene, er-
zwungene, ſondern eine auf friedlichen Wegen durchzu-
führende, freiwillige ſein. Die Idee der Bekehrung
und Gleichberechtigung der Juden in Rußland ſoll
von dem Hofe des Kaiſers Nicolaj II. naheſtehenden
hohen ruſſiſchen Perſönlichkeiten ausgehen und von
dem jetzigen Kaiſer Nicolaj II. gutgeheißen worden
ſein. Um dieſe Idee zu verwirklichen, werden in allen
Städten Rußlands, in welchen Juden leben, Vereine
gegründet, welche den Zweck haben werden, die be-
reits bekehrten oder noch zu bekehrenden Juden
moraliſch und materiell zu unterſtützen, ihnen An-
ſtellungen und dergleichen zu verſchaffen, für die Aus-
bildung ihrer Kinder zu ſorgen und ſie vor An-
feindungen, Verfolgungen u. ſ. w. zu ſchützen. Ein
ſolcher Verein habe ſich bereits in Odeſſa unter dem
Namen „Verein zur Unterſtützung der
Juden, welche den orthodox-chriſt-
lichen Glauben angenommen haben“
conſtituirt und ein zweiter gleicher Verein ſei gegen-
wärtig in Warſchau im Entſtehen begriffen. Warſchau
und Odeſſa ſeien die Mittelpunkt der zwei Rayons in
Rußland, in welchen die meiſten Juden leben.
Die ruſſiſche Perſönlichkeit, welche uns dieſe Mit-
theilung zukommen ließ, ſandte uns gleichzeitig eine
Nummer des Warſchauer amtlichen ruſſichen Blattes
„Warſchowskij Dnewnik“ vom 7. November l. J., an
deren Spitze ein Artikel über dieſen Gegenſtand ver-
öffentlicht ſteht. Dieſer Artikel des ruſſiſchen Amts-
organes iſt ſo intereſſant, daß wir nicht umhin
können, denſelben hier vollinhaltlich wiederzugeben:
„Die Gründung dieſes Vereines,“ heißt es da
unter Anderem wörtlich, „erſcheint vollkommen
zeitgemäß in Anbetracht der reformatoriſchen Be-
ſtrebungen und der Gährung, welche gegenwärtig in der
jüdiſchen Bevölkerung unſeres Staates vor ſich gehen.
Unter den gebildeten Juden reift nun immer mehr die
Ueberzeugung heran, daß unſer Judenthum einen un-
möglichen Anachronismus in allen Beziehungen bildet
und daß deſſen Reform unauſſchiebbar und nothwendig
ſei. Projecte der Reform des Judenthums werden von
ſehr vielen gebildeten Juden im Ueberfluß gemacht und
einige der energiſchen Vertreter dieſer reformatoriſchen
Bewegung haben, ohne ſich auf die Entwürfe dieſer
Projecte zu beſchränken, Anhänger dieſer Ideen unter
den Juden geworben und neue jüdiſche Secten ge-
bildet.“
„Die jüdiſchen Reformatoren geben zu und er-
klären, daß noch niemals, ſelbſt in den für das
Judenthum ſchwierigſten Epochen die Lage desſelben
ſo gefahrdrohend geweſen ſei, wie in der jetzigen Zeit.
Das Judenthum habe auch in den früheren Zeiten
gelitten, dasſelbe haben aber deſſen Glaube und deſſen
Solidarität gerettet, was jetzt nicht mehr da ſei. Das
Judenthum werde nicht von Außen bedroht, ihm drohe
das in ihm anwachſende innere Uebel — die in ihm
immer mehr zunehmende Schwächung ſeines Glaubens,
welche es im Laufe ſo vieler Jahrhunderte zu einem
feſten und widerſtandsfähigen Ganzen vereinigte.
Dieſes Einigungsmittel beginne unter dem Ein-
fluße der das Judenthum umgebenden Geſellſchaft und
einer anderen Cultur zu zerfallen, und die frühere
Solidarität der Juden wird Dank dem engherzigen,
perſönlichen Egoismus und der moraliſchen Verdor-
benheit immer lockerer. In den Juden niſten Mängel,
die nur dieſem Volksſtamme eigen ſind und die in
deren Charakter, in deren geiſtigen Anlagen und in
deren moraliſchem Weſen Wurzel gefaßt haben. So
lange die Juden iſolirt waren, waren dieſe Mängel
weniger bemerkbar; ſeitdem ſie aber mit der übrigen
Welt in unmittelbare, nächſte Berührung gekommen
ſind, werden ihre Mängel umſo mehr empfunden und
fallen umſo ſtärker auf. In Folge deſſen wird die
Lage der Juden immer unnormaler.“
„Wie mächtig aber die Ueberzeugung der aufge-
klärten Juden von der unaufſchiebbaren Nothwendig-
keit der Reformirung des Judenthums durch die Be-
lebung des religiöſen Gefühls in den Juden und durch
die Reinigung deren Lehren von einer Menge ver-
ſchiedener ſchädlicher Fälſchungen, die in dem Juden-
thum im Laufe der langjährigen Herrſchaft des Faua-
tismus, des Aberglaubens und der talmudiſchen
Pſeudo-Caſuiſtik Wurzel gefaßt haben, auch iſt, die
Erfolge der Reform inmitten des Judenthums ſind
bis jetzt derart unbedeutend, daß man an deren Zu-
kunft zweifeln muß. Eine ſolche ſkeptiſche Beurtheilung
des Erfolges der zeitgenöſſiſchen jüdiſchen Reforma-
toren wird durch deren Entzweiung und die Nichtig-
keit der von ihnen thatſächlich erreichten Reſultate ge-
rechtfertigt. Ihre Entzweiung zeigte ſich an dem Auf-
tauchen einiger jüdiſchen Secten mit einer geringen
Anzahl Proſeliten, welche ſich von der neuen
Lehre hinreißen ließen. Weder die „Bibliſche
Bruderſchaft“ (in Jeliſſawetgrad), noch das
„Neue Iſrael“ (in Odeſſa), noch die Kiſchinewer
Anhänger Rabinowitſch’s, welche ſich „Iſraeliten
des neuen Bundes“ nennen, konnten die in
ihren religiöſen und ſocialen Traditionen verſampfenden
jüdiſchen Maſſen erſchüttern und alle Reſultate ihrer
Propaganda beſchränkten ſich auf den Abfall einer ſo
geringen Anzahl von Juden, daß man in derſelben
keine Symptome der Möglichkeit der Reform des
Judenthums in unſerer Zeit erblicken kann.“
„Doch wie gering auch die Erfolge der Reform
des Judenthums ſind, dieſelben zeigen, mit vielen noch
nicht verwirklichten Projecten zuſammengeſtellt, daß
unter den Juden immer mehr die Ueberzeugung platz-
greife und erſtarke, daß ein weiteres unbewegliches
Verharren der Juden in den alten, abgelebten Formen
des Cultus und des ſocialen Daſeins unmöglich ſei.
Die Juden ſuchen einen Ausweg aus dem Dunkel der
Verirrung und des Fanatismus und daher müſſen wir
das Entſtehen eines orthodoxen Vereines, welcher ſich
zu dem Zwecke organiſirt, um den zu unſerem heiligen
Glauben bekehrten Juden zu helfen, mit beſonderer Freude
begrüßen. Die Organiſation einer ſolchen Hilfe, auf der
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