Reichspost. Nr. 284, Wien, 14.12.1898.Wien, Mittwoch Reichspost 14. December 1898 284 [Spaltenumbruch] -- Das große "Kaiser-Jubiläums-Rundgemälde" in der Ausstellungsstraße in Prater, wurde gestern Nach- Volkswirthschaftlicher Theil. Die Regierung und der Raubzug der Prager Eisen-Industrie-Gesellschaft. Wir haben gestern an leitender Stelle die Vor- Das Communique droht weiters mit der Ent- "Es darf mit Genugthuung constatirt werden, Die Ueberzeugung, daß es sich hier um ein Börsen- [Spaltenumbruch] Mit Rücksicht auf diese Seite der Angelegenheit ergibt Wir sind ermächtigt, zu erklären, Es könnten übrigens die Entschließungen der Re- Die Erklärung der Regierung muß mit Genugthuung begrüßt werden. Etwas verspätet, Lateinische Münzunion. Der "Pol. Corr." zu- Export von getrocknetem Eiweiß (Ei-Albumin.) Mit österreichischen Erzeugern dieses Artikels sucht eine Frankirung von Geschäftskatalogen, Preis- verzeichnissen u. dgl. Im Hinblicke auf den bevor- Amtliche Curse der Börse für landwirthschaftliche Producte in Wien. Wien, 12. December. Weizen, per 100 Kilo (alter): Theiß, 76--81 Kilo [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] (32. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Die Dame mit dem Todtenkopf. "Ich würde es für sehr thöricht halten," ant- Das Antlitz Georgs strahlte. Die Aussicht, welche [Spaltenumbruch] Der Fürst hatte Recht, es hieße den wohl- Der Fürst lächelte, als er sah, daß Georg sich [Spaltenumbruch] "Durchlaucht," versetzte Tschoppe, "ich fürchte, daß "Vielleicht dar Geheimniß der Maske -- oder ist (Fortsetzung folgt.) Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. -- Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikisch, Wien. Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284 [Spaltenumbruch] — Das große „Kaiſer-Jubiläums-Rundgemälde“ in der Ausſtellungsſtraße in Prater, wurde geſtern Nach- Volkswirthſchaftlicher Theil. Die Regierung und der Raubzug der Prager Eiſen-Induſtrie-Geſellſchaft. Wir haben geſtern an leitender Stelle die Vor- Das Communiqué droht weiters mit der Ent- „Es darf mit Genugthuung conſtatirt werden, Die Ueberzeugung, daß es ſich hier um ein Börſen- [Spaltenumbruch] Mit Rückſicht auf dieſe Seite der Angelegenheit ergibt Wir ſind ermächtigt, zu erklären, Es könnten übrigens die Entſchließungen der Re- Die Erklärung der Regierung muß mit Genugthuung begrüßt werden. Etwas verſpätet, Lateiniſche Münzunion. Der „Pol. Corr.“ zu- Export von getrocknetem Eiweiß (Ei-Albumin.) Mit öſterreichiſchen Erzeugern dieſes Artikels ſucht eine Frankirung von Geſchäftskatalogen, Preis- verzeichniſſen u. dgl. Im Hinblicke auf den bevor- Amtliche Curſe der Börſe für landwirthſchaftliche Producte in Wien. Wien, 12. December. Weizen, per 100 Kilo (alter): Theiß, 76—81 Kilo [irrelevantes Material] [Spaltenumbruch] (32. Fortſetzung.) (Nachdruck verboten.) Die Dame mit dem Todtenkopf. „Ich würde es für ſehr thöricht halten,“ ant- Das Antlitz Georgs ſtrahlte. Die Ausſicht, welche [Spaltenumbruch] Der Fürſt hatte Recht, es hieße den wohl- Der Fürſt lächelte, als er ſah, daß Georg ſich [Spaltenumbruch] „Durchlaucht,“ verſetzte Tſchoppe, „ich fürchte, daß „Vielleicht dar Geheimniß der Maske — oder iſt (Fortſetzung folgt.) Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien. <TEI> <text> <body> <div type="jCulturalNews" n="1"> <div type="jArticle" n="2"> <pb facs="#f0010" n="10"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284</hi> </fw><lb/> <cb/> </div> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">— Das große „Kaiſer-Jubiläums-Rundgemälde“</hi> </head><lb/> <p>in der Ausſtellungsſtraße in Prater, wurde geſtern Nach-<lb/> mittags von zahlreichen Gemeinderäthen der Stadt Wien<lb/> unter Führung des Herrn Vicebürgermeiſters <hi rendition="#g">Strobach</hi><lb/> beſichtigt. Die Herren äußerten ſich mit rückhaltsloſer Aner-<lb/> kennung über das großartige, hiſtoriſche Kunſtwerk, ſowie<lb/> über die hochintereſſanten Dioramen-Bilder und ſpendeten<lb/> auch der guten Beleuchtung und Beheizung des Hauſes<lb/> ihren Beifall. Die Beſichtigung hat im Ganzen etwa eine<lb/> Stunde in Anſpruch genommen.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jFinancialNews" n="1"> <head> <hi rendition="#b">Volkswirthſchaftlicher Theil.</hi> </head><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Regierung und der Raubzug der<lb/> Prager Eiſen-Induſtrie-Geſellſchaft.</hi> </head><lb/> <p>Wir haben geſtern an leitender Stelle die <hi rendition="#g">Vor-<lb/> gänge</hi> bei der <hi rendition="#g">Prager Eiſen-Induſtrie-<lb/> Geſellſchaft</hi> beleuchtet und das Einſchreiten der<lb/> Regierung gegen die Arrangeure dieſes neueſten Raub-<lb/> zuges gefordert. 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Dagegen iſt die Frage<lb/> bisher nahezu unbeachtet geblieben, ob der Vorgang des<lb/> Verwaltungsrathes nicht noch von einem anderen Stand-<lb/> punkte anfechtbar iſt als von dem der geſchäftlichen Decenz<lb/> Es muß nämlich vor Allem die Frage aufgeworfen werden,<lb/> ob eine im Wege einer außerordentlichen Generalverſammlung<lb/> ſtattfindende Reſervenausſchüttung, die keine unter den<lb/> geſetzlichen Cautelen erfolgende Capitalsrückzahlung iſt, ſich<lb/> als ſtatutenmäßig zuläßig darſtellt.</p><lb/> <cb/> <p>Mit Rückſicht auf dieſe Seite der Angelegenheit ergibt<lb/> ſich die Möglichkeit einer <hi rendition="#g">Ingerenz des<lb/> Staates</hi> vom Standpunkte des Aufſichtsrechtes des-<lb/> ſelben von ſelbſt, wenn man auch davon abſehen will,<lb/> daß bei Vorfällen, wie es der in Rede ſtehende iſt, im<lb/> Hinblicke auf die dem Effectenmarkte drohenden Gefahren<lb/> eigentlich auch das Verfügungsrecht des Staates bezüglich<lb/> des <hi rendition="#g">Fortbeſtandes der Cote</hi> als engagirt<lb/> angeſehen werden dürfte.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Wir</hi> ſind <hi rendition="#g">ermächtigt, zu erklären,</hi><lb/> daß die <hi rendition="#g">Regierung der ganzen Angele-<lb/> genheit</hi> ihre <hi rendition="#g">vollſte Aufmerkſamkeit<lb/> zuwendet</hi> und ſich die <hi rendition="#g">Stellungnahme</hi> für<lb/> einen <hi rendition="#g">geeigneten Zeitpunkt</hi> vorbehält.</p><lb/> <p>Es könnten übrigens die Entſchließungen der Re-<lb/> gierung noch von der Erwägung beeinflußt werden, daß<lb/> die ſo außerordentlich <hi rendition="#g">häufigen</hi> und <hi rendition="#g">ſchweren<lb/> Klagen</hi> über die <hi rendition="#g">rückſichtsloſe Aus-<lb/> nützung</hi> eines der <hi rendition="#g">heimiſchen Induſtrie</hi><lb/> im allgemein volkswirthſchaftlichen Intereſſe <hi rendition="#g">gewährten<lb/> Zollſchutzes</hi> gerade die Prager Eiſeninduſtrie-Geſell-<lb/> ſchaft recht ſehr angehen.“</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Erklärung der Regierung muß mit<lb/> Genugthuung begrüßt werden.</hi> </head> <p>Etwas verſpätet,<lb/> aber noch immer nicht zu ſpät, gebietet die Regierung<lb/> den Umtrieben der Wittgenſteingruppe Einhalt. Dieſe<lb/> Kundgebung der Regierung läßt aber hoffen, daß ſie<lb/> der Frage der Cartellbildung und der Reform der<lb/> Actiengeſetzgebung ernſte Aufmerkſamkeit zuwenden<lb/> werde.</p> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lateiniſche Münzunion.</hi> </head> <p>Der „Pol. Corr.“ zu-<lb/> folge iſt bisher von keiner Seite eine Kündigung der<lb/> lateiniſchen Münzunion erfolgt und wird eine ſolche<lb/> gewiß auch nicht mehr im Laufe des December ein-<lb/> treten. Eine neuerliche ſtillſchweigende Verlängerung der<lb/> Münzunion um ein Jahr iſt vorauszuſehen.</p> </div><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Export von getrocknetem Eiweiß (Ei-Albumin.)</hi> </head><lb/> <p>Mit öſterreichiſchen Erzeugern dieſes Artikels ſucht eine<lb/> amerikaniſche Firma in Verbindung zu treten. Intereſſenten<lb/> erhalten Auskunft bei der niederöſterreichiſchen Handels- und<lb/> Gewerbekammer in Wien, 1. 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Fortſetzung.)</ref> </note> <p> <hi rendition="#et">(Nachdruck verboten.)</hi> </p><lb/> <div type="jArticle" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die Dame mit dem Todtenkopf.</hi> </head><lb/> <byline>Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. <hi rendition="#g">Dedenrot.</hi> </byline><lb/> <p>„Ich würde es für ſehr thöricht halten,“ ant-<lb/> wortete er, „wenn Sie die Mittel zurückwieſen, die<lb/> Ihnen ſehr zu Statten kommen, beſonders, da der<lb/> Geber Ihnen die Annahme dadurch erleichtert, daß er<lb/> anonym bleibt. Im Beſitz einer ſolchen Rente können<lb/> Sie zur Diplomatie übertreten und bald in die Lage<lb/> kommen, Ihre Schuld, wenn Sie wollen, abzutragen.<lb/> Sie würden ſich gegen ſich ſelber verſündigen, wenn<lb/> Sie ſolche Hilfe aus kleinlichen Bedenken ablehnten,<lb/> ich, Ihr Vorgeſetzter, billige die Annahme. Ich hätte<lb/> vielleicht in nächſter Zeit einen Auftrag für Sie, bei<lb/> dem Sie Ihre diplomatiſche Befähigung erproben<lb/> können.“</p><lb/> <p>Das Antlitz Georgs ſtrahlte. Die Ausſicht, welche<lb/> ihm der Fürſt eröffnete, war nicht nur verlockend, ſie<lb/> documentirte nicht nur eine Wohlwollen, welches nach<lb/> der Meinung Georgs darauf beruhen mußte, daß der<lb/> Fürſt ihn jetzt beſſer beurtheile und ihm ſein volles<lb/> Vertrauen zugewandt, ſie gab auch Trota die<lb/> Hoffnung, eine Stellung in der Geſellſchaft zu ge-<lb/> winnen, welche es ihm erlaubte, der ſchönen Polin zu<lb/> nahen, deren dunkles Auge ſein Herz in Flammen<lb/> geſetzt.</p><lb/> <cb/> <p>Der Fürſt hatte Recht, es hieße den wohl-<lb/> meinenden Geber kränken, eine auf ſo annehmbare Art<lb/> gebotene Unterſtützung zurückzuweiſen, er konnte nicht<lb/> beſſer danken, als wenn er das Geld als ein Dar-<lb/> lehen anſah, welches ihm die Mittel bot, Carrière zu<lb/> machen, daß er zurückzahlte, ſobald er dazu in die<lb/> Lage gekommen.</p><lb/> <p>Der Fürſt lächelte, als er ſah, daß Georg ſich<lb/> überreden ließ; das Lächeln hatte aber nichts Offenes,<lb/> Warmes, es lag verſteckter Argwohn darin und dieſen<lb/> äußerte er, als Tſchoppe wieder bei ihm Vortrag hielt.<lb/> „Der Herr v. Trota iſt in jedem Falle ein Menſch,“<lb/> ſagte er, „den man im Auge behalten muß, ſei es, um<lb/> ihn zu verwerthen, oder weil er äußerſt gefährlich iſt.<lb/> Iſt der Mann ein Tugendheld, wie er ſich<lb/> den Anſchein gibt, ſo hat er beiſpielloſes Glück,<lb/> die Frauen haben ihn gern und er iſt wie<lb/> ein offenes Buch, aus dem man die Geheimniſſe<lb/> herausleſen kann, ſobald man ſein Vertrauen beſitzt<lb/> und ihn geſchickt zu benutzen verſteht. Im anderen Falle<lb/> iſt es der verſchlagenſte Menſch mit der frömmſten<lb/> Maske, denn er erklärte mir ſeinen Entſchluß, die bis-<lb/> herige ärmlichſte Exiſtenz hier weiterzuführen, nur weil<lb/> er entdeckt, daß ich errathen, von wem er eine Unter-<lb/> Unterſtützung erhält. Ich geſtehe, es wurde mir etwas<lb/> verdächtig, daß er ſich ſo hartnäckig dagegen verwahrt,<lb/> das Herz der Gräfin T. erobert zu haben.“</p><lb/> <cb/> <p>„Durchlaucht,“ verſetzte Tſchoppe, „ich fürchte, daß<lb/> ich Ihren Argwohn bekräftigen muß. Es iſt zweifellos,<lb/> daß die Gräfin T., ſobald ſie verſchleiert iſt, einen<lb/> verführeriſchen Eindruck macht; alle Erklärungen<lb/> der Aerzte können den Verdacht nicht ganz erſticken,<lb/> daß ſie nur eine ſehr kunſtvolle Maske trägt, mit<lb/> deren Hilfe ſie unerkannt bleibt, abſchreckt, Aufſehen<lb/> und Neugierde erregt, wo ſie das will, um andere<lb/> Zwecke zu verfolgen. Ich verſtehe es ſonſt nicht, wie<lb/> ihr überhaupt durch eine Operation geholfen werden<lb/> könnte, und das iſt doch der Vorwand ihrer Reiſen in<lb/> die Hauptſtädte Europas. Sie hat in ihrem Gefolge<lb/> einen Secretär, der in ſeinem Paſſe als Leibeigener der<lb/> Gräfin bezeichnet iſt. Ich weiß es ſehr wohl,<lb/> daß viele ruſſiſche Große einzelnen ihrer Leib-<lb/> eigenen die Erziehung haben angedeihen laſſen,<lb/> um Kaufleute, Aerzte u. ſ. w. zu werden, aber es iſt<lb/> beobachtet worden, daß dieſer Herr Murskoff in<lb/> einem Verhältniß zu der Gräfin ſteht und einen Ein-<lb/> fluß auf ihre Entſchließungen übt, der nur dadurch zu<lb/> erklären iſt, daß Beide ein Geheimniß theilen, welches<lb/> die Gräfin abhängig von ihrem Leibeigenen macht.</p><lb/> <p>„Vielleicht dar Geheimniß der Maske — oder iſt<lb/> er gar am Ende ihr Liebhaber?“ fragte der Fürſt.</p><lb/> <p> <ref> <hi rendition="#c">(Fortſetzung folgt.)</hi> </ref> </p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> <back> <div type="imprint"> <p>Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.</p><lb/> </div> </back> </text> </TEI> [10/0010]
Wien, Mittwoch Reichspoſt 14. December 1898 284
— Das große „Kaiſer-Jubiläums-Rundgemälde“
in der Ausſtellungsſtraße in Prater, wurde geſtern Nach-
mittags von zahlreichen Gemeinderäthen der Stadt Wien
unter Führung des Herrn Vicebürgermeiſters Strobach
beſichtigt. Die Herren äußerten ſich mit rückhaltsloſer Aner-
kennung über das großartige, hiſtoriſche Kunſtwerk, ſowie
über die hochintereſſanten Dioramen-Bilder und ſpendeten
auch der guten Beleuchtung und Beheizung des Hauſes
ihren Beifall. Die Beſichtigung hat im Ganzen etwa eine
Stunde in Anſpruch genommen.
Volkswirthſchaftlicher Theil.
Die Regierung und der Raubzug der
Prager Eiſen-Induſtrie-Geſellſchaft.
Wir haben geſtern an leitender Stelle die Vor-
gänge bei der Prager Eiſen-Induſtrie-
Geſellſchaft beleuchtet und das Einſchreiten der
Regierung gegen die Arrangeure dieſes neueſten Raub-
zuges gefordert. Die Regierung hat ſich auch ſchon
gemeldet und läßt ihren Standpunkt in dieſer Ange-
legenheit durch die „Wiener Abendpoſt“ bekanntgeben.
Das officielle Communiqué führt eine ſehr ſcharfe, un-
zweideutige, drohende Sprache gegen die Börſentechniker
der Witgenſteingruppe, die ein „Börſenmanöver in
einem bei uns glücklicher Weiſe noch nicht vorge-
kommenen Style“ in Scene geſetzt haben.
Das Communiqué droht weiters mit der Ent-
ziehung der Côte und deutet an, daß die rückſichtsloſe
und mißbräuchliche Ausnützung des Zollſchutzes durch
die Prager Eiſeninduſtrie leicht zur Aufräumung des
Eiſenſchutzzolles führen könnte. Das officiöſe Commu-
niqué hat folgenden Wortlaut:
„Es darf mit Genugthuung conſtatirt werden,
daß der Beſchluß des Verwaltungsrathes
der Prager Eiſeninduſtrie-Geſellſchaft
wegen Ausſchüttung der ſogenannten Special-
reſerve in der Publiciſtik eine ziemlich
einſtimmige Verurtheilung erfahren hat.
Die Ueberzeugung, daß es ſich hier um ein Börſen-
manöver in einem bei uns glücklicher-
weiſebisher noch nicht vorgekommenen
Style handelt, iſt eine allgemeine. Dagegen iſt die Frage
bisher nahezu unbeachtet geblieben, ob der Vorgang des
Verwaltungsrathes nicht noch von einem anderen Stand-
punkte anfechtbar iſt als von dem der geſchäftlichen Decenz
Es muß nämlich vor Allem die Frage aufgeworfen werden,
ob eine im Wege einer außerordentlichen Generalverſammlung
ſtattfindende Reſervenausſchüttung, die keine unter den
geſetzlichen Cautelen erfolgende Capitalsrückzahlung iſt, ſich
als ſtatutenmäßig zuläßig darſtellt.
Mit Rückſicht auf dieſe Seite der Angelegenheit ergibt
ſich die Möglichkeit einer Ingerenz des
Staates vom Standpunkte des Aufſichtsrechtes des-
ſelben von ſelbſt, wenn man auch davon abſehen will,
daß bei Vorfällen, wie es der in Rede ſtehende iſt, im
Hinblicke auf die dem Effectenmarkte drohenden Gefahren
eigentlich auch das Verfügungsrecht des Staates bezüglich
des Fortbeſtandes der Cote als engagirt
angeſehen werden dürfte.
Wir ſind ermächtigt, zu erklären,
daß die Regierung der ganzen Angele-
genheit ihre vollſte Aufmerkſamkeit
zuwendet und ſich die Stellungnahme für
einen geeigneten Zeitpunkt vorbehält.
Es könnten übrigens die Entſchließungen der Re-
gierung noch von der Erwägung beeinflußt werden, daß
die ſo außerordentlich häufigen und ſchweren
Klagen über die rückſichtsloſe Aus-
nützung eines der heimiſchen Induſtrie
im allgemein volkswirthſchaftlichen Intereſſe gewährten
Zollſchutzes gerade die Prager Eiſeninduſtrie-Geſell-
ſchaft recht ſehr angehen.“
Die Erklärung der Regierung muß mit
Genugthuung begrüßt werden. Etwas verſpätet,
aber noch immer nicht zu ſpät, gebietet die Regierung
den Umtrieben der Wittgenſteingruppe Einhalt. Dieſe
Kundgebung der Regierung läßt aber hoffen, daß ſie
der Frage der Cartellbildung und der Reform der
Actiengeſetzgebung ernſte Aufmerkſamkeit zuwenden
werde.
Lateiniſche Münzunion. Der „Pol. Corr.“ zu-
folge iſt bisher von keiner Seite eine Kündigung der
lateiniſchen Münzunion erfolgt und wird eine ſolche
gewiß auch nicht mehr im Laufe des December ein-
treten. Eine neuerliche ſtillſchweigende Verlängerung der
Münzunion um ein Jahr iſt vorauszuſehen.
Export von getrocknetem Eiweiß (Ei-Albumin.)
Mit öſterreichiſchen Erzeugern dieſes Artikels ſucht eine
amerikaniſche Firma in Verbindung zu treten. Intereſſenten
erhalten Auskunft bei der niederöſterreichiſchen Handels- und
Gewerbekammer in Wien, 1. Bezirk, Wipplingerſtraße 34,
1. Stock.
Frankirung von Geſchäftskatalogen, Preis-
verzeichniſſen u. dgl. Im Hinblicke auf den bevor-
ſtehenden Weihnachtsmarkt wird in Erinnerung gebracht,
daß, wie in Ungarn, auch in Oeſterreich, der Zeitungstarif
(Verſendung mittelſt Zeitungs-Francomarken) für periodiſche
Publicationen der Geſchäftswelt (Kataloge, Preisverzeichniſſe
u. ä.) ausdrücklich zugeſtanden iſt; nur müſſen dieſe Druck-
ſachen in regelmäßigen Zeiträumen erſcheinen und das Ge-
präge einer periodiſchen Druckſchrift haben (entſprechende
Bezeichnung, Angabe der Erſcheinungstermine u. dgl.). Die
für die Austragung von Zeitungen an Abonnenten im
Stadtverkehre normirte Zuſtellungsgebühr von einem halben
Kreuzer gilt für derlei Sendungen nicht.
Amtliche Curſe der Börſe für landwirthſchaftliche
Producte in Wien.
Wien, 12. December.
Weizen, per 100 Kilo (alter): Theiß, 76—81 Kilo
76 —.— bis fl. —.— Weizen (neuer): Theiß
fl.—80 Kilo zu fl. 10.30 bis fl. 11.—; Banater 74—79
Kilo zu fl. 9.70 bis fl. 10.65; Südbahn 76—80 Kilo zu
fl. 9.90 bis 10.60; Marchfelder, 77—79 Kilo zu fl. 9.95
bis fl. 10.35. Schlußcurſe: Uſancewaare per Mai-Juni
fl. —.— bis —.—; per Herbſt fl. —.— bis —.—; per
Frühjahr 1899 fl. 9.56 bis 9.57. — Roggen per 100
Kilo: Slovakiſcher, 71—74 Kilo zu fl. 8.60 bis 8.80,
Peſterboden 75—78 Kilo zu fl. —.— bis —.—,
Südbahn, 71—74 Kilo zu fl. —.— bis —.—; diverſer
ungariſcher, 70—74 Kilo zu fl. 8.45 bis fl. 8.65.
öſterreichiſcher 71—74 Kilo zu fl. 8.45 bis fl. 8.65.
Schlußcurſe: Uſancewaare per Mai-Juni von fl. —.—
bis fl. —.—; per Herbſt fl. —.— bis fl. —.—,
per Frühjahr 1899 fl 8.35 bis fl. 8.36. —
Gerſte, per 100 Kilogramm: Mähriſche zu
fl. 8.— bis 9.25; Slovakiſche zu fl. —.— bis —.—;
Südbahn zu fl. —.— bis fl. —.—; Nordungariſche zu
fl. —.— bis fl. —.—.; öſterreichiſche (neue) fl. 7.— bis
fl. 8.25, Brennergerſte (neue) 6.25 bis fl. 6.80, Futter-
gerſte zu fl. —.— bis fl. —.— — Mais, per 100 Kilo:
Ungariſcher, alter zu fl. —.— bis fl. —.—; ungariſcher
neuer, zu fl. 4.85 bis fl. 4.95; Cinquantin, neuer zu
—.— fl. bis fl. —.— — Uſancewaare per Dec.-Jänner
zu fl. —.— bis fl. —.—. — Hafer, per 100 Kilo.
Ungariſcher (neuer) prima zu fl. 6.45 bis fl. 6.65. —
Reps per 100 Kilo: Rübſen (neuer) zu fl. 11.75 bis
fl. 12.25. — Malz, per 100 Kilogramm: prima zu
fl. 12.50 bis fl. 13.50, ſecunda zu fl. 11.— bis fl. 12.—
Hopfen, per 50 Kilo: Saazer Stadthopfen zu fl. 120.—
bis fl. 135.—, Bezirkshopfen (hallirt) zu fl. 120.— bis
fl. 135.—, Kreishopfen (hallirt) zu fl. 115.— bis fl. 130.—,
Auſchaer Rothhopfen (hallirt) zu fl. 100.— bis fl. 120.—,
Daubaer Grünhopfen zu fl. 80.— bis fl. 92.—. —
— Mehl, per 100 Kilogramm: Weizenmehl
alte Type: Nr. 0 zu fl. 18.50 bis fl. 19.50, Nr. 1 zu
fl. 17.80 bis fl. 18.30, Nr. 2 zu fl. 17.40 bis fl. 17.80,
Nr. 3 zu fl. 17.20 bis fl. 17.50, Nr. 8 zu fl. —.— bis
fl. —.—, Nr. 8¼ zu fl. —.— bis fl. —.—, Nr. 8¾ zu
fl. 10.30 bis fl. 11.—, Nr. 9 zu fl. 8.50 bis fl. 9.—
_
(32. Fortſetzung.) (Nachdruck verboten.)
Die Dame mit dem Todtenkopf.
Hiſtoriſcher Roman von E. H. v. Dedenrot.
„Ich würde es für ſehr thöricht halten,“ ant-
wortete er, „wenn Sie die Mittel zurückwieſen, die
Ihnen ſehr zu Statten kommen, beſonders, da der
Geber Ihnen die Annahme dadurch erleichtert, daß er
anonym bleibt. Im Beſitz einer ſolchen Rente können
Sie zur Diplomatie übertreten und bald in die Lage
kommen, Ihre Schuld, wenn Sie wollen, abzutragen.
Sie würden ſich gegen ſich ſelber verſündigen, wenn
Sie ſolche Hilfe aus kleinlichen Bedenken ablehnten,
ich, Ihr Vorgeſetzter, billige die Annahme. Ich hätte
vielleicht in nächſter Zeit einen Auftrag für Sie, bei
dem Sie Ihre diplomatiſche Befähigung erproben
können.“
Das Antlitz Georgs ſtrahlte. Die Ausſicht, welche
ihm der Fürſt eröffnete, war nicht nur verlockend, ſie
documentirte nicht nur eine Wohlwollen, welches nach
der Meinung Georgs darauf beruhen mußte, daß der
Fürſt ihn jetzt beſſer beurtheile und ihm ſein volles
Vertrauen zugewandt, ſie gab auch Trota die
Hoffnung, eine Stellung in der Geſellſchaft zu ge-
winnen, welche es ihm erlaubte, der ſchönen Polin zu
nahen, deren dunkles Auge ſein Herz in Flammen
geſetzt.
Der Fürſt hatte Recht, es hieße den wohl-
meinenden Geber kränken, eine auf ſo annehmbare Art
gebotene Unterſtützung zurückzuweiſen, er konnte nicht
beſſer danken, als wenn er das Geld als ein Dar-
lehen anſah, welches ihm die Mittel bot, Carrière zu
machen, daß er zurückzahlte, ſobald er dazu in die
Lage gekommen.
Der Fürſt lächelte, als er ſah, daß Georg ſich
überreden ließ; das Lächeln hatte aber nichts Offenes,
Warmes, es lag verſteckter Argwohn darin und dieſen
äußerte er, als Tſchoppe wieder bei ihm Vortrag hielt.
„Der Herr v. Trota iſt in jedem Falle ein Menſch,“
ſagte er, „den man im Auge behalten muß, ſei es, um
ihn zu verwerthen, oder weil er äußerſt gefährlich iſt.
Iſt der Mann ein Tugendheld, wie er ſich
den Anſchein gibt, ſo hat er beiſpielloſes Glück,
die Frauen haben ihn gern und er iſt wie
ein offenes Buch, aus dem man die Geheimniſſe
herausleſen kann, ſobald man ſein Vertrauen beſitzt
und ihn geſchickt zu benutzen verſteht. Im anderen Falle
iſt es der verſchlagenſte Menſch mit der frömmſten
Maske, denn er erklärte mir ſeinen Entſchluß, die bis-
herige ärmlichſte Exiſtenz hier weiterzuführen, nur weil
er entdeckt, daß ich errathen, von wem er eine Unter-
Unterſtützung erhält. Ich geſtehe, es wurde mir etwas
verdächtig, daß er ſich ſo hartnäckig dagegen verwahrt,
das Herz der Gräfin T. erobert zu haben.“
„Durchlaucht,“ verſetzte Tſchoppe, „ich fürchte, daß
ich Ihren Argwohn bekräftigen muß. Es iſt zweifellos,
daß die Gräfin T., ſobald ſie verſchleiert iſt, einen
verführeriſchen Eindruck macht; alle Erklärungen
der Aerzte können den Verdacht nicht ganz erſticken,
daß ſie nur eine ſehr kunſtvolle Maske trägt, mit
deren Hilfe ſie unerkannt bleibt, abſchreckt, Aufſehen
und Neugierde erregt, wo ſie das will, um andere
Zwecke zu verfolgen. Ich verſtehe es ſonſt nicht, wie
ihr überhaupt durch eine Operation geholfen werden
könnte, und das iſt doch der Vorwand ihrer Reiſen in
die Hauptſtädte Europas. Sie hat in ihrem Gefolge
einen Secretär, der in ſeinem Paſſe als Leibeigener der
Gräfin bezeichnet iſt. Ich weiß es ſehr wohl,
daß viele ruſſiſche Große einzelnen ihrer Leib-
eigenen die Erziehung haben angedeihen laſſen,
um Kaufleute, Aerzte u. ſ. w. zu werden, aber es iſt
beobachtet worden, daß dieſer Herr Murskoff in
einem Verhältniß zu der Gräfin ſteht und einen Ein-
fluß auf ihre Entſchließungen übt, der nur dadurch zu
erklären iſt, daß Beide ein Geheimniß theilen, welches
die Gräfin abhängig von ihrem Leibeigenen macht.
„Vielleicht dar Geheimniß der Maske — oder iſt
er gar am Ende ihr Liebhaber?“ fragte der Fürſt.
(Fortſetzung folgt.)
Druck, Herausgabe und Verlag Ambr. Opitz, Wien. — Verantwortlicher Redacteur Hermann Hikiſch, Wien.
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