Reichspost. Nr. 280, Wien, 06.12.1894.280 Wien, Donnerstag Reichspost. 6. December 1894 [Spaltenumbruch] gender, je ernster und schwieriger der Kampf um das Da[-] sein für einzelne Gruppen der Nation sich gestaltet hat- Von der Ueberzeugung getragen, daß es der Staatsgewalt obliegt, gegenüber den streitenden Interessen der verschie- denen Elemente das Gesammtinteresse des Ge- meinwesens und den Grundsätzen der ausgleichen- den Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen, werden die verbündeten Regierungen fartfahren in dem Bestreben, durch Milderung der wirthschaftlichen und socialen Gegen- sätze das Gefühl der Zufriedenheit und der Zusammen gehörigkeit im Volke zu erhalten und zu fördern. Soll aber dieses Bestreben, bei welchem ich Ihre rückhalts- lose Unterstützung erhoffe, in seinem Erfolge gesichert werden, so erscheint es geboten, dem verderblichen Gebahren jener wirksamer als bisher entgegenzutreten, welche die Staatsgewalt in der Erfüllung ihrer Pflicht zu stören versuchen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die be- stehende Gesetzgebung nicht die erforderlichen Hand- haben hiezu bietet. Die verbündeten Regierungen erachten deshalb eine Ergänzung unseres gemeinen Rechtes für geboten. Es wird Ihnen unverzüglich ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, welcher vornehmlich durch Erweiterung der geltenden Strafvor- schriften den Schutz der Staatsordnung verstärken will. Behufs Beseitigung einiger Mängel der Strafproceß- ordnung wird Ihnen ein Gesetzentwurf vorgelegt werden bezüglich die Entschädigung unschuldig Verurtheilter. Die bestehenden Einrichtungen im Börsenwesen reichen nicht aus Gefahren abzuwenden, denen der Volkswohlstand durch die mißbräuchliche Be- nützung der börsenmäßigen Formen des Handelsverkehrs ausgesetzt ist. Ein diesbezüglicher Gesetz- entwurf wird Ihnen noch in dieser Tagung vorgelegt werden. Dasselbe gilt von einem Gesetzesvorschlage zum Schutze des Handels- und Gewerbestandes gegen den un- lauteren Wettbewerb. Das finanzielle Verhältniß der Einzel- staaten zum Reich hat sich in einem für die ersteren bedenk- lichen Umfange verschoben. Während die Einzelstaaten ein Jahrzehnt lang bedeutende Mehrüberweisungen vom Reich empfingen, ist das Reich gegenwärtig genöthigt, zur Deckung seiner eigenen Bedürfnisse erhebliche Zuschüsse von den Einzelstaaten zu fordern. Diesem drückenden Uebelstande abzuhelfen, kündigt die Thronrede die Vorlage eines Gesetzentwurfes über die anderweitige Besteueruug des Tabaks an. Nicht minder halten die verbündeten Regierungen fest an der Förderung [Spaltenumbruch] einer organischen Auseinandersetzung der Reichs- und der Einzelstaaten, um die Finanzwirthschaft des Reiches selbstständig zu machen und die Einzelstaaten wenigstens für längere Zeit vor schwankenden und steigenden Anforderungen zu schützen. Indessen haben sich die verbündeten Regierungen entschlossen, auf die im Vorjahre zu Gunsten der Einzelstaaten gefor- derten Mehrüberweisungen zu verzichten. In den letzten Jahren hat zu meiner lebhaften Befriedigung die Zuversicht in die Erhaltung des europäischen Friedens neue Kräftigung erfahren. Getreu dem Geiste unserer Bündnisse pflegen wir mit allen Mächten gute und freundliche Beziehungen. Zwei uns benachbarte Reiche sind im Laufe der letzten Monate von erschütternden Ereignissen heimgesucht worden. Deutschland hat sich auf- richtig der allseitigen Theilnahme angeschlossen, welche von Neuem Zeugniß ablegt von einer Solidarität mensch- licher Gefühle und friedlicher Wünsche. In dem heimgegangenen Kaiser Alexander III. von Rußland betrauere ich einen Freund und bewährten Mitarbeiter an den Werken des Friedens. Geehrte Herren! Indem ich Sie nunmehr ersuche, in Ihre Arbeiten einzutreten, mögen Sie Zeugniß ablegen dafür, daß von der Einmüthigkeit, mit welcher die deutschen Stämme vor nun bald 25 Jahren für die Gründung des Reiches eintraten, ihre Vertreter auch bei dem weiteren Ausbau unserer vaterländischen Einrich- tungen geleitet werden." Belgrad, 4. December. Bei der Leichenfeier der Kopenhagen, 4. December. Die zur Berathung der London 5, December. Wie die Blätter melden, sei [Spaltenumbruch] London, 5. December. Wie die "Times" aus Kobe Brüffel, 5. December. Die socialdemokratischen Bern, 5. December. Der Nationalrath beauftragte den Wiener Börse. Originalbericht der "Reichspost". 5. December 1894. Die Börse in nicht fest, sie ist aber auch nicht schwach; Um 2 Uhr 30 Min. notirten Credit 396.75, Ung. [irrelevantes Material]
280 Wien, Donnerſtag Reichspoſt. 6. December 1894 [Spaltenumbruch] gender, je ernſter und ſchwieriger der Kampf um das Da[-] ſein für einzelne Gruppen der Nation ſich geſtaltet hat- Von der Ueberzeugung getragen, daß es der Staatsgewalt obliegt, gegenüber den ſtreitenden Intereſſen der verſchie- denen Elemente das Geſammtintereſſe des Ge- meinweſens und den Grundſätzen der ausgleichen- den Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen, werden die verbündeten Regierungen fartfahren in dem Beſtreben, durch Milderung der wirthſchaftlichen und ſocialen Gegen- ſätze das Gefühl der Zufriedenheit und der Zuſammen gehörigkeit im Volke zu erhalten und zu fördern. Soll aber dieſes Beſtreben, bei welchem ich Ihre rückhalts- loſe Unterſtützung erhoffe, in ſeinem Erfolge geſichert werden, ſo erſcheint es geboten, dem verderblichen Gebahren jener wirkſamer als bisher entgegenzutreten, welche die Staatsgewalt in der Erfüllung ihrer Pflicht zu ſtören verſuchen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die be- ſtehende Geſetzgebung nicht die erforderlichen Hand- haben hiezu bietet. Die verbündeten Regierungen erachten deshalb eine Ergänzung unſeres gemeinen Rechtes für geboten. Es wird Ihnen unverzüglich ein Geſetzentwurf vorgelegt werden, welcher vornehmlich durch Erweiterung der geltenden Strafvor- ſchriften den Schutz der Staatsordnung verſtärken will. Behufs Beſeitigung einiger Mängel der Strafproceß- ordnung wird Ihnen ein Geſetzentwurf vorgelegt werden bezüglich die Entſchädigung unſchuldig Verurtheilter. Die beſtehenden Einrichtungen im Börſenweſen reichen nicht aus Gefahren abzuwenden, denen der Volkswohlſtand durch die mißbräuchliche Be- nützung der börſenmäßigen Formen des Handelsverkehrs ausgeſetzt iſt. Ein diesbezüglicher Geſetz- entwurf wird Ihnen noch in dieſer Tagung vorgelegt werden. Dasſelbe gilt von einem Geſetzesvorſchlage zum Schutze des Handels- und Gewerbeſtandes gegen den un- lauteren Wettbewerb. Das finanzielle Verhältniß der Einzel- ſtaaten zum Reich hat ſich in einem für die erſteren bedenk- lichen Umfange verſchoben. Während die Einzelſtaaten ein Jahrzehnt lang bedeutende Mehrüberweiſungen vom Reich empfingen, iſt das Reich gegenwärtig genöthigt, zur Deckung ſeiner eigenen Bedürfniſſe erhebliche Zuſchüſſe von den Einzelſtaaten zu fordern. Dieſem drückenden Uebelſtande abzuhelfen, kündigt die Thronrede die Vorlage eines Geſetzentwurfes über die anderweitige Beſteueruug des Tabaks an. Nicht minder halten die verbündeten Regierungen feſt an der Förderung [Spaltenumbruch] einer organiſchen Auseinanderſetzung der Reichs- und der Einzelſtaaten, um die Finanzwirthſchaft des Reiches ſelbſtſtändig zu machen und die Einzelſtaaten wenigſtens für längere Zeit vor ſchwankenden und ſteigenden Anforderungen zu ſchützen. Indeſſen haben ſich die verbündeten Regierungen entſchloſſen, auf die im Vorjahre zu Gunſten der Einzelſtaaten gefor- derten Mehrüberweiſungen zu verzichten. In den letzten Jahren hat zu meiner lebhaften Befriedigung die Zuverſicht in die Erhaltung des europäiſchen Friedens neue Kräftigung erfahren. Getreu dem Geiſte unſerer Bündniſſe pflegen wir mit allen Mächten gute und freundliche Beziehungen. Zwei uns benachbarte Reiche ſind im Laufe der letzten Monate von erſchütternden Ereigniſſen heimgeſucht worden. Deutſchland hat ſich auf- richtig der allſeitigen Theilnahme angeſchloſſen, welche von Neuem Zeugniß ablegt von einer Solidarität menſch- licher Gefühle und friedlicher Wünſche. In dem heimgegangenen Kaiſer Alexander III. von Rußland betrauere ich einen Freund und bewährten Mitarbeiter an den Werken des Friedens. Geehrte Herren! Indem ich Sie nunmehr erſuche, in Ihre Arbeiten einzutreten, mögen Sie Zeugniß ablegen dafür, daß von der Einmüthigkeit, mit welcher die deutſchen Stämme vor nun bald 25 Jahren für die Gründung des Reiches eintraten, ihre Vertreter auch bei dem weiteren Ausbau unſerer vaterländiſchen Einrich- tungen geleitet werden.“ Belgrad, 4. December. Bei der Leichenfeier der Kopenhagen, 4. December. Die zur Berathung der London 5, December. Wie die Blätter melden, ſei [Spaltenumbruch] London, 5. December. Wie die „Times“ aus Kobe Brüffel, 5. December. Die ſocialdemokratiſchen Bern, 5. December. Der Nationalrath beauftragte den Wiener Börſe. Originalbericht der „Reichspoſt“. 5. December 1894. Die Börſe in nicht feſt, ſie iſt aber auch nicht ſchwach; Um 2 Uhr 30 Min. notirten Credit 396.75, Ung. [irrelevantes Material]
<TEI> <text> <body> <div type="jVarious" n="1"> <div n="2"> <div type="jArticle" n="3"> <p><pb facs="#f0007" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">280 Wien, Donnerſtag Reichspoſt. 6. December 1894</hi></fw><lb/><cb/> gender, je ernſter und ſchwieriger der Kampf um das Da<supplied>-</supplied><lb/> ſein für einzelne Gruppen der Nation ſich geſtaltet hat-<lb/> Von der Ueberzeugung getragen, daß es der Staatsgewalt<lb/> obliegt, gegenüber den ſtreitenden Intereſſen der verſchie-<lb/> denen Elemente das <hi rendition="#g">Geſammtintereſſe des Ge-<lb/> meinweſens</hi> und den Grundſätzen der <hi rendition="#g">ausgleichen-<lb/> den Gerechtigkeit</hi> zur Geltung zu bringen, werden<lb/> die verbündeten Regierungen fartfahren in dem Beſtreben,<lb/> durch Milderung der wirthſchaftlichen und ſocialen Gegen-<lb/> ſätze das Gefühl der Zufriedenheit und der Zuſammen<lb/> gehörigkeit im Volke zu erhalten und zu fördern. Soll<lb/> aber dieſes Beſtreben, bei welchem ich Ihre rückhalts-<lb/> loſe Unterſtützung erhoffe, in ſeinem Erfolge geſichert<lb/> werden, ſo erſcheint es geboten, dem <hi rendition="#g">verderblichen<lb/> Gebahren</hi> jener wirkſamer als bisher entgegenzutreten,<lb/> welche die Staatsgewalt in der Erfüllung ihrer Pflicht zu<lb/> ſtören verſuchen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die <hi rendition="#g">be-<lb/> ſtehende</hi> Geſetzgebung <hi rendition="#g">nicht</hi> die erforderlichen Hand-<lb/> haben hiezu bietet. Die verbündeten Regierungen erachten<lb/> deshalb eine <hi rendition="#g">Ergänzung unſeres gemeinen<lb/> Rechtes</hi> für geboten. Es wird Ihnen unverzüglich ein<lb/> Geſetzentwurf vorgelegt werden, welcher vornehmlich durch<lb/><hi rendition="#g">Erweiterung der geltenden Strafvor-<lb/> ſchriften</hi> den Schutz der Staatsordnung verſtärken<lb/> will. Behufs Beſeitigung einiger Mängel der Strafproceß-<lb/> ordnung wird Ihnen ein Geſetzentwurf vorgelegt werden<lb/> bezüglich die <hi rendition="#g">Entſchädigung unſchuldig<lb/> Verurtheilter.</hi> Die beſtehenden Einrichtungen im<lb/> Börſenweſen reichen nicht aus Gefahren abzuwenden, denen der<lb/> Volkswohlſtand durch die <hi rendition="#g">mißbräuchliche Be-<lb/> nützung der börſenmäßigen Formen</hi> des<lb/> Handelsverkehrs ausgeſetzt iſt. Ein diesbezüglicher Geſetz-<lb/> entwurf wird Ihnen noch in dieſer Tagung vorgelegt<lb/> werden. Dasſelbe gilt von einem Geſetzesvorſchlage zum<lb/> Schutze des Handels- und Gewerbeſtandes gegen den un-<lb/> lauteren Wettbewerb. Das finanzielle Verhältniß der Einzel-<lb/> ſtaaten zum Reich hat ſich in einem für die erſteren bedenk-<lb/> lichen Umfange verſchoben. Während die Einzelſtaaten ein<lb/> Jahrzehnt lang bedeutende Mehrüberweiſungen vom Reich<lb/> empfingen, iſt das Reich gegenwärtig genöthigt, zur Deckung<lb/> ſeiner eigenen Bedürfniſſe erhebliche <hi rendition="#g">Zuſchüſſe von<lb/> den Einzelſtaaten zu fordern.</hi> Dieſem<lb/> drückenden Uebelſtande abzuhelfen, kündigt die Thronrede<lb/> die Vorlage eines Geſetzentwurfes über die anderweitige<lb/><hi rendition="#g">Beſteueruug des Tabaks</hi> an. Nicht minder<lb/> halten die verbündeten Regierungen feſt an der Förderung<lb/><cb/> einer <hi rendition="#g">organiſchen Auseinanderſetzung<lb/> der Reichs- und der Einzelſtaaten,</hi><lb/> um die Finanzwirthſchaft des Reiches <hi rendition="#g">ſelbſtſtändig</hi> zu<lb/> machen und die Einzelſtaaten wenigſtens für längere Zeit<lb/> vor ſchwankenden und ſteigenden Anforderungen zu ſchützen.<lb/> Indeſſen haben ſich die verbündeten Regierungen entſchloſſen,<lb/> auf die im Vorjahre zu Gunſten der Einzelſtaaten gefor-<lb/> derten Mehrüberweiſungen zu verzichten. In den letzten<lb/> Jahren hat zu meiner lebhaften Befriedigung die Zuverſicht<lb/> in die <hi rendition="#g">Erhaltung des europäiſchen Friedens<lb/> neue Kräftigung</hi> erfahren. Getreu dem Geiſte unſerer<lb/> Bündniſſe pflegen wir mit <hi rendition="#g">allen Mächten gute und<lb/> freundliche Beziehungen.</hi> Zwei uns benachbarte<lb/> Reiche ſind im Laufe der letzten Monate von erſchütternden<lb/> Ereigniſſen heimgeſucht worden. Deutſchland hat ſich auf-<lb/> richtig der allſeitigen Theilnahme angeſchloſſen, welche von<lb/> Neuem Zeugniß ablegt von einer <hi rendition="#g">Solidarität menſch-<lb/> licher Gefühle und friedlicher Wünſche.</hi> In<lb/> dem heimgegangenen Kaiſer Alexander <hi rendition="#aq">III.</hi> von Rußland<lb/> betrauere ich einen Freund und bewährten Mitarbeiter an<lb/> den Werken des Friedens. Geehrte Herren! Indem ich Sie<lb/> nunmehr erſuche, in Ihre Arbeiten einzutreten, mögen Sie<lb/> Zeugniß ablegen dafür, daß von der Einmüthigkeit, mit<lb/> welcher die deutſchen Stämme vor nun bald 25 Jahren<lb/> für die Gründung des Reiches eintraten, ihre Vertreter auch<lb/> bei dem weiteren Ausbau unſerer vaterländiſchen Einrich-<lb/> tungen geleitet werden.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Belgrad,</hi> 4. December.</dateline> <p>Bei der Leichenfeier der<lb/><hi rendition="#g">Mutter Garaſchanin’s</hi> ließ ſich König Alexander<lb/> durch ſeinen Adjutanten Tſchiric vertreten; Exkönig Milan<lb/> war perſönlich erſchienen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Kopenhagen,</hi> 4. December.</dateline> <p>Die zur Berathung der<lb/> Regierungsvorlage in Betreff der Vermehrung der Wahl-<lb/> bezirke für den <hi rendition="#g">Folkething</hi> eingeſetzte Commiſſion des<lb/> Folkething erſtattete heute Abend ihren Bericht. Die aus<lb/> Mitgliedern der Rechten und der gemäßigten Linken zu-<lb/> ſammengeſetzte Commiſſionsmehrheit hat ſich dahin geeinigt,<lb/> eine Vermehrung der Wahlbezirke von 102 auf 114 vorzu-<lb/> ſchlagen. Von den neuen Bezirken ſollen ſechs auf Kopen-<lb/> hagen nebſt deſſen Vorſtädten entfallen. Sieben ſollen Stadt-<lb/> kreiſe, fünf Landkreiſe ſein.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London</hi> 5, December.</dateline> <p>Wie die Blätter melden, ſei<lb/><hi rendition="#g">China</hi> auf Grundlage einer 4½percentigen <hi rendition="#g">Goldan-<lb/> leihe,</hi> welche durch die verfügbaren Einnahmen der<lb/> Handelshäfen garantirt würde, jede Summe angeboten<lb/> worden, die Japan mit Zuſtimmung der Mächte als Kriegs-<lb/> entſchädigung verlangen würde.</p> </div><lb/> <cb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">London,</hi> 5. December.</dateline> <p>Wie die „Times“ aus Kobe<lb/> melden, griffen mehrere tauſend Tonghaks am 28. v, M.<lb/> die japaniſche Streitmacht bei <hi rendition="#g">Kongu in Süd-Korea</hi><lb/> an, wurden jedoch mit großen Verluſten zurückgeſchlagen.<lb/> Zwei Anführer wurden getödtet.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Brüffel,</hi> 5. December.</dateline> <p>Die ſocialdemokratiſchen<lb/> Deputirten werden in der Kammer eine Erklärung<lb/> verleſen des Inhalts, daß ſie <hi rendition="#g">gegen die Civil-<lb/> liſte</hi> ſtimmen werden, weil die Bewilligung derſelben<lb/> ihren republikaniſchen Ueberzeugungen zuwider wäre<lb/> und die Civilliſte das Budget ſchwer belaſte. Für<lb/> dieſen Betrag, heißt es in der Erklärung, könnten<lb/> 7000 alte Arbeiter verſorgt werden.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="3"> <dateline><hi rendition="#b">Bern,</hi> 5. December.</dateline> <p>Der Nationalrath beauftragte den<lb/> Bundesrath die Verhandlungen bezüglich einer <hi rendition="#g">inter-<lb/> nationalen Regelung der Arbeiterſchutz-<lb/> fragen</hi> wieder aufzunehmen.</p> </div> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <head><hi rendition="#b">Wiener Börſe.</hi><lb/><hi rendition="#g">Originalbericht</hi> der <hi rendition="#g">„Reichspoſt“.</hi> </head><lb/> <dateline>5. December 1894.</dateline><lb/> <p>Die Börſe in nicht feſt, ſie iſt aber auch nicht ſchwach;<lb/> „<hi rendition="#g">flau</hi> ſan mer“ hört man im Börſenſaal — „ober der<lb/> Curs 200 in Creditactien muß bald kommen.“ — Uns iſt<lb/> alles recht. <hi rendition="#g">Flau</hi> iſt alſo die Bezeichnung der heutigen<lb/> Börſe. Der Verkehr war ein geringer, abwartend eher wie<lb/> ablehnend.</p><lb/> <p>Um 2 Uhr 30 Min. notirten Credit 396.75, Ung.<lb/> Creditactien 491.75, Anglo 181.79, Union 312.50, Banl-<lb/> verein 152.25, Länderbank 280.80, Boden 542.25, Tabak<lb/> 231.50, Mairente 100.05, Silberrente 100.—, Oeſt. Krenenr.<lb/> 100 05, Ung. Kronenr. 98.—, Oeſt. Goldrente 124 40, Ung<lb/> Goldrente 123.30, Staatsbahn 390.75, Lombarden 109 25<lb/> Galizier —.—, Elbethal 273.50, Nordweſtb. 245.—,<lb/> Czernow. 294 75, Kaſchauer 195.50, Buſchtiehrader A.,<lb/> 1385, Buſchtehrader B. 538.—, Bömiſch. Nordb. 317.50,<lb/> Böhmiſche Weſtb. 408.—, Köflacher 280 50, Nordbahn<lb/> 3520.—, Localb. 210.—, Werndl 321.—, Tramway 432.—,<lb/> Neue Tramway 95.—, Dampfſchiff 525.—, Lloyd 547.—<lb/> Communal 175.—, Ungarl. 159.25, Theißl 143.25, Türken<lb/> 71.80, Waggonl. —.—, Alpine 105.80, Prager Eiſen 660.—,<lb/> Draſche 320.—, Rima 274 25, Trifailer 169.—, Brüxer<lb/> 179.—, Weſtb. Kohle 129.—, Rubel 134.75, Marknoten 61.05<lb/> bis 21.—, Napoleons 991·— P. Dux 85.—, Wiener Bau<lb/> 106.50, Allg. Bau 133.—.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jAnnouncements" n="1"> <gap reason="insignificant"/> </div> </body> </text> </TEI> [7/0007]
280 Wien, Donnerſtag Reichspoſt. 6. December 1894
gender, je ernſter und ſchwieriger der Kampf um das Da-
ſein für einzelne Gruppen der Nation ſich geſtaltet hat-
Von der Ueberzeugung getragen, daß es der Staatsgewalt
obliegt, gegenüber den ſtreitenden Intereſſen der verſchie-
denen Elemente das Geſammtintereſſe des Ge-
meinweſens und den Grundſätzen der ausgleichen-
den Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen, werden
die verbündeten Regierungen fartfahren in dem Beſtreben,
durch Milderung der wirthſchaftlichen und ſocialen Gegen-
ſätze das Gefühl der Zufriedenheit und der Zuſammen
gehörigkeit im Volke zu erhalten und zu fördern. Soll
aber dieſes Beſtreben, bei welchem ich Ihre rückhalts-
loſe Unterſtützung erhoffe, in ſeinem Erfolge geſichert
werden, ſo erſcheint es geboten, dem verderblichen
Gebahren jener wirkſamer als bisher entgegenzutreten,
welche die Staatsgewalt in der Erfüllung ihrer Pflicht zu
ſtören verſuchen. Die Erfahrung hat gelehrt, daß die be-
ſtehende Geſetzgebung nicht die erforderlichen Hand-
haben hiezu bietet. Die verbündeten Regierungen erachten
deshalb eine Ergänzung unſeres gemeinen
Rechtes für geboten. Es wird Ihnen unverzüglich ein
Geſetzentwurf vorgelegt werden, welcher vornehmlich durch
Erweiterung der geltenden Strafvor-
ſchriften den Schutz der Staatsordnung verſtärken
will. Behufs Beſeitigung einiger Mängel der Strafproceß-
ordnung wird Ihnen ein Geſetzentwurf vorgelegt werden
bezüglich die Entſchädigung unſchuldig
Verurtheilter. Die beſtehenden Einrichtungen im
Börſenweſen reichen nicht aus Gefahren abzuwenden, denen der
Volkswohlſtand durch die mißbräuchliche Be-
nützung der börſenmäßigen Formen des
Handelsverkehrs ausgeſetzt iſt. Ein diesbezüglicher Geſetz-
entwurf wird Ihnen noch in dieſer Tagung vorgelegt
werden. Dasſelbe gilt von einem Geſetzesvorſchlage zum
Schutze des Handels- und Gewerbeſtandes gegen den un-
lauteren Wettbewerb. Das finanzielle Verhältniß der Einzel-
ſtaaten zum Reich hat ſich in einem für die erſteren bedenk-
lichen Umfange verſchoben. Während die Einzelſtaaten ein
Jahrzehnt lang bedeutende Mehrüberweiſungen vom Reich
empfingen, iſt das Reich gegenwärtig genöthigt, zur Deckung
ſeiner eigenen Bedürfniſſe erhebliche Zuſchüſſe von
den Einzelſtaaten zu fordern. Dieſem
drückenden Uebelſtande abzuhelfen, kündigt die Thronrede
die Vorlage eines Geſetzentwurfes über die anderweitige
Beſteueruug des Tabaks an. Nicht minder
halten die verbündeten Regierungen feſt an der Förderung
einer organiſchen Auseinanderſetzung
der Reichs- und der Einzelſtaaten,
um die Finanzwirthſchaft des Reiches ſelbſtſtändig zu
machen und die Einzelſtaaten wenigſtens für längere Zeit
vor ſchwankenden und ſteigenden Anforderungen zu ſchützen.
Indeſſen haben ſich die verbündeten Regierungen entſchloſſen,
auf die im Vorjahre zu Gunſten der Einzelſtaaten gefor-
derten Mehrüberweiſungen zu verzichten. In den letzten
Jahren hat zu meiner lebhaften Befriedigung die Zuverſicht
in die Erhaltung des europäiſchen Friedens
neue Kräftigung erfahren. Getreu dem Geiſte unſerer
Bündniſſe pflegen wir mit allen Mächten gute und
freundliche Beziehungen. Zwei uns benachbarte
Reiche ſind im Laufe der letzten Monate von erſchütternden
Ereigniſſen heimgeſucht worden. Deutſchland hat ſich auf-
richtig der allſeitigen Theilnahme angeſchloſſen, welche von
Neuem Zeugniß ablegt von einer Solidarität menſch-
licher Gefühle und friedlicher Wünſche. In
dem heimgegangenen Kaiſer Alexander III. von Rußland
betrauere ich einen Freund und bewährten Mitarbeiter an
den Werken des Friedens. Geehrte Herren! Indem ich Sie
nunmehr erſuche, in Ihre Arbeiten einzutreten, mögen Sie
Zeugniß ablegen dafür, daß von der Einmüthigkeit, mit
welcher die deutſchen Stämme vor nun bald 25 Jahren
für die Gründung des Reiches eintraten, ihre Vertreter auch
bei dem weiteren Ausbau unſerer vaterländiſchen Einrich-
tungen geleitet werden.“
Belgrad, 4. December. Bei der Leichenfeier der
Mutter Garaſchanin’s ließ ſich König Alexander
durch ſeinen Adjutanten Tſchiric vertreten; Exkönig Milan
war perſönlich erſchienen.
Kopenhagen, 4. December. Die zur Berathung der
Regierungsvorlage in Betreff der Vermehrung der Wahl-
bezirke für den Folkething eingeſetzte Commiſſion des
Folkething erſtattete heute Abend ihren Bericht. Die aus
Mitgliedern der Rechten und der gemäßigten Linken zu-
ſammengeſetzte Commiſſionsmehrheit hat ſich dahin geeinigt,
eine Vermehrung der Wahlbezirke von 102 auf 114 vorzu-
ſchlagen. Von den neuen Bezirken ſollen ſechs auf Kopen-
hagen nebſt deſſen Vorſtädten entfallen. Sieben ſollen Stadt-
kreiſe, fünf Landkreiſe ſein.
London 5, December. Wie die Blätter melden, ſei
China auf Grundlage einer 4½percentigen Goldan-
leihe, welche durch die verfügbaren Einnahmen der
Handelshäfen garantirt würde, jede Summe angeboten
worden, die Japan mit Zuſtimmung der Mächte als Kriegs-
entſchädigung verlangen würde.
London, 5. December. Wie die „Times“ aus Kobe
melden, griffen mehrere tauſend Tonghaks am 28. v, M.
die japaniſche Streitmacht bei Kongu in Süd-Korea
an, wurden jedoch mit großen Verluſten zurückgeſchlagen.
Zwei Anführer wurden getödtet.
Brüffel, 5. December. Die ſocialdemokratiſchen
Deputirten werden in der Kammer eine Erklärung
verleſen des Inhalts, daß ſie gegen die Civil-
liſte ſtimmen werden, weil die Bewilligung derſelben
ihren republikaniſchen Ueberzeugungen zuwider wäre
und die Civilliſte das Budget ſchwer belaſte. Für
dieſen Betrag, heißt es in der Erklärung, könnten
7000 alte Arbeiter verſorgt werden.
Bern, 5. December. Der Nationalrath beauftragte den
Bundesrath die Verhandlungen bezüglich einer inter-
nationalen Regelung der Arbeiterſchutz-
fragen wieder aufzunehmen.
Wiener Börſe.
Originalbericht der „Reichspoſt“.
5. December 1894.
Die Börſe in nicht feſt, ſie iſt aber auch nicht ſchwach;
„flau ſan mer“ hört man im Börſenſaal — „ober der
Curs 200 in Creditactien muß bald kommen.“ — Uns iſt
alles recht. Flau iſt alſo die Bezeichnung der heutigen
Börſe. Der Verkehr war ein geringer, abwartend eher wie
ablehnend.
Um 2 Uhr 30 Min. notirten Credit 396.75, Ung.
Creditactien 491.75, Anglo 181.79, Union 312.50, Banl-
verein 152.25, Länderbank 280.80, Boden 542.25, Tabak
231.50, Mairente 100.05, Silberrente 100.—, Oeſt. Krenenr.
100 05, Ung. Kronenr. 98.—, Oeſt. Goldrente 124 40, Ung
Goldrente 123.30, Staatsbahn 390.75, Lombarden 109 25
Galizier —.—, Elbethal 273.50, Nordweſtb. 245.—,
Czernow. 294 75, Kaſchauer 195.50, Buſchtiehrader A.,
1385, Buſchtehrader B. 538.—, Bömiſch. Nordb. 317.50,
Böhmiſche Weſtb. 408.—, Köflacher 280 50, Nordbahn
3520.—, Localb. 210.—, Werndl 321.—, Tramway 432.—,
Neue Tramway 95.—, Dampfſchiff 525.—, Lloyd 547.—
Communal 175.—, Ungarl. 159.25, Theißl 143.25, Türken
71.80, Waggonl. —.—, Alpine 105.80, Prager Eiſen 660.—,
Draſche 320.—, Rima 274 25, Trifailer 169.—, Brüxer
179.—, Weſtb. Kohle 129.—, Rubel 134.75, Marknoten 61.05
bis 21.—, Napoleons 991·— P. Dux 85.—, Wiener Bau
106.50, Allg. Bau 133.—.
_
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat).
(2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung.
(2018-01-26T13:38:42Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: keine Angabe; Silbentrennung: keine Angabe; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: keine Angabe;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |